Rundschreiben Nr. 9

Vorwort:

Dieses Rundschreiben ist ausschließlich der Schilderung eines typischen Satsangs (spirituelle Versammlung) im Sawan Ashram in Delhi unter der Leitung Seiner Heiligkeit, Sant Satguru Kirpal Singh, gewidmet. Die miterlebte Handlung, deren lebendige Beschreibung von einem englischen Initiierten des Meisters stammt, der jetzt in Süd-Afrika lebt, fand während des ersten Jahres statt, in welchem der gegenwärtig lebende Meister seine weltweite Mission in der allgemeinen Öffentlichkeit auszuüben begann. Dasselbe Bild wiederholt sich heute regelmäßig, nur mit dem Unterschied, daß sich die teilnehmende Menge nun auf über 25000 beziffern dürfte. Das hier so gut geschilderte ehrfurchtgebietende und unvergeßliche Ereignis ist das gleiche das jeder Besucher - ob initiiert oder nicht - miterleben kann, wenn er den Sawan
Ashram besucht, wo alle willkommen sind, ungeachtet der Rasse, des Glaubens, des Besitzes oder gesellschaftlicher Stellung.

Im zweiten Teil dieses Rundschreibens berichtet der Schüler des Meister vom Tag der Initiation, dem bedeutsamsten und ergreifendsten Erlebnis eines Wahrheitssuchers, dem das Glück zuteil ward, auf den heiligen Pfad gestellt zu werden. Er beschreibt getreulich die verschiedenen Begebenheiten, die sich vor seinen Augen abspielten, er nimmt die Gefühle wahr, mit denen die Atmosphäre geladen ist und enthüllt erstmalig einige der innersten Phasen des Initiations-Vorgangs.

Ich bin sicher, daß die Initiierten des Meisters in der westlichen Hemisphäre gern einem vom Meister geleiteten Satsang beiwohnen möchten, am dessen erhebenden Impuls mitzuempfinden. Sie würden glücklich sein, andere liebe Seelen zu sehen, die den Wunsch haben, den Blick nach innen zu lenken - die Verwandten, Freunde und andere, die uns teuer sind und zu denen wir über den Großen Meister gesprochen haben, wie auch die allgemeine Öffentlichkeit, die solchen Satsangs beiwohnt und Nutzen daraus zieht.

Doch seid guten Mutes, meine lieben Brüder und Schwestern, denn diese unsere tiefe Sehnsucht kann sich im Frühjahr kommenden Jahres erfüllen, wenn nicht früher, so wir ernsthaft darum beten. Denn ich glaube -zuversichtlich, daß unser geliebter Meister auf unser Sehnen hören wird.

Laßt uns deshalb wach sein und mit unseren bescheidenen Kräften, zu denen jeder auf seine Weise für diesen hohen und edlen Zweck beitragen kann, unser Programm mit den notwendigen Mitteln aufstellen, um des Meisters nächste Reise so nützlich und angenehm zu gestalten, wie es uns möglich ist.

Ich weiß, daß Ihr ihn liebt und achtet, deshalb laßt uns alle in liebevoller Zusammenarbeit wirken, um alle Dinge freundlich und leichter zu gestalten. Laßt uns alle vereint beten, damit er uns mit einem zweiten Besuch beehrt. Ebenso laßt uns gleicherweise vereint arbeiten um sein Werk der ganzen Menschheit zu helfen - zu fördern.

Ich liebe und achte den Meister herzlich, wie Ihr alle es tut und keine Worte können mein tiefes Gefühl und mein Verlangen nach ihm beschreiben. Gleicherweise empfinde ich Liebe und Achtung für alle ihm Ergebenen und für die ganze Menschheit. 

T.S. Khanna 
Washington
(Repräsentant des Meisters)

 

Satsang in Sabzimandi (von einem englischen Initiierten)

Es war am zweiten Tag des Monats April, und schon um 7 Uhr früh versprach das Wetter eine Steigerung der Temperatur, noch bevor die Sonne sehr hoch stehen würde. In Sabzimandi, am Stadtrand von Delhi, hatten sich im schützenden Schatten eines großen Leinwand - Zeltdaches eine Menge Menschen versammelt. Da waren Alte und Junge, Arme, und Reiche, Einfachdenkende und Intellektuelle. Alle saßen sie zusammen mit gekreuzten Beinen auf Sackleinen und Matten, die unter dem Zeltdach ausgebreitet waren. Mohammedaner und Hindus, Sikhs und Christen saßen Ellbogen an Ellbogen und Knie an Knie, ohne Unterscheidung der Kaste oder des, Glaubens, Keine Haßgefühle, kein Übelwollen oder gar Feindschaft konnte man bei dieser bunt zusammengewürfelten Menge, die man in dieser Art und Zusammensetzung heute wohl kaum irgendwo sonst auf der Welt findet, wahrnehmen. Sicherlich würde es schwer sein, eine Versammlung von ungefähr 5000 Menschen von so abweichenden und unterschiedlichen religiösen Glaubensrichtungen, Kasten und Verbindungen zu finden, die soviel Toleranz gegeneinander übt, wie diese Männer und Frauen hier es tun.

Offensichtlich sollte etwas Großes geschehen. Etwas von allgemeiner Bedeutung; zumindest aber etwas, das von ausreichendem Interesse für diese ergebenen Menschen war, von denen viele nach langer und mühsamer Reise ihre Plätze bereits in der Nacht vorher eingenommen hatten. Sie ersehnten gleichsam für ihre Geduld und Ausdauer eine Belohnung. Ich brauchte nicht lange auf Antwort zu warten, denn in der Tat war mir diese bereits bekannt. Wo ich stand, konnte ich ein weites farbenprächtiges Meer überschauen. Die vielfarbigen Turbane der bärtigen Sikhs und gelehrten Pandits, die schneeweißen Turbane der älteren Herren, die bunten Kleider der einfachen Bauern und die schönen, weichen Farben der Schleier, die von den modernen Frauen getragen wurden, alles das war dazu angetan, ein Bild lebhafter Farbenpracht hervorzubringen, das wiederzugeben nur ein Künstler imstande wäre.

Bald, verursachte eineA3e w4gung an der einen Seite der. Menge die Menschen, sich umzudrehen und ihre Köpfe nach jener Richtung zu wenden. Die Gesichter leuchten erwartungsvoll auf. Ein Murmeln entschlüpfte ihren Lippen: "Der Meister kommt. " Die Hände vor der Brust zum üblichen Gruß zusammengelegt, erhoben sich Tausende von Menschen.

Eine weißgekleidete Gestalt mit weißem Turban und mit einem grau-weißen Bart war erschienen, umgeben von einer kleinen Schar aufgeregter Leute. Der Grund für diese riesige Versammlung wurde auf einmal, auch jenen klar, die vielleicht nur aus Neugierde dorthin gekommen waren. Meister Kirpal Singh, Nachfolger des Meisters Baba Sawan Singh und spiritueller Führer einer großen Gemeinschaft von Satsangis, die dem Surat Shabd Yoga ergeben sind, war gekommen, um, zu den Versammelten zu sprechen. Eine Anzahl weniger disziplinierter Anhänger des Meisters warf sich vor ihm auf die Erde und hielt seine Füße und Kleider fest oder versuchte auf verschiedene Art und Weise ihre Ergebenheit zu bekunden. Der Meister liebt das nicht, doch obwohl er sie wiederholt bittet, sich nicht so zu benehmen, werden sie immer wieder durch das Übermaß ihrer Liebe zu ihm fortgerissen.

Am jenseitigen Ende unter dem Zeltdach stand ein erhöhtes Podium, das mit einem schneeweißen Leintuch bedeckt war. Der Meister nahm diesen erhöhten Sitz mit gekreuzten Beinen ein, nachdem er sich mit einiger Schwierigkeit aus den Händen der erregten Menge befreit hatte. Zu seiner Linken saß Pratap Singh, der Musikmeister, der damit begann, Verse aus dem Granth Sahib vorzutragen, der heiligen Schrift der Sikh-Religion. Er hatte eine sehr schöne und anziehende Stimme, und die Wiedergabe der religiösen Verse entrang vielen aus dieser schweigenden Versammlung tiefe Seufzer.

Der Meister ging jeden Vers genau durch und interpretierte und kommentierte ihn auf seine Weise und fähige Art. Es war kein Vortrag, den ex hielt, vielmehr fand ein Gespräch von Herz zu Herzen statt, das von Jung und Alt, vom Intellektuellen und vom einfach denkenden Mann gleicherweise verstanden wurde, das aber dennoch die tiefsten religiösen und philosophischen Begriffe in sich barg.

Der Meister hatte mich freundlicherweise mit einem Dolmetscher versehen, der zugleich einer seiner eifrigsten Schüler war. Seine kraftvolle und lebhafte Übersetzung der sanften und ohne Eile gesprochenen Worte des Meisters, verursachte häufig unwillige Blicke aus der Menge in unsere Richtung. Zuweilen kam es vor, daß seine eifrige Stimme sich hinziehend in der tiefen Stille, die einer besonders schönen Bemerkung des Meisters folgte, verlor. In diesen Augenblicken konnte ich das Wogen der Kraft empfinden, die auf die Zuhörerschaft ausgestrahlt wurde, und ich vermochte meinem Dolmetscher keinen Vorwurf zu machen. Bei diesen Gelegenheiten waren Worte überflüssig.

Hin und wieder blickte ich in die Runde und bemerkte, mit weich begeisterter Aufmerksamkeit die Menge auf jedes Wort lauschte. Einige nickten von Zeit zu Zeit zustimmend mit dein Kopf, einige weinten sogar, so sehr waren sie durch ihre Gefühlsregungen mitgerissen, während jeder Anwesende innere Erleuchtung ausdrückte, da die Weisheit des Meisters ihre Seelen direkt anrührte.

Der Vortrag dauerte drei Stunden, doch bin ich überzeugt, daß die Menschen ohne weiteres bereit gewesen wären, weitere drei Stunden mit gekreuzten Beinen auf dem harten Boden zu sitzen um dem Meister zuzuhören.

Um 4 Uhr sollte ein weiterer Vortrag gehalten werden, und obwohl sich der größte Teil der Menge in verschiedene Richtungen zerstreut hatte, war doch ein großer Teil entschlossen, dazubleiben, um in der Zwischenzeit das frugale Mahl einzunehmen, das sie sich mitgebracht hatten. Mein Dolmetscher übersetzte von Zeit zu Zeit Bruchstücke aus ihrer Unterhaltung. Sie waren alle sehr glücklich, und das Gespräch drehte sich um den Vortrag, den sie gehört hatten. Neu dazukommende erkundigten sich nach der Initiation und ihre Herzen waren erfüllt von Freude als man ihnen sagte, daß der Meister am folgenden Morgen jene, die den spirituellen Pfad betreten wollten, initiieren würde.

Dies mochte ein sehr wichtiger Anlaß für jedermann sein, weil es nicht allein der "Initiationstag“ war, sondern zugleich der Gedenktag des Hinscheidens eines großen Heiligen. Meister Baba Sawan Singh, der geliebte Guru Tausender von Satsangis, hatte seinen verehrungswürdige Körper an diesem Tag vor 4 Jahren (1948) verlassen, und Meister Kirpal Singh, der sein einziger kompetenter spiritueller Nachfolger ist, war im Begriff, aus diesem Anlaß eine Ansprache zu seinem Gedenken zu halten. Nach dieser Rede sollten die Leute eingeladen werden, die Initiation zu erhalten. Kein Wunder, daß sich ein Stimmengewirr erhob und die Gesichter glänzten, und daß kleine Gruppen von Menschen religiöse Lieder sangen.

Eine ganze Nacht hindurch war der beschäftigt gewesen, in seinem kleinen Häuschen Besucher aus nah und lern zu empfangen, während seine ergebene Schülerin und Wirtschafterin Madame Hardevi, unaufhörlich um die leiblichen Bedürfnisse dieser Menschen besorgt war. Im Verlaufe des Abends und des frühen Morgens hatte sie über tausend hungrige Menschen gespeist; andere bereitwillige Helfer hatten auf einem freien Platz neben dem Häuschen einige Zelte aufgeschlagen, um denjenigen Obdach zu geben, denen es nicht gelungen war, eine Unterkunft zu finden, die aber den Wunsch hatten, diese beiden Tage zu bleiben.

Bald es vier Uhr und die Menge war seit dein Morgen beträchtlich angewachsen. Sturmwolken hatten sich zusammengezogen und die Hitze war zum Ersticken und beinahe unerträglich. Die Frauen wedelten den Fächern; es war sehr heiß unter dem riesigen Zeltdach. Der Meister war noch nicht eingetroffen, aber Mr. Chet Ram, Schüler, des Meisters Baba Sawan Singh, hielt eine kurze Rede, in der er erklärte, woran eine große Seele zu erkennen sei ... sie sollte fähig sein, uns Licht zu geben und die Finsternis, die vor unseren Augen wegzunehmen sie sollte die Güte selbst sein ... vor allem aber sollte sie praktisches Wissen und Erfahrung der Gott - Verwirklichungen haben.

Kurz darauf erschien der Meister und sprach wieder zur Menge. Die Hitze war vergessen; die Fächer senkten sich, und jeder war erneut von der Stimme des Meisters begeistert. Nach einer Weile fing es zu regnen an. Erst vereinzelte Tropfen, dann kam plötzlich ein starker Guß.

Das Zeltdach fing das Wasser eimerweise auf; es lief wie durch ein großes Sieb –auf die Menschen herab, die darunter waren. Da forderte sie der Meister auf, sich zu einer angrenzende Veranda zu begeben. Für einen kurzen Augenblick gab es ein Durcheinander, als es so herunter goß und alle der freundlichen Veranda zustürmten, wo sie
dann begannen Hymnen zu singen. Es war wunderbar, hier zu sitzen und den tausenden Stimmen zu lauschen, die ihre religiösen Lieder sangen. Es hatte eine beruhigende Wirkung auf mich und ich war wie weg getragen durch die Gefühle, die diese fremdartigen Laute, die ich nicht verstand, in mehr erweckten. Mein Freund versuchte die Gesänge zu übersetzen, aber ich winkte freundlich ab, und so saßen wir beide ruhig da und nahmen diese wundervolle Atmosphäre in uns auf.

Danach sang Madame Hardevi ein Lied, das Meister Kirpal Singh zum Lobpreis seines Meisters verfaßt hatte. Alle wurden ganz still, als sie das Lied begann. ihre starke, feste Stimme schwankte ein paarmal vor unterdrückter Bewegung und noch bevor sie zu Ende kommen konnte, blieb sie stecken und weinte, ohne sich dessen zu schämen. Sie war Meister Sawan Singh sehr ergeben, der eine vollkommene physische und spirituelle Wandlung ihres Lebens bewirkt hatte; auch in der Menge waren Männer und Frauen still und mitfühlend.

Für 7 Uhr war eine angesetzt und als es zu regnen auf hörte, wurde am jenseitigen Ende des Zeitdaches eine transportable Leinwand aufgestellt. Alle versammelten sich wieder unter dem Zelt und eifrig nach vorne. Aufgeregte Stimmen plauderten und summten in der kühlen Abendluft. Schließlich fing der kleine Projektor zu laufen an und aller wandten sich der Leinwand zu. Es war ein kurzer Farbfilm, der vor Meister Sawan Singh’s Weggang aufgenommen worden war und ihn zeigte, wie er an den verschiedene Handlungen bei einer Hochzeit in Wazirabad teilnahm .... wie er zu einer großen Versammlung sprach ..... wie er den Bräutigam bekränzte .... und wie er sich zwischen den vielen Menschen, die bei dieser Feier zugegen waren, bewegte.

In der Erregung riefen einige Stimmen eine Begrüßung dazwischen. Die Menschen beugten ihre Köpfe in Ehrfurcht und Verehrung und alle reckten die Hälse um einen Blick dieses großen Meisters zu erhaschen. Ich befand mich im Hintergrund der Menge und obwohl ich größer bin als der Durchschnittsinder auf den Zehenspitzen stand, konnte ich nur gelegentliche Blicke auf den weißgekleideten, weißbärtigen, heiligen Mann werfen, der sich mit solcher Würde bewegte und dennoch mit einem solch freundlichen Gesichtsausdruck und einem Zwinkern in seinen Augen. Sein langer, weißer Bart glänzte gleich einem Heiligenschein und der fleckenlos weiße Turban, den er trug, sah aus wie eine Lichterkrone auf seinem Kopf. Er bewegte sich mit einer ungeheuren Anmut und Leichtigkeit für einen älteren Menschen und immer war diese strahlende Licht in seinen Augen und der gütige Ausdruck in seinem Gesicht.

Dann wurde mein Blick wieder versperrt durch sich bewegende Köpfe, und der Film ging unter den zahlreichen Seufzern aller zu Ende – Ein vollkommener Tag neigte sich seinem Ende entgegen. Glücklich und vor sich hinsummend begannen sich die Leute heimwärts zu bewegen. Eine Menge umringte den Meister, als er vergebens versuchte, sich einen Weg nach der Stelle zu bahnen, wo ein kleiner Wagen wartete, um ihn zu seinem Heim zu bringen. Mit großer Mühe gelang es ihm endlich das Auto zu erreichen. Doch es wurde gleich wieder von allen Seiten von den aufgeregten Satsangis belagert. Es dauerte eine lange Zeit, bevor sie sich trennten und es ihm ermöglichten, ihrer überwältigenden Freude und Begeisterung zu entrinnen.

Auch ich brachte es schließlich fertig, mich durch diese drängende wogende Menschenmasse hindurchzukämpfen und mich auf den freien Sitz eines Jeeps zu setzen, der einigen unserer Freunde gehörte. Nach endlosem Gestikulieren gelang es uns, einen Weg durch diese Menschenmenge zu bahnen und bald brauste der unter der Last von mehr als 15 Personen stöhnende Jeep los auf in die Nach hinein. Keiner sprach ein Wort, aber alle waren noch beseligt durch diese Ereignisse dieses sehr denkwürdigen Tages. Und als sich die Menge zerstreute, schlug manches Herz höher vor Aufregung bei dem Gedanken an den Morgen, an welchem sie das wunderbare Gotteslicht wirklich sehen und erleben sollten, von dem der Meister gesprochen hatte.

 

Initationstag

Der Meister legt immer Nachdruck auf die Notwendigkeit eines lebenden Guru, eines spirituellen Lehrers, der als Bindeglied zwischen Gott und der ernsthaft nach Erlösung suchenden Seele dient. Heilige Bücher und religiöse Schriften sind nur Berichte über die Erfahrungen großer Seelen, die vor uns gegangen sind, und obwohl sie für uns immer eine Quelle der Inspiration sind, mit ihren schönen ethischen und spirituellen Botschaften, reichen sie doch nicht aus um uns wahre Erleuchtung zu geben. Diese kann erst dann kommen, wenn wir Verbindung mit einem wahren Meister haben, der gleich den großen Seelen in diesen Büchern das Gottesbewußtsein selbst erlangt hat und der umgekehrt uns befähigen kann, den gleichen spirituellen Zustand zu erfahren.

Um die Initiation von einem solchen kompetenten Meister zu erhalten, hatte sich unter dem Zeltdach, das im eines Satsangi errichtet worden war, eine Anzahl Menschen versammelt. Viele waren dieser Gelegenheit wegen, die der ersten Woche eines jeden geboten wird, aus großer Entfernung gekommen. Es waren Männer und Frauen aller Altersklassen und aus verschiedenen Kasten und Glaubensrichtungen da. Der Meister ging zwischen jenen, die unter dem Zeltdach aßen, umher und stellte von Zeit zu Zeit einige Fragen, um sich davon zu überzeugen, daß sie wirklich den Wunsch hatten, initiiert zu werden.

Oft schickte er bei solchen Gelegenheiten Menschen weg, von denen er wußte, daß sie noch nicht bereit waren, die Initiation zu empfangen. Er riet ihnen, für einige Zeit die wöchentlichen Satsangs zu besuchen, damit all ihre Zweifel beseitigt würden und sie ganz klar erkannten, was von ihnen verlangt wird, bevor sie den Pfad betreten. In seiner weisen Art prüft er jeden und sondert diejenigen aus, die noch nicht reif genug für die Initiation waren. Das bedeutet indessen nicht, daß der Meister jenen aufrichtigen Suchern, die kommen, um sich von ihm führen zu lassen, die Initiation versagt. Welche Entscheidung er auch immer treffen mag, so liegt sie stets in ihrem eigenen Interesse, und wenn sich zu einem späteren Zeitpunkt die Umstände - über die der Meister voll im Bilde ist - gewandelt oder gebessert haben, werden sie die
Initiation erhalten.

Bei der jetzigen Gelegenheit wurden annähernd 100 Männer und Frauen angenommen, die zusammen mit einer Anzahl Satsangis zur Meditation saßen, welche, obgleich sie schon vor einiger Zeit den Pfad betreten hatten, den Wunsch äußerten, wieder in Gegenwart des Meisters zu meditieren. Dies ist ein wunderbares Privileg und ein Vorteil, weil es viel leichter ist, in seiner Gegenwart zu meditieren und weil solche Anlässe immer ein starkes Ausströmen der Kraft des gegenwärtig lebenden Meisters, wie auch des früheren Meisters Hazoor Baba Sawan Singh auf diejenigen zur Folge hat, die in der Nähe sind.

Nachdem der Meister dann zu jedem Einzelnen gesprochen hatte, ging er dazu über, zu erklären, was die Initiation wirklich bedeutet. Alle Anwesenden sollten eine spirituelle Erfahrung erhalten, die sie fest auf den Pfad Gottes stellt und danach läge es an jedem Einzelnen, durch tägliches , Ausüben der Meditation, für die der Meister die nötigen Anweisungen gibt, fortzuschreiten. Der notwendige ethische Hintergrund muß natürlich aufrecht erhalten werden und die Aspiranten wurden aufgefordert, die spirituellen Vorträge zu besuchen und sich mit Satsangis oder anderen gleichgestimmten religiös Ergebenen zusammen zu tun um stark zu werden, bevor sie es unternehmen, in die Welt mit all ihren Übeln zurückzugehen. Der Meister betonte die Notwendigkeit seinen Weisungen unbedingt Folge zu leisten und regelmäßig Meditation zu üben, wenn sie die spirituelle Höhe halten wollten, auf welcher sie gegenwärtig, unterstützt von NAAM (das Wort) oder die Kraft, die durch ihn wirkt, seien. Sie würden das Zurückziehen der Seele vom Körper erfahren und ein für allemal positiv und nachdrücklich, außer Frage und Zweifel, die Vergänglichkeit des Fleisches und die Unsterblichkeit sowie den göttlichen Ursprung der Seele erkennen. Diese Erfahrung würde auch den skeptischsten unter den Aspiranten überzeugen und von da an würde ständige Praktik dazu führen, Stufe um Stufe andere spirituelle Bereiche zu Überschreiten.

Danach folgte der Vorgang im einzelnen und die tatsächliche Erfahrung für alle, die gemäß dem spirituellen Hintergrund jedes Aspiranten variiert. 

So hörten alle Beteiligten die wunderbaren inneren Weisen, während sie meditierten, und sie waren äußerst und zufrieden als sie zu des Meisters Füßen saßen und ihm ihre Erfahrung berichteten. Sie hatten einen wahren lebenden Meister gefunden, der sein Wort wahrgemacht hatte, und jedem von ihnen eine praktische Erfahrung vom Zurückziehen der Seele gegeben hatte. Nun besaßen sie, über jeden Zweifel erhaben, etwas Positives, etwas, das kostbarer ist als aller Reichtum der Welt. Denn diese Menschen brauchten nun nicht mehr umherzuwandern auf der Suche nach Gott; sie hatten ihre Füße fest auf den Pfad besetzt, der zu Ihm fährt, und jeder von ihnen dankte dem Meister schweigend für seine Gnade und großherzige Güte.

 

Gründer Sant Kirpal Singh Ji
Internat. Hauptzentrum Sawan Ashram Gur Mandi Delhi 7, Indien
Hauptzentrum für Mitteleuropa Frau B.M.Fitting Luisenstraße 133 D 5300 Bonn 1

Rundschreiben Nr. 11

12. Juni 1959

Der Meister ist immer erfreut, wenn Er von Seinen Kindern Nachricht erhält. Er will gerne von ihrem Wahl und Weh hören und ihnen Seine Ratschläge und Erklärungen zukommen lassen. Es wurde jedoch festgestellt, daß durch die anwachsende Zahl von weiteren Lieben - was an sich ein gutes Zeichen und eine glückliche Sache ist - die Korrespondenz sehr stark an Umfang zunimmt. Alle Korrespondenz muß individuell bearbeitet und durch direktes Diktat erledigt werden oder durch den Meister gebilligt sein. Es ist in zunehmendem Maße eine große Beanspruchung der Zeit, die dem Meister physisch zur Verfügung steht.

Vor einigen Jahren wurde den Initiierten eingeprägt, den Bericht über ihren Fortschritt auf der, Pfad jeden zweiten Monat an den Meister zu senden. *Nun werden alle Lieben gebeten, das Einsenden ihrer Berichte auf alle drei Monate zu beschränken. Es wird auch gebeten, daß alle Angelegenheiten, die von geringerer Bedeutung sind, den dortigen Repräsentanten zugeleitet werden, welche dazu da sind, den Initiierten die n;-5tige Hilfe zuteil werden zu lassen. In Angelegenheiten, bei denen die dortigen Repräsentanten nicht in der Lage sind, die nötige Hilfe zu geben, kann man sich gelegentlich der dreimonatigen Berichte zur erforderlichen Klärung an den Meister wenden.

Obiges schließt nicht ein Schreiben an den Meister ein, bei dem es sich um eine dringende Sache handelt, die sofortige Beachtung erfordert.

Ich hoffe, daß die obigen Anweisungen beachtet werden. Es wird helfen, dem Meister eine schwere Last abzunehmen, da Er ständig viele Stunden für die Auslandspost aufwenden muß. Die Zeit, die dadurch eingespart wird, kann für andere Angelegenheiten, die von größerer Bedeutung sind, benutzt werden; wie für die Veröffentlichung von entsprechender Literatur über die Lehren der Meister, die für den Bedarf und zum Nutzen der Menschen im allgemeiner und für die Initiierten im besonderen bestimmt sind.

Mit Liebe und besten Wünschen für jeden von euch
herzlichst Euer
Kirpal Singh

* Laut Rundschreiben vom 6, Juli und 12. November 1973 sollen die Tagebuchblätter nicht mehr an den Meister gesandt, sondern mit Hilfe der Gruppenbeauftragten oder` des Repräsentanten von jedem für sich selbst geführt werden.

 

Rundschreiben Nr. 16

zum Gedenken vom Param Sant Baba Sawan Singh Ji Maharaj

Liebe Kinder des Lichts,

meine Liebe geht zu Euch allen, und ich spreche zu Euch aus meinem innersten Herzen, im Gedenken an meinen Meister Sawan Singh Ji Maharaj.

Wahrlich gesegnet ist die Stunde, da das Zeitlose in die Zeit kommt, das Formlose Form annimmt und das Wortlose zum Wort und dieses den Mantel des Fleisches anlegt und unter uns weilt. Auch Ihr seid wahrhaftig dem Wesen und der Anlage nach dieses Zeitlose, Formlose und Wortlose. Das Wort ist in Euch und Ihr lebt im Wort und durch das Wort, wenn Ihr auch gegenwärtig auf der. Sinnesebene weilt und Euch Eurer wahren Identität nicht bewußt seid.

Der Baum wird immer an der Frucht erkannt, die er trägt. Vorträge, Botschaften, Darlegungen und Gespräche jeder Art, seien sie spirituell oder anders, die durch Wortlaut oder schriftlich vermittelt werden, sind weiter nichts als eitles Gerede, wenn man nicht danach handelt und danach lebt.

Führt ein Leben gemäß dem Göttlichen Wort, welches das Wort aller Worte ist, oder die Offenbarung der Wahrheit. Dieses Wort ist es, auf das die Seele hört. Es ist der Ewige Gesang, der von alters her erklingt und der das Phänomen, das Universum genannt wird, hervorbringt.

Sobald dieser Gesang gehört wird, werdet Ihr den Herrn und Wahren Meister erblicken Manchen wird es nur ein wenig gelingen, anderen mehr und wieder anderen viel mehr, Die Seelen, die in die Meisterkraft eingebettet sind, werden erleuchtet. Je empfänglicher eine Seele für die Meisterkraft ist, umso mehr Licht wird sie aussenden.

Wenn Ihr Gott wahrhaftig lieben wollt, müßt Ihr Eure Mitmenschen lieben. Ihr müßt für andere auf dieselbe Weise empfinden wie für Eure Lieben. Statt in anderen Mängel zu sehen, schauen wir besser in uns selbst hinein. Wir müssen leiden, wenn andere leiden und glücklich sein, wenn andere glücklich sind. Wir müssen alles, was uns begegnet, heiter ertragen und Seinen Willen darin sehen, und wir dürfen keinem Seiner Wesen wehtun oder es verletzen. Wenn wir Gott wirklich lieben wollen, müssen wir für Ihn leben und sterben!

Ich möchte die Saaten der Liebe in Eure Herzen legen, damit die Liebe unter alle Völkern, Konfessionen, Glaubensrichtungen und Rassen der Welt vorherrsche. Alle Heiligen. sagten: "Liebe, und alle Dinge werden dir zufallen."

Von Kabir wissen wir: "Ohne Liebe gibt es keinen Frieden, weder hier noch im Jenseits.“

Christus sagte: "Wer nicht liebt, kennt Gott nicht.“

Und Guru Gobind Singh tat kund. "Hört ihr alle, - ich sage euch die Wahrheit - ohne Liebe kann Gott nicht erreicht werden.“

Hauptziel meines Meisters war die Menschheit zu der Wahrheit zu erwecken, die alle Heiligen der Vergangenheit gelehrt und gepredigt haben. Er wollte die Gottheit in jedem Herzen wachrufen und jeden dem Ziel seines Lebens zuführen.

Genau wie die großen Meister der Vergangenheit hat er Menschen aller Glaubensrichtungen und Rassen angezogen und dies allein durch das lebendige Beispiel. Er erweckte die Menschen zu der fundamentalen und unverletzlichen Einheit allen Lebens. Die ganze Menschheit ist eins. Wahre Bruderschaft kommt, indem man zu der Einheit erwacht, die bereits im Menschen liegt. Der Mensch ist ein beseelter Körper die Seele eine bewußte Wesenheit - ein 'Tropfen vorn Meer aller Bewußtheit. Der Mensch ist am ältesten von altem. Die sozialen Körperschaften wurden ursprünglich vom Menschen geschaffen, um Gott zu erreichen. Mein Meister war nicht gekommen um eine neue Religion zu gründen. Die Religion, die er lehrte, ist das Wissen um das Selbst, des Einen hinter dem Vielen, das man erreichen kann, wenn man innen anklopft, oder das Buch des Selbst liest, durch das Gott enthüllt wird. Das ist der Schlüssel zum Geheimnis des Lebens. Der Weg zur Wahrheit ist einfach. Er heißt, sich selbst erkennen, auf daß man Gott erkennen kann. Sobald einer zum Selbst- Bewußtsein erwacht ist, fallen alle seine äußeren Bindungen ab, und Gott überflutet seine Seele.

Die einzigen Vorschriften, die er gab, waren Meditation, reines, ethisches Leben und selbstloses Dienen. Er verlangte nicht, daß einer aufhören sollte, ein Christ, ein Hindu, ein Sikh, ein Mohammedaner etc. zu sein, sondern, daß er wirklich ein Nachfolger von Christus, Lord Krishna, Guru Nanak und dem Propheten Mohammed etc. werde, d.h., er. das, tut, was sie sagten. Er verlangte von den Skeptikern der heutigen Zeit nicht, irgendein Dogma anzunehmen, sondern, daß sie im Geiste der Demut Gott gehorchen, der im Herzen aller Menschen zu vernehmen ist - das Heilige Wort. Er riet an, den Menschen von der Ebene der Seele aus zu betrachten und nicht auf das Gewand der verschiedenen Religionen zu schauen, das er trägt; er liebte sie alle. Er ist nicht für einen Wechsel der Formen eingetreten, sondern hat anempfohlen, ins Innere zu schauen, wo alle eins sind. Er sagte, welcher Religion einer auch immer angehöre, die sollte er innewerden. Sie sollte sein ganzes Leben umformen. Er brachte uns weder östliche noch westliche Gedanken nach denen wir handeln sollten, sondern er half uns, daß wir nach den grundlegenden Wahrheiten handelten, die wir in unseren Religionen vorfanden. Er ließ die vergessene Wahrheit, die ewig besteht, wieder aufleben.

Ein Beispiel ist besser als eine Vorschrift. Der. Lehrer, dessen die Zeit bedarf, ist immer ein lebendiges Beispiel von dem, was alle werden sollten. Der einzige Lehrer, den 'wir annehmen können, ist einer, der Gott erfahren hat. Er muß einer sein, der die Brücke zwischen Zeit und Ewigkeit bewußt geschlagen hat und anderen zeigen kann, was sie zu tun haben, um dasselbe zu erreichen. Er kann uns dazu befähigen, daß wir uns selbst entdecken. Durch ihn können wir zustande bringen, daß sich unsere Herzen wandeln, und er hat die Macht, Gnade und Liebe zu übertragen, sowie uns eine Verbindung mit dem Licht Gottes zu gewähren. In ihm fließt die Liebe Gottes über, und die ganze Schöpfung und jene, die mit ihm in Verbindung kommen, erhalten auch von dieser Liebe; und die Gotteskraft, die durch ihn wirkt, erweckt Gott in ihnen.

Bücher können einen Lehrer nicht ersetzen. Solange man dem Lehrer nicht im Fleisch begegnet (d.h. daß die Seele einen menschlichen Körper hat, um die Initiation zu erlangen), kann man das Mysterium des Selbst nicht ergründen. Was ein Mensch vollbracht hat, kann auch ein anderer tun – natürlich mit der rechten Führung und Hilfe. Ihr seid auf den Pfad gestellt - auf den Pfad, der Euch zur Gottheit führt, die in Euch liegt.

Ihr seid gesegnet mit dem bewußten Kontakt des heiligen Lichtes und der Harmonie - dem Leben und der Seele von allem was ist. Ihr könnt eure Anfangserfahrung der lebendigen Verbindung beliebig ausdehnen. Strebt unaufhörlich danach! Es ist die Essenz des Lebens und das größte Gut auf Erden. Erhöht diese Erfahrung mit Sorgfalt und liebender Hingabe, damit Ihr den Halt an der Rettungsschnur im stürmischen Meer des Lebens nicht wieder verliert!

"Erwacht, erhebt euch und ruhet nicht, bis das Ziel erreicht ist", heißt die alterwürdige Botschaft, die von der Ewigkeit her zu uns kommt, und ich wiederhole sie heute mit allem Nachdruck, Habt Eile, solange die Sonne scheint! Gottes Reich ist wahrhaftig nahe und die Gotteskraft ruft Euch unmißverständlich zu sich. Nutzt die goldene Gelegenheit, die Gott Euch gegeben hat, denn die menschliche Geburt ist ein seltenes Vorrecht, und der Mensch ist dreimal gesegnet. Macht das beste daraus, solange noch Zeit ist! Laßt nicht zu, daß sich Zwietracht in Euer Denken einschleicht und Euren Fortschritt auf irgendeine Weise zunichte macht! Ihr seid die begünstigten Kinder des Unbesiegbaren Lichts. Lebt nach dieser Heiligen Wahrheit! Die Meisterkraft ist immer mit Euch und gibt Euch alle Liebe und Gnade.

Wenn wir nach diesen Lehren leben, werden sie sich als Allheilmittel für alle Krankheiten und Übel er weisen, welche die Menschheit ererbt.

Meine Liebe geht zu Euch allen.
Herzlich Euer
KIRPAL SINGH