DIE UMWANDLUNG DES
MENSCHEN von Dr. George
Arnsby Jones In
seiner Suche nach der letzten Wahrheit des Lebens findet der Mensch gewöhnlich,
daß er drei fundamentalen Fragen gegenübersteht: 1. Wie kann er das wahre Höchste, oder Gott,
finden — oder erkennen? 2. Wie
kann er die Worte, welche dem spirituellen Ideal Gottes dienen, erlangen? 3. Wie kann er eine Theologie oder Weltanschauung
seines spirituellen Höchsten darlegen, welche sich auf das gesamte Universum
bezieht? Offensichtlich
sind dies die fundamentalen Fragen, welche der Suche nach spiritueller Wahrheit
zugrunde liegen und durch die Zeitalter hindurch haben sich große Denker
bemüht, diese Fragen in vielen Weisen zu beantworten. Während es grundlegende Differenzen zwischen der dargelegten
Theologie jeder größeren sozialen Religion gibt — und es wäre töricht, diese
Differenzen des Ausdrucks zu ignorieren — besteht in ihnen allen eine Tendenz,
den Begriff des Monotheismus anzuerkennen. Ein höchstes Wesen regiert das
Universum. Die hebräische Darstellung: ‘Der Herr unser Gott ist ein Herr; und
du sollst den Herrn unseren Gott lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner
ganzen Seele und und mit all‘ deiner Kraft‘ wird in den Hauptdarlegungen der
Weltreligionen wiedergegeben. Im 14. Jahrhundert v. Chr. ermahnte Pharao
Echnaton die Ägypter, nur die eine Höchste Gottheit anzubeten. Er nahm den
Sonnengott Aton als sichtbares Symbol des höchsten Seins, aber dies war nicht
Heidentum, die Menschen mußten etwas Greifbares zu sehen haben, um das höchste Sein
zu verehren. Heute akzeptieren wir weit größere Abstraktionen als die früheren
Menschen, aber es bleibt die Tatsache, daß die Grundlage der offenbarten
Religion zu sehen sein muß. Um die Worte Plotins zu umschreiben, wir müssen
”die erhabene Schau” erlangen. Sogar
bei der Vielfalt von zweitrangigen Gottheiten haben die orientalischen
Religionen immer ein höchstes Wesen als Haupt der großen Hierarchie des Seins.
Diese Einstellung unterscheidet sich nicht wesentlich vom Bild Gottes, das
durch Judentum und Christentum gegeben wird, daß sie ein unbegrenztes Wesen mit
zahllosen göttlichen Eigenschaften und Charakteristiken haben. Die
Weltreligionen in ihren verschiedenen Arten haben die Frage Nummer drei durch
Schaffung von Theologien oder Weltbildern in verschiedenen Versuchen
beantwortet, um zu zeigen, wie das Höchste sich auf das gesamte Universum und
auf alle erschaffenen Dinge bezieht. Es ist in der Tat der Umfang dieser
Weltbilder in der Vielzahl der religiösen Schriften, welcher ernsthafte
Wahrheitssucher hindert, irgendeine grundlegende Einheit der religiösen
Glaubensrichtungen zu sehen. Ebenso haben die meisten Religionen in ihren
Schriften einen bedeutsamen Teil von Gesetzen und moralischen Anweisungen.
Diese Gesetze spiegeln oft mehr nationale oder rassische Unterschiede wider,
als religiöse. Zum Beispiel ist die Haltung gegenüber Frauen in den
christlichen, jüdischen, Moslem- und Hindu—Schriften — die vielen anderen nicht
zu erwähnen - ausgesprochen unterschiedlich erklärt. Wenn also der Sucher seiner
Religion nur die vielen und oft widersprechenden moralischen und ethischen
Vorschriften zugrunde legt, wird er finden, daß die großen Religionen in einem
großen Teil voneinander abweichen. Wenn
es jedoch das anerkannte Ziel der Religionen ist, den Menschen zurück zur
fundamentalen Wirklichkeit zu verbinden, dann ist in dieser einfachen
Feststellung ein Treffpunkt für die Glaubensrichtungen der Welt, obwohl es eine
schwierige Aufgabe ist, Priester, Rabbis, Minister, Bikhus und andere heilige
Männer der verschiedenen Glauben vollkommen davon zu überzeugen, was mit
“Rückverbindung zur letzten Wirklichkeit”gemeint ist. Ein buddhistischer Bikhu
wird sicherlich nicht genau dasselbe meinen wie ein katholischer Priester oder
ein jüdischer Rabbi, um eine angemessene mögliche Situation anzuführen, wo sich
alle drei in der Gemeinschaft einer Diskussion treffen können. Der Frage Nummer
zwei nähern sich die Praktiker der verschiedenen Religionen unterschiedlich.
Natürlich würden einige dieser Praktiker der Natur oder dem Sinn, welcher durch
ein anglo-sächsisches Wort — Gott — symbolisiert wird, nicht zustimmen.
Nichtsdestoweniger finden diese Praktiker oft wieder einen Treffpunkt dadurch,
daß sie schauen, die Enden ihres religiösen Glaubens zu gewinnen: Gebet,
Kontemplation, Meditation und andere spirituelle Übungen. Sie werden sich dann
bemühen, die Frage Nummer drei durch Anwenden ähnlicher Techniken zu
beantworten, selbst wenn ihre religiösen Glaubensrichtungen und Loyalitäten
verschieden sind. Wir
haben nun etwas von der Weise gesehen, wie die Religionen versuchen, unsere
einleitenden Fragen zwei und drei zu beantworten. Die erste Frage ist natürlich
die grundlegende und die schwierigste, denn es ist in der Voraussetzung der
Existenz Gottes, der letzten Wirklichkeit, daß die anderen Fragen überhaupt
irgendeine Gültigkeit haben. In einem sogenannten ontologischen Argument für
die Existenz Gottes brachte ein christlicher Geistlicher wie St. Anselm,
Erzbischof von Canterbury, im 11. Jahrhundert den Begriff Gottes in folgende
Form: “Ein Wesen, welches sich nicht größer vorgestellt werden kann.” Mit dem
Wort “größer” meint St. Anselm “vollkommener” und nicht notwendigerweise
“größer” im räumlichen Sinn. Descartes, der Denker des 16. Jahrhunderts,
bekannt als Vater der modernen Philosophie, formulierte diesen Begriff wieder
in mehr philosophischer Sprache. Aber seit der Zeit Descartes gibt es viele
neue Begriffe bezüglich der Natur der letzten Wirklichkeit, welche von den
Feststellungen Emmanuel Kants bis zu den Aussprüchen von Bertrand Russell
reichen. In unserem jetzigen Jahrhundert haben Philosophen gezeigt, daß
Sprache, was wir auch immer mit ihr tun und wie wir sie auch immer gebrauchen,
unzulänglich ist,überhaupt irgendeine “Realität” auszusagen — ganz zu
schweigen, die letzte Wirklichkeit. Diese großen Denker haben tatsächlich auf
ihre eigene Weise eine Schlußfolgerung erlangt, welche durch die größten
Mystiker und heiligen Menschen durch die Zeitalter hindurch vergelegt worden
war: Sprache ist im Verstehen der Realität unwirksam. Wieder, um Plotin zu
zitieren: “Worte können nur den Weg zur Schau weisen. Sie ist in jenem Punkt,
wo jeder selbst sehen muß.” Der
spirituelle Aspirant hat einen Auftrag bekommen “selbst zu sehen” durch den
wahren Satguru oder spirituellen Ratgeber. Er begibt sich auf eine Reise,
welche, so glaubt er, die drei Fragen beantworten wird, welche zu Beginn dieses
Artikels aufgeführt wurden; er glaubt dies ernsthaft und er weiß, zu sehen und
zu hören und die Wirklichkeit Gottes zu erfahren, muß die endgültige Antwort
für den Einzelnen sein, nachdem alle Prüfung und alles Studieren der Schriften
und Philosophien der Welt keine tatsächliche Erfahrung gebracht hat. Solches
Studieren kann ihn in den richtigen Gemütszustand für seine persönliche “Reise
der Seele” bringen, aber er sollte sich immer erinnern, daß, welche Fragen auch
immer durch seine eigene Erfahrung beantwortet wurden, für andere diese
gleichen Fragen verbleiben. Schülerschaft auf einem hohen spirituellen Pfad
gibt nicht automatisch den Aspiranten ein Privileg, zu belehren, zu predigen
oder andere Menschen zu “instruieren” über das, was er als “einen und einzigen
wahren Pfad zur Befreiung” betrachtet. Wenn der Schüler sich klar darüber wird,
daß seine eigenen Worte die Samen des Irrtums und der Täuschung tragen, wobei
es nichts zu besagen hat, wie erleuchtet seine eigene innere Erfahrung ist,
dann wird er vielleicht ein bißchen mehr demütig werden und seine Handlungen —
und nicht das laute Lärmen, welches von seinen Lippen fließt — ein lebendiges
Zeugnis geben lassen von der Tatsache, daß er “das Wasser des Lebens” gefunden
hat. Es
ist die Höhe der Torheit, andere zu ermahnen, ihren religiösen Glauben oder
ihre Sitten aufzugeben, einfach weil man mit viel Rechtfertigung glaubt, daß
der spirituelle Pfad, den man gewählt hat, besser ist als alle anderen. Es mag
ein hochstehender spiritueller Pfad sein, aber bei den Zuhörern hören sich
solche Worte so an, als wenn man nur noch einer von den vielen evangelistischen
”Faßschlagern” ist, die auf diesem kleinen Planeten so reichlich vorhanden
sind. Der
Aspirant auf dem spirituellen Pfad von der Schülerschaft sollte wenigstens
etwas Wissen haben von den grundlegenden Fragen der religiösen
Glaubensgemeinschaften anderer Menschen; er sollte einleuchtenderweise ein
theoretisches Wissen der spirituellen Wissenschaft, welche er unternimmt, haben
und wenn er vor der Öffentlichkeit steht und diese in intellektuellen
Vergleichen und Differentiationen anspricht, sollte er fähig sein, die Lehren
der heiligen Wissenschaft in intelligenter Sprache zu übermitteln. Es
ist töricht, eure Zuhörer beständig zu informieren, daß das Gemüt eine
“Schlinge und eine Täuschung” ist, während man ständig das grundlegende
Werkzeug des Gemüts benutzt: die menschliche Sprache. Die Zeit ist vielleicht
gekommen, wo alle, die sich zur Schülerschaft zum Satguru und zur Praxis der
heiligen Wissenschaft bekennen, ein bißchen die Verantwortlichkeiten der
Schülerschaft und das Verstehen der Fragen, welche allen religiösen und
spirituellen Bemühungen zugrunde liegen, widerspiegeln. Die Satgurus und
heiligen Menschen aller Zeitalter haben ständig wiederholt. daß die Menschen
nicht durch die Worte, die sie äußern, umgewandelt werden, sondern durch das
WORT, das von Gott ist und Gott ist. |