DER MEISTER
SPRICHT ER KAM, UM UNS ZU
SATSANGIS ZU MACHEN Wir
haben uns heute zum Gedenken an Hazoor Sawan Singh Ji Maharaj versammelt. Es
wurde festgestellt, daß wir immer, wenn wir in liebevollem Gedenken mi ihm
sitzen, eine kühle Brise bekommen. Und heute haben wir eine wunderbare Brise. “O ihr Lieben, sucht euren Geliebten, denn Sawan ist gekommen. Wenn eure Aufmerksamkeit anderswo ist, solltet ihr immer Tränen der Reue weinen.” Hazoor kam und gab
uns einen Schimmer des göttlichen Lichtes. Große Seelen kommen mit einer
bestimmten Mission und gehen, nachdem sie sie erfüllt haben. Einmal in einer
Winternacht zwischen neun und zehn Uhr waren Dr. Julian P. Johnson, ein
amerikanischer Subtiler, und ich bei Hazoor. Dr. Johnson fragte Hazoor, ob es
für einen Sikh (Schüler) ratsam sei, zu seinem Meister zu beten. Hazoor sagte,
daß das bloße Leben eines Schülers vom Gebet abhängt. Da er schwach und hilflos
ist, ist das Gebet die einzige Waffe, die ihm als Rüstzeug bleibt. Einer, der
hilflos ist, sucht immer den Schutz eines mächtigen und kompetenten Menschen. Worum
sollte ein Schüler beten? Der Mensch ist eine dreifältige Wesenheit, die
Körper, Gemüt oder Intellekt und Seele umfaßt. Wir sind alle Mikro—Götter. Die
Seele ist von Gottes Wesen. Nur die Seele kann Gott erkennen. Hazoor
nahm seinen irdischen Aufenthalt und zeigte uns das göttliche Licht, bevor er
uns körperlich verließ. Es sieht aus, als sei er gegangen, doch er ist immer
mit uns. Die Meisterkraft — ihr mögt sie Gotteskraft oder Christuskraft nennen,
stirbt niemals. Sie unterliegt nicht Geburt und Tod. Indem sie sich in
verschiedenen menschlichen Polen manifestiert, führt sie die Menschheit auf
einen rechten Pfad. Durch die Offenbarungen solch großer Seelen entwickeln die
Menschen Glauben in Gott. Hazoor
war die personifizierte Wahrheit. Er kam, um uns zu Satsangis zu machen, zu
solchen, die mit der Wahrheit verbunden sind. Die Seele ist die Wahrheit und
das Wesen Gottes. Gott ist unsterblich und so auch unsere Seele. Nur durch die
ständige Gemeinschaft der Seele mit dem Gemüt und den Sinnen ist sie schwach
geworden, denn man wird in einem großen Ausmaß durch den Umgang, den man
pflegt, beeinflußt. “Der
Herr ist in uns allen gegenwärtig; kein
nenschliches Herz ist ohne Ihn. Gesegnet
ist der menschliche Pol, wo er offenbart ist.” Gurbani Gott
ist unsere kontrollierende Kraft. Der physische Körper ist solange von Nutzen,
wie die Seele in ihm ist. Die Seele kann nicht entkommen, trotz der neun
Öffnungen im menschlichen Körper - Augen, Ohren Nasenlöcher, Mund und zwei im
unteren Teil. Wenn wir ausatmen, bleibt der Atem nicht außen. Eine
kontrollierende Kraft stößt ihn in den Körper zurück. Wenn sich diese
kontrollierende Kraft zurückzieht, wird der Körper leblos. Sie ist eine
unendliche Kraft und die Seele ist ihre Essenz. Der, welcher sich selbst
verwirklicht hat, indem er seine Seele aus den Krallen des Gemüts und der
Materie befreit hat, wird das Sprachrohr Gottes. Wer sind wir? Wir haben Gott
in uns. Wir sind alle Mikro—Götter. Nur durch das Ausfließen unserer Seele auf
die Ebene des Gemüts und der Sinne sind wir herabgesunken. Wenn wir den
sinnlichen Vergnügungen entsagen und unsere Aufmerksamkeit auf die uns
kontrollierende Kraft richten, werden wir bestimmt ihr Sprachrohr. So
kam Hazoor, um uns zu Satsangis zu machen. Ihr mögt denken, wenn die letzte
Wahrheit in uns allen ist, warum zieht sie die Seele nicht hinauf? Das ist ohne
Zweifel eine logische Frage. Wenn ein Stück Eisen mit Rost oder Staub bedeckt
ist, wird es von einem Magneten nicht angezogen. In dem Moment, wo das Stück
Eisen gereinigt ist, wird es vom Magneten sofort angezogen. Gleichermaßen haben
wir uns durch die schlechte Verbindung mit den sinnlichen Vergnügungen
verunreinigt, die unsere Seele die ganze Zeit aufrecht erhält. Wenn wir fähig
sind, die Seele von sinnlichen Vergnügungen zu befreien, können wir das
Sprachrohr Gottes werden. Hazoor
war personifizierte Wahrheit und er kam, um uns zu befähigen, die Wahrheit zu
erkennen. Gott ist das Höchste und der Herr von allem - dharma (Glauben oder
Religion), artha (Wohlstand), kaam (Wunsch) und moksha (Erlösung). Was immer
ihr ernsthaft von ihm erbittet, wird euch gegeben. Im heiligen Koran steht:
“Gott hat gesagt, worum immer ein Mensch bittet, wird ihm gewährt.” Andere
große Seelen haben ebenfalls gesagt: “Der Herr, der Wohltäter, befahl, laßt die
Kinder bitten, und es wird gegeben werden.” Worum immer wir ernsthaft bitten,
erhalten wir. Aber Hazoor kam, uns eine einzigartige Gabe zu verleihen. “Der
Guru (Meister) ist der größte Wohltäter.” Er gibt uns das Kapital des inneren
spirituellen Kontaktes, den niemand anders geben knnn. So war Hazoor ein
Satguru, eine Verkörperung der Wahrheit. Diese Meisterkraft führt uns
weiterhin. In
den USA hielt ich am Weihnachtstag eine Ansprache darüber, daß “Christus vor
Jesus lebte”. Christus ist die Gotteskraft; die Offenbarung in einem
menschlichen Pol ist als Jesus bekannt. Die gleiche Kraft offenbart sich zu
verschiedenen Zeiten über verschiedene menschliche Pole – wie Guru Nanak, Baba
Jaimal Singh, Hazoor Sawan Singh Ji. Die großen Seelen stehen über dem Zyklus
der Seelenwanderung. Wir
alle haben einen göttlichen Funken. Hazoor pflegte zu sagen, daß der Meister
nichts von außen hinzugibt. Er zeigt uns den Weg zu unserem letzten Ziel. Aber
nicht nur das, er erklärt uns, wie wir inneren Kontakt durch Zurückziehen von
den intellektuellen und sinnlichen Ebenen bekommen können. Diese größte Gabe
kann nur ein Heiliger geben. Nur eine solche Seele ist qualifiziert, ein
Heiliger genannt zu werden. Hazoor hatte die Fähigkeit, uns aus dem Netz des
Gemüts und der Materie zu befreien und unsere Seele nur durch einen Schimmer
seiner Gnade über das Körperbewußtsein zu erheben: “Nur
der allmächtige Meister kann die Seele hinaufziehen.” Soamiji
Jeder
kann mit ein wenig Übung eine religiöse Ansprache halten oder esoterische
Methoden erklären. Aber eine praktische spirituelle Erfahrung zu vermitteln ist
das Werk eines kompetenten Meisters. Hazoor offenbarte die Wahrheit in uns. Wer
war er wirklich? “Nur ein Gottmensch kann einen Gottmenschen wirklich
verstehen.” Ob er wohl die Verkörperung Gottes oder Gott selbst war? Oder ob er
einer von beiden oder beide in einem war? Dies liegt über unserem
Fassungsvermögen. Wir konnten ihn nur in dem Ausmaß erkennen wie er sich uns
offenbarte. Manchmal offenbarte er sich den Menschen auf verschiedene Weise.
Einige der Begebenheiten sind gut bekannt. Es ist dabei nichts Ungewöhnliches.
Die gleiche Gotteskraft ist noch am Werk. Sie ist sehr stark in uns und
beschützt uns. Einmal hielt Madame Blavatsky, die berühmte Theosophin, eine
Ansprache in Lahore. Sie sprach über etwas, das über der menschlichen
Intelligenz zu sein schien. Sofort unterbrach sie jemand und sagte: “Madame,
alles worüber Sie gesprochen haben ist leeres Geschwätz. Es ist so unmöglich
wie ein Blumenregen von oben.” Madame Blavatsky antwortete: “Glauben Sie, daß
das unmöglich ist.” Gleich darauf regnete es Blumen. Zu den erstaunten Zuhörern
sagte sie dann: “Dies ist auch in Übereinstimmung mit den Gesetzten der Natur,
die Ihnen noch verborgen sind.” Als
ich noch Student war, sah ich einen Mann, der Kunststücke in Hypnose zeigte. Er
hypnotisierte einen kleinen Jungen und forderte die Zuhörer auf, in irgendeiner
Sprache Fragen zu stellen und der Junge beantwortete sie in der gleichen
Sprache. Shri Har Kishan Ji, der achte Guru der Sikhs, war ungefähr neun Jahre
alt, als ihn ein Priester fragte: “Wie kommt es, daß dein Name beides
beinhaltet, Hari (Gott) und Kishan (Lord Krishna)? Wenn du wirklich so groß
bist wie Hari und Kishan waren, fordere ich dich auf, mit mir im Auslegen der
Shashtras (Schriften) in Sanskrit zu konkurieren.” Guru Hari Kishan Ji rief
einen ungebildeten Wasserträger, der zufällig des Weges kam. Der Guru berührte
dessen Schulter mit einem Stock und bat ihn, mit dem gelehrten Priester zu
debattieren. Der Wasserträger interpretierte die Sanskrit Shashtras mit solch
einem grundlegenden Wissen, daß der Priester verblüfft war und den Guru um
Vergebung bat. Diese Ereignisse erscheinen ungewöhnlich, aber sie sind keine
Wunder. Sie sind in Übereinstimmung mit den Gesetzen der Natur, die uns nicht
bekannt sind. Sie sind im Leben großer Seelen nichts Außergewöhnliches. Shamas—i—Tabrez
wollte, daß ein toter Körper im Namen Gottes lebendig werden möge. Es hatte keine
Wirkung. Aber als er den Toten in seinem eigenen Namen bat, aufzustehen, wirkte
das sofort und in dem toten Körper begann noch einmal das Leben zu pulsieren.
Maulana Rumi sagt: “Ein Gottmensch hat die Kraft, ein Pfeilgeschoß auf halbem
Wege selbst vom Himmel zurückzuholen. Maulana Rumi fragte, indem er über die
großen Seelen sprach: “Beanspruchen sie, Gott ebenbürtig zu sein?” Er selbst
antwortete: “Nein, sie sind die geliebten Kinder Gottes. Alle Handlungen eines
liebevollen Kindes werden vom Vater gewürdigt.” Große Seelen sind fähig, alles
zu tun, denn es ist tatsächlich die Gotteskraft, die im Gewand eines Meisters
über einen menschlichen Pol wirkt. Hazoor
kam hierher, um die Menschheit mit der Wahrheit zu vereinen. Um diese Mission
zu erfüllen, gewährte er uns ein Kapital des inneren Kontaktes. Dieses Kapital
muß entwickelt und nach und nach vergrößert werden. Man erreicht das Ziel nicht
am allerersten Tag der Initiation. Der Zeitfaktor ist notwendig. Wo die
weltlichen Philosophien enden, dort beginnt die Religion. Nach der Initiation sollte ein
spiritueller Aspirant sein Leben gemäß den Instruktionen des Meisters formen.
Die Grundsätze, die euch in den Satsangs (den heiligen Versammlungen) erklart
werden‚ sollten in die Praxis umgesetzt werden. Einer, der Nicht-Verletzen in
Gedanken, Worten und Taten beachtet, ist wirklich ein großer Mensch. Denkt
daran, daß Taten mehr sagen als Worte. Wenn ihr es euch zur Gewohnheit machr,
die Wahrheit zu sagen, werden es die Leute um euch ebenfalls so halten. Gedanken
sind machtvoller als Worte und selbst stärker als Taten. Wir sind eine bewußte
Wesenheit und Gott ist überbewußt. Wir sind das Selbst und Gott ist das
Überselbst, ein wahrer Ozean allen Bewußtseins und wir sind nur ein Tropfen
davon. Gott ist die höchte Kraft und imstande, Millionen Brahmands (spirituelle
Regionen) zu schaffen. Wir sind vom Wesen jener mächtigen Kraft und können
nicht einmal eine Stadt schaffen? Sicherlich können wir das. Große Seelen
mahnen uns immer, daß wir Mikro—Götter sind, aber in völliger Unwissenheit über
unser eigenes Selbst. “Einer,
dessen praktisches Leben beispielhaft ist, ist mein wahrer Schüler. Er ist wie mein Meister und ich
bin bereit, sein Ergebener zü sein.”
Gurbani
Das
Verhalten eines disziplinierten Initiierten sollte die Größe seines
tugendhaften Meisters widerspiegeln. Während der Moslem—Periode in Indien
konnte man sicher sein, daß ein Sikh, wenn immer er als Zeuge vor Gericht
mußte, nicht log. Gleichermaßen war es‚ wenn irgendeiner von Hazoors Schülern
vor einem Gericht zu erscheinen hatte, so wurde seine Aussage nie angezweifelt,
nur weil er ein Schüler Hazoors war. Eure Handlungen sollten beweisen, daß ihr
ein wahrer Ergebener einer großen Seele seid. “Ein
unwürdiger Schüler macht seinem Meister einen schlechten Namen.” Zu
einer großen Seele zu gehen und nicht seinen Lehren zu folgen, bedeutet, ihn zu
erniedrigen. Christus sagte: “Liebet einander, damit die Menschen erkennen, daß
ihr meine Jünger seid und einer heiligen Gemeinschaft angehört.” Wir sind ohne
Zweifel stolz auf die große Seele, die uns initiierte. Aber ist sie auch stolz
auf uns? Einer, der nach seines Meisters Anweisungen lebt, ist ein wahrer
Schüler. Große Seelen sagen immer, daß eine Unze Praxis mehr ist als Tonnen
Theorien. Bloßes theoretisches Wissen ohne Praxis ist von keinem Nutzen. Sheikh
Sadi hat gesagt, daß ein gelehrter, aber nicht praktizierender Mensch wie ein
mit einer Menge Bücher beladenes Tier ist. Guru Amar Das wurde einmal über das
Schicksal solcher nicht—praktizierender Menschen gefragt. Er antwortete, sie
seien wie ein Löffel, der im Pudding steckt, aber keinen Geschmack davon hat.
Das ist das Schicksal jener, die sich immer mit intellektuellem Streit
beschäftigen. Wir wissen, wie man anderen predigt, aber nicht wie uns selbst.
Wir hören den großen Seelen zu, um meistens zu vergessen, was immer sie uns
sagen oder um Wissen zu erlangen, was uns helfen kann, uns wie ein Heiliger zu
gebärden. Was ist rechtes Zuhören? “Es
bedeutet, an den Worten des vollkommenen Meisters festzuhalten.” Gurbani
Ihr
werdet von den fünf Pandava—Prinzen des Mahabharata Epos gehört haben. Sie
wurden für ihre erste Erziehung zu Guru Dronacharya geschickt. Die erste
Lektion, die sie vom Guru bekamen, war, die Wahrheit zu sprechen. Am nächsten
Tag fragte der Guru, ob sie ihre Aufgabe gelernt hätten. Alle außer Yudhishtra
bejahten. Yudhishtra war überhaupt nicht aufgetaucht. Der Guru wurde
informiert, daß Yudhishtra noch seine Lektion zu lernen hatte. Aus dem gleichen
Grunde ging Yudhishtra einige Tage nicht zum Guru. Erst nachdem er die Lektion
im wahren Sinn gelernt hatte, ging er zu Dronacharya, dem Guru, und erzählte
ihm ehrerbietig, daß er die Lektion gelernt habe. Er erklärte feierlich, daß er
sein ganzes Leben lang die Wahrheit sagen würde, und er blieb in seinem ganzen
Leben wahrhaftig. Wenn ihr danach handelt, was euch gesagt wird, genügt ein
einziger Satsang für eure Erlösung. “Wir
wollen das Ziel erreichen, aber wir wissen nicht, wie den rechten Pfad zu
beschreiten. Wir wissen nur, wie zu predigen und nicht wie zu praktizieren.” Hazoor war ein strenger Zuchtmeister. Wir
haben vollkommenen Glauben in seine Kompetenz. Ein einziger Gnadenblick von ihm
war ausreichend, einen zu befreien. Alles was wir jetzt hier haben, ist
zweifellos Hazoors unermeßliche Gnade. Er pflegt zu sagen: “Der, welcher
während des Lebens gelehrt ist, bleibt es auch. Und der, welcher jetzt ein
Analphabet ist, wie könnte er ein Gelehrter werden, wenn er tot ist.” Bharat (Indien) ist nach dem König
Bharata benannt. Er selbst war ein Asket. Er entsagte allem und lebte in der
Abgeschiedenheit, um zu meditieren. Dort zog er ein kleines Reh auf, nachdem
dessen Mutter gestorben war. Durch die ständige Gesellschaft entwickelte
Bharata eine so herzliche Liebe zu seinem Lieblingstier, daß er die ganze Zeit
an es dachte. Eines Tages verschwand das junge Reh. Bharata konnte die
Trennungsschmerzen nicht ertragen und starb kurz danach. Folglich mußte er als
ein Reh inkarniert werden und ist als Jar Bharata bekannt. Wie ihr denkt, so
werdet ihr. Der
Grundgedanke der Selbstprüfung oder das Führen eines Tagebuches ist, unsere
eigenen Handlungen zu prüfen. Ich habe es nach reiflicher Überlegung
vorgeschrieben. Ich führte in meiner Jugendzeit auch ein Tagebuch. Ein Bandit
mit Namen Udham Singh kam unter Hazoors spirituellen Einfluß und wurde
vollkommen umgewandelt. Manche Banditen werden auch heute noch initiiert. Naam
(das Wort) ist ein Großer Segen. Bloße intellektuelle Bildung ist, soweit es
das Erreichen der Erlösung betrifft, von keinem Nutzen. Das sagt Kabir in
deutlichen Worten. “Laßt euch nicht
durch das Aufsagen der Schriften, Singen von heiligen Versen und Hören von
Predigten forttragen. Der Weg der Heiligen ist etwas ganz anderes. Er kann nur
durch Selbstanalyse gefunden werden.” König
Ravana war ein Gelehrter aller Veden und Shastras. Aber trotz alledem ist er
für seine Bosheit bekannt. Und was tun wir? Handeln, sich in Pose werfen und
falsche Propaganda bringen uns keineswegs unserem wahren Ziel näher. Wir können
alle täuschen, aber nicht Gott. Er ist allgegenwärtig. Vom Zeitpunkt der
heiligen Initiation an bleibt der Meister ein ständiger unsichtbarer Begleiter
des Initiierten und überwacht alle seine Handlungen. Der Meister weiß alles
über seine Schüler. Deshalb
ist es unnütz, irgendetwas vor dem Meister zu verbergen. Hazoor pflegte uns
einfache Beispiele zu geben, um uns die verschiedenen Aspekte der Spiritualität
verständlich zu machen. Einmal ging Yusuf zu Königin Zulakhan. Sie wollte ihr
sinnliches Verlangen stillen. Zuerst verhüllte sie die Gottheit, die sie
verehrte. Als Yusuf sie nach dem Grunde fragte, antwortete sie, daß sie es
nicht gerne hätte, wenn die Gottheit ihre unheilige Handlung sähe. Yusuf rief
aus: “Mein Herr ist allgegenwärtig und keine unserer Handlungen bleibt ihm
verborgen!” Hazoor pflegte zu sagen: “Wir zögern sogar in der Gegenwart eines
Kindes eine unheilige Handlung zu begehen. Wie können wir es wagen, so etwas
jemals zu tun, wenn wir erkennen, daß Gott in uns alle unsere Handlungen
sieht.” Wenn ein spiritueller Aspirant von einem kompetenten Meister initiiert
wurde, verläßt ihn der Meister nie mehr, bis er im Reich Gottes ist. Somit
bringt der Meister die verlorene Seele sicher zurück zu ihrer ursprünglichen
Heimat. “Der, welcher für den Meister die höchste Hochachtung
hat und seine Gebote hält, braucht in allen drei Welten nichts zu fürchten.” Kabir
So
sind wir in Ehrerbietung von Hazoor hier und um die Wahrheit zu erkennen. Er
ist immer mit uns und gießt seine reiche Gnade aus. Um ihn jedoch zu erkennen,
ist es wesentlich, ein reines Herz zu haben. Könnt ihr jemals vom Herrn
erwarten, daß Er sich offenbart, solange euer Herz nicht makellos rein ist? Der
Herr kann nicht erkannt werden, solange euer Herz durch Lust, Ärger,
Eifersucht, Gegenbeschuldigung etc. in Unordnung ist. Unsere Seele schläft und
ist durch diese Laster befleckt. So wie ein Magnet staubbedecktes Eisen nicht
anzieht, wird Gott in uns die Seele auch nicht hinaufziehen, bis sie von allen
Unreinheiten frei ist. In einer solch hoffnungslosen Lage kann nur ein
kompetenter Meister zu unserer Errettung kommen. Dies ist in der Tat die Größe
einer Meisterseele. Zum Beispiel, wenn ein beladener Esel im Schmutz stecken
bleibt, kann er aus eigener Kraft nicht wieder herauskommen. Es muß ein anderer
aus reinem Mitleid die Lasten entfernen und dann den Esel aus dem Schmutz
herausziehen. Wir sind ebenfalls beladen mit einer großen Menge von Eindrücken
aus früheren zahllosen Geburten und sind außerdem im Netz sinnlicher
Vergnügungen gefangen. Es besteht kaum irgendein Unterschied zwischen uns, so
wie wir sind, und dem beladenen Esel. Wir brauchen ebenfalls eine barmherzige
Seele, welche selbst gänzlich frei ist, um uns zu entlasten und uns aus unserer
Notlage herauszubringen. Nur dann werden wir fähig sein, die Wirklichkeit zu
sehen. Die Größe einer solchen Meisterseele ist tatsächlich über jeder
Beschreibung. Solch ein kompetenter Meister befähigt uns, die Wahrheit zu
sehen, nachdem er uns von der Auswirkung früherer Eindrücke befreit hat und
indem er unsere Aufmerksamkeit über das Körperbewußtsein bringt. Hazoor
pflegte zu sagen, daß der Meister seinen Initiierten bestimmt zum letzten Ziel
bringt, aber erst, nachdem er ihn von allen Fehlern gänzlich gereinigt hat;
denn niemand will gerne schmutzige Kleider behalten, es sei denn, sie sind
gewaschen und gebügelt. Hazoor erwähnte oft ein Beispiel, daß ein Waschmann
sich niemals weigern wird, selbst die schmutzigsten Kleider zu waschen, weil er
auf seine Fähigkeit im Reinigen derselben vertraut, indem er vielleicht ein
bißchen extra Mühe dafür aufwendet. Die Seele ist im gegenwärtigen Zustand wie
reines Gold, das mit Staub vermischt ist. Entferne den Staub von ihr und sie
wird wieder reines Gold sein. Es ist nur eine Sache des Staubentfernens. Hazoor
kam, um uns im wahren Sinne in Satsangis umzuwandeln. Er betonte oft, daß der
menschliche Körper der Tempel Gottes sei und das ewige Licht in ihm leuchtet.
Aber wir entweihen diesen Tempel durch alle Arten von Unrat wie schlechte Diät,
unehrliche und unehrenhafte Einkünfte, Falschheit, Betrug,
Gegenbeschuldigungen, Selbstsucht und Scheinheiligkeit. Fleisch, Eier und
Berauschungsmittel zu verzehren bedeutet diesen Tempel zu verunreinigen. Solche
Ernährungsgewohnheiten sind dem spirituellen Wachstum nicht dienlich. Deshalb
sollte unsere Diät rein und vegetarisch sein. Außerdem sollte sie an einem
sauberen Ort und mit reinem Herzen zubereitet werden. In Indien gibt es bei
orthodoxen Familien noch einen Brauch, daß es keinem, außer der Hausfrau, die
das Essen zubereitet, gestattet ist, die Küche zu betreten. Das hilft, die
Küche rein zu halten. Heutzutage wird das Essen im allgemeinen von Dienstboten
zubereitet, welche allerlei lose Reden führen, während sie die Mahlzeiten
zubereiten. Das Gemüt wird durch das Essen, das man zu sich nimmt, beeinflußt. Ich
möchte euch meine eigene Erfahrung erzählen. 1921 war ich in einer
Rechnungsführungsabteilung eines indischen Regiments stationiert. Ein
Armee—Bediensteter pflegte mein Essen zu kochen. Ich hatte ihm strikte
Anweisung gegeben, keinem zu erlauben, die Küche zu betreten und heilige Verse
aufzusagen, während er das Essen zubereitet. Regelmäßig pflegte ich täglich
mitten in der Nacht zur Meditation zu sitzen. In einer Nacht merkte ich, daß
negative Gedanken meine Meditation störten. Ich weckte den Bediensteten auf und
fragte ihn, ob irgendjemand an diesem Abend bei ihm in der Küche gewesen war.
Er verneinte. Aber er log. Wo der Schmutz schon tonnenweise da ist, macht ein
bißchen mehr nichts aus. Aber auf einer sonst reinen Oberfläche wird selbst ein
Stäubchen Schmutz sichtbar. Ein
ethisches Verhalten und reine Diät sind somit Schrittsteine zur
Gott—Verwirklichung. Der Hauptgrund, weshalb ich dem Führen des Tagebuches so
große Bedeutung zumesse ist, sich seiner Schwächen bewußt zu werden. Wir
sprechen nur davon, daß Ahimsa (Gewaltlosigkeit) die wahre Religion ist, aber
wir beachten es nicht im Geiste. Das Ergebnis ist, daß wir Ihn, der alles
sieht, betrügen. Wie können wir dann seine Gnade erwarten? “Gesegnet
sind die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen.” Ein reines Herz
ist deshalb ein Muß, wenn wir Gott erkennen wollen. Alle Schriften und große
Seelen zeigen nur zwei Wege, um das letzte Ziel zu erreichen. Diese sind die
Art und Weise des Lebens und der Religion. Nun, was ist Religion? Es ist das
gleiche wie die letzte Wahrheit, die Kraft Gottes zu erkennen, welche die ganze
Schöpfung hervorgebracht hat und sie erhält. Die
Lebensweise ist deshalb unser erster Schritt. Es bedeutet das Einschärfen der
Gewohnheit der Wahrhaftigkeit in allen ihren Aspekten. Das Beachten der
Keuschheit ist einer von ihnen. Keuschheit ist Leben und sollte in Gedanken,
Worten und Taten befolgt werden. Die wahre Bedeutung der Ehe ist, einen
Lebenspartner zu haben, der euch unter allen Umständen beisteht, in Freude und
Leid, in Reichtum und Armut. Beide sollten zusammenwirken im Streben, Gott zu
verwirklichen. Wir
sollten für alle Liebe haben und für keinen Haß, denn die ganze Schöpfung ist
Seine Offenbarung. Und dann sollten wir selbstlosen Dienst leisten. Ahimsa
(Nicht—Verletzen) ist somit das höchste dharma (Religion). “Wenn
du deinen Geliebten finden willst, verletze keines Menschen Gefühle.” Farid
Maulana Rumi sagt: “Du magst dir Berauschungsmittel erlauben
oder soweit gehen, den heiligen Koran zu verbrennen oder du magst sogar die
heilige Kaaba in Brand setzen, aber verletze keines Menschen Gefühle.” Laßt uns das praktische Leben von Hazoor nehmen. Er
heiratete vor dem 25. Lebensjahr, aber seine Frau starb vor der Vollziehung der
Ehe. Er heiratete wieder nach dem 25. Lebensjahr vollkommenen Zölibats. Fr
pflegte selbst zu erzählen, daß sein Zusammensein mit seiner Familie während
seines ganzen Lebens insgesamt nicht mehr als 6 Monate war. Ihr könnt euch
vorstellen, was für ein diszipliniertes Leben er führte. Hazoors praktisches
Leben sollte uns die Augen öffnen. Er pflegte seinen gesamten Verdienst Baba
Jaimal Singh Ji Maharaj zu übergeben. Davon sandte Babaji Gold an Hazoors
Familie. Er ging nur zu seiner Heimatstadt (wo Hazoors Familie lebte), wenn
Babaji es von ihm wünschte. Viele Male wurde er gefragt, wie es möglich war,
daß er Familie hatte und auch gleichzeitig ein Heiliger sein konnte. Dazu
antwortete er immer, daß er seit dem Zeitpunkt, an dem ihm das spirituelle Werk
übertragen wurde, aufgehört hat, eine Familie zu haben. Alle Heiligen haben
gesagt, daß einer, solange er Familie hatte, nicht ein Heiliger sein kann. Das
Beachten der Keuschheit ist ein großer Segen und Hazoor legte immer größten
Wert auf die Keuschheit. Selbst im Alter von 90 Jahren pflegte er so laut wie
ein Löwe zu sprechen. Während jener Tage gab es keinen Lautsprecher und er
konnte, wenn er eine Satsang-Ansprache hielt, aus weiter Entfernung gehört
werden. Göttliches Wohlwollen lag auf seinem liebevollen Gesicht. Das kam
hauptsächlich durch sein striktes Beachten höchsten ethischen und reinen
Lebens. Hazoor hatte viele Tugenden, die wir ganz besonders in
unserem gegenwärtigen Zustand der Verblendung und Mutlosigkeit brauchen. Hazoor
hatte immer ein heiteres und freundliches Wesen. Er hatte alles Lächeln auf
seinem immer-strahlenden Gesicht. Jene, die ihn gesehen haben, wissen, daß er
in sich unermeßliche Liebe für seine Kinder, wie wir es sind, hatte. Er blickte
so liebevoll und milde, wie Eltern es tun, die ihre Kinder nach einer langen
Trennung wiedersehen. Sein Glück und seine Zuneigung waren vielleicht mehr als
die von wirklichen Eltern. Seine Liebe für seine Kinder war viel größer als die
Liebe, die hundert Väter und Mütter für ihre Kinder haben. Ein einziger
lebenspendender Blick von ihm konnte uns auf große Höhen erheben. Die Augen
sind die Fenster der Seele. Soamiji sagte: “Diese Augen sind die Fenster, die
sich zur Wohnstatt Gottes hin öffnen.” Wenn immer sich jemand in Verehrung vor
ihm beugte, pflegte er zu sagen: “Es ist nichts, sich vor meine Füße zu legen.
Man kann mich durch meine Augen sehen.” Hazoor
pflegte uns zu erzählen, daß er keine Spur von Kummer in sich hatte, als ein
Sohn starb, denn er dachte, daß die abgeschiedene Seele ein heiliges ihm anvertrautes
Gut von Gott war, das Er nach Seinem Willen zurücknehmen konnte. Diese Dinge
sind ganz üblich im Leben großer Heiliger. Heiterkeit war eine der vielen
Tugenden in Hazoors Leben. Das ist eine Sache, die wir von seinem Leben zu
lernen haben. Eines
der leuchtendsten Merkmale in Hazoors Leben ist das Üben von Enthaltsamkeit und
Keuschheit. Wir verlieren diese weltliche Tugend. Gott allein weiß, wie die
Zukunft sein wird, wenn die gegenwärtige Tendenz äußerster Gefühllosigkeit der
moralischen Regeln weitergeht. Habt
ihr je darüber nachgedacht, woher die Sinne ihre Kraft nehmen? Sie nehmen sie
von der Seele. Newton war an einem Straßenrand damit beschäftigt, ein
mathematisches Problem zu lösen und nahm eine nahe bei ihm vorbeiziehende
Kapelle nicht wahr. Jemand fragte ihn, ob eine Kapelle auf diesem Wege
vorbeigekommen sei. Er antwortete, daß er es nicht wisse. Seine Aufmerksamkeit
war zu der Zeit mit der Lösung des mathematischen Problems beschäftigt. Viele
Male passiert es, daß wir nicht einen Laut vernehmen, weil unsere
Aufmerksamkeit auf einen anderen Punkt gerichtet ist. Unsere Aufmerksamkeit
oder Seele ist somit die treibende Kraft unserer äußeren Fähigkeiten. Einer,
dessen inneres Selbst vor Wonne überfließt, wird fröhlich sein und liebevoll sprechen.
Wes das Herz voll ist, des geht der Mund über. Immer, wenn Hazoor lachte, war
es ein wirkliches und herzliches Lachen. Jene, die ihn lachen sahen, waren in
der Tat begünstigt. Das fröhliche und lebenspendende Lachen von Hazoor kann
niemals vergessen werden. Die großen Seelen füllen die ganze Atmosphäre mit
ihrer Ausstrahlung. Nur durch den Gedanken einer solch großen Seele fühlen wir
uns erhoben. Nach der Teilung Indiens 1947 mußte eine große Zahl Menschen von
Pakistan auswandern. Einige von ihnen konnten den Schock, alles in Pakistan
zurücklassen zu müssen, nicht ertragen und starben kurze Zeit darauf. Es war
wirklich schwierig, sie zu trösten. Aber jene, die zu Hazoor kamen, spürten
sofort eine lindernde Wirkung von seinen geladenen Worten. Seine einfachen
Worte ”nun, seid nicht bekümmert”, waren genug, ihnen Trost zu bringen. Wer
immer zu ihm ging, wurde durch seine liebevollen und milden Worte berührt.
Gütige Worte kosten nichts. Gütige
Worte, mit Demut gesprochen, sind der Wesenskern aller Tugenden. Er war ein
wirklich kompetenter Meister und von Demut erfüllt. Es ist richtig gesagt, daß
Demut die wahre Zierde der Heiligen ist. Dies sollte eine große Lektion für uns
sein. Hafiz sagte: “Güte und Rücksicht für Freunde und Feinde bringt Segen in beiden
Welten.” Denkt nicht schlecht von irgend jemanden, selbst nicht von euren
Feinden. Hazoor schrieb mir einmal: “Lieber, Unbequemlichkeit im Leben ist der
Besitz der Heiligen.” Um den Punkt zu erläutern, führte Hazoor einen Urdu—Vers
an: “In dem Moment, als ich zu lieben bestimmt war, wurden Seufzer als
Barschaft und die Wüste als Eigentum gegeben.” Hazoor setzte don Brief fort:
“Zum Satsang kommen alle Arten von Menschen. Es gibt welche, deren Herz vor
Liebe und Hingabe überfließen und die bereit sind, alles zu opfern — Körper,
Intellekt und Wohlstand. Und es gibt welche, die sich nur in Lippenbekenntnis
und Verleumdung ergehen. Sie sind immer bereit, zu kritisieren und zu
verleumden.” Hazoor fügte hinzu: “Aber unsere Pflicht ist es, alle zu lieben.
Wenn sie nicht ihre üblen Gewohnheiten aufgeben, weshalb sollten wir unsere
edlen aufgeben.” Dieser Brief ist bis jetzt der Notanker in meinem Leben
gewesen und wird immer ein leitender Grundsatz in meinem Leben bleiben. Man
sollte Nicht—Verletzen in Gedanken, Worten und Taten befolgen. Handeln ist
wirksamer als Worte und unsere Gedanken haben einen noch größeren Einfluß auf
unser Tun. “Niemand
kann sich in Gegenwart von Demut und Wunschlosigkeit hervortun.” Guru
Arjan
Der Zweck unseres Lebens ist, ein Satsangi zu werden - einen
Kontakt mit der Wahrheit zu bekommen. Wenn wir diese Stufe erreichen, werden
wir immer zufrieden und glücklich angesichts der ganzen Schöpfung sein. Der
Samen ist die Essenz unseres Körpers. Es ist die treibende Kraft, eine lebendige
Flüssigkeit. Je mehr wir davon im Körper haben, desto gesünder werden wir sein.
Einer, der Keuschheit praktiziert, ist groß und mutig genug, Hunderten von
Menschen alleine gegenüber zu treten. Wenn ein solcher Mensch spirituelles
Verständnis hat, ist er wirklich eine große Seele. Jene, denen es an dieser
wesentlichen Eigenschaft mangelt, sind unfähig für irgendeinen nennenswerten
Fortschritt. In den Shashtras (Hindu—Schriften) steht geschrieben, daß es dem
Tode gleichkommt, auch nur einen Tropfen Samen zu vergeuden. Ihn zu behalten,
bedeutet Leben. Guru Nanak hat ebenfalls gesagt: “Wer immer den Samen verliert,
verliert alles.” Wir
sollten unser Leben nach den Schriften umformen. Wie schon erklärt, ist der
Sinn der Ehe, einen Kameraden zu haben, der mit einem im Leben durch Dick und
Dünn, geht. Beide sollten demnach streben, das letzte Ziel zu erreichen.
Zeugung ist nur ein unbedeutender Aspekt des ehelichen Lebens. Von der Zeit der
Empfängnis, bis das Kind durch die Milch der Mutter genährt wird, sollte absolute
Enthaltsamkeit sein. Somit, wenn einmal die Empfängnis stattgefundeh hat,
sollte eine Unterbrechung von zwei oder mehr Jahren in der sexuellen Beziehung
sein. Dies ist, was die Schriften vorschreiben. Wenn einer auf diese Weise zwei
oder drei Kinder hat, wird er als keusche Person angesehen. Christus sagte: “Ehemänner sollten ihre Fraüen so lieben wie
Christus die Kirche liebte.” Christus sagte weiter: “Wenn ihr betet, liebt den
Herrn, als ob ihr niemals eine Frau gehabt hättet!” Dies sollte unser höchstes
Vorbild sein. Tulsi Sahib ist noch weiter gegangen, wenn er sagte: “Wenn ihr
Wahrhaftigkeit und Demut verwirklicht habt und alle Frauen als eure eigene
Mutter betrachtet, und wenn ihr dann noch nicht Gott erkannt habt, werde ich
für euch, als Diener Gottes, Bürge stehen.” Prophet Mohammed sagte ebenfalls: “Wenn ihr die beiden
Sinnesorgane, nämlich das eine zwischen den Lippen und das andere zwischen den
Schenkeln, unter Kontrolle habt, werde ich für euch Bürge stehen im Reich des
Herrn.” Einer großen Seele zu gedenken heißt, sich ihre Lehren in
unserem praktischen Leben zu eigen zu machen. Bloßes Lippenbekenntnis ist von
keinem Nutzen. Wenn wir praktizieren, wird Segen herabgerufen. Wir sollten eine
Lektion aus Hazoors Leben lernen. Wir sind hier zu seinem Gedächtnis und von
diesem Tage an sollten wir uns dafür entscheiden, ein frommes und
diszipliniertes Leben zu führen. Wir sollten uns regelmäßiger Selbstprüfung
unterziehen durch das Führen eines Tagebuches. Ihr müßt lediglich keusch werden
und ihr werdet erleben, daß ihr übernatürliche Kräfte der Wahrnehmung und des
Vorherwissens weltlicher Ereignisse entwickelt. Und wenn ein keusches Leben in
der Farbe der Spiritualität gefärbt ist, dann kann man sich die großen
Fähigkeiten eines Menschen gut vorstellen. Somit sind Reinheit des Herzens und
keusches Leben die Hauptvorbedingungen für spirituellen Fortschritt. Tulsi
Sahib sagt: “Reinige
dein Herz und entferne alle weltlichen Gedanken, um dem Herrn innen Platz zu
machen.” Wir müssen Gott erkennen durch Reinheit der Diät und des
Verhaltens und das Entwickeln der Empfänglichkeit durch ständige Erinnerung an
Ihn. Ihr braucht nicht die Welt verleugnen und in den Dschungel gehen, um Gott
zu erkennen. Ein persischer Mystiker sagt: “Ich
bitte dich nicht, dich von der Welt fern zu halten. Aber du solltest, was immer
du tust, bei Gott sein.” Ihr
solltet den Herrn zu keiner Zeit vergessen und Ihm immer dankbar sein. Wenn ihr
eine solche Empfänglichkeit entwickelt, seid ihr frei von Bindung. So ist Reinheit in Gedanken, Reinheit in der Diät und
Reinheit im Verhalten am wesentlichsten. Wenn euer inneres Selbst frei von
allem Makel ist, wird das göttliche Licht und der himmlische Ton aus der Stille
des Herzens hervorgehen. Selbst die Stille wird dann hörbar. Unsere Meditation
ist nicht erfolgreich, weil wir uns erst noch zu der notwendigen Stufe erheben
müssen. Kabir sagt: “Wenn unser Herz verunreinigt ist, werden wir aus dem
Königreich Gottes verstoßen.” Tulsi Sahib sagte, daß er es nicht glauben würde, wenn einer
sagen würde, er hätte den Meister erkannt. So kennen die Menschen Hazoor nur
soweit, wie er sich selbst offenbarte. Er war der strahlende Edelstein der
Demut und Keuschheit. Er hatte eine göttliche Anziehungskraft in sich. Jene,
die Gelegenheit hatten, ihn zum ersten Mal selbst aus einer Entfernung zu
sehen, werden die Gottesfurcht und Größe eines Heiligen an ihm bemerkt haben.
Wir sollten heute wenigstens vier Tugenden von seinem Leben lernen. Diese sind: Freundliche Sprache, Heiterkeit,
Keuschheit und Demut. Wenn
wir uns diese Tugenden zu eigen machen, werden wir in unserem Leben die
vollkommene Umwandlung erfahren. Führt eure Tagebücher ab heute und seht das
Ergebnis. Es ist Hazoors Gnade, daß ihr praktische Erfahrung zur Zeit der
Initiation bekommt. Sie muß weiter entwickelt werden durch Widmen ausreichender
und regelmäßiger Zeit für die Meditation. Gewöhnhiche Entschuldigung für das
Vernachlässigen der Meditation ist, daß man zu wenig Zeit hat. Vergeßt nicht,
daß man eines Tages sterben muß. Und nur ihr müßt eure Meditation ausführen,
keiner sonst. Es ist nicht wie das Darbringen von rituellen Gebeten, die ein
Priester für euch vornehmen kann. Erfolgreiche Meditation bringt reichen Segen,
völlige Zufriedenheit und Konzentration. Somit müssen wir uns mit der Wahrheit,
die bereits in uns ist, verbinden. Um ein Satsangi (einer, der mit der Wahrheit
verbunden ist) zu werden, muß man aufhören, ein Mansangi (einer, welcher mit
den Sinnen verbunden ist) zu sein. Also müssen wir unsere Bindung an sinnliche Vergnügungen
ablegen, um die letzte Wahrheit zu erreichen. Wir sind wirklich begünstigt, daß
wir bei der allerersten Sitzung zur Zeit der Initiation praktische spiritueller
Wonne erhalten. Das ist alles Hazoors Gnade und Segen. Er hat uns nie verlassen
Wir müssen uns seiner Gnade würdig erweisen. Die Meisterkraft stirbt niemals.
Diese göttliche Kraft ist unsterblich. Nur der Pol, durch welchen sie sich
offenbart, ändert sich. Während einer meiner Ansprachen in Amerika sagte ich,
daß Christus vor Jesus lebte. Sie fragten mich: “Wann kommt Christus wieder?”
Ich antwortete, ‘hat er uns je verlassen?‘ Hat er nicht gesagt: “Ich werde euch
nicht verlassen noch versäumen bis zum Ende der Welt.” Diese Kraft wirkt durch
verschiedene menschliche Pole. Sie ist in euch. Jene,
die initiiert wurden, müssen ihre Aufmerksamkeit von außen zurückziehen und
sich über das Körperbewußtsein erheben. Um diese Aufgabe auszuführen, mögt ihr
die Hilfe von dem menschlichen Pol nehmen, durch den diese Kraft wirkt. So
formt euer Leben um, wenn ihr ein Satsangi werden wollt. Seine reiche Gnade ist
schon da, um uns spirituell zu erheben. Wir brauchen einen kompetenten Führer,
der uns auf den rechten Pfad stellt und ein Fackelträger auf der inneren
spirituellen Reise sein kann: ”Der,
welcher sich selbst einen Satguru oder
Sant
nennt, möge uns den unsichtbaren Herrn zeigen.” Kabir Nur ein solcher Meister, der fähig ist, unser inneres Auge,
das Dritte Auge, zu öffnen, ist kompetent, unser spiritueller Führer zu werden.
Er gibt das Anfangskapital von Naam, um zu beginnen. Wir müssen dann unser Teil
tun durch die regelmäßige Praxis der Selbstprüfüng. Durch Hazoors Gnade
erhielten wir das Anfangskapital und beließen es dabei. Wenn wir das letzte
Ziel erreichen möchten, müssen wir unsere alten Wege verbessern. Sich einmal im
Jahr an Hazoor erinnern, ist nicht genug. Wir sollten jeden Tag in liebevoller
Erinnerung an den Meister sitzen. Den Meister zu vergessen bedeutet, seinen Schutz zu
verlieren, wodurch ihr der negativen Kraft Gelegenheit gebt, euch unten zu
halten. Nichtsdestoweniger wird euch die Meisterkraft in der Strommitte nicht
verlassen. Er hat mächtige schützende Hände. Die Saat der Spiritualität, die
durch ihn zur Zeit der Initiatien gesät wurde, muß früher oder später aufgehen.
“Keiner kann diese Saat zerstören.” Aber wenn ihr den Boden nicht entsprechend
bereitet, damit er jetzt fruchtbar wird, werdet ihr ohne Zweifel als
menschliche Wesen wiedergeboren werden müssen, um die Aufgabe zu erfüllen, denn
die Saat, die durch einen kompetenten Meister gesät wurde, muß voll sprießen.
Aber warum eure Qual hinauszögern und ausdehnen? Ihr habt euch im Gedenken an
Hazoor versammelt, der eine lebendige Verkörperung der Wahrheit war. So faßt
heute einen festen Entschluß. Zum
Schluß möchte ich wieder betonen, daß ihr das Fundament stärken müßt. Wenn ihr
einen Schritt in der rechten Richtung tut, wird der Meister eine Million
Schritte machen, um euch zu führen und zu helfen. Dies ist eine Garantie,
welche ich euch im Namen Hazoors gebe. Die Menschen kommen weinend in die Welt
und nach einem Leben des Leides und der Not verlassen sie sie immer noch
weinend. Führt ein so diszipliniertes Leben, daß ihr von dieser Welt mit einem
zufriedenen Lächeln auf eurem Gesicht scheidet und die Menschen werden sich euer
erinnern. Das Tagebuch, das ich nach einer reiflichen Überlegung
vorgeschrieben habe, wird euch viel bei eurem spirituellen Fortschritt helfen.
Bleibt in euren jeweiligen sozialen Gemeinschaften und Religionen. Alle sind
edel in ihrem Ziel. Wir alle sind eins als Menschheit und auch auf der Ebene
der Seele sind wir alle eins. Wir sind alle Kinder Gottes. Die gleiche
kontrollierende Kraft überwacht uns alle. Dies ist die Lehre aller Heiligen. Möge die
Barmherzigkeit des Herrn Deiner Seele mit Dir sein, möge der Herr Deiner Seele
Dir helfen jetzt und immerdar. Lieber Kirpal
Singh Ji, Radhasoami. Ich
habe Deinen lieben Brief erhalten und sein Inhalt erfreute mich. Mein Lieber,
Heilige übernehmen ein unbequemes Erbe. “Als die Krone der
Liebe auf mein Haupt gesetzt wurde, wurden Seufzer als Barschaft gewährt und
die Wüste als Eigentum. Wir
sind Marionetten in Gottes Hand und
werden durch unser Schicksal geleitet. Wir
gehen, wohin es uns vorgeschrieben ist. Nanak,
wie wahr ist das!”
Wir Menschen sind
in die Welt gekommen, um dem Herrn zu dienen. Widme Dich beständig der
Meditation und vollende den Weg der Spiritualität. Aber der Dienst an Seiner
Schöpfung ist ebenso wichtig. Sieh auf mich. Ich stehe im Dienst an der
Menschheit von morgens bis abends. Bisweilen habe ich nicht einmal genügend
Zeit für die Meditation, aber Hazoor Maharaj (Baba Jaimal Singh Ji) pflegte zu
sagen, daß der Dienst an der Menschheit nicht weniger wichtig ist, als die
Meditation. Und wenn Du das Gefühl hast, daß die Menschen unserer Liebe nicht
so viel Aufmerksamkeit zollen wie sie sollten, erwarten wir dennoch keinen Lohn
für unseren Dienst am Satsang. Alle möglichen Leute kommen zum Satsang; es gibt
solche, deren Herz vor Liebe überfließt, und die bereit sind, alles zu opfern
was sie haben, Körper, Gemüt und Geld. Einige ergehen sich in Geschwätz und
Verleumdung, sie sind jederzeit zu übler Nachrede bereit. Aber unsere Pflicht
ist, alle zu lieben. Wenn sie ihren sündhaften Weg nicht aufgeben, warum
sollten wir auf unser edles Tun verzichten? Mein Rat für Dich ist, Satsang zu
halten, während Du gleichzeitig Deine offiziellen Pflichten erfüllst und ebenso
Bhajan und Simran nachkommst. Ich bin sehr erfreut über Dich. Du dienst dem
Herrn mit allen Deinen Gaben — mit Körper, Gemüt und Geld. Übermittle meinen
Radhasoami Bibi Krishna und alles Liebe für die Kinder. Dein
gez.
Sawan Singh 11. 6. 1939 |