Rundschreiben Nr. 4

Richtlinien für die Abhaltung von Satsang- Treffen etc.

von S.H. Satguru Kirpal Singh Ji

Was ist Satsang: Wie schon der Name andeutet, ist Satsang eine Verbindung mit 'Sat' oder der 'Wahrheit‘. Satsangs sollten deshalb ausschließlich Gesprächen über 'Sat' gewidmet sein, was in der weiteren Auslegung auch die Rede von Gott, Seele, dem 'Wort‘; die Verbindung zwischen Seele und Gott auf der einen Seite, sowie Universum und Seele auf der anderen Seite; den Gottespfad oder den Pfad der Gotterkenntnis, und den Gottmenschen oder den spirituellen Meister mit einschließt, Was Er ist, Seine Notwendigkeit und Bedeutung und Seine Lehren. Es umfaßt zugleich auch Gespräche über verwandte Themen, wie ethisches Leben, Liebe, Glaub Mitgefühl und all da8, was den Weg bereitet für eine gesunde und fortschreitende Entwicklung göttlichen Lebens, das zum Aufblühen des Geiste im kosmischen Bewußtsein führt.

Zweck des Satsang: Man muß sich stets vor Augen halten, daß das eigentliche Erwecken des Geistes das Werk der Meisterkraft oben ist. Gespräch und Reden sind lediglich Auffrischungskurse, die zum rechten Verständnis von 'Sant Mat' oder der Lehren des Meisters beitragen - auf verstandesmäßiger Ebene - denn Theorie geht der Praxis voraus. Sowohl Initiierte als auch Nicht-Initiierte ziehen aus solchen Gesprächen großen Nutzen. in diesen Zusammenkünften werden die universalen Wahrheiten allen in gleicher Weise nahegebracht, Ein Geist allgemeiner Bruderschaft auf der weiten Grundlage der Erkenntnis, daß alle menschlichen Wesen Kinder des Einen Höchsten Vaters sind, wird eingeprägt, um alle in den Banden der Liebe und Freundschaft zu verbinden. Für die Initiierten dienen diese Gespräche als festigende Faktoren auf dem Pfad; sie klären Zweifel und Irrtümer, soweit welche vorhanden sind; und für die Nicht-Initiierten wird der Boden bereitet für das innere Suchen, was der, forschenden Geist anregen und bei dem innewohnenden Verlangen nach einen Ausweg helfen kann.

Der Hohe Pfad der Meister war, ist und wird immer der gleiche für alle bleiben. Er ist in seiner Art für die Welt geschaffen und jedermann, wer er auch sei, kann ihn betreten. Da gibt es keine Schlagbäume de Religion oder des Glaubens, von Stand, Farbe oder Rasse, Nationalität oder Abstammung. Alle sind willkommen, und können dabei in ihrer jeweiligen religiösen Organisation bleiben, und auch ihre soziale Lebensführung, ihre Nationalsprache etc. beibehalten; der Geist oder die Seele .im Menschen steht über allem und bleibt unberührt von äußeren Dingen

Satsang ist unabhängig von Ritualen: Die 'Wissenschaft der Seele' ist genau wie jede andere Wissenschaft9 nur exakter, dauerhafter und zugleich die älteste aller Wissenschaften. Es ist mit anderen Worten die Wissenschaft der Verwirklichten Wahrheit in direkter Verbindung mit der Seele im Menschen, und sollte darum auch unterschieden und getrennt gehalten werden von Riten und Ritualen, Förmlichkeiten und Zeremonien, deren Befolgen uni Beachten den Menschen an die Ebene der Sinne bindet, weshalb sie als strikt zu meiden sind. Unsere Reden und Gespräche in den Satsangs sollten darauf beschränkt bleiben, die Wissenschaft selbst in klärenden Begriffen zu erläutern und dies ohne jede äußerliche Ausschmückung, wie das Anzünden von Kerzen, Abbrennen von Weihrauch, Blumenopfern, Glockenläuten, Fotos aufstellen und dergleichen mehr. Wenn dies alles auch noch so unschuldig und harmlos aussieht, ist es dennoch dazu geeignet, daß die Wahrheitssucher durch eine derartige Symbolik und Förmlichkeit irregeleitet, darin verstrickt werden, und letzten Endes sogar verloren gehen können.

Satsang, Gegenstand und Ziel: Zum Gegenstand des Gesprächs können wir z.B. Hymnen aus irgendwelche Schriften nehmen, die von einem Meister des Tonstromes stammen, und diese wiederum können ergänzt werden durch passende Zitate gleichlaufender Schriften von Meister-Heiligen. Die Evangelien selbst sind voll von solchem Material, das zu dem gewählten Text paßt. Von Bedeutung sind die Illustrationen verschiedener Meister-Heiliger, um die wichtige Einheitlichkeit in den Lehren aller Meister herauszustellen. Dagegen sollte der praktische Teil der Wissenschaft nicht diskutiert werden.

Andererseits sollte das Thema selbst stets unstrittiger Art sein, und es muß sich streng auf die spirituelle Wissenschaft beziehen. Die Dinge sollten so dargelegt werden, um sie liebevoll nahezubringen und eine duftige Atmosphäre zu schaffen, die auf alle wirkt, ohne irgend jemandes Empfinden zu beeinträchtigen. Bei Abschluß des Gesprächs sollten bei den Versammelten keinerlei Fragen und Antworten aufkommen und sich vor allem kein Debattierklub bilden. Wenn jemand etwas zu fragen hat oder Aufklärung über einen besonderen Punkt wünscht, so kann das vielleicht vorteilhafter privat erledigt werden. Die Disteln des Zweifels und des Irrtums, soweit vorhanden, müssen mit feinfühliger Hand ausgejätet werden und keiner sollte irgendwie im Unklaren bleiben; denn die Aufbereitung des geistigen Bodens ist unbedingt notwendig, bevor die Saat von 'Naam' darin eingelegt werden kann.

Der Satsang 8illte eine Meditation einschließen, an der alle teilzunehmen haben.

Die Grundlage des Satsang - Liebe und Dienstbereitschaft: Die Arbeit des Satsangs sollte in einem würdigen Geist der Liebe und des Dienens am Nächsten getan werden. Unsere Gedanken, Worte und Taten sollten nichts als Liehe und Wohlwillen ausstrahlen. Da das Dienen' der 'Wissenschaft' voraus geht, sollte unser Motto sein: Dienen vor dem Selbst. Wir vermögen den Interessen irgendeiner Wissenschaft keinen hinreichenden Vorschuh zu leisten, um wieviel weniger denen der Wissenschaft der Verwirklichten Wahrheit, wenn wir nicht entschlossen sind, uns ihrem Dienst mit Herz und Seele zu weihen, gleich einem ergebenen Verehrer. Die Wissenschaft wird sich selbst den Weg bahnen, wenn wir zu uns selbst ehrlich sind und ihr in aller Aufrichtigkeit dienen.

Falls unter den Arbeitern Unstimmigkeit über einen bedeutenden Punkt besteht, ist es besser, die Angelegenheit unverzüglich dem Meister zur Entscheidung zu unterbreiten, anstatt sich in Streitereien zu ergehen, die zur Verärgerung führen, unnötige Spannungen hervorrufen und zu unerwünschten Spaltungen beitragen. Alles ist des Meisters Werk und Er weiß am besten, wie die Dinge zu leiten und zu bereinigen sind, Mit wohlwollender Liebe können wir sogar Andersdenkende für das Große Werk gewinnen, und Abtrünnigkeit verhüten. Liebe überwindet alle Hindernisse und ist das wahre Heil für alles Übel der Welt. Die Notwendigkeit der Liebe kann darum gar nicht genug betont werden im Dienst bei des Meisters Werk.

Auszüge aus Hazoor's Briefen: 'Es ist sehr nutzbringend für die Satsangis, sich zusammenzufinden. Es fördert die Liebe und das Vertrauen untereinander, wie auch zum Heiligen Meister. Es gibt auch Anreiz und Auftrieb für die Übungen. Es hilft, Zweifel und Schwierigkeiten bei anderen Satsangis zu beseitigen. Ein kombinierter Satsang dient einem vorteilhaften Zweck. Er bietet günstige Gelegenheit zum Gedankenaustausch. Besonders wertvoll aber ist der Satsang, weil er die Liebe zum Meister fördert. In einem großen Satsang gibt es auch einige fortgeschrittene Satsangis, die über ihre persönlichen Erfahrungen (in Bezug auf die Lehre etc.) sprechen, was den anderen hilft, ihren Glauben zu stärken.'

'Karmas können sowohl physisch als auch geistig (mental) sein. Das grobe Karma wird durch äußerliche Methoden getilgt, wie das Besuchen des Satsang, das Lesen der Schriften und auch durch das Verweilen in der Gegenwart des Meisters. Feinstoffliches Karma dagegen wird durch die innere Ton-Praxis beseitigt. Die Initiation ist das Aussäen des Samens, der des Wassers des Satsang und der Konzentration bedarf, um zu sprießen; Liehe und Glaube sind dagegen für das Wachstum notwendig.'

'Die Zusammenkünfte der Initiierten sind im hohen Maße förderlich. Begegnet allen mit Liebe und Zuneigung, auf daß selbst ein trockenes, welkes Herz Mut fassen und aufblühen muß.‘ Soweit Hazoor.

Einzel-Meditation: Ein paar Worte über die individuelle Meditation sind hier sicher nicht fehl am Platze. Die tägliche und regelmäßige Praxis der drei Übungen, Simran, Dhyan und Bhajan, wie durch den Meister eingeschärft, ist von allergrößter Wichtigkeit um Ergebnisse zu erzielen. Der Schüler hat seine Arbeit zu tun, während der Meister die nein macht. Es ist am Schüler, seinen Übungen im liebevollen Gedenken an den Meister in einer Atmosphäre nachzukommen, die seinem Fortschritt förderlich ist. Er soll sich die Dinge nicht im voraus vorstellen, oder sich Resultate vor Augen halten, denn diese werden von selbst kommen. Wir haben uns lediglich mit liebevollem Gedenken hinzusetzen, den Blick fest auf die Stelle zwischen und hinter die beiden Augenbrauen gerichtet, die geistige Wiederholung der Fünf Heiligen Namen vorzunehmen, ohne jede Anspannung oder Anstrengung der Augen oder des Kopfes. Wir sollten uns in einer aufnahmebereiten Haltung und Einstellung befinden, denn der Vollbringer ist immer ein und derselbe - der Meister, der am besten zu beurteilen vermag, welches die geeignete Zeit ist, das beste Maß und die rechte Art für jeden weiteren Fortschritt auf dem Pfad.

Initiation und Aufzeichnung der inneren Erfahrungen: Zuletzt möchte ich noch hinzufügen, daß das menschliche Gedächtnis sehr kurzlebig ist und man in Augenblicken der Schwäche und unter dein Druck des immer bestimmenden Ego dazu neigt, die unsichtbare Gnade des Meisters zu vergessen und zu denken, daß die spirituellen Resultate durch eigenes Tun erreicht wurden, oder zufolge einer Übereifrigkeit oder überaktiven Vorstellungen. Zuweilen kommt es vor, daß einer aus Mangel an Übung nicht fortschreitet, oder in dem mächtigen, unwiderstehlichen Wirbel der Welt die Verbindung mit dem ‚Wort‘ verliert, und dadurch allmählich die große Gnade vergißt, die ihm bei der Initiation zuteil geworden ist. Um gegen alle derartigen Fehltritte gewappnet zu sein, wird es als notwendig erachtet, daß jeder Initiierte bei der Initiation aufgefordert wird, die tatsächlich gemachten inneren Erfahrungen des Licht- und Tonprinzips aufzuzeichnen. Die innere Offenbarung dieser Prinzipien ist Aufgabe des Meisters; indem Er dem individuellen Geist hilft, sich über das Körperbewußtsein zu erheben; und es ist die höchste Pflicht des Schülern, dies in täglicher Übung zu entwickeln und sich dabei einzuschärfen: "So schaue darauf, daß nicht das Licht in dir Finsternis sei.“

Die Schüler sollten darum ermutigt werden, sich täglich einige Zeit mit ihrem ganzen Herzen den spirituellen Übungen hinauszugeben, ein regelmäßiges Tagebuch zur Selbstprüfung zu führen, das alle Fehltritte des täglichen Lebens aufzeigt, wie auch die Zeit, die für die Übungen eingesetzt wurde und die Resultate, welche durch die Bemühungen erzielt wurden. Die Tagebuchblätter sollten dann regelmäßig alle Monate an den Meister gesandt werden, damit Er jeden möglichen Beistand leisten -und auf dem rechten Pfad führen kann. Wenn ein Initiierter irgendwelche Schwierigkeiten oder Zweifel hat, soll er diese dem Meister besser direkt unterbreiten, anstatt mit anderen darüber zu sprechen, die genau so unwissend sind wie er selbst und die Verwirrung nur verschlimmern können.

Wenn wir an Scheidewegen der Zeit stehen, müssen wir den festen Entschluß fassen, es von Tag zu Tag besser zu machen; zumindest jeweils vom Neujahrstag an, der uns mit dem Versprechen einer rosigen Morgendämmerung zuwinkt. So wie es markante Punkte auf der Erde gibt, sind sie auch im Ablauf der Zeiten zu finden. Vergangenheit und Zukunft sind für uns versiegelte Bücher: die eine ist hingeschwunden ins Dunkel der Vergessenheit, während die andere noch im Schoße der Unwissenheit ruht. Nur die LEBENDIGE GEGENWART ist unser und wir müssen den besten Gebrauch davon machen, ehe sie uns durch die Finger entgleitet und für immer verloren ist. Die menschliche Geburt ist ein großes Vorrecht und bietet uns eine goldene Gelegenheit. Es liegt an uns, sie zu nutzen oder sie zu verpassen, denn einem jeden einzelnen ist es gegeben, sein Schicksal bestmöglich zu schmieden.

Mit aller Liebe und herzlich besten Wünschen

KIRPAL SINGH