GEMÜT UND SEELE von K. Golden Einige
unter euch, die eventuell die Anforderungen und Ideale von Anhängern des Ruhani
Satsang abwägen, mögen vielleicht glauben, daß diese Grundsätze zu viel vom
Einzelnen verlangen oder zu hart in manchen ihrer Erfordernisse sind. Ihr mögt
dies hinsichtlich eines bestimmten Aspektes oder einer Vorschrift der Lehre
empfinden, oder vielleicht gegenüber einem Teil davon, der eurer Ansicht nach
richtungsweisend ist. Ihr mögt euch einerseits hingezogen fühlen zu dem gütigen
Wesen des Ruhani Satsang, aber euch andererseits im Unklaren sein, ob eure
persönlichen Hoffnungen und Gefühle euch den Versuch erlauben, dieser
spirituellen Methode mit hinreichend aufrichtiger Entschlossenheit zu folgen
oder sicher daran festzuhalten. Die
Antwort, wie man sie persönlich sieht, lautet: wenn auch diese Erleuchtung
keine Seitenwege oder verwirrenden Ablenkungen auf irgend einer der Ebenen, von
der irdischen bis zur höchsten und letzten, so wendet er sich doch nicht
teilnahmslos ab von denjenigen, die vielleicht zeitweilig zu irgendeiner
unzulänglichen spirituellen Neigung hingezogen waren, aber sich fortwährend mit
ehrlicher Anstrengung in Richtung auf eine höhere spirituelle Bewußtheit
bemühten. Der Meister, der diese Lehre verkündet, ist der Übermittler einer
umfassenden Weisheit, einer Weisheit, die aus dem Urgrund des Lebens
hervorgeht, und die es ihm ermöglicht, die Einflüsse des Lebens in Bezug auf
jedes Menschen Schicksal und das sich daraus ergebende Verhalten und Wesen zu
verstehen. Die
Initiation in den inneren Licht- und Tonstrom versetzt den spirituellen
Anwärter in einen Zug, der ihn durch eine direkte Verbindung zu seinem letzten
Bestimmungsort bringen wird, vorausgesetzt, er bleibt in diesem Zug, in dem er
an seiner Übung der inneren Methode festhält. aber wenn er an jeder Station
aussteigt und zuviel herumwandert und dann seinen Zug verpaßt oder vielleicht
gar zu der Station zurückkehrt, so wird er mehr Verzögerungen und
Komplikationen begegnen als notwendig oder ratsam sind zum Erreichen des
höheren Zieles seiner Reise. Durch das Bemühen, einsichtig in Übereinstimmung
mit den spirituellen Anordnungen der Lehre voranzuschreiten, dürfte sich eine
zuverlässige Möglichkeit ergeben, daß man in ein harmonisches Verhältnis zum
transzendenten Lebensstrom kommt, und schließlich fähig wird, das Eintauchen in
ihm zu erreichen. Bei
der Überlegung, ob ihr die Initiation haben oder danach mit der Übung
fortfahren sollt, werdet ihr vielleicht eine Unstimmigkeit finden zwischen dem,
was logisches Denken zu behaupten scheint und was eure spirituellen Neigungen
andeuten wollen. Jeder ernsthaft suchende Mensch muß für sich eine richtige
Klarstellung zwischen den vergänglichen nach außen ziehenden Beweggründen
irdischer Wünsche und den stets tief empfundenen Rufen der Überseele erreichen.
Die Zeitdauer mag variieren, die jeder Mensch benötigt, um eine harmonische
Lösung für dieses Schlüsselproblem des spirituellen Fortschritts zu erlangen,
und um mehr positive Kräfte für den spirituellen Aufstieg zu gewinnen. Aber das
Ausmaß und die Art des Lichtes, das die Initiation und fortgesetzte Übung
vermitteln, damit diese Ergebnisse erzielt werden, sind nur durch die
individuelle gegenwärtige und künftige spirituelle Empfänglichkeit begrenzt. Je
mehr er seine spirituelle Einsicht entwickelt, um so wahrscheinlicher wird er
fähig sein, die leuchtenden Ströme aufzunehmen, die ihm einen reineren Bereich
des Lebens eröffnen werden, das in seinem Wesen jenseits der weiten
Möglichkeiten von irdischen oder astronomischen Dimensionen liegt. Die
Initiation und die nachfolgende Übung der spirituellen Methode kann uns
erlauben, ein unmittelbares und bewußtes Leben anzufangen mit einem zur
spirituellen Wirklichkeit hinführenden Aspekt. Sie wird helfen, das unsichere
Herumsuchen und Fragen eines Menschen nach irgendeiner beständigeren Richtung
zu vermindern, einer Richtung, die jenseits der Begrenzungen und Probleme der
äußeren Existenz liegt. Sie versetzt uns an die unterste Stufe einer zeitlosen
Treppe, die sich von dem Ende des Bereiches der Wirkungen — die irdische oder
materielle Ebene enthaltend — bis weit über die Grenzen unserer gegenwärtigen
Schau erhebt, bis dahin, wo die erste der Ebenen liegt, die ganz und gar
spirituell ist. In der spirituellen Wohnstatt an der Spitze der Treppe,
begegnet man zum ersten Mal unmittelbar der letzten Ursache, nachdem der
Meister, der in seiner leuchtenden Form am oberen Ende der Treppe gewartet hat,
das Tor zum endgültigen spirituellen Einlaß öffnet und dem man vom ersten Tor
am Fuße des Aufstiegs entgegengegangen ist. Gleichgültig,
ob die äußere Szenerie gestört oder verhältnismäßig ruhig ist, liegt die wahre
Bedeutung und Ursache der Dinge nicht in einer äußeren Richtung. Wissen über
materielle Bereiche, wie umfassend es auch ist, kann nicht von sich aus die
allererste Quelle oder den wesentlichen Ursprung der Formen, der Zuordnung oder
des Musters der Dinge entdecken, sei es auf Erden oder anderswo im physischen
Universum. Wie auch immer die umgebenden Verhältnisse einer Ära oder eines
Zeitalters sein mögen, um über die Veränderlichkeiten, Verflechtungen oder
Begrenzungen der äußeren Existenz hinausgehen in Richtung auf eine engere
Annäherung zu der höheren Ursache, sollte man sich weiter um jenes innere
Leben, jenes innere Licht, bemühen, das zu einer höheren, transzendenten
Wirklichkeit hinführt. Wenn
auch die himmlischen Ebenen manchmal oder auf gewissen Stufen weit entfernt von
uns erscheinen mögen, bedeutet das nicht, daß sie jenseits der Reichweite einer
gut konzentrierten, nach innen entwickelten Fähigkeit der Seele bleiben müssen.
Der Strom fließt nach außen, um alles, was existiert, zu erhalten und wird von
den meisten, die ihn empfangen, nicht gehört. Aber der Initiierte des Ruhani
Satsang, der ausgeglichen die stets nach innen gerichtete Übung der Meditation
mit dem transzendenten Ton—Licht-Strom fortsetzt, kann eine Fähigkeit
entwickeln, um selbst innerlich den Kanal dieses Stromes zurückzuverfolgen,
soweit er sich daran hält, ihm nachzugehen. Er kann ihm mit der entsprechenden
Führung des Meisters weiter nachspüren, bis in die strahlenden Bereiche, bis er
schließlich fähig sein wird, an seine ewig bestehende Quelle, die erste Ursache
von allem, zu gelangen. Dies zu erhalten, ist eine wunderbare Fähigkeit und
eine himmlische Gabe von unschätzbarem Wert. Diejenigen
Menschen, die diese Gabe erhalten haben, sollten ständig versuchen, sie vor
Verlust zu bewahren, trotz aller Zweifel und Wankelmütigkeiten, die man noch zu
überwinden und zurückzulassen hat. Durch allmähliche oder geeignete
emporführende Stufen kann der beständig übende spirituelle Aspirant erfolgreich
der erreichbaren Verwirklichung des unbeschreiblichen unendlichen Zieles
näherrücken. Und zuletzt offenbart es die Zeit, wann ein Aufsteigen unter der
befähigenden Hand des Meisters den Weg in den unbegrenzten ungestörten Frieden
des ewig Lebendig-Seins vollendet. Die
Initiation und der spirituelle Tonstrom bringen dem spirituellen Sucher sowohl
die Hauptfrage nach dem Leben als auch die Möglichkeit für eine tatsächliche
Beantwortung nahe und für ein langsames Wachsen der Antwort, entsprechend dem
Ausmaß der inneren Erfahrung des Suchers, sowohl durch seine eigenen
fortschreitenden inneren Bemühungen als auch durch seine zunehmende spirituelle
Konzentration. |