SAT SANDESH Der Pfad
der Meister Juli/August
1968 VOM
MEISTER Der Meister
spricht: Guru, Gurudev
und Satguru Der Prophet
des Friedens Surat Shabd Yoga (1. Fortsetzung) VON ANDEREN VERFASSERN
Bhajan aus den Gurbani (Farid) Der wahre Pfad (Kabir) Vom Schreibtisch des Herausgebers Universale Liebe ( Joachim
Henke) Gesegnete lebende Erinnerungen (Arran B. Stephens) Demütige Bitte (Arran B. Stephens) Die Wichtigkeit des Satsang (Bhadra Sena) Uralte Weisheiten BHAJAN AUS DEM
GURBANI Es gibt wahre Liebende, deren Liebe aus dem Herzen
kommt; und es gibt falsche, deren Inneres anders ist als sie
vorgeben. Die wahren Liebenden sind trunken von Gottes Liebe und verlangen nach Seinem Darshan; doch jene, die Sein Naam vergessen, sind nur eine Last
auf dieser Erde. Wenn Er sich einen zu eigen machen will, so ist jener
fürwahr Sein Ergebener. Gesegnet die Mutter, die diesem Begünstigten das Leben
gab. Schon allein Sein Kommen ist überaus fruchtbringend für
die Menschenkinder! Du mein Wohltäter bist unerreichbar, grenzenlos und weit
mehr als das. Ich beuge mich zu den Füßen derer, die Dich verwirklicht
haben, und suche Deinen Schutz, o barmherziger Geliebter. Gewähre Farid
gnädiglich Dein Naam. Farid
DER WAHRE PFAD
Mit gefalteten
Händen bete ich: höre mich, o Meer des
Erbarmens! Verleihe
mir die Gaben der Barmherzigkeit, Demut, Erkenntnis
und Glück in der Gemeinschaft der Heiligen. Die Gedanken auf Deine Lotosfüße gerichtet, bittet
Kabir: 0 Guru! erzählt mir vom Wahren Pfad der Heiligen. Was soll ich von Dir erbitten, denn ich bin sehr
beschämt. Ich begehe Sünden, deren wahrhaftiger Zeuge du bist; wie kann ich Dir da gefallen? Während ich all diese Fehler an mir habe, bist Du alle
Güte. Sollte ich Dich vergessen, bitte ich, daß Du mich nicht vergessen mögest. Werdet nicht böse auf mich durch all meine Mängel; der Meister vergibt die Fehltritte seines Dieners. Der vergeßliche Kabir ist ganz schmählich befleckt, Aber der Herr hat ein liebendes Herz. Kabir DER MEISTER
SPRICHT GURU, GURUDEV UND
SATGURU ”Ich
habe gehört, daß dich viele gesehen haben, doch in der Tat, keiner hat erkannt,
wer du wirklich bist.” 0 Satguru, Myriaden über Myriaden von Menschen grüßen dich und beugen
sich in Ehrerbietung zu deinen Füßen, aber wenige erkennen deine Größe in dem
Ausmaß, in dem du sie enthüllst. Und
niemand kennet den Sohn denn nur der Vater; und niemand kennet den Vater denn
nur der Sohn und wem es der Sohn will offenbaren. Er
ist eine lebendige Verkörperung des Vaters des Lichts und es ist nur durch
seine Gnade, daß Er dieses Licht Gottes in anderen offenbart. Ich werde euch
jetzt sagen, was der Guru ist. Es ist am besten, von ihn durch einen Gurmukh zu
hören, das ist jemand, der ein Sprachrohr des Guru geworden ist, denn es ist
gesagt: ”Nur ein Prophet kann den Propheten erkennen.” Alle
großen Meister auf der ganzen Welt haben die gleiche ewige Wahrheit dargelegt,
natürlich jeder auf seine eigene unnachahmliche Weise. Sie sagen, daß die
Gotteskraft in jedem menschlichen Herzen wohnt, aber daß das Herz am meisten
wert ist verehrt zu werden, in welchem sie offenbart ist. Ein vollkommener
lebender Meister ist eine Verkörperung der Gotteskraft, und als solche ist er
viel mehr als er zu sein scheint. Er lebt in dieser Welt, ist aber nicht von
dieser Welt, da die Seele in ihm im Einklang mit dem Unendlichen ist. ”0 Lalo,
ich spreche nichts aus mir selbst, sondern
was immer Ich äußere, ist durch Ihn inspiriert.” Nanak
Obgleich er gleich uns einen physischen Körper hat, als wäre
er ein Bewohner dieser Welt, ist seine Seele doch innerlich frei von den
Fesseln des Gemüts und der Materie und in vollkommener Harmonie mit dem
universalen Lebensprinzip. Alle großen Meister geben Zeugnis von dieser
erhabenen Wahrheit. Wer kann uns die Botschaften von Gott geben? Wer kann uns
mit den lebendigen Rettungsleinen, wie durch ihn vorgesehen, verbinden, da er
unvergleichlich, selbstgesehaffen und der grundlose Urgrund ist, wie können wir
dazu kommen, ihn zu erkennen und zu verwirklichen und mit wessen Hilfe? Es kann
deshalb als sicher angenommen werden, daß wir ihm durch unsere eigenen
vielfältigen Anstrengungen alleine nicht nahe kommen können. Wenn es Gott gibt,
muß es auch einen Gottesweg geben, was wiederum zu der unweigerlichen
Schlußfolgerung führt, daß es einen Gottmenschen geben muß, der Gott
verwirklicht hat und kompetent genug ist, uns auf dem Gottespfad zu führen.
Ohne einen solchen menschlichen Leitstern können wir vom Ziel nichts wissen, Es
ist eine ganz einfache Sache. Sie enthält nicht irgendeine Schlußfolgerung,
noch gibt es da etwas Zweideutiges. Weise und Seher haben zu unserer Führung
immer in der dritten Person gesprochen. Kabir (von sich selbst sprechend) sagt,
daß er mit den Mysterien des Jenseits vertraut ist und eine Botschaft des
Allerhöchsten gebracht hat. Mein Meister, Hazoor Sawan Singh Ji, war ebenfalls ein
wahrer Botschafter Gottes. Wenn wir solche Meisterseelen direkt hören würden,
bekämen wir von ihnen erhabene Weisheiten, die ihre innere Größe zeigen. Einmal
sagte er: ”Wenn immer wir auf diesen physischen Plan kommen, bringen wir
unseren eigenen Stab mit uns, um mit uns zu arbeiten. Wenn unser Werk auf der
einen Seite beendet ist, werden wir auf die andere hinberufen.” Ihr könnt gut
verstehen, was dies bedeutet. Gleichermaßen haben alle anderen Meister der
Vergangenheit dasselbe gesagt. Der zehnte Guru (Guru Gobind Singh) sagt:
”Nachdem ich eins mit ihm geworden war, hatte ich nicht irgendeine Absicht, auf
diese Welt zurückzukehren, aber wohl oder übel mußte ich es tun, um den
göttlichen Plan zu erfüllen.” Christus
sprach ebenfalls dasselbe:”Ich und der Vater sind eins. Der, welcher mich
gesehen hat, hat den Vater gesehen. Der Vater kennet den Sohn und der Sohn
kennet den Vater.” Guru
Arjan sagte: ”Der Vater und der Sohn sind in der gleichen Farbe gefärbt. Der
Vater und der Sohn sind eine göttliche Partnerschaft eingegangen.” Alle
Meister gaben ihre eigene Darstellung von der gleichen Sache. Shamas-i—Tabrez
sagt: ”0 Menschen der Welt, seht nicht auf meine zerrissenen Kleider, aber
versucht, in die innersten Tiefen meines Geistes zu blicken, dann werdet ihr
das unermeßliche Reich Gottes erkennen, zu welchem ich gehöre. Haltet mich
nicht für einen armen Bettler oder für ein hilfloses Wesen gleich euch. Ich bin
viel mehr als ich zu sein scheine und bin mit unermeßlichen Schätzen
spirituellen Reichtums gesegnet.” In derselben Weise fortfahrend spricht er:
”Wir können mit einem erfahrenen Physiker verglichen werden. Wir brauchen nicht
den Puls zu fühlen oder den Urin leidender Patienten zu prüfen, denn durch ihre
Augen sehen wir die tiefverwurzelten Krankheiten des Gemüts. Wir haben ein
Heilmittel für alle Übel des Lebens bei uns und teilen dieses frei aus.” Während meiner letzten Reise in die USA ergab es sich, daß
ich am Weihnachtstag eine Ansprache hielt. Ich erzählte der Versammlung, daß
Christus lange vor Jesus lebte. Es ist gerade zweitausend Jahre her, als Jesus
in die Welt kam, aber die Christuskraft war immer da, um im Großen für das
spirituelle Wohl der Menschheit zu wirken. Bedeutsam genug bemerkte Christus:
”Ich bin der ich bin.” Die Meisterseele stirbt niemals. Sie ist überall
ewiglich gegenwärtig. Wenn sich die große göttliche Kraft durch einen physischen
Pol offenbart, ist sie als lebender Meister bekannt. Versucht einfach zu
verstehen, daß die Gurukraft nichts anderes ist als die Gotteskraft. ”Er,
der die immerwährende Gotteskraft ist, wird ein Guru genannt, wenn
sie einen menschlichen Pol annimmt, um in dieser Welt zu wirken.” Der
Satguru ist die große makellose Kraft; verwechselt
ihn nicht mit dem menschlichen Pol, über welchen sie wirkt.” ”Der
Diener von Hari (Gott) ist wie Hari selbst. Bitte,
lasse dich nicht durch das physische Kleid des Dieners beirren.” Gurbani
Wie
schon so viele Male erklärt, war Hazoor die Sonne der Spiritualität. Er ist
immer mit mir und lebt mit mir. Die
spirituell Starken kommen, wenn immer die Welt sie braucht. Guru Nannk kam, als
eine ungeheure Kluft zwischen Hindus Und Moslems bestand. Kabir kam ebenfalls
im gleichen Zeitraum. Beide predigten: Gott ist einer und die ganze Menschheit
ist eine. Alle Menschen sind beseelte Körper. Die Seele ist vom selben Wesen
wie Gott. Die verschiedenen religiösen Richtungen entstanden nur zu dem einen
Zweck der spirituellen Befreiung. Aber leider sind sie zu starken Fesseln für
unsere Hände und Füße geworden. ”Wir haben begonnen, gottwärts zu gehen, aber unglücklicherweise blieben wir auf dem Weg
stecken.” Wir
waren zur Gotterkenntnis und Gottverwirklichung religiösen Gemeinschaften
beigetreten, jedoch mit den festgelegten Äußerlichkeiten sozio—religiöser
Formen und Rituale zufrieden. Das Ergebnis ist, daß wir hoffnungslos in unserer
Suche nach Gott versagt haben. Wir hatten uns den verschiedenen sozialen
Richtungen angeschlossen, um uns auf die Gottverwirklichung vorzubereiten,
entfernten uns jedoch von Gott und verwickelten uns in gegenseitigen
Streitigkeiten im gesegneten Namen der Religion. Millionen Menschen sind auf
dem Altar des religiösen Fanatismus geopfert worden. Auch Hazoor kam zu einem
kritischen Zeitpunkt, als viele Sekten wegen ihrer gegenwärtigen Uneinigkeit in
Streit waren. Wenn
Guru Nanak gefragt wurde, was er sei, antwortete er: ”Wenn ich sage, daß ich
ein Hindu bin, was ich scheinbar zufällig mit all den äußeren Kennzeichen der
Hindus sein könnte, werdet ihr mich sicherlich töten; aber ebensogut bin ich
auch kein Moslem in dem Sinn wie ihr glaubt, durch äußere Zeichen annehmen zu
können. Meine wahre Gesinnung ist, daß mein physisches Wesen aus fünf
Naturelementen gemacht ist, während in mir die mächtige Kraft Gottes wirkt.” Da
wir gewöhnlich dazu neigen, diese große Lektion zu vergessen, kommen die
Meister, um sie wieder zu beleben, wie und wann es notwendig ist. Das erste
Problem, welches die Meister in Angriff nehmen, ist, die Kinder Gottes in den
seidenen Banden der Liebe, des Opferns und des Dienens an einem und allen zu
verbinden. Sie müssen alle Kinder Gottes auf einer gemeinsamen Plattform
zusammenbringen. Mein Meister kam auf den Erdenplan, als es viele verschiedene
Sekten im Christentum, Sikhismus, Hinduismus, Islam und vielen anderen
Glaubensgemeinschaften gab. Er brachte den Menschen seine göttliche Botschaft,
zu lernen, in Liebe zusammenzusitzen und zu versuchen, die grundlegenden
Begriffe der einen Gottheit, die in der ganzen Schöpfung wirkt, zu verstehen. ”Die Weisheit der Seher ist immer die gleiche.” Gurbani
Jene, die sich selbst erkannt haben, betrachten die ganze Menschheit als
eins. Die verschiedenen Sekten, Glaubensgemeinschaften und Religionen sind
gleich vielen Schulen von Gedanken und äußeren Formen, wie so viele von uns
angenommene Merkmale. Aber trotz dieser scheinbaren Unterschiede sind wir alle
gleich und grundsätzlich menschliche Wesen. Die Seele im Menschen hat in
Miniaturform die gleichen Attribute wie Gott. Von diesem hohen Standpunkt aus
sind wir alle gleich. Es war
Hazoors großer Wunsch, daß es eine allgemeine Plattform geben sollte, um die
Wissenschaft der Seele alle zu lehren, trotz der Unterschiede in der
Weltanschauung, der Farbe oder des Glaubensbekenntnisses. Ruhani Satsang war
der Name, den Hazoor für ein solches Forum vorschlug. Er war ein Jivan—Mukti,
eine befreite Meisterseele, und kam zur Befreiung der Menschheit. Einmal wurde Hazoor vorgeschlagen, er möge eine bestimmte Sekte oder
einen religiösen Orden bilden, welcher sich ausschließlich mit Spiritualität
befaßt. Ihr werdet überrascht sein zu erfahren, wie gnädig er antwortete: ”Was
würde es für einen irdischen Wert haben, mehr Quellen auszugraben, wo schon so
viele vorhanden sind.” Alles, was im Moment notwendig war, war, das Wasser des
Lebens ausfindig zu machen, auf welches sich schon die verschiedenen Schriften
bezogen. Wahrheit oder Gottheit existiert schon im Menschen und jene, die es
verwirklicht haben, sagen dasselbe. Aber jene, welche die Wirklichkeit nicht
gesehen haben, sind vergeblich damit beschäftigt, verschiedene ideologische
Glaubensansichten und Doktrinen zu verfechten. Der Hauptaspekt seiner Lehren
war, daß wir fähig sein sollten, in Liebe zusammenzusitzen, um die Gottheit,
welche die allgemeine Grundlage für die Menschheit bildet, zu verstehen. Wir
sind schon eins und müssen versuchen, das Eine in uns zu erfahren. Wir sind mit
der gleichen Art der Augen, Ohren, Hände, Füße etc gesegnet und von der Ebene
der Seele sind wir ebenfalls eins. Der Gott, den wir anbeten, ist auch einer
für die ganze menschliche Rasse. Er ist der Herr von uns allen. Da wir diese
fundamentale Wahrheit leicht aus den Augen verlieren, kommen die Meister von
Zeit zu Zeit, um sie wieder zu beleben. So ist die erste Lektion, die wir vom
Meister bekommen, die, daß wir, während wir in unseren jeweiligen Religionen
bleiben, uns bemühen sollten, unser wahres Selbst zu erkennen und dann das
Selbst des Universums und letztlich die große Wahrheit, welche das wahre Leben
der ganzen Schöpfung ist. Um diese Wahrheit zu finden, ist es notwendig zu
wissen, was ‘wahres Leben‘ ist. ”Wahres Leben ist höher als die
Wahrheit zu kennen.”
Nanak
Ein
wahres gesegnetes Leben, durchdrungen von göttlicher Liebe, steht über allem
anderen. Solch ein Leben ist der spirituellen Erhebung dienlich. So wie eine
elektrische Birne klares Licht verbreitet, wenn sie rein und sauber ist, so tut
es ein Leben, frei von allen Fehlern. Die Reinheit des Lebens — oder das
Heranbilden des Menschen, wie es genannt wird - war die äußere Arbeit, welche
mein Meister ausführte und es ist sozusagen der einzige Weg, der zum Wohl der
Menschheit führt und den Weg für spirituelle Entwicklung vorbereitet. Es ist
allein die Spiritualität, die für die Sicherheit des Menschen eine Hoffnung
bietet. Einmal
trug es sich zu, daß ich mit Pandit Jawaharlal Nehru, dem ersten
Ministerpräsidenten von Indien, sprach. Er hörte mir mit intensiver
Aufmerksamkeit etwa fünfzig Minuten zu. Und seitdem pflegte er in seinen
Ansprachen zu betonen, daß Spiritualität die einzige allgemeine Grundlage sei,
auf der die Menschheit in Frieden und Freundschaft leben könnte. Spiritualität
ist somit das einzige Heilmittel für alle Übel der Menschheit und Führer aller
Richtungen, sozial, politisch oder religiös, könnten Inspirationen von ihr
ableiten. Wir sind alle Verehrer des einen Gottes. Als Menschen sind wir alle
gleich. Es
ist die allgemeine Grundlage, auf der wir uns begegnen können, unabhängig von
den Verschiedenheiten der religiösen Bekenntnisse und Glaubensrichtungen,
sozialen Sitten und Lebensgewohnheiten, welche von wenig Bedeutung sind. Der
Rig Veda ermahnt uns, an gemeinschaftlichen Gebeten teilzunehmen, wobei sich
Tausende vereinen, um den Herrn zu preisen. Diese große Lektion der Veden wurde
durch den großen Meister (Hazoor) wiederbelebt. Es ist nicht etwas Neues. Es
ist die uralte Wissenschaft. Weil wir sie vergessen hatten, kam er, um uns an
sie zu erinnern. Geschichtlich gesehen sind die Veden, welche die Weisheit der
Zeitalter beinhaltet, die ältesten der Schriften, wohingegen der Guru Granth
Sahib das neueste Kompendium ist, das die Lehren so vieler großer Seelen
verschiedener Zeiten und Gegenden umfaßt, wie sie zu jener Zeit nur irgendwie
gesammelt werden konnten. Wir haben große Achtung für alle, die unser
spirituelles Erbe bereicherten und zu unserer Führung einen wertvollen Bericht
ihrer persönlichen Erfahrungen mit dem großen ”Selbst” innen hinterließen. Alle
großen Meister haben in der Tat dasselbe gesagt, natürlich in ihrer eigenen
Sprache. Der heilige Koran sagt, daß Gott Seine Propheten in verschiedene Teile
der Welt sandte. Ein wahrer Moslem ist, der an alle Heiligen Gottes glaubt.
Gleichermaßen ist der ein wahrer Sikh, der die Lehren aller Meister annimmt,
wie im Guru Granth Sahib, einer wahren Festhalle der Spiritualität, berichtet
steht. Wenn diese göttliche Botschaft allen gebracht wird, dann wird an allen
Orten, in allen Gesellschaften und Ländern Friede und Harmonie herrschen. Auf
meiner letzten Reise in den Westen hatte ich Gelegenheit, mit politischen
Führern der verschiedenen Überzeugungen zusammenzukommen und immer verweilte
ich bei dem Prinzip von ‘Leben und leben lassen.‘ Gott hat so viele Seiner
Kinder in ihre liebevolle Obhut gegeben und es sei ihre Pflicht, ihnen so gut
sie nur könnten zu dienen. Wenn ein Land aus dem einen oder anderen Grunde
nicht ausreichend für das Wohl seiner Leute sorgen und deren notwendigen Bedarf
decken kann, laßt andere ihre helfende Hand ihnen hinstrecken. Warum Gewalt
anwenden und das Blut von Millionen seiner Geschöpfe vergießen? Durch die Gnade
Gottes half das rechtzeitige Erkennen dieser grundlegenden Wahrheit
tatsächlich, eine Krise bei zwei verschiedenen Gelegenheiten zu verhindern, wo
die Dinge aus der Hand geglitten wären. Ich bekam ferner einen Hilferuf von
einem dritten Platz. Ich zeige euch diese Punkte nur deshalb auf, um die
Wichtigkeit spiritueller Einheit zu betonen, welche der einzige Ausweg aus
unseren gegenwärtigen Schwierigkeiten ist, da sie uns befähigen wird, einander
näher zu kommen und uns in die Lage versetzt, unsere Probleme zu lösen. Aber
hier besteht eine Schwierigkeit: die Unterschiede in den Ansichten und
gegensätzlichen Absichten. Guru Arjan hat deshalb ein Hilfsmittel
vorgeschlagen: “Laßt uns beratschlagen und in einem freundschaftlichen Geist
all unsere Meinungsverschiedenheiten mit einem entschlossenen Willen, aus
glühendem Gottglauben geboren, beseitigen. Lernt gerade das Zusammensitzen in Liebe, alle Gedanken der
Dualität beiseite lassend, denn wir alle sind Kinder Gottes. Beten wir nicht
einen Gott an, der der Gott von allen ist, obwohl unsere Anbetungsweise
verschieden sein mag, gemäß der Umgebung, in welche wir geboren wurden und in
der wir aufgewachsen sind. Wenn wir schon alle eins sind auf der allgemeinen
Grundlage der Spiritualität, gleich Rosenkranzperlen verschiedener Ausführung
und Farbe, welches ist dann der Endzweck des Konflikts?” “Laßt uns im Namen des Herrn vereinigt sein, denn wir sind nicht getrennt von Ihm.” Gurbani
So
ist dies der Weg, der zur Einheit in der Vielheit führt, denn die Vielheit
kreist um das Zentrum, die unwandelbare Beständigkeit. Guru Arjan hat ebenfalls
betont: “Sitzt Schulter an Schulter zusammen in der Gesellschaft von einem, der
ein Gurmukh geworden ist.” Gurmukh bedeutet Sprachrohr des Guru, welcher der
menschliche Pol ist, durch den die Kraft Gottes wirkt. Ich möchte gerne der
Wichtigkeit spirituellen Verstehens Nachdruck verleihen. Kabir sagt: ”In dieser
Welt ist niemand freigebiger als der Guru. In der Tat ist er allein der Geber
aller Gaben.” Die
Segnungen des Meisters sind wirklich sehr kostbar. Laßt uns sehen, was er
tatsächlich dem Schüler verleiht. ”Der
Satguru hat mir eine unschätzbare Gabe (das Heilige Naam) gewährt und mir die
Mysterien des Jenseits erklärt.” Gurbani
Dies
ist etwas, das jenseits des Bereichs der Sinne, des Gemüts und des Intellekts
liegt. Er allein ist in der Lage, solch einen Segen zu gewähren und niemand
kann jemandem etwas geben, was er nicht selbst hat. Es ist etwas, das man nicht
durch bloßes Wissen und Weisheit oder durch das Studieren der Schriften
erwerben kann. Wer gibt dann das wunderbare Geschenk der Gotteskraft? ”Er schenkt uns seinen eigenen Lebensimpuls und macht
die rettenden Lebensschnüre, innen offenbar. Wer kann dies tun? Niemand als ein
polarisierter Gott auf Erden.” Gurbani
Guru Arjan sagt es ebenfalls wie folgt: ”Nachdem
Er Selbst sich im Meister offenbart hat, verteilt
Er Selbst das Heilige Shabd.” Einerseits
gibt es den absoluten Gott und andererseits die Gotteskraft oder den wirkenden
Gott und wenn nicht die Gotteskraft in uns offenbart wird, können wir keinen Kontakt
mit Gott haben. Da es der lebende Meister ist, der uns diesen Kontakt gewähren
kann, übersteigt seine Bedeutung zunächst die von Gott Selbst. Obwohl beide ein
und dasselbe sind, müssen wir zwischen beiden noch in begrenztem Maße
unterscheiden: ”Wenn
beide, der Meister und der Herr, vor mir stehen, wem soll ich meine
Ehrerbietung erweisen? Bestimmt
werde ich mich vor dem Meister verbeugen, der das Mittel war, mich mit Govind
(dem Herrn) zu vereinen.” Kabir
Der
absolute Gott ist eine Abstraktion, welche niemand erkannt hat und erkennen
kann, und deshalb können wir uns nur vor dem personifizierten Gott, durch den
Gottes Kraft wirkt, verbeugen. Es ist gerade so, als gäbe es ein Kraftwerk,
welches ihr nicht gesehen habt, aber ihr seht in eurem Haus einen kleinen
Schalter, welcher eurem Zweck dient. Gleichermaßen ist der lebende Meister im
Besitz aller göttlichen Tugenden und Kräfte, welche ihn durch den absoluten
Gott für das spirituelle Wohl der Menschheit gewährt wurde. So ist es ganz
klar, daß wir einen lebenden Meister zu verehren haben, denn der physische
Körper des Meisters ist herrlich göttlich, durch unsichtbare Hände zu einem
besonderen Zweck geschaffen - um durch ihn dahingehend zu wirken, eine Anzahl
menschlicher Seelen mit Ihm Selbst zu verbinden. Wenn wir bei all dem den Guru
noch als irgendeinen von uns auf der menschlichen Ebene betrachten, ist es
unser Unglück. Kabir sagt, jene, die im Meister nicht mehr sehen als ein bloßes
menschliches Wesen, werden wieder und wieder in niedrigere Formen der Schöpfung
kommen. Wieder sagt er: ”Kabirs Gemüt ist so subtil und lauter geworden, daß
jetzt sogar der Herr hinter ihm her ist.” Einer,
dessen Gemüt rein und dessen Intellekt ruhig ist, wird sicherlich das Licht
Gottes widerspiegeln. Wir müssen Anbeter des Lichtes des Lebens sein, ganz
gleich, welcher sozialen Religion wir Treue schulden. Jede Religion spricht von
dieser Währheit. ”In
wem das Licht Gottes in seiner Fülle scheint, der allein ist ein Khalsa (ein
Reiner im Herzen). Der Khalsa ist meine eigene Form und ich wohne in ihm. Der
Khalsa ist der wahre allmächtige Meister.” Guru
Gobind Singh
Wenn
solche großen Seelen kommen, besteht ihre Lebensmission darin, die ganze
Menschheit in einer großen Familie Gottes zu vereinen. Einer, der alle Wesen
von der Ebene der Seele ansieht, ist wirklich ein großer Meister, denn Gott
wirkt in ihm. Was
gibt er nach allem? Er gibt etwas, was die Sinne nicht begreifen können. Wir
müssen einen solchen Guru finden, der das tun kann. Dieses
Suchen ist von höchster Wichtigkeit für uns alle, ohne Rücksicht des
Geschlechts. Die physische Verbindung zwischen Mann und Frau endet mit der
heiligen Ehe. Als nächstes kommt die spirituelle Verbindung: die Ehe der Seele
— ob männlich oder weiblich - mit der Überseele. Die Schriften erzählen uns,
daß Paravati, die Gemahlin von Shiva, Narada als ihren Guru annahm. Sita, die
Gemahlin von Rama, nahm Anasuiya als ihren Guru. Jene, die meinen, daß für
Frauen keine Notwendigkeit eines Guru besteht, irren sich. Männer und Frauen
brauchen einen Guru zur Befreiung ihrer Seelen aus den Netzen des Gemüts und
der Materie. Der Geist eines jeden von uns verlangt Befreiung, ganz gleich, in
welches körperliche Gewand er gekleidet sein mag. Die
Einrichtung der Heirat gibt uns lediglich einen Lebenspartner, einen Beistand
in Wohl und Wehe der Lebensreise. Diese Stufe eines Haushalters (Grihastha
Ashram) ist eine wichtige und wesentliche Phase im Leben und muß deshalb
glücklich durchschritten werden. Heirat ist kein Hindernis zur Spiritualität.
Vielmehr hilft sie beim spirituellen Fortschritt, wenn sich beide mit
spiritueller sadhan (Praxis) beschäftigen. Zeugung ist ein Aspekt des ehelichen
Lebens. In den vergangenen Tagen begnügten sich die verheirateten Leute mit ein
oder zwei Kindern und danach entsagten sie der Welt und zogen sich in die
Wälder zur Meditation und Gottverwirklichung zurück. Christus hat betont, daß
Ehemänner ihre Frauen lieben sollten wie Christus die Kirche liebte. Es
ist gut, verheiratet zu sein, aber wenn man ein oder zwei Kinder hat, sollte
der Rest der Lebensspanne dem höchsten Zweck des Lebens geweiht werden - der
Gottverwirklichung. Es ist bedauerlich, daß wir eheliches Leben als ein Mittel
der Sinnesfreude betrachten. Einige Meister der Vergangenheit waren Haushalter
und hatten Kinder. In
alten Zeiten gab es Abstufungen in Brahmacharya (Periode des Zölibats), das
Minimum waren 25 Jahre. Heutzutage finden wir kaum jemanden, der vollkommenes
Brahmacharya - in Gedanken, Worten und Taten - auch nur für ein Jahr beachtet.
Wie können wir bei diesem traurigen Stand der Dinge ein wahres spirituelles
Leben anstreben? Die
eine große Lektion, welche wir vom Leben Hazoors lernen, ist die von Brahmacharya
(Enthaltsamkeit). Er heiratete, bevor er das Alter von 25 Jahren erreicht
hatte, aber seine Frau starb vor Vollziehung der Ehe. Nach dem 25. Lebensjahr
heiratete er ein zweites Mal, was Beachtung vollkommener Brahmacharya für all
diese Jahre bedeutete. Seine Frau lebte mit ihm kurze Zeit zusammen, insgesamt
kaum sechs Monate. Er hatte alle göttlichen Tugenden in sich. Gott ist
unsterblich und so sind unsere Seelen. Er ist alle Wahrheit, alle Weisheit und
alle Seligkeit und unser ‘Selbst‘ ist ebenfalls mit all diesen Attributen
ausgestattet. Aber das ‘Selbst‘ in uns, so wie es von Gemüt und Materie umgeben
ist, hat seine wirkliche ehemalige Natur vergessen und sich selbst mit dem
Körper und dem körperlichen Beiwerk so sehr identifiziert, daß wir nichts außer
dieser physischen Welt sehen können. Wenn immer große Seelen kommen, erzählen
sie uns vom rechten Pfad und geben uns rechtes Verstehen und eine genaue
Führung. Nun,
wo liegt der Pfad heimwärts? Es gibt so viele Yoga—Systeme; einige haben das Ziel
physischer Entwicklung, andere liefern die Möglichkeit, die Lebensspanne zu
verlängern. Es gibt Bhakti Yoga, der uns sagt, wie man Liebe und Hingabe
entwickeln kann. Solange der Mensch in beständiger Suche nach spiritueller
Erleuchtung verbleibt, steigt er nicht in die niedrigeren Stufen der Schöpfung
ab. Paramhansa Ramakrishna verehrte Gott als die göttliche Mutter und er sah
sie in der ganzen Schöpfung. Somit verblieb er in einem Zustand der Dualität
und konnte nicht darüber hinaus gelangen. Als er zu dem Guru Totapuri ging, gab
dieser ihm das Geheimnis des Augenbrennpunktes hinter und zwischen den Augen,
stieß ihm ein Stück Glas kräftig in die Stirn und wieß ihn an, an diesem Punkt
zu meditieren. Dann wurde er fähig, das Körperbewüßtsein zu übersteigen und von
der Dualität ins Einssein zu gelangen. Dann gibt es den Gyan—Yoga—Pfad des
Vernunftdenkens und der Folgerung, der nur für solche geeignet ist, die mit
starken intellektuellen Kräften begabt sind. Er kann nicht von jedem
praktiziert werden. Wie können die jungen, alten und geistesschwachen Menschen
davon Nutzen ziehen? Der
große Weise Patanjali definierte Yoga als ”yogish chittavriti nirodha”, das
bedeutet, Beruhigen der Vibrationen des Gemüts. In Wirklichkeit ist dies nichts
anderes als eine vorbereitende Stufe, welche den Weg zur Gott-Verwirklichung
bahnt. Der Weise Yajyavalkya definierte Yoga: ”yogish atma Parmatma sanyong”
(die Vereinigung der Seele mit der Überseele). Aber es gibt etwas jenseits
davon. Es ist Selbst-Verwirklichung oder beständiges Bewußtsein des ‘Selbst‘,
welches kommt, so wie man sich über das Körperbewußtsein erhebt; stufenweise
legt man die physische, astrale und kausale Hülle ab und entwickelt kosmisches
und überkosmisches Bewußtsein. Und zuletzt ist man eine Welle des Ozeans aller
Bewußtheit. Wie kann dieses erreicht, werden? ”Nanak,
ohne Selbstanalyse verschwindet die Gefahr der Täuschung nicht.”
Solange man sich nicht über das Körperbewußtsein erhebt,
kann man nicht einmal eine Ahnung vom inneren Selbst haben. Ihr müßt euer
‚Selbst‘ von den verschiedenen einhüllenden Dingen physischer, astraler und
kausaler Natur, welche alle täuschend sind, befreien. Sogar der große Shankara
deutete etwas weit oben und jenseits an, wenn er sagte: ”O Herr, ich weiß, daß
es keinen Unterschied — was es auch immer sei — zwischen Dir und mir gibt.
Dennoch bin ich Dein. Du bist nicht mein, denn der Fluß hat seine Wellen, aber
die Wellen nicht den Fluß.” Einerseits gibt es Selbstbewußtsein und
andererseits Kosmisches Bewußtsein und dieses wird noch vom Zustand des
Superkosmischen Bewußtseins übertroffen. Die Heiligen haben sich immer auf
diesen Zustand des Superkosmischen Bewußtseins bezogen. Alle großen Meister
haben dasselbe getan und sind für ihre Universalität bekannt. Hazoor pflegte
uns zu sagen, daß er für alle da sei und alle annimmt, und daß es die oberste
Pflicht eines wahren Meisters sei, alle Kinder Gottes zu vereinen. Alle
menschlichen Wesen, alle Religionen, alle Nationen und alle Länder sind Sein,
trotz der scheinbaren Unterschiede gemäß den geographischen und klimatischen
Bedingungen, weil sie auf der gleichen Erde leben und unter dem gleichen blauen
Himmel und mit dem gleichen Lebensimpuls geladen sind. Die Heiligen geben allen
gleichermaßen denselben inneren Kontakt mit dem überfließenden Ozean göttlicher
Berauschung, der in jeder Seele verborgen liegt und seit langem durch den
schweren Druck des Alltagslebens vergessen wurde. Der Meister hilft uns, Zugang
zum göttlichen Nektar zu gewinnen, indem er uns ein wenig über das Körperbewußtsein
erhebt. Ein großer Meister hat seine Seelenströme gut unter seiner Kontrolle,
während unsere durch die Sinnesorgane hinausfließen. Die Sonnenstrahlen brennen
gewöhnlich nicht, aber wann man sie durch eine Konvexlinse hindurchscheinen
läßt, werden sie gesammelt und verbrennen alles auf der anderen Seite der
Linse. Es ist unsere eigene Aufmerksamkeit, die dem Gemüt und dem Intellekt
Leben gibt. Wenn die Aufmerksamkeit anstatt durch die Sinne nach außen zu
streben, am Zentrum der Seele gesammelt werden könnte, wäre es euch möglich,
ihr Wirkungsvermögen gut zu verstehen. Es ist eine Sache wirklicher Erfahrung
und nicht nur eine der Theorie. Der lebende Meister ist somit ein großer Ozean
göttlicher Wonne und Harmonie: ”Ein Gottmensch ist immer in einem Zustand
göttlicher Berauschung.” Jene,
die tatsächlich Menschen Gottes werden, benötigen keine äußeren Hilfen, sich in
sich selbst zu verlieren. Das war der Grund, weshalb Mira Bai sagte, daß sie in
einem Zustand ständiger Berauschung ohne irgendeinen Wein sei. “Der Mensch
lebt nicht vom Brot allein.” Christus
“Das
Gemüt wird von der Musik der Seele völlig in Anspruch genommen.” Guru Ramdas
Der
lebende Meister ist wie ein blühender Baum, beladen mit duftenden Blumen und
süßen Früchten. Der ist wirklich gesegnet, der einem solchen Meister begegnet.
Bitte bedenkt, daß die Augen die Fenster der Seele sind. Die Kraft, die ein
Heiliger in sich hat, wird durch die Augen weitergegeben. Seine Seele ist mit
der Gottheit geladen. Diese Verwirklichung kann man von ihm haben. Jeder
Meister hat seine eigene ‘bola‘ (eine auserwählte Form des Gedenkens an Gott)
gehabt und welche ‘bola‘ es auch immer sei, sie ist mit der ganzen magnetischen
Kraft des Heiligen geladen. Guru Nanak pflegte oft ‘Sat Kartar‘ auszurufen, was
bedeutet, daß der Schöpfer alles durchdringend ist. Gleichermaßen ging
Chaitanya Mahaprabhu herum und sagte: ”Hari Bol” (nehmt den Namen des Herrn).
Einmal kam er zufällig an einem Weiher vorbei, wo Waschmänner damit beschäftigt
waren, Kleider zu waschen. Er bat einen von ihnen ‘Hari Bol‘ zu sagen, aber
dieser beachtete ihn nicht, weil er annahm, er sei ein Bettler. Aber als
Chaitanya noch einmal den Waschmann nachdrücklich darum bat, konnte letzterer
nicht anders, als die Worte ‘Hari Bol‘ wiederholen und mit dem Wiederholen der
Worte begann er, in Ekstase zu tanzen. Sehr bald wurden die anderen Waschmänner
in der Nähe vom Rhythmus der geladenen Worte angesteckt und der ganze Platz
fing an, in rhythmischem Einklang in den fröhlichen Gesang ‘Hari Bol‘
einzustimmen. Ihr seht, mein Hinweis geht dahin, daß die Worte einer
Meisterseele, ganz gleich, wie sie immer sind, stark geladen sind auf Grund
ihres persönlichen Kontaktes mit der Gottheit in ihr, und als solche können sie
nicht anders, als die Hörer tief zu berühren und ihnen beim spirituellen
Fortschritt zu helfen. Die Augen sind die Fenster der Seele und ein einziger
liebegeladener Blick seiner Gott-berauschten Augen ist genug, den Geist auf
unermeßliche Höhen zu heben. “0 göttlicher Meister, gib mir nur einen Schluck vom heiligen Wein, der
meinem zerrissenen Herzen Frieden bringen kann.” “O
Meister, gib mir jenes Lebenselixier, welches sogar im Paradies nicht zu
bekommen ist.” Shamas-i-Tabrez
“Ein
einziger Becher vom Wasser des Lebens macht fröhlicher als zweitausend Fässer
Wein.” Bhai Nandlal “Es
ist nicht eine Sache der Diskussion auf intellektueller Ebene, sondern eine des
eigenen Sehens.” Guru
Gobind Singh
“Der, welcher weiß, spricht es nicht aus, da es nicht im
menschlichen Vorstellungsbereich liegt. Es ist nur eine Sache des Sehens. Jene,
die es aussprechen, daß sie wissen, wissen es in Wirklichkeit nicht.” Bhika
“Wenn ich etwas von diesem Zustand erzählen würde, dann würden sich alle
Ungläubigen der Welt sofort in Gottmenschen verwandeln.” Maulana Rumi Was
geben uns nach allem die Meister? Es ist etwas höchst Göttliches und trotzt
jedet Beschreibung. Der große Maulana fährt dann fort zu sagen: ”Wenn
nach meinem Tode aus meinem Körper Dünger gemacht werden würde, und wenn jener
Dünger auf ein Weizenfeld gestreut werden würde, würde der Koch und Überbringer
der chapaties, die davon hergestellt wurden, in Ekstase tanzen, und selbst der
einfache Ofen würde beginnen, Flammen der Liebe auszuströmen.” Maulana
hat dies alles gesagt, ohne uns zu erzählen, wie der Zustand desjenigen wäre,
der von der so zubereiteten Nahrung essen würde, weil das unaussprechlich ist. Der
Pfad der Meister ist ein gerader, der keine physischen Yoga—Praktiken in sich
schließt. Er gibt einen direkten Kontakt mit den inneren Lebensfäden. Dieser
besteht darin, die Seelenströme mit der Gotteskraft zu verbinden, in welcher
wir wirklich leben, uns bewegen und unser ganzes Sein haben. Es ist eine Sache
direkter innerer Wahrnehmung, ganz entfernt von allen Arten von
Schlußfolgerung, Empfindung, Gefühl und schlußfolgerndem Wissen, welche alle
dem Irrtum unterworfen sind. Tatsächliches Sehen ist Glauben, das keinen Raum
für Zweifel hinterläßt. Guru Amardas kam im ziemlich vorgerückten Alter von
siebzig Jahren zu diesem reichen Erbe, und als er Gott erlebte, sagte er: ”Wenn
man Glück hat, kann man mit einem Meister der Wahrheit (Satguru) in Berührung
kommen und von ihm Vereinigung mit dem heiligen Wort oder Kontakt mit dem inneren
Tonprinzip, dem Licht des Lebens, erhalten.” Während sich philosophische Abhandlungen
mit theoretischen Aspekten der Religionen befassen, bringt einen der
Mystizismus von Angesicht zu Angesicht mit der Göttlichen Kraft. Sogar kleine Kinder können mit dem Licht Gottes verbunden werden. Nichts
ist als selbstverständlich anzunehmen und kein Scheinglaube ist erforderlich.
Es ist einfach ein direkter und bewußter Kontakt mit der inneren zum Ausdruck
kommenden Gotteskraft, den elementaren Offenbarungen des Licht— und
Tonprinzips. Hazoor war ein Adept in der Theorie und Praxis des Surat Shabd
Yoga. In diesem neuen Zeitalter ging diese Wissenschaft von Kabir und den Sikh
Gurus aus und kam weiterhin zu Tulsi Sahib von Hathras und zu Soami Ji, Baba
Jaimal Singh Ji, Hazoor Sawan Singh Ji, und dieselbe Kraft wirkt jetzt durch
den lebenden Meister. Es ist Hazoors göttliche Gnade, daß jeder ohne Ausnahme
mit den inneren Erfahrungen des Lichtes und Tones gesegnet wird. Es ist
wirklich ein unschätzbares Geschenk. Guru Nanak sagte, wenn er davon sprach:
”Nanak ist die ganze Zeit in einem Zustand ununterbrochener Ekstase.” Ich sprach zu euch von Meditation und die natürliche Frage, die ihr gerne
stellen möchtet, ist, worüber man meditieren sollte. Man kann nicht über etwas
meditieren, das man nicht gesehen hat. Mit anderen Worten, wie können wir über
den abstrakten und absoluten Gott meditieren? Kontemplation ist eine
gefährliche Sache. Wenn man Glück genug hat, mit einem vollkommenen Meister in
Verbindung zu kommen, dann mag es gut sein. Aber wenn zum Beispiel - was Gott
verhüten möge — euer Lehrer nicht kompetent ist, sein Versprechen zu erfüllen
und ihr übt Kontemplation über seine Form, werdet ihr in der Wildnis verloren
sein. Während der ersten Tage meiner Schülerschaft fragte ich Hazoor einmal,
worauf man seine Aufmerksamkeit nach dem Zurückziehen der sensorischen Ströme
richten soll. Lächelnd antwortete er: ”Gewöhnlich denken wir die ganze Zeit an
unsere Kinder, Freunde und andere weltliche Besitztümer. Was könnte es dann
schaden, einige Zeit über die Form eines Sadh Kontemplation zu üben? ”Gott
selbst kommt in der Gestalt eines Sadh.” Gurbani
Nach
einiger Zeit, als ich wieder einmal Hazoor über Dyan (Meditation) befragte,
erklärte er deutlich: ”Wenn der Meister einen Menschen initiiert, wird er in
seiner strahlenden Form ein ständiger Begleiter des Schülers. Du magst, wenn du
zur Kontemplation sitzt, an eine Gestalt denken oder nicht, aber wenn du innen
fortschreitest, triffst du ihn bestimmt dort. Der Guru ist nach allem nicht ein
menschliches Wesen‚ für das man ihn gewöhnlich halten könnte, sondern vielmehr
als das, denn in ihm wirkt die Gotteskraft in Fülle zum Nutzen der Menschheit.
Er verläßt seine erwählten Seelen nicht, noch gibt er sie auf, bis sie sicher
zur wahren Heimat Seines Vaters geleitet sind. Begünstigt sind jene, die den
Vorzug hatten, von Hazoor Maharaj Ji die heilige Verbindung oder den inneren
Kontakt zu bekommen. Die Kontemplation über seine heilige Form ist alles was
gebraucht wird. Aber
hier besteht noch ein großes Hindernis. Wir können leicht über irgendeine
menschliche Form, wie der unseren, Kontemplation üben, aber es ist nicht
möglich, sich die Form einer höchst fortgeschrittenen Seele, wie der des
Meisters, welche eins mit dem Göttlichen ist, vorzustellen. Wir mögen
versuchen, uns seine Form innen vorzustellen, indem wir an seinen schneeweißen
wallenden Bart, sein strahlendes Gesicht, seinen Turban, seine hohe Gestalt,
seine königliche Haltung oder irgendetwas anderes denken, was mit ihm
zusammenhängt; aber es wird unser Machwerk sein und nicht die wahre Form und
deshalb ohne viel Nutzen. Das ist der Grund, weshalb ich niemandem empfehle,
über irgendeine Form Kontemplation zu üben, auch nicht über die des Meisters,
jedoch geradeaus in den Augenbrennpunkt zu schauen und intensiv in das zu
sehen, was immer ins Blickfeld kommt - Licht oder Dunkelheit — und geistig die
geladenen Namen sehr sehr langsam zu wiederholen, vielleicht in Pausen, so daß
der innere Blick nicht gestört ist. Da der liebevolle Blick stetig an Stärke
zunehmen wird, wird die göttliche Form des Meisters (der strahlende Pol, an
welchem Gott wirkt) von selbst innen erscheinen und beginnen zu bleiben, zuerst
für einen Augenblick und dann mit der Entwicklung innerer Wahrnehmungskraft für
eine längere Weile. Bei der Initiation hier in Indien ist es gewöhnlich so, däß
ungefähr 23 bis 40 Prozent der Initiaten innen die strahlende Form des Meisters
und die von Hazoor Maharaj sehen, sogar solche, die ihm überhaupt niemals begegnet
sind. Das innere Erscheinen des Meisters möge man deshalb ihm überlassen. Es
ist seine Sache. Wir können in der Hinsicht nicht viel tun. Er ist Gott im
Menschen und weiß am besten, von wo und wie zu wirken. Er kann alleine kommen
oder zusammen mit seinem Meister oder irgendeiner anderen gütigen Seele, denn
sie alle sind Kinder des Lichtes Gottes. Guru Arjan sagt: ”Der Gurudev (die
strahlende Form des Meisters) hat meine Augen (daß innere Auge) geöffnet, um
Sein Licht zu sehen. Ich habe nun keine Täuschungen und all meine Bemühungen
haben ein Ende.” Mit
dem Erscheinen der strahlenden Form des Meisters ist die Hälfte des Bhakti (Gur
Bhakti) getan. Wir müssen deshalb unaufhörlich zu Gott beten, uns zum
göttlichen Pol oder dem Lebenden Schalter zu bringen, wo Seine Kraft vollkommen
offenbart ist. Das unwandelbare Gesetz von Bedarf und Versorgung wirkt auf
allen Ebenen in gleicher Weise. Es ist immer Nahrung für die Hungrigen und
Wasser für die Durstigen da. Es gibt Beispiele liebevoll ergebener Seelen,
welche innere Erfahrung von des Meisters Form haben, lange bevor sie
tatsächlich mit ihm auf dem physischen Plan in Kontakt kommen. In Pakistan gibt
es noch viele Menschen, die die strahlende Form von Hazoor zu sehen pflegen,
obwohl sie ihm niemals zuvor begegnet waren. In meinem Fall besuchte mich oft
Hazoors leuchtende Form innen sieben Jahre, bevor ich ihn tatsächlich traf und
meine Initiation erhielt. Ich
habe euch gesagt, daß unsere Gebete aus unserem tiefsten Herzensgrund
aufsteigen müssen. Offen gesägt, ich bestärkte nicht den Gedanken, einen Guru
zu haben, obwohl ich wußte, daß man in der Spiritualität ohne einen kompetenten
Guru nicht vorwärtskommen kann. Ich war bange vor den falschen Gurus, von denen
die Welt übervoll ist. Aber wie konnte ich einen wahren Meister finden, wo es
eine Menge gab, von denen jeder große Hoffnungen machte und bereit war, einen
gegen eine kleine Gabe zu segnen. So pflegte ich ernsthaft zu beten: “O Gott,
gewähre mir bei meiner Suche innere Führung.” Mein bescheidenes Gebet wurde
erhört und Hazoor begann sich mir selbst zu offenbaren und tat es weiterhin
sieben Jahre lang, bevor ich formell initiiert wurde. Ich wußte damals nicht,
wer er war und hielt ihn immer für Guru Nanak. Ich verfaßte auch einige Verse,
die ihn preisen. Ich
liebte Flüsse sehr. Wo ich auch immer hinkam, suchte ich einen nahen Fluß, um
einen einsamen Platz für meine Meditationen zu finden. Als ich nach Lahore
ging, kam ich zu dem Fluß Ravi. Und so war es in Jehlum. Stundenlang saß ich in
Gedanken versunken am Flußufer. Während ich in Lahore war, überkam es mich, den
Beas—Fluß zu sehen. Es war die Vorliebe für das fließende Wasser, die mich nach
Beas führte. Es war ein schöner Sonntagmorgen, als ich einen Zug nach Beas
nahm. Beim Stationsvorsteher in Beas erkundigte ich mich nach der Lage des
Flusses. Sehr überraschend fragte er mich, ob ich gekommen sei, den Weisen von
Beas zu besuchen. Ich äußerte dazu, ob es denn hier irgendeinen Weisen gäbe.
Dann erzählte er mir von Hazoor. Somit war der Besuch von Beas reichlich
belohnt. Ich bekam Gelegenheit, beide zu sehen, den Fluß Beas und meinen
zukünftigen Meister. Als
ich die Dera (Siedlung) erreichte, kannte meine Überraschung keine Grenzen, in
Hazoor das Abbild der strahlenden Form zu entdecken, die mich in all diesen
Jahren in meinen Meditationen besucht hatte. Flehentlich erkundigte ich mich,
aus welchem Grunde er unser Zusammentreffen für eine so lange Zeit
hinausgeschoben hatte, Mit einem gütigen Lächeln antwortete er, daß jetzt die
günstigste Zeit für unser Zusammentreffen sei. Ein
kompetenter Meister offenbart sich sogar vor der Initiation. Es besteht kaum
irgendeine Notwendigkeit, irgendeine Vorstellung heraufzubeschwören, während
man spirituelle Praktiken ausübt. Der Meister pflanzt zur Zeit der Initiation
sein eigenes Bild ein und seine strahlende Form erscheint von selbst, wenn wir
uns restlos im Augenbrennpunkt befinden. Das Geheimnis des Erfolges liegt
darin, vollkommen und ganz in den Augenbrennpunkt zu gelangen und die wahre
Form des Meisters kommt ohne irgendeine Bitte. Dies ist ein verhältnismäßig
leichter und der natürlichste Weg der Gott-Verwirklichung. Guru Bhakti ist der
sicherste Rückweg heim zu Gott, aber der Pfad ist gleichzeitig auch ganz schlüpfrig.
Als sich Maulana Rumi‘s Ende nahte, sagte er: ”Wenig wißt ihr von dem großen König in mir, wenn
ihr das Strahlen in diesem Haus aus Fleisch und Knochen seht.‘1 Wenn
sich ein Schüler zu dieser Ebene erhebt und ein Guru—Mensch wird, wird er
wahrlich gesegnet. Ich habe zu euch nun von zwei Dingen gesprochen, die der
Guru tut: Erstens lehrt er,
daß alle Kinder Gottes zusammensitzen sollten, weil dies der einzige Ausweg für
die gesamte menschliche Rasse ist, den Prüfungen und Trübsalen der Welt zu
entkommen. Zweitens schenkt
er uns solch einen göttlichen Reichtum, wie er nirgendwo anders zu bekommen
ist. Deshalb ist es von höchster Wichtigkeit, daß man, während man auf die
physische Form des Meisters schaut, sich gleichermaßen der von ihr ausgehenden
Strahlungen bewußt sein sollte. Maulana Rumi sagt: ”O Shamas—i—Tabrez, wenn ich
jemand anderen als Gott im Spiegel deines Geistes sähe, würde ich schlechter
als ein Ungläubiger sein.” Einen
wahren Meister zu treffen, heißt Gott näher zu kommen, wohingegen von ihm weg
zu sein, von Gott weg zu sein, bedeutet. Wenn immer die Meister in die Welt
kommen, tun sie es, um uns den Nektar des Lebens zu reichen. Es ist gesagt:
”Die Schriften sind dem Guru nützlich, um die Massen zu lehren. Ohne einen
lebenden Meister können wir nicht einmal den wahren Sinn der heiligen Bücher
verstehen.” Es
ist Gott allein, der uns zu ihm führen kann. Der Meister ist der wahre
Gott—Liebende und kompetent, die Geschichte seines Geliebten zu erzählen. ”Halte
dich an einen vollkommenen Meister und
folge seinen Instruktionen vollkommen, dann
wirst du, selbst während du an weltliche Pflichten
gebunden bist, Erlösung erlangen. Gott
ist ewig mit dir, du
brauchst Ihm nur dein Gesicht zuzuwenden.” Bhai
Nandlal
”Gott
ist gekommen, den Namen Ramdas anzunehmen.” Guru Amardas
Für
Guru Arjan war Ramdas (sein Guru) nicht nur ein bloßes menschliches Wesen,
sondern eine Verkörperung von Gott selbst und Gott wohnte wahrlich in der Form
von Ramdas. Ein
Schüler, der in seinem Meister nicht die Gotteskraft sieht, ist noch nicht ein
wahrer Schüler. Er befindet sich noch in der Probezeit und das bleibt so, bis
er in ihm die Glorie Gottes sieht und das geschieht im wahren Sinn erst, wenn
der Meister seine strahlende Form im Schüler offenbart. Das ist die
strahlend—leuchtende Form, welche die Seele von Ebene zu Ebene auf der
spirituellen Reise heimwärts leitet. Wenn diese strahlende Form kommt, kann man
sich mit ihr unterhalten, dann werden sich viele Probleme von selbst lösen. Der
Guru, welcher als menschlicher Führer auf dem physischen Plan wirkt, ist als
Gurudev bekannt, wenn er sich in seiner astralen Strahlung offenbart und die
gleiche Kraft wird Satguru (Personifizierte Wahrheit oder Meister der Wahrheit)
genannt, wenn sie die Seele zur höchsten Region reiner Wonne und Harmonie
hinaufgeleitet. Jene, die Gurubhaktas sind, sehen etwas Herrliches im lebenden
Meister. Ein
Sikh—Schüler lebt wahrlich in süßer Erinnerung an den Guru. So wie die Existenz
eines Säuglings von der Milch seiner Mutter abhängt, so ist der Schüler vom
‘Wasser des Lebens‘ oder dem ‘Blut des Lebens‘, womit ihn der Meister
ununterbrochen ernährt, abhängig. Er liebt ihn mit jedem Atemzug seines Lebens
und sorgt ständig auf verschiedene Weise für sein Wohl, wovon das arme Kind
nichts weiß. Wie zärtlich sorgt die Mutter für ihr Kind, es ihm bequem zu
machen, indem sie selbst alle Arten von Entbehrungen auf sich nimmt. Ein
Meister tut viel mehr als das. Es ist schade, daß wir die Größe des Guru nicht
erkennen. Wir wissen nur so viel, wie er uns in seiner Gnade offenbart. Wenn
eine Mutter ihr Kind fragen würde, ob es sie kennt, würde es ‚ja‘ sagen, aber
‘inwieweit‘ kann es das? Gleichermaßen können wir, die Schüler, die Größe des
Guru unmöglich ergründen. Nach allem, warum all
diese Verehrung? Was geben sie uns, daß sie solche Lobpreisungen verdienen? Sie
verleihen uns ihren eigenen Lebensimpuls und übermitteln uns jene göttliche
Berauschung, von welcher wir so viel in den Schriften gelesen haben. Alles dies
geschieht durch ihre magnetischen Augen, von welchen stark geladene spirituelle
Ströme zu uns kommen. Leben kommt von Leben, wie Licht von Licht kommt. Ein
wirkliches lebendiges Reservoir des Lebens kann uns helfen, die Quelle des
Lebens zu finden und niemand anders kann das tun. Dies ist das unwandelbare
Gesetz der Natur und es gestattet keine Ausnahme, was es auch immer sei. Unser
Hazoor war ein grenzenloser Ozean des lebenspendenden Wassers. “Die
Lehren der großen Meister sind für einen und alle gleich. Hört
auf das direkte Zeugnis der Heiligen, denn sie sprechen von dem, was
sie wirklich in ihren inneren Augen sehen.” Gurbani
Das
Zeugnis der Heiligen ist folglich direkt und unmittelbar und nicht eines
basiert auf Hörensagen oder auf Zeugnis von biblischen Schriften. In kurzen und
klaren Begriffen erzählen sie uns von ihren inneren Erfahrungen mit ihrem
eigenen ‘Selbst‘ und mit Gott. Da sie einen direkten Kontakt mit der
Gotteskraft innen haben, sind sie in der Lage, uns eine genaue Auslegung der
verschiedenen Schriften zu vermitteln, die anscheinenden Unterschiede zu
beseitigen und ein vollständiges Bild von der Wirklichkeit zu geben, wie sie
durch Weise und Seher aller Zeiten gesehen wurde. Es ist gesagt: ”Jene, die Gott
von Angesicht zu Angesicht sehen, werden alle dasselbe berichten.” Die
Unterschiede treten in jedem Fall nur durch die Wege der Annäherung auf, die zu
der Zeit gebrauchte Sprache, die gerade übliche Ausdrucksweise und der
intellektuelle Stand des Zeitalters. Wiederum bestehen die Unterschiede nicht
in wesentlichen Dingen, sondern nur in unwesentlichen Einzelheiten. ‘Zusammensitzen‘
ist ein unübertreffliches Heilmittel für alles Übel der Menschheit. Was die
Meister gaben, ist ein unschätzbares Geschenk reiner Spiritualität, was nicht
gelehrt, sondern wie eine Infektion von den radioaktiven Strahlen, die von
ihnen ausgehen, aufgefangen werden kann. Ich
kann euch sagen, daß auch Spiritualität eine Art der Wissenschaft, anderen
Wissenschaften nicht unähnlich, ist. Sie ist eine Wissenschaft metaphysischer
Experimente, deren Ergebnisse mit Genauigkeit und Exaktheit nachgewiesen werden
können. Es ist Hazoors Verdienst, daß sie als eine reguläre Wissenschaft und
zur wissenschaftlichen Annäherung an das tiefgründige und abstrakte Thema,
welches die Menschheit immer genarrt hat, dargelegt wird. Er war es, der auf
Grund der Änderung der Wesensart der Menschen in diesem wissenschaftlichen
Zeitalter erklärte, daß die Spiritualität den größten Anklang nur finden könnte,
wenn sich in einem Geist der Übereinstimmung mit den gegenwärtigen Zeiten
aufgezeigt wird. Es ist ein uraltes Thema, das älteste, das aus undenklicher
Zeit stammt. Es ist zu unserem Vorteil, daß Hazoor dies als eine Wissenschaft
der Seele wiederbelebte. Obwohl spirituelles Erwachen durch viele erfolgt, wird
jedoch die göttliche Offenbarung durch wenige gewährt. Durch seine gütige Gnade
erhalten so viele innere Erfahrung des heiligen Licht- und Ton-Prinzips, welche
natürlich durch Praxis mit liebevoller Konzentration entwickelt werden kann. Laßt uns danach
streben, würdige Söhne unseres Vaters zu sein. Versucht, die Tatsachen des
göttlichen Lebens zu verstehen. Hazoor ist nicht von uns gegangen. Seine
göttliche Kraft ist immer bei uns, trotz des scheinbaren Wechsels der Hülle.
Und selbst jetzt wirkt die gleiche göttliche Gnade in Fülle. Durch Waffen wird
es nicht verletzt, Das Feuer
verbrennt es nicht, Durch Wasser wird
es nicht ersäuft, Noch bringt der
Wind es zum Vertrocknen. Es wird von nichts
durchdrungen, Unverbrennlich und
unzerstörbar ist es, Doch durchdringt
es alle Dinge; Unbeweglich
selbst, bewegt es alles. Niemand kann es
sehen, Und kein Gedanke
kann es in sich fassen. Gita
DER PROPHET DES
FRIEDENS Dieser
Artikel geht zurück auf eine Urdu—Rede von Sant Kirpal Singh über Guru Nanak
und seine Botschaft, die gelegentlich der letzten Geburtstagsfeier des Guru auf
alle indischen Sender übertragen wurde. Wir
feiern heute den Geburtstag jenes großen Friedenspropheten, des Messias seiner
Zeit, der Quelle der Spiritualität und des großen Gottmenschen, dessen Leben
Strahlen der Spiritualität aussendete gegen Ende des 15. und Beginn des 16.
Jahrhunderts. Die sozialen und politischen Zustände im Lande hatten den
tiefsten Stand erreicht. Die erhabene Seele, die dem irregeleiteten Volk den
Pfad des Friedens und der Gerechtigkeit zeigte, war der große Guru Nhnak. Diese
große Sonne der Spiritualität ging im Jahre 1459 am Horizont auf. Guru Nanak
wurde im Dorf Talwandi geboren, jetzt bekannt als Nankana Sahib in
West—Pakistan. Chaotische Zustände herrschten zu der Zeit im Lande. Im Namen
der Religion wurden von den führenden Schichten, die von Lust, Gier und Unmoral
beherrscht waren, alle Arten von Scheußlichkeiten verübt. Mißgunst und Haß
waren an der Tagesordnung. Sowohl Herrscher wie auch Beherrschte hatten ihre
diesbezüglichen Pflichten und Verbindlichkeiten völlig vergessen. Kastengeist
und Unberührbarkeit wucherten. Das Volk verlor den Glauben an die Religion.
Bewegt von den Mitleid erregenden Rufen des in Agonie liegenden Volkes betete
Guru Nanak: ”Die
ganze Welt wird von unsichtbaren Flammen
verzehrt, rette sie, o Herr, wenn
Du willst, in Deinem erbarmenden Mitleid.” Nanak
war ein großer Reformer. Er war der Fackelträger von Friede, Wahrhaftigkeit und
universaler Liebe. Er sah die Menschen nicht von der physischen Ebene aus,
sondern als geistige Wesen. Er predigte: Gott ist Einer, der Schöpfer des
Universums. Alle sind Seine Kinder und gehören zu einer Menschanfamilie. Er
legte Nachdruck auf die Idee der universalen Bruderschaft. Wozu denn all dieser
Streit? Gott ist personifizierte Liebe und wohnt im menschlichen Herzen. Ein
Licht erleuchtet die ganze Schöpfung. Wir sollten alle lieben, die ganze
Schöpfung. ”Kasten
und Glaubensbekenntnisse zählen nicht
in seinem Reich. Wer Ihn verehrt, ist
Ihm teuer.” Guru
Nanaks Lehren sind nicht für eine besondere Sekte oder Gemeinschaft, sondern
für die ganze Menschheit. Dieser Erlöser der Menschheit reiste weit umher,
nicht nur in Indien, sondern auch in entfernten Ländern wie Ceylon, Burma,
Mekka, Medina und nach Mesopotamien. Er brachte allen seine göttliche Botschaft
ohne Rücksicht auf religiöse und politische Ideologien. Er glaubte an die
Religion des Menschen und lehrte, daß des Herrn Evangelium für alle sei. Wenn
er über seine Religion gefragt wurde,. sagte er: ”Ich bin weder Hindu noch Moslem und habe nur einen Körper, aus fünf Elementen gemacht, in dem die Gotteskraft pulsiert, und habe den Namen Nanak,” Er
ermahnte die Menschen, ihr Brot auf anständige und rechtschaffene Weise zu
verdienen. Er sagte oft: ”Beuge dich nicht einem, der sich als Gottmensch
ausgibt, aber von der Mildtätigkeit anderer lebt. Wer sein Brot im Schweiße seines Angesichts verdient und
es mit allen teilt, der kann den Pfad Gottes erkennen.” Er
verbot den Menschen, die Rechte ihrer Mitmenschen zu mißbrauchen. Der, welcher
andere ausnützt, kann niemals ein reines Herz haben. Immer
wieder schärfte er ein, ein reines Herz zu haben und gute Werke zu tun. ”Nimm den Namen des Herrn auf mit reinem Herzen
und reiner Zunge; denn ohne dies wird dein Tun keine Frucht tragen.” Und wieder: ”Nur die Taten zählen und nicht die religiöse
Kennmarke, die einer trägt.” ”Was
immer man sät, das wird man ernten.” Er wiederholte: ”Die Taten allein werden gewogen auf der
göttlichen Waage; dies wird bestimmen, wie nah oder fern du Gott bist,” Guru
Nanak reinigte die Herzen aller, die mit ihm in Verbindung kamen. Mit der
Alchemie der Gottesliebe verwandelte er Räuber wie Kauda und Sajjan in fromme
Ergebene. Guru Nanak war ein wahrer Mystiker, immer
in Verbindung mit Gott und in allem seine verschwenderische Gnade erkennend. Er
sagte: “Nanak sieht den Herrn in all seiner Glorie.” Berauscht von des Herrn
Liebe verblieb er immer im Zustand der Verzückung. Einmal bot ihm Babar, der
große Mogul-Kaiser, einen Becher Wein an. Der Guru lehnte höflich ab und sagte:
“O Kaiser, die Berauschung deines verderblichen Weines ist schwach und
vergänglich; aber ich habe den Wein des göttlichen Naam getrunken, der niemals
vergeht.” Er predigte, daß Bescheidenheit, Mitleid
und Hochachtung für die Propheten aller Religionen die Essenz der Religion sei.
Dienst an seiner Schöpfung und Liebe zu Gott ist alles, was man mit auf die
letzte Reise nehmen kann. Nach
ihm ist die Essenz der Religion, daß Anhänger jeden Glaubens zusammenkommen,
ihre Sinne überwachen und die Verbindung mit dem Allmächtigen suchen sollten. Nur
durch die Disziplinierung deiner
Sinne kannst du das letzte Ziel des
Lebens erreichen. ”Alle
menschlichen Wesen bilden eine Klasse und die Schlacht des Lebens kann nur
durch Beherrschung des Gemüts gewonnen werden.” Er
befürwortete nicht die Entsagung als ein Mittel zur Gottverwirklichung. Er
glaubte, daß Erlösung für einen Hausvater durch rechte Erfüllung seiner
Pflichten und Obliegenheiten mit vollem Glauben an Gott möglich ist. Er war der Geliebte aller. Hindus und
Moslems verehrten ihn gleichermaßen. Als er seine körperliche Hülle ablegte,
wollten die Hindus sie verbrennen, während die Moslems den Körper begraben
wollten. Es wird erzählt, daß als das Leichentuch aufgedeckt wurde, man nichts
fand als eine Menge duftender Blumen. Er kam wie eine duftende Blume, die ihren
Wohlgeruch ringsumher verströmt. Das Laken und die Blumen wurden zwischen den
zwei Gemeinschaften geteilt und entsprechend ihren eigenen Riten darüber
verfügt. Guru Nanak betete immer für das Wohl der
Menschheit: “O Herr, groß ist die Macht Deines Naam, mögen alle in Frieden leben unter Deinem Willen.” Heute haben die Menschen das Gefühl für
alle menschlichen Werte verloren, trotz der epochemachenden Errungenschaften
auf dem Gebiet der Wissenschaft und Technik. Der Teufel im Menschen hat die
Oberhand. Menschliche Güte wich der Lust, der Gier und dem Mißtrauen. Wir leben
alle in einem Zustand des Grauens und Mißtrauens voreinander. Die Menschheit
läuft ihrem eigenen Verderben entgegen. Heute wie nie zuvor brauchen wir die
Lehren des großen Guru. Diese sind wahr für alle Zeiten und für alle Menschen
in der ganzen Welt. Wir alle beten für den Frieden auf der Erde. Nanak war der Prophet des
Friedens, der Einigkeit und der Liebe. Wenn wir dem Pfad folgen, der uns durch
den großen Lehrer gezeigt wurde, und mit ganzem Herzen am rechten Verständnis
für moralische und spirituelle Werte arbeiten, werden Friede, Liebe und Glück
in höchstem Maße regieren. Nur durch Selbsterkenntnis und Gotterkenntnis können
wir das Reich Gottes auf Erden aufrichten. VOM SCHREIBTISCH
DES HERAUSGEBERS Durch
ein großes Glück hast du eine menschliche Geburt erhalten, Dies
ist die einzige Gelegenheit für dich, mit Gott in Verbindung zu kommen; Alles
andere in der Welt wird dir nichts nützen, Suche
die Gesellschaft der Heiligen und lerne, im Innern mit ihnen zu sprechen. Guru Arjan
Die
Natur ist nicht verschwenderisch in ihren Plänen und Absichten. Sie versieht
jeden, natürlich entsprechend dem jeweiligen Hintergrund, mit der Möglichkeit,
zu entwickeln, was unentwickelt in ihm ist. Die gesetzten Ursachen, die in die
entfernte Vergangenheit zurückgehen, müssen sich, vielleicht in diesem Leben
oder in ferneren Leben, in der lebenden Gegenwart auswirken und es gibt kein
Ausweichen vor der reichen Ernte, die bereits gesät wurde. Im Innersten seines
Wesens ist man frei, trotz des sich ständig um den Mittelpunkt drehenden Rades
des Lebens. Und doch, der scheinbar stillstehende Punkt des Rades ist der Punkt
intensivster Tätigkeit. Spirituelles
Wachstum ist ein langgezogener Prozeß. Von der Mineralwelt zum Pflanzenreich,
zu den kleinsten Insekten, Nagetieren und Reptilien zur gefiederten
Bruderschaft, den Vierfüßlern und schließlich zu den Zweifüßlern, den Menschen,
ist es ein Prozeß, der sich über viele Zeitalter ausdehnt. Dank der Gotteskraft
im Menschen hat er die höchste Sprosse der Stufenleiter in Gottes Schöpfung
erreicht. Er ist dem Wesen nach der Gipfel und die Krone von allem was ist und
hat Möglichkeiten und Kräfte, die noch ungenutzt in ihm liegen. Er ist ein
kleiner Gott, ein Abbild Seines Wesens, in dem der Atem Gottes wogt, denn er
ist wahrlich der Tempel des Heiligen Geistes. Es ist eine andere Sache, daß er
in seiner Unwissenheit nichts davon weiß. Die
höchste Spitze zu erreichen und doch nicht die Gotteskraft in sich zu
entwickeln, bedeutet, die goldene Gelegenheit zu versäumen, die ihm von der
Mutter Natur gegeben wurde. Von der höchsten Sprosse der Leiter zu fallen ist
wahrlich ein tiefer Sturz und sehr beklagenswert. Die Gelegenheit, die einmal
vertan wurde, kann eine schmerzliche, mühsame Aufgabe bedeuten. Warum dann
nicht den größten Nutzen aus den uns gegebenen Möglichkeiten ziehen? Der Zweck
des menschlichen Lebens ist kurz und doch in nachhaltig zum Ausdruck gebrachten
klaren Begriffen durch Guru Arjan, den fünften Guru in der Nachfolge von Guru
Nanak, dargelegt worden. Die Flut und die Zeit warten auf keinen. Jetzt oder
nie sollte unsere Losung sein. Eilt, solange die Sonne scheint. Solange
es die Vorstellung von Gott gibt, existiert Er sicherlich und es gibt einen Weg
zu Gott und den Gottmenschen, der gottwärts führt. Und niemand kennet den Sohn
denn nur der Vater; und niemand kennet den Vater denn nur der Sohn und wem es
der Sohn will offenbaren. Guru Amar Das, der dritte Guru, wiederum hat gesagt:
”Ohne die tätige Hilfe eines vollkommenen Meisters kann man kein wahrer
Ergebener sein noch auf das Wort abgestimmt werden. Denn diejenigen, die sich
mit dem Wort verbinden, können es nur durch die Gnade des Meisters.” Sich
selbst zu erkennen und Gott zu erkennen ist das Ein und Alles des menschlichen
Lebens. Das Prinzip von Bedarf und Versorgung ist immer in Tätigkeit. Es ist
Wasser da für die Durstigen und Nahrung für die Hungrigen und wer auch immer
nach dem Wasser und dem Brot des Lebens verlangt, kann es im Überfluß von einem
kompetenten Meister haben und somit den Sinn des Lebens erfüllen und
hineinblühen in die Gottheit. UNIVERSALE LIEBE Geliebter, laß‘
mich nicht länger ohne dich leben; Meine Augen
verlangen nach deinem Anblick, Meine Seele
dürstet nach deinem Wort. O
Meister, vereine mich endlich mit dir. Lange
Zeit habe ich nicht gewußt, wo dich zu finden; Hinter
den Wolken, in der Stille des Waldes suchte ich dich Und
gnädiglich hast du mir dann ein Zeichen gegeben. Jetzt
weiß ich, du bist in der allumfassenden (universalen) Liebe. Doch ich
bin unglücklicher als je zuvor, Denn ich
kann den Schlüssel zur Liebe nicht finden. O
personifizierte Liebe, ich übergebe mich dir ganz. Geliebter Meister, lehr‘ mich, wie zu lieben. Du bist
Liebe, und will ich dich finden, muß ich
selbst Liebe werden. So mühe ich
mich, gerüstet zu sein, damit du mich empfängst. O Meister,
laß‘ eine Leiter der Liebe herab zu mir Und zieh‘
meine Seele nach oben, zu dir. Du sagst,
durch allumfassende Liebe können wir die Dinge erkennen. In der
Vollendung ist alles eins mit dir, So lehre
mich, o Herr, dich vollkommen zu lieben Und führe
mich zurück in der Einen Mutter Schoß. Joachim Henke
GESEGNETE LEBENDE
ERINNERUNGEN von Arran B.
Stephens Am
frühen Morgen des 2. April 1967 strömten Tausende von eifrigen Ergebenen und
Wahrheitssuchern in den heiligen Bezirk des Sawan Ashram in Delhi, um viele
gesegnete lebende Erinnerungen an den letzten Param Sant Hazoor Sawan Singh Ji
Maharaj (1858-1948) zu feiern und dieselbe eine Meisterkraft, die durch seinen
spirituellen Sohn Param Sant Kirpal Singh Ji wirkt, in sich aufzunehmen. Spirituelle
Aspiranten aus allen Teilen Indiens kamen, um diese heilige Gelegenheit
wahrzunehmen. Kein Opfer wurde gescheut, um wieder mit dem geliebten Meister
zusammen zu sein. Die Versammlung schwoll schnell auf Zehntausende an, jeden
Winkel des schönen Ashram-Geländes füllend. Sie sangen Gedichte höchster Liebe,
Bhajans genannt, die ihren ”Sacha Padshah” (wahrer König) anflehten,
herauszukommen und ihnen den belebenden Blick seiner Gnade zu schenken. Diese
inspirierenden Hymnen von verschiedenen Meistern höchsten mystischen Ranges
verfaßt, von überfließenden Herzen gesungen, schwangen sich spontan wie Wogen
göttlich geladener Elektrizität durch die Menge, alle Kasten und
Glaubensbekenntnisse, reich und arm, hoch und niedrig, zu einer Essenz
universaler Liebe verschmelzend. Die Atmosphäre war so hoch geladen, daß man
sich in eine andere und neue Welt versetzt fühlen konnte, weit ab von dem
tollen Jagen und dem Chaos der materialistischen Welt. In
makelloses Weiß gekleidet trat der Satguru um 7.30 Uhr aus dem Bungalow und
ging durch die wartende Menge, grüßend, mit gefalteten Händen seinen Segen
gebend. Die Stufen aufsteigend setzte er sich mit gekreuzten Beinen auf die
erhöhte Plattform und sah mit großem Mitleid minutenlang über das Meer der zu
ihm aufgerichteten Gesichter. Die Gegenwart des Großen Meisters vor seinen
Kindern rief ein hilfloses Seufzen hervor, als ob die riesengroße Versammlung
von einem Atem getragen würde. Er begann sehr ruhig und mit liebovoller
Eindringlichkeit von der Wichtigkeit des kostbaren menschlichen Lebens zu
sprechen, das wir nicht in unnützen äußeren Beschäftigungen verschwenden,
sondern unsere Aktivität und Energie auf unsere Selbst- und Gottverwirklichung
richten sollen, zu welchem Zweck uns diese menschliche Geburt gewährt wurde.
Des Gurudevs spirituell inspirierende Worte, die endlose Ausblicke auf die
uralte Liebe und Weisheit enthüllten, flossen aus seinem Munde wie ein
sprudelnder Bach, der die durstigen Herzen seiner Kinder tränkte. Für
diejenigen, die eine praktische Erfahrung des Lichtes Gottes suchten und
solche, die sich sehnten, dem inneren Meister in der strahlenden Form zu
begegnen, gab der Geliebte seine Segnungen und wies den Sangat (Versammlung)
an, in Meditation zü sitzen. Nach einer Stunde, in Stille und Schweigen
verbracht, rief der Herr der Versammlung alle auf, die Augen zu öffnen und
fragte, wieviele die innere strahlende Form des Meisters erlebt hatten. Über
200 Männer und Frauen erhoben bescheiden die Hand als Bestätigung dieser
sublimen Erfahrung. Für viele war es das erste MaL, daß sich diese himmlische
Vision offenbarte. Viele von ihnen hatten nicht nur den ”Guru Swaroop” (Meisters
strahlende Form) gesehen, sondern ebenso die Seines Meisters. Einige waren
durch die überfließende Gnade und Gotteskraft, die durch den lebenden Meister
Sant Kirpal Singh wirkt, sogar zu den Füßen Baba Jaimal Singh Ji, Soamiji und
anderer früherer großer Heiliger gebracht worden. Als der Meister
fragte, wieviele der versammelten Tausende das im Innern des menschlichen
Tempels strahlende Licht Gottes gesehen hatten, erhoben 70% die Hand, und ihre
strahlenden Gesichter bewiesen augenfällig ihren inneren Gemüts- und
Seelenzustand. Wie glücklich sind die wenigen Erwählten, die zu den Lotosfüßen
des lebenden Meisters geführt werden! Den ganzen
Vormittag hindurch kamen viele bedeutende religiöse und spirituelle Führer zur
Rednerbühne, um mit dem großen Meister auf einer allgemeinen Plattform zu
diskutieren. Zahlreiche herzbewegende Begebenheiten aus dem berühmten Leben
Hazoor Sawan Singh Ji‘s wurden von vielen seiner prominenten Initiierten
erzählt. Welches Glück, daß die Gotteskraft, die sich durch solch große Meister
wie Christus, Guru Nanak, Soamiji, Hazoor Sawan Singh Ji und andere
manifestierte, sich fort und fort in freiem Überfluß durch den lebenden Meister
ergießt, der der höchste Ausdruck der Gottheit ist, die im gegenwärtigen
Zeitalter für die spirituelle und moralische Erhebung der Menschheit existiert.
Über 24 Jahre saß der Meister zu den Lotosfüßen Hazoors und erreichte die
höchste spirituelle Vollendung, welche offensichtlich für jene ist, die mit
innerer Schau gesegnet sind .... und wenn wir blind sind, er kann uns sehend
machen! Bei öffentlichen
Satsangs hat Hazoor Sawan Singh Ji oftmals betont, daß Kirpal Singh das heilige
Werk der Naam—Initiation nach ihm fortführen würde, wodurch die Sucher
spirituelle Ersthand—Erfahrungen über die wahre Heimat des Vaters erhalten
würden. Satguru Kirpal Singh war durch seine unvergleichliche Liebe, Ergebung
und seinen vollkommenen spirituellen Hintergrund der eine göttlich erwählte
”Nadi—Sohn” seines Satguru, das heißt Sohn durch spirituelle Machtübertragung, im
Gegensatz zu ”Bindi—Sohn” (”bindi” bedeutet wörtlich ein Samentropfen oder Sohn
durch körperliche Empfängnis). Viele, die nirgendwo vorwärts kamen, haben durch
die Begegnung mit Sant Kirpal Singh Ji das Körperbewußtsein überstiegen und
erhielten zu ihrer großen Freude und Dankbarkeit einleitende mystische
Ersthand—Erfahrungen des inneren Lichtes und Tones. Für aufrichtige und ernste
Sucher hat Gott Wege für eine Begegnung mit einem wahren Meister, der die
Kompetenz hat, einen auf den inneren Pfad zu stellen, bis die Seele schließlich
zur unwiderruflichen Verschmelzung mit der Absoluten Gottheit geführt wird. Diese
Menschen, vom einfachen schwer arbeitenden Bauern, bis zur großen Masse der
gebildeten 0berschicht, haben eine große Liebe für den Meister. Einer nach dem
anderen kommt vor, um von göttlichem Eifer und Inspiration erfüllt, den Meister
bis in den Himmel zu loben, nein, bis in jene Himmel, die von Lobpreisungen
widerhallen! Diese Männer und Frauen sprachen von ihren eigenen, durch seine
Gnade gewonnenen Erfahrungen, und er, als ein so großmütiger Meister enthüllte
sich vielen ... Vielleicht wurde ähnliche Gnade niemals vorher so
verschwenderisch ausgeteilt in der Geschichte der Meister. Seine Gnade ist in
vollem Fluß — an uns ist es, uns ihm bescheiden zu nähern und seine göttliche
Hilfe zu erbitten. Der Meister ist wahrhaftig ein Erlöser, ein Christus, ein
Messias, ein Satguru. Er hat das Geschenk seiner Liebe selbst den größten
intellektuellen Skeptikern gegeben, wenn sie eine kleine Weile in seiner
Gegenwart verblieben. Sogar falsche und versteckte Sünder wurden durch seine
Gegenwart völlig verwandelt; er wirkt wie der ”Stein der Weisen” aus der Fabel,
welcher niedriges Metall in Gold verwandelte. Er, der Liebe ist
und personifizierter Gott, erweckt die Liebe Gottes auf verschiedene Weise in
allen. Naam oder die Ausdruckskraft Gottes, Licht und Ton der Schöpfung, ist
auch ein Strom der Liebe des Allmächtigen, und wenn eine Seele durch die
Teilnahme an der Gnade des lebenden Meisters mit diesem machtvollen Strom
verbunden ist, beginnt sie natürlicherweise zur Liebe zu erwachen. Gott, Naam
und der Meister — alle sind eines. Menschen
in aller Welt — solche, die unter einer direkten Führung stehen - erlangen
fortschreitende spirituelle Erfahrungen ebenso wie in Zeiten früherer Meister;
aber der lebende Meister, ein lebendiges Symbol für seine Kinder, lächelt und
beugt sein göttliches Haupt in seiner charakteristischen Bescheidenheit und
wiederholt: ”Einzig durch die Gnade und Güte meines Meisters erhalten die
Menschen Trost und Segen aus meiner Gegenwart.” Er sagt: ”Der Kommandeur
befiehlt ”Feuer” und ich muß feuern.” All solches Lob von sich weisend spricht
der Meister alles Verdienst seinem Geliebten zu. Er erzählte, wie sein Meister
ihm eines Tages sagte, daß er das spirituelle Werk nach ihm weiterführen solle,
worauf er (unser Kirpal) antwortete: “Ebenso wie ein Gärtner will ich die
Pflanzen gießen, aber es ist dein Wasser.” In Bestätigung der Einheit der
Meister sagte er: ”Die Gurukraft wirkt von einem menschlichen Pol zu einem
anderen, aber die Kraft ist dieselbe.” Es gibt da keine Frage bezüglich eines
Grades des Unterschiedes zwischen vollendeten Meistern. Von außen betrachtet
sind sie verschieden, aber innerlich sind sie eins mit dem Einen. Durch die
Vermittlung jedes Meisters tranken die Seelen den himmlischen Nektar Gottes und
für die lebenden Wahrheitssucher ist eine lebende Meisterseele notwendig, um in
Verbindung mit Gott zu kommen. Man kann ihn weder allein noch durch
unvollkommene Lehrer und Führer erreichen, deren die Welt in dieser Zeit im
Überfluß hat. Indessen ist es unmöglich, einen echten Meister zu finden, ohne
daß Gott selbst es will. Durch Seine Barmherzigkeit und Güte sind wir zu seinen
Füßen gebracht. Selbstverleugnende
Bescheidenheit ist das bezeichnende Merkmal eines echten Meisters. Seine
liebevollen Worte, seine leuchtenden Augen, seine von Güte strahlende
himmlische Schönheit sind voller Spiritualität. Die Großen beziehen sich selten
direkt auf sich selbst, obwohl sie eins mit Gott sind; aber immer geben sie die
Ehre, die die Welt auf sie häuft, ihrem eigenen Meister. Im
Satsang traten viele prominente Persönlichkeiten vor, die von Hazoor Sawan
Singh Ji initiiert worden waren und sprachen öffentlich von dem wunderbaren
Erscheinen beider Meister in ihren Meditationen und wie sie zu weiterer Führung
und Hilfe zum lebenden Meister geleitet wurden. Wundervolle Geschichten wurden von den unzähligen Beweisen göttlichen
Schutzes erzählt, die der Meister in Zeiten großer Gefahr den Schülern erweist.
Da war ein Schüler von Hazoor Sawan Singh, der ungläubig war und an dem
gegenwärtigen Meister zweifelte. Während der letzten Kämpfe zwischen Indien und
Pakistan wurde eines nachts dieses Mannes Dorf durch Feinde besetzt, die
blindlings die Häuser plünderten und in Brand steckten. Alle seine Habe hinter
sich lassend, begann er um sein Leben zu laufen, den Feind auf den Fersen. Er
lief und lief, aber zu seinem scheinbaren Unglück stolperte er und fiel in einen
Graben. Er dachte, sein Ende sei gekommen. In diesem Augenblick erschienen
beide Meister, der gütige Kirpal und der majestätische Sawan und trugen ihn, an
beiden Armen fassend, aus dem Gefahrenbereich heraus in Sicherheit, wonach sie
verschwanden. Seitdem war dieser Schüler immer voller Dank und Ergebung für den
wahren Sohn Sawans. Zahllos
sind die Fälle wunderbaren Schutzes der Ergebenen durch den Meister. Die
Skeptiker und weltlich Gesinnten spotten darüber, aber was man normalerweise
als phantastisch und übernatürlich bezeichnet, sind gewöhnliche tägliche
Vorkommnisse im Leben jener seltenen Seelen, die eins mit Gott geworden sind.
Niemals stellt der Meister seine mystischen Kräfte zur Schau, aber er hält sie
bereit, um seinen lieben Kindern beizustehen und sie zu belehren. So enthüllt
der Meister sich und seine göttlichen Eigenschaften in dem Grade, wie der
Schüler wächst und Reinheit, Empfänglichkeit und Demut entwickelt. Einer
der vielen bemerkenswerten Sucher war Sri Raghavacharya, ein alter Ergebener
von Rishikesh, in Uttar Pradesh. Dieser Mann erkannte die innere Größe Sant
Kirpal Singhs, als er sich 1946, nach dem physischen Weggang seines eigenen
Satguru Hazoor Sawan Singh Ji, nach Rishikesh zurückzog. Sri Raghavacharya
erzählte, wie er vor einigen Jahren krank wurde und ”starb”. Als sein Geist
sich vom physischen Körper trennte und zu den inneren Bereichen aufstieg, wurde
er zu den Lotosfüßen der strahlenden Gestalt ”Sawans” ünd ”Kirpals” gebracht.
Der strahlende Meister wandte sich zu ihm und befahl ihm, zu der physischen
Ebene zurückzukehren und die ihm zugewiesene Aufgabe zu Ende zu führen. Er sah
mit 110 Jahren noch rüstig und gesund aus. Zahlreiche
Ergebene und Dichter besangen in ihren Kompositionen den Herrn, einschließlich
vieler schöner Hymnen, die der lebende Meister in den Tagen seiner
Schülerschaft geschrieben hat. Ein
weiterer Satsang wurde von 16 Uhr bis 21 Uhr ohne Unterbrechung gehalten. Das
Interesse der Ergebenen erlahmte nie, sondern wuchs und wuchs auf den Schwingen
der Liebe, durch den Satguru inspiriert. Viele sprachen vor den Satsangs,
einschließlich verschiedener Ergebener und Schüler aus der westlichen
Hemisphäre, die durch das universale Licht des Meisters angezogen waren. Der
Schreiber dieses Berichtes, der weit her von Kanada zu den Füßen des Meisters
kam, sprach kurz über seine Erfahrungen mit dem lebenden Meister und über seine
Mission, die suchenden Seelen zu ihrem Schöpfer zurückzubringen. Dies ist eine
Mission von unbegreiflicher Größe, die den aufrichtigen Sucher mit dem bewußten
Kontakt des Lichtes und Tones Gottes erleuchtet, in allen Ländern, wo die
Menschen aus dem Materialismus zur unveränderlichen spirituellen Wahrheit
erwachen, die der Satguru Kirpal Singh verkündet, der lebende Nachfolger der
Meister—Heiligen aller Zeiten. Gegen
Ende des wundervollen Satsangs wurde ein weißes Laken von der Decke des
Baldachins gespannt, das als ausgezeichnete doppelseitige Leinwand diente, um
einen der verfügbaren Filme zu zeigen, die von Hazoor Sawan Singh Ji
aufgenommen waren, Seufzer der Begeisterung über die Bilder des herrlichen
Sawan gingen durch die Menge. Mehrere Tausend von Hazoors Initiierten waren
unter den ungefähr zwanzigtausend Satsangis. Zu
später Nacht gab der Meister private Interviews an Aspiranten, ohne sich einen
Augenblick zu schonen. Seine Botschaft ist eine des Trostes und der Hoffnung,
und für den endlosen Menschheitsstrom, der an seine Tür klopft, hat er ein
sicheres spirituelles Mittel für jede Krankheit und jedes Übel. Die Namen
”Sawan” und ”Kirpal” waren im Herzen und auf den Lippen eines jeden, als man
sich unter den Sternen auf den geweihten Boden zu friedlichem Schlaf
niederlegte. Wirklich, der heilige Bhandara (Jahresfeier) erreichte sein
natürliches und vollkommenes Ende, als der Mantel des Friedens und Schweigens
sich über den Ashram des Meisters breitete. Am
folgenden Morgen wurde die Naam—Initiation an 215 neu ausgelesene und
angenommene Aspiranten gegeben, einschließlich einer amerikanischen Dame, die
am Tage zuvor ”zufällig” durch Delhi kam. Als sie von dem großen Kirpal Singh
hörte, kam sie zu ihm und wurde “durch eine gewaltige Macht ergriffen, die aus
seinen Augen kam”. Viele Jahre hatte sie einen Meister gesucht und, wie es so
oft geschieht, begegnete sie unerwartet einem wahren Meister. Sie entschloß
sich, ihre Fahrkarte nach Bombay zurückzugeben und eine Weile im Ashram zu
bleiben. Nachdem der Meister jene ausgeschieden hatte, die für Naam noch nicht
reif waren, begann er, die Geheimnisse des Jenseits zu erklären, die Mysterien
der inneren Ebenen der Schöpfung, die zu der wahren Heimat des Vaters führen —
der Pfad, den jede Seele beschreiten muß, um schließlich die Verbindung mit dem
höchsten Vater zu erreichen, der einzige Zweck, zu dem wir als Menschen geboren
wurden. Satguru Ji enthüllte die heiligen Geheimnisse der
verschiedenen Lichter und Töne jeder Region, die die Seele bei ihrem
Vorwärtsschreiten erfährt, nachdem sie über das dritte oder Einzelauge das
Körperbewußtsein überschritten hat. Er hieß dann alle, sich zur Meditation
hinzusetzen und nach einer Stunde erkundigte er sich nach ihren inneren
Erfahrungen. Durch seine Gnade hatte jeder Licht und Ton der Schöpfung
innerlich erfahren, als Wort und Naam bekannt. Die amerikanische Dame war sehr
beglückt über ihre Erfahrung wie auch viele andere, und manche vergossen Tränen
der Dankbarkeit und Begeisterung, daß sie bei ihrer ersten Meditation die
strahlende Gestalt des Meisters innen bezeugen konnten. Über hundert der neu
Initiierten waren beim Wiederholen der heiligen Namen mit dieser himmlischen
Vison gesegnet, andere sahen das große Licht der inneren Sonne, des Mondes und
der Sterne; einige sahen die gewaltig rot aufsteigende Sonne. Dann wurden die
Initiierten angewiesen, eine halbe Stunde auf das innere Tonprinzip zu hören.
Der große Meister erkundigte sich nach ihren Erfahrungen. Alle hatten -
entsprechend ihrem spirituellen Hintergrund und ihrer Empfänglichkeit - die
sublime Musik des Jenseits gehört: Glocken, Gongs, Muschelhörner, Trompeten,
Violinen und Flöten — es war ein wundervoller Start zur Reise zurück zu Gott. Nachdem
Maharaji den mystischen Kontakt mit dem hörbaren Lebensstrom vermittelt hatte,
rief er seine neu geborenen Kinder von Naam auf und ermahnte sie eindringlich,
in ihren heiligen Meditationen fortzufahren und die Initiationserfahrungen Tag
für Tag durch die Praxis zu entwickeln. Er betonte nachdrücklich die
Notwendigkeit, Tagebuch zur Selbstkontrolle zu führen, ein ethisches und
rechtschaffenes Leben zu leben und den Kontakt mit dem Meister persönlich oder
schriftlich aufrechtzuerhalten, wenn man spirituelle Fortschritte und das Ziel
des Lebens erreichen wolle. Er sprach liebevoll eindringlich von der
strahlenden Form des Meisters als einem ”unbezahlbaren Ratgeber,” der die
Schritte des Schülerkindes sowohl in der Welt als auch im Jenseits lenkt; ihm
zu begegnen sollte schon während der Lebenszeit erstrebt werden. Wenn der
Schüler eines vollendeten Meisters stirbt und er die strahlende Gestalt des
Meisters in der Lebenszeit noch nicht erreicht hat, wird sie ihm zur Zeit des
Todes erscheinen, um die Seele des Initiierten ins Jenseits zu geleiten, ihm
Schutz gegen die Angriffe der negativen Kraft gewähren. Diese Seele wird dann
in eine ihrer Entwicklung entsprechende Region gebracht, wo sie weiter an ihrer
letzten Befreiung arbeiten kann, oder, wenn in des Initiierten Bewußtsein noch
weltliche Neigungen überwiegen und keine ernsten Anstrengungen im Leben gemacht
wurden, wird der Meister sie in die Welt zurückschicken müssen, in eine
günstigere und spirituell entsprechende Atmosphäre, wo sie besser inneren
Fortschritt erreichen und die notwendige Liebe für den Meister entfalten kann.
Der ganze Prozeß hängt indessen völlig von Willen und Wohlgefallen des Satguru
ab, da er, als bewußter Mitarbeiter am göttlichen Plan, die Fäden des
Schicksals seiner Kinder in seiner allmächtigen Hand hält. Dies schließt jedoch
die persönlichen Anstrengungen vonseiten des Schülerkindes keinesfalls aus, da
der geliebte Meister uns ständig ermahnt, uns mehr und mehr zu bemühen, seiner
ganzen Gnade würdig zu werden. Getrennt
von dem Initiationsvorgang erhielten 90 Rinder die Erlaubnis, in einem
besonderen Raum den Tonstrom zu hören. Der Gurudev schritt hinüber zu den Kindern und mit einer
Hand auf dem Rücken beugte er sich vor und tippte den Kindern, einem nach dem
anderen, mit dem Finger oder seiner anderen Hand auf den Kopf und half ihnen
aufzustehen. (Einige waren wirklich spirituell berauscht.) Er fragte dann, was
sie gesehen und gehört hatten. Über 60 dieser Knaben und Mädchen hatten den
strahlenden Gurudev innen gesehen und viele auch Hazoor Sawan Singh an der
Seite des lebenden Meisters, den sie weder früher gesehen noch von ihm gehört
hatten. Nur als ihnen ein Foto gezeigt wurde, erkannten sie den gütigen alten
Mann mit dem Bart wieder. Man
kann die Größe und Reichweite solcher Handlungen eines Gottmenschen einfach
nicht begreifen. Wahrlich, die Meister- oder Gotteskraft, die durch den
Brennpunkt des lebenden Meisters wirkt, ist die ”überwachende und führende
Schicksalsmacht der noch in den Kinderschuhen steckenden Menschheit.” Diese
Kinder werden vielleicht erleuchtete Führer von morgen, und in allen Ländern
der Welt, wo erleuchtete Initiierte des Meisters wohnen, wird ein mächtiges
Licht in die Dunkelheit scheinen durch den Wert ihrer Verbindung mit dem
lebenden Meister. Diese große Kraft der Wahrheit ist einzig Hoffnung und Trost
gegenüber den materialistischen und degenerierenden Einflüssen, die die Welt
heute überwuchern. Dieses ”Licht, welches jeden Menschen erleuchtet, der in
diese Welt kommt,” ist unglücklicherweise ungesehen, unbemerkt, vergessen und
schmählich vernachlässigt; aber ein Gnadenblick einer Meisterseele kann das
innere Auge der individuellen Seele öffnen, so daß sie die Mysterien von Gottes
Licht zu sehen und so die eingeborene Gottheit in all ihrer Glorie zu enthüllen
vermag. Dann erscheint die strahlende Gestalt des Meisters und führt die
gesegnete Seele in Erfahrungen und Reiche jenseits aller irdischen
Beschreibung, bis sie den Herrn sieht und sich mit ihm vereinigt. Bevor dieses
Licht wirklich in seinem ursprünglichen Glanz (und nicht unter einem Scheffel)
aufleuchten kann, zahllose äußere Sonnen und Monde überschreitet, müssen wir,
seine irrenden Kinder, erst lernen, uns über all unsere kleinlichen Laster, wie
Haß, Eifersucht und Selbstsucht erheben, denn diese strahlen nicht nur sehr
übel in unser eigenes Leben zurück, sondern auch auf den Pfad, den wir gehen.
Der Meister und der Pfad sind vollkommen in jeder Beziehung, aber wir Menschen,
mit einem Fuß im Göttlichen, mit dem anderen in menschlicher Täuschung,
beurteilen den Meister von unseren eigenen begrenzten Standpunkt aus. Es liegt
sicher nicht am Meister, wenn einige seiner Kinder ungehorsam sind. Der
Pfad der Meister, der die namenlose und formenlose Gottheit, seine weite
Schöpfung, von den physischen Universen zur Astral-, Kausal- und großen
Kausalebene bis hinauf zu Sach Khand, der wahren Heimat des Vaters, Naam, die
Gottes—Ausdruckskraft und die individuelle Seele einschließt, ist der Pfad der
Liebe. Gott, der alle Liebe und Wahrheit ist, absolutes Bewußtsein, entwarf und
schuf alle Schöpfung, vom winzigen Tropfen bis zum grenzenlosen Universum, als
Strahl seiner Liebe. Die Naam-Kraft, die gesehen und ungesehen die Schöpfung
erhält und überwacht, ist eine direkte Emanation des Sat Purush und auch Liebe,
und wo sie sich voll manifestiert, in einem Meister—Satguru, dieser Ort ist
auch Liebe, personifizierte Liebe. Alles, Gott, Schöpfung, Sach Khand, Naam,
Seele und Liebe bleiben unerkannt ohne die Gnade eines Gottmenschcn. Liebe und Unterwerfung zu den Füßen des Meisters, Erfüllung
seiner heiligen Gebote und Vereinigung mit seinem heiligen Naam wird uns sicher
und schnell durch das betörende Panorama unserer Existenz hindurchführen und
die jubelnde Seele in den Schoß der höchsten Gottheit bringen. Der Satguru ist
die Widerspiegelung von Sat—Naam oder Gott in dieser Welt und im Jenseits und
gewährt als solche jenen Gotterfahrung, die sich ihm in Demut und
Aufrichtigkeit nähern. Gott ist unerkennbar. Mit des Satgurus Gnade wird er als
lebende Wirklichkeit im Tempel unseres innersten Wesens erkannt. Und so sind
wir erlöst. DEMÜTIGE
BITTE
Wie ein Umhang
waren wir dem Herrn gestohlen und durch die brennend dürre Wüste des Lebens
getrieben, verstrickt und zerrissen auf die Dornen eines Busches geweht worden,
der uns mit seinen verlockenden Blumen täuschte. Als die Hoffnung
erloschen und das Leben zu verebben begann, erschien ein strahlender Weiser und
machte die Dornen, die brennende Wüste, die Qual der Trennung zunichte. Als der
Weise sich wandte und schaute auf unsere erwartungsvolle Seelen, fanden wir,
daß Du es warst, o Herr! In der Oase Deiner
Gegenwart haben wir die kühlenden Quellen der Befreiung gefunden, und unter dem
Schutz Deiner allmächtigen Hand fanden wir den sicheren Frieden, den nichts und
niemand in der Welt uns rauben kann. Du hast unsere
Seelen in den klingenden Harmonien des Lichts getauft, die aus Deiner
Lotos-Gegenwart entspringen. — Bezwungen von Deinem Zauber sind wir Sklaven der
Liebe Gottes geworden. Kein Wunder, daß Millionen Schöpfungen bei Deinem
Anblick von Ehrfurcht und Freude erfüllt sind, o göttlicher Meister! Keine Schönheit
der Natur kann sich mit Deiner Großmut vergleichen. Denn Gott selbst hat alle
Gaben auf Dich herabgeschüttet. - Durch Deine Gnade, o Satguru, befrei‘ uns von
dem Tyrannen Gemüt, O mach‘ uns zum Staub Deiner Füße und zu ewigen Sklaven
Deines Hari-Naam. DIE WICHTIGKEIT
DES SATSANG von Bhadra Sena Die
Wichtigkeit des Satsangs kann nicht nachdrücklich genug betont werden.
‘Satsang‘, sagte Hazoor, ‘ist ein schützender Zaun für die Schüler, die mit
spirituellen Sadhans oder Praktiken beschäftigt sind und beschützt sie in
seiner Hürde. Satsang ist ein Muß in jedermanns Leben. Man kann nicht ohne ihn
sein. Seine Notwendigkeit wird auf der einen oder anderen Stufe empfunden, wenn
der Mensch älter wird und dem Auf und Ab des Lebens gegenübersteht. Je eher man
das versteht, umso besser ist es, nicht nur für einen selbst, sondern auch für
alle seiner Umgebung. Ein
Leben ohne Satsang ist ein unechter Flitter, eine falsche Münze, wie glänzend
sie auch scheinen mag. Es hat keinen Wert im Reich Gottes. Die
meisten von uns haben jedoch eine sehr begrenzte Ansicht über den Satsang. Wir
wissen im allgemeinen nicht, was das Wort Satsang wirklich bedeutet. Wir
betrachten jeden Vortrag eines religiösen Lehrers oder Predigers als Satsang.
Ein gemeinschaftlicher Kirtan oder das Singen des Namen Gottes und das Singen
von Hymnen zu Seinem Ruhme gelten in der allgemeinen Umgangssprache als
Satsang. Das Beiwohnen des üblichen Gottesdienstes in einer Kirche, einem
Gurudwara, einem Tempel oder in einer Moschee, wird als ausreichend angesehen.
Alle diese Praktiken sind zweifellos Schritte in der rechten Richtung, aber sie
sind nicht genug. Sie bereiten mehr oder weniger den Boden zum Verständnis der
höheren Werte des Lebens; das höchste ist der Satsang oder die Gemeinschaft mit
Gott im Innern. Satsang hat in der Terminologie der Meister—Heiligen eine viel
tiefere Bedeutung als es gewöhnlich bekannt ist und verstanden wird. ‘Sat‘
bedeutet ‘Wahrheit‘‚ die unveränderliche Dauer in dem ständig wechselnden
Panorama des Lebens. In Sat, von Sat und durch Sat existiert das Universum und
alles, was in ihm Dasein hat. Seltsam genug, ohne Bat ist Nichts und wo Nichts
ist, da ist Sat. Sat ist der Nährboden des Lebens, nein, es ist das Leben
selbst, welches das Leben eines jeden, der mit Sat in Einklang steht,
erleuchtet. Im Einklang mit Sat sein bedeutet Satsang im wahrsten Sinne des
Wortes. Wie kommt man in Verbindung mit Sat, ist die Frage? Das ist nicht
allein eine Abstraktion. Wenn es so wäre, dann gäbe es keinen Satsang, weil die
Worte ‘Sat‘ und ‘Sang‘ sich widersprechen würden, während alle Schriften die
Notwendigkeit des Satsang nachdrücklich betonen. ‘Sat‘
ist allesdurchdringend. In der menschlichen Welt jedoch wirkt es durch einen
auserwählten Pol zum Zwecke der Erneuerung der Menschheit. Der Mensch muß der
Lehrer des Menschen sein in Aparavidya (der Erfahrungswissenschaft) und
Paravidya (der Wissenschaft des Jenseits). Einer, in dem die Gotteskraft in
Fülle wirksam ist, kann uns auf dem Gottesweg zu der Kraft und dem Geist Gottes
führen. Wir
alle leben, bewegen und haben unser Sein in Ihm und, so seltsam es scheinen
mag, wir wissen es nicht und sind uns noch viel weniger dessen bewußt. Ein
Gottmensch(Satpurush) kann uns bewußt zur inneren Wirklichkeit erwecken und wir
können, wie Er, jubeln in unserer angeborenen Göttlichkeit, wenn wir für eine
zeitlang hören was er lehrt und den inneren Sadhan praktizieren, den er
empfiehlt. Der erstere wird der äußere Satsang genannt, während der letztere
der innere Satsang genannt wird, oder die Erfahrung der Gotteskraft in unserem
Innern. Solche
Gottmenschen sind sehr selten, aber die Welt ist nicht ohne einen solchen. Der
Gottmensch ist ein Geschenk Gottes, wie Gott das Geschenk des Gottmenschen ist.
Und derjenige ist begünstigt, der den Wert des Satsang erkennt und sich bemüht,
ein Satsangi zu sein. SURAT
SHABD YOGA
(1. Fortsetzung) Die
religiösen Lehrer der ganzen Welt legten größten Nachdruck auf die höheren
moralischen Werte und diese bildeten wahrlich die Grundlage ihrer Lehren. Ein
wahrer Meister besteht immer darauf, daß man seine Fehltritte in Gedanken,
Worten und Taten im Hinblick auf die fünf Haupttugenden aufzeichnet:
Nicht—Schädigen, Wahrhaftigkeit, Keuschheit, universale Liebe und selbstloses
Dienen allen gegenüber, da diese den Weg zur Spiritualität bahnen. Nur wenn wir
unsere Fehler erkennen, können wir sie ausmerzen und nach der rechten Richtung
streben. Durch
diesen ganzen Vervollkommnungsprozeß hindurch wird er durch das Beispiel seines
Meisters und der inneren Erfahrung, die er gibt, inspiriert. Seines Meisters
Leben wird für ihn ein lebendiges Vermächtnis sein, das ihn zu den Idealen des
‘sadachar‘ aufruft und die Erfahrung, die er vom inneren Wort hat, wird ihm ein
Beweis der Wahrheit dessen sein, was sein Meister ihn lehrt. Sadachar ist keine
trockene Disziplin, die dadurch erlangt wird, daß man gewissen festgelegten
Formeln folgt. Es ist eine Lebensweise, und in solchen Dingen kann nur Herz zum
Herzen sprechen. Das ist es auch, was den Satsang oder die Gemeinschaft mit
einem wahren Meister so wesentlich macht. Er dient nicht nur dazu, daß er
beständig an das Ziel, das vor dem Sucher liegt, erinnert, sondern durch die
magische Berührung des persönlichen Kontaktes wandelt er allmählich die ganze
Art und Weise seines Denkens und Empfindens um. Da sein Herz und sein Gemüt
unter diesem heilsamen und gütigen Einfluß nach und nach immer reiner wird,
zentralisiert sich sein Leben mehr und mehr im Göttlichen. Kurz, indem er in
zunehmendem Maße das Ideal von ‘sadachar‘ in der Praxis verwirklicht, werden
seine verstreuten und wandernden Gedanken Gleichgewicht und Vollkommenheit
erlangen, bis sie so ganz verfeinert am Brennpunkt zusammenkommen, daß dadurch
die Schleier der inneren Dunkelheit zunichte werden und die innere Glorie
enthüllt ist. Sadhan: Und
nun kommen wir zum dritten Eckstein des spirituellen Gebäudes: dem der
spirituellen Übungen oder der sadhans. Das eine immer wiederkehrende Thema
eines ‘puran guru‘ oder vollendeten Lehrers ist, daß ein gutes Leben, obwohl
sehr wünschenswert und unerläßlich, nicht das Ziel in sich ist. Das Ziel des
Lebens ist etwas anderes, etwas Inneres: Das Übersteigen dieser Ebene der
Bedingtheit und des physischen Daseins ist eine des absoluten Seins. Einer, der
das erkennt, wird sein Leben dementsprechend ausrichten. Erstens darum, weil
eine solche Erkenntnis zu einem Gemütszustand führt, der frei von Ego und
Verhaftetsein, sich in einen tugendhaften und schöpferischen Tun ausdrückt, und
zweitens, weil man ohne einen solchen Gemütszustand und die sich daraus
ergebende Lebensweise, nicht die Ausgewogenheit und Konzentration gewinnen
kann, die für die innere Erhebung unerläßlich ist. So
liegt die Hauptbetonung eines erleuchteten Lehrers immer auf dem transzendenten
Ziel. Er lehrt, daß die pranischen und vigyanischen Energien nicht vom Wesen
des Atman sind, vielmehr, daß sie aus Ebenen stammen, die unterhalb denen des
reinen Geistes liegen. Wer sie als Leiter benutzt, kann durch sie das
körperliche Bewußtsein übersteigen und die Ebenen erreichen, von denen sie
ausgehen, aber er kann nicht über diese hinausgelangen. Da der Geist in allen
der nämliche ist, sollten auch die Mittel zur spirituellen Erleuchtung allen
gleicherweise zugänglich sein. Aber wie wir bereits gesehen haben, stellen
Yoga-Arten, die auf pranas oder gyan begründet sind, besondere Anforderungen,
die nicht alle erfüllen können. Die Prana-Systeme sind für die Alten oder
Menschen zarten Alters, wie auch für solche, die unter Atmungs- und
Verdauungsbeschwerden leiden, nicht geeignet. Der Pfad des Gyan setzt mentale
und intellektuelle Fähigkeiten voraus, mit denen die Natur nur sehr wenige
bedacht hat. Wenn diese Wege der Annäherung an Gott wirklich die natürlichen
sein würden, die uns offen sind, dann würde die logische Schlußfolgerung sein,
daß die Natur in ihren Segnungen sehr parteiisch ist, weil sie zwischen den
einzelnen Menschen Unterschiede macht. Wenn die Sonne für alle scheint und der
Wind für alle weht, warum sollten dann die inneren Schätze nur für wenige
Auserwählte sein? Sie sind ebenfalls für alle, seien sie gebildet oder
ungebildet. Yogas,
die in der Auswahl ihrer Anhänger so sehr unterscheiden und so anspruchsvoll
sind, können nicht ganz natürlich sein. Die Methode, die von den Meistern des
Surat—Shabd Yoga gelehrt wird, ist anders. Dem Sucher wird die Natur der
Schöpfung erklärt, wie auch der Weg zurück zu der Quelle, wo das Leben seinen
Anfang nahm. Bei der Initiation wird ihm eine innere Ersthand-Erfahrung
gegeben, die er weiter zu entwickeln hat. Der Sitz der Seele liegt hinter und
zwischen den Augenbrauen. Dies wird von allen Yogas anerkannt. Es ist dieser
Punkt, auf den sich die Mystiker beziehen, wenn sie von ‘Shiv netra, divya
chakshu, tisra til, Brahm—rendra, triambka, trilochana, nukta-i-sweda,
koh-i-toor, drittes Auge und Einzelauge‘ sprechen, der bildlich ‘der
Ruhepunkt‘, der ‘Berg der Verklärung‘ etc. genannt wird. Auf diesen Punkt muß
der ‘sadhak‘ mit geschlossenen Augen seine Aufmerksamkeit konzentrieren, aber
die Konzentrationsbemühung muß ohne Anstrengung geschehen und es darf keine
physische oder mentale Anspannung zu spüren sein. Um bei dieser Bemühung
behilflich zu sein, gibt der Lehrer dem Schüler eine geladene Wort-Formel,
welche für die Reise, die vor ihm liegt, symbolisch ist. Wenn man diese langsam
und liebevoll mit der ‘Zunge der Gedanken‘ wiederholt, hilft sie dem Schüler,
die verstreuten Gedanken nach und nach an einem einzigen Punkt zu sammeln. Das,
was dieser Formel seine Kraft gibt, ist nicht etwas Magisches, das den Worten
als solchen anhaftet, vielmehr die Tatsache, daß sie von einem gegeben worden
sind, der sie durch seine eigene spirituelle Praxis und die Meisterschaft mit
der inneren Kraft geladen hat. Wenn nun der Schüler durch Konzentration und die
mentale Wiederholung dieser geladenen Worte dahin gekommen ist, seinen inneren
Blick scharf auf diesen festen Brennpunkt einzustellen, wird er merken, daß die
Dunkelheit, der er sich zunächst gegenübergesehen hat, allmählich durch sich
verändernde Lichtpunkte erhellt wird. Sowie seine Konzentrationsfähigkeit
zunimmt, hören die Lichter zu flackern auf und entwickeln sich zu einem
einzigen strahlenden Punkt. Dieser
Konzentrationsvorgang oder das Sammeln des ‘surat‘ zieht die Geistesströme, die
normalerweise über den ganzen menschlichen Körper verteilt sind, automatisch
zum spirituellen Zentrum. Dieses Zurückziehen wird durch ‘simran‘ oder die
Wiederholung der geladenen Worte sehr erleichtert, und die Wahrnehmung des
inneren Lichtes, was zu ‘dhyan‘ oder die zielbewußte Konzentration, führt,
beschleunigt den Vorgang noch mehr. Dhyan führt, wenn es völlig entwickelt ist,
zu ‘bhajan‘ oder dem inneren Hören. Das innere Licht beginnt zu klingen. In dir ist ein Licht und in ihm der Ton, und dieser wird dich an den Wahren Einen gebunden
halten. Gurbani
Wenn
der Übende seine leiblichen Ohren schließt, wird er schnell in diese Musik
vertieft sein. Es ist eine allgemeine Erfahrung, daß das Licht, obgleich es vom
Auge aufgefangen wird, von diesem nicht sehr lange festgehalten werden kann und
daß ihm keine sehr große Anziehungskraft eigen ist. Ganz anders ist es bei der
Musik. Wer sie im Schweigen der tiefen Stille hört, wird von ihr unweigerlich,
sozusagen in eine andere Welt hineingezogen, in einen anderen
Erfahrungsbereich. Und so wird der Vorgang des Zurückziehens, der mit Simran
beginnt, durch dhyan weitergeführt und durch bhajan sehr rasch ausgedehnt. Die
spirituellen Ströme, die sich bereits langsam bewegen, werden nach oben
gebracht ünd sammeln sich schließlich im dritten Auge — dem Sitz der Seele. Das
Übersteigen des physischen Bewußtseins durch den Geist oder der Tod im Leben
ist so mit einem Minimum an Mühe und Arbeit erreicht. Wenn
Schüler anderer Yoga-Arten nach langer Zeit und anstrengender Arbeit die
verschiedenen niedrigen ‘chakras‘ gemeistert haben und das Physische vollkommen
übersteigen, nehmen sie allgemein an, daß sie am Ziel ihrer Reise angelangt
sind. Die innere Ebene, auf der sie sich befinden, der Bereich von ‘sahasrar‘
oder ‘sahasdal-kamal‘, der häufig durch das Sonnenrad, den Lotos oder die
vielblättrige Rose symbolisiert wird, ist wirklich unvergleichlich schöner als
alles auf der Welt und scheint im Vergleich dazu zeitlos. Aber wenn sich der
Schüler des Surat-Shabd-Yoga über das Körperbewußtsein erhebt, wird er ohne
suchen zu müssen von der strahlenden Form seines Meisters empfangen, der ihn
dort erwartet. Es ist in der Tat an dieser Stelle, wo die wirkliche
‘guru—shishya‘ oder Verbindung zwischen Lehrer und Schüler hergestellt wird.
Bis dahin ist der Meister wenig mehr als ein menschlicher Lehrer, aber nun wird
er als göttlicher Führer oder ‘guru-dev‘ gesehen, der den inneren Weg zeigt. Die
Füße meines Meisters haben sich in meiner Stirne offenbart; und
alles Wandern und jede Trübsal hat nun ein Ende. Gauri M.5
Beim
Erscheinen der strahlenden Form des Meisters im Innern bleibt kein Geheimnis,
das im Schoße der Zeit liegt, verborgen. Christus sagt: Es ist nichts verborgen, das nicht offenbar
werde, und es ist nichts heimlich, das man nicht wissen werde. Matth. 10,26
Unter
Führung dieses himmlischen Wegweisers lernt die Seele den ersten Freudenschock
zu überwinden, und sie erkennt, daß ihr Ziel noch weit vorne liegt. Begleitet
von der strahlenden Form des Meisters und durch den hörbaren Lebensstrom
vorangebracht, überquert sie eine Region um die andere, eine Ebene nach der
anderen und legt nacheinander alle ‘koshas‘ ab, bis sie zuletzt aller Hüllen,
die nicht ihrer wahren Natur entsprechen, ledig ist und so gereinigt und
geläutert das Reich betreten kann, in dem sie sieht, daß sie vom selben Geist
wie das höchste Wesen ist und daß Es, der Meister in Seiner strahlenden Form
und sie selbst nicht getrennt, sondern eins sind, und daß es nichts gibt außer
dem großen Meer des Bewußtseins, der Liebe und der unaussprechlichen
Glückseligkeit. Wer vermag die Herrlichkeit dieses Reiches zu beschreiben? Die
Seligkeit der Wonne des, der das Mystische kennt, kann
nur von Herz zu Herz besprochen werden; kein
Bote kann davon berichten und
kein Sendschreiben kann es enthalten. Hafis
Als
die Feder ansetzte, dieses Reich zu schildern, brach
sie in Stücke und die Seite zerriß. Persischer Mystiker
Wenn
der Sucher am Ende der Reise angelangt ist, geht er im Wort auf und zählt zu
den Befreiten. Er mag weiterhin wie die anderen Menschen in dieser Welt der
menschlichen Wesen leben, aber sein Geist kennt hinfort keine Grenzen mehr und
ist unendlich wie Gott Selbst. Das Rad der Wiederverkörperung kann ihm nichts
mehr anhaben und sein Bewußtsein ist ohne jede Beschränkung. So wie sein Meister
vor ihm, ist er ein bewußter Mitarbeiter am Göttlichen Plan geworden. Er tut
nichts für sich selbst, sondern wirkt im Namen Gottes. Wenn es tatsächlich
einen ‘Neh-Karma‘ gibt (einen, der frei ist von bindenden Handlungen), so ist
er es, denn es gibt kein mächtigeres Mittel zur Freiheit als die Kraft des
Wortes. Er
allein ist nicht gebunden durch die Tat, der
sich mit dem Wort verbindet. Gurbani
Für
ihn bedeutet Freiheit nicht etwas, das nach dem Tode kommt (videh mukti),
sondern etwas, das während des Lebens erreicht war. Er ist ein ‘jivan-mukti‘
(frei im Leben), und gleich wie eine Blume ihren Duft von sich gibt, verbreitet
er die Botschaft der Freiheit wohin immer er geht. Jene,
die sich mit dem Wort verbunden haben, deren
Mühen werden enden und ihr Antlitz wird voll Glanz erstrahlen. Nicht
nur werden sie erlöst sein, o Nanak, sondern
viele andere werden mit ihnen die Freiheit finden. Jap Ji — Schluß
In
der wirklichen Praxis der spirituellen Schulung wird auf ‘Simran, Dhyan und
Bhajan‘ besondere Betonung gelegt, denn jede dieser Übungen spielt eine
ausschlaggebende Rolle bei der Erhaltung des Selbst. Der Meister gibt Simran
oder die Wiederholung der geladenen Worte, welche das Sammeln der wandernden
Verstandeskräfte des Schülers am stillen Punkt der Seele hinter und zwischen
den Augenbrauen erleichtert, und wohin die Sinnesströme, die den Körper jetzt
von Kopf bis zu den Füßen durchdringen, zurückgezogen werden, wodurch man das
Wissen um diesen verliert. Wird dieser Vorgang erfolgreich zu Ende geführt,
leitet er aus sich selbst zu ‘Dhyan‘ oder Konzentration. ‘Dhyan‘ ist von der
Sanskritwurzel ‘dhi‘ abgeleitet, was soviel heißt wie ‘binden‘ und
‘festhalten‘. Mit dem geöffneten inneren Auge sieht der Aspirant nun
schimmernde Streifen himmlischen Lichtes in sich und dies hält seine
Aufmerksamkeit sozusagen verankert. Dieses Licht wird nach und nach stetiger,
was ihn in seinem sadhan sicher werden läßt, denn er wirkt gleich einem
Notanker für die Seele. Wenn Dhyan oder die Konzentration vervollkommnet ist,
führt dies zu Bhajan, d.h., man stimmt sich auf die Musik der Seele ab, die vom
Mittelpunkt des heiligen Lichtes ausgeht. Diese bezaubernde Melodie hat eine
magnetische Anziehungskraft, der man nicht widerstehen kann und die Seele kann
nicht umhin, ihr zu der spirituellen Quelle zu folgen, von der sie ausgeht.
Dieser dreifache Prozeß hilft der Seele, den Fesseln des Körpers zu entgleiten,
um in der himmlischen Strahlung ihres Selbst (des Atman) verankert zu sein, und
so in die himmlische Heimat des Vaters zu gelangen. Wiederum
wird dieser ganze Vorgang durch Sat-Naam, den Satguru und Satsang
gewährleistet, in der Tat gleichbedeutend mit der wirkenden Meisterkraft sind.
Sat Naam ist die Kraft des Absoluten, zum Mitleid bewegt, und wenn sie sich verkörpert,
nimmt sie die Gestalt des Meisters an (das Wort wurde Fleisch) und wirkt durch
ihn mittels des inneren und äußeren Satsang, und dies hilft den ‘jivas‘, welche
für die Wiedergeburt reif sind. Diese Kraft wirkt, entsprechend den
Bedürfnissen des Einzelnen, auf allen Ebenen gleichzeitig: mündlich als Meister
in menschlicher Gestalt, der alle Freuden und Sorgen der Menschen teilt; durch
die innere Führung als Guru-Dev, in seiner leuchtenden oder strahlenden
Astralform und schließlich als Satguru, einem wahrhaftigen Meister der
Wahrheit. Es
gibt zwei innere Wege:‘jyoti marg‘ und ‘sruti marg‘ oder den Weg des Lichts
bzw. den Weg des Tones. Das heilige Licht hält die Seele fest und in sich
vertieft, und führt sie bis zu einem gewissen Grade; aber das heilige Wort
zieht sie nach oben und bringt sie, trotz der verschiedenen Behinderungen auf
dem Weg, wie blendendes und verwirrendes Licht oder dichte pechschwarze
Dunkelheit etc., von einer Ebene zur anderen, bis sie ihre Bestimmung erreicht
hat. Eine
vollkommene Wissenschaft Sogar
der vorangehende kurze Überblick über das Wesen und die Reichweite des
Surat-Shabd Yoga vermittelt einige seiner einmaligen Merkmale. Wer ihn im
Hinblick auf andere Yogaformen studiert, kann nicht umhin, die Vollständigkeit
zu bemerken, mit der er alle Probleme löst, denen der Sucher gegenübersteht,
wenn er andere Systeme verfolgt. Auf dem äußeren Tätigkeitsgebiet fußt er nicht
auf einer trockenen und starren Disziplin, die oftmals seelische Hemmungen zur
Folge hat. Er sagt, daß eine bestimmte Schulung notwendig ist, fügt aber hinzu,
daß sie letzten Endes durch innere spirituelle Erfahrung inspiriert und spontan
gelebt werden muß, und nicht die eines strengen Asketentums und allzu bedachter
Selbstverleugnung sein soll. Der Sucher muß nach Ausgeglichenheit streben und
hat darum die Tugend der Mäßigung in Gedanken und Taten zu üben. Die
Fertigkeit, die er dadurch erreicht, befähigt ihn zu größerer Konzentration und
somit zu höherer innerer Erfahrung; und diese innere Erfahrung muß
wiederum eine Rückwirkung auf das äußere Denken und Handeln haben. Die
Beziehung zwischen ‘sadachar‘ und inneren ‘sadhans‘ wirkt wechselseitig: das
eine belebt das andere und gibt ihm Bedeutung, und das eine ist ohne das andere
wie ein Vogel mit nur einem Flügel. Wie kann der Geist zu vollkommener
Zielstrebigkeit gebracht werden ohne die Reinheit des Herzens und des Körpers?
Und wie kann die Seele aller menschlichen Bindungen und Unvollkommenheiten
ledig werden, ohne daß sie in der Liebe des Göttlichen verankert ist? Als
sich die Eigenschaften des Urewigen offenbarten, verbrannte Moses (der Mittler)
alle Eigenschaften der vergänglichen Dinge. Maulana Rumi
Der Surat-Shabd Yoga liefert nicht nur
Mittel und Wege, um das schwierige Ideal von ‘sadachar‘ in der Praxis zu
erlangen, sondern er bietet auch eine Lebensweise, die, während sie uns über
diese unsere physische Welt erhebt, uns doch nicht den Bereich von Name und
Form versklavt. Die Meister dieses Pfades wissen nur zu gut, daß abstrakte
Spekulationen über den eigenschaftslosen Aspekt des Absoluten nicht zu ihm
führen können. Wie kann der durch Name und Form beschränkte Mensch direkt zu
dem gezogen werden was jenseits davon liegt? Liebe sucht etwas, das sie
begreifen und dem sie sich verbinden kann. Und somit muß Gott Form und Gestalt
annehmen, um dem Menschen zu begegnen. Es ist diese Erkenntnis, durch welche
die Hingabe des ‘bhakta‘ an Shiva, Vishnu oder Kali — die göttliche Mutter —
inspiriert wird. Aber diese göttlichen Wesen stellen bestimmte Offenbarungen
Gottes dar und wenn der Erbene ihre Ebene einmal erreicht hat, verhindert diese
bestimmte Offenbarung den weiteren Fortschritt; wie wir bereits gesehen haben.
Die Meister des Surat—Shahd Yoga übersteigen diese Begrenzung völlig, indem sie
den Sucher nicht auf eine festgelegte oder bestimmte, sondern auf die
allesdurchdringende Offenbarung Gottes festlegen: den strahlenden Tonstrom. Es
ist ‘anhat‘ oder ‘anhat‘ Naam — dieses unübertreffliche und unergründliche
Wort, welches die verschiedenen Schöpfungsebenen erhält, die sich von Pol zu
Pol und vom reinen Geist bis zur großen Materie erstrecken. Seine Weisen
durchdringen jeden Bereich, jede Region und sie durchlaufen sie gleich einem
Fluß, der durch die Täler fließt, die er entstehen ließ. Sein Zustand ist
fließend wie der des Flusses; er ändert sich auf jeder Ebene und bleibt dennoch
stets der gleiche. Der Sucher, der durch die Liebe des Wort—Stromes inspiriert
wurde, ist in der Tat gesegnet, denn er kennt nicht die Begrenzungen, welche
jene erfahren, die Gott in anderen Formen verehren. Er hat etwas Bestimmtes und
Ausdrückliches vor sich, das ihn zu sich zieht und an das er sich halten kann;
es ist etwas, das keiner festen Begriffsbestimmung unterliegt, doch in
beweglichem und fließendem Zustand existiert. Sowie er sich ihm entgegen bewegt
und durch diese beseligende Kraft nach oben gezogen wird, merkt er, daß er sich
wandelt, verändert, immer stärker und reiner wird, und ihn zu immer größerer
Anstrengung anspornt, die ihm niemals erlaubt anzuhalten oder zu zaudern,
sondern ihn von Ebene zu Ebene, von Tal zu Tal führt, bis er an der Quelle
anlangt, wo das Unoffenbarte offenbar wird, das Formlose Form annimmt und das
Namenlose einen Namen. Es war diese Vervollständigung der inneren Reise, durch
den Yoga des Tonstromes möglich gemacht, die Kabir zu der Erklärung veranlaßte: Alle
Heiligen sind der Verehrung würdig, aber
ich verehre nur einen, der das Wort gemeistert hat. Der
Surat-Shabd Yoga ist nicht nur der vollkommenste der verschiedenen Yogas, sondern
ist vergleichsweise leicht zu praktizieren und zudem einer, der für alle
gangbar ist. Wer diesem Pfad folgt, erreicht nicht nur das letzte Ziel, sondern
er bewältigt es auch mit weit weniger Anstrengung als es durch andere Methoden
möglich wäre. Das Übersteigen des physischen Bewußtseins, das der Yogi mittels
der ‘pranas‘ zu erreichen sucht, gelingt nur nach einer langen und
anstrengenden Schulung; wohingegen es bei denen, die sich auf den Pfad des
Surat—Shabd Yoga verlegen, manchmal schon bei der Initiation erreicht wird.
Dies ist jedoch kein bloßer Zufall. Tatsache ist, daß der Surat—Shabd Yoga auf
wissenschaftlichere und natürlichere Art an die spirituellen Dinge herangeht.
Warum, fragt sich, wenn der spirituelle Strom die Körper-Chakras nicht von unten,
sondern von oben her erreicht, sollte es notwendig sein, jedes dieser Chakras
der Reihe nach zu meistern? Ein Mensch, der in der Mitte eines Tales steht,
wird, wenn er die Quelle des Flusses erreichen möchte, nicht zuerst dorthin
gehen, wo er mündet, um dann die ganze Strecke zurückzulaufen. Er ist weiter
der Meinung, daß, wenn Prana und Gemüt (auch in ihrem verfeinertsten Zustand)
nicht vom wahren Wesen des Geistes sind, sie auch nicht die geeigneten Mittel
sein können, um ihn von seinen Hüllen zu befreien. Könnte er mit etwas, das von
seinem Wesen ist, in Verbindung gebracht werden, dann würde er davon angezogen
und mit einem Minimum an Anstrengung das erwünschte Ziel erreicht. (Fortsetzung
folgt) URALTE WEISHEITEN Hier
sind einige Lebensweisheiten, die ewige Gültigkeit haben. Laßt uns jeden Tag
eine zum Nachdenken nehmen und die Wahrheit, die in ihr steckt, in unserem
Leben widerspiegeln lassen. Wir müssen natürlich wachsam sein, daß wir sie rein
erhalten und sie nicht verbiegen, damit sie in unsere alltägliche
Bequemlichkeit passen. Das ganze Leben
ist ein Begegnen, und die höchste Begegnung ist die des Menschen mit Gott. Diejenigen, die
die Wahrheit in der Wahrheit erkennen und Unwahrheit in der Unwahrheit, erreichen
die Wahrheit. Und so dich jemand
nötigt, eine Meile zu gehen, so gehe mit ihm zwei. Eine gedankenlos
ausgeführte Tat, ein gebrochenes Gelübde und Gehorsamsverweigerung gegenüber
der Ordnung, all das bringt keinen großen Lohn. Der Mensch kann
nicht in seinem Prunk verweilen. Er ist gleich den Tieren, die umkommen. Größe liegt in
einem würdigen Leben inmitten der alltäglichen Dinge des Lebens. Liebe ist nicht
nur ein Impuls der Neugierde oder eine Regung der Begierde. Sie ist ihrem Wesen
nach spirituell. Es ist die Sache
eines jeden einzelnen, Harmonie zu erlangen und zu spiritueller Wahrheit zu
erwachen. ”Alle erschaffenen
Dinge vergehen”; derjenige, der dies weiß und sieht, wird duldsam im Schmerz;
das ist der Weg zur Reinheit. Wahrheit kann
nicht gelehrt werden, weil man sie im Innern verwirklichen muß. Jegliche redliche
Bemühung ist gesegnet. Zeit und
Zeitlosigkeit, Natur und Übernatur sind Doppelaspekte des Menschen. Der Mensch gehört
der Welt und der Welt, die darüber steht. Es ist unsere
Pflicht, eine Anstrengung zu machen. Es macht nichts, wenn wir fehlen. Wir verwirklichen
die Wahrheit unserer Freiheit nur in Augenblicken der Stille. Gott ist Geist,
und die ihn anbeten, die müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten. Selbstlosigkeit
zahlt sich besser aus; die Menschen haben nur nicht die Geduld, sie zu
praktizieren. Spirituelles Leben
vereint die tätige und die kontemplative Seite. Selbstaufopferung,
nicht Selbstbehauptung, ist das Gesetz des höchsten Universums. Gott allein lebt.
Die Seele allein lebt. Spiritualität allein lebt. |