SAT SANDESH

Der Pfad der Meister

November/Dezember 1968

 

 

VOM MEISTER

 

Der Meister spricht:

Er kam, um uns zu Satsangis zu machen

Auszüge aus “Spirituelles Elixier”

Die Rolle der Ernährung

Das Gesetz des Karma

 

VON ANDEREN VERFASSERN

 

Das höchste Opfer (Bhai Nandlal)

Der Altar (Kabir)

Brief von Sant Sawan Singh an Sant Kirpal Singh vom 11. 6. 39

Göttliche Ekstase

Die Wichtigkeit der Initiation (      Dona G. Kelley)

Sinn und Zweck des Satsang (Bhadra Sena)

Gemüt und Seele (K. Golden)

Meine Initiation (L. Gurney Parrott)

Uralte Weisheiten

 

 

DAS HÖCHSTE OPFER

 

Ich nahm die menschliche Geburt nur,

um Deine strahlende Glorie in Fleisch und Blut zu sehen.

Dafür bin ich wieder gekommen, Dich in dieser Form zu schauen.

Ginge es nicht darum, wo lag dann für mich die Notwendigkeit,

wieder in diese leiderfüllte Welt zu komnen?

 

Ich nahm dieses armselige Körperkleid, um Dir zu dienen;

sonst war ich nicht interessiert, hierher zu kommen.

Für wahr gesegnet ist das Leben, in Deinen liebevollen Gedenken verbracht.

Was würde ich sonst gewinnen, unter dem himmelblauen Firmament zu leben?

 

Wenn ich Deine lebendige Gegenwart vergesse,

bin ich in dem Augenblick so gut wie tot.

Ein Leben, nicht in Verbindung mit Dir, ist wertlos.

Laß mich für den Staub Deiner heiligen Füße Herz und Leben opfern.

Und laß alle, die mir in meinen Suchen helfen, Dich finden.

 

Bhai Nandlal

 

 

DER ALTAR

 

Gib Ihm Körper und Gemüt, der keinen eigenen Wunsch hat;

Ohne Gedanken an dich selbst, sei in Ihn begründet.

Was verbleibt nach dem Gemüt? Nicht einmal der Körper.

Nichts verbleibt, das hingegeben werden könnte, sagt Kahir.

 

Ist Körper und Gemüt hingegeben, bleibt keine Last,

die man mit sich tragen muß.

Wer stolz ist auf sein Opfer, der entgeht der Strafe nicht;

Denn wer kann sich vom Saat-Geist im Innern trennen?

O Kabir, wie kann das Gemüt unterworfen und hingegeben werden?

 

Mit Körper und Gemüt löse dich von Saat—Geist.

O Kabir, erst wenn man den Meister hört, wird man furchtlos.

Lege den Saat-Geist auf den Altar der Lotosfüße des Meisters nieder;

O Kabir, dann sieht man nichts als die strahlende Form des Meisters!

 

Kabir

 

 

DER MEISTER SPRICHT

 

ER KAM, UM UNS ZU SATSANGIS ZU MACHEN

 

Wir haben uns heute zum Gedenken an Hazoor Sawan Singh Ji Maharaj versammelt. Es wurde festgestellt, daß wir immer, wenn wir in liebevollem Gedenken mi ihm sitzen, eine kühle Brise bekommen. Und heute haben wir eine wunderbare Brise.

 

“O ihr Lieben, sucht euren Geliebten,

denn Sawan ist gekommen.

Wenn eure Aufmerksamkeit anderswo ist,

solltet ihr immer Tränen der Reue weinen.”

 

Hazoor kam und gab uns einen Schimmer des göttlichen Lichtes. Große Seelen kommen mit einer bestimmten Mission und gehen, nachdem sie sie erfüllt haben. Einmal in einer Winternacht zwischen neun und zehn Uhr waren Dr. Julian P. Johnson, ein amerikanischer Subtiler, und ich bei Hazoor. Dr. Johnson fragte Hazoor, ob es für einen Sikh (Schüler) ratsam sei, zu seinem Meister zu beten. Hazoor sagte, daß das bloße Leben eines Schülers vom Gebet abhängt. Da er schwach und hilflos ist, ist das Gebet die einzige Waffe, die ihm als Rüstzeug bleibt. Einer, der hilflos ist, sucht immer den Schutz eines mächtigen und kompetenten Menschen.

 

Worum sollte ein Schüler beten? Der Mensch ist eine dreifältige Wesenheit, die Körper, Gemüt oder Intellekt und Seele umfaßt. Wir sind alle Mikro—Götter. Die Seele ist von Gottes Wesen. Nur die Seele kann Gott erkennen.

 

Hazoor nahm seinen irdischen Aufenthalt und zeigte uns das göttliche Licht, bevor er uns körperlich verließ. Es sieht aus, als sei er gegangen, doch er ist immer mit uns. Die Meisterkraft — ihr mögt sie Gotteskraft oder Christuskraft nennen, stirbt niemals. Sie unterliegt nicht Geburt und Tod. Indem sie sich in verschiedenen menschlichen Polen manifestiert, führt sie die Menschheit auf einen rechten Pfad. Durch die Offenbarungen solch großer Seelen entwickeln die Menschen Glauben in Gott.

 

Hazoor war die personifizierte Wahrheit. Er kam, um uns zu Satsangis zu machen, zu solchen, die mit der Wahrheit verbunden sind. Die Seele ist die Wahrheit und das Wesen Gottes. Gott ist unsterblich und so auch unsere Seele. Nur durch die ständige Gemeinschaft der Seele mit dem Gemüt und den Sinnen ist sie schwach geworden, denn man wird in einem großen Ausmaß durch den Umgang, den man pflegt, beeinflußt.

 

“Der Herr ist in uns allen gegenwärtig;

kein nenschliches Herz ist ohne Ihn.

Gesegnet ist der menschliche Pol, wo er offenbart ist.”

 

Gurbani

 

Gott ist unsere kontrollierende Kraft. Der physische Körper ist solange von Nutzen, wie die Seele in ihm ist. Die Seele kann nicht entkommen, trotz der neun Öffnungen im menschlichen Körper - Augen, Ohren Nasenlöcher, Mund und zwei im unteren Teil. Wenn wir ausatmen, bleibt der Atem nicht außen. Eine kontrollierende Kraft stößt ihn in den Körper zurück. Wenn sich diese kontrollierende Kraft zurückzieht, wird der Körper leblos. Sie ist eine unendliche Kraft und die Seele ist ihre Essenz. Der, welcher sich selbst verwirklicht hat, indem er seine Seele aus den Krallen des Gemüts und der Materie befreit hat, wird das Sprachrohr Gottes. Wer sind wir? Wir haben Gott in uns. Wir sind alle Mikro—Götter. Nur durch das Ausfließen unserer Seele auf die Ebene des Gemüts und der Sinne sind wir herabgesunken. Wenn wir den sinnlichen Vergnügungen entsagen und unsere Aufmerksamkeit auf die uns kontrollierende Kraft richten, werden wir bestimmt ihr Sprachrohr.

 

So kam Hazoor, um uns zu Satsangis zu machen. Ihr mögt denken, wenn die letzte Wahrheit in uns allen ist, warum zieht sie die Seele nicht hinauf? Das ist ohne Zweifel eine logische Frage. Wenn ein Stück Eisen mit Rost oder Staub bedeckt ist, wird es von einem Magneten nicht angezogen. In dem Moment, wo das Stück Eisen gereinigt ist, wird es vom Magneten sofort angezogen. Gleichermaßen haben wir uns durch die schlechte Verbindung mit den sinnlichen Vergnügungen verunreinigt, die unsere Seele die ganze Zeit aufrecht erhält. Wenn wir fähig sind, die Seele von sinnlichen Vergnügungen zu befreien, können wir das Sprachrohr Gottes werden.

 

Hazoor war personifizierte Wahrheit und er kam, um uns zu befähigen, die Wahrheit zu erkennen. Gott ist das Höchste und der Herr von allem - dharma (Glauben oder Religion), artha (Wohl­stand), kaam (Wunsch) und moksha (Erlösung). Was immer ihr ernsthaft von ihm erbittet, wird euch gegeben. Im heiligen Koran steht: “Gott hat gesagt, worum immer ein Mensch bittet, wird ihm gewährt.” Andere große Seelen haben ebenfalls gesagt: “Der Herr, der Wohltäter, befahl, laßt die Kinder bitten, und es wird gegeben werden.” Worum immer wir ernsthaft bitten, erhalten wir. Aber Hazoor kam, uns eine einzigartige Gabe zu verleihen. “Der Guru (Meister) ist der größte Wohltäter.” Er gibt uns das Kapital des inneren spirituellen Kontaktes, den niemand anders geben knnn. So war Hazoor ein Satguru, eine Verkörperung der Wahrheit. Diese Meisterkraft führt uns weiterhin.

 

In den USA hielt ich am Weihnachtstag eine Ansprache darüber, daß “Christus vor Jesus lebte”. Christus ist die Gotteskraft; die Offenbarung in einem menschlichen Pol ist als Jesus bekannt. Die gleiche Kraft offenbart sich zu verschiedenen Zeiten über verschiedene menschliche Pole – wie Guru Nanak, Baba Jaimal Singh, Hazoor Sawan Singh Ji. Die großen Seelen stehen über dem Zyklus der Seelenwanderung.

 

Wir alle haben einen göttlichen Funken. Hazoor pflegte zu sagen, daß der Meister nichts von außen hinzugibt. Er zeigt uns den Weg zu unserem letzten Ziel. Aber nicht nur das, er erklärt uns, wie wir inneren Kontakt durch Zurückziehen von den intellektuellen und sinnlichen Ebenen bekommen können. Diese größte Gabe kann nur ein Heiliger geben. Nur eine solche Seele ist qualifiziert, ein Heiliger genannt zu werden. Hazoor hatte die Fähigkeit, uns aus dem Netz des Gemüts und der Materie zu befreien und unsere Seele nur durch einen Schimmer seiner Gnade über das Körperbewußtsein zu erheben:

 

“Nur der allmächtige Meister kann die Seele hinaufziehen.”

 

Soamiji

 

Jeder kann mit ein wenig Übung eine religiöse Ansprache halten oder esoterische Methoden erklären. Aber eine praktische spirituelle Erfahrung zu vermitteln ist das Werk eines kompetenten Meisters. Hazoor offenbarte die Wahrheit in uns. Wer war er wirklich? “Nur ein Gottmensch kann einen Gottmenschen wirklich verstehen.” Ob er wohl die Verkörperung Gottes oder Gott selbst war? Oder ob er einer von beiden oder beide in einem war? Dies liegt über unserem Fassungsvermögen. Wir konnten ihn nur in dem Ausmaß erkennen wie er sich uns offenbarte. Manchmal offenbarte er sich den Menschen auf verschiedene Weise. Einige der Begebenheiten sind gut bekannt. Es ist dabei nichts Ungewöhnliches. Die gleiche Gotteskraft ist noch am Werk. Sie ist sehr stark in uns und beschützt uns. Einmal hielt Madame Blavatsky, die berühmte Theosophin, eine Ansprache in Lahore. Sie sprach über etwas, das über der menschlichen Intelligenz zu sein schien. Sofort unterbrach sie jemand und sagte: “Madame, alles worüber Sie gesprochen haben ist leeres Geschwätz. Es ist so unmöglich wie ein Blumenregen von oben.” Madame Blavatsky antwortete: “Glauben Sie, daß das unmöglich ist.” Gleich darauf regnete es Blumen. Zu den erstaunten Zuhörern sagte sie dann: “Dies ist auch in Übereinstimmung mit den Gesetzten der Natur, die Ihnen noch verborgen sind.”

 

Als ich noch Student war, sah ich einen Mann, der Kunststücke in Hypnose zeigte. Er hypnotisierte einen kleinen Jungen und forderte die Zuhörer auf, in irgendeiner Sprache Fragen zu stellen und der Junge beantwortete sie in der gleichen Sprache. Shri Har Kishan Ji, der achte Guru der Sikhs, war ungefähr neun Jahre alt, als ihn ein Priester fragte: “Wie kommt es, daß dein Name beides beinhaltet, Hari (Gott) und Kishan (Lord Krishna)? Wenn du wirklich so groß bist wie Hari und Kishan waren, fordere ich dich auf, mit mir im Auslegen der Shashtras (Schriften) in Sanskrit zu konkurieren.” Guru Hari Kishan Ji rief einen ungebildeten Wasserträger, der zufällig des Weges kam. Der Guru berührte dessen Schulter mit einem Stock und bat ihn, mit dem gelehrten Priester zu debattieren. Der Wasserträger interpretierte die Sanskrit Shashtras mit solch einem grundlegenden Wissen, daß der Priester verblüfft war und den Guru um Vergebung bat. Diese Ereignisse erscheinen ungewöhnlich, aber sie sind keine Wunder. Sie sind in Übereinstimmung mit den Gesetzen der Natur, die uns nicht bekannt sind. Sie sind im Leben großer Seelen nichts Außergewöhnliches.

 

Shamas—i—Tabrez wollte, daß ein toter Körper im Namen Gottes lebendig werden möge. Es hatte keine Wirkung. Aber als er den Toten in seinem eigenen Namen bat, aufzustehen, wirkte das sofort und in dem toten Körper begann noch einmal das Leben zu pulsieren. Maulana Rumi sagt: “Ein Gottmensch hat die Kraft, ein Pfeilgeschoß auf halbem Wege selbst vom Himmel zurückzuholen. Maulana Rumi fragte, indem er über die großen Seelen sprach: “Beanspruchen sie, Gott ebenbürtig zu sein?” Er selbst antwortete: “Nein, sie sind die geliebten Kinder Gottes. Alle Handlungen eines liebevollen Kindes werden vom Vater gewürdigt.” Große Seelen sind fähig, alles zu tun, denn es ist tatsächlich die Gotteskraft, die im Gewand eines Meisters über einen menschlichen Pol wirkt.

 

Hazoor kam hierher, um die Menschheit mit der Wahrheit zu vereinen. Um diese Mission zu erfüllen, gewährte er uns ein Kapital des inneren Kontaktes. Dieses Kapital muß entwickelt und nach und nach vergrößert werden. Man erreicht das Ziel nicht am allerersten Tag der Initiation. Der Zeitfaktor ist notwendig. Wo die weltlichen Philosophien enden, dort beginnt die Religion.

 

Nach der Initiation sollte ein spiritueller Aspirant sein Leben gemäß den Instruktionen des Meisters formen. Die Grundsätze, die euch in den Satsangs (den heiligen Versammlungen) erklart werden‚ sollten in die Praxis umgesetzt werden. Einer, der Nicht-Verletzen in Gedanken, Worten und Taten beachtet, ist wirklich ein großer Mensch. Denkt daran, daß Taten mehr sagen als Worte. Wenn ihr es euch zur Gewohnheit machr, die Wahrheit zu sagen, werden es die Leute um euch ebenfalls so halten. Gedanken sind machtvoller als Worte und selbst stärker als Taten. Wir sind eine bewußte Wesenheit und Gott ist überbewußt. Wir sind das Selbst und Gott ist das Überselbst, ein wahrer Ozean allen Bewußtseins und wir sind nur ein Tropfen davon. Gott ist die höchte Kraft und imstande, Millionen Brahmands (spirituelle Regionen) zu schaffen. Wir sind vom Wesen jener mächtigen Kraft und können nicht einmal eine Stadt schaffen? Sicherlich können wir das. Große Seelen mahnen uns immer, daß wir Mikro—Götter sind, aber in völliger Unwissenheit über unser eigenes Selbst.

 

“Einer, dessen praktisches Leben beispielhaft ist, ist mein wahrer Schüler.

Er ist wie mein Meister und ich bin bereit, sein Ergebener zü sein.”

 

Gurbani

 

Das Verhalten eines disziplinierten Initiierten sollte die Größe seines tugendhaften Meisters widerspiegeln. Während der Moslem—Periode in Indien konnte man sicher sein, daß ein Sikh, wenn immer er als Zeuge vor Gericht mußte, nicht log. Gleichermaßen war es‚ wenn irgendeiner von Hazoors Schülern vor einem Gericht zu erscheinen hatte, so wurde seine Aussage nie angezweifelt, nur weil er ein Schüler Hazoors war. Eure Handlungen sollten beweisen, daß ihr ein wahrer Ergebener einer großen Seele seid.

 

“Ein unwürdiger Schüler macht seinem Meister einen schlechten Namen.”

 

Zu einer großen Seele zu gehen und nicht seinen Lehren zu folgen, bedeutet, ihn zu erniedrigen. Christus sagte: “Liebet einander, damit die Menschen erkennen, daß ihr meine Jünger seid und einer heiligen Gemeinschaft angehört.” Wir sind ohne Zweifel stolz auf die große Seele, die uns initiierte. Aber ist sie auch stolz auf uns? Einer, der nach seines Meisters Anweisungen lebt, ist ein wahrer Schüler. Große Seelen sagen immer, daß eine Unze Praxis mehr ist als Tonnen Theorien. Bloßes theoretisches Wissen ohne Praxis ist von keinem Nutzen. Sheikh Sadi hat gesagt, daß ein gelehrter, aber nicht praktizierender Mensch wie ein mit einer Menge Bücher beladenes Tier ist. Guru Amar Das wurde einmal über das Schicksal solcher nicht—praktizierender Menschen gefragt. Er antwortete, sie seien wie ein Löffel, der im Pudding steckt, aber keinen Geschmack davon hat. Das ist das Schicksal jener, die sich immer mit intellektuellem Streit beschäftigen. Wir wissen, wie man anderen predigt, aber nicht wie uns selbst. Wir hören den großen Seelen zu, um meistens zu vergessen, was immer sie uns sagen oder um Wissen zu erlangen, was uns helfen kann, uns wie ein Heiliger zu gebärden. Was ist rechtes Zuhören?

 

“Es bedeutet, an den Worten des vollkommenen Meisters festzuhalten.”

 

Gurbani

 

Ihr werdet von den fünf Pandava—Prinzen des Mahabharata Epos gehört haben. Sie wurden für ihre erste Erziehung zu Guru Dronacharya geschickt. Die erste Lektion, die sie vom Guru bekamen, war, die Wahrheit zu sprechen. Am nächsten Tag fragte der Guru, ob sie ihre Aufgabe gelernt hätten. Alle außer Yudhishtra bejahten. Yudhishtra war überhaupt nicht aufgetaucht. Der Guru wurde informiert, daß Yudhishtra noch seine Lektion zu lernen hatte. Aus dem gleichen Grunde ging Yudhishtra einige Tage nicht zum Guru. Erst nachdem er die Lektion im wahren Sinn gelernt hatte, ging er zu Dronacharya, dem Guru, und erzählte ihm ehrerbietig, daß er die Lektion gelernt habe. Er erklärte feierlich, daß er sein ganzes Leben lang die Wahrheit sagen würde, und er blieb in seinem ganzen Leben wahrhaftig. Wenn ihr danach handelt, was euch gesagt wird, genügt ein einziger Satsang für eure Erlösung.

 

“Wir wollen das Ziel erreichen, aber wir wissen nicht, wie den rechten Pfad zu beschreiten. Wir wissen nur, wie zu predigen und nicht wie zu praktizieren.”

 

Hazoor war ein strenger Zuchtmeister. Wir haben vollkommenen Glauben in seine Kompetenz. Ein einziger Gnadenblick von ihm war ausreichend, einen zu befreien. Alles was wir jetzt hier haben, ist zweifellos Hazoors unermeßliche Gnade. Er pflegt zu sagen: “Der, welcher während des Lebens gelehrt ist, bleibt es auch. Und der, welcher jetzt ein Analphabet ist, wie könnte er ein Gelehrter werden, wenn er tot ist.”

 

Bharat (Indien) ist nach dem König Bharata benannt. Er selbst war ein Asket. Er entsagte allem und lebte in der Abgeschiedenheit, um zu meditieren. Dort zog er ein kleines Reh auf, nachdem dessen Mutter gestorben war. Durch die ständige Gesellschaft entwickelte Bharata eine so herzliche Liebe zu seinem Lieblingstier, daß er die ganze Zeit an es dachte. Eines Tages verschwand das junge Reh. Bharata konnte die Trennungsschmerzen nicht ertragen und starb kurz danach. Folglich mußte er als ein Reh inkarniert werden und ist als Jar Bharata bekannt.

 

Wie ihr denkt, so werdet ihr.

 

Der Grundgedanke der Selbstprüfung oder das Führen eines Tagebuches ist, unsere eigenen Handlungen zu prüfen. Ich habe es nach reiflicher Überlegung vorgeschrieben. Ich führte in meiner Jugendzeit auch ein Tagebuch. Ein Bandit mit Namen Udham Singh kam unter Hazoors spirituellen Einfluß und wurde vollkommen umgewandelt. Manche Banditen werden auch heute noch initiiert. Naam (das Wort) ist ein Großer Segen. Bloße intellektuelle Bildung ist, soweit es das Erreichen der Erlösung betrifft, von keinem Nutzen. Das sagt Kabir in deutlichen Worten.

 

“Laßt euch nicht durch das Aufsagen der Schriften, Singen von heiligen Versen und Hören von Predigten forttragen. Der Weg der Heiligen ist etwas ganz anderes. Er kann nur durch Selbstanalyse gefunden werden.”

 

König Ravana war ein Gelehrter aller Veden und Shastras. Aber trotz alledem ist er für seine Bosheit bekannt. Und was tun wir? Handeln, sich in Pose werfen und falsche Propaganda bringen uns keineswegs unserem wahren Ziel näher. Wir können alle täuschen, aber nicht Gott. Er ist allgegenwärtig. Vom Zeitpunkt der heiligen Initiation an bleibt der Meister ein ständiger unsichtbarer Begleiter des Initiierten und überwacht alle seine Handlungen. Der Meister weiß alles über seine Schüler.

 

Deshalb ist es unnütz, irgendetwas vor dem Meister zu verbergen. Hazoor pflegte uns einfache Beispiele zu geben, um uns die verschiedenen Aspekte der Spiritualität verständlich zu machen. Einmal ging Yusuf zu Königin Zulakhan. Sie wollte ihr sinnliches Verlangen stillen. Zuerst verhüllte sie die Gottheit, die sie verehrte. Als Yusuf sie nach dem Grunde fragte, antwortete sie, daß sie es nicht gerne hätte, wenn die Gottheit ihre unheilige Handlung sähe. Yusuf rief aus: “Mein Herr ist allgegenwärtig und keine unserer Handlungen bleibt ihm verborgen!” Hazoor pflegte zu sagen: “Wir zögern sogar in der Gegenwart eines Kindes eine unheilige Handlung zu begehen. Wie können wir es wagen, so etwas jemals zu tun, wenn wir erkennen, daß Gott in uns alle unsere Handlungen sieht.” Wenn ein spiritueller Aspirant von einem kompetenten Meister initiiert wurde, verläßt ihn der Meister nie mehr, bis er im Reich Gottes ist. Somit bringt der Meister die verlorene Seele sicher zurück zu ihrer ursprünglichen Heimat.

 

“Der, welcher für den Meister die höchste Hochachtung hat und seine Gebote hält, braucht in allen drei Welten nichts zu fürchten.”

 

Kabir

 

So sind wir in Ehrerbietung von Hazoor hier und um die Wahrheit zu erkennen. Er ist immer mit uns und gießt seine reiche Gnade aus. Um ihn jedoch zu erkennen, ist es wesentlich, ein reines Herz zu haben. Könnt ihr jemals vom Herrn erwarten, daß Er sich offenbart, solange euer Herz nicht makellos rein ist? Der Herr kann nicht erkannt werden, solange euer Herz durch Lust, Ärger, Eifersucht, Gegenbeschuldigung etc. in Unordnung ist. Unsere Seele schläft und ist durch diese Laster befleckt. So wie ein Magnet staubbedecktes Eisen nicht anzieht, wird Gott in uns die Seele auch nicht hinaufziehen, bis sie von allen Unreinheiten frei ist. In einer solch hoffnungslosen Lage kann nur ein kompetenter Meister zu unserer Errettung kommen. Dies ist in der Tat die Größe einer Meisterseele. Zum Beispiel, wenn ein beladener Esel im Schmutz stecken bleibt, kann er aus eigener Kraft nicht wieder herauskommen. Es muß ein anderer aus reinem Mitleid die Lasten entfernen und dann den Esel aus dem Schmutz herausziehen. Wir sind ebenfalls beladen mit einer großen Menge von Eindrücken aus früheren zahllosen Geburten und sind außerdem im Netz sinnlicher Vergnügungen gefangen. Es besteht kaum irgendein Unterschied zwischen uns, so wie wir sind, und dem beladenen Esel. Wir brauchen ebenfalls eine barmherzige Seele, welche selbst gänzlich frei ist, um uns zu entlasten und uns aus unserer Notlage herauszubringen. Nur dann werden wir fähig sein, die Wirklichkeit zu sehen. Die Größe einer solchen Meisterseele ist tatsächlich über jeder Beschreibung. Solch ein kompetenter Meister befähigt uns, die Wahrheit zu sehen, nachdem er uns von der Auswirkung früherer Eindrücke befreit hat und indem er unsere Aufmerksamkeit über das Körperbewußtsein bringt.

 

Hazoor pflegte zu sagen, daß der Meister seinen Initiierten bestimmt zum letzten Ziel bringt, aber erst, nachdem er ihn von allen Fehlern gänzlich gereinigt hat; denn niemand will gerne schmutzige Kleider behalten, es sei denn, sie sind gewaschen und gebügelt. Hazoor erwähnte oft ein Beispiel, daß ein Waschmann sich niemals weigern wird, selbst die schmutzigsten Kleider zu waschen, weil er auf seine Fähigkeit im Reinigen derselben vertraut, indem er vielleicht ein bißchen extra Mühe dafür aufwendet. Die Seele ist im gegenwärtigen Zustand wie reines Gold, das mit Staub vermischt ist. Entferne den Staub von ihr und sie wird wieder reines Gold sein. Es ist nur eine Sache des Staubentfernens.

 

Hazoor kam, um uns im wahren Sinne in Satsangis umzuwandeln. Er betonte oft, daß der menschliche Körper der Tempel Gottes sei und das ewige Licht in ihm leuchtet. Aber wir entweihen diesen Tempel durch alle Arten von Unrat wie schlechte Diät, unehrliche und unehrenhafte Einkünfte, Falschheit, Betrug, Gegenbeschuldigungen, Selbstsucht und Scheinheiligkeit. Fleisch, Eier und Berauschungsmittel zu verzehren bedeutet diesen Tempel zu verunreinigen. Solche Ernährungsgewohnheiten sind dem spirituellen Wachstum nicht dienlich. Deshalb sollte unsere Diät rein und vegetarisch sein. Außerdem sollte sie an einem sauberen Ort und mit reinem Herzen zubereitet werden. In Indien gibt es bei orthodoxen Familien noch einen Brauch, daß es keinem, außer der Hausfrau, die das Essen zubereitet, gestattet ist, die Küche zu betreten. Das hilft, die Küche rein zu halten. Heutzutage wird das Essen im allgemeinen von Dienstboten zubereitet, welche allerlei lose Reden führen, während sie die Mahlzeiten zubereiten. Das Gemüt wird durch das Essen, das man zu sich nimmt, beeinflußt.

 

Ich möchte euch meine eigene Erfahrung erzählen. 1921 war ich in einer Rechnungsführungsabteilung eines indischen Regiments stationiert. Ein Armee—Bediensteter pflegte mein Essen zu kochen. Ich hatte ihm strikte Anweisung gegeben, keinem zu erlauben, die Küche zu betreten und heilige Verse aufzusagen, während er das Essen zubereitet. Regelmäßig pflegte ich täglich mitten in der Nacht zur Meditation zu sitzen. In einer Nacht merkte ich, daß negative Gedanken meine Meditation störten. Ich weckte den Bediensteten auf und fragte ihn, ob irgendjemand an diesem Abend bei ihm in der Küche gewesen war. Er verneinte. Aber er log. Wo der Schmutz schon tonnenweise da ist, macht ein bißchen mehr nichts aus. Aber auf einer sonst reinen Oberfläche wird selbst ein Stäubchen Schmutz sichtbar.

 

Ein ethisches Verhalten und reine Diät sind somit Schrittsteine zur Gott—Verwirklichung. Der Hauptgrund, weshalb ich dem Führen des Tagebuches so große Bedeutung zumesse ist, sich seiner Schwächen bewußt zu werden. Wir sprechen nur davon, daß Ahimsa (Gewaltlosigkeit) die wahre Religion ist, aber wir beachten es nicht im Geiste. Das Ergebnis ist, daß wir Ihn, der alles sieht, betrügen. Wie können wir dann seine Gnade erwarten?

 

“Gesegnet sind die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen.” Ein reines Herz ist deshalb ein Muß, wenn wir Gott erkennen wollen. Alle Schriften und große Seelen zeigen nur zwei Wege, um das letzte Ziel zu erreichen. Diese sind die Art und Weise des Lebens und der Religion. Nun, was ist Religion? Es ist das gleiche wie die letzte Wahrheit, die Kraft Gottes zu erkennen, welche die ganze Schöpfung hervorgebracht hat und sie erhält.

 

Die Lebensweise ist deshalb unser erster Schritt. Es bedeutet das Einschärfen der Gewohnheit der Wahrhaftigkeit in allen ihren Aspekten. Das Beachten der Keuschheit ist einer von ihnen. Keuschheit ist Leben und sollte in Gedanken, Worten und Taten befolgt werden. Die wahre Bedeutung der Ehe ist, einen Lebenspartner zu haben, der euch unter allen Umständen beisteht, in Freude und Leid, in Reichtum und Armut. Beide sollten zusammenwirken im Streben, Gott zu verwirklichen.

 

Wir sollten für alle Liebe haben und für keinen Haß, denn die ganze Schöpfung ist Seine Offenbarung. Und dann sollten wir selbstlosen Dienst leisten. Ahimsa (Nicht—Verletzen) ist somit das höchste dharma (Religion).

 

“Wenn du deinen Geliebten finden willst, verletze keines Menschen Gefühle.”

 

Farid

 

Maulana Rumi sagt: “Du magst dir Berauschungsmittel erlauben oder soweit gehen, den heiligen Koran zu verbrennen oder du magst sogar die heilige Kaaba in Brand setzen, aber verletze keines Menschen Gefühle.”

 

Laßt uns das praktische Leben von Hazoor nehmen. Er heiratete vor dem 25. Lebensjahr, aber seine Frau starb vor der Vollziehung der Ehe. Er heiratete wieder nach dem 25. Lebensjahr vollkommenen Zölibats. Fr pflegte selbst zu erzählen, daß sein Zusammensein mit seiner Familie während seines ganzen Lebens insgesamt nicht mehr als 6 Monate war. Ihr könnt euch vorstellen, was für ein diszipliniertes Leben er führte. Hazoors praktisches Leben sollte uns die Augen öffnen. Er pflegte seinen gesamten Verdienst Baba Jaimal Singh Ji Maharaj zu übergeben. Davon sandte Babaji Gold an Hazoors Familie. Er ging nur zu seiner Heimatstadt (wo Hazoors Familie lebte), wenn Babaji es von ihm wünschte. Viele Male wurde er gefragt, wie es möglich war, daß er Familie hatte und auch gleichzeitig ein Heiliger sein konnte. Dazu antwortete er immer, daß er seit dem Zeitpunkt, an dem ihm das spirituelle Werk übertragen wurde, aufgehört hat, eine Familie zu haben. Alle Heiligen haben gesagt, daß einer, solange er Familie hatte, nicht ein Heiliger sein kann. Das Beachten der Keuschheit ist ein großer Segen und Hazoor legte immer größten Wert auf die Keuschheit. Selbst im Alter von 90 Jahren pflegte er so laut wie ein Löwe zu sprechen. Während jener Tage gab es keinen Lautsprecher und er konnte, wenn er eine Satsang-Ansprache hielt, aus weiter Entfernung gehört werden. Göttliches Wohlwollen lag auf seinem liebevollen Gesicht. Das kam hauptsächlich durch sein striktes Beachten höchsten ethischen und reinen Lebens.

 

Hazoor hatte viele Tugenden, die wir ganz besonders in unserem gegenwärtigen Zustand der Verblendung und Mutlosigkeit brauchen. Hazoor hatte immer ein heiteres und freundliches Wesen. Er hatte alles Lächeln auf seinem immer-strahlenden Gesicht. Jene, die ihn gesehen haben, wissen, daß er in sich unermeßliche Liebe für seine Kinder, wie wir es sind, hatte. Er blickte so liebevoll und milde, wie Eltern es tun, die ihre Kinder nach einer langen Trennung wiedersehen. Sein Glück und seine Zuneigung waren vielleicht mehr als die von wirklichen Eltern. Seine Liebe für seine Kinder war viel größer als die Liebe, die hundert Väter und Mütter für ihre Kinder haben. Ein einziger lebenspendender Blick von ihm konnte uns auf große Höhen erheben. Die Augen sind die Fenster der Seele. Soamiji sagte: “Diese Augen sind die Fenster, die sich zur Wohnstatt Gottes hin öffnen.” Wenn immer sich jemand in Verehrung vor ihm beugte, pflegte er zu sagen: “Es ist nichts, sich vor meine Füße zu legen. Man kann mich durch meine Augen sehen.”

 

Hazoor pflegte uns zu erzählen, daß er keine Spur von Kummer in sich hatte, als ein Sohn starb, denn er dachte, daß die abgeschiedene Seele ein heiliges ihm anvertrautes Gut von Gott war, das Er nach Seinem Willen zurücknehmen konnte. Diese Dinge sind ganz üblich im Leben großer Heiliger. Heiterkeit war eine der vielen Tugenden in Hazoors Leben. Das ist eine Sache, die wir von seinem Leben zu lernen haben.

 

Eines der leuchtendsten Merkmale in Hazoors Leben ist das Üben von Enthaltsamkeit und Keuschheit. Wir verlieren diese weltliche Tugend. Gott allein weiß, wie die Zukunft sein wird, wenn die gegenwärtige Tendenz äußerster Gefühllosigkeit der moralischen Regeln weitergeht.

 

Habt ihr je darüber nachgedacht, woher die Sinne ihre Kraft nehmen? Sie nehmen sie von der Seele. Newton war an einem Straßenrand damit beschäftigt, ein mathematisches Problem zu lösen und nahm eine nahe bei ihm vorbeiziehende Kapelle nicht wahr. Jemand fragte ihn, ob eine Kapelle auf diesem Wege vorbeigekommen sei. Er antwortete, daß er es nicht wisse. Seine Aufmerksamkeit war zu der Zeit mit der Lösung des mathematischen Problems beschäftigt. Viele Male passiert es, daß wir nicht einen Laut vernehmen, weil unsere Aufmerksamkeit auf einen anderen Punkt gerichtet ist. Unsere Aufmerksamkeit oder Seele ist somit die treibende Kraft unserer äußeren Fähigkeiten.

 

Einer, dessen inneres Selbst vor Wonne überfließt, wird fröhlich sein und liebevoll sprechen. Wes das Herz voll ist, des geht der Mund über. Immer, wenn Hazoor lachte, war es ein wirkliches und herzliches Lachen. Jene, die ihn lachen sahen, waren in der Tat begünstigt. Das fröhliche und lebenspendende Lachen von Hazoor kann niemals vergessen werden. Die großen Seelen füllen die ganze Atmosphäre mit ihrer Ausstrahlung. Nur durch den Gedanken einer solch großen Seele fühlen wir uns erhoben. Nach der Teilung Indiens 1947 mußte eine große Zahl Menschen von Pakistan auswandern. Einige von ihnen konnten den Schock, alles in Pakistan zurücklassen zu müssen, nicht ertragen und starben kurze Zeit darauf. Es war wirklich schwierig, sie zu trösten. Aber jene, die zu Hazoor kamen, spürten sofort eine lindernde Wirkung von seinen geladenen Worten. Seine einfachen Worte ”nun, seid nicht bekümmert”, waren genug, ihnen Trost zu bringen. Wer immer zu ihm ging, wurde durch seine liebevollen und milden Worte berührt. Gütige Worte kosten nichts.

 

Gütige Worte, mit Demut gesprochen, sind der Wesenskern aller Tugenden. Er war ein wirklich kompetenter Meister und von Demut erfüllt. Es ist richtig gesagt, daß Demut die wahre Zierde der Heiligen ist. Dies sollte eine große Lektion für uns sein. Hafiz sagte: “Güte und Rücksicht für Freunde und Feinde bringt Segen in beiden Welten.” Denkt nicht schlecht von irgend jemanden, selbst nicht von euren Feinden. Hazoor schrieb mir einmal: “Lieber, Unbequemlichkeit im Leben ist der Besitz der Heiligen.” Um den Punkt zu erläutern, führte Hazoor einen Urdu—Vers an: “In dem Moment, als ich zu lieben bestimmt war, wurden Seufzer als Barschaft und die Wüste als Eigentum gegeben.” Hazoor setzte don Brief fort: “Zum Satsang kommen alle Arten von Menschen. Es gibt welche, deren Herz vor Liebe und Hingabe überfließen und die bereit sind, alles zu opfern — Körper, Intellekt und Wohlstand. Und es gibt welche, die sich nur in Lippenbekenntnis und Verleumdung ergehen. Sie sind immer bereit, zu kritisieren und zu verleumden.” Hazoor fügte hinzu: “Aber unsere Pflicht ist es, alle zu lieben. Wenn sie nicht ihre üblen Gewohnheiten aufgeben, weshalb sollten wir unsere edlen aufgeben.” Dieser Brief ist bis jetzt der Notanker in meinem Leben gewesen und wird immer ein leitender Grundsatz in meinem Leben bleiben.

 

Man sollte Nicht—Verletzen in Gedanken, Worten und Taten befolgen. Handeln ist wirksamer als Worte und unsere Gedanken haben einen noch größeren Einfluß auf unser Tun.

 

“Niemand kann sich in Gegenwart von Demut und Wunschlosigkeit hervortun.”

 

Guru Arjan

 

Der Zweck unseres Lebens ist, ein Satsangi zu werden - einen Kontakt mit der Wahrheit zu bekommen. Wenn wir diese Stufe erreichen, werden wir immer zufrieden und glücklich angesichts der ganzen Schöpfung sein. Der Samen ist die Essenz unseres Körpers. Es ist die treibende Kraft, eine lebendige Flüssigkeit. Je mehr wir davon im Körper haben, desto gesünder werden wir sein. Einer, der Keuschheit praktiziert, ist groß und mutig genug, Hunderten von Menschen alleine gegenüber zu treten. Wenn ein solcher Mensch spirituelles Verständnis hat, ist er wirklich eine große Seele. Jene, denen es an dieser wesentlichen Eigenschaft mangelt, sind unfähig für irgendeinen nennenswerten Fortschritt. In den Shashtras (Hindu—Schriften) steht geschrieben, daß es dem Tode gleichkommt, auch nur einen Tropfen Samen zu vergeuden. Ihn zu behalten, bedeutet Leben. Guru Nanak hat ebenfalls gesagt: “Wer immer den Samen verliert, verliert alles.”

 

Wir sollten unser Leben nach den Schriften umformen. Wie schon erklärt, ist der Sinn der Ehe, einen Kameraden zu haben, der mit einem im Leben durch Dick und Dünn, geht. Beide sollten demnach streben, das letzte Ziel zu erreichen. Zeugung ist nur ein unbedeutender Aspekt des ehelichen Lebens. Von der Zeit der Empfängnis, bis das Kind durch die Milch der Mutter genährt wird, sollte absolute Enthaltsamkeit sein. Somit, wenn einmal die Empfängnis stattgefundeh hat, sollte eine Unterbrechung von zwei oder mehr Jahren in der sexuellen Beziehung sein. Dies ist, was die Schriften vorschreiben. Wenn einer auf diese Weise zwei oder drei Kinder hat, wird er als keusche Person angesehen.

 

Christus sagte: “Ehemänner sollten ihre Fraüen so lieben wie Christus die Kirche liebte.” Christus sagte weiter: “Wenn ihr betet, liebt den Herrn, als ob ihr niemals eine Frau gehabt hättet!” Dies sollte unser höchstes Vorbild sein. Tulsi Sahib ist noch weiter gegangen, wenn er sagte: “Wenn ihr Wahrhaftigkeit und Demut verwirklicht habt und alle Frauen als eure eigene Mutter betrachtet, und wenn ihr dann noch nicht Gott erkannt habt, werde ich für euch, als Diener Gottes, Bürge stehen.”

 

Prophet Mohammed sagte ebenfalls: “Wenn ihr die beiden Sinnesorgane, nämlich das eine zwischen den Lippen und das andere zwischen den Schenkeln, unter Kontrolle habt, werde ich für euch Bürge stehen im Reich des Herrn.”

 

Einer großen Seele zu gedenken heißt, sich ihre Lehren in unserem praktischen Leben zu eigen zu machen. Bloßes Lippenbekenntnis ist von keinem Nutzen. Wenn wir praktizieren, wird Segen herabgerufen. Wir sollten eine Lektion aus Hazoors Leben lernen. Wir sind hier zu seinem Gedächtnis und von diesem Tage an sollten wir uns dafür entscheiden, ein frommes und diszipliniertes Leben zu führen. Wir sollten uns regelmäßiger Selbstprüfung unterziehen durch das Führen eines Tagebuches. Ihr müßt lediglich keusch werden und ihr werdet erleben, daß ihr übernatürliche Kräfte der Wahrnehmung und des Vorherwissens weltlicher Ereignisse entwickelt. Und wenn ein keusches Leben in der Farbe der Spiritualität gefärbt ist, dann kann man sich die großen Fähigkeiten eines Menschen gut vorstellen. Somit sind Reinheit des Herzens und keusches Leben die Hauptvorbedingungen für spirituellen Fortschritt. Tulsi Sahib sagt:

 

“Reinige dein Herz und entferne alle weltlichen Gedanken, um dem Herrn innen Platz zu machen.”

 

Wir müssen Gott erkennen durch Reinheit der Diät und des Verhaltens und das Entwickeln der Empfänglichkeit durch ständige Erinnerung an Ihn. Ihr braucht nicht die Welt verleugnen und in den Dschungel gehen, um Gott zu erkennen. Ein persischer Mystiker sagt:

 

“Ich bitte dich nicht, dich von der Welt fern zu halten. Aber du solltest, was immer du tust, bei Gott sein.”

 

Ihr solltet den Herrn zu keiner Zeit vergessen und Ihm immer dankbar sein. Wenn ihr eine solche Empfänglichkeit entwickelt, seid ihr frei von Bindung.

 

So ist Reinheit in Gedanken, Reinheit in der Diät und Reinheit im Verhalten am wesentlichsten. Wenn euer inneres Selbst frei von allem Makel ist, wird das göttliche Licht und der himmlische Ton aus der Stille des Herzens hervorgehen. Selbst die Stille wird dann hörbar. Unsere Meditation ist nicht erfolgreich, weil wir uns erst noch zu der notwendigen Stufe erheben müssen. Kabir sagt: “Wenn unser Herz verunreinigt ist, werden wir aus dem Königreich Gottes verstoßen.”

 

Tulsi Sahib sagte, daß er es nicht glauben würde, wenn einer sagen würde, er hätte den Meister erkannt. So kennen die Menschen Hazoor nur soweit, wie er sich selbst offenbarte. Er war der strahlende Edelstein der Demut und Keuschheit. Er hatte eine göttliche Anziehungskraft in sich. Jene, die Gelegenheit hatten, ihn zum ersten Mal selbst aus einer Entfernung zu sehen, werden die Gottesfurcht und Größe eines Heiligen an ihm bemerkt haben. Wir sollten heute wenigstens vier Tugenden von seinem Leben lernen. Diese sind:

 

Freundliche Sprache, Heiterkeit, Keuschheit und Demut.

 

Wenn wir uns diese Tugenden zu eigen machen, werden wir in unserem Leben die vollkommene Umwandlung erfahren. Führt eure Tagebücher ab heute und seht das Ergebnis. Es ist Hazoors Gnade, daß ihr praktische Erfahrung zur Zeit der Initiation bekommt. Sie muß weiter entwickelt werden durch Widmen ausreichender und regelmäßiger Zeit für die Meditation. Gewöhnhiche Entschuldigung für das Vernachlässigen der Meditation ist, daß man zu wenig Zeit hat. Vergeßt nicht, daß man eines Tages sterben muß. Und nur ihr müßt eure Meditation ausführen, keiner sonst. Es ist nicht wie das Darbringen von rituellen Gebeten, die ein Priester für euch vornehmen kann. Erfolgreiche Meditation bringt reichen Segen, völlige Zufriedenheit und Konzentration. Somit müssen wir uns mit der Wahrheit, die bereits in uns ist, verbinden. Um ein Satsangi (einer, der mit der Wahrheit verbunden ist) zu werden, muß man aufhören, ein Mansangi (einer, welcher mit den Sinnen verbunden ist) zu sein. Also müssen wir unsere Bindung an sinnliche Vergnügungen ablegen, um die letzte Wahrheit zu erreichen. Wir sind wirklich begünstigt, daß wir bei der allerersten Sitzung zur Zeit der Initiation praktische spiritueller Wonne erhalten. Das ist alles Hazoors Gnade und Segen. Er hat uns nie verlassen Wir müssen uns seiner Gnade würdig erweisen. Die Meisterkraft stirbt niemals. Diese göttliche Kraft ist unsterblich. Nur der Pol, durch welchen sie sich offenbart, ändert sich. Während einer meiner Ansprachen in Amerika sagte ich, daß Christus vor Jesus lebte. Sie fragten mich: “Wann kommt Christus wieder?” Ich antwortete, ‘hat er uns je verlassen?‘ Hat er nicht gesagt: “Ich werde euch nicht verlassen noch versäumen bis zum Ende der Welt.” Diese Kraft wirkt durch verschiedene menschliche Pole. Sie ist in euch.

 

Jene, die initiiert wurden, müssen ihre Aufmerksamkeit von außen zurückziehen und sich über das Körperbewußtsein erheben. Um diese Aufgabe auszuführen, mögt ihr die Hilfe von dem menschlichen Pol nehmen, durch den diese Kraft wirkt. So formt euer Leben um, wenn ihr ein Satsangi werden wollt. Seine reiche Gnade ist schon da, um uns spirituell zu erheben. Wir brauchen einen kompetenten Führer, der uns auf den rechten Pfad stellt und ein Fackelträger auf der inneren spirituellen Reise sein kann:

 

”Der, welcher sich selbst einen Satguru oder

Sant nennt, möge uns den unsichtbaren Herrn zeigen.”

 

Kabir

 

Nur ein solcher Meister, der fähig ist, unser inneres Auge, das Dritte Auge, zu öffnen, ist kompetent, unser spiritueller Führer zu werden. Er gibt das Anfangskapital von Naam, um zu beginnen. Wir müssen dann unser Teil tun durch die regelmäßige Praxis der Selbstprüfüng. Durch Hazoors Gnade erhielten wir das Anfangskapital und beließen es dabei. Wenn wir das letzte Ziel erreichen möchten, müssen wir unsere alten Wege verbessern. Sich einmal im Jahr an Hazoor erinnern, ist nicht genug. Wir sollten jeden Tag in liebevoller Erinnerung an den Meister sitzen.

 

Den Meister zu vergessen bedeutet, seinen Schutz zu verlieren, wodurch ihr der negativen Kraft Gelegenheit gebt, euch unten zu halten. Nichtsdestoweniger wird euch die Meisterkraft in der Strommitte nicht verlassen. Er hat mächtige schützende Hände. Die Saat der Spiritualität, die durch ihn zur Zeit der Initiatien gesät wurde, muß früher oder später aufgehen. “Keiner kann diese Saat zerstören.” Aber wenn ihr den Boden nicht entsprechend bereitet, damit er jetzt fruchtbar wird, werdet ihr ohne Zweifel als menschliche Wesen wiedergeboren werden müssen, um die Aufgabe zu erfüllen, denn die Saat, die durch einen kompetenten Meister gesät wurde, muß voll sprießen. Aber warum eure Qual hinauszögern und ausdehnen? Ihr habt euch im Gedenken an Hazoor versammelt, der eine lebendige Verkörperung der Wahrheit war. So faßt heute einen festen Entschluß.

 

Zum Schluß möchte ich wieder betonen, daß ihr das Fundament stärken müßt. Wenn ihr einen Schritt in der rechten Richtung tut, wird der Meister eine Million Schritte machen, um euch zu führen und zu helfen. Dies ist eine Garantie, welche ich euch im Namen Hazoors gebe. Die Menschen kommen weinend in die Welt und nach einem Leben des Leides und der Not verlassen sie sie immer noch weinend. Führt ein so diszipliniertes Leben, daß ihr von dieser Welt mit einem zufriedenen Lächeln auf eurem Gesicht scheidet und die Menschen werden sich euer erinnern.

 

Das Tagebuch, das ich nach einer reiflichen Überlegung vorgeschrieben habe, wird euch viel bei eurem spirituellen Fortschritt helfen. Bleibt in euren jeweiligen sozialen Gemeinschaften und Religionen. Alle sind edel in ihrem Ziel. Wir alle sind eins als Menschheit und auch auf der Ebene der Seele sind wir alle eins. Wir sind alle Kinder Gottes. Die gleiche kontrollierende Kraft überwacht uns alle. Dies ist die Lehre aller Heiligen.

 

 

Möge die Barmherzigkeit des Herrn Deiner Seele mit Dir sein, möge der Herr Deiner Seele Dir helfen jetzt und immerdar.

 

Lieber Kirpal Singh Ji,

 

Radhasoami. Ich habe Deinen lieben Brief erhalten und sein Inhalt erfreute mich. Mein Lieber, Heilige übernehmen ein unbequemes Erbe.

 

“Als die Krone der Liebe auf mein Haupt gesetzt wurde, wurden Seufzer als Barschaft gewährt und die Wüste als Eigentum.

 

Wir sind Marionetten in Gottes Hand

und werden durch unser Schicksal geleitet.

Wir gehen, wohin es uns vorgeschrieben ist.

Nanak, wie wahr ist das!”

 

Wir Menschen sind in die Welt gekommen, um dem Herrn zu dienen. Widme Dich beständig der Meditation und vollende den Weg der Spiritualität. Aber der Dienst an Seiner Schöpfung ist ebenso wichtig. Sieh auf mich. Ich stehe im Dienst an der Menschheit von morgens bis abends. Bisweilen habe ich nicht einmal genügend Zeit für die Meditation, aber Hazoor Maharaj (Baba Jaimal Singh Ji) pflegte zu sagen, daß der Dienst an der Menschheit nicht weniger wichtig ist, als die Meditation. Und wenn Du das Gefühl hast, daß die Menschen unserer Liebe nicht so viel Aufmerksamkeit zollen wie sie sollten, erwarten wir dennoch keinen Lohn für unseren Dienst am Satsang. Alle möglichen Leute kommen zum Satsang; es gibt solche, deren Herz vor Liebe überfließt, und die bereit sind, alles zu opfern was sie haben, Körper, Gemüt und Geld. Einige ergehen sich in Geschwätz und Verleumdung, sie sind jederzeit zu übler Nachrede bereit. Aber unsere Pflicht ist, alle zu lieben. Wenn sie ihren sündhaften Weg nicht aufgeben, warum sollten wir auf unser edles Tun verzichten? Mein Rat für Dich ist, Satsang zu halten, während Du gleichzeitig Deine offiziellen Pflichten erfüllst und ebenso Bhajan und Simran nachkommst. Ich bin sehr erfreut über Dich. Du dienst dem Herrn mit allen Deinen Gaben — mit Körper, Gemüt und Geld.

Übermittle meinen Radhasoami Bibi Krishna und alles Liebe für die Kinder.

 

Dein

gez. Sawan Singh

11. 6. 1939

 

 

GÖTTLICHE EKSTASE

 

von einer amerikanischen Schülerin

 

Wenn wir durch unseren Meister auf den Weg zu Gott gestellt sind, dann wird unser tägliches Leben unsere Religion werden; denn wir müssen Gottes Wahrheit leben. Mit tiefem Glauben müssen wir die spirituellen und irdischen Verpflichtungen erfüllen, um uns von all unseren Fehlern und Schwächen zu reinigen, damit wir bereit sind zum Start für die spirituelle Reise.

 

Dies ist unsere tägliche Aufgabe — über alles, was wir tun, gut zu denken; dann erlangen wir Meisters Hilfe, denn was wir auf der physischen Ebene tun, ist genau das, was und wo wir auf den nächsten Ebenen sind. So werden wir, wenn wir nachdenken, bevor wir unseren Diener, den physischen Körper, der unsere Befehle ausführt, dirigieren, spirituell gesegnet sein.

 

Wenn unsere Gedanken rein sind, werden unsere Worte und Handlungen uns geistig stärken. Wenn wir Kritiksucht oder andere Fehler und Schwächen völlig überwinden, haben wir alle drei Körper zu gleicher Zeit gereinigt - den physischen, astralen und kausalen.

 

Was geben wir auf? Es ist die Probe, unseren Willen, unser voll entwickeltes Ego, (das uns bis hierher brachte, aber jetzt nicht mehr brauchbar für uns ist) dem Vater zu überantworten, daß es in Seinem Willen aufgehe.

 

Wir als menschliche Wesen können die Lehren der Wahrheit nie voll erfassen, bis wir uns von unserem Ego frei gemacht haben. Den Himmel zu gewinnen, heißt das Ego auszulöschen. Wir können nicht erwarten, von unserem Ego frei zu werden, ehe wir Empfindlichkeit, materielle Wünsche, Bindungen und Hängen an Besitz etc. aufgegeben haben, denn es ist so tief in seine eigenen negativen Reaktionen und Handlungen verwickelt, daß es großer Anstrengungen bedarf, uns von diesem Schutt, der dem Ego Macht und Schutz gibt, zu befreien.

 

Hier ist es, wo unser Meister eingreift. Wiederholt hat er uns gesagt, daß wir uns reinigen müssen, Er schrieb ein kleines Buch: “Mensch, erkenne Dich selbst” und was er meint ist nicht nur, daß wir uns prüfen, sondern entsprechend handeln.

 

Der Meister sagt: “Ohne Selbstanalyse und Selbstkritik ist kein wahrer Fortschritt möglich. Wir müssen sorgfältig über uns wachen, bis wir von allen unerwünschten Charakterzügen, die sich in uns entwickelt haben, frei sind.” Weiter sagt er: “Wer sich noch erregt über das was andere sagen, ist ohne Frage noch von seinem Ego beherrscht und muß lernen, sich selbst zu besiegen.”

 

Es ist an jedem von uns, unseren entschlossenen Ernst zu zeigen, uns zuerst zu reinigen; dann allein werden alle unsere Gebete erhört. So laßt uns das organisieren. Als erstes sollen alle unsere Gedanken, Worte und Taten eins werden. Der Meister sagt: “Ihr erreicht die besten Resultate, wenn ihr nur ein Ding zu einer Zeit tut und diesem eure volle Aufmerksamkeit widmet.” Das bedeutet, ihr verbindet alle drei tätigen Körper, den physischen, den astralen und den kausalen — oft ausgedrückt als Gedanke, Wort und Tat. Wir leben sozusagen drei Leben auf einmal.

 

Jemand mag sagen: “Ich bedarf all dieser Dinge nicht, um in den Himmel zu kommen, ich kann ohne das zu Gott kommen.”

 

Genau so sagte auch ich einmal, ungefähr vor sechs Jahren, als mein Ego sich hervortat, da ich glaubte, eine Erfahrung außerhalb des Körpers gehabt zu haben. Eine liebe Satsangi sah mich mit Bewunderung an und sagte: “Du muß sehr weit fortgeschritten sein.” Dann fügte sie hinzu: “Du weißt, ich bin noch nicht einmal von der irdischen Ebene weg.”

 

Dies verstand ich damals nicht. Jetzt, sechs Jahre später, ging mir der Sinn ihrer einfachen, spontanen Worte auf — daß nämlich, wenn wir uns nicht auf der irdischen Ebene besiegen, was alle unsere Fehler und Karmas mit einschließt, wir wieder und wieder zur Erde zurückkommen müssen, solange, bis wir von allen Sünden und Fehlern gereinigt sind, damit die spirituelle Erhebung ein natürlicher Prozeß wird. So wollen wir uns nicht für vollkommen halten, während wir durch das Leben stolpern; denn damit betrügen wir uns nur selbst.

 

Wir hören, wie der Meister bezüglich der Meditation sagt: “Schließe einfach die Augen wie im Schlaf, und er wird das übrige tun”, und er wird es. Aber bis wir nicht eine wirkliche Anstrengung machen, unsere Fehler zu finden und zu überwinden, wird unser Fortschritt sehr gering sein. Laßt uns jeden Tag daran gehen, uns zu reinigen, damit wir in der Meditation größere Fortschritte machen.

 

Der Meister tut immer seinen Teil, aber wir versäumen oft, den unseren zu tun. Bedenkt, die Summe aller Meditationen ist Beharrlichkeit in der Konzentration auf unser ersehntes Ziel.

 

Bezüglich all dieser Dinge laßt mich sagen, die Belohnung ist nicht von dieser Welt, und das ist buchstäblich wahr. Denn wenn wir uns von Selbstsucht und Ego gereinigt haben und im Einklang mit Gottes Willen sind, werden wir fähig sein, in göttliche Ekstase zu kommen, ein unbeschreibliches Gefühl des Bewußtseins der Einheit mit dem Vater. Dann wird sich unser inneres Auge öffnen, und wir werden die Schönheit der spirituellen Welt schauen.

 

 

DIE WICHWIGKEIT DER INITIATION

 

Dona G. Kelley

 

Viele von uns empfangen die Initiation, ohne ihre volle Einwirkung auf unser Leben zu erfahren und zu erkennen. Zweifellos sucht jeder am Anfang den Weg zu Gott, wendet sich aber aus Mangel an rechtem Verständnis wieder den materiellen Dingen oder einem weniger verantwortungsvollen Weg zu.

 

Der von Mystikern und Heiligen aller Zeiten gegangene Pfad ist der höchste von allen, denn er bringt uns Befreiung von der Wiederverkörperung und die Rückkehr zur Heimstatt unseres Vaters, unserem Ursprung. Die Menschheit ist auf der Suche nach der Wahrheit. Das wichtigste Ziel des Lebens für den Menschen ist, sich selbst und seine wahre Beziehung zu Gott zu erkennen und wie Gott erkannt und verwirklicht werden kann. Manche von uns sind auf den rechten Weg gestellt worden und erhielten die Initiation. Viele Übel in der Welt kommen daher, daß der Mensch verfehlt, sich selbst und die Wahrheit zu erkennen. Er hat so lange im Äußeren gesucht und weiß nichts von dem inneren Weg und dem göttlichen Licht, das in ihm leuchtet. In all den äußeren Dingen hat er sich selbst und so auch die Religion verloren.

 

Heutzutage erwarten viele im Westen die Wiederkunft Christi auf der Erde in physischer Gestalt. Sie wissen nichts von der Tatsache, daß Christus das geistige Prinzip des Menschen darstellt. Jesus, der Mensch, sagte: “Das Himmelreich ist in euch”, nicht außen. Die meisten Menschen suchen Religion — und auch Initiation — um ihre körperlichen und materiellen Nöte zu verringern. Sie verstehen nicht, daß der geistige Weg Selbstverleugnung, Geduld und Verantwortung bedeutet. Jeder trägt einen Funken der Gottheit in sich, dessen er sich völlig unbewußt ist, und doch ist Gott uns näher als Hand oder Fuß. Wenn wir das erkannt haben, können wir auch begreifen, daß der Mensch fähig ist, Gott ähnlich zu werden. Das Verstehen des Karmas, des Gesetzes von Ursache und Wirkung ist es, das den Menschen früher oder später dazu bringt, die Wahrheit zu suchen und Fortschritte auf dem spirituellen Pfad zu machen. Durch das Gesetz der Wiederverkörperung wird der Mensch fähig, seine Erlösung zu bewirken. Diese Gesetze binden ihn zu allen Zeiten, durch alle Geburten, bis er die notwendige Vervollkommnung erreicht hat und als ein wahrer Sohn Gottes wirken kann. Wenn du die Stufe erreicht hast, die dir das Recht auf Initiation erwirkte, beweist dir der Meister bei der Anfangs-Erfahrung, daß er eins ist mit Gott und fähig, dich zurück zu Gott zu führen. Viele Initiierte verstehen nicht, daß die innere Erfahrung durch den Meister gegeben wird, und daß er das Samenkorn innen zur spirituellen Entwicklung der Seele einpflanzt und nicht zur Befriedigung materieller Bedürfnisse oder Heilkräfte psychische Erfahrungen. Durch tägliche Meditation mit ernster Bemühung, Beharrlichkeit und Geduld können wir uns spirituell entwickeln, wenn wir die äußeren Fesseln und Bindungen opfern.

 

Wir müssen alles daran wenden, um das Gemüt durch die innere Disziplin der Meditation zu besiegen, unsere äußeren Gedanken zur Ruhe zu bringen und den negativen Eigenschaften unserer Person entgegenzutreten. Dann werden wir zur gegebenen Zeit inneren Frieden, Harmonie und Weisheit finden. Es ist nicht genug, nur pflicht-mäßig zur Meditation zu sitzen. Ein Schüler muß seine Schwächen erkennen, sich mit ihnen auseinandersetzen und ablehnen, ihnen nachzugeben. Z. B. delikate Speisen halten uns an der subtilen Gaumenlust fest. Das starke Verlangen nach Unterhaltung, die Unfähigkeit, die Zunge im Zaum zu halten und das Haften an den luxuriösen Dingen des Lebens — dies alles hält uns an der äußeren Welt fest. Das sind nur einige von den Dingen, die unseren Fortschritt auf dem inneren Pfad behindern.

 

Ein regelmäßig geführtes Tagebuch wird uns sehr viel helfen, wenn wir aufrichtig daran arbeiten. Wir sollten die Initiation nicht leicht nehmen. Sie ist eine hohe Gabe und muß als solche erkannt werden. Es gibt viele wichtige Punkte, an die wir bezüglich der Initiatien denken müssen. Zuerst ist es nur das Samenkorn, welches der Pflege und des täglichen Begießens bedarf, um zunächst die Pflanze hervorzubringen, dann die Blüten und schließlich die Früchte. Ohne geeignete Pflege und Nahrung bleibt es ein “Samenkorn”, wenn auch eines, das niemals stirbt. Es ruht nur für den Augenblick. Die Initiation kann nicht ungeschehen oder vernachlässigt werden, indem wir uns abwenden. Sie geht mit uns, nicht nur für den Rest des Lebens, sondern auch für zukünftige Leben, bis wir endlich die Notwendigkeit, sie anzunehmen, erkennen und sie pflegen und zur vollen Reife führen. Ein Schüler, der sich abwendet, betrügt sich nur selbst. Der Meister sagt: Wenn ein Sohn seinen Vater verläßt, bleibt er doch seines Vaters Sohn. Der Schüler kann versuchen, den Meister zu verlassen, aber wie kann der Meister den Schüler verlassen? Die Saat ist gesät worden, und das Band, das bei der Initiation geschmiedet wurde, zerbricht nicht. Gewöhnlich braucht ein Schüler vier Leben, um die vier Stufen zu bewältigen — Gurbhakti (Hingabe an den Meister), Naam (das Wort), Mukti (Loslösung) und Nijdhaam (Urheimat, das letzte Ziel) — die nötig sind, um die Saat zu nähren. Diese vier Stufen können in einem einzigen Leben bewältigt werden, vorausgesetzt, man hat den entsprechenden Hintergrund und setzt alle Kräfte ein. Wir müssen bedenken, daß, wenn wir entmutigt sind über unsere scheinbar geringen Fortschritte und von Sant Mat (die göttliche Weisheit der Alten) abfallen, wir nur unsere endgültige Bestimmung hinausschieben. Wenn der Same einmal eingepflanzt wurde, folgt daraus ein Prozeß des Keimens, der bei einem mehr und beim anderen weniger Zeit braucht und wiederum verlangt es Düngung, außer Begießen und Pflegen, bevor es reift. Die Initiation ist der belebende Impuls, der das Tempo unseres Seelenwachstums beschleunigt. Aber, wie das Wachsen des Samens, braucht es lange Zeit. Es kann nicht mit einem Mal über Nacht heranwachsen.

 

Was sagt nun Sant Kirpal Singh über die Initiation:

 

“Betrachtet das Gleichnis vom Samen, das uns Christus gegeben hat. Der Same wurde gesät. Einiges fiel auf die Straße, einiges in die Dornenhecke, einiges auf Felsen, und einiges fiel auf guten vorbereiteten Boden. Der Same, der auf den harten offenen Boden fiel, wurde von den Spatzen aufgepickt; der Same, der auf den Felsen fiel, wuchs langsam und verkümmerte, da er keinen Boden fand; selten kam er zur Reife. Und der Same, welcher auf die Dornenhecke fiel, wuchs ebenfalls, aber nur kümmerlich, und schließlich der Same, der auf gepflegten und vorbereiteten Boden fiel, wuchs im Überfluß. Wiederum, wenn ihr einen Samen legt irgendwelcher Art, wird er euch hundertfachen Samen seiner eigenen Art bringen. Legt ihr z. B. einen Mangosamen in die Erde, so wird er zum Baum werden und euch hundertfachen Mangosamen bringen. Dies sind die Wunder der Natur. Was zeigt uns dieses Gleichnis? Der Same ist der Kontakt mit dem Licht- und Tonprinzip, welches der Ausdruck “des Wortes” oder Naam in den Herzen der Initiierten ist. Jene, die es einfach nur nehmen, verlieren es sehr oft im Wirbel von Gemüt und Materie, weil sie sich niemals Zeit nehmen, sich spirituell zu entwickeln; selbst wenn ihnen der Same gegeben und in sie gelegt wurde, tragen sie keine Sorge, ihn nach der Initiation zu nähren und so ist er zunächst verloren. Der Same, der auf den Felsen fiel, wo es nur wenig oder keine Erde gibt, wird im allgemeinen durch den Satsang genährt. Wenn dieser Same nicht durch die Satsangs bewässert wird, welkt er natürlich dahin. Darum sage ich den Leuten, hundert dringende Dinge zu lassen und den Satsang vor allem anderen zu besuchen. Der Same, der in die Dornenhecke fiel, kann dort nicht wachsen, da er von ablenkenden Gedanken und anderen Arten von Hecken behindert wird. Es sind Menschen, die zu viele Eisen im Feuer haben. Sie haben keine Zeit zur Pflege des Samens, der in ihre Herzen gelegt wurde. Solche Menschen entwickeln sich nicht und haben kein spirituelles Wachstum. Nur der Same, der auf gut vorbereiteten Boden gefallen ist, bringt Frucht in Fülle. So seht ihr, daß der Zweck des Tagebuches, dessen Führung ich immer einschärfe, ist, alle Unvollkommenheiten aus dem Boden des Herzens auszurotten. Diejenigen, welche das Tagebuch regelmäßig führen, machen natürlicherweise Fortschritte. Wenn sie trotzdem nicht fortschreiten, muß etwas verkehrt im Verstehen dessen sein, was ihnen bei der Initiation erklärt worden ist. Das ist der Sinn des Gleichnisses.”

 

“Indessen sind sie dem Meister alle lieb. Diejenigen, die den Samen des inneren Kontaktes erhalten haben, sind in der Tat begünstigt. Dieser Kontakt ist ewig, denn der so gesäte Samen kann nicht vergehen. Dieser Same ist dazu bestimmt zu wachsen, und wenn die Initiierten nicht genügend Zeit darauf verwendet haben in diesem physischen Leben, müssen sie natürlich wiederkommen, um den Prozeß zu vollenden, und das ist nur möglich als menschliches Wesen. So ist die menschliche Geburt zumindest durch die von einem Gottmenschen gepflanzten Samskaras gesichert. Aber warum sollten wir nicht genügend Zeit daran wenden und die Runden der Geburten und Tode abschließen?”

 

Das Begießen, Pflegen und Keimen braucht natürlich viel Zeit, bei einem mehr, beim anderen weniger. Bei einigen ist der Boden nicht so gut vorbereitet, während er bei anderen durch vorausgegangene Bemühungen - sei es aus früheren Inkarnationen — sehr fruchtbar ist. Andere wieder sind geistig nicht so aufgeschlossen und wachsam. Der Zeitfaktor variiert bei jedem; aber bei allen ist ein ständiges Achtgeben und Arbeiten, um die Hindernisse auf dem Pfad zu überwinden. Es gibt keine Religion, Philosophie oder okkultes Studium, die irgendetwas einbringen ohne jahrelanges beständiges Suchen und Studieren, und dann bleibt es nur eine äußere Sache. Warum sollten wir schnellere Resultate von Sant Mat erwarten, was letzten Endes ein innerer Prozeß ist und uns so viel gibt.

 

Wenn man älter wird, wird die Konzentration eher schwieriger, weil so viele Eindrücke Gemüt und Intellekt erfüllt haben. Man sollte bedenken, daß der Himmel nicht mit einem einzigen Sprung erreicht wird, und ein erzwungenes Wachstum ein unnatürlicher Prozeß ist. Man kann den Geist nicht zwingen, sich zu erheben. Pilze wachsen über Nacht und verschwinden so schnell wie sie gekommen sind, während ein Sandelholzbaum 3 000 Jahre braucht, um sein maximales Wachstum zu erreichen und Jahrhunderte bleibt, um die Menschen mit seiner majestätischen Schönheit und Größe zu ergreifen. So sieht man, physisch oder geistig ist langsames Wachstüm ein sicheres Wachstum.

 

Im Zyklus der Seelenwanderung sind 8 400 000  Arten von Geburten der menschlichen Geburt vorausgegangen. Ist die Gelegenheit einmal verpaßt, muß der Zyklus vom Augenblick des Abwendens an neu durchschritten werden. Ein Fehltritt von der Spitze eines Gebirges bedeutet einen steilen Fall und kann selten aufgehalten werden. Aber für den Schüler des Sant Mat ist kein Grund zur Enttäuschung. Es ist sehr leicht für den Meister, eine Seele heraufzuheben und sie dem Lichte innen gegenüber zu stellen; aber es ist nicht leicht für den Schüler, das Licht beständig zu sehen. Die tägliche Praxiä indessen macht es leicht. Die Verbindung der Seele mit der Materie ist sehr eng und der Knoten muß nach und nach gelöst werden, um einen groben Schock für das sehr angespannte Körperkleid zu vermeiden.

 

Sant Kirpal Singh sagt sogar, daß wir nicht um spirituelles Wachstum zu bitten brauchen; denn durch das karmische Gesetz muß das, was wir verdient haben, uns zu gegebener Zeit zukommen. Das heißt aber nicht, daß wir uns nicht bestmöglich bemühen sollten, den ersehnten Erfolg des Prozesses zu beschleunigen.

 

Die Initiation ist eine ganz natürliche Sache und es gibt nichts physisches dabei. Es ist eine Wissenschaft wie jede andere auch. Es ist sehr tragisch, daß der Mensch eine nahezu vollständige Herrschaft über die physische Natur errungen hat, aber bezüglich seines wahren Selbst noch in dunkelster Unwissenheit steckt! Er hat weite Kontinente durch riesige Känäle, die die Ozeane miteinander verbinden, durchschnitten. Er ist in die Stratosphäre geflogen und in die Tiefen der Erde eingedrungen. Unsere Wolkenkratzer ragen in den Himmel, und unsere Düsenflugzeuge durchfliegen den Kontinent in Stunden; aber die Menschen, die solche Wunder im äußeren Reich der Natur vollbringen, sind gröblich unwissend über ihre eigene innere Konstitution. Sie wissen nichts von Initiation, der Vervollkommnung, die der Mensch durch sie erreicht, und der spirituellen Wissenschaft von Sant Mat. Selbst wenn einer nur Gruben aushebt, doch ein Initiierter von Sant Mat ist, steht er sich weit besser als der gelehrteste Pandit oder der größte Monarch; denn er hat der Welt kostbarste Juwelen in den inneren Ebenen, die für Ewigkeiten dauern, indes die Reichtümer der Welt nur eine kurze Weile währen.

 

Das sollte ein großer Trost für jeden Schüler von Sant Mat sein, selbst wenn wir nur im Schneckentempo vorwärts kommen. Der menschliche Verstand kann die Gesetze der inneren Ebenen nicht begreifen. Wir müssen danach streben, uns nach und nach zu unserer neuen Lage zurückzuerziehen und für die Gesetze und die Weisheit, die das innere Leben regieren, Verständnis zu gewinnen.

 

Gibt uns die Initiation etwas außer dem “Samen”? Ja, sie gibt uns die Mittel, unseren Sinn nach innen zu wenden, das Gemüt zu kontrollieren, uns zu schützen, uns innerlich zu erheben und nicht zuletzt unsere wahre Beziehung zu unserem wahren Vater, dem geliebten Meister, zu gewinnen. Wir alle sind geneigt zu vergessen, daß bei der Initiation die Lichtgestalt des Meisters den ihr zukommenden Platz in jedem von uns einnimmt und dort immer über uns wacht, immer bereit, zu helfen und uns zu führen, damit wir in unseres Vaters Wohnstatt zurückkehren. Solange wir nicht einige Fortschritte auf dem Pfad gemacht haben, werden wir dessen nicht gewahr, weil all unsere Aufmerksamkeit nach außen in die Alltagswelt gerichtet ist. Wenn wir mehr und mehr lernen, beständig im Gedenken an den Geliebten und in den heiligen Namen zu verweilen, und gewiß sind, daß der innere Meister uns führt, zuerst durch die Initiation und durch Gedankenübertragung, bis wir später seine strahlende Gestalt sehen und mit ihm sprechen können von Angesicht zu Angesicht.

 

In diesem Zusammenhang sagt Hazoor Sawan Singh Ji Maharaj: “Die weltlichen Menschen sehen Bhajan als eine Kuriosität an. Am Tage der Initiation mag man ihnen einigen Ernst zutrauen. Es besteht der Wunsch, diesem Ort des Elends und der Sorge zu entrinnen. Das ist der Stoff, woran die Heiligen zu wirken haben. Bhajan um des Bhajans willen wird von wenigen gepflegt. Nach und nach sterben die kleinen Wellen des Erwachens und verschwinden in den großen Wogen der karmischen Aktivität. Doch die Heiligen sind nicht enttäuscht. Sie kennen die Hilflosigkeit des Menschen und auch die Wirksamkeit von Naam. Naam ist allmächtig. Wie ein Feuerfunke einen Wald ausbrennen kann, so verbrennt Naam die starken karmischen Auswüchse. Ein Vogel mag den Fängen eines Adlers entkommen, aber das Gemüt wagt sich nicht zu regen, wenn Naam sich offenbart. Heilige sind die Hüter von Naam. Ihre Methode ist sicher und zuverlässig. Sie sehen, daß der Mensch Tag um Tag seine karmische Schuld bezahlt. Im Alter, wenn er schwach wird, wendet er sein Gesicht allmählich den Versuchungen ab. Elend und Kummer der Welt nagen an seinem Gemüt, und der Tod bringt ihn gesammelt zur Pforte des dritten Auges, wo der Meister ihn übernimmt; denn die Seele ist sein, da er sie bei der Initiation übernommen hat.”

 

“Der Fortschritt in Sant Mat ist nicht langsam, verglichen mit anderen Systemen. In anderen Systemen beschließt der Mensch unter angestrengten Umständen in einer Reihe von Leben seinen unvollständigen Weg. In Sant Mat kann man, während man zuhause bleibt, mit seinen Verwandten und Freunden zusammenleben, braucht nicht den Härten des Dschungellebens die Stirn zu bieten, kann seinen Pflichten auf allen Lebensgebieten nachgehen ohne Beschränkungen in bezug auf Kaste, Glaubensbekenntnis, Riten oder Zeremonien. Und Jugendliche, Erwachsene, alte Männer und Frauen gehen hinauf, um nie mehr wiederzukehren. Stück für Stück kommen wir unserem Ziel näher.”

 

Wenn wir versuchen in Gott zu leben und üben, auf den Tonstrom zu lauschen, wird er uns durch die rauhe Welt hindurchführen. Dann werden Welt und weltliche Angelegenheiten sekundäre Bedeutung für uns bekommen. Sant Mat ist ein Pfad der Liebe, und man muß Liebe im Herzen pflegen, indem man alle anderen Gefühle wie Groll, Bitterkeit etc. ausrottet.

 

Indem wir vom Wein der Liebe und Hingabe an den mystischen Adepten trinken, werden wir zu göttlichen und spirituellen Reichen geführt, wo wir die Wahrheit finden. Es ist die Ekstase der mystischen Verzückung, die unser inneres Auge für die transzendente Wahrheit seltenster Essenz von Leben und Sein öffnet. Shabd ist die Wirklichkeit aller Wirklichkeiten und die Wahrheit aller Wahrheiten. Wenn wir die Wahrheit erkennen, gelangen wir in den Zustand der ewigen Wonne.

 

Sant Kirpal Singh, der vollendete Meister dieses Zeitalters, führt nun das Werk spiritueller Organisation der Menschheit über so viele Lebenszentren der Spiritualität, die über die ganze Welt verbreitet sind, weiter. Einstimmig gewählt als Präsident der Weltgemeinschaft der Religionen, vollbringt er ein ungeheures Werk, indem er die Völker der Welt mit einem silbernen Band brüderlicher Liebe miteinander verbindet als Glieder der einen großen Gottesfamilie auf dem Erdenplan. In aller Demut sagt er:

 

“Wenn ein wenig Liebe von mir ein Leben schöner macht, wenn ein wenig Sorge von mir einem Freund nützlich ist, wenn ein wenig Hilfe von mir die Last des anderen erleichtert, so gib mir, Gott, Liebe, Sorge und Kraft, meinem geplagten Bruder zu helfen.”

 

 

AUSZÜGE AUS “SPIRITUELLES ELIXIER”

 

(Fragen, die durch den Meister, beantwortet wurden)

 

Frage: Die Menschen sagen, daß sie nach der ‘Wahrheit‘ suchen oder die Wahrheit gefunden haben. Was besagt dieses Wort, ‘Wahrheit‘ in den Lehren der Meister?

 

Antwort: Die Wahrheit ist in den Lehren der Meister eine bestimmte Wissenschaft. Sie wird das Wort oder ‘Naam‘ genannt und hat einen praktischen Aspekt. Sie ist allumfassend und für die ganze Menschheit. Sie ist der natürliche Weg zurück zu Gott, der während der Lebenszeit zu erreichen ist. Es ist ein Prozeß der Selbstanalyse und Selbstprüfung, wobei durch den Meister eine Ersthand-Erfahrung einzeln oder gruppenweise durch das Öffnen der inneren Schau für das innere Licht, genannt das ‘Licht Gottes‘ gegeben, und eine Verbindung mit dem Ton oder dem hörbaren Lebensstrom, der ‘Stimme Gottes‘, bei der Initiation, mehr oder weniger entsprechend der Empfänglichkeit und dem Hintergrund des einzelnen, hergestellt wird. Der Schüler muß dies dann weiter entwickeln, indem er täglich regelmäßig und mit Liebe und Hingabe Zeit dafür einsetzt.

 

Frage: Wie können wir passiv werden und innerlich absolute Ruhe und Stille erreichen, die uns befähigt, die Seligkeit des Lichts der Lichter zu erlangen?

 

Antwort: Es gibt keine Abkürzungswege auf dem spirituellen Pfäd. Man muß für die spirituelle Glückseligkeit arbeiten. Das Gemüt ist, wie das Feuer, ein guter Diener, aber ein schlechter Herr. Während wir zur Meditation sitzen, müssen wir das Gemüt von allen Gedanken und den Verstand von allem Überlegen frei machen, was durch eine mentale Umstellung erreicht werden kann. Was ist schließlich unser auf der Welt? Nichts, nicht einmal der Körper, das mentale Werkzeug und der Reichtum, den einer besitzen mag. Sie sind uns nur zum rechtmäßigen Gebrauch überlassen worden, und gehören dem Geber. Warum sie dann nicht zu den heiligen Füßen eines Gottmenschen aufgeben, wenn wir uns zur Aufgabe zuwenden, die uns durch ihn übertragen wurde, nämlich am Augenbrennpunkt zu sitzen und mit ergebener, ungeteilter Aufmerksamkeit liebevoll nach innen zu schauen, während im Geiste die geladenen Worte sehr sehr langsam wiederholt werden, was mit Zwischenpausen sein kann, damit die innere Schau nicht gestört wird. Durch Übung wird es allmählich zur Gewohnheit und zur zweiten Natur, und die Meisterkraft oben wird auf dich achten, und ohne eine Anstrengung deinerseits wird sich dein ‘Selbst‘ über das Körperbewußtsein in ein Bewußtsein höherer Ordnung erheben. Liebe, Sehnsucht und Hingabe sind der Grundton auf dem Pfad zu Gott.

 

Frage: Was ist “Yoga—Schlaf”?

 

Antwort: Es ist ein Schlaf, in dem sich die Seele in die niedrigeren Chakras begibt und in einen Tiefschlaf fällt. Dies kommt auf, wenn die Kontemplation auf eine festgelegte Vorstellung gerichtet ist. Die Meister befürworten es nicht und ermutigen nicht dazu.

 

Frage: Wie kann der Mensch seinen Körper von aller Negation befreien und Vollkommenheit erreichen oder ihr nahekommen?

 

Antwort: Der Mensch kann seinen Körper von aller Nagation befreien, indem er sich einer strengen Disziplin, Selbstkontrolle und regelmäßigen gläubigen Meditationen unter Führung eines vollendeten Meisters hingibt.

 

Frage: Wieso vergißt das Gemüt die Glückseligkeit?

 

Antwort: Vergeßlichkeit ist die Haupteigenschaft des menschlichen Gemüts. Es ist der grobstofflichen ‘Maya‘ oder dem Materialismus zuzuschreiben, daß wir die innere Glückseligkeit vergessen und von dem Sinnestreiben überwältigt werden. Wenn die innere Bewußtheit allmählich zunimmt, vergißt das Gemüt die niedrigeren Anziehungspunkte und kostet die immerwährende Glückseligkeit im Innern mit der Gnade des Meisters.

 

Frage: Kann die Gotteskraft in unserem Leben trotz schlechten Karmas wirken?

 

Antwort: Die Gotteskraft wirkt weiter für unser spirituelles Wohlergehen, ungeachtet der Reaktion darauf. Sie ist das belebende Prinzip im Menschenkörper, welches das Leben stützt und erhält und das somit unaufhörlich durch das physische Leben hindurch wirkt. Was wir ‘schlechtes Karma‘ nennen, heißt ‘weniger gutes‘, und wenn einem die heilige Initiation gewährt wurde, bestehen alle Aussichten für eine Verbesserung.

 

Frage: Wie wirkt sich das Karma auf niedrigere Tiere aus?

 

Antwort: Niedrigere Tiere oder Schöpfungsformen sind durch ihre früheren karmischen Schulden gebunden und häufen während ihrer Lebensspanne kein weiteres Karma an. Sie sind lediglich geboren um ihre karmischen Schulden abzutragen.

 

Frage: Welche ist die wahre Bedeutung des Wortes?

 

Antwort: Gott ist ‘wortlos‘ und da Es sich zum Ausdruck brachte, wurde es in der Sant-Mat-Terminologie Wort oder ‘Naam‘ genannt. Es ist die sich zun Ausdruck bringende Gotteskraft, die, wenn sie sich offenbart, das göttliche Licht und den heiligen Tonstrom hervorbringt, die bewußten Verbindungen, die den Initiierten durch den Meister gewährt wurden. Für erschöpfende Erklärung mag bitte in dem Buch ‘Naam oder das Wort‘ nachgesehen werden.

 

Frage: Was sind die fünf Shabds? Sind es die geladenen Namen?

 

Antwort: Die fünf Shabds sind die verschiedenen Ton—Arten im Innern, welche die unterschiedlichen spirituellen Ebenen bis ‘Sach Khand‘ anzeigen. In der Tat gibt es nur einen Tonstrom, aber er variiert entsprechend der Dichtigkeit der inneren Bereiche. In ‘Sach Khand‘ ist alles Bewußtsein. In der zweiten Ebene ist mehr Bewußtsein als Maya. In der dritten Ebene sind Maya und Bewußtsein zu gleichen Teilen. In der vierten Ebene ist mehr Maya als Bewußtsein; und in der fünften Ebene herrscht Maya noch mehr vor als das Bewußtsein. So bezeichnen die fünf geladenen Namen diese fünf Stufen.

 

Frage: Warum ist es so schwer Shabd zu hören?

 

Antwort: Shabd erklingt in allen sichtbaren und unsichtbaren Universen. Die menschliche Seele und der heilige Shabd sind von gleichem göttlichen Wesen. Solche, die ihr inneres Bewußtsein durch regelmäßige, gläubige und genaue Meditationen entwickeln, können dieser himmlischen Musik zu jeder beliebigen Zeit lauschen. Für Neulinge ist es schwierig, ihre Aufmerksamkeit am Augenbrennpunkt zu sammeln und ihre Vibrationen und Gedanken gewissenhaft zu kontrollieren. Darüber hinaus können diejenigen, die viel sprechen und ihre kostbare Energie in eitler und müßiger Rede vergeuden, diese himmlische Musik nicht hören. Es ist die innere zielbewußte Hingabe und Aufmerksamkeit, die dieses verzückte Hören gewährt. Eine mit Beharrlichkeit und Standhaftigkeit ausgeführte Übung ruft die göttliche Gnade herab und der Initiierte kann den heiligen Shabd Dhun vernehmen.

 

Frage: Warum gibt man es auf, Shabd zu üben, wenn es so sehr wesentlich für den spirituellen Fortschritt ist?

 

Antwort: Das menschliche Gemüt ist durch die Vorsehung so beschaffen, daß es Schweigen und Stille an seinem Zentrum, hinter und zwischen den beiden Augenbrauen, übelnimmt. Es ist ein Träger der negativen Kraft, die jeder menschlichen Seele anhaftet und an allem Äußerlichen Gefallen findet. Es will nicht gerne nach innen gehen. Außerdem ist es nach den sinnlichen Genüssen aus, was nicht so leicht aufgegeben werden kann. Es ist durch den gnädigen Schutz des lebenden Meisters, daß die bewußte Verbindung mit dieser himmlischen Musik gewährt wird; aber die Satsangis zollen diesem wichtigen Aspekt der spirituellen Schulung nicht die angemessene Beachtung. Es mag weiter gesagt werden, daß die Lieben, die in die groben Freuden des Fleisches und der Materie verstrickt sind, selten den heiligen Pfad aufnehmen, und wenn einige von ihnen zufällig dem Meister zugeführt und initiiert werden durch eine frühere karmische Entwicklung, finden sie an dieser spirituellen Schulung keinen Gefallen.

 

Der menschliche Körper ist ähnlich einem Radio, in dem diese göttlichen Melodien durch alle empfangen werden können. Der lebende Meister ist einer, der unser schadhaftes Gerät reparieren kann und uns den Knopf und die Wellenlänge zeigt, auf der diese himmlische Musik zu hören ist. Regelmäßigkeit und Beharrlichkeit zusammen mit unermüdlichem selbstlosen Dienen im Geiste der Hingabe, sind die Hauptfaktoren, die helfen, diese spirituelle Schulung durchzuführen.

 

Das Gemüt hat eine ganze Reihe verschiedener Kniffe, die es anbringt, um den Initiieren von diesem Hören abzubringen. Zuweilen gibt es sich als Freund aus und schmeichelt dem Schüler, indem es ihn auf seine familiären Verpflichtungen etc. hinweist und der Liebe ist in der Schlinge der Verhaftung gefangen. Ein andermal erhebt es sich im harten Kampf wie ein furchtbarer Feind. Darüber hinaus lassen die Versuchungen der weltlichen Freuden das Gemüt ständig schwingen und schwanken. Der einzige Punkt, wo es zur Ruhe kommen kann, ist das Augenzentrum, der Sitz der Seele. Es ist eine alte Krankheit des Gemüts, aufzugeben, auf Shabd zu hören, und dafür ist die göttliche Gnade des Meisters sehr wesentlich.

 

Frage: Haben wir nun, da wir von unserer himmlischen Heimat auf die Erde herabgekommen sind, eine bestimmte Zusage, daß wir dort bleiben können, nachdem wir mit dem Meister hinaufgegangen sind?

 

Antwort: Ja, es gibt eine bestimmte Zusage vom Lebenden Meister, gestützt durch die Erklärungen der früheren Meister, daß die Seelen, die sich mit dem Vater im Innern vereinen, sich nicht wieder inkarnieren müssen, wenn sie mit der seltenen Gabe der Initiation von ‘Naam‘ gesegnet sind. Das ’Saat-Karma‘, die Grundlage der zukünftigen Geburten der Initiierten, wird durch das Feuer des heiligen ‘Naam‘ verbrannt. Guru Nanak Sahib hat im ‘Granth Sahib‘ erklärt, daß die Abrechnungen des Schülers, der mit der seltenen Gabe des heiligen ‘Naam‘ gesegnet war, zerrissen wurden und er nichts mit Dharam Rai, dem Richter, zu tun hat, der durch die negative Kraft aufgestellt wurde, um den Seelen Gericht zu halten, nachdem ihr irdisches Lebun zu Ende geführt wurde. Sie können zur Erde gesandt werden, um die Seelen zu Gott zurückzuholen, aber nicht als Gefangene, um die Früchte ihrer Taten zu ernten.

 

Frage: Inwieweit ist unser Leben vorherbestimmt, und welche Rolle spielt der “freie Wille”, nachdem wir initiiert worden sind?

 

Antwort: Sechs Dinge sind durch das Schicksalskarma vorherbestimmt oder darin eingeschlossen, nämlich Gesundheit und Krankheit, Armut und Reichtum, Ehre und Schmach. Eifrige Bemühungen, Selbstkontrolle und Disziplin spielen mit der Gnade des Meisters für uns eine bedeutende Rolle, was die Verbesserung betrifft. Viele der Lieben mit einem unglücklichen Leben voller Behinderungen sagen, daß sie nach der heiligen Initiation und gläubigen Meditation über das heilige ‘Naam‘ wirklich fromm geworden seien. Für erschöpfende Erläuterungen wird auf das “Rad des Lebens” verwiesen.

 

Frage: In welchem Grade helfen die Lehrer der Weisen einer niedrigeren Ordnung den aufrichtigen Schülern des Sant Mat, um den Tag eher herbeizuführen, da sie dem strahlenden Meister im Innern begegnen, um dann durch ihn weitergeführt zu werden?

 

Antwort: Die Lehren aller Meister, ob niedrigerer oder höherer Ordnung sind für die Initiierten hilfreich, vorausgesetzt, daß sich letztere nicht auf polemische Diskussionen einlassen. Der Schüler sollte wie ein intelligenter Schwan (dessen Schnabel mit der seltenen Gabe gesegnet ist, Milch von Wasser zu unterscheiden) das Gute von allem nehmen, wo immer er es bekommt. Die zauberhafte strahlende Form des Meisters offenbart sich zu gegebener Zeit, wenn man in den göttlichen Prinzipien des heiligen Shabd — des Tonstromes und des göttlichen Lichts, das seine Astralformen sind, bewandert wird. Die gläubigen und disziplinierten Initiierten erhalten Führung auf Schritt und Tritt, nachdem sich die strahlende Form des Meisters im Innern gezeigt hat. Die innere Empfänglichkeit des Schülers entwickelt sich auf wunderbare Weise durch regelmäßige, gläubige und genaue Meditationen. Von der Initiation ab wird die gnädige Meisterkraft zum ständigen und nächsten Begleiter des Schülers, um die Seele mit Hilfe des heiligen Naam zur wahren Heimat des Vaters zu geleiten.

 

 

WIE ICH DEN LEBENDEN GOTTMENSCHEN FAND

 

Emil J. Christesen

 

1951, nach Jahren ernsten Suchens in verschiedenen Religionen, Schriften und metaphysischen Lehren nach dem Schlüssel des Reiches Gottes, begegnete ich Mr. T. S. Khanna, der mir von einem lebenden Meister—Heiligen in Delhi erzählte, Zehntausenden bekannt als Seine Heiligkeit Sant Kirpal Singh Ji Maharaj. Mr. Khanna, des großen Meisters Haupt-Repräsentant des Ruhani Satsang von Amerika und Kanada, ließ mich Tonbänder von Sant Kirpal Singhs Vorträgen hören und lieh mir das Buch “Der Pfad der Meister” des verstorbenen Dr. Julian Johnson. Während ich das Buch las, waren Herz und Seele völlig von dieser Botschaft erfüllt und die Gestalt von Meister Kirpal Singh Ji Maharaj erschien mir bei sechs verschiedenen Gelegenheiten. Als ich dem Meister meine Visionen beschrieb, bestätigte er mir, daß er es war, den ich suchte.

 

Monate später, in einer anderen Vision während einer langen und tiefen Meditation, sah ich deutlich ein großes Lichtwesen, in weiß gekleidet, mit schneeweißem Bart, weißem Turban und einem Stock, mit dem er mir zuwinkte, als er die goldenen Stufen eines prachtvollen goldenen Tempels emporschritt mit acht oder neun Kuppeln auf jedem Turm.

 

Der schöne goldene Tempel war mit Rubinen, Diamanten und Juwelen besetzt, wie sie hier auf der Erde bekannt sind. Ich schrieb wieder an den Meister um Erklärung meiner Vision. Er antwortete, daß Mr. Khanna ein Photo seines Meisters Hazoor Maharaj Baba Sawan Singh Ji habe, der diese physische Ebene im Jahre 1948 verließ, und daß ich, nachdem ich es gesehen hätte, entscheiden sollte, ob dies das Abbild dessen war, was ich sah.

 

Tatsächlich war es so. Später sah ich Hazoor bei vielen anderen Gelegenheiten; aber dann sagte er mir, ich solle den lebenden Meister Kirpal Singh Ji, der in seinem physischen Körper in Delhi lebt, suchen und finden, und sein Zentrum heißt Sawan Ashram, Ruhani Satsang. Wundervoll, ungeheuerlich! Herz, Gemüt und Seele waren von Entzücken erfaßt, mein Körper fühlte sich so leicht wie eine Feder. Wieder hatte mein inneres Auge, das dritte Auge, die Glorie Gottes gesehen! Anscheinend hatte sich der große Hazoor Maharaj Sawan Singh Ji selbst diesem niedrigen Geschöpf offenbart, um meinen Glauben an den lebenden Meister-Heiligen seiner Zeit, Sant Satguru Kirpal Singh Ji, seinen Hauptschüler, zu festigen, den er beauftragt hatte, das begonnene Werk fortzusetzen. Diese göttliche innere Vision war mir völlig neu. Als Christ hatte ich erwartet, Jesus zu sehen. Aber nicht bevor ich von Kirpal Singh Ji initiiert worden war, sah ich Christus, und er sagte mir dann, ich solle Kirpal Singh folgen, der der lebende Meister meiner Zeit sei. So tat ich und war viele Male gesegnet,außen und innen.

 

Ich hatte Christus vorher in Gebeten gesehen, aber nicht in der Meditation, bis ich initiiert war! Christus sagte mir dann, daß er sich mir niemals im Gebet gezeigt habe. Daraus erkannte ich, daß wir im Gebet jeden Meister, den wir sehen möchten, sehen können, wenn wir geistig dazu entschlossen sind. Jesus sagte später: “Glaube nicht jeder Vision von mir; denn der Teufel kleidet sich selbst in mein Licht, um dich zu täuschen.” Man kann sehen, wie notwendig es ist, Führung und Schutz des lebenden Meisters Kirpal Singh Ji zu haben. Selbst als wahrer Christ, der an die heiligen Schriften von Jesus Christus, besonders an die Bergpredigt und seine frühere Anwesenheit hier auf Erden glaubt, kann ich ihn jetzt nicht mehr sehen.

 

Freunde, ich liebe alle Meister, alle Religionen, alle heiligen Schriften und alle Plätze der Verehrung. Jedoch ist die Initiation durch einen lebenden Meister ein wesentliches Erfordernis, weil sie alle auf den inneren spirituellen Pfad zurück ins Vaterhaus führt. Ich bin, was mein Meister ist — mag er ein Sikh, Mohammedaner, Christ, Jude oder was immer sein. Dank dem höchsten Vater, der durch seinen menschlichen Pol, Sant Kirpal Singh Ji, wirkt, werde ich die goldene Straße zurück zu Gott geführt.

 

Ich kann mit innerster Überzeugung sagen, daß nur die innere Erfahrung dem Menschen enthüllen kann, wer der Herr des Himmels und der Erde ist. Und wenn man es weiß, soll man nicht davon reden, denn Wölfe im Schafspelz werden versuchen, einen vom Wege abzuziehen. Darum sagt der Meister, nicht unsere inneren Erfahrungen anderen zu erzählen.

 

Seit ich initiiert bin, habe ich den großen Meister Kirpal Singh Ji viele Male gesehen. Ich wurde durch ihn des öfteren vor Unglück bewahrt. Einmal sagte er mir, ich solle ihm zum Sylvan-Theater auf dem Washington D. C. Denkmals-Platz folgen. Ich tat es und blieb dort eine Weile. Ich wäre sonst in einen großen bürgerlichen Aufstand verwickelt worden.

 

Es ist eines Schülers Aufgabe, auf der Sonne zu schlafen, der Stütze von des Meisters Haupt, und innerlich fortzuschreiten auf den anderen Ebenen mit seiner göttlichen Führung.

 

Dieser Geringe ist dem geliebten Sant Kirpal Singh Ji Maharaj so dankbar; denn er ist der Treuhänder des heiligen Geistes, des heiligen Naam oder des Wortes; er ist Gott in menschlicher Gestalt auf Erden offenbart. Ich sage jedem — finde den lebenden Meister deiner Zeit.

 

 

DIE ROLLE DER ERNÄHRUNG

 

Kirpal Singh

 

Die Ernährung spielt naturgemäß eine Hauptrolle in der schwierigen Frage des Lebens. Das Gesetz des Karmas ist der Natur unsichtbare Methode, die Welt in ihren eisernen Griffen zu halten, damit sie bevölkert und in Gang bleibt. Darum ist es umso mehr notwendig, daß sich der Mensch vor gedankenlosen, unachtsamen und wahllosen Eßgewohnheiten bewahrt. Da wir nicht ohne Nahrung sein können, müssen wir zumindest solche Nahrungsmittel wählen, die sich in unserem spirituellen Streben als am wenigsten schädlich erweisen. Unsere Nahrung sollte für uns nicht unnötige karmische Schulden verursachen, wenn es möglich ist, dies mit ein wenig Sorgfalt zu vermeiden.

 

Nach dem moralischen, sozialen und spirituellen Gesetz darf man nicht in das Leben irgendeines Tieres in Gottes Schöpfung eingreifen. In Indien wird diese Lebensführung als ‘Ahimsa‘ oder Nichtverletzen allen Geschöpfen gegenüber verkündet. Dies führte zur vegetarischen Ernährung im Gegensatz zur nicht vegetarischen. Wenn wir eingehender über die natürlichen und unnatürlichen Erscheinungen der Ernährung nachdenken, kommen wir zu einem besseren Verstehen im Hinblick auf die Frage der ‘Gunas‘ oder der angeborenen Neigungen, natürlichen Bestrebungen und verborgenen Anlagen, die allen empfindenden Wesen eigen sind.

 

Die Nahrung muß in Körner, Getreide, Gemüse und Früchte eingestuft werden, welche die ‘Satvic‘ — oder ‘Satoguni‘-Nahrung bildet; es ist die reine Nahrung, die Heiterkeit und Ausgeglichenheit zur Folge hat, wie sie die Weisen und Seher auszeichnet. Satvic oder die reine Nahrung von ‘mool‘ (eßbare Wurzeln wie Rettich, Rüben etc.) ‘and‘ (Kartoffeln), ‘phal‘ (Früchte) und Kuhmilch etc. verlängert das Leben und heilt eine Anzahl Krankheiten und Leiden. Ihr Vorteil wurde auch durch die medizinische Wissenschaft erkannt. Heutzutage werden viele Medikamente aus Kräutern, Früchten und Körnern hergestellt und haben sich als sehr wirksam erwiesen. Satvic-Nahrung und einfache Lebensweise sind der Entwicklung höchster Kultur und Zivilisation dienlich. Wir müssen dessen eingedenk sein, daß die Nahrung für den Menschen geschaffen ist und nicht der Mensch für die Nahrung. Essen, um zu leben und nicht leben, um zu zu essen, sollte unser Grundsatz sein. Wenn wir dem folgen, entwickeln wir Empfänglichkeit für die höheren Werte des Lebens, die ethischen und spirituellen, was allmählich zur Selbsterkenntnis und Gotterkenntnis führt.

 

‘Rajsic‘ oder krafterzeugende Nahrung schließt neben der vegetarischen Ernährung Produkte wie Milch, Sahne, Butter, Butterschmalz (ghee) etc. nicht nur von Kühen ein, wenn sie in Maßen genommen wird. Im alten Indien war der Genuß von Milch hauptsächlich auf die Fürstenklasse beschränkt (die kämpfenden Klassen). Der begrenzte Genuß von Milch wurde auch von den Rishis der alten Zeit beachtet, die mehr oder weniger isoliert lebten und in der Abgeschiedenheit die meiste Zeit in Meditation zubrachten. Sie ließen eine Menge Milch für den Gebrauch des tierischen Nachwuchses zurück.

 

‘Tamsic‘ oder stumpf machende Nahrung besteht in Fleisch und Spirituosen, Knoblauch etc. oder tatsächlich in jeder anderen Speise, sei sie natürlich oder unnatürlich, alt oder frisch. Wer hemmungslos und uneingeschränkt alles ißt, der lebt, um zu essen, aber ißt nicht, um zu leben. Ihr Lebensziel ist der Genuß und ihr Motto ist, “Iß, trink und sei vergnügt.” Sie stürzen sich kopfüber in die süßen Lebensfreuden, wie sie es nennen. Wenn sie mit ein wenig Konzontrationskraft begabt sind, lenken sie ihre ganze Kraft (physisch und geistig) auf die Verherrlichung ihres kleinen Ich, das egozentrische Gemüt. Diese Handlungsweise bezeichnet der Mensch dann gerne als eine höhere Auswirkung der Zivilisation. Eine solche Lebensweise wird durch die Meister der höchsten Ordnung jenen, die nach der Erkenntnis des Geistes im Menschen und die schließliche Befreiung der Seele von den Fesseln des Gemüts und der Materie suchen, streng verboten.

 

Der Mensch hat sich im Hinblick auf seine Ernährung die wilden Tiere des Dschungels zum Vorbild genommen und tut es ihnen gleich. Er erfreut sich nicht nur am Fleisch der harmlosen Tiere wie der Kuh und den Ziegen, Rotwild und Schafen, der unschuldigen Vögel der Luft und dem Fisch im Wasser, sondern nimmt auch Teil an Menschenfleisch und Menschenblut, um seinen unersättlichen Hunger nach Geld und Reichtum zu befriedigen. Er hat seinen Weg der Selbsterhöhung, den er stolz Fortschritt nennt, noch nicht beendet. Möge er gut nachdenken über die Grundprinzipien, nach welchen die Meister vegetarische Ernährung empfehlen und vorschreiben. Auch die Pflanzen haben Leben in latenter Form in sich, wie nun durch die Wissenschaftler der ganzen Welt nachgewiesen wurde. Und doch hängen wir, da wir unsere Rolle in diesem Panorama des Lebens auf der Bühne der Welt zu spielen und uns selbst zu erhalten haben, um Körper und Seele zusammenzuhalten, von dem ab, was die Erde hervorbringt.

 

Wollen wir nun zu der eigentlichen Sache kommen. In der ganzen Schöpfung gilt das Naturgesetz, daß Leben von Leben abhängt. Wie die Geschöpfe anderer Schöpfungsstufen erhält sich auch der Mensch, indem er Nahrung zu sich nimmt, die Leben in sich hat. Äußerlich gesehen scheint es, daß sich der Mensch hinsichtlich des Anhäufens von Karma mit den anderen Geschöpfen einer niedrigeren Lebensordnung — Reptilien und dergleichen — in derselben Lage befindet.

 

Die Natur hat ein anderes Rad, das in dieser stofflichen Welt am Werke ist, nämlich das Gesetz der Evolution. Es sieht vor, daß alle lebenden Wesen von einem Entwicklungszustand in den anderen gehen. Da sie sich von der einen Schöpfungsordnung zur nächsthöheren bewegen, hat jedes Wesen einen von den niedrigeren besonderen Wert. Die Grundlage, die den Nennwert als auch den inneren Wert bestimmt, ist die Materie und der Intellekt. Je wertvoller die Bestandteile der Materie, die einem Wesen in hervorragender Form eigen sind, desto größer der Intellekt und umso höher der Wert des Wesens. Die Heiligen wenden dieses Gesetz bei der Lösung der Ernährungsfrage für den Menschen an. Ob er es beachtet oder nicht, stellen sie dieses Gesetz für den Menschen auf, damit er seine Ernährung verbessert und dadurch soweit als irgend möglich einer schweren Last karmischer Verkettung entgeht, in der er unentrinnbar festgehalten würde.

 

Der Menschenkörper mit allen fünf Tatvas (oder schöpferischen und zusammengesetzten Elementen, Erde, Wasser, Luft, Feuer und Äther) in voller Aktivität wird am höchsten bewertet. Dies ist der Grund, daß er an der Spitze aller geschaffenen Wesen steht und als Gott seinem Schöpfer am nächsten betrachtet wird. Daß der Mensch seine Mitgeschöpfe tötet, wird als das verruchteste aller Verbrechen angesehen, das die höchste Strafe oder die Todesstrafe verdient. Der nächste Wert wird den Vierfüßlern uhd anderen Tieren zugemessen, in denen vier Tatvas aktiv am Werk sind, während das fünfte, der Äther, nahezu fehlt oder nur in einem geringfügigen Teil vorhanden ist. Das willkürliche Töten eines Tieres hat eine Strafe zur Folge, die dem Wert des infrage stehenden Tieres entspricht. Dann kommen die Vögel mit drei aktiven Elementen, nämlich Wasser, Feuer und Luft und werden daher nach ihrem nominellen Wert betrachtet. Noch niedriger ist der Wert von Geschöpfen mit nur zwei aktiven Elementen, nämlich Erde und Feuer, während die übrigen drei in latenter Form vorhanden sind, wie bei den Reptilien, Würmern und Insekten, die ohne die geringsten Gewissensbisse getötet und zertreten werden, da in ihrem Falle keine Strafe damit verbunden ist. Der geringste Wert wird den Wurzeln, Gemüsen und Früchten zuerkannt, in denen allein das Wasser—Element aktiv ist und vorherrscht, während sich die restlichen vier in einem latenten Zustand befinden. Somit bildet im Hinblick auf das Karma die vegetarische und früchtereiche Kost die Nahrung, die den geringsten Schmerz verursacht, und wenn sich der Mensch von ihr ernährt, häuft er die wenigsten karmischen Schulden an.

 

Wir wollen nun sehen, was das Essener Johannes-Evangelium in diesem Zusammenhang sagt: Aber sie (die Jünger) antworteten ihm: “Wohin sollen wir gehen, Herr, denn mit euch sind die Worte des ewigen Lebens? Sagt uns, welches sind die Sünden, die wir meiden müssen, damit wir niemals Krankheit sehen mögen?” Jesus antwortete: “Es geschehe nach eurem Glauben”, und er setzte sich in ihre Mitte und sprach: “Denen der alten Zeit war gesagt, ‘Ehre deinen himmlischen Vater und deine irdische Mutter und erfülle ihre Gebete, damit du lange lebest auf Erden,‘ Und nach dem wurde dieses Gebot gegeben: ‘Du sollst nicht töten‘, denn das Leben ist allen von Gott gegeben und was Gott gegeben hat, soll der Mensch nicht wegnehmen. Denn ich sage euch, wahrlich, von einer Mutter stammt alles her, was auf der Erde lebt. Daher, der, welcher tötet, der tötet seinen Bruder. Und von ihm wird die irdische Mutter sich abwenden und ihre erquickenden Brüste von ihm wegnehmen. Und er wird von ihren Engeln gemieden werden; und Satan wird in seinem Körper Wohnung nehmen. Und das Fleisch der geschlachteten Tiere in seinem Körper wird zu seinem eigenen Grab. Denn ich sage euch, wahrlich, der, welcher tötet, der tötet sich selbst, und wer das Fleisch der geschlachteten Tiere ißt, ißt vom Körper des Todes ... Und ihr Tod wird zu seinem Tode ... Denn der Sünde Sold ist der Tod. Tötet nicht, noch eßt das Fleisch eurer unschuldigen Beute, damit ihr nicht Sklaven des Satans werdet. Denn das ist der Pfad des Leidens und er führt zum Tod. Aber tut den Willen Gottes, damit Seine Engel euch dienen mögen auf dem Weg des Lebens. Befolgt daher die Worte Gottes: “Seht, ich habe euch gegeben jegliches Kraut, welches Samen trägt, das sich überall auf der Erde befindet, und jeden Baum, in welchem der fruchtbringende Same eines Baumes steckt. Dies soll zu eurer Speise sein; und auch für jedes Tier auf der Erde und für alle Vögel in der Luft und für alles, was da kriecht auf der Erde, worin der Atem des Lebens ist. Ich gebe jegliches grüne Kraut zur Speise. Auch die Milch von allem Getier, das sich bewegt und lebt auf der Erde, soll für eure Speise sein; ebenso wie ich das grüne Kraut ihnen gegeben habe, so gebe ich ihre Milch euch. Aber Fleisch und das Blut, welches es belebt, sollt ihr nicht essen.”

 

Dann sagte ein anderer (Jünger): Mosees, der größte in Israel, erlaubte unseren Vorvätern, das Fleisch von reinen Tieren zu essen und verbot das Fleisch von unreinen Tieren. Warum verbietet ihr uns das Fleisch aller Tiere? Welches Gesetz kommt von Gott? Das von Moses oder das eure? Und Jesus fuhr fort: “Gott gebot euren Vorvätern: ‘Ihr sollt nicht töten‘. Aber ihre Herzen waren verhärtet und sie töteten. Dann wünschte Moses, daß sie zumindest keine Menschen töten sollten und er erlaubte ihnen, Tiere zu töten. Und dann wurde das Herz eurer Vorväter noch mehr verhärtet und sie töteten Menschen und Tiere gleicherweise. Aber ich sage euch: Tötet weder Menschen noch Tiere, noch was ihr sonst zur Nahrung nehmt. Denn wenn ihr lebendige Speise nehmt, dieselbe wird euch erquicken, aber wenn ihr getötete Speise nehmt, wird die tote Speise auch euch töten. Denn Leben kommt nur von Leben und vom Tod kommt nur der Tod. Denn alles, das eure Speise tötet, das tötet euren Körper auch. Und alles, was euren Körper tötet, das tötet auch eure Seele. Und euer Körper wird das, was eure Speise ist, genauso wie euer Geist wird, wie eure Gedanken sind ...

 

 

SINN UND ZWECK DES SATSANG

 

von Bhadra Sena

 

Mit den Ohren werdet ihr hören und werdet es nicht verstehen; und mit sehenden Augen werdet ihr sehen, und werdet es nicht vernehmen.

 

Matth. 13/14

 

Das einzige Ziel und der Zweck des Satsang ist die Umwandlung, ein Wechsel von einer Form in die andere. Denn gegenwärtig sind wir alle von der Welt und für die Welt. Wir sind weltklug bis zum äußersten. Wir haben die Welt und alles was von der Welt ist, als das Ein und Alles der menschlichen Existenz angenommen. Wir leben und sterben für die Welt. Wir denken immer in Begriffen der Welt, und das so sehr, daß die Welt einen bevorzugten Platz in unserem Herzen einnimmt.

 

‘Wie wir denken so werden wir‘, ist ein bekanntes Sprichwort. Jemand, der immer an die Welt denkt, kann nicht anders als weltlich sein. Obwohl wir weltlich sind, hatten wir nie eine Gelegenheit innezuhalten und darüber nachzudenken, was die Welt ist. Die Welt ist nicht immer gleich. Sie ist immer im Fluß. Sind nicht auch Himmel und Erde in dauernder Bewegung? Die Dinge verändern sich von einem Augenblick zum andern und ebenso alle materiellen Dinge. Inmitten dieses veränderlichen Panoramas des materiellen Lebens leben wir jedoch noch unverändert wie von jeher. Die Lebensflamme leuchtet weiter in uns durch alle Wechselfälle, die kommen und gehen, denn nichts auf Erden ist von Dauer.

 

Das Licht des Lebens ist die ewige Achse, um die sich alles andere dreht. Es ist die Achse des Rades. Die Speichen und Scheiben, die das Rad ausmachen, bleiben in Form und funktionieren gut, wenn die Achse gut ist. Die ganze rhythmische Bewegung des Rades ist abhängig von der Unversehrtheit der bewegungslosen Mitte, die der Ursprung aller Bewegungen ist. Ein erfahrener Radmacher lenkt seine ganze Aufmerksamkeit darauf, die Mitte intakt zu erhalten, um sicher zu gehen, daß das Rad gut funktioniert trotz der unebenen Oberfläche der Straße, auf welcher es fahren muß.

 

Das Leben in der Welt ist kein Bett aus Rosen. Es ist besät mit Dornen und Disteln, die man trotz seiner Klugheit nicht vermeiden kann. Man kann jedoch starke und derbe Stiefel anziehen, um den Stacheln zu entgehen, wenn man will.

 

Der Satsang versieht uns mit einem Sicherheitsventil, so daß wir ungehindert über die Höhen und Tiefen des Lebens auf dem Erdenplan gehen können. “Sat” ist ewig dasselbe. Es ist der Mittelpunkt unseres Seins und die Seele unserer Seele. Wenn man dem Mittelpunkt näherkommen könnte, könnte man sich immer in dem herrlichen Sonnenschein Gottes wärmen.

 

Wir haben für lange Zeit Vorträge besucht. Es würde sich gewiß für uns lohnen, wenn wir gelegentlich anhalten und überschauen würden, welche Strecke wir auf dem Wege zu Gott zurückgelegt haben und in welchem Ausmaß wir dabei gewonnen haben. Wenn wir keine merkliche Veränderung in uns feststellen können, dann liegt es an uns und nicht am Satsang, weil wir nicht versucht haben, das zu tun, was wir hörten und es noch weniger wirklich praktiziert haben. Wir müssen daher “Täter des Wortes sein und nicht Hörer allein”, denn nur dann werden wir uns völlig ändern und uns umwandeln vom fleischlichen Leben zum geistigen Leben und nicht im Dunkeln sondern im Licht Gottes gehen.

 

 

GEMÜT UND SEELE

 

von K. Golden

 

Einige unter euch, die eventuell die Anforderungen und Ideale von Anhängern des Ruhani Satsang abwägen, mögen vielleicht glauben, daß diese Grundsätze zu viel vom Einzelnen verlangen oder zu hart in manchen ihrer Erfordernisse sind. Ihr mögt dies hinsichtlich eines bestimmten Aspektes oder einer Vorschrift der Lehre empfinden, oder vielleicht gegenüber einem Teil davon, der eurer Ansicht nach richtungsweisend ist. Ihr mögt euch einerseits hingezogen fühlen zu dem gütigen Wesen des Ruhani Satsang, aber euch andererseits im Unklaren sein, ob eure persönlichen Hoffnungen und Gefühle euch den Versuch erlauben, dieser spirituellen Methode mit hinreichend aufrichtiger Entschlossenheit zu folgen oder sicher daran festzuhalten.

 

Die Antwort, wie man sie persönlich sieht, lautet: wenn auch diese Erleuchtung keine Seitenwege oder verwirrenden Ablenkungen auf irgend einer der Ebenen, von der irdischen bis zur höchsten und letzten, so wendet er sich doch nicht teilnahmslos ab von denjenigen, die vielleicht zeitweilig zu irgendeiner unzulänglichen spirituellen Neigung hingezogen waren, aber sich fortwährend mit ehrlicher Anstrengung in Richtung auf eine höhere spirituelle Bewußtheit bemühten. Der Meister, der diese Lehre verkündet, ist der Übermittler einer umfassenden Weisheit, einer Weisheit, die aus dem Urgrund des Lebens hervorgeht, und die es ihm ermöglicht, die Einflüsse des Lebens in Bezug auf jedes Menschen Schicksal und das sich daraus ergebende Verhalten und Wesen zu verstehen.

 

Die Initiation in den inneren Licht- und Tonstrom versetzt den spirituellen Anwärter in einen Zug, der ihn durch eine direkte Verbindung zu seinem letzten Bestimmungsort bringen wird, vorausgesetzt, er bleibt in diesem Zug, in dem er an seiner Übung der inneren Methode festhält. aber wenn er an jeder Station aussteigt und zuviel herumwandert und dann seinen Zug verpaßt oder vielleicht gar zu der Station zurückkehrt, so wird er mehr Verzögerungen und Komplikationen begegnen als notwendig oder ratsam sind zum Erreichen des höheren Zieles seiner Reise. Durch das Bemühen, einsichtig in Übereinstimmung mit den spirituellen Anordnungen der Lehre voranzuschreiten, dürfte sich eine zuverlässige Möglichkeit ergeben, daß man in ein harmonisches Verhältnis zum transzendenten Lebensstrom kommt, und schließlich fähig wird, das Eintauchen in ihm zu erreichen.

 

Bei der Überlegung, ob ihr die Initiation haben oder danach mit der Übung fortfahren sollt, werdet ihr vielleicht eine Unstimmigkeit finden zwischen dem, was logisches Denken zu behaupten scheint und was eure spirituellen Neigungen andeuten wollen. Jeder ernsthaft suchende Mensch muß für sich eine richtige Klarstellung zwischen den vergänglichen nach außen ziehenden Beweggründen irdischer Wünsche und den stets tief empfundenen Rufen der Überseele erreichen. Die Zeitdauer mag variieren, die jeder Mensch benötigt, um eine harmonische Lösung für dieses Schlüsselproblem des spirituellen Fortschritts zu erlangen, und um mehr positive Kräfte für den spirituellen Aufstieg zu gewinnen. Aber das Ausmaß und die Art des Lichtes, das die Initiation und fortgesetzte Übung vermitteln, damit diese Ergebnisse erzielt werden, sind nur durch die individuelle gegenwärtige und künftige spirituelle Empfänglichkeit begrenzt. Je mehr er seine spirituelle Einsicht entwickelt, um so wahrscheinlicher wird er fähig sein, die leuchtenden Ströme aufzunehmen, die ihm einen reineren Bereich des Lebens eröffnen werden, das in seinem Wesen jenseits der weiten Möglichkeiten von irdischen oder astronomischen Dimensionen liegt.

 

Die Initiation und die nachfolgende Übung der spirituellen Methode kann uns erlauben, ein unmittelbares und bewußtes Leben anzufangen mit einem zur spirituellen Wirklichkeit hinführenden Aspekt. Sie wird helfen, das unsichere Herumsuchen und Fragen eines Menschen nach irgendeiner beständigeren Richtung zu vermindern, einer Richtung, die jenseits der Begrenzungen und Probleme der äußeren Existenz liegt. Sie versetzt uns an die unterste Stufe einer zeitlosen Treppe, die sich von dem Ende des Bereiches der Wirkungen — die irdische oder materielle Ebene enthaltend — bis weit über die Grenzen unserer gegenwärtigen Schau erhebt, bis dahin, wo die erste der Ebenen liegt, die ganz und gar spirituell ist. In der spirituellen Wohnstatt an der Spitze der Treppe, begegnet man zum ersten Mal unmittelbar der letzten Ursache, nachdem der Meister, der in seiner leuchtenden Form am oberen Ende der Treppe gewartet hat, das Tor zum endgültigen spirituellen Einlaß öffnet und dem man vom ersten Tor am Fuße des Aufstiegs entgegengegangen ist.

 

Gleichgültig, ob die äußere Szenerie gestört oder verhältnismäßig ruhig ist, liegt die wahre Bedeutung und Ursache der Dinge nicht in einer äußeren Richtung. Wissen über materielle Bereiche, wie umfassend es auch ist, kann nicht von sich aus die allererste Quelle oder den wesentlichen Ursprung der Formen, der Zuordnung oder des Musters der Dinge entdecken, sei es auf Erden oder anderswo im physischen Universum. Wie auch immer die umgebenden Verhältnisse einer Ära oder eines Zeitalters sein mögen, um über die Veränderlichkeiten, Verflechtungen oder Begrenzungen der äußeren Existenz hinausgehen in Richtung auf eine engere Annäherung zu der höheren Ursache, sollte man sich weiter um jenes innere Leben, jenes innere Licht, bemühen, das zu einer höheren, transzendenten Wirklichkeit hinführt.

 

Wenn auch die himmlischen Ebenen manchmal oder auf gewissen Stufen weit entfernt von uns erscheinen mögen, bedeutet das nicht, daß sie jenseits der Reichweite einer gut konzentrierten, nach innen entwickelten Fähigkeit der Seele bleiben müssen. Der Strom fließt nach außen, um alles, was existiert, zu erhalten und wird von den meisten, die ihn empfangen, nicht gehört. Aber der Initiierte des Ruhani Satsang, der ausgeglichen die stets nach innen gerichtete Übung der Meditation mit dem transzendenten Ton—Licht-Strom fortsetzt, kann eine Fähigkeit entwickeln, um selbst innerlich den Kanal dieses Stromes zurückzuverfolgen, soweit er sich daran hält, ihm nachzugehen. Er kann ihm mit der entsprechenden Führung des Meisters weiter nachspüren, bis in die strahlenden Bereiche, bis er schließlich fähig sein wird, an seine ewig bestehende Quelle, die erste Ursache von allem, zu gelangen. Dies zu erhalten, ist eine wunderbare Fähigkeit und eine himmlische Gabe von unschätzbarem Wert.

 

Diejenigen Menschen, die diese Gabe erhalten haben, sollten ständig versuchen, sie vor Verlust zu bewahren, trotz aller Zweifel und Wankelmütigkeiten, die man noch zu überwinden und zurückzulassen hat. Durch allmähliche oder geeignete emporführende Stufen kann der beständig übende spirituelle Aspirant erfolgreich der erreichbaren Verwirklichung des unbeschreiblichen unendlichen Zieles näherrücken. Und zuletzt offenbart es die Zeit, wann ein Aufsteigen unter der befähigenden Hand des Meisters den Weg in den unbegrenzten ungestörten Frieden des ewig Lebendig-Seins vollendet.

 

Die Initiation und der spirituelle Tonstrom bringen dem spirituellen Sucher sowohl die Hauptfrage nach dem Leben als auch die Möglichkeit für eine tatsächliche Beantwortung nahe und für ein langsames Wachsen der Antwort, entsprechend dem Ausmaß der inneren Erfahrung des Suchers, sowohl durch seine eigenen fortschreitenden inneren Bemühungen als auch durch seine zunehmende spirituelle Konzentration.

 

 

MEINE INITIATION

 

von L. Gurney Parrott

 

Weihnachten 1966. Als ich durch Bombay fuhr, um die Initiation vom Meister zu erhalten, zog die Morgendämmerung herauf und hoch über der rosafarbigen Flut des kommenden Tages stand der Morgenstern. Darunter befand sich ein gewaltiges erleuchtetes Kreuz an einem versteckten Haus.

 

Der Stern im Osten - das Kreuz — die Morgendämmerung. Ich war durchdrungen von den Symbolen des Himmels. Was dies liegt daran, daß alles gänzlich übereinstimmte? Ich wollte die vernunftgemäße Seite der Dinge nicht beachten, aber freudig die spirituelle Bedeutung dieses wunderbaren Morgenhimmels als eine glückliche Vorbedeutung nehmen.

 

Wir versammelten uns, wie vorher, in zwei verschiedenen Meditationsitzungen. Die erste für das Sehen und die zweite für das Hören. In seiner kurzen Unterweisung sagte uns der Meister, daß für den Blick nach innen am Tag vorher die Meisterkraft uns die Erfahrung gab und nicht unsere eigenen Anstrengungen. Diesmal jedoch würde die Meisterkraft zurückgehalten werden und was immer wir erhalten würden, wäre entsprechend der Empfänglichkeit der einzelnen Seele und dem Grad der spirituellen Entwicklung.

 

Ich will die Wahrheit bezeugen und nur in diesem Sinne schreibe ich nieder, daß ich nochmals das heilige Licht erblickte und den heiligen Ton hörte.

 

Es ist eine praktische Sache der Selbsterkenntnis und tatsächliche Erfahrung, die durch den Meister jedem Einzelnen zur Zeit der Initiation gewährt wird‚ wie der Meister betont,

 

“Wenn die Seele das Körperbewußtsein übersteigt, leuchtet sie auf in ihrer ursprünglichen Reinheit, kommt zum kosmischen Bewußtsein und fühlt gleichsam das Aufblühen des Mikrokosmos in den Makrokosmos, was ‘Dwa—janma‘ oder die ‘zweite Geburt‘ genannt wird, das heißt die Geburt des Geistes zum Unterschied von der Geburt des Fleisches. In den Evangelien heißt es: “Es sei denn, daß jemand von neuem geboren werde, so kann er das Reich Gottes nicht sehen.” “Es sei denn, daß jemand geboren werde aus Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen.” “Die Größe des Meisters liegt nicht darin, daß er dich lehrt, wie du Gebete hersagen oder wie du gewisse Bräuche und Riten verrichten sollst - jeder kann nach etwas Übung Unterricht geben - aber durch die Tatsache, daß er fähig ist, dir eine Meditation zu ermöglichen, in der deine Seele zuerst vom Äußeren zurückgezogen wird und sich dann über die Sinne erhebt, dein inneres Auge geöffnet wird und du das Licht Gottes siehst und dein inneres Ohr geöffnet wird und du die Stimme Gottes hörst, überzeugst du dich selbst davon, daß es so ist, wie der Meister sagt.

 

Ich will nicht versuchen, die frohe Dankbarkeit, die Gelassenheit und den Frieden zu übermitteln, die aus dieser tiefgründigen Erfahrung resultieren, die noch in mir ist.

 

Als ich mich von ihm verabschiedete, sagte der Meister mit seinem wie immer unbeirrbaren Gefühl für das rechte Wort: “Du hast eine Gabe bekommen, Geh‘ und gebrauche sie.”

 

Als ich den Meister davon in Kenntnis setzte, daß ich daran dachte, Indien im Oktober 1967 wieder zu besuchen, lud er mich wärmstens ein, zum Ashram zu kommen. Das erfreute mich, denn der Hauptgrund meines Wunsches, nach Indien zu gehen, war, wieder bei ihm zu sein und Gelegenheit zu haben, ihn bei der Arbeit in seiner eigenen Umgebung in Delhi zu beobachten, abgesehen von dem spirituellen Nutzen, den ich erhalten würde. Das war eine wunderbare Aussicht.

 

Am Montag, dem 30, Oktober, war ich auf dem Wege zum Ashram, in der Annahme, daß mein Besuch am folgenden Freitag erwartet würde, da der Meister, so verstand ich, nicht vor Samstag oder Sonntag zurück sein würde. Als ich jedoch den Ashram betrat, war zu meiner Überraschung und Freude die erste Person, die ich sah, der Meister, der die Veranda seines Bungalows durchquerte, um zu mir zu kommen. Er hieß mich warm willkommen, führte mich in einen großen Empfangsraum und bestellte Tee und Früchte. Er plauderte eine halbe Stunde mit mir und beantwortete meine Fragen, dann brachte er mich zu einem inneren Raum zur Meditation während er sich anderen Angelegenheiten widmete. Er fand jedoch noch Zeit, um in Abständen zurückzukommen und zu sehen, wie es mir geht. So ist Seine Höflichkeit und die Aufmerksamkeit bis ins einzelne. Er versäumt nichts an einem Tag, vollgestopft mit einer Betriebsamkeit, die einen normalen Menschen erschrecken würde.

 

Der Tag beginnt um 4 Uhr morgens, wenn der Ashram durch einen kräftigen Gongschlag geweckt wird, zur persönlichen Meditation im eigenen Zimmer, dann Bad und Frühstück gegen 7 Uhr. Versammlung in einem großen Gebäude draußen zu des Meisters täglicher spiritueller Rede etwa um 9.15 Uhr. Es gibt keine Hymnen oder Gebete oder andere Rituale, jedoch manchmal Verse aus dem Holy Granth oder aus Schriften von früheren Heiligen durch einen Vortragenden, und der Meister erklärt sie und legt sie aus. Er sitzt auf einem erhöhten Sitz. Er spricht im Gesprächston in Mikrophone, Verstärker und Tonbandgeräte ohne Notizen, direkt aus dem Herzen. Da gibt es keine Rhetorik, keine Gesten, kein Zögern, kein Wenn und Aber. Er übersetzt Hindi in Englisch an manchen Stellen, zum besseren Verständnis seiner ausländischen Zuhörer und faßt am Ende immer alles in Englisch zusammen.

 

Wenn der Meister danach zu seinem Bungalow zurückgeht, wird er durch eine große Menge belagert und er bleibt dann und wann stehen, um ihre Fragen zu beantworten. Es ist fesselnd zu sehen, wie er seine volle Konzentration jedem zuwendet, zu dem er spricht, indem er kurze und bündige Sätze gebraucht, die größte Wirkung bei einem Minimum an Worten erzeugend, präzise, genau. Er bewegt sich leicht und elastisch und schließlich kommt er zum Bungalow zurück, um eine weitere geduldig in der Veranda wartende Menge vorzufinden, denen er dieselbe sorgfältige Führung gibt. Dann betritt er den großen Empfangsraum und findet dort eine andere Gruppe einschließlich einiger Ausländer. Eine andere anstragende Sitzung, in der er sich mit den tiefsinnigsten Fragen oder persönlichen Schwierigkeiten dieser oder jener Art, ohne im geringsten zu zögern, beschäftigt. Manchmal herrscht nur Schweigen, wenn sein Blick andere Welten zu durchforschen scheint, in der seine Zuhörerschaft große spirituelle Kraft aufnimmt.

 

Eines der interessantesten und seltsamsten Dinge, die mehr als einer von uns wahrnahm, war, daß man entfernt vom Meister über verschiedene Dinge nachdenkt, über die man ihn befragen will und später feststellt, daß er sie entweder beantwortet bevor man sie gestellt hat oder die Antwort kommt aus einen selbst.

 

Diese Dinge ereignen sich fast den ganzen Tag. Ständig gehen Leute aus und ein oder warten geduldig draußen vor dem Tor, nur um ihn zu sehen, aber immerfort geht er hinaus und gibt ihnen seinen Segen.

 

Am Montag, der dem ersten Sonntag im Monat folgt, hält der Meister Initiation und am 5. November war ich wirklich Zeuge der außergewöhnlichsten und anspruchs-vollsten Feierlichkeit der Welt. Etwa 200 Aspiranten - die Zähl ist geschätzt — versammelten sich und saßen von 7 bis 9 Uhr im Freien zur Meditation, ihre Umgebung vergessend. Allein sie zu sehen war eine spirituelle Lehre für sich und wo sonst in der Welt konnte man etwas derartiges sehen?

 

Um 9.15 Uhr setzten sie sich in den Schuppen, die Männer auf eine Seite und die Frauen auf die andere. Der Meister kam ohne die geringste Förmlichkeit herein, nahm seinen Platz ein und teilte ihnen kurz mit, was sie tun sollten, nämlich ruhig und ausgeglichen zu sitzen, die Gedanken nach innen zu wenden und den inneren Blick auf einen Punkt zwischen den beiden Augenbrauen zu richten - dem Sitz der Seele - und ihren Körper und die äußere Welt zu vergessen. Als die Meditation zu Ende war, bat der Meister erst die Männer und dann die Frauen, sich zu erheben, wenn sie nichts gesehen hatten. Ungefähr ein Dutzend tat es. Es wurde ihnen gesagt, sie möchten sich für eine oder mehrere Meditationen nach draußen setzen, bis sie etwas gesehen hatten - denn niemand wird leer weggeschickt. Es gibt fünf verschiedene Grade spiritueller Erfahrung, entsprechend den fünf inneren spirituellen Ebenen und jede wird durch ein bestimmtes Symbol dargestellt, welches durch die innere spirituelle Kraft gesehen wird. Der Meister bat dann diejenigen, die die Symbole, die er beschrieben hatte, gesehen hatten, aufzustehen, mit der höchsten Ebene beginnend. Ungefähr sechs Männer standen auf und wurden aufgeschrieben und so weiter bis herunter zu den niedrigsten in zunehmendem Maße, der Mehrzahl, die sich natürlich in der untersten Kategorie befand.

 

Abgesehen von der Unmöglichkeit, den Meister zu täuschen, der auf einen Blick den spirituellen Stand eines Menschen sehen kann, beziehen sich diese Grade auf den Zustand des Seins, der Bewußtheit und nicht auf Glauben oder Verstand und kann daher nicht imitiert oder angenommen werden. Danach folgte eine zweite Meditation für den Tonstrom in der selben Art und Weise.

 

Um das Glück und den Frieden zu beschreiben, der einen Ort wie den Ashram durchdringt, der eine Schule der Spiritualität ist, fehlt meiner Feder die Kraft, es zu beschreiben.

 

Hier ist ein Meister, der in der Praxis Hunderten von Menschen die Wahrheiten der heiligen Schriften der Welt beweist. Die Berichte der früheren Meister und Heiligen, die bisher eher abstrakt schienen und durch die Unwissenheit Jahrhunderte verborgen waren und die besonders in dieser modernen wissenschaftlichen Zeit um unanwendbar scheinen, beginnen zu leben und erlangen Bedeutung. Er erklärt die Theorie der Spiritualität und ist kompetent, ihr wirkliche Erfahrung zu verleihen. Ist das nicht wirklich eine ersmalige und herausfordernde Sache für jene, die die Religion verneinen und keine Achtung  vor diesen großen Söhnen Gottes haben?

 

Eine persönliche Bemerkung, bevor ich zum Ende komme: Der Meister, so sage ich, vernachlässigt nichts. Still und ohne Hast, unter höchstem Befehl, jedoch ohne zu befehlen, bewältigt er eine ungeheure Menge Arbeit an einem sehr langen Tag. Sogar die Haushaltsrechnungen, die ihm jeden Tag gebracht werden, werden von ihm überprüft.

 

Eines Morgens, als ich befürchtete, zu spät zu meiner Verabredung mit dem Meister zu konmmn, ging ich zu ihm, ohne daß ich gefrühstickt hatte. Seine allerersten Worte waren: “Hast du gegessen?” Bei meinem Geständnis, daß ich es nicht getan hatte, sagte er: “Das ist nicht gut, du mußt essen!” Aber es blieb nicht nur bei einer höflichen Nachfrage, sondern er bestellte mir sofort Kaffee und Früchte und wie dankbar war ich, etwas zu bekommen, denn ich war sehr hungrig!

 

So ist seine Fürsorge für die Bequemlichkeit und das Wohlergehen seiner Kinder, seine Aufmerksamkei bis ins einzelne. Aber das Größte ist die subtile spirituelle Kraft, die er ausstrahlt. Ist es da ein Wunder, daß er geliebt und verehrt wird?

 

 

DAS GESETZ DES KARMA

 

Kirpal Singh

 

Alles im Univesum ist die Frucht eines gerechten Gesetzes, des Gesetzes der Kausalität, des Gesetzes von~Ursache und Wirkung, des Gesetzes des Karma.

 

Gautama Buddha

 

Jede Tat eines Lebewesens, sei sie wissentlich oder unwissentlich ausgeführt, bewirkt Karma, und dies unabhängig davon, ob sie noch im latenten Stadium oder in Form eines Gedankens, einer mentalen Vibration, durch Worte oder bereits durch eine physische Handlung zum Ausdruck kommt.

 

Damit der Leser durch den Begriff ‘Karma‘ nicht verwirrt wird, ist es besser, dieses Wort in seinem richtigen Zusammenhang zu verstehen. Das Wort Karma bezeichnet in eigentlichen Sinne Opferbräuche, Rituale und ‘yajnas‘ die, wie in den heiligen Schriften beschrieben, von Menschen gebracht wurden. Später jedoch schloß es alle Arten von Tugenden, soziale und selbstläuternde wie Wahrhaftigkeit, Reinheit, Enthaltsamkeit, Mäßigkeit, ‘Ahimsa‘‚ universale Liebe, selbstloses Dienen und alle Handlungen wohltätiger und menschenfreundlicher Natur ein. Kurzum, es wurde großer Nachdruck auf die Entfaltung der ‘Atam-gunas‘ gelegt, die dazu angetan waren, das menschliche Gemüt zu schulen und die mentalen Kräfte in die rechte Richtung zu lenken, um den höheren Zweck der Befreiung des ‘Atman‘ oder des gebundenen Geistes zu dienen.

 

Karmas werden für gewöhnlich in verbotene, erlaubte und vorgeschriebene eingestuft. Alle Karmas herabwürdigender und schädlicher Natur (Nashedh) werden der verbotenen Art zugeschrieben, weil es sündhaft ist, Fehlern nachzugeben, und der Sünde Sold ist der Tod. Sie werden ‘Kurkamas‘ oder ‘Nikarmas‘ genannt. Als nächstes kommen die Karmas von erhebender Art, die einem Menschen helfen, eine höhere Ebene wie ‘Swarag, Baikunth, Bahisht‘ oder das Paradies zu erlangen. Dies sind die ‘Sukama‘ Karmas oder ‘Sukarmas‘, d. h. Karmas, die bewirkt werden, um wohlwollende Wünsche und Bestrebungen zur Erfüllung zu bringen und die darum zulässig und erlaubt sind. Und zuletzt haben wir Karmas, deren Bewirken als obligatorisch betrachtet wird, da sie in den Schriften für Menschen verschiedener ‘Varns‘ oder sozialer Gemeinschaften, und auf verschiedenen Lebensstufen, ‘Ashrams‘ genannt (Brahmacharya, Grehastha, Varnprastha und Sanyas) empfohlen werden, Diese entsprechen, grob gesagt, der Periode der Bildung und Erziehung, des Ehelebens als Familienvater, der der Askese als Einsiedler oder Erermit, welcher sich in der Einsamkeit eines Waldes der tiefen Meditation hingibt, und zuletzt, der des spirituellen Pilgers, um den Menschen die Früchte ihrer lebenslangen Erfahrung zu bringen. Jede Periode dauert 25 Jahre bei Berechnung einer Lebensspanne von 100 Jahren. Diese werden ‘Netya‘ Karmas genannt oder Karmas, die von jedem täglich in seinem Beruf und im Leben ausgeführt werden müssen.

 

Als Kodex für die sittliche Lebensführung liefert das karmische Gesetz einen wertvollen Beitrag zum materiellen und moralischen Wohlergehen des Menschen auf Erden und bahnt den Weg für ein besseres Leben in der Zukunft. Auf allen vier Gebieten des menschlichen Lebens — weltlich, materiell oder wirtschäftlich, religiös oder spirituell — wie durch die Begriffe ‘Kama‘ (Erfüllung der Wünsche), ‘Artha‘ (wirtschaftliches und moralisches Wohlergehen), ‘Dharma‘ (moralische und religiöse Grundlage, die das Universum stützt und erhält) und ‘Moksha‘ (Erlösung) bedeutet, spielen Handlungen oder Karmas eine wesentliche Rolle. Die moralische Reinheit bildet natürlich die Bewegkraft für den schließlichen Erfolg im Bemühen des Menschen. Damit die Karmas die gewünschte Frucht tragen, ist es notwendig, daß sie mit zielbewußter und zweckbedingter Aufmerksamkeit und liebevoller Hingabe ausgeführt werden.

 

Neben diesem gibt es jedoch noch eine andere Form von Karma, das ‘Nishkam-Karma‘, ein Karma, das ohne jede Bindung oder Wunsch nach der Frucht, die sich daraus ergibt, ausgeführt wird. Es ist allen anderen Arten von Karmas überlegen, welche mehr oder weniger die Ursache der Gebundenheit sind. Aber diese Art hilft etwas dabei, von der karmischen Bindung freizukommen, nicht jedoch von der karmischen Auswirkung. Es mag jedoch zur Kenntnis genommen werden, daß Karma an sich überhaupt keine bindende Wirkung hat. Einzig Karma, das aus dem Wunsch oder ‘kama‘ hervorgeht, führt zur Gebundenheit. Das ist der Grund, warum Moses lehrte: “Wünsche nicht”, und Buddha und der zehnte Guru der Sikhs, Guru Gobind Singh, immer wieder die Notwendigkeit, wunschlos zu sein, betonten. Karma ist somit gleichzeitig Mittel und Ziel aller menschlichen Bemühungen. Durch Karmas besiegt und übersteigt man die Karmas. Jeder Versuch, sich über das karmische Gesetz hinwegzusetzen, ist genauso zwecklos wie der, über seinen eigenen Schatten zu springen. Das höchste von allem ist ‘Neh—karma‘ oder ‘Karma—rahet‘ zu sein, was bedeutet, Karma in Übereinstimmung mit dem göttlichen Plan, als bewüßter Mitarbeiter der Kraft Gottes zu bewirken. Das heißt, im Tun tatenlos zu sein wie ein stiller Punkt in dem sich ewig drehenden Rad des Lebens.

 

Die Natur des Karma: Nach der Jain—Philosophie ist das Karma physisch und psychisch zugleich, wo sich das eine auf das andere als Ursache und Wirkung bezieht, Materie durchdringt den ganzen Kosmos in subtiler und psychischer Form. Sie durchdringt die Seele durch ihre Wechselwirkung mit der äußeren Materie. Auf diese Weise baut sich ein Jiva selbst ein Nest gleich einem Vogel, und wird durch den sogenannten ‘Karma-Srira‘ oder den subtilen Körper gefesselt und bleibt in ihm gebunden, bis das auf Erfahrung begründete Selbst das Persönliche ablegt, zur reinen Seele wird und in ihrem angeborenen Glanz erstrahlt.

 

Der ’Karma-Srira‘ oder die karmische Hülle, welche die Seele einschließt, besteht aus acht Prakritis, die den acht Arten karmischer Atome entsprechen und unterschiedliche Wirkungen hervorrufen. Von ihnen gibt es zwei Arten: 1) Karmas, welche die genaue Sicht verdunkeln, wie zum Beispiel a) ‘Darsan—avarna‘‚ das die rechte Wahrnehmung oder das rechte Begreifen in allgemeinen behindert; b) ‘janan-avarna‘, welches das rechte Verstehen oder Fassungsvermögen verdunkelt; c) ‘vedaniya‘, welche die der Seele angeborene glückselige Natur trüben und so annehmliche oder peinvolle Gefühle hervorbringen und d) ‘mohaniya‘ oder Karmas, die den rechten Glauben, das rechte Vertrauen und die rechte Führung trüben. Alle diese Karmas wirken gleich rauchgeschwärzten Gläsern, durch die wir die Welt und alles, das zu ihr gehört, sehen. In dichterischer Form wurde das Leben als ‘Ein Dom aus vielfarbigem Glas, das die weiße Strahlung der Ewigkeit färbt‘ beschrieben. 2) dann gibt es Karmas, die einen Menschen zu dem machen, was er ist, denn sie bestimmen a) den physischen Körper, b) Alter und Lebensdauer, c) sozialen Stand und d) die spirituelle Reife. Diese Arten sind bekannt als ‘Naman, Ayus, Gotra und Antrya‘.

 

Die im Raum verbreiteten karmischen Partikel werden nolens volens von jeder Seele gemäß ihrem Tätigkeitsdrang, in dem sie sich befindet, angezogen. Diesem beständigen Einströmen von Karma kann Einhalt geboten werden, indem man das Selbst von jeder Aktivität des Körpers, Gemüts und der Sinne befreit und es an seinem eigentlichen Zentrum festsetzt, während die angesammelten Karmas durch Fasten, ‘tapas, saudhyaya, vairagya, dhyan‘ und dergleichen, d. h. durch Härten, Lesen von geistlichen Schriften, Loslösung, Reue und Meditation etc. beschnitten werden können.

 

Auch Buddha hat großen Nachdruck auf das beständige Bemühen und Ringen gelegt mit Aussicht auf den schließlichen Sieg über das Gesetz des Karma. Die Gegenwart mag durch die Vergangenheit bestimmt sein; die Zukunft ist unser, da sie von dem richtungsweisenden Willen des einzelnen abhängt. Die Zeit ist von endloser Dauer, die Vergangenheit führt unverweigerlich zur Gegenwart und die Gegenwart zur Zukunft, wenn man es so nehmen will. Karma hört nur dann zu wirken auf, wenn man den höchsten Geisteszustand erreicht hat, der jenseits von Gut und Böse liegt. Mit der Verwirklichung dieses Ideals hört jeder Kampf auf, denn dann wird das, was der Befreite auch immer tut, ohne jede Bindung sein. Das sich ewig drehende Rad des Lebens erhält seine Antriebskraft von der karmischen Energie, und wenn sich diese erschöpft, kommt das gewaltige Rad des Lebens zum Stillstand; denn dann gelangt man zu dem Schnittpunkt von Zeit und Zeitlosigkeit, ein Punkt, der zwar immer in Bewe-gung ist, doch im Innersten stille steht. Das Karma liefert den Schlüssel für den Lebensprozeß, und des Menschen Bewußtsein wandert von einer Stufe zur anderen, bis man wirklich ein Erwachter oder Buddha (der Erleuchtete oder Seher des heiligen Lichtes) geworden ist. Für Buddha war das Universum weit davon entfernt, ein bloßer Mechanismus zu sein, er sah es als ein ‘dharma-kaya‘ oder einen Körper, der vom Dharma oder Lebensprinzip pulsiert, das ihm zugleich als Hauptstütze dient.

 

Kurz gesagt stellt das Gesetz des Karmas ein unbeugsames und unerbittliches Naturgesetz dar, dem man ohne Ausnahme nicht entkommen kann. ‘Wie du säst, so wirst du ernten‘ ist eine uralte, unumstößliche Wahrheit. Es ist die allgemeine Regel für dieses Erdenleben. Sie erstreckt sich auch auf einige der oberen materiell-spirituellen Bereiche entsprechend ihrer Besonderheit und ihrem Dichtigkeitsgrad. Das Karma ist ein höchstes Prinzip, Göttern und Menschen übergeordnet, denn die ersteren kommen ebenfalls früher oder später unter seinen Einfluß. Die verschiedenen Götter und Göttinnen der jeweiligen Naturbereiche bedürfen, um in ihren himmlischen Sphären zu dienen, einer viel längeren Zeit, als es bei Menschen der Fall ist; aber gleichwohl müssen sie sich schließlich im Körper inkarnieren, ehe sie die endgültige Befreiung vom karmischen Kreislauf der Geburten erstreben und erlangen können.

 

Alle Werke, alles Tun und Handeln bewirkt etwas Wesentliches im göttlichen Plan, wodurch der Ablauf des gesamten Universums in vollendeter Ordnung gehalten wird. Keiner kann auch nur für einen einzigen Augenblick ohne irgendeine Art des Wirkens (geistiger und physischer Tätigkeit) sein. Immer denkt oder tut man das eine oder andere. Man kann von Natur aus nicht innerlich leer oder müßig sein, noch kann man die Sinne an ihren automatischen Funtionieren hindern. Die Augen können nicht anders als sehen und die Ohren nicht anders als hören; das Schlimnsts ist, daß man nicht wie Penelope das ungeschehen machen kann, was einmal getan ist. Reue an sich ist gut, aber sie kann das Vergangene nicht ändern. Was immer man denkt, spricht oder tut, ob gut oder schlecht, hinterläßt einen tiefen Eindruck im Gemüt und diese sich angehäuften Eindrücke machen das Glück oder Unglück eines Menschen aus. Wie der Mensch denkt, so wird er. Wes das Herz voll ist, des geht der Mund über. Jede Handlung hat eine Reaktion zur Folge, denn dies ist das Naturgesetz von Ursache und Wirkung. Man hat daher immer die Früchte seiner Handlungen zu tragen, seien sie süß oder bitter, wie der Fall gerade liegt und ob man es will oder nicht.

 

Gibt es da kein Heilmittel? Ist der Mensch ein bloßes Spielzeug des Schicksals oder der Fügung, der sich seinen Weg in einer genau vorherbestimmten Ordnung bahnt? Die Sache hat zwei Seiten. Man hat bis zu einen gewissen Ausmaß den freien Willen, durch den man, so man will, seinen Weg bestimmen, seine Zukunft bilden oder beeinträchtigen und in einem hohen Maße sogar die lebendige Gegenwart zum eigenen Vorteil formen kann. Mit der lebendigen Seele ausgerüstet, die vom selben Geist ist wie ihr Schöpfer, ist es jedoch mächtiger als das Karma. Das Unendliche in ihm kann ihm helfen, die Grenzen des Endlichen zu überschreiten. Die Freiheit zu handeln und die karmische Gebundenheit sind lediglich zwei Aspekte des Wirklichen in ihm. Nur der mechanische und materielle Teil in ihm ist der karmischen Beschränkung unterworfen, während der wirkliche und lebendige Geist in ihm alles übersteigt und durch die karmische Last kaum berührt wird, wenn er in seiner eingeborenen Gottheit begründet ist. Wie aber kann man in seiner eigentlichen wirklichen Form (saroop) begründet sein? Dies ist es, was wir notgedrungen lernen müssen, wenn wir nach einem Weg suchen, der aus diesem endlosen karmischen Netzwerk herausführt.

 

(Aus dem ‘Rad des Lebens‘)

 

 

URALTE WEISHEITEN

 

Hier sind einige Weisheiten, die ewige Gültigkeit haben. Laßt uns jeden Tag eine zum Nachdenken nehmen und die Wahrheit, die in ihr steckt, in unserem Leben widerspiegeln lassen. Wir müssen natürlich wachsam sein, daß wir sie rein erhalten und sie nicht verbiegen, damit sie in unsere alltägliche Bequemlichkeit passen.

 

Liebe ist Leben.

 

Eine Religion ist so wahr wie die andere.

 

Extreme Askese führt zu Abstumpfung und nicht zum Erwachen.

 

Gewalt ist kein Heilmittel.

 

Glaube an Gott und halte deinen Puder trocken.

 

Jedes Geschöpf Gottes ist gut.

 

Bete ohne Unterlaß.

 

Gott sei mir Sünder gnädig.

 

Wenn Gott für uns ist, wer kann gegen uns sein?

 

Nächstenliebe wird die Menge der Sünden bedecken.

 

Widerstehe den Teufel und er wird vor dir fliehen.

 

Gott liebt einen fröhlichen Geber.

 

Liebe ist die Erfüllung des Gesetzes.

 

Urteile nicht nach dem Schein.

 

Ertrage die Last und die Hitze des Tages.

 

Derjenige, der bis zum Schluß ausharrt, wird gerettet werden.

 

Die Ernte ist reich aber der Arbeiter sind wenige.

 

Liebe deine Feinde.

 

Es ist besser zu sterben als zu betteln.

 

Laßt uns Gott fürchten und wir werden aufhören, die Menschen zu fürchten.