SAT
SANDESH Der Pfad der Meister
Mai / Juni 1968
VOM
MEISTER
Gedicht:
Ein vollendeter Mensch Die
Botschaft des Meisters Der
Meister spricht: Keuschheit
und Vergebung Die
Notwendigkeit eines Meisters Geburtstagsbotschaft Surat
Shabd Yoga VON ANDEREN VERFASSERN Vom Schreibtisch des Herausgebers Das Leben im Geiste (Bhadra Sena) Sant Kirpal Singh (Bhadra
Sena) Die Umwandlung des Menschen (Dr. George Arnsby Jones) Weltgemeinschaft der Religionen (Baron W. F. von
Blomberg) Meine Suche nach Gott (Jerry Astra Turk) Gedicht: Der
gesegnete Tag (Darshan) Augenblicke aus
dem Leben des Meisters (Bhadra Sena) Der Kampfplatz
Gottes (Betty Shifflet) Gedicht:
Spirituelle Geburt (Baroness von Blomberg) Gedicht: O
Formloser Einer (Nanak) Meisters
Geburtstagsfeierlichkeiten Uralte Weisheiten EIN VOLLENDETER
MENSCH O Mensch, Du bist ein Altar für die Welt und die Seele des Universums. Personifizierte Wahrheit, bist Du in Wahrheit gekleidet. Das Herz der Wahrheit und der Wegweiser zu ihr. Alle sind gekommen, um zu Deinen Lotosfüßen Zuflucht zu
nehmen. Da Du alle Liebe
bist, sind wir gekommen, um teilzuhaben an
Deiner Liebe. Du bist das Höchste und die Krone der Schöpfung; Du bist der Größte und Vollkommenste des Universums. Wer auf der Welt ist besser als Du? Oh, keiner! Wer kann Dich übertreffen in den zwei Welten? Oh, keiner! Alle schauen auf Dich in tiefer Verehrung, denn Du bist der Geliebte aller. Du bist das Ziel und die Seele selbst der Engelscharen. Alle unsichtbaren Werte des Makrokosmos sind völlig
offenbart in Dir. Alle Anzeichen von Gottes Plan sind in Deinem Wesen. Wer auch immer auf Dich schaut, erfährt den Geist des
Herrn. Du bist wahrlich die Heimstatt aller göttlichen
Eigenschaften. Wo findet man sonst alle Tugenden und all die Pracht? Sie alle vereinigen sich allein im Vollendeten Menschen. Ist es euer
Wunsch, Gott zu sehen, so schaut auf
Gottes Herrlichkeit in Ihm! Zu Ihm sprechen,
auf Ihn zu hören, heißt sich an Gott zu wenden. Der Vollendete Mensch ist wahrlich Gottes Ebenbild. Er ist wahrhaftig Gott Selbst, o, zweifelt nicht daran. Ihr könnt Gott im Innersten Seines Herzens finden. Seine Persönlichkeit ist fürwahr die Wohnstatt aller göttlichen Merkmale und Eigenschaften. Kirpal Singh
DIE BOTSCHAFT DES MEISTERS
Meine Lieben, Ich
sende euch ‘Sat Sandesh‘‚ die ‘Botschaft des Herrn‘, die alle Heiligen und
Propheten von Zeit zu Zeit zur Führung und Erhebung des Menschen gebracht
haben. Kabir sagt: Ich kenne die Wahre Heimat des Vaters und bin gekommen, um
euch die Botschaft Gottes zu künden. Gott sagt: Ich bin
der Herr der ganzen Schöpfung. Der Mensch ist der Höchste in der ganzen
Schöpfung. Er ist Mir am nächsten. Ich habe allen Menschen die gleichen
Vorrechte gegeben. Sie sind auf dieselbe Weise geboren mit demselben äußeren
und inneren Aufbau. Dies ist die goldene Gelegenheit, die euch gegeben wurde,
um Mich zu erkennen. Seitdem ihr in die Welt gesandt wurdet, seid ihr nicht zu
Mir — der Wahren Heimat – zurückgekehrt, sondern haftet so sehr an den Freuden
des Gemüts und den nach außen gehenden Kräften, daß ihr sogar euch selbst
vergessen habt; nicht zu sprechen von Mir. Ich habe Heilige und Propheten geschickt,
um euch zu erwecken und zu Mir zurückzubringen‚ aber Ihr habt euch nicht darum
gekümmert zu kommen. Statt ihr Dienen anzuerkennen, habt ihr sie in Unruhe
gebracht. Ich
sendete Christus — das Wort wurde Fleisch — der euch eindringlich ermahnte.
Wandelt euer Herz, denn das Reich Gottes ist nahe. Die Religionen kamen ins
Sein, um die Lehren aller Meister frisch zu erhalten. Religion in ihrer
ursprünglichen Schönheit bedeutet eine lebendige Wirklichkeit. Es ist ein
Zustand allumfassender Gottesbewußtheit, in welchem ihr lebt, euch bewegt und
in meiner liebenden Gegenwart euer Sein habt. Alle eure Aktivität oder eure
Einrichtungen sollten durch die Liebe zu Mir inspiriert sein; denn dies würde
keine Fremdlinge, nichts Andersartiges, keinen Haß zurückgelassen haben und
Streit würde nicht bekannt gewesen sein. Wenn ihr Mich suchen wollt; dann überwindet alle Ängste.
Dies könnt ihr nur erreichen, wenn ihr alles Anhaften an Reichtum, Familie und
Körper abschüttelt; denn das eine wie das andere ist Mir und wurde euch
gegeben, um den besten Gebrauch davon zu machen, damit ihr Mich erreicht. Diese
Loslösung des Herzens kommt nur zustande, ‘wenn du mich liebst mit deinem
ganzen Herzen, mit deinem ganzen Gemüt und mit all deiner Kraft‘. Dies ist die
wahre Entsagung, die der höchste Ausdruck der Religion ist. Alle Heiligen und Propheten, die ich nach Osten oder Westen
sandte, deren Leben war verzückt durch die Vision der Einheit aller
Geschlechter und Religionen im Geiste. Das Äußere ist der Ausdruck des Gemüts;
solange ihr nicht erst die Einheit in euren Herzen herstellt, könnt ihr nicht
die Einheit aller Menschen entfalten. Es gibt zwei Methoden, durch die dieses Ziel erreicht werden
kann: Die eine ist die innere Methode der Meditation, wenn man in die Stille
des Herzens geht, wo sich die Quelle Meiner Liebe, alle Glückseligkeit und
Freude ergießt. Ihr müßt wiedergeboren werden; solange ihr nicht wiedergeboren
(oder zweimal geboren) seid, könnt ihr nicht in Mein Reich kommen, das in euch
liegt. Jene, die einmal das Wasser des Lebens dieser Quelle getrunken haben,
sind für immer berauscht und die Liebe fließt in all ihrer Freude und Anmut von
ihnen zu allen Menschen aus — die dem Frieden auf der ganzen Welt unter Deinem
Willen, o Herr, den Weg öffnet. Die zweite ist, die
Bedeutung und das Ziel des Wissens zu verstehen, was in einem einzigen Gedanken
‘Dienst‘ an Meiner ganzen Schöpfung, den Menschen, Vierfüßlern und Vögeln etc,
ist. Die Bedeutung wahren Lebens ist Dienen und Opfern. Solange ihr vor
allen Dingen selbst gesegnet sein wollt und erwartet, daß andere euch dienen,
werdet ihr dem Weg der Spiritualität ein Fremder bleiben. Wenn ihr wünscht, daß
die anderen gesegnet sind, werdet ihr Erfolg haben auf eurem Weg zurück zu Mir. Seid nicht ein
Reformer, der andere zum Guten bringen will, doch seid Zeuge der Liebe, die
alle Liebe in Gedanken, Worten und Taten ausstrahlt. Gebt lieber ein Beispiel,
als anderen Vorschriften zu machen. Ihr ergeht euch in einem Meer von Reden,
aber wieviele Unzen von Taten sind da? Eine Unze Praxis
ist besser als Tonnen von Theorien. Gebraucht sind solche, die sich selbst,
nicht andere reformieren. Die Religion verfällt,
wenn Formen und Rituale wichtiger werden als Ich (Gott). Das innere Licht in
euch schwindet und macht der intellektuellen Annahme eines Dogmas oder
Glaubensbekenntnisses Platz, das ihr für die Rechtfertigung haltet, der ihr
bereitwillig euer Leben hingebt. Die Religion verfällt weiter, wenn weder Ich
(Gott) noch die Kirche euch leitet, ihr aber zu Sklaven des Mammon und der
materiellen Macht einer starken Religion werdet; nur die Formen bleiben und
enden in selbstischen Zielen durch die sogenannten Schirmherren und
Kontrahenten der Religionen. Ihr seid mir alle
teuer, liebe Kinder. Ich rate euch allen, wo immer ihr lebt, setzt euch
zusammen als Brüder und Schwestern und versteht einander. Löst alle
Meinungsverschiedenheiten und Mißverständnisse — ihr seid bereits eins als
Mensch, als Seele (bewußte Wesen), als Schüler derselben Meisterkraft (die
durch die menschlichen Pole von Hazoor Baba Sawan Singh Ji und Seinem Sohn
Kirpal Singh wirkt); und Ich bin in jedem von euch als die beherrschende Kraft,
die euch im Körper hält. Beseitigt alle Zweiheit und jedes Anderssein. Ihr
werdet in der Lage sein, nur in Meinem Namen zusammenzusitzen und werdet diese
Einheit in Mir in der Gemeinschaft eines Heiligen erkennen.” Möge diese Lektion
in die Herzen aller von euch gehen, daß der Zweck des Lebens die Hingabe an das
Ewige ist und der Sinn des Lebens, sich dort Ewigen Werten des Lebens zu
weihen. Möge der Segen des
Meisters für immer und ewig bei euch sein. Kirpal Singh
VOM
SCHREIBTISCH DES HERAUSGEBERS
Mit einem tiefen Gefühl der Dankbarkeit an den Allmächtigen haben wir die
große Freude anzukündigen, daß wir mit dem Segen des Meisters Sant Kirpal Singh
Ji Maharaj, Ruhani Satsang Delhi, nun ‘Sat Sandesh‘, die Botschaft der Wahrheit
oder die Botschaft des Meisters, veröffentlichen. Wir haben bereits zwei
Ausgaben, eine in Hindi und eine in Urdu, um die Gedanken und Lehren des
Meisters unter den Menschen auszubreiten. Da eine ständige Nachfrage im Westen
wie im Osten nach ‘Sat Sandesh‘ bestand, hielten wir es für angebracht, ihren
Bedürfnissen gerecht zu werden, indem wir eine neue Reihe in dieser Form in
englischer und nun auch in deutscher Sprache herausbringen. Die Lehren des Meisters sind in der ganzen Welt bekannt. Als Präsident
der Weltgemeinschaft der Religionen von ihren ersten Anfängen im Jahre 1957 an,
hat er intensiv den Osten und den Westen bereist, um die innere Botschaft der
Wahrheit zu bringen, die von Baba Sawan Singh und allen anderen Meistern
gegeben vurde. ”Erkenne dich selbst und erkenne Gott” ist sein immer
wiederkehrendes Thema und wie dies praktisch zu tun ist, das ist, was er
diejenigen, die mit ihm in Kontakt kommen, lehrt, ihnen veranschaulicht und
enthüllt. Der Meister gehört der Welt und die Welt gehört ihm. Alle Religionen sind
die seinen und doch steht er fern aller religiösen Strenge und jeden Dogmas.
Die verschiedenen sozialen Religionen, die wir heute haben, setzen ethische und
moralische Grundsätze fest, die mehr oder weniger allgemeingültig sind und auf
diesen wichtigen Übereinstimmungen, die diesen zugrunde liegen, baut der
Meister das goldene Gebäude der Spiritualität auf, ganz gleich wo und wie die
verschiedenen Religionen entstanden sind und was die Menschheit aus ihnen
gemacht hat, nachdem ihre Begründer gestorben sind. Er beseitigt die
verknöcherten Erstarrungen und Verkrustungen, die mit der Zeit entstanden sind
und stößt auf die Lebenswurzeln auf ihrem Grunde, stellt die ewigen Werte des
Lebens — Selbstverwirklichung und Gottverwirklichung —der Allgemeinheit vor und
macht sie nach und nach so frisch und wohlriechend wie sie waren, als sie vor
Jahrhunderten begründet wurden, elastisch, eklektisch und von Leben durchpulst.
Die Spiritualität in ihrem innersten Wesen ist die Mutter aller
Glaubensrichtungen und Religionen. Sie ist keine Institution noch ein
Glaubensbekenntnis, noch erfordert sie blinden Glauben. Sehen ist glauben, und
diese direkte und unmittelbare Erfahrung steht über allem Bücher-,
intellektuellem oder anderem Wissen. Wahres Wissen erhält man durch die Seele
in einer Übertragung oder Eingebung, die von den Sinnen unabhängig ist. Es
umfaßt die Ganzheit des Seins. Wie man zu ihm gelangt im Labratorium des
menschlichen Körpers, das ist die einzige Frage, wofür Ruhani Satsang einsteht
und weswegen er alle einlädt, unabhängig von dem persönlichen religiösen
Glauben, der territorialen Abhängigkeit ihres Brauchtums und der darin
begründeten Lebensweise, wie sie nach physischen, geographischen,
ethnologischen und ähnlichen Erwägungen festgelegt sind. Ohne sich in verworrene
metaphysische Verwicklungen und philosophische Polemik einzulassen, hilft der
Meister ganz einfach, in jedem selbst die Ufer des Lebens wiederzuentdecken,
die in dem gewaltigen Strudel der Welt und in der unaufhörlichen Betriebsamkeit
auf der Sinnesebene verlorengingen. Er macht jeden wirklich religiös in seiner
eigenen Religion, ganz gleich, welche es auch immer ist. Ein allgemeines
Forum zu errichten, wo Menschen der verschiedenen Religionen zusammenkommen
können, war immer der große Wunsch des Großen Meisters Hazoor Sawan Singh Ji
Maharaj und wir haben jetzt den so sehr benötigten allgemeinen Ort im Sawan
Ashram, der nach dem großen Meister benannt wurde. Er hat Zentren in aller Welt
und zahllose Menschen erhalten spirituellen Nutzen von seinem Gründer und
Leiter — Sant Kirpal Singh - dessen Dienst in der Sache der Spiritualität in
der ganzen Welt anerkannt wurde. Möge Hazoors
Segnungen uns in diesem Unternehmen und allen Suchern nach der Wahrheit helfen,
das ist unser sehnlichster Wunsch. DAS LEBEN AUS DEM
GEISTE von Bhadra Sena Jede
gute Gabe und jede vollkommene Gabe kommt von oben, von dem Vater des Lebens. ‘Lebe um zu lernen
und lerne zu sterben‘ ist ein ganz einfaches Sprichwort, aber nur wenige von
uns sind sich seiner tiefen Bedeutung bewußt. Es kann erst verwirklicht werdet,
wenn wir es in unserem eigenen Leben praktizieren. Nur ein
vollendeter Meister — vollendet in der Wissenschaft und Kunst des Lebens — kann
uns deutlich machen, was Vollkommenheit ist und die Vollkommenheit erlernt und
im Leben gelebt werden kann. Daher kann die Notwendigkeit eines vollkommenen
Meisters nicht genug betont worden, wenigstens für diejenigen von uns, die um
Vollkommenheit flehen in dem unvollkommenen und dunklen Leben der Sinne, das
wir an der Peripherie unseres Seins, weit entfernt vom Mittelpunkt des Lebens
und des Daseins, führen. Der Mensch muß der
Lehrer des Menschen sein auf allen Ebenen des Daseins. Wir brauchen einen
Lehrer von der Wiege bis zum Grabe, oder dem Krematorium, wie der Fall gerade
liegt. Mit all unserer Ausbildung, die wir von der Kindheit bis zum Alter
erhalten, bekommen wir selten eine Gelegenheit, die Wissenschaft des wahren
Lebens, oder gar wie es als eine Kunst zu praktizieren ist, zu lernen. Bevor
wir nicht nach den Wurzeln des Lebens graben, können wir nicht die Quelle
finden, von welcher gesagt ist: ”Ich gebe dir lebendiges Wasser, wer aber das
Wasser trinken wird, das ich ihm gebe, den wird ewiglich nicht dürsten; sondern
das Wasser, das ich ihm geben werde, das wird in ihm ein Brunnen des Wassers
werden, das in das ewige Leben quillt.” Niemand kann bei
all seinem Lernen und Wissen aus sich selbst der Wahrheit nahe kommen, der
lebenden Wahrheit, durch die, wenn man sie kennt, alles andere bekannt wird und
nichts unbekannt läßt, wie die Schriften sagen. Es ist eine Wissenschaft der
Seele oder Para Vidya (die Wissenschaft des Jenseits, unabhängig von den
Sinnen) und eine Erfahrung davon kann man nur durch einen praktischen Prozeß
der Selbstanalyse haben, durch den der Geist von Körper und Gemüt getrennt
wird, womit er jetzt durch die über Äonen andauernde Gemeinschaft identifiziert
ist. Nur wenn der Geist
zu sich kommt und vom körperlichen und mentalen Bereich frei wird, ist er
fähig, das Licht der Stille zu sehen und die Stimme der Stille zu hören. Es ist
eine Erfahrung, welche die Priester, Pandits und Pathis (die die heiligen
Schriften vortragen), Maulvi Maulanas und Mujahids (die Bußübungen verrichten)
kaum gewähren können bei all ihrer heiligen Erkenntnis. Ein wirklich erwachter
Mensch kann in seiner Gnade das alles-sehende Auge und das alles-hörende Ohr
öffnen und Ewiges Leben gewähren, so daß man nicht den Schmerz des zweiten
Todes empfindet. Die esoterische
Wissenschaft ist ganz abstrakt und schwer verständlich. Daher die Wichtigkeit
und Notwendigkeit eines lebenden Meisters. Er ist das Alpha und Omega, der
Anfang und das Ende, das Erste und Letzte auf dem Wege zu Gott. Er lädt alle
ein und sagt: ”Mögen die Durstigen und wer immer es will, frei das Wasser des
Lebens trinken.” Das bedeutet
wahrhaftig, das Leben des Geistes zu leben, das im Leben gelernt und geübt
werden muß. DER MEISTER
SPRICHT KEUSCHHEIT UND
VERGEBUNG Das
höchste Ideal des menschlichen Lebens ist die Gottverwirklichung. Religionen
wurden gemacht, um die Lehren großer Seelen, die Erleuchtung erreichten, zu
verewigen. Sie hinterließen einen Bericht ihrer persönlichen Erfahrungen zur
Führung der Nachwelt. Sie haben alle gesagt, daß Gott allgegenwärtig ist. Was
immer wir um uns sehen, ist ohne Zweifel Seine Offenbarung. Die Frage aber ist,
wie Ihn zu sehen? “Des
Herrn Wort ist allesdurchdringend, es
gibt keinen Platz wo sein Wort nicht existiert.” Jap Ji
“Wir
haben Gottes Schimmer gesehen.” Gurbani
Man kann Gott nur durch Erheben auf Seine Ebene des
Überbewußtseins erfahren. Obwohl die Atmosphäre voll von Bakterien ist, ist dem
bloßen Auge nichts sichtbar. Ist damit erwiesen, daß es nichts in der Luft
gibt? Wir können durch ein Mikroskop Tausende von winzigen Objekten sehen. Nun
gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder ist das, was immer in der Luft gegenwärtig
ist, bis zur Sichtebene unserer Augen zu vergrößern, oder unser Sehvermögen
sollte so fein werden, um diese winzigen Keime klar sehen zu können. So ist es
unmöglich für uns, den sehr subtilen und unbeschreiblichen Herrn mit unseren
physischen Augen zu sehen. Wenn wir fähig sind, Überbewußtsein und Subtilität
Seiner Ebene zu entwickeln, können wir einige Erfahrung von Ihm haben. Es ist
die Frage der Entwicklung des dritten Auges. Wer kann das innere Auge öffnen?
Nur die Gnade des Meisters kann es. “Durch
die Gnade eines Gottmenschen wirst du
den Tempel des Herrn innen sehen.” Gurbani
Der
menschliche Körper ist der Tempel Gottes. Um Überbewußtsein zu erlangen, muß
man sich von allen physischen Gebundenheiten zurückziehen. Solange wir mit
äußeren Dingen identifiziert bleiben, können wir keine subtile Form annehmen.
Tulsi Sahib sagt: “Der
Herr wohnt in uns, aber wir bleiben unwissend. Verflucht
ist solch ein Leben.” Sogar
nach Erhalt des menschlichen Lebens ist es, wenn Er innen nicht offenbart wird,
ein großer Fluch, weil wir diese Aufgabe nur im menschlichen Leben ausführen
können. “O Tulsi! Die ganze Welt leidet an grauem Star.” Die
Ärzte geben den Patienten, die an grauem Star leiden, nicht die Sehkraft
wieder. Sie entfernen nur das dünne Häutchen, das die Pupille des Auges
bedeckt. Gleichermaßen ist der Herr in uns. Er ist unsere kontrollierende Kraft.
Das ganze Universum ist Seine Offenbarung. Er kann innen verwirklicht werden,
aber nicht, bevor unser feinstoffliches Auge fähig ist, die Dunkelheit innen zu
durchdringen. Tulsi Sahib und Shamas-i-Tabrez haben beide dasselbe gesagt:
Schaut den Herrn mit euren eigenen Augen und hört Seine Ewige Musik mit euren
eigenen Ohren. Wenn wir durch die Dunkelheit innen durchsehen, können wir das
Göttliche Licht erfahren. Tulsi Sahib sagt, daß man ohne die Hilfe eines
vollkommenen Meisters nicht fähig ist, die Dunkelheit zu durchdringen. Darin
liegt die Größe einer Meisterseele, daß sie unsere Dunkelheit vertreiben und
uns die innere Erfahrung des göttlichen Lichtes geben kann. Das ist möglich,
wenn unsere Aufmerksamkeit von außen abgezogen ist und wir uns über das
Körperbewußtsein erheben. Das ist nicht leicht. Trotz jahrelanger Meditationen
konnten frühere Weise und Propheten nicht immer diese Erfahrung des göttlichen
Lichtes erhalten. Sie pflegten ‘Kumbhak‘ (Hatha—Yoga—Übungen) zu praktizieren
und nach Durchgehen der sechs ganglionischen Zentren hatten sie eine kleine
innere Erfahrung im Zentrum zwischen den beiden Augenbrauen. Diese Praxis
erfordert Hunderte von Jahren. “Nur
der allmächtige Meister kann die Seele hinaufziehen.”
“Er
allein kann uns vom Gefängnis des Vergessens befreien.” Soamiji
Wer
kann sich über das Körperbewußtsein erheben? Der, welcher nicht gebunden und
nicht durch sinnliche Vergnügungen in Anspruch genommen ist, kann es. Nur ein
solcher Mensch kann leicht innen anklopfen. Ethisches und reines Leben ist
deshalb-sehr wesentlich. Sogar wenn der Meister durch Seine Gnade jemanden,
dessen Leben nicht rein ist, über das Körperbewußtsein hebt, wird dieser nicht
fähig, dem zu widerstehen. Es ist kristallklar, daß es zwei Haupthindernisse
auf dem Weg gibt: leidenschaftliche Wünsche und Zorn. Ein reines Leben zu
führen ist nicht genug. Wir müssen alle Wünsche überwinden. Im Zorn fließt die
Seele aus. Sichgehenlassen und Zorn führen zu verschiedenen anderen Lastern.
Wenn diese zwei Feinde nicht zuerst diszipliniert sind, können die anderen wie
Gier, Gebundenheit und Egoismus nicht kontrolliert werden. Einer, der
erfolgreich alle diese fünf Feinde besiegt, ist frei von Leiden. Die Sinne
nehmen ihre Kraft vom Gemüt und das Gemüt von der Seele. Wenn unsere
Aufmerksamkeit am Sitz der Seele konzentriert ist, werden die Sinne machtlos. Heilige
zeigen uns durch Surat Shabd Yoga den Weg zurück zu Gott. Wo ist der Sitz der
Seele im Körper? Zur Zeit des Todes zieht sich die Seele, nachdem sie die
niedrigeren Regionen verlassen hat, hinter die beiden Augenbrauen zurück.
Jeder, der imstande ist, während seiner Lebenszeit seine Sinnenströme an diesem
Punkt zurückzuziehen, kann sein inneres Auge öffnen. Aber dies kann nur durch
die Gnade eines vollkommenen lebenden Meisters geschehen. Zuerst hilft uns der
Meister im Zurückziehen unserer Aufmerksamkeit von äußeren weltlichen Dingen,
mit welchen sie identifiziert ist. In diesem Körper, dem Tempel Gottes, wohnen
beide, wir und unsere kontrollierende Kraft. Der Meister hat große Macht, die
Seele über den Sinnenplan zum Sitz der Seele zu ziehen. Er öffnet das innere
Auge. Somit hat der spirituelle Aspirant eine Ersthand—Erfahrung und braucht nicht
irgendeinen anderen Beweis. “Bis
ich die Wahrheit mit meinen eigenen Augen sehe, kann ich nicht vollkommen davon
überzeugt sein von dem, was der Meister sagt.” Gurbani
Bevor nicht die Sinne unter Kontrolle, das Gemüt ruhig und auch der
Intellekt im Gleichgewicht sind, kann die Seele sich selbst nicht erkennen.
Gyan Yoga wird nicht viel helfen. Wir ziehen nur Schlüsse, um Wissen zu
erwerben. Aber das wahre Wissen muß erfahren werden. Nur ein Adept, der eine
Ersthanderfahrung gemacht hat, kann euch eine Probe davon geben. Gleichermaßen
kann euch nur einer, in welchem das göttliche Licht offenbart ist, Licht
zeigen. Intellektuelle und religiöse Prediger können diese Arbeit nicht tun.
Wahre innere Erfahrung kann nur durch die Gnade eines wahren kompetenten
Meisters gegeben werden. Durch das Eingeben seines eigenen Lebensimpulses
stellt Er uns auf den spirituellen Pfad und vereinigt uns dann mit der Kraft
Gottes. Einer, der die Sinne bezwungen hat, qualifiziert sich für die göttliche
Gnade. Durch Üben von Keuschheit und Vergebung können Begierden und Zorn
kontrolliert werden. Wenn ihr ins Detail geht, werdet ihr finden, daß diese
unsere Hauptbürden sind. Wenn ihr einmal jemandem still zuhört, werdet ihr
merken, daß dieser von seinen leidenschaftlichen Wünschen, kleinen
Eifersüchteleien, Uneinigkeiten, Feindschaften, Gegenbeschuldigungen etc.
spricht. Einige wird er überschätzen, andere unterschätzen. Von diesen Fehlern
muß man sich befreien. Der Prophet Mohammed hat gesagt: “Wenn ihr die beiden
Sinnesorgane, natürlich das eine zwischen den beiden Lipp6n und das andere
zwischen den beiden Oberschenkeln, kontrollieren könnt, werde ich Bürge stehen
für euch am Hof des Herrn.” Wir lesen oder hören lediglich diese Worte, gehen
aber nicht tiefer in deren Sinn. Wenn diese zwei Tugenden ausgebildet wären,
würde es ein großer Segen sein. Durch den Mangel dieser Tugenden wird die
Meditation behindert. Dies ist der Hauptgrund, weshalb ich auf das Führen eines
Tagebuches unbedingten Nachdruck lege. Die erste Spalte im Tagebuch ist für
Ahimsa (Gewaltlosigkeit) und Vergebung. Sogar wenn dich jemand verletzt, vergib
ihm. Beleidigt nicht die Gefühle von irgend jemanden. Einer, welcher Ahimsa
praktiziert, würde nicht eine Lüge erzählen, andere betrügen oder
unrechtmäßigen Gewinn haben. Laßt uns nun sehen, was Heilige zu dem Thema
gesagt haben. Keuschheit und Vergebung sind die zwei grundlegenden und edlen Tugenden
von allem. Wenn wir diese Tugenden erwerben, werden wir erfolgreich in unserer
Meditation sein. Christus sagt: “Lasset die Kindlein zu mir kommen und wehret
ihnen nicht, denn ihrer ist das Himmelreich.” Kinder sind mit diesen beiden
Qualitäten ausgestattet. Der Sex ist ihnen vollkommen gleichgültig. Er macht
ihnen nie etwas aus, sogar wenn sie nackt sind. Wenn sie vom rechten Weg
abgehen, sind wir (die Eltern) schuld. Wenn sie sich untereinander streiten,
bringen sie ihre Differenzen bald ins Reine. Laßt uns wie kleine Kinder werden
und wir werden erfolgreich in unserer Meditation sein. Ein kompetenter Meister
wendet durch die Wirksamkeit der Gotteskraft, die in Ihm wirkt, eure
Aufmerksamkeit von den äußeren Bestrebungen weg, zieht sie über den Sinnenplan
und öffnet das innere Auge. Er gibt dem spirituellen Aspiranten etwas Kapital
der inneren Erfahrung, was seine Gnade ist, aber es ist unsere Verantwortung,
diese zu bewahren. Ibrahim Adham, der König von Bukhara, ging einmal zu Sant Kabir. Er
diente seinem Meister (Kabir) Tag und Nacht. Mutter Loi, eine Schülerin von
Kabir, lobte eines Tages Ibrahim wegen seines selbstlosen Dienstes bei dem
Meister und meinte, Ibrahim wäre ein verdienter Ergebener für die spirituelle
Gabe geworden. Kabir erwiderte, daß Ibrahim noch nicht Reife erlangt hätte. Um
dies zu prüfen bat Kabir, sie soll Abfall vom Dach des Hauses auf Ibrahims Kopf
werfen und dann auf das hören, was er zu sagen hatte. Sie tat das. Ibrahim
sagte dazu, wenn er in Bukhara gewesen wäre, dann hätte er dem Unfugmacher
entsprechend Bescheid gesagt. Als Kabir von Ibrahims Reaktion erfuhr, sagte er,
daß dieser seinen Stolz über die Königswürde und den Egoismus nicht überwunden
hätte, und deshalb nicht reif genug für die Initiation sei. Nach einiger Zeit
sprach Kabir zu Loi, daß Ibrahim reif geworden sei für die Gabe der
Spiritualität. Da sie keine bemerkenswerte Änderung an Ibrahim festgestellt
hatte, wünschte sie das Kennzeichen für dieses Urteil zu wissen. Dieses Mal bat
Kabir sie, Nachtschmutz auf Ibrahim zu schütten. Sie tat es. Zu ihrer
Überraschung sagte Ibrahim: “O Gott! Ich bin sogar schlechter als dieser.” Denkt
daran, einer, dessen Herz voll des Mitleids für andere ist, der Gutes wünscht,
selbst nachdem er beleidigt wurde und sogar für seine Feinde betet, ist als ein
Mahatma (große Seele) bekannt. Christus
wurde gefragt, welches der Schlüssel des Verhaltens im Leben sein sollte. Auf
die Frage über Moses‘ Anweisung in einem solchen Fall wurde ihm gesagt: “Auge
um Auge und Zahn um Zahn.” Dazu erwiderte Christus: “Weil eure Herzen verhärtet
waren, gab er euch diese Anweisung.” Als er gebeten wurde, seine eigene Meinung
zu äußern, sprach Christus: “Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.” Als er
weiter gefragt wurde, wie man mit Feinden fertig werden sollte, antwortete er:
“Liebe deine Feinde.” Eifersucht, Groll, Verleumdung, Falschheit und Betrug
können durch Liebe überwunden werden. Bevor diese Fehler nicht aufgegeben sind,
gibt es keinen Ausweg. Sogar bei Predigern und Reformern findet man den Mangel
an Keuschheit und Vergebung. Sie erlauben sich Gegenbeschuldigungen,
Falschheit, Betrug, Heuchelei usw. Das, was wünschenswert ist, ist das Üben von
Vergebung. Wenn wir kindergleiche Qualitäten entwickeln, können wir unser Ziel
erreichen. Laßt uns nun hören, was Sant Kabir zur Reinheit des Lebens zu sagen
hat: “Wenn Keuschheit und Vergebung in jemandes Herz wachsen, wird der
unsichtbare Herr sichtbar. Ohne Keuschheit kann man Ihn nicht erreichen. Leere
Worte sind von keinem Nutzen.” Kabir
sagt in sehr klaren Worten, daß Keuschheit und Vergeben die zwei
Voraussetzungen für Gott—Verwirklichung sind. Ohne Reinheit des Lebens sind
alle Predigten oder Gelehrsamkeit von keinem Nutzen. Keuschheit bedeutet
Reinheit in Gedanken, Worten und Taten. Keuschheit ist Leben und
Sichgehenlassen ist Tod. Vergeben ist schwierig zu praktizieren. Äußerlich stellen
wir uns demütig, aber innerlich zögern wir nicht, andere zu verletzen. Ich
erinnere mich an einen Vorfall in meinem Leben. Vor langer Zeit wurde meiner
Frau die Geldbörse auf dem Bahnhof entwendet. Die Polizei fing den Dieb und die
Geldbörse wurde von ihm zurückgegeben. Ich wurde ersucht, einen Bericht bei der
Polizeistation zu hinterlegen. Ich sagte der Polizei, daß das unnötig ist, da
die Geldbörse gefunden werden ist. Aber auf deren Drängen hin mußte ich,
vielleicht zum ersten Mal, zur Polizeistation gehen. Ich sagte dem
diensthabenden Polizisten, daß ich nicht daran interessiert sei, über die
Angelegenheit zu berichten. Aber er war damit nicht einverstanden und letztlich
wurde der Bericht gemacht. Später mußte ich als Zeuge zur Gerichtsverhandlung gehen.
Der Polizeibeamte sprach zu mir über den Fall. Er meinte, Gerechtigkeit muß
erfolgen; aber ich behauptete, daß es zwei Aspekte des Gesetzes gibt, der eine
ist Gerechtigkeit und der andere Mitleid oder Barmherzigkeit. Ich betonte, daß,
wenn auch Gerechtigkeit durchgeführt worden ist, Bitterkeit bleiben würde;
wohingegen durch Barmherzigkeit vergeben werden könnte. Mitleid führt zu
Barmherzigkeit, was wiederum zu Gewaltlosigkeit in Gedanken, Worten und Taten
führt. Wie dem auch sei, als ich vor Gericht erschien, sagte ich dem Richter,
daß ich nichts dagegen hätte, wenn er den Angeklagten aus einem Grunde
freilassen könnte. Der Richter ordnete seine Freilassung mit einer Verwarnung
an, nachdem er sich vergewissert hatte, daß kein Bericht über eine Vorstrafe
des Angeklagten vorlag. Das Ergebnis war, der Angeklagte und seine Verwandten
waren mir immer dankbar geblieben. Was für eine kolossale Wirkung hat
Vergebung! Gerechtigkeit könnte nie diesen Effekt erzeugen. Verzeihen ist die
größte aller Tugenden. Sie ist Reinheit der Gedanken. Aber leider wird all
unsere Zeit in Spannungen und mit geringfügigen Zwistigkeiten verbracht. Wir
finden es schwierig, anderen zu verzeihen. Denkt daran, nur ein tapferer Mensch
kann anderen vergeben, nicht eine schwache Person. Indirekt bleiben wir
beschäftigt im Verdammen unserer Gegner. Solche Personen können niemals Gott
erkennen. Alle
Gelehrtheit und religiöse Bestrebungen sind von wenig Bedeutung, wenn nicht die
Qualitäten der Keuschheit und des Vergebens gründlich verstanden und im Leben
geübt werden. Weil diese beiden Tugenden in den Kindern sind, haben die
Heiligen für sie immer eine große Liebe. Gott wohnt nicht in den Himmeln, aber
in uns. Wenn nicht ein einwandfreier Hintergrund entwickelt ist, ist
spirituelles Vorwärtskommen nicht möglich. Kabir erklärt jetzt in größerer
Einzelheit, was Keuschheit ist: “Einer, der keusch ist, ist der Größte von
allen und eine Wohnstatt aller~Tugenden.” Keuschheit
ist die Hauptquelle aller Tugenden. Man begegnet selten einer wirklich keuschen
Person. Die Nähe einer solch reinen Seele hat eine beruhigende Wirkung und
sogar deren Widerspiegelung verursacht Erwachen. Das ist keine Übertreibung.
Durch die Tugend des ethischen Lebens wird der Körper des Enthaltsamen mit der
göttlichen Gnade, Ruhe und Wohlgeruch geladen. Keuschheit ist somit ein großer
Segen. “Keuschheit bringt alle Schätze der drei Welten (physisch, astral,
kausal).” Ihr
mögt fragen, was verheiratete Personen tun sollen. In den alten Tagen (in
Indien) pflegten die Leute in den ersten fünfundzwanzig Jahren Enthaltsamkeit
zu beachten. Anschließend, nach Ausrichtung auf die religiösen Schriften,
ließen sie sich für die nächsten fünfundzwanzig Jahre als Haushalter nieder.
Nachdem ein oder zwei Kinder gekommen waren, verließen sie ihr Heim, um für
eine Periode von weiteren fünfundzwanzig Jahren in den “Vanaprastha Ashram”
einzutreten. Während dieser Periode widmeten sie sich ihrer selbst, um das letzte
Ziel des Lebens - Selbst- und Gottverwirklichung
- zu erreichen. Nach Erreichen des Zieles (im Vanaprastha Ashram) wurden sie
Sanyasis, solche, die der Welt vollkommen entsagen und von Ort zu Ort wandern,
um Religion zu predigen. Der
wahre Sinn der Ehe ist, einen Lebenspartner zu haben, der einem in allen
Lebenslagen, in Freud und Leid, in Reichtum und Armut beisteht. Beide sollten
im Streben, Gott zu erkennen, zusammenarbeiten. Fortzufahren Kinder zu zeugen,
ist nicht unser Ziel. “Wenn eine Frau ein Kind zur Welt bringen muß, sollte sie
einen Heiligen, einen Menschenfreund oder einen großen Kämpfer gebären. Sonst
ist es besser, wenn sie unfruchtbar bleibt und das göttliche Licht nicht
vergeudet.” Unsere
Vorfahren pflegten allgemein ein diszipliniertes Leben zu führen, aber jetzt
gibt es wenig Zurückhaltung. Ich muß dies wegen der beklagenswerten Lage, in
welcher wir uns befinden, sagen. Die Weltbevölkerung erhöht sich mit der
alarmierenden Zahl von 90 pro Minute. Wir können uns das Bevölkerungsproblem in
20 oder 30 Jahren gut vorstellen. So ist es umso mehr notwendig für uns,
Enthaltsamkeit zu üben. Christus hat gesagt: “Ehemänner sollten ihre Frauen wie
Christus die Kirche lieben.” Swami Ram Tirath hat ebenfalls betont: “Wenn
Ehemänner und Ehefrauen sich nicht lieben wie Brüder und Schwestern, gibt es
keine Hoffnung für Indien.” Jene, die erwachten, sprachen so. Die Lösung liegt
also im Führen eines Lebens der Selbstzurückhaltung. Selbst wenn es einem
Menschen möglich ist, einen vollkommenen Heiligen zu finden, der dem Schüler
eine Ersthanderfahrung geben kann, ist ein Fortschritt auf dem spirituellen
Pfad unmöglich, wenn nicht Keuschheit und Vergebung praktiziert wird. Wir
sollten deshalb die Vergangenheit vergessen und von jetzt an ein reines Leben
führen. “Es
ist kein Mangel an gelehrten, religiösen und disziplinierten Leuten, aber wir
treffen selten eine wirklich keusche Person.” Kabir sagt, daß es zahllose
gelehrte Menschen gibt, solche, die meditieren und Konzentration erlangen und
solche, die gütig und diszipliniert sind, aber ein Enthaltsamer ist selten zu
finden. Ich bin mit den Oberhäuptern fast aller Religionen in Kontakt gekommen,
aber nur wenige führen ein Leben des Zölibats. Ein Enthaltsamer kann sein
wahres Ziel ohne viel Anstrengung erreichen. Einer, der beides, Vergebung und
Keuschheit praktiziert, hat nichts zu befürchten und wird Gott erkennen. Laßt
mich das Beispiel meines Großvaters geben. Er war ein Mann reinen Herzens. Er
würde nie über irgendjemand geklagt haben. Im Alter von fünfundzwanzig Jahren
wurde er Witwer. Er heiratete nicht wieder, obwohl er mehr als hundert Jahre
alt wurde. Am Tage vor seinem Tode sagte er zu einigen Leuten, daß er die Welt
am nächsten Tage verlassen würde und wenn sie irgendeine Botschaft an ihre
Lieben im Himmel übermitteln möchten, sollten sie sie ihn wissen lassen. Kurz
vor seinem Ende baten ihn einige seiner Verwandten, den Namen Gottes anzurufen,
aber er sagte: “Gott durchdringt meinen Körper ganz und ich gehe geradewegs zu
Ihm.” Ich spreche von den Reinen. Solche Leute haben ein angeborenes Empfinden
für die Gegenwart Gottes. “Jene, die vollkommenen Glauben in Gott haben, erfreuen sich des Inbegriffs des wahren Wissens.” Gurbani
Ihr
mögt fortfahren, euer ganzes Leben hindurch zu meditieren, aber wenn ihr nicht
Keuschheit und Vergebung praktiziert, wird es keine Früchte tragen. Zorn
verursacht Aufregung. Die meisten der Krankheiten sind psycho-somatisch als
Ergebnis gefühlsmäßger Störungen, verursacht durch Haß, Feindschaft und Sorge.
Heilige betonen immer ausdrücklich das grundlegende Wesentliche des Lebens,
aber leider schenken wir dem keine Aufmerksamkeit. “Keuschheit
ist das Meer der Glückseligkeit, niemand kann seine Tiefe ergründen. Ohne das
Wort kann niemand ein Sadhu (disziplinierte Seele) genannt werden. Ohne Kapital
kann man kein Geldverleiher sein.” Kabir sagt, daß Keuschheit das Meer der
Glückseligkeit ist. Es ist so tief, daß keiner seine Tiefe ermessen kann. Nur
die Heiligen, die das personifizierte Wort sind, können es erkennen. Das Wort
offenbart sich, wo ein Lebeh der Enthaltsamkeit geführt wird. “Der,
der den Samen verliert, verliert alles.” Nanak
Ein
Mensch, der Keuschheit und Vergebung praktiziert, kann Gott erkennen und
wahrlich ein Sadhu genannt werden. Diese beiden Tugenden sind von erster
Bedeutung und wo immer sie sind, kommen weitere Tugenden von selbst dazu. Ein
solcher Mensch wird durch den ständigen Kontakt mit dem inneren Tonstrom
(Shabd) eine Gebetskammer aller Tugenden. Einer,
der einen Meister gefunden hat, aber nicht Sein Sprachrohr (Gurumukh) geworden
ist, hat sich noch nicht selbst von den Gelüsten des Fleisches befreit. Nachdem
man einen Meister gefunden hat, muß man Empfänglichkeit für ihn entwickeln. Wer
ist ein Gurumukh? Einer, der keine eigenen Wünsche hat und im Willen des
Meisters lebt. Ein solcher Mensch ist automatisch von allen Leidenschaften
befreit. Da der Meister eine Verkörperung der Keuschheit ist, strahlt
Keuschheit von ihm aus und dringt in dem Moment in den Schüler ein, wenn er an
ihn denkt. Er ist voll des Mitleids und vergibt allen. Nur ein Gurumukh kann
von allen Arten der Schwachheit frei werden, weil er im Wort des Meisters
bleibt. “Wenn
ihr mich liebt, haltet meine Gebote.” Christus
Hazoor Sawan Singh
Maharaj pflegte zu sagen: “Wir zögern in Anwesenheit eines Kindes eine häßliche
Handlung zu begehen. Wie können wir es wagen, das jeweils zu tun, wenn wir uns
vergegenwärtigen, daß Gott in uns alles sieht.” Der Meister ist
eine Verkörperung des Wortes und gibt uns einen Kontakt mit Ihm. Durch Hören
auf die Ewige Musik und Sehen des Göttlichen Lichtes erlangt man inneren
Frieden. “Das Gemüt wird durch die Verbindung mit Naam
gefügig.” Gurbani
In den Upanishaden
steht, daß wir durch Erreichen des Wortes alles erreichen. “Solange der
Mensch tierische Neigungen hat, kann er nicht ein Gurmukh sein. Wenn der
Satguru innen wohnt, ist der Schüler frei von Gelüsten.” Wie du denkst, so
wirst du. Wenn euer Gemüt ständig bei einer keuschen Person verweilt, werdet
ihr unbewußt Keuschheit anziehen und euch zu eigen machen. Kabir sagt, daß der,
welcher sich als ein Satguru inkarniert, sich automatisch von allen Wünschen
befreit. In erster Linie kommt das süße Gedenken an Ihn. Das nächste ist eine
Offenbarung innen. Man sollte deshalb große Vorsicht walten lassen hinsichtlich
des Annehmens eines Meisters. Wenn er wirklich ein Adept in der Wissenschaft
der Seele ist, kann man Erlösung erreichen. Ansonsten kann man, wenn man sich
auf die Form eines sogenannten Guru konzentriert, höchstens so werden wie er. Ihr
habt vielleicht von Dadu Sahib gehört. Eines Tages ging er barhäuptig. Jemand
klopfte ihm auf den Kopf und fragte: “Wo ist Dadus Haus?” Er antwortete: “Gehe
diesen Weg und du wirst ihn im Hause antreffen.” Zu seiner Bestürzung fand er
denselben Mann (Dadu) im Hause sitzen. Der Besucher schämte sich, als er
erkannte, daß er den Heiligen beleidigt hatte. Dadu Sahib sagte, daß das nichts
auagemacht habe, denn selbst ein irdener Topf von unbedeutendem Wert wird erst
gekauft, nachdem der Käufer sich von dessen Nutzbarkeit überzeugt hat, indem er
ihn überall abklopfte. “Ein
Meister sollte erst nach reiflicher Überlegung gewählt werden, gerade wie
Wasser erst nach der Filterung genommen werden sollte.” Ein
vollkommener Mensch ist eine Seltenheit. Die Welt ist voll von sogenannten
Gurus, während es nur wenige wirklich kompetente Meister gibt. Alleine solche
Meister wie Weise, Heilige und große Seelen sind in den Veden und anderen
Schriften beschrieben, denn sie sind das personifizierte Wort. “Das
Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns.” Christus
Er, der euch eine
Ersthanderfahrung des göttlichen Lichtes und des himmlischen Tons geben kann,
ist ein wahrer Meister. “Durch
die Gemeinschaft mit einem Heiligen wird die Kraft Gottes innen offenbart.” “Ein
Heiliger verleiht das Wesen der esoterischen Wissenschaft.” Gurbani
Jedermann kann
lehren, predigen oder eine religiöse Ansprache halten, aber eine praktische
innere Erfahrung kann nur durch eine erwachte Seele gegeben werden. “Nur
ein wachsamer und weit erwachter Mensch kann Keuschheit praktizieren. Solche
Menschen können nicht durch die Diebe der sinnlichen Wünsche beraubt werden.” Nur
ein wachsamer und bewußter Mensch kann Keuschheit üben und ein höheres
Bewußtsein erlangen. Durch das Praktizieren der Keuschheit erhebt man sich nach
und nach ins kosmische Bewußtsein. Wenn Bewußtsein innen dämmert, wird man
nicht durch sinnliche Wünsche beunruhigt. Wir werden durch fünf tödliche
Neigungen beraubt. Wenn Keuschheit und Vergebung fehlen, kommt eine dicke Wand
der Dunkelheit über die Seele und wir sind nicht Herr unserer selbst. Christus
hat dieses Stadium als “Tod der Seele” beschrieben. Was ist der Tod der Seele?
Es ist das Trüben des Licht—Bewußtseins in uns. Gebundenheit an materiellen
Komfort erniedrigt und schwächt unser Bewußtsein. Das Bewußtsein wächst mit
zunehmender Wachsamkeit. Woher kommt diese Wachsamkeit? Sie kommt durch das
Üben von Mitleid und Keuschheit. Seht, wie wichtig diese Tugenden sind, aber
wir schenken ihnen keine Beachtung. Wir wurden schon gesegnet durch seine Gnade
und ebenso mit dem Kapital des heiligen Naam. Ist es dann nicht unsere Pflicht,
unser Kapital zu bewachen? Wir sollten seine Gebote halten, anstatt ihm nur
Lippenbekenntnis zu machen. “Der,
welcher höflich zu seinen Gästen ist, ist eine große Seele; der, welcher ihnen
einen Platz anbietet, ist ein Heiliger. Der, bei dem es an diesen Höflichkeiten
mangelt, ist entweder ein Ketzer oder ein Heide.” Nun, all dies betrifft unser
äußeres Verhalten. Einer, der mit den beiden Tugenden der Keuschheit und des
Mitleids ausgestattet ist, heißt selbst seinen Feind höflich willkommen. Ein
Mahatma (große Seele) hat diese große Eigenschaft. Er heißt jeden willkommen,
der sich an ihn wendet, sogar mitten in der Nacht. Solch ein Mensch bleibt
höflich selbst im Angesicht des Todes. Enthaltsamkeit in der Jugend
einzuhalten, ist eine große Sache. Gewöhnlich verschieben die Menschen das auf
das Alter. “Jene,
die nicht meditieren während sie jung sind, würden nicht fähig sein, es im
Alter zu tun.” Da im Alter körperliche Beschwernisse, eine nach der anderen,
auftreten, können wir nicht in Meditation verweilen. Deshalb sollte man
beginnen wenn man jung ist. Heilige haben gesagt, daß einer, der, wenn er jung
ist, Enthaltsamkeit praktiziert, ein Prophet ist. Das ist kein Kinderspiel. Wir
lesen diese Dinge einfach und vergessen sie. Wir
vergeben den anderen nicht. Ermangelt es an Vergebung, tauchen Ärger, Eifersucht,
Groll, Verleumdung etc. auf. Unsere Herzen und Gemüter sind mit all‘ solchen
Gedanken verunreinigt. Wir sprechen von diesen Dingen und zögern nicht, jene zu
verleumden, über die wir uns ärgern. Mein Meister pflegte zu sagen: “Alle
sinnlichen Genüsse haben in sich einen Geschmack, aber welchen Geschmack hat
man vom Verleumden anderer? Wenn es irgendeinen gibt, ist er süß, sauer,
salzig oder geschmacklos?” Noch wird jede Familie, Gesellschaft und jedes Land
von dieser Krankheit geplagt. Ein Ergebener, der eine Verkörperung der
Vergebung ist, hat nichts zu fürchten. Er wird andere immer mit Liebe grüßen.
Wenn jemand übel von euch denkt, laßt es ihn tun. In welcher Weise rührt es
euch? Statt dessen schädigt sich der erstere selbst durch sein Ärgerlich— und
Neidisch—sein. Wenn ihr Unrecht vergeltet, werdet ihr gleicherweise geplagt
sein. Der, welcher bedenkt, daß der Herr allgegenwärtig ist und sich Ihm weiht,
läßt sich nicht erregen durch das, was andere von ihm sprechen. Dies sind die
Unzulänglichkeiten auf unserem Weg zur Selbsterkenntnis und Gotterkenntnis. “Vergebung
löscht das Feuer des Zornes.” Große Seelen gehen soweit, jene, die Fehler an
ihnen finden, willkommen zu heißen. Einmal ging ein Mann zu Lord Buddha und
fing an, ihn zu beschimpfen. Als er sich anschickte zu gehen, bemerkte Lord
Buddha: “Bruder, höre mir zu, wenn der Empfänger sich weigert, die ihm
dargebotene Gabe anzunehmen, verbleibt sie beim Geber. Ich weigere mich, die
Gabe, die du mir gebracht hast, anzunehmen.” “Wenn
einer schimpft und der andere übt Vergeltung, gibt es eine Fülle von
Beschimpfungen. Jedoch im Falle von Nichtvergeltung endet die Angelegenheit. Kabir
“Wo
Mitleid ist, da ist Religion. Wo Begierde ist, da ist Sünde. Wo Zorn ist, da
ist Negation. Wo Vergebung ist, da ist der Herr Selbst.” Mitleid führt zu Vergebung und Begierde führt zur Sünde.
Begierde und Verhaftetsein bedeutet Verlangen nach Name und Ruhm. Für die
Erfüllung seiner Wünsche wird man auf andere neidisch. Man wird weder gut noch
schlecht durch die Meinung anderer. Jene, die sich erlauben, andere zu
verleumden, sind unbezahlte Lehrlinge der Kriminalpolizei Gottes. Gott und der
Meister sind beide in euch. Der, welcher wahr zum Meister ist, hat nichts zu
fürchten, denn sein Herz ist rein und Reinheit des Herzens schenkt zusätzlich
Stärke. Mann kann Gott nicht eher erkennen, als bis das Gemüt im Gleichgewicht
ist. Zorn, Neid, Bosheit und Übelwollen, auch in Gedanken, entfachen überall
die Flammen unsichtbaren Feuers. Kabir sagt, daß man an einem solchen Ort
nichts als negative Kraft findet; aber wo Vergebung ist, da ist Gott Selbst.
Vergebung wäscht alle inneren Beschmutzungen weg und führt zum Frieden des
Gemüts. Andererseits ist es so, Zorn ruft Zorn hervor und Beschuldigungen
Gegenbeschuldigungen, die ganze Atmosphäre vorderbend. “Aller Streit und Hader geht von
Beschimpfung aus.” Kabir sagt, daß häßliche Sprache die
Wurzel aller Streitigkeiten ist. Ihr wißt, wie der große Mahabharata-Krieg
begann. Nur durch sarkastische Worte. Eine ein—fache sarkastische Bemerkung von
Praupadi führte zur Zerstörung von Indiens Kultur und Zivilisation.
“Keine
Macht der Erde kann dem schaden, der durch den Guru beschützt ist.” Gurbani
Wenn
jemand Gedanken des Neides und des Grolls hegt‚ fallen diese doppelt auf ihn
zurück. Das ist das Naturgesetz. Ein edler Gedanke läßt Tausende edler
Empfindungen entstehen und ein übler Gedanke Tausende üble. Wenn man einen
einfachen Samen in die Erde sät, trägt die daraus sprießende Pflanze Hunderte
gleicher Samen. Ebenso wäre es, wenn man einen Mangosamen pflanzen würde; man
würde hunderte Mangos von ihm bekommen. Ein Gedanke mag eine beruhiqende
Wirkung erzeugen, während ein anderer einen aufregen kann. Jede Handlung,
selbst ein Gedanke, hat seine Gegenreaktion. “Die
Worte eines boshaften Menschen sind gleich vielen Pfeilen, aber nur alleine
Heilige können sie tragen. Wenn Brennendes ins Meer fällt, welchen Schaden kann
es anrichten?” Kabir sagt, daß boshafte Worte wie vergiftete Pfeile sind. Aber
ein Verzeihender ist wie ein Ozean, der selbst durch Brennendes nicht berührt
wird. So ist Vergebung ein großer Segen. Kabir sagt, daß ein Mensch durch
Ertragen äußeren Ungemachs hart wird. “Der, welcher seinen Boden bereitet hat,
kann immer auf die Sphärenmusik hören.” “Die
Erde kann Graben ertragen und der Wald das Fallen. Nur ein Heiliger kann
schroffe und boshafte Worte ertragen und niemand anderes.” In jedem Ausmaß
könnt ihr das Land umgraben oder einen Wald roden, ohne irgendeine
Gegenreaktion. Gleichermaßen ist nur ein Heiliger mit Vergebung und Keuschheit
ausgestattet. Unkenntnis des Gesetzes ist keine Entschuldigung. Man kann nur
das ernten, was man gesät hat. Handlungen,
gut oder schlecht, tragen ihre eigenen Früchte. Wir müssen diese Grundsätze
verstehen und sie im Leben erfüllen. Zum einen ist ein vollkommener Meister
schwer zu finden, der die Fähigkeit besitzt, die Erfahrung des inneren Lichts
zu geben. Selbst wenn ihr einen findet, könnt ihr das Ziel ohne Reinheit des
Lebens und Vergebung nicht erreichen. Wenn ihr das, was ich jetzt gesagt habe,
befolgt und danach handelt, werdet ihr befreit sein von der Bindung an die
Materie und das Gemüt. Diese Tugenden werden euch höheres Bewußtsein bringen und
ihr werdet Vertrauen in die Existenz Gottes entwickeln. Nach allem, was ist der
Zweck der Anbetung? Er ist, um festen Glauben in die Existenz Gottes zu
entwickeln. Durch Selbstprüfung könnt ihr sehen, welches eure Lage ist.
Gelehrte Leute, Moralisten und Theologen, predigen im allgemeinen zu anderen.
Wie ist deren eigene Situation? Es ist wohl gesagt: “Reformer sind erwünscht,
aber nicht von anderen, sondern von sich selbst.” Wir predigen den anderen, was
wir selbst nicht praktizieren. Das Ergebnis ist, daß alle Ermahnungen wenig
Wirkung auf andere haben. Seid
wahr zu Ihm, der in euch wohnt. Wenn ihr die beiden Tugenden — Keuschheit und
Vergebung — praktiziert, werdet ihr finden, daß ihr ohne viel Anstrengung
höheres Bewußtsein, vollkommenes Erwachen und restlosen Frieden des Gemüts
erlangen werdet. Dadurch werdet ihr beginnen, Frieden, Harmonie und Ruhe an
jene, die um euch sind, auszustrahlen. SANT
KIRPAL SINGH
von Bhadra Sena KIRPAL — ‘Der
Gütige‘ — erwies sich als ein prophetischer Name für einen, der dazu bestimmt
war, ein vollendeter Meister zu werden, den Göttlichen Willen zu offenbaren und
das größte Geschenk ‘Naam‘, das Wort, an Tausende verkörperte Seelen im Osten
und Westen zu geben. Kirpal war ein früh entwickeltes Kind und zeigte schon in
ganz jungen Jahren Zeichen spirituellen Bewußtseins. Als Kind von 4 Jahren
entwickelte er seine ganz eigene Meditationstechnik und entfaltete Fernsicht
und Hellsehen. Er war jedoch unglücklich über diese Entwicklung und betete zu
Gott, ihn wie einen normalen Menschen zu belassen. In der Schule, als einmal ein Bischof zu Besuch kam, war
dieser erstaunt über Kirpals großes Verlangen nach Gotterkenntnis und
prophezeite dem Jungen eine große Zukunft, der den tiefen Sinn des Evangeliums
Christi vielen Geistlichen, Priestern und hohen Würdenträgern und zahlreichen
christlichen Bekenntnissen bringen sollte. Von
frühem Alter an betete er zu Gott, daß er ihn zu den Füßen seines Satguru führen
sollte. 1917, sieben Jahre vor seiner physischen Begegnung, begann Kirpal Singh
die strahlende Gestalt seines Meisters Hazoor Sawan Singh Ji Maharaj in seinen
Meditationen zu sehen. Zuerst glaubte Kirpal Singh, daß das strahlende Wesen
Guru Nanak war, der Begründer der Sikh—Religion. 1924 geschah es, daß er seinem
Meister in Beas (Punjab) begegnete. Zu seinem Erstaunen erblickte Kirpal Singh
dieselbe erhabene Persönlichkeit, die er auf den inneren Ebenen zu treffen
gewohnt war. Kirpal Singh hatte seinen Lebenden Meister gefunden. So widmete er
sich von ganzem Herzen der Aufgabe, sich zu vervollkommnen und arbeitete
unaufhörlich und unermüdlich 24 Jahre lang unter der Führung seines Meisters,
der ihn ständig zu seinem wahren Nachfolger vorbereitete. Schon 1927
ermächtigte der Meister Kirpal Singh, Satsang in Lahore, Rawalpindi und
verschiedenen anderen Orten im Lande zu halten. Hazoor pflegte in Satsangs zu
erklären: “Geht zu Kirpal Singh um spirituelle Führung.” Dies zeigt offenkundig
die wahre Sohnschaft zu seinem Meister. 1939 ließ der große Meister Kirpal
Singh mehr als 200 Personen in seiner Gegenwart in Beas initiieren. Viele
dieser Initiierten leben noch. Kirpal
Singh schrieb zwei Bände, jeder etwa 1000 Seiten stark, betitelt: ‘Gurmat
Sidhant‘, von denen jedes Wort von Hazoor genehmigt wurde, der ‘Gurmat Sidhant‘
als einen Schatz der Gottheit beschrieb. Kirpal Singh bat den Meister demütig,
diese Bände unter seinem (Hazoors) Namen herauszugeben, weil sie unter seiner
Eingebung geschrieben worden waren. Der Meister bewilligte gnädig die Bitte. Am
12. Oktober 1947 rief Hazoor Kirpal Singh zu sich und sagte: “Kirpal Sirgh, ich
habe alle meine Arbeit verteilt, außer der Aufgabe der Naam-Initiation. Das
vertraue ich dir heute an, so daß diese heilige und ehrwürdige Wissenschaft
gedeihen möge.” An einem Abend im Februar 1948 sagte Hazoor: “Kirpal Singh, ich
habe die Hälfte deiner Arbeit getan und habe Naam an über 150000 Personen
gegeben, den Rest hast du zu vollenden.” Am
Morgen des 2. April 1948, an dem Tage, an dem der große Meister Hazoor Sawan
Singh Ji die physische Welt verlassen hat, stand Kirpal Singh am Bett seines
leidenden Meisters und betete: “Meister, Ihr steht über dem Wohlbefinden oder
Nicht-Wohlbefinden des Körpers, aber wir Hilflosen können den Anblick von
Hazoors Leiden nicht ertragen. Ihr verfügt über alle Kräfte. Wir wären dankbar,
wenn Hazoor diese Zeichen von Krankheit und Leiden hinwegnehmen würde.” Gebete
haben Erfolg, wo alle menschlichen Anstrengungen versagen. Als Kirpal Singh nach
diesem Gebet seine Augen öffnete, befand sich Hazoors Körper in einem Zustand
vollkommener Ruhe. Er öffnete seine strahlenden, Barmherzigkeit ausstrahlenden
Augen, gefüllt mit göttlicher Liebe und sah Kirpal Singh an, der sein Haupt in
ehrfürchtiger Verehrung senkte und sagte: “Es ist alles durch Hazoors Güte.”
Der Meister schaute weiterhin für drei oder vier Minuten in des Schülers Augen.
Kirpal Singh erschauerte und erfuhr eine unbeschreibliche Seligkeit, wie er sie
niemals vorher erfahren hatte. So ging die spirituelle Kraft von Auge zu Auge
nach der uralten Tradition. Danach schlossen sich die immer strahlenden Augen
Hazoors, um sich nie wieder zu öffnen. Die
physische Trennung vom Meister war zu viel für einen Gurmukh-Schüler. Noch mehr
so für Sant Kirpal Singh, der herangebildet und erzogen wurde zum Zwecke der
Erneuerung der Menschheit. Das Hinscheiden von Hazoor Sawan Singh Ji hatte eine
große Lücke in seinem Leben zurückgelassen. Die Welt war plötzlich dunkel und
trostlos geworden. Nichts mehr konnte ihn auf dieser Welt halten. Er zog sich
zurück in die weiten waldigen Zufluchtsorte der Himalayas, den dauernden
Wohnsitz der Rishis seit undenklichen Zeiten, um den Rest seiner Tage in
einsamer Zurückgezogenheit zu verbringen. Aber
niemand gehört nur sich selbst. Eine große Kraft ist in den Angelegenheiten der
Menschen wirksam und bei Menschen, die eine Bestimmung haben, im besonderen.
Wie lange konnte er teilnahmslos bleiben gegenüber den schmerzlichen Nöten
seiner Glaubensbrüder, die gebeugt zurückgeblieben waren. Niemand war da, um
ihnen Trost zu geben und sie zu führen, insbesondere, da die meisten von uns,
sich sonnend im gütigen Sonnenschein des Großen Meisters, nie nach innen
gingen, um seine heilige Gegenwart im Innern zu enthüllen. Dieser
Zustand völliger Verzagtheit und äußerster Trostlosigkeit hatte seine Wirkung.
Das Meer des Göttlichen Erbarmens hob sich mächtig empor. Es kam ein Ruf von
innen zu Ihm - ein schmetternder Ruf vom Großen Meister — zurückzugehen in das
Feld der Tätigkeit, um seinen Schülern in ihren schlimmen Nöten beizustehen, um
die Sache weiterzuführen, die jetzt die seine war und für welche der Große
Meister ihn nahezu ein Vierteljahrhundert geschult hatte und schließlich, um
ein allgemeines Forum zu schaffen, wo die Führer aller Religionen in
liebevoller Gemeinschaft zusammenkommen konnten als Kinder des einen Gottes. Ein
ergebener Schüler hat keine eigene Wahl. Er muß innerhalb des Rahmens des
göttlichen Planes als ein bewußter Mitarbeiter der allesdurchdringenden Kraft arbeiten.
Das führte zur Gründung des Ruhani Satsang im Jahre 1948: ein Ort für die Blüte
der Spiritualität, rein und einfach mit keiner anderen Bedeutung als man sie
üblicherweise in den offenbarten Originalreligionen findet, die aber später in
den biblischen Schriften versiegelt wurden. Er wurde später Sawan Ashram
genannt, nach dem Namen seines spirituellen Beschützers, um als spiritueller
Treffpunkt für alle Interessierten zu dienen, um an dem Wesenskern, der allen
Religionen zugrunde liegt, teilzuhaben. Der Ruhani Satsang hat Zentren, die
über das ganze Land verstreut sind und im Ausland an verschiedenen Orten des
Kontinents von Europa, von Griechenland bis England und in Amerika jenseits des
Atlantik von Kanada bis Mexiko und Südamerika, wo die Menschen spirituellen
Gewinn haben durch die Gnade des Meisters. Dieses riesige Netzwerk der
Freundschaft und des Wohlwollens, das zur Vervollkommnung der Menschheit führt,
wurde auf zwei Weltreisen zustande gebracht, die der Meister unternommen hatte;
eine im Jahre 1955 und die andere in den Jahren 1963/64. Im
Jahre 1957 wurde der Meister als Ergebnis der Beratungen der Führer der
verschiedenen Religionen der Welt, die in der Konferenz der Weltreligionen
versammelt waren, einstimmig zum Präsidenten der Weltgemeinschaft der
Religionen gewählt. Seit dieser Zeit erfüllt er erfolgreich die riesenhafte
Aufgabe, die anscheinend unterschiedlichen Religionen der ganzen Welt zu
vereinigen, indem er auf wissenschaftliche Art die wesentlichen Übereinstimmungen
auf der Ebene von Mensch, Geist und Gott aufzeigt. Diese sind begründet auf dem
ethischen und moralischen Gesetz, welches mehr oder weniger das gleiche ist und
was die Menschheit vorbereitet auf die letzte Aufgabe‚ die spirituelle
Rehabilitierung, die zu Selbsterkenntnis, Gotterkenntnis und zu der direkten
und unmittelbaren Erfahrung des Geistes im Innern führt. Dieser ist eine von
der äußeren lebendigen Form getrennte Wesenheit. Dann werden die Ufer des
Lebens wieder entdeckt, die ersten Offenbarungen der Gottheit, die die völlig
ungleichen Wesenheiten — den materiellen Körper und den lebenden Geist — in
einem wohlklingenden Gleichklang zusammenhält. Diese einzigartige Botschaft des
Meisters wurde den Menschen aller Stände gegeben, von den Geringsten bis zu den
Höchsten, den Staatsoberhäuptern, Staatsmännern und Regierenden, Oberpriestern
und Prälaten‚ den Führern der politischen und religiösen Ideen und so daß sie
die Menschen richtig führen können auf dem Wege der Rechtschaffenheit und
nützliche Glieder des Körpers Politik werden, vollkommen gegründet in Gott und
Gottes Wegen. Der Meister ist ein befruchtender Schreiber, begnadet mit einer leichten
Feder, womit er die abstrakte und schwer verständliche Wissenschaft der Seele
und esoterische Probleme, die für gewöhnlich dem menschlichen Verständnis
trotzen, behandelt. Jemand, der die Wirklichkeit unmittelbar gesehen hat, kann
glaubwürdig die sonst unerklärlichen Probleme erklären und die scheinbar
unvereinbaren Doktrinen und Dogmen mit einer Klarheit, die nur ihm zu eigen
ist, in Einklang bringen. Die meisten Werke des Meisters sind in viele Sprachen
übersetzt worden, insbesondere ins Griechische, Deutsche, Französische,
Spanische und Englische. ‘Gurmat Sidhant‘ ist ein hervorragendes Werk, das tausende
Seiten umfaßt. Der
Wind bläst wo er will, aber niemand kann sagen, wann er kommt und wohin er
geht: So ist es mit dem, der aus dem Geiste geboren ist. Die Flutwelle des
Geistes wie sie kommt und geht, kennt keine Grenzen und geht fort und fort ohne
irgendeinen Widerstand. Der Aufprall des Geistes auf die Menschen der Welt ist
so groß, daß sie alle rassischen und religiösen, territorialen und sprachlichen
Schranken übersteigt, spontan hervorkommt, um die Gotteskraft zu verherrlichen,
die sich im Menschen offenbarte. Sehen wir nicht den ungeheuren Wandel des
Herzens, verursacht durch das spirituelle Erwachen, welches uralte Orthodoxie
hinwegschwemmte und alle Arten von Stolz und Vorurteile, die durch Farbe, Rasse
und Überheblichkeit hervorgerufen wurden? Es ist ein gesundes Zeichen, daß
Menschen desselben Glaubens den eines anderen achten, der in Traditionen
geboren ist, von ihren eigenen völlig verschieden und dies einfach wegen seines
Dienstes in der Sache der Spiritualität. Es kennzeichnet den Wendepunkt in der
spirituellen Geschichte, der auf eine neue und umfassende Annäherung an die
Religionen und ihre Probleme hindeutet, die einst den Menschen vom Menschen
getrennt haben. Es ist wirklich eine Auszeichnung für das Land, das solche
Wissende hervorbringt, die zur Erkenntnis der Welt gelangen und von allen als
die ihren begrüßt werden. Dieser wunderbare Wandel des Herzens hat das
menschliche Denken und Verständnis umgewälzt und umfaßt die verschiedenen
Nationen der Welt. Das Verdienst hierfür gebührt dem Großen Meister Hazoor
Sawan Singh, zu dessen Füßen der Meister die Wissenschaft der Spiritualität
gelernt hat und die Kunst übte, ein wahres Leben im Geiste zu leben, die Seele
und der Kern aller Religionen. DIE UMWANDLUNG DES
MENSCHEN von Dr. George Arnsby
Jones In
seiner Suche nach der letzten Wahrheit des Lebens findet der Mensch gewöhnlich,
daß er drei fundamentalen Fragen gegenübersteht: 1. Wie kann er das wahre Höchste, oder Gott,
finden — oder erkennen? 2. Wie
kann er die Worte, welche dem spirituellen Ideal Gottes dienen, erlangen? 3. Wie kann er eine Theologie oder Weltanschauung
seines spirituellen Höchsten darlegen, welche sich auf das gesamte Universum
bezieht? Offensichtlich
sind dies die fundamentalen Fragen, welche der Suche nach spiritueller Wahrheit
zugrunde liegen und durch die Zeitalter hindurch haben sich große Denker
bemüht, diese Fragen in vielen Weisen zu beantworten. Während es grundlegende Differenzen zwischen der dargelegten
Theologie jeder größeren sozialen Religion gibt — und es wäre töricht, diese
Differenzen des Ausdrucks zu ignorieren — besteht in ihnen allen eine Tendenz,
den Begriff des Monotheismus anzuerkennen. Ein höchstes Wesen regiert das
Universum. Die hebräische Darstellung: ‘Der Herr unser Gott ist ein Herr; und
du sollst den Herrn unseren Gott lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner
ganzen Seele und und mit all‘ deiner Kraft‘ wird in den Hauptdarlegungen der
Weltreligionen wiedergegeben. Im 14. Jahrhundert v. Chr. ermahnte Pharao
Echnaton die Ägypter, nur die eine Höchste Gottheit anzubeten. Er nahm den
Sonnengott Aton als sichtbares Symbol des höchsten Seins, aber dies war nicht
Heidentum, die Menschen mußten etwas Greifbares zu sehen haben, um das höchste
Sein zu verehren. Heute akzeptieren wir weit größere Abstraktionen als die
früheren Menschen, aber es bleibt die Tatsache, daß die Grundlage der
offenbarten Religion zu sehen sein muß. Um die Worte Plotins zu umschreiben,
wir müssen ”die erhabene Schau” erlangen. Sogar
bei der Vielfalt von zweitrangigen Gottheiten haben die orientalischen
Religionen immer ein höchstes Wesen als Haupt der großen Hierarchie des Seins.
Diese Einstellung unterscheidet sich nicht wesentlich vom Bild Gottes, das
durch Judentum und Christentum gegeben wird, daß sie ein unbegrenztes Wesen mit
zahllosen göttlichen Eigenschaften und Charakteristiken haben. Die
Weltreligionen in ihren verschiedenen Arten haben die Frage Nummer drei durch
Schaffung von Theologien oder Weltbildern in verschiedenen Versuchen
beantwortet, um zu zeigen, wie das Höchste sich auf das gesamte Universum und
auf alle erschaffenen Dinge bezieht. Es ist in der Tat der Umfang dieser
Weltbilder in der Vielzahl der religiösen Schriften, welcher ernsthafte
Wahrheitssucher hindert, irgendeine grundlegende Einheit der religiösen
Glaubensrichtungen zu sehen. Ebenso haben die meisten Religionen in ihren
Schriften einen bedeutsamen Teil von Gesetzen und moralischen Anweisungen.
Diese Gesetze spiegeln oft mehr nationale oder rassische Unterschiede wider,
als religiöse. Zum Beispiel ist die Haltung gegenüber Frauen in den
christlichen, jüdischen, Moslem- und Hindu—Schriften — die vielen anderen nicht
zu erwähnen - ausgesprochen unterschiedlich erklärt. Wenn also der Sucher
seiner Religion nur die vielen und oft widersprechenden moralischen und
ethischen Vorschriften zugrunde legt, wird er finden, daß die großen Religionen
in einem großen Teil voneinander abweichen. Wenn
es jedoch das anerkannte Ziel der Religionen ist, den Menschen zurück zur
fundamentalen Wirklichkeit zu verbinden, dann ist in dieser einfachen
Feststellung ein Treffpunkt für die Glaubensrichtungen der Welt, obwohl es eine
schwierige Aufgabe ist, Priester, Rabbis, Minister, Bikhus und andere heilige
Männer der verschiedenen Glauben vollkommen davon zu überzeugen, was mit
“Rückverbindung zur letzten Wirklichkeit”gemeint ist. Ein buddhistischer Bikhu
wird sicherlich nicht genau dasselbe meinen wie ein katholischer Priester oder
ein jüdischer Rabbi, um eine angemessene mögliche Situation anzuführen, wo sich
alle drei in der Gemeinschaft einer Diskussion treffen können. Der Frage Nummer
zwei nähern sich die Praktiker der verschiedenen Religionen unterschiedlich.
Natürlich würden einige dieser Praktiker der Natur oder dem Sinn, welcher durch
ein anglo-sächsisches Wort — Gott — symbolisiert wird, nicht zustimmen.
Nichtsdestoweniger finden diese Praktiker oft wieder einen Treffpunkt dadurch,
daß sie schauen, die Enden ihres religiösen Glaubens zu gewinnen: Gebet,
Kontemplation, Meditation und andere spirituelle Übungen. Sie werden sich dann
bemühen, die Frage Nummer drei durch Anwenden ähnlicher Techniken zu
beantworten, selbst wenn ihre religiösen Glaubensrichtungen und Loyalitäten
verschieden sind. Wir
haben nun etwas von der Weise gesehen, wie die Religionen versuchen, unsere
einleitenden Fragen zwei und drei zu beantworten. Die erste Frage ist natürlich
die grundlegende und die schwierigste, denn es ist in der Voraussetzung der
Existenz Gottes, der letzten Wirklichkeit, daß die anderen Fragen überhaupt
irgendeine Gültigkeit haben. In einem sogenannten ontologischen Argument für
die Existenz Gottes brachte ein christlicher Geistlicher wie St. Anselm,
Erzbischof von Canterbury, im 11. Jahrhundert den Begriff Gottes in folgende Form:
“Ein Wesen, welches sich nicht größer vorgestellt werden kann.” Mit dem Wort
“größer” meint St. Anselm “vollkommener” und nicht notwendigerweise “größer” im
räumlichen Sinn. Descartes, der Denker des 16. Jahrhunderts, bekannt als Vater
der modernen Philosophie, formulierte diesen Begriff wieder in mehr
philosophischer Sprache. Aber seit der Zeit Descartes gibt es viele neue
Begriffe bezüglich der Natur der letzten Wirklichkeit, welche von den
Feststellungen Emmanuel Kants bis zu den Aussprüchen von Bertrand Russell
reichen. In unserem jetzigen Jahrhundert haben Philosophen gezeigt, daß
Sprache, was wir auch immer mit ihr tun und wie wir sie auch immer gebrauchen,
unzulänglich ist,überhaupt irgendeine “Realität” auszusagen — ganz zu
schweigen, die letzte Wirklichkeit. Diese großen Denker haben tatsächlich auf
ihre eigene Weise eine Schlußfolgerung erlangt, welche durch die größten
Mystiker und heiligen Menschen durch die Zeitalter hindurch vergelegt worden
war: Sprache ist im Verstehen der Realität unwirksam. Wieder, um Plotin zu
zitieren: “Worte können nur den Weg zur Schau weisen. Sie ist in jenem Punkt,
wo jeder selbst sehen muß.” Der
spirituelle Aspirant hat einen Auftrag bekommen “selbst zu sehen” durch den
wahren Satguru oder spirituellen Ratgeber. Er begibt sich auf eine Reise,
welche, so glaubt er, die drei Fragen beantworten wird, welche zu Beginn dieses
Artikels aufgeführt wurden; er glaubt dies ernsthaft und er weiß, zu sehen und
zu hören und die Wirklichkeit Gottes zu erfahren, muß die endgültige Antwort
für den Einzelnen sein, nachdem alle Prüfung und alles Studieren der Schriften
und Philosophien der Welt keine tatsächliche Erfahrung gebracht hat. Solches
Studieren kann ihn in den richtigen Gemütszustand für seine persönliche “Reise
der Seele” bringen, aber er sollte sich immer erinnern, daß, welche Fragen auch
immer durch seine eigene Erfahrung beantwortet wurden, für andere diese
gleichen Fragen verbleiben. Schülerschaft auf einem hohen spirituellen Pfad
gibt nicht automatisch den Aspiranten ein Privileg, zu belehren, zu predigen
oder andere Menschen zu “instruieren” über das, was er als “einen und einzigen
wahren Pfad zur Befreiung” betrachtet. Wenn der Schüler sich klar darüber wird,
daß seine eigenen Worte die Samen des Irrtums und der Täuschung tragen, wobei
es nichts zu besagen hat, wie erleuchtet seine eigene innere Erfahrung ist,
dann wird er vielleicht ein bißchen mehr demütig werden und seine Handlungen —
und nicht das laute Lärmen, welches von seinen Lippen fließt — ein lebendiges Zeugnis
geben lassen von der Tatsache, daß er “das Wasser des Lebens” gefunden hat. Es
ist die Höhe der Torheit, andere zu ermahnen, ihren religiösen Glauben oder
ihre Sitten aufzugeben, einfach weil man mit viel Rechtfertigung glaubt, daß
der spirituelle Pfad, den man gewählt hat, besser ist als alle anderen. Es mag
ein hochstehender spiritueller Pfad sein, aber bei den Zuhörern hören sich
solche Worte so an, als wenn man nur noch einer von den vielen evangelistischen
”Faßschlagern” ist, die auf diesem kleinen Planeten so reichlich vorhanden
sind. Der
Aspirant auf dem spirituellen Pfad von der Schülerschaft sollte wenigstens
etwas Wissen haben von den grundlegenden Fragen der religiösen
Glaubensgemeinschaften anderer Menschen; er sollte einleuchtenderweise ein
theoretisches Wissen der spirituellen Wissenschaft, welche er unternimmt, haben
und wenn er vor der Öffentlichkeit steht und diese in intellektuellen
Vergleichen und Differentiationen anspricht, sollte er fähig sein, die Lehren
der heiligen Wissenschaft in intelligenter Sprache zu übermitteln. Es
ist töricht, eure Zuhörer beständig zu informieren, daß das Gemüt eine
“Schlinge und eine Täuschung” ist, während man ständig das grundlegende
Werkzeug des Gemüts benutzt: die menschliche Sprache. Die Zeit ist vielleicht
gekommen, wo alle, die sich zur Schülerschaft zum Satguru und zur Praxis der
heiligen Wissenschaft bekennen, ein bißchen die Verantwortlichkeiten der
Schülerschaft und das Verstehen der Fragen, welche allen religiösen und spirituellen
Bemühungen zugrunde liegen, widerspiegeln. Die Satgurus und heiligen Menschen
aller Zeitalter haben ständig wiederholt. daß die Menschen nicht durch die
Worte, die sie äußern, umgewandelt werden, sondern durch das WORT, das von Gott
ist und Gott ist. NOTWENDIGKEIT
EINES MEISTERS
Kirpal Singh Der
formlose Gott durchdringt das Universum in der Form von ‘Shabd‘ oder dem Wort;
aber wir können nicht gesegnet werden, es sei denn, wir sind fähig, uns mit ihm
zu verbinden. Die ganze Atmosphäre ist mit Elektrizität geladen, aber man kann
keinen Nutzen daraus ziehen, solange man nicht den elektrischen Schalter
erreichen kann, der die Energie überwacht, die von dem Kraftwerk ausgeht. Ist
dieser Kontakt einmal hergestellt, gibt er uns Licht, Heiß— oder Kaltluft, wie
man es gerade braucht, und hilft uns auf unzählige Weise - bei der Reinigung
des Hauses, beim Kochen und ähnlichem. In genau derselben Weise könnte man
wahrlich gesegnet werden und unermeßlich reichen spirituellen Ertrag ernten,
wenn man einen menschlichen Pol erreichen könnte, wo Gottes Energie in der Form
von Shabd sich manifestiert. Heilige, Propheten, Seher und Meisterseelen sind
solche manifestierten Pole, die Gottes Licht, Leben und Liebe aufleuchten
lassen. Sie sind die Kinder des Lichts und kommen, um der Welt, die in äußerste
Dunkelheit gesunken ist, Licht zu geben. Sie sind das personifizierte Wort und
sozusagen Gott in der Welt polarisiert. Die
heiligen Menschen Gottes haben geredet, getrieben
von dem heiligen Geist. - 2 Petrus 1:21 Der
Geist des Herrn hat durch mich geredet und
seine Rede ist auf meiner Zunge. - 2 Samuel 23:2 Der
Satguru oder der Meister der Wahrheit ist nun der Pol, von dem aus Gottes
Energie für den göttlichen Willen arbeitet. Diese Energie oder Shabd ist die
feinste Form des großen Unbekannten und Unerkennbaren. Der Satguru ist es,
durch den man ihn erkennen und in Kontakt mit Shabd kommen kann. Es
ist das Körperliche, von dem aus wir uns auf das Subtile hinbewegen. Der
Meister und des Meisters Tonstrom sind die Mittel zu diesem Ziele. Sie allein
können den Geist gottwärts führen. Der Meister löst für uns Gottes Mysterium
und rettet uns aus den Fangarmen von Gemüt und Materie. Sein
langer und starker Arm zieht die Seele aus dem Bewußtsein des Körpers und des
Gemüte und macht sie geistbewußt, indem er sie mit dem Tonprinzip verbindet. Die
strahlende Musik führt dann die Seele zu der Quelle oder Region, von der sie
ausgeht. Der Meister und der Tonstrom sind nicht zwei verschiedene Wesenheiten,
sondern nur zwei Aspekte desselben Dinges. Wenn
er auf dem physischen Plan arbeitet, nimmt er eine physische Form an und
arbeitet durch diese, ohne welche geistige Instruktionen nicht mitgeteilt
werden können. Aber sobald er die menschliche Seele von den verschiedenen
Hüllen und Umkleidungen befreit, nimmt er eine subtile Form an, leuchtend und
strahlend, und arbeitet durch diese. Dieser
Prozeß geht weiter, bis der Geist des Menschen identisch wird mit der des
Meisters. Das ist der große Zweck der Erfüllung, um derentwillen Meister in
diese niedrigste Region kommen, die so voll ist von Elend und Weh. Gewappnet
mit der rettenden Gnade Gottes in der Form des heiligen Geistes - verschieden
benannt als: Shabd, das Wort, Naad, Bani oder Kalma - rettet der Meister solche
Seelen, die reif sind für die Erlösung und auf ihn schauen und an ihrem Heil
arbeiten, indem sie seinen Geboten folgen. Es
sei denn, Gott kommt im Gewand des Menschen und wohnt unter uns, sonst können
wir Gott nicht erkennen, trotz Seiner allem innewohnenden Gegenwart. Man
muß die Milch buttern und Feuer aus dem Felsen schlagen, bevor man weiß, daß
Butter in der Milch und Feuer im Stein verborgen ist. Deshalb wird das Wort
Fleisch und wohnt unter uns, wie wir aus der Bibel wissen. Wenn
die Seelen ruhelos werden durch ihre lange Verbannung in die physische Ebene
und hilflos danach verlangen heimzukommen, und sie sehen keinen Weg heraus aus
den Klauen von Kals alles durchdringenden Begrenzungen von Zeit, Raum und
Kausalität, wird durch die mitleiderregenden Rufe die rettende Gnade des
Meisters angerührt und kommt in die Welt in der Form eines Sant Satguru
(Meister der Wahrheit), um ihnen aus dem Engpaß herauszuhelfen. Der
lebende Meister ist es, der diese Arbeit tun kann, keiner sonst. Er spricht
durch die “Stimme der Stille”, Sein ist ein ungeschriebenes Gesetz und eine
ungeschriebene Sprache. Wenn
die Schriften auch heilig und autoritativ sind, so enthalten sie doch nur
Berichte über spirituelle Regionen und verzeichnen die Erfahrungen ihrer
Autoren, aber können nicht spirituelle Instruktionen weitergeben, noch Führer
sein auf dem spirituellen Pfad. Das
“Wort des Meisters” arbeitet als ein “Sesam öffne dich” für die himmlischen
Regionen. Er hält den Schlüssel, der das Reich Gottes aufschließt, das jetzt
eine verlorene Provinz in uns ist. Aus Mitleid und Liebe für die verlorenen
Schafe kommt der Hirte aus seiner Schafhürde und betritt den steinigen Pfad in
endloser Suche, indem er die verlorenen Seelen hier und dort aufliest. Ich
bin das Licht der Welt; wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der
Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben. - Joh. 8:12 WELTGEMEINSCHAFT
DER RELIGIONEN von Baron W. F.
von Blomberg Der
Meister sagt, daß die Weltgemeinschaft der Religionen eine allgemeine Plattform
ist, um die Führer aller Religionen zusammenzubringen und besseres Verstehen
unter ihnen zu schaffen, während Ruhani Satsang für jene ist, die tiefer zu
gehen wünschen, um innere spirituelle Erfahrung zu haben. Die Weltgeineinschaft
der Religionen hat jetzt aktive Gruppen in England, Paris, Ghana, Berlin und
dem Iran mit individuellen Mitgliedern in aller Welt. Die religiösen Führer der
Welt beginnen zu erkennen, daß alle Glaubensrichtungen grundlegend ein und
dasselbe Ziel haben — der Seele zu helfen, vollkommene Entwicklung zu erlangen.
Wir können wahren Frieden nur haben, wenn dieses Ziel erreicht ist. Ganz
gleich, wie wir unsere Zeit verzetteln oder einer gegen den anderen kämpfen,
das menschliche Bestreben ist so stark und so natürlich, daß kein anderes Ziel
oder Bestreben, als das Identifizieren mit dem Höchsten Sein uns sichere
Führung im Leben geben kann. Wahre Religion befreit von Argwohn und Gezänk und
macht das Ziel des wahren Lebens klar. Die spirituelle Lebensanschauung tritt
dann in den Vordergrund. Echter Frieden und Glückseligkeit sind unteilbar mit
Spiritualität verbunden. Zeit und Raum haben die Religionen gezwungen,
verschiedene Formen anzunehmen. Durch das spirituelle Bewußtsein haben wir
rechtes Verstehen für äußere Formen, Rituale und Symbolik jeder Glaubensrichtung.
Dieses Verstehen wird Haß, welcher unter verschiedenen Religionen weit
verbreitet ist, beseitigen. Alle von uns kennen zu gut das schreckliche
Blutvergießen im Namen der Religion. Die Zahl der religiösen Kriege in der
menschlichen Geschichte und die Leiden, die durch sie verursacht wurden, sind
unbeschreiblich. Heute sind wir Zeuge von Ungerechtigkeit, Engherzigkeit und
hartem Verhalten im Namen der Religion. Eine große Gefahr in dem fürchterlichen
Fortschritt der Wissenschaft und der Herrschaft über die Natur und deren Kräfte
ist, daß der Mensch geneigt ist, auf sich selbst als allwissend zu schauen, oft
materielle Gewinne für das letzte Ziel des Lebens verkennend. So müssen wir
bedenken, daß die Grundlage des religiösen Glaubens nicht materiell ist, sondern
spirituell. Bei einem kürzlichen Besuch im Hauptquartier der amerikanischen
Astronauten erfuhr ich, daß die Beteiligten sich mit dem großen Erfolg der
Raumforschung der Spiritualität näherkommend fühlen und ein Erkennen der
spirituellen Kräfte haben. In der Tat treiben uns die heutigen schrecklichen
Zerstörungserfindungen der Welt zum Geistigen, als dem einzigen Schutz und der
einzigen Antwort. Wir sehen in diesen Zerstörungskräften das Gespenst unserer
eigenen Vernichtung und daher suchen wir einen Ausweg aus der schwierigen Lage.
Der Ausweg führt durch die spirituelle Tür — durch Wahrheit, Liebe und
Gewaltlosigkeit. Wir können weder vom wissenschaftlichen Fortschritt
profitieren noch unserem Schicksal entkommen, ohne spirituelle Werte. Wahre
Religion ist eines Menschen innere Erfahrung. Mensch, erkenne dich selbst, wie
Sant Kirpal Singh oft sagt. Es ist der Schlüssel zu den Geheimnissen des
Lebensursprungs und der Beziehung zwischen Mensch und dem Höchsten Sein. Die
Weltgemeinschaft der Religionen bringt die Führer der Weltreligionen sehr oft
zusammen. Durch dieses Zusammentreffen beginnen sie einander zu lieben und zu
verstehen. Selbst wenn sie nicht miteinander übereinstimmen, fangen sie an, den
Sinn jeden Glaubens zu verstehen. Wenn die Weltgemeinschaft der Religionen nur
eines ihrer Ziele erreicht — das Zusammenführen der religiösen Führer der Welt
- werden wir dem Weltfrieden näher sein als je bevor. MEINE
SUCHE NACH GOTT
Von
Jerry Astra Turk
Wir
sind Gott sehr nahe in unserer Kindheit und sehen durch die Augen der Unschuld.
Wenn die Erwachsenen im Leben eines Kindes Gott zugewandt sind und die junge
Seele immer zum himmlischen Vater weisen, dann ist es wirklich ein glückliches
Kind. Als
Kind fühlte ich immer ein starkes Bedürfnis, in die Schäfchenwolken zu fliegen
und sah Satdeva Kirpal mit seinem Turban in einem riesengroßen Sessel sitzen
und die Wolken bildeten einen leuchtenden Hintergrund für eine immerwährende
Gegenwart. Ich fragte die anderen kleinen Kinder, ob sie auch Gott im Himmel sitzen
sehen können, aber leider konnten sie es nicht. Das tat mir sehr leid für sie. Schon als Kind wußte ich, daß Gott in einer menschlichen
Gestalt irgendwo auf dieser traurigen Erde lebt und ich hatte mich
entschlossen, Ihn zu suchen. Aber anstatt dessen hat Er mich gefunden. Ich war
bereit, meine sterbliche Hülle abzulegen, um bei Ihm sein zu können. Meine
physische Geburt fand in New York statt, aber die wirkliche Geburt meines
Geistes erfolgte am 27. Juli 1958 und von da ab begann ich wirklich zu leben
als unsterbliche Seele, kein Gegenstand des Rades der Geburten und Tode, da ich
den Gottmenschen gefunden hatte, der in der heiligen Gestalt von Satdeva Gurdev
Kirpal Wohnung nahm. Gurdev Kirpal erschien mir in vielen Formen, in der Gestalt von vielen
Meistern. Er brachte mich in die inneren Ebenen und sagte mir, daß ich eine
Verbindung mit Gott habe. Ich hatte Ihn viele Jahre erwartet. Als Er nicht kam,
glaubte ich schließlich, daß mein Geliebter mich verlassen hat. Ich betete:
“Wenn du nicht innerhalb zwei Wochen zu mir kommst, dann nehme ich mir das
Leben ... denn ich will nur dich.” Innerhalb dieser Zeitspanne ging der große
Guru Anami Kirpal in meinem Haus umher in der strahlenden Astralgestalt, indem
sein Turban die Zimmerdecke berührte. Zu dieser Zeit kam eine liebe Seele,
Tanya Shook, zu mir und fragte mich, woher ich soviel über Yoga wisse. Ich
sagte ihr, daß mein Vater erscheine und mir Bücher zum Lesen gäbe. Sie sah mich
an, hielt inne und war belustigt über das, was ich sagte und fragte mich:
“Weißt du, daß du einen lebenden Meister haben mußt, um zu Gott zu gelangen?”
Natürlich war ich sofort anderer Meinung als sie und sagte ihr, warum sollte
ich, wenn ich Gott selbst sah, ihn verlassen, um einen Meister als Gott zu
suchen. “Nein”, sagte sie, “es heißt, daß du Gott nicht finden kannst, bevor du
nicht einen Meister gefunden hast.” Ich sah sie groß an. Dann sagte mein
Geliebter plötzlich: “Sage ihr, sie möge nachhause gehen und ein Bild des
Meisters bringen.” Ich sagte ihr das also. Sie kam meinem Wunsche nach und war
innerhalb einer Stunde mit dem Bild zurück. Ich warf einen Blick darauf und
rief aus: “Weißt du nicht, wer dein Meister ist?” Sie sah mich mit tragenden
Augen an, als würde sie glauben ich sei verrückt geworden. Ich war wirklich
verrückt, aber vor Erlösung von meinem Kummer und meiner Sehnsucht, Gott in
menschlicher Gestalt gefunden zu haben. “Er ist derjenige, den ich sehe und mit
dem ich spreche, der, der mir alle diese Dinge sagt und der mich zu den
unbekannten Orten bringt. Er ist Gott.” sagte ich ihr. “Nun”, sagte Tanya,
“mußt du Vegetarierin werden.” “Ich bin Vegetarierin, ich muß ihn jetzt haben,”
antwortete ich. “Nein, das bist du nicht,” sagte sie. “Ich bin”, rief ich. Sie
fragte “seit wann?” Ich antwortete: “Seit diesem Augenblick, nichts, was nicht
sein Gebot ist, werde ich tun. Ich wünsche ihn und werde ihn haben.” Direkt
am nächsten Tag flog ich nach Louisville Kentucky um Godguru Gurugod Kirpals
heilige Instruktionen von einer wunderbaren und lieben ergebenen Dame zu
erhalten: Mrs. Gordon Hughes. Ich kann immer noch nicht glauben, daß der
Heilige Gott selbst seine Arme ausgestreckt hat und mich schwache und sehnende
Seele aus dem Rachen der Hölle gezogen hat in seinen uralten Schoß spiritueller
Herrlichkeit. Es ist
nur noch ein Ruf in meinem Herzen: Ich werde ihn immer lieben, von ganzer
Seele, von ganzem Herzen, Gemüt und mit ganzer Kraft und daß ich keinen Gott
oder Götter außer ihm habe, denn er ist der absolute Shabda Anami-Purusha und
ohne ihn sind wir nichts als lebende Tote. Ich sehe kein anderes Antlitz vor mir als das meines geliebten Kirpal. Ich höre nur eine Stimme: Seine. Wo immer ich gehe, trägt er mich in seinem Herzen. Ich sehe, daß er allgegenwärtig ist, so bin ich es auch. Nur ihn wünschend bin ich wunschlos geworden. Er ist nur Liebe, ich bin auch Liebe. Indem ich immer bei ihm bin existiert nichts anderes; auch ich existiere
nicht; Ich bin nur das, was mein heiliger Vater Kirpal ist. DER GESEGNETE TAG
- 6. Februar 1894 - Gesegnet
war der Tag, als sich das Ewige Licht in Gestalt des glorreichen strahlenden
Meisters selbst manifestierte auf dieser vergänglichen Welt. Gesegnet
war der Tag, als sich die Pracht und Gnade des Himmels in der Gestalt des
Geliebten des Universums verdichtete. Gesegnet
war der Tag, als sich die köstlichen Wolken göttlicher Gnade in Fülle auf diese
ausgedörrte Erde ergossen. Gesegnet
war der Tag, als bei der Ankunft des Universalen Mundschenks der Kelch voller
Wonne war und die Schenke in Trance. Es
war bei Kirpals erhabener Ankunft, daß die Schenke Gottes überfloß von
göttlichem Weib Er
ist der universale Mundschenk. Er ist der Nektar der Unsterblichkeit. Er ist
das Licht Gottes, das in dieses unvergängliche Universum herniederkam, um es
mit unvergänglicher Glückseligkeit zu übergießen, die aus Seinen
gottberauschten Augen kommt. Es
ist durch Seine immerwährende Gnade, daß das menschliche Herz das Ewige Licht
und die Himmlische Musik offenbart. Darshan
GEBURTSTAGSBOTSCHAFT Meine Lieben, Ich sende euch allen meine besten Wünsche für euer spirituelles
Wohlergehen an dem Tag, an dem ich in das 95. Jahr meines irdischen Aufenthalts
eintrete. Ihr
habt den Menschenkörper erhalten, der der höchste in der ganzen Schöpfung ist.
Die Quelle aller Glückseligkeit — das Wasser des Lebens - Naam - für das ihr
innen anklopfen müßt, um ewiges Leben zu erlangen, fließt in euch über. Um
dieses göttliche Ziel zu erreichen, habt ihr euch den verschiedenen Religionen
angeschlossen. Da ihr Gemeinschaftswesen seid, braucht ihr
Religionsgemeinschaften, durch die ihr für euch selbst Hilfe bewirkt, wie auch,
um für andere von Hilfe sein zu können. Ein Mensch ist, der nicht nur für sich
selbst lebt, sondern gleicherweise auch für andere. Ihr solltet euch über die
Begrenzungen erheben, die dem inneren Kern als Verkleidung dient, um das Wasser
des Lebens zu kosten, das im Innern überfließt mit der Gnade des Meisters, der
das Fleisch gewordene Wort ist und unter uns weilt. Die Verkleidung sollte
nicht zu dicht sein, damit sie den Kern, die Gottheit in euch, nicht
beeinträchtigt. Die Religionen bedürfen der Reformation, indem sie von den
äußeren Formen und dem Althergebrachten zu dem Zweck erhoben werden, für den
sie einstehen. Ihr
seid zuerst Menschen, dann tragt ihr die äußere Etikette der einen oder anderen
Religion; so sind wir als Menschen alle eins. Wir sind verkörperte Seelen —
bewußte Wesen — Tropfen vom Heer aller Bewußtheit, und somit sind wir Brüder
und Schwestern in Gott und derselbe Gott ist über uns. Diese Einheit ist
bereits da, aber wir vergessen sie. Wir sollten uns über Brauchtum,
Glaubensansichten und Klassen erheben, und all die Armen und Unglücklichen
lieben und ihnen dienen, denn die Gottheit leuchtet in allen von ihnen auf
dieselbe Weise. Gott ist Liebe und die Liebe ist unseren Seelen eingeboren. Der Weg
zurück zu Gott ist auch durch Liebe, und so sollte die Liebe all unser Tun
leiten. Wir sollten Nachdruck auf die direkte Schau legen, statt auf Zeremonie
und Bücher. Gott ist unserer Seele am nächsten und überwacht uns im Körper, wie
Er auch die ganze Schöpfung nach Seinem Willen überwacht. Im
Abstimmen auf Naam — das Wort Gottes — liegt das Heilmittel für alles Übel der
leidenden Menschheit. Dieses Naam offenbart sich in den reinen Herzen. Darum
sollten wir rein in Gedanken, Worten und Taten sein, um die Wahrheit zu
verwirklichen. “Selig sind die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott
schauen.” Laßt uns unsere Herzen Ihm zuwenden. Des Lebens reichste Schätze von
Naam sind in euch — hört auf das, was der Meister sagt – Er kann das Tor
aufschließen, damit ihr sie findet. Mein
Meister liebte es, von sich als dem “Diener der Diener” zu sprechen und brachte
sein ganzes Leben im Dienste der Menschheit hin. Wir sollten dem Zauber der
“Größe” aus dem Weg gehen und das neue Leben des Dienens und Opferns zum Wohle
aller leben und unsere besten Friedenswünsche an alle auf der ganzen Welt
senden. Wir brauchen keine großen Pläne und Programme. Es ist genug, wenn wir
bei uns selbst und der eigenen Umgebung beginnen und unser Leben diesem
Liebesdienst weihen, der des Meisters Botschaft überall verbreiten wird und ein
neues Leben der Hoffnung für die Menschen insgesamt erschließt. Ich
sehe die Welt niedergedrückt durch Glaubenskonflikte und Parteien und dunkle
Wolken hängen allerorts über uns. Ich bitte Gott wie Guru Nanak: “Die Welt ist
in Flammen, errette sie durch Deine Gnade, o Herr, auf welche Weise sie auch
immer errettet werden möge.” Laßt
uns ein einfaches Leben führen, das die Gottheit in uns in all unserem Tun
offenbart. Mit aller
Liebe an jeden von euch, Kirpal
Singh
AUGENBLICKE
AUS DEM LEBEN DES MEISTERS Von Bhadra
Sena Kirpals frühes Leben war voll von Wundern. Während er in der vierten
Klasse war, ging er einmal zu seinem Lehrer und bat um die Erlaubnis, nachhause
gehen zu dürfen, weil “meine Großmutter mütterlicherseits im Sterben liegt.”
Der Lehrer glaubte ihm nicht und war erstaunt: “Das ist seltsam, daß du, während
du hier sitzt, deine Großmutter zuhause sterben siehst. Du solltest besser bei
deinen Aufgaben bleiben.” Bald darauf kam ein Bote aus Kirpals Haus, um ihn zu
seiner sterbenden Großmutter zu holen. Als
Kirpal ungefähr 12 Jahre alt war, las er ein Buch über Ramanuja, einen
indischen Heiligen. Eine Begebenheit in dem Buch beeindruckte ihn sehr:
Unmittelbar nach seiner Initiation versammelte Ramanuja einige Leute um sich
und sagte: “Alles Wissen, das ich von meinem Meister erhalten habe, werde ich
euch übermitteln!” Er war gewarnt worden, daß eine solche Handlungsweise eine
Mißachtung der Gebote des Meisters darstellt und ihn in die Hölle bringen
würde. Da sagte Ramanuja: “Mir ist es gleich, wenn ich zur Hölle gehe, wenn ihr
dadurch errettet werdet.” Nachdem er diese Geschichte gelesen hatte, dachte
Kirpal oft, wenn er jemals den Reichtum der Spiritualität erlangen sollte,
würde er auch freigebig die spirituellen Schätze verteilen. Hazoor (Baba Sawan
Singh Ji Maharaij) nannte Kirpal Singh in dieser Beziehung einen Verschwender
und überschüttete ihn mit seinen Gaben. Als
Junge war Kirpal sehr fleißig. Als er in der neunten Klasse war, hatte er schon
alle Bücher der Schulbibliothek gelesen. Er war ständig der Erste in seiner
Klasse. Eines Tages hatte der Junge, der immer der Zweite der Klasse war, sich
nicht so gut vorbereitet wie der Lehrer es erwartet hatte, worüber dieser
ärgerlich war. Der Junge beklagte sich, daß dies sein erster Fehler sei,
während Kirpal Singh selten seinen Anweisungen folgen würde. Der Lehrer sagte
ihm, daß Kirpal viel mehr wissen würde als in den Büchern steht. Kirpals
ausgedehnte Studien setzten ihn weit über seine Mitschüler. In einer Prüfung
gab sein Lehrer ihm einst in Geschichte 54 Punkte von 55 und gab dem
Nächstbesten 37. Der letztere protestierte, daß er alle Fragen richtig
beantwortet und Wort für Wort den Text wiedergegeben habe. “Wie kommt es, daß
ich nur 37 Punkte bekomme, während Kirpal 54 bekommt?” Der Lehrer lächelte und
sagte: “Es ist wahr, daß du alles widergegeben hast, aber Kirpal hat viel mehr
geschrieben. Er hat auch die Ansichten aller großen Geschichtsschreiber
wiedergegeben. Ich hätte ihm hundert von hundert Punkten gegeben, konnte das
aber bei einem Thema wie Geschichte nicht tun. Kirpal
war ein sehr gehorsames Kind, aber bei zwei Gelegenheiten behauptete er sich
ruhig, aber entschieden. Er pflegte jedem, den er kannte, zu helfen, ohne
Rücksicht auf seine Beziehungen zu seiner Familie. Einst rief ihn sein Vater zu
sich und sagte: “Pal (sein Kosename) unsere Freunde sollen deine Freunde sein
und unsere Feinde deine Feinde.” Aber Pal sagte mit kühler Überlegung: “Vater,
deine Freunde werden natürlich meine Freunde sein, aber es ist nicht notwendig,
daß deine Feinde auch meine Feinde sind, denn deine Feinde können es durch ein
Mißverständnis geworden sein. Das Leben ist zu kurz und ich bin nicht gekommen,
um Feindschaft und Haß zu haben. Ich bin gekommen, um alle zu lieben.” Bei
einer anderen Gelegenheit, als er im technischen militärischen Dienst war, bot
ihm jemand ein Bestechungsgeld an, damit er ihm einen Gefallen tue. Anstatt das
Angebot still anzunehmen, sagte er: “Was soll das Geld, wo ich doch für diese
Arbeit bezahlt werde.” “Es ist so üblich”, war die Antwort. Er lehnte es ab,
das Geld anzunehmen und warf es in Gegenwart aller weg. Als sein Vater von dem
Vorfall erfuhr, versuchte er ihm die Ungehörigkeit dieser Handlungsweise
klarzumachen, aber Kirpal hörte nicht auf solche Ratschläge. Er sagte seinem
Vater, daß er ihm sein ganzes Gehalt geben würde, aber er könne nicht von
seinem Sohn erwarten, daß er sich zu unehrenhaften Absichten herablassen würde.
Während seiner ganzen Dienstzeit blieb er seinen Grundsätzen treu und ging nie
davon ab. Kirpal
Singh sagte seiner Mutter sechs Monate vor ihrem Tod, daß ihr Ende nahe sei und
bat sie, sie möge in Liebe des Herrn gedenken. Seine prophetischen Worte wurden
wahr und sie verstarb zu der Zeit, die er vorausgesagt hatte. 17 Tage vor ihrem
Tod schrieb er ihr, sie möge sich für ihre letzte Reise bereit machen. Als er
den Bericht über ihre Krankheit bekam, bat er seinen ältesten Bruder in
Naushera, er möge sofort nach Hause gehen, um ihr beizustehen, weil es ihm
selbst nicht möglich war, zu gehen. Es geschah also, daß seine Mutter innerhalb
von ein paar Tagen nach seines Bruders Ankunft starb. Ähnlich
sagte er seinem Bruder den Tod seiner Schwägerin voraus. Der Bruder war darüber
erstaunt, weil alles zu Hause in Ordnung war. Aber so seltsam es scheinen mag,
seine Schwägerin bekam plötzlich eine ernste Krankheit und verstarb. 1912
besuchte Kirpal Singh in seiner Nachbarschaft eine junge Dame, die auf dem
Sterbebett lag. Sie sagte plötzlich: “So, jetzt gehe ich”, und innerhalb
weniger Minuten hörte sie auf zu atmen. Dieser Vorfall berührte ihn tief und er
begann nachzudenken: “Was, vor ein paar Minuten sprach sie so wie jeder andere
von uns. Es muß eine Kraft da sein, die noch in uns ist, die aber aus ihr
herausgegangen ist. Was konnte diese Kraft sein?” Am
Verbrennungsplatz sah er die Leiche eines alten Mannes auf dem Holzstoß neben
dem der jungen Dame. In dem Augenblick wurde ihm klar, daß der Tod keinen
Unterschied zwischen alt und jung mache. Es war das karmische Spiel und der
Körper mußte eines Tages abgelegt werden. Während er noch in diese ernsten
Gedanken versunken war, fiel sein Blick auf eine Grabschrift: “Bedenke, daß du
sterben mußt. Wir waren einst wie du und erfreuten uns des Lebens. Aber wehe,
jetzt sind wir eine Handvoll Staub unter diesem Stein.” Diese
drei Szenen, die sich in schneller Folge hintereinander abspielten, machten
einen tiefen Eindruck auf den jungen Mann. Er lag nächtelang wach und dachte
über die Rätsel des Lebens nach — das Lebensprinzip. Wie wirkte es? Von wo kam
es? Und wie ging es? Um eine Lösung dieser Probleme zu finden, wandte er sich
den heiligen Schriften zu und ging zu Weisen und Heiligen. Dies brachte ihn auf
einen langen Weg auf der Suche nach der Lösung des Problems vom Leben und
Sterben‚ das sich schließlich zu den Füßen des Großen Meisters Hazoor Sawan
Singh Ji Maharaj klärte. Durch
ein reines Gemüt und echte Hingabe entwickelte Kirpal Singh schon in den
zwanziger Jahren Kräfte der Fernsicht. Er konnte auch in den Herzen anderer
Menschen lesen. Diese Fähigkeit wirkte sich störend auf seine tägliche Arbeit
aus und machte das Leben beschwerlich. Er betete daher zu Gott und bat um zwei
Gaben: Erstens, diese göttliche Gabe sollte aufgehoben werden, so daß er sein
irdisches Leben wie ein normaler Mensch leben konnte. Zweitens, wenn
irgendjemand durch ihn Hilfe zuteil werden sollte, so wollte er davon keine
Kenntnis haben. Kirpal
Singh benutzte seine Freizeit, um anderen zu helfen. Er besuchte Patienten im
Krankenhaus, half ihnen finanziell und diente ihnen in jeder möglichen Weise.
1919, nach dem Ersten Weltkrieg, jagte eine Grippe-Epidemie durch das Land. Sie
forderte einen hohen Tribut an Menschenleben. Die Menschen hatten eine solche
Angst vor Ansteckung, daß sie Freunde und Verwandte im Stich ließen. Ohne
Rücksicht auf eine Gefahr für ihn selbst, organisierte Kirpal Singh eine
Hilfsdiensttruppe, um den Leidenden zu helfen. Auch als die Beulenpest im
Punjab ausbrach, errichtete er eine Truppe von freiwilligen Helfern und begab
sich furchtlos in den Dienst der Kranken. Kirpal
Singh war noch in den zwanziger Jahren und lebte ein bescheidenes Leben, als
sein kränklicher Onkel kam, um bei ihm in Lahore zu leben. Er brachte seinen
Onkel ins Krankenhaus. Eines Tages, als er seinem Onkel mit einer Tasse Milch
half, sah er einen ausgemergelten Mann in einem Bett in der Nähe. Kirpal Singh
ging zu ihm und fragte ihn, ob er Hilfe brauche. Das ließ Tränen der
Dankbarkeit in des alten Mannes Augen aufsteigen. Von dem Tage an sorgte Kirpal
Singh für beide Patienten, indem er ihnen Früchte kaufte und was sie sonst noch
brauchten. Infolge dieser Extraausgaben mußte er sich für einige Zeit mit
getrocknetem Korn und Wasser zufrieden geben. Sein Onkel wunderte sich und
sagte: “Du tust alles was du kannst für mich, weil ich dein Onkel bin. Aber
warum wird dieser alte Mann genau so von dir behandelt wie ich?” Kirpal Singh
antwortete bescheiden: “Der alte Mann hat genau so viel Recht auf mich wie du.
In der Tat hat die ganze Welt dasselbe Recht auf mich. Ich bin für die
Schöpfung da und die Schöpfung für mich. Wir sind eins und nicht zwei. Ich bin
für alle da und nicht nur für den Einzelnen.” Kirpal
Singh arbeitete als Rechnungsführer beim Sikh-Regiment in Dera Ismail Khan
(jetzt in Pakistan) lange bevor er zu seinem Meister kam. Ein grimmig
aussehender Mann - ein persönlicher Leibwächter des Kommandanten — pflegte
einfach das Fleisch, das für die Soldaten gekocht wurde, wegzunehmen und
niemand wagte es, ihn zur Rede zu stellen. Seltsamerweise war dieser Mann sehr
bemüht, Kirpal Singh‘s Wohnung in dessen Abwesenheit sauberzuhalten. Eines
Tages kam Kirpal Singh früher zurück. Er wunderte sich, diesen Mann das Haus
sauber machen zu sehen und fragte ihn, warum er sich so sehr für ihn bemühe.
Mit gefalteten Händen antwortete der Mann: “Herr, wenn ich Euch sehe, dann
fallen mir alle meine Sünden ein und ich beginne von Kopf bis Fuß zu zittern.
Ich habe unzählige Verbrechen begangen in meinem Leben und habe viele
unschuldige Menschen getötet. Gibt es für einen Menschen wie mich noch
Hoffnung?” Kirpal Singh tröstete ihn, indem er sagte, daß die Göttliche Gnade
auch für die schlechtesten Menschen da sei, vorausgesetzt, daß sie ihre
Vergangenheit ernstlich bereuen und willens sind, neu anzufangen. Der Mann war
bewegt durch diesen Rat. Er gab seine alte Lebensweise auf und wurde ein gottesfürchtiger
Mann. Einmal,
nachdem er initiiert worden war, ging Kirpal Singh zu seinem Dorf, um seine
kranke Kousine Ram Labhai zu besuchen. Als er noch auf dem Wege war, sagte Ram
Labhai zu ihren Eltern, daß Bhapaji, wie Kirpal Singh von den jüngeren zu Hause
genannt wurde, gekommen sei, um sie zusammen mit einem ehrwürdigen alten Mann
zu besuchen. Sie sagte: “Bhapaji ist gerade weggegangen, nachdem er den alten
Mann vorgestellt hat.” Ihr Vater wunderte sich und fragte sie, wer ihr Bhapaji
sei? “Sieh, da geht er mit dem alten Mann und war gerade bei mir.” sagte sie.
Von dem Augenblick an fing sie an, sich besser zu fühlen. Als Kirpal Singh am
nächsten Abend ankam, fragte sie ihn: “Du bist gestern Abend hiergewesen. Warum
bist du so schnell weggegangen?” Kirpal Singh antwortete: “Nicht ich, sondern
mein Meister hat dich besucht. Wirst du fähig sein, den stattlichen alten Mann
wiederzuerkennen, wenn du ihn sehen würdest?” “Gewiß”‚ antwortete sie. Zwei
Monate später, als Hazoor in Rawalpindi war, kam Kirpal Singh mit Raum Labhai,
um seinen Meister zu besuchen. Sie sahen Hazoor aus einer Entfernung. Kirpal
zeigte auf Hazoor und fragte das Mädchen, ob sie den alten Mann erkennen könne.
Sie antwortete prompt: “Das ist der alte Mann, der mit dir an jenem Abend kam.” Es
war eine Winternacht. Hazoor Sawan Singh ruhte auf seinem Bett. Kirpal Singh
und Dr. Julian Johnson, ein amerikanischer Schüler, waren bei ihm. Dr. Johnson
fragte: “Sollte ein Schüler seinen Meister um einen Gefallen bitten oder
nicht?” “Ein Schüller will immer das eine oder andere von seinem Meister,”
antwortete Hazoor und fügte hinzu: “Wenn wir als Erlöser in die Welt kommen,
bringen wir unseren eigenen Mitarbeiterstab mit. Wenn wir unsere Aufgabe an
einem Ort erfüllt haben, werden wir gebeten, an einen anderen Ort zu gehen.” Als
die Dera (Beas—Kolonie) gebaut wurde, arbeitete Kirpal Singh auch freiwillig
mit, wie so viele andere. Einige Leute rieten ihm, keine körperliche Arbeit zu
tun, weil er andere wichtige Aufgaben zu erfüllen habe. Kirpal Singh sagte
ihnen: “Ich habe einen physischen Körper und muß mit ihm physisch dienen. Ich
habe einen Intellekt und muß intellektuell dienen. Da ich eine verkörperte
Seele bin, muß ich auch spirituell dienen. Für mich ist alle Arbeit
Gottesdienst und eine Arbeit der Liebe, da ich den selben Gott in allen sehe
wie in mir selbst.” Wenn
gebildete Besucher ein intellektuelles Gespräch mit Hazoor begannen, verwies er
sie gewöhnlich an Kirpal Singh und sagte: “Wenn ihr Spiritualität in wenigen
Worten verstehen wollt, kommt zu mir, wenn ihr aber diskutieren und debattieren
wollt, dann geht zu ihm.” Über ihn pflegte Hazoor zu sagen: “Kirpal Singh hat
ein besonderes Geschick, das schwerverständliche Thema der Spiritualität aus
verschiedenen Blickpunkten zu erklären, bevor er das Ganze zu einem
vollständigen Bild zusammenfügt. Er erklärt zuerst, wie man die verschiedenen
Teile des Gewehrs auseinanderlegt und wie man sie dann wieder zu einem Stück
zusammenfügt.” Unter
Anweisung und Inspiration von Hazoor schrieb Kirpal Singh ein umfangreiches
Werk über die spirituelle Wissenschaft in Punjabi, indem er das Thema in all
seinen Aspekten beschreibt. Bekannt als Gurmat Sidhant (in zwei Büchern) ist
diese Abhandlung eine meisterhafte Darlegung des Pfades der Meister in einem
klaren Stil. Als dieses umfangreiche Werk veröffentlicht wurde, bemerkte
Hazoor, indem er sich erhobt: “Kirpal Singh, jetzt ist es kaum noch nötig,
Prediger Satsangs abhalten zu lassen. Das Buch enthält alle wesentlichen Punkte
der heiligen Schriften und sein Studium wird die Wirkung eines Satsangs haben.”
Hazoor war sehr beeindruckt, als das Kapitel über ‘bireh‘ (Qual des
Getrenntseins) ihm vorgelesen wurde. Er wollte das Kapitel mehrere Male
vorgelesen haben. Jedesmal, wenn er es hörte, glänzten Tränen in seinen Augen.
Blitzartig leuchtete es dem Schreiber auf, daß auch er eines Tages unter dem
großen Schmerz der Trennung von seinem geliebten Meister zu leiden haben wird. Während
seiner letzten körperlichen Krankheit sagte Hazoor eines nachts: “Eine starke
Sonne ist aufgegangen. Können die Leute von Jullundur sie sehen?” Alle, die um
ihn waren glaubten, daß Hazoor in einem Zustand war, in dem er phantasierte.
Dr. Schmidt aus der Schweiz, ein Schüler und Arzt, der ihn behandelte, meinte,
daß es sich um Urämie handele. Als Kirpal Singh kam, fragte Hazoor dasselbe.
Kirpal Singh antwortete: “Nicht nur die Menschen in Jullundur, sondern sogar
die Bewohner von Amerika und anderer weit entfernter Orte können die Sonne zu
dieser Zeit in der Nacht sehen, wenn Eure Heiligkeit ihnen das innere Auge
öffnet.” Erfreut, diese richtige Antwort zu hören, sagte Hazoor: “Kirpal Singh,
du hast die richtige Antwort gegeben.” Nachdem
Hazoor in seine himmlische Heimat gegangen war, zog Kirpal Singh, sein
spiritueller Nachfolger, sich in die Himalayas zurück, um den Rest seines
Lebens in einsamer Meditation zuzubringen. Hier pflegte er 18 Stunden des Tages
in Meditation zu sitzen. Er saß meistens auf einem Felsen mitten in der
Strömung des Ganges. Eines Tages kam die Nachricht, das eine Flut bevorstehe.
Der Wasserspiegel stieg sehr schnell und hatte bald das Gefahrenzeichen
überstiegen. Seine Begleiter waren natürlich beunruhigt und in ihrer Sorge, ihn
aus seiner Meditation zu rütteln, bewarfen sie ihn vom Flußufer aus mit Kieselsteinen.
Sie fühlten sich ganz hilflos und beteten zu Hazoor um ihre Rettung. Zu der
Zeit erreichte das Wasser seine Füße. Schließlich öffnete er seine Augen und
sagte: “Hae Data” (O Gütiger). Zu ihrem Erstaunen sahen sie den Meister auf dem
Wasser auf sich zukommen, als würde er auf dem Land gehen. Während
seiner Vortragsreise in den USA drückten einige Gelehrte Zweifel über die
Wirksamkeit von Sant Mat — dem Pfad der Meister — aus. Der Meister erklärte:
“Es ist Ihnen gelungen, Energie hervorzubringen und sich in so vielen Arten
nutzbar zu machen im Dienste der Menschheit. Sie unternehmen Raumflüge, um die
Geheimnisse der anderen Planeten zu enthüllen. Sie sollten aber wissen, daß
hinter all dieser Kraft und Energie eine bewußte Kraft steht, die alles beherrscht
und die Natur in ihren mannigfaltigen Formen in Gang hält. Können Sie ein
Bruchteil dieses Bewußtseins, des Lebensimpulses, der im Universum vibriert,
erzeugen? Die neueste Entdeckung der Wissenschaft ist das, was wir die
Atomenergie nennen, die durch Atomspaltung hervorgebracht wird. Was haben Sie
gefunden, als Sie ein Atom spalteten? Eine Bewegung der Elektronen und
Neutronen und diese Bewegung, das werden Sie zugeben, ist rhythmisch und
gleichmäßig und nicht zufällig. Die verschiedenen Bestandteile eines Atoms, wie
sie sich bewegen, erzeugen eine melodische Vibration und leuchten in starkem
Glanz. Dieses melodische Licht ist die Gotteskraft hinter allem. Der Mensch
kennt nie nicht genug, sonst würde er nicht unwissentlich an seiner eigenen
Zerstörung arbeiten. Dieser feurige Ton ist die Allbewußtheit, die in jedem von
uns wirksam ist und wir können mit ihr in Verbindung kommen durch die Gnade
eines wirklichen kompetenten Meisters, der sie in sich selbst offenbart hat, er
kann sie auch in anderen offenbaren. Shabd oder die himmlische Musik, die das
gesamte Universum trägt, ist in uns und kann erfahren werden durch die Gnade
eines vollendeten Meisters.” DER KAMPFPLATZ
GOTTES von Betty
Shifflett Der
große Meister Kirpal Singh hat die Satsangs als eine Arena beschrieben, wo die
spirituelle Kraft entfaltet wird. Laßt uns prüfen, warum das so ist. Unsere
Satsangs haben den Zweck, rein spirituelle Gespräche unseres Meisters und der
Heiligen der Vergangenheit aufzunehmen. Diese werden von ergebenen Initiierten,
die auf dem Pfad sind, zusammen mit denen, die als Zuhörer kommen, geführt.
Hier ist die Bühne, wo durch die Kinder des Lichts das große Drama der
vergangenen und gegenwärtigen Karmas ausgetragen wird mit der wunderbaren
Meisterkraft über uns, die weiß, was jeder von uns benötigt, um ihn seiner
wahren Heimat Sach Khand (die höchste spirituelle Ebene) näher zu bringen. Wenn
wir auf Gottes Kampfplatz erfolgreich sein wollen, dann muß unser größtes
Verlangen dem Meister gelten und der Liebe Gottes und nichts anderes. Unsere
Satsangs dienen nicht der Unterhalten des Gemüts oder der intellektuellen
Anregung, sondern um uns zu helfen, uns auf den heiligen Berg zurückzuziehen,
den Berg der Verklärung, der sich hinter dem dritten Auge erhebt, wo unser
Geliebter wartet. Er wird uns ganz in sein Reich aufnehmen, wenn wir unseren
Wert, unsere Liebe, unsere Toleranz und unseren Glauben durch Seine Gnade
beweisen. Wir wissen aus der Geschichte, daß viele Nachfolger des Herrn in der
Frühzeit des Christentums in einen wirklichen physischen Kampfplatz gworfen
wurden, um für ihren Glauben im Herrn gegen hungrige Löwen und Tiger zu
kämpfen, die speziell für diesen Zweck gehalten wurden. Unser Meister hat uns
gnädigst auf den Kampfplatz der Schakale, der Beschäftigkeit unseres Gemüts,
gestellt und hat uns mit dem Schwert des heiligen Naam (des Wortes) bewaffnet,
um diese trügerischen Feinde zu besiegen. Er beobachtet und wartet ab, wie wir
unsere Kraft mit dieser Herausforderung messen. Sant Kirpal Singh
hat geschrieben, daß “gegenseitiges Vertrauen und Toleranz unter den Lieben
neue Ausblicke rechten Verstehens eröffnen und die heiligen Bande der
Brüderlichkeit festigen kraft der heiligen Initiation in die Mysterien des
Jenseits.” Der Meister hat in seinen wundervollen Weihnachts— und
Neujahrsbotschaften betont, daß ein neues Jahr ein neues leben bedeuten sollte,
voll von neuen Ausblicken und neuem Streben. Wir wollen uns erneuern und die
Vergangenheit vergessen. Wie können wir diese Aufgabe ernsthaft erfüllen? Es
ist ganz einfach — indem wir ihm vertrauen, der seinen Sitz am Brennpunkt
zwischen den beiden Augenbrauen bei jedem von uns eingenommen hat zur Zeit der
heiligen Initiation. Vertrauen erzeugt Vertrauen. Er vertraute uns das höchste
Geschenk an, das es gibt. Können wir ihm nicht als Erwiderung einen Glauben
schenken, der auf Erfahrung beruht und ihm in jeder unserer Handlungsweisen im
Satsang vertrauen? Wir sind eine heilige Gemeinschaft. Der Meister hat uns
zusammengebunden mit dem güldenen Band der Liebe, Liebe zum heiligen Naam (den
Heiligen Geist), das Wasser des Lebens. Diese Bande können nicht erschüttert
und nicht zerrissen werden. Laßt uns mit heiliger Ehrfurcht und Verehrung für
den Meister an den Satsangs teilnehmen und uns gegenseitig Achtung
entgegenbringen, wissend, daß der Meister für uns alle da ist und uns niemals
aufgeben wird. Wir müssen, wenn wir ihn lieben, seine Gebote einhalten. Wir
sind von Gott ausgewählt und durch den Gottmenschen mit der Gotteskraft (Naam)
verbunden worden. Laßt uns die alte Trägheit zurücklassen und auf dem
königlichen Pfad gottwärts eilen, weil unser Herr auf uns wartet. Der laute Ruf
des Meisters ist: Der, welcher dich hierher gesandt hat, ruft dich zurück.
Kehre zurück zu ihm und werde eins mit ihm. So können wir auf dem Kampfplatz Gottes mit dem Tod kämpfen,
dem letzten Feind des Menschen und wie Paulus den Tod besiegen. SPIRITUELLE GEBURT
Suche nicht
vergebens nach den vergänglichen Werten des Lebens, die kommen und
wieder gehen. Es ist wie die
Jagd nach Luft, um dann festzustellen, daß sie vergeht,
wenn sie auch noch so begehrt wird. Der wahre
Reichtum, der niemals vergeht, ist das Geschenk
der spirituellen Geburt, die unbeachteten
Dinge, die das Feuer nicht verbrennen kann, die Dinge, die
noch bestehen, wenn die Welten vergangen sind. Baroness von Blomberg
O FORMLOSER EINER Zahlos sind jene,
die an Dich denken und zahllos jene, die
Dich lieben. Zahllos sind die,
die Dich anbeten und zahllos jene, die
Dich in Härten und Bußen suchen; zahllos sind die,
die Deinen Ruhm aus heiligen Büchern künden und zahllos jene, die
in Yoga vertieft der Welt mit Gleichmut gegenüberstehen. Zahllos jene
Deiner Ergebenen, die über Deine Eigenschaften und
Deine Weisheiten sinnen; und Zahllos jene, die
Wahrheit und Barmherzigkeit üben. Zahllos sind jene,
die dem Schwert des Feindes mutig ins Gesicht schauen, und Zahllos jene, die
Schweigen gelobten und mit stetiger Liebe über Dich meditieren. Welche Kraft habe
ich, Dein wunderbares Wesen zu begreifen? Zu gering bin ich,
mein Leben Dir zu opfern. Was immer Dir
gefällt ist gut; Du bist immer und
ewig, O Formloser Einer. Nanak
MEISTERS
GEBURTSTAGSFEIERLICHKEITEN Meisters
Geburtstag (am 6. Februar) wurde in Delhi von tausenden Wahrheitssuchern, die
sich zu dieser Gelegenheit im Sawan Ashram versammelt hatten, gefeiert. Eine
große Anzahl Ergebener kam nicht nur aus den verschiedensten Orten in Indien,
sondern auch aus dem Ausland. Der Ashram war wunderbar mit Blumen und Girlanden
geschmückt. Die
Feierlichkeiten begannen um 3.30 Uhr am Morgen, als der Meister aus seinem Haus
kam und die Ergebenen segnete. Der Meister nahm auf der Estrade Platz und
lauschte den bezaubernden frommen Gesängen, die von einer Gruppe Ergebener
vorgetragen wurden. Es war ein kalter Morgen, aber alle saßen regungslos,
gefesselt durch die zauberhafte Atmosphäre und die wohlklingende Musik. Als die
Musik vorüber war, erklärte der Meister den wahren Sinn eines Geburtstages.
“Für Heilige ist der Geburtstag der Tag, an dem einer wiedergeboren wurde oder
das Körperbewußtsein übersteigt,” sagte er. “Ihr seid alle Mikro—Götter” und
“ihr müßt wiedergeboren werden,” betonte er einige Male. Die ganze Versammlung
meditierte um 6.30 Uhr unter der persönlichen Führung des Meisters. Die
Meditation endete um 9.30 Uhr und hunderte von Menschen berichteten von
wundervollen inneren Erfahrungen. Später
am Tage trugen Dichter ihre Gedichte der Liebe und Ergebung für den Meister
vor. Geistliche der verschiedensten Glaubensrichtungen brachten ihre
Glückwünsche dar und lobpreisten den Meister für seine Mission. Die
denkwürdigen Feierlichkeiten waren um 21.00 Uhr mit einer Satsang—Ansprache des
Meisters, in welcher er ausführlich über den eigentlichen Sinn des menschlichen
Lebens und den Weg zurück zu Gott sprach, beendet. SURAT
SHABD YOGA
Die
beiden Dinge, die sich aus einer Untersuchung der allgemeinen Yogaformen
zeigen, welche nach Patanjali entwickelt wurden, sind: erstens, daß sich die
Seele über das Körperbewußtsein erheben kann, wenn die Mittel gegeben sind,
durch die sie ihre Energien im Brennpunkt sammeln kann, ohne zu der mühseligen
Kontrolle der Pranas Zuflucht zu nehmen; und zweitens, daß vollkommene spirituelle
Verwirklichung oder echter Samadhi nicht nur eine Sache des Überschreitens des
Physischen ist (obgleich dies als erster Schritt notwendig ist), sondern das
Ende einer komplizierten inneren Reise, bei welcher es viele Zwischenstationen
gibt, deren Erreichen unter gewissen Umständen irrtümlicherweise für das letzte
Ziel gehalten werden kann, was jeden weiteren Fortschritt ausschließt. Das
Problem, das sich für den wahren Sucher angesichts einer solchen Situation
erhebt, ist, andere Hilfsmittel zu entdecken als die der Pranas, des Jnani oder
der Hingabe (bhakti) an einen Isht-deva. Es wird die Geistesströme nicht nur
von der gegenwärtigen physischen Gebundenheit befreien, sondern auch die Seele
in die Lage setzen, unbehindert nach oben und von einer spirituellen Ebene zur
anderen zu gelangen, bis sie alle Bereiche des Relativen, von ‘naam‘ und ‘rup‘,
‘kal‘ und ‘mahakal‘ völlig übersteigt und somit ihr Ziel erreicht: die
Einswerdung mit dem Namenlosen und Formlosen. Der Ton-Strom Es
ist im Zusammenhang mit diesem Problem, daß der Surat—Shabd Yoga, der der Yoga
des himmlischen Tonstromes ist, seine einmalige Bedeutung erhält. Diejenigen,
welche diesen Yoga gemeistert haben, lehren, daß das Absolute, obschon in
seinem ursprünglichen Zustand frei von allen Attributen, sich selbst in die
Form projiziert und zwei erste Attribute annimmt: Licht und Ton. Es ist kein
bloßer Zufall, daß in den Offenbarungsschriften aller bedeutenden Religionen
häufig Hinweise auf das “Wort” zu finden sind, welches eine Hauptstellung in
ihren Lehren innehat. So lesen wir im Evangelium: Im
Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Joh.l,l
In
den alten indischen Schriften lesen wir wiederholt von “Aum”, das heilige Wort,
welches die drei Bereiche ‘bhur‘, ‘bhuva‘ und ‘swah‘ (das Physische, das
Astrale und das Kausale) durchdringt. Guru
Nanak sagt: Himmel
und Erde kamen allein aus Shabd (das Wort). Aus
Shabd allein ward das Licht geboren; Einzig
aus Shabd entstand die Schöpfung; Shabd
ist des Wesens Kern in allem. Janam Sakhi
Shabd
ist die richtungweisende wirkende Kraft Gottes, der Ursprung aller Schöpfung. Prabhatij
Die Moslem Sufis
erklärten: Die
Schöpfung kam durch ‘saut‘ (Ton oder Wort) ins Dasein, und aus ‘saut‘ ging
alles Licht hervor. Shamas Tabrez
Der
Große Name ist das Wesen und das Leben aller Namen und Formen; Seine
offenbarte Form erhält die Schöpfung. Er
ist das große Meer, von dem wir allein die Wellen sind. Nur
der kann dies fassen, der unsere Wissenschaft gemeistert hat. Abdul
Razaq Kashi
Moses hörte die
Gebote Gottes inmitten von Donner und Feuer; während es im Gedankengut von
Zoroaster und im Tao gleichermaßen Hinweise auf das ‘Schöpferische Wort‘, das
‘Göttliche Licht‘ und auf das ‘Wortlose Wort‘: das verschwiegene Wort, gibt. Einige
gelehrte Schüler und Theologen der späteren Zeit haben zufolge ihrer eigenen
begrenzten Erfahrung diese Schilderung als biblische Hinweise auf intuitive
oder intellektuelle Erleuchtung hingestellt. Aber bei näherer Prüfung erweist
sich eine solche Darstellung als unhaltbar. Den Begriffen “Wort” und “Logos”‚
wie sie die Griechen, Hebräer und Europäer angewandt haben, mag die Bedeutung
“Ursache” oder “Ordnung” aufgezwungen worden sein, und “Licht” mag auf diese
Weise nichts anderes besagen als “mentale Erleuchtung”, aber ihre Entsprechung
in der religiösen Literatur - nad, udgit, akash-bani, shabd, naam, saut,
bang-i-Illahi, nida—i-asmani, sarosha, tao, und jyoti, prakash, tajalli,
nur—i—yazdani etc. weigert sich ein solches Zerrbild für ihre ursprüngliche
mystische Bedeutung zu dulden. Überdies haben einige Seher ihre wirkliche
Bedeutung auf eine Weise dargelegt, daß es keinen Spielraum für eine
Zweideutigkeit oder auch für einen Zweifel geben kann, nämlich, daß das, was sie
in sich schließt, keine bildliche Schilderung von einer gewöhnlichen mentalen
Erfahrung ist, vielmehr eine transzendente innere Wahrnehmung und Erkenntnis.
So finden wir in der Offenbarung: Seine
Augen waren wie eine Feuerflamme ... Seine
Stimme wie großes Wasserrauschen ... Sein
Angesicht leuchtete wie die helle Sonne ... Und
ich hörte eine Stimme vom Himmel als eines
großen Wassers und wie eine Stimme eines
großen Donners; und die Stimme, die ich
hörte, war als der Harfenspieler, die
auf ihren Harfen spielen. XIV
Und aus den
Upanishaden wissen wir: Zuerst
gleichen die brausenden Töne jenen der Meereswogen, dem
Fallen des Regens, dem Rauschen des Baches, und
dann wird bheri gehört, untermischt mit den Tönen der
Glocke und der Muschel. Der
Prophet Mohammed hörte eine himmlische Musik, die allmählich die Gestalt von
Gabriel annahm und sich in Worte formte; wohingegen Baha U‘llah erklärte: Myriaden von mystischen Zungen finden Ausdruck in einer
Sprache, und Myriaden Seiner verborgenen Mysterien werden in einer einzigen
Melodie enthüllt: aber leider gibt es kein Ohr, das ihr lauscht, kein Herz, das
sie versteht. Blind sind deine Augen, daß du mögest schauen Meine Schönheit;
verstopfe deine Ohren, damit du die süße Melodie Meiner Stimme hören kannst. Diese
Hinweise auf Licht und Ton sind nach den Meistern des Surat Shabd Yoga nicht
bildlich, sondern buchstäblich zu nehmen; und sie beziehen sich nicht auf die
äußere Beleuchtung oder die Töne dieser Welt, vielmehr auf die inneren
transzendenten. Dieser transzendente Ton und dieses transzendente Licht, lehren
sie, sind die ersten Offenbarungen Gottes, wenn Er Sich in die Schöpfung
hineinprojiziert. In Seinem namenlosen Zustand ist Er weder Licht noch
Dunkelheit, weder Ton noch Stille, aber wenn Er Form und Gestalt annimmt,
erheben sich Licht und Ton als Seine ersten Attribute. Diese
Geisteskraft — Wort, Naam, Kalma — oder ‘der waltende Gott‘ ist für alles was
ist verantwortlich. Doch die physischen Universen, die wir kennen, sind nicht
die einzigen, die sie hervorgebracht hat. Sie hat Myriaden Regionen und
Myriaden Schöpfungen ins Leben gerufen. In der Tat ist das Ganze eine
großartige, unergründliche, grenzenlose Gestaltung, in welchem der positive Pol
(Sach Khand oder Sat Lok) durch eine Ebene aus reinem unvermischten Geist
gebildet ist, während der negative (Pind) aus grober, physischer Materie
besteht, mit der wir in dieser Welt vertraut sind. Dazwischen liegen unzählige
Regionen, welche diejenigen, welche von einem Ende zum anderen gelangt sind,
oftmals in drei unterschiedliche Ebenen aufteilen, welche ihrem eigenen
besonderen Ausgleich von positiv—spirituellen und negativ—materiellen Kräften
entspricht. Die
Meister lehren, daß das eine dauerhafte Prinzip, welches alle diese Ebenen aus
reinem Geist bis zur groben Materie verbindet, das Prinzip des flammenden Tones
oder der tönenden Flamme ist. Das Wort oder Shabd mag während seines Abstiegs
eine unterschiedliche Dichtigkeit von spirituell—materiellen Kräften annehmen —
die Mystiker sprechen von purpurnem Licht, von Mittagslicht oder von dem der
untergehenden Sonne und sie beziehen sich auf den Ton von Flöten, Harfen,
Violinen, Muschelhörnern, Donner, Glocken, fließendem Wasser etc., aber
obgleich er sich auf den verschiedenen Ebenen unterschiedlich offenbart, bleibt
er dennoch in sich selbst unverändert. Ein
Strom, der auf den schneeigen Gipfeln gewaltiger Berge entspringt, erfährt
während seines Laufes zum Meer viele Veränderungen, die der Richtung, der Form,
der Bewegung und Erscheinung, aber sein Wasser bleibt das gleiche. Könnte
man diesen hörbaren Lebensstrom in sich selbst entdecken, könnte man seine
untersten Enden finden, so könnte man ihn als einen Pfad benutzen, der
unweigerlich zu seiner Quelle führt. Die Ströme mögen an bestimmten Stellen in
Schluchten und Stromschnellen hineinkommen, aber sie sind nichtsdestoweniger
der sicherste Weg für die Aufwärtsreise. Mag eine Bergkette auch noch so
unwegsam sein, so schneiden die Wasser doch einen Pfad und bahnen einen
Durchgang, und einer, der sich ihre Führung zunutze macht, findet immer den
Weg. Und seit dieses Naam oder der Wort—Strom aus Anaan oder dem Wortlosen
hervorgegangen ist, wird der, welcher sich daran festhält, in jedem Fall zum
Ausgangspunkt gelangen, wenn er eine Ebene variierender Bedingtheit nach der
anderen durchmißt, bis er am Ursprung von Name und Form ankommt und sich mit
dem verschmelzt, das weder Name noch Form hat. Die Ecksteine: Der
Ton—Strom bietet dem Menschen zweifellos den sichersten Weg, um von der Form
zum Formlosen zu gelangen; aber die Frage, die sich da erhebt, ist: wie kann
sich der Mensch Zugang zu ihm verschaffen, um auf diese Weise seine innere
Reise zu beenden? Jene, welche auf diesem Pfad kundig sind, sagen immer, daß es
drei Bedingungen gibt, die erfüllt werden müssen, bevor man in diesem echtesten
und eigentlichen Yoga Erfolg haben kann. Satguru: Die
erste Bedingung ist, daß man einen Satguru oder wahren Lehrer findet, der ein
Adept in dieser mystischen Wissenschaft ist. Sie ist eine Sache der praktischen
Selbstverwirklichung und nicht die einer philosophischen Erörterung oder einer
intuitiven Empfindung. Wenn es eine der bloßen Theorie wäre, dann würden Bücher
und Schriften genug sein für unseren Zweck, und wenn es eine der bloßen
Empfindung sein würde, dann könnte jeder einfach auf die Eingebungen seines
Gemüts bauen. Aber das Problem, das vor uns liegt ist, daß wir einen ‘sechsten
Sinn‘ erschließen müssen, den der direkten transzendenten Wahrnehmung, des
inneren Hörens und Sehens. Dies jedoch kann nicht lediglich durch das Lesen von
Büchern kommen. Wenn einer blind und taub geboren ist, kann er mittels der
Blindenschrift die ausführlichsten Erklärungen über des Menschen Reichtum und
der verschiedenen Erfahrungen des Hörens und Sehens lesen, aber sein Studium
kann ihm niemals die direkte Erfahrung einbringen. Er kann durch die Bücher
höchstens eine Vorstellung von einer umfassenden Erfahrungsebene bekommen, die
ihm völlig unbekannt ist, und dies kann in ihm den inneren Drang erzeugen,
Mittel und Wege zu finden, durch die er seine körperlichen Beschränkungen
überwinden kann. Allein der erfahrene Arzt oder Chirurg kann Heilung bringen,
vorausgesetzt, daß seine Krankheit überhaupt heilbar ist. Fällt er einem
Scharlatan in die Hände, wird sein Zustand nur schlimmer und noch mehr
kompliziert. Gleicherweise
muß der Aspirant, welcher innere spirituelle Meisterschaft sucht, nach der
Hilfe eines solchen Ausschau halten, der den Weg bereits kennt. Alles Lesen der
Schriften, all sein Überlegen, kann ihn bestenfalls (wenn er für das darin
Enthaltene empfänglich ist) zu dem einzigen Schluß bringen: der Notwendigkeit
eines lebenden Meisters. Ohne einen solchen kann er nicht einmal die wahre
Bedeutung der offenbarten Schriften verstehen. Sie sprechen von Erlebnissen,
die über seiner Erfahrungsebene liegen, und wenn sie seine Sprache gebrauchen,
können sie nur in Bildern und Gleichnissen sprechen; denn wie könnte die
Redeweise des Blinden das Geschehene direkt ausdrücken? Zu versuchen, das
reiche spirituelle Erbgut unseres religiösen Schrifttums völlig in Begriffen,
die unserer begrenzten Erfahrung entsprechen, zu erklären, kann nur zu einer
Verzerrung und Verdrehung ihres wirklichen Sinnes führen. Wir können viel an
psychologischer Weisheit anhäufen, aber die innere Bedeutung geht uns verloren,
und unser ganzes verstandesmäßiges Theoretisieren kann uns lediglich in endlose
theologische Widersprüche bringen, mit denen die verschiedenen institutionellen
Religionen heutzutage überladen sind. Nur
einer, der selbst erfahren hat, was die großen Schriften beschreiben, vermag
uns den wirklichen Sinn zu vermitteln. Aber die Aufgabe eines spirituellen
Lehrers hört hier nicht auf. Die Aufklärung über die wahre Bedeutung der
Religion ist nur ein erster Schritt. Nachdem der Aspirant die wahre Natur
seines Zieles verstanden hat, muß er es praktisch und vernunftmäßig verfolgen.
Etwas zu erkennen ist die eine Seite und es zu tun eine ganz andere. Erst wenn
dem Aspiranten das Ziel, welches es zu erreichen gilt, erklärt ist, beginnt des
Meisters Aufgabe. Es ist nicht genug damit, daß ein Arzt die Ursache der
Krankheit des Blinden erkennt und bestimmt, er muß auch die Operation
vornehmen. So gibt der spirituelle Führer dem Schüler bei der Initiation eine
Ersthand—Erfahrung des inneren Lichts und des inneren Tones. Er bringt ihn in
Verbindung mit dem göttlichen Strom und sei es an seinem untersten Ende und
unterweist ihn im spirituellen sadhan (Übung)‚ welchem er nachkommen muß, um
diese innere Erfahrung in vollem Umfang zu festigen und zu entwickeln. Wer
einen solchen Lehrer findet, ist wahrhaftig gesegnet. Aber ihn ausfindig zu
machen und von ihm initiiert zu werden, ist nicht genug. Die noch im Keimen
begriffene spirituelle Erfahrung, die er gibt, muß genährt und zur vollen
spirituellen Blüte entwickelt werden. Um dazu imstande zu sein, muß man das was
man hört aufnehmen und versuchen, es in die Praxis umzusetzen. Einen solchen
Menschen zu kennen heißt ihn zu lieben und ihn zu lieben heißt seine Gebote zu
halten. Solange man nicht lieben, gehorchen und sein Leben umformen kann,
bleibt die Gabe des Meisters wie eine in der Stahlkammer verschlossene Saat,
die nicht gedeihen und zur Frucht gebracht werden kann. Sadachar: Es
ist die Notwendigkeit für Selbstdisziplin, die Sadachar zum zweiten Eckstein
der Lehre macht. Das Wort ‘sadachar‘ ist nicht leicht zu übersetzen. Es gibt
zwar viele buchstäbliche Entsprechungen, aber keine von ihnen bringt seine
ausgedehnte und vielseitige Bedeutung wirklich zum Ausdruck. Kurz besagt
bezieht es sich auf ein gutes Leben. Es schließt keine strengen Gesetze oder
festgelegte moralische Vorschriften ein, legt aber Reinheit und Einfachheit
nahe, die sich von innen her strahlend nach außen verbreitet und alles Tun, jedes
Wort und jeden Gedanken durchdringt. Es bezieht sich ebenso auf die
persönlichen Gewohnheiten, ob gut und hygienisch, wie auch auf die
individuellen und sozialen Sitten. Auf seiner ethischen Seite bezieht es sich
nicht allein auf den Umgang mit den Mitmenschen, sondern mit allem was lebt, d.
h. der Harmonie, was die Folge der Erkenntnis ist, daß alles gleichen Wesens
ist und darum genau so einen Teil des Brahman bildet wie der mächtigste der
Gottheiten, Indra. Die
erste Lektion, die von einem wahren Meister gegeben wird, ist die von der
‘Gleichheit des Wesenskerns‘; derjenige, welcher diese Wahrheit begriffen hat,
wird sein Leben dementsprechend führen. Er wird nicht die Beute seiner
zügellosen Wünsche sein; sein einziges Ziel wird sein, den Ruhepunkt zu
erreichen, der alles Tun in sich schließt, den Punkt, wo nichts zu haben
ebensoviel heißt wie alles besitzen. Er wird dann wissen, daß der einzige Weg
der Erfüllung durch Verzicht kommt, und der einzige Weg, um den Allmächtigen zu
erreichen dadurch, daß man sich aller anderen Bindungen entledigt: Um
dahin zu kommen, Freude in allem zu finden, wünsche
Freude in nichts zu haben. Um
dazu zu kommen, alles zu besitzen, wünsche
nichts zu besitzen. Um
dahin zu gelangen, alles zu sein, wünsche
nichts zu sein. Johannes vom Kreuz
Reinige
dein Herzenskämmerlein, damit der Geliebte Einzug halten kann. Tulsi
Sahib
Wo
nichts ist, da ist Gott. W.
B. Yeats
Befreit vom Dämon
des Wunsches (kama) wird er frei vom Dämon des Zornes (krodh), welcher dem
vereitelten Wunsche folgt. Von diesen losgekommen, wird er auch von Gier
(lobh), Verhaftetsein (moha) und Stolz (ahankar) frei, die nur Ausweitungen des
Wunsches sind. Er
würde ein von allem losgelöstes Leben führen (nishkama). Diese Loslösung würde
jedoch für ihn nicht ein gleichgültiges Leben oder eines des asketischen
Verzichts bedeuten. Alles Leben zu erkennen heißt, zwischen sich und der
übrigen Schöpfung ein neues Band zu finden. Einer, der dieses kennt, kann
einfach nicht gleichgültig sein. Er muß zwangsläufig bis zum Überfließen von
Sympathie für alles, das ihm begegnet erfüllt sein und Sympathie für das Ganze
muß einen gewissen heiligen Gleichmut dem Teil gegenüber enthalten. Er wird
nicht weiter nur an seinen eigenen engen persönlichen Interessen festhalten, vielmehr
seine Liebe und Hilfe allen zukommen lassen. Er wird langsam aber sicher etwas
vom Mitleid des Buddha und von der Liebe Christi entwickeln. Er wird sich nicht
veranlaßt fühlen die Welt zu verlassen, um in die Einsamkeit der Wälder und
Berge oder in eine Wüste zu gehen. Die Loslösung muß eine innen sein, und
einer, der sie nicht zuhause erlangen kann, wird sie auch nicht in den Wäldern
erreichen. Er wird den großen Nutzen gelegentlichen Zurückziehens von den
weltlichen Angelegenheiten und Sorgen in die Stille einer einsamen
Konzentration und Meditation erkennen, aber er wird nicht versuchen, dem Leben
und seinen Verpflichtungen zu entgehen. Er wird ein liebevoller Ehemann und ein
guter Vater sein, aber er wird dabei niemals den eigentlichen Zweck den Lebens
vergessen und immer dem Kaiser geben was des Kaisers ist und für Gott bewahren
was Gott gehört. Er wird auch wissen, daß er nicht dadurch über den Wunsch
hinausgelangt, wenn er ihn unterdrückt, sondern indem er ihm entsprechend
begegnet und ihn überwindet. Für ihn ist ‘sanyasa‘ nicht eine Sache äußeren
Ausweichens oder Entkommens, vielmehr eine der inneren Freiheit, ein Begriff,
den Guru Nanak sehr gut zum Ausdruck gebracht hat, als er sagte: Möge
Genügsamkeit euer Ohrring sein; Streben
nach der Göttlichkeit und Achtung für
das Höhere Selbst euer Beutel; Ständige
Meditation über Ihn sei eure Asche. Möge
Bereitschaft für den Tod euer Mantel sein; und
euer Körper sei wie eine reine Jungfrau. Und
laßt eures Meisters Lehren der Stützstock sein. Jap Ji, Vers 28
Die
beiden Haupttugenden, die ein solcher Mensch pflegt, sind Nächstenliebe und
Keuschheit. Er hat ein weites Herz und ist freigebig, und mehr um die Leiden
anderer besorgt als um seine eigenen, und so wird es ihm nie schwer fallen,
denen zu vergeben, die ihm Unrecht getan haben. Er wird einfach und
zurückhaltend sein; er braucht wenig und ist leicht zufriedengestellt; denn
einer, der zuviele Wünsche hat und an zu vielen Dingen haftet, kann nicht
reinen Herzens sein. Seine Reinheit wird sich sogar soweit ausdehnen, daß er
Fleisch und Alkohol meidet. Denn wenn alles Leben nur eines ist, hieße es, sich
selbst zu verunreinigen, wenn man sich vom Fleisch anderer Lebewesen nährt. Und
wenn es des Menschen Ziel ist, Bewußtseinsbereiche zu erlangen, die höher
liegen als seine gegenwärtigen, bedeutet seine Zuflucht zu Narkotika und
berauschenden Getränken, einen Rückschritt heraufzubeschwören. Es ist nicht
eine besondere Eigenheit indischer Seher, daß sie die Enthaltsamkeit von
Fleisch und Alkohol zu einem notwendigen Teil der spirituellen Schulung gemacht
haben. Der Koran und die Bibel schärfen ähnliches ein. So finden wir im 5. Buch
Moses: ... auf daß die Trunkenen mit den Durstigen dahinfahren! Da wird der Herr dem nicht gnädig sein ... Und der Herr wird seinen Namen austilgen unter dem Himmel ... 5. Mose 29,18 - 20 Und wieder heißt
es: Es
ist besser, du essest kein Fleisch und trinkest keinen Wein und tuest nichts,
daran sich dein Bruder stößet oder ärgert oder schwach wird. Römer
14, 21
Weiter ist gesagt: Die
(Fleisch)-Speise dem Bauche und der Bauch der (Fleisch)—Speise; aber Gott wird
diesen und jene zunichte machen. Der Leib aber nicht der Hurerei, sondern dem
Herrn und der Herr dem Leibe. 1. Kor. 6,13 Im
Essäischen Johannes-Evangelium (der direkten Übertragung aus dem Aramäischen,
mit den reinen und ursprünglichen Worten Jesu) lesen wir: Aber
sie antworteten ihm: “Wohin sollen wir gehen, Meister ... denn bei dir sind die
Worte des ewigen Lebens. Sage uns welches sind die Sünden, die wir meiden
müssen, damit wir nie mehr Krankheit sehen werden?” Jesus
entgegnete: “Es geschehe nach eurem Glauben” und er setzte sich in ihre Mitte
und sprach: “Denen
der alten Zeit wurde gesagt, ‘Ehret euren himmlischen Vater und eure irdische Mutter
und erfüllet ihre Gebote, damit ihr lange lebet auf Erden.‘ Und nach diesem
wurde folgendes Gebot gegeben: ‘Du sollst nicht töten,‘ denn das Leben ist
allen von Gott gegeben: und was Gott gegeben hat, soll der Mensch nicht
wegnehmen. Denn ich sage euch, wahrlich, von einer Mutter stammt alles, was auf
Erden lebt. Darum: der, welcher tötet, tötet seinen Bruder. Und von ihm wird
sich die irdische Mutter abwenden und ihm ihre erquickenden Brüste wegnehmen.
Und er wird von ihren Engeln gemieden werden und Satan wird in seinem Körper
Wohnung nehmen. Und das Fleisch der geschlachteten Tiere in seinem Körper wird
zu seinem eigenen Grab werden. Denn ich sage euch, wahrlich, der, welcher
tötet, tötet sich selbst und wer das Fleisch der geschlachteten Tiere ißt, ißt
vom Körper des Todes. Und ihr Tod wird sein Tod werden. Denn der Sünde Sold ist
der Tod. Tötet nicht, noch esset von dem Fleisch eurer unschuldigen Beute,
damit ihr nicht Sklaven des Satans werdet. Denn dieser ist der Weg der Leiden
und er führt zum Tod. Tut aber den Willen Gottes, damit euch seine Engel dienen
mögen auf dem Lebensweg. Hört darum auf die Worte Gottes: ‘Sehet da, ich habe
euch gegeben allerlei Kraut, das sich besamet auf der ganzen Erde und allerlei
fruchtbare Bäume, die sich besamen zu eurer Speise. Und allem Tier auf Erden
und allen Vögeln unter dem Himmel, und allem Gewürm, das da lebet auf Erden,
daß sie allerlei grün Kraut essen. Auch die Milch von allerlei Getier, das sich
bewegt und lebt auf der Erde, soll euch zur Speise sein; genau wie ich das
grüne Kraut auch ihnen gegeben habe, so gebe ich euch ihre Milch. Aber Fleisch
und das Blut, das es belebt, sollt ihr nicht essen.‘ Und Jesus fuhr fort: “Gott
gebot euren Ahnen ‘Du sollst nicht töten!” Aber ihre Herzen waren verhärtet und
sie töteten. Danach wollte Moses, daß sie wenigstens nicht Menschen töten
sollten, und er erlaubte ihnen, Tiere zu töten. Und dann war das Herz eurer
Vorväter noch mehr verhärtet und sie töteten Menschen und Tiere gleicherweise.
Aber ich sage euch: “Tötet weder Menschen noch Tiere, noch was ihr sonst als
Speise nehmt. Denn wenn ihr lebende Speise nehmt, dieselbe wird euch erquicken;
aber wenn ihr getötete Speise nehmt, wird die tote Speise auch euch töten. Denn
Leben kommt nur von Leben und vom Tod kommt immer nur der Tod. Und was eure
Speise tötet, tötet auch euren Körper. Und was euren Körper tötet, tötet auch
eure Seele. Und euer Körper wird zu dem, was eure Speise ist; genau wie euer
Geist das wird, was eure Gedanken sind.” Zusammen
mit der Reinheit in Speise und Getränk geht eine andere Art der Reinheit, jene,
die sich auf das Geschlecht bezieht. Ein ergebener Schüler wird nicht all sein
sexuelles Verlangen unterdrücken, denn dies kann nur eine Neurose erzeugen und
den Weg für einen Sturz bereiten; so wird er immer versuchen, es zu veredeln.
Er wird verstehen, daß es, was diesen Trieb anbelangt, die Absicht der Natur
ist, die Rasse zu erhalten, und er wird ihn so lenken, daß diese Absicht
erfüllt wird und macht ihn niemals zu einem Selbstzweck, d. h. zu einer Quelle
physischer Freude, denn wenn es dazu kommt, wird er zu einem Rauschgift, das
den Geist betäubt und die Zeugung, die von der Natur beabsichtigt ist,
vereitelt; darüber hinaus unterstützt er die Erfindung empfängnisverhütender
Mittel, indem er sie gebraucht. Kurzum,
der aufrichtige und gewissenhafte Aspirant wird seine ganze Lebensweise neu
ordnen: Essen und Trinken, Denken, Handeln und Empfinden etc. Er wird nach und
nach alle nebensächlichen und ungesunden Wünsche seines Gemüts ausrotten, bis er
allmählich den Stand der Reinheit und Einfachheit erlangt, der dem Kinde zu
eigen ist, denn Wahrlich,
ich sage euch: Es sei dann, daß ihr euch umkehret und werdet wie die Kinder, so
werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen. Matth. 18,3
(Auszug aus “Die
Krone des Lebens”. Fortsetzung folgt.) URALTE WEISHEITEN Hier
sind einige Lebensweisheiten, die ewige Gültigkeit haben. Laßt uns jeden Tag
eine zum Nachdenken nehmen und die Wahrheit, die in ihr steckt, in unserem
Leben widerspiegeln lassen. Wir müssen natürlich wachsam sein, daß wir sie rein
erhalten und sie nicht verbiegen, damit sie in unsere alltägliche
Bequemlichkeit passen. 1. Gottesfurcht ist beginnende Weisheit. 2. Der kommt Gott umso näher, je mehr er sich von
der Welt abwendet. 3. Derjenige, der nicht liebt, kennt Gott nicht. 4. Liebe das Wort mehr als die Welt. 5. Richte dich selbst und hüte dich davor, andere
zu richten. 6. Der Sieg über sich selbst ist ein vollkommener Sieg. 7.
Beseitige die Wünsche und du wirst Frieden finden. 8.
Verzichte auf alles und du wirst alles finden. 9.
Die ewige Seligkeit und Schönheit ist in dir. 10. Lerne zu sterben,
damit du zu leben beginnen kannst. 11. Du wirst dich nicht des Friedens erfreuen können,
bevor du nicht innerlich mit mir vereint bist. 12. Von einem Wort gehen alle Dinge aus, alle Dinge
sprechen von ihm. 13. Sprich mit deinem
Herzen, in deinem Zimmer und sei still. 14. Diejenigen, zu denejenigen das ewige Wort spricht,
sind von Unsicherheit befreit. 15. Das Ich ist der
Freund des Ichs und das Ich ist der Feind des Ichs. 16. Gib das Fleisch
auf für den Geist. 17. Ein demütiges Herz ist sich selbst das Glück. 18. Der Heilige Geist sucht immer ein demütiges Herz. 19. Lebe dem Herrn und sterbe dem Herrn. 20. Wen Gott liebt, den züchtigt er. 21. Dem Reinen ist alles rein. 22. Liebe das Fleisch nicht mehr als den Geist. 23. Danke für alles. 24. Empfange das Königreich Gottes als ein kleines Kind. 25. Das Königreich Gottes ist in dir. 26. Ein Mensch mit zwei Gesichtern ist in allen Dingen
unsicher. 27. Wer mir nachfolgt, wird nicht in dar Finsternis
wandeln. 28. Gib dich ganz hin und arbeite in meinem Weingarten.
Ich selbst werde eine Belohnung sein. 29. Die spirituelle Gabe kommt durch Gottes Gnade und
nicht durch unser eignes Verdienst. |