Die Suche nach dem selbst

von Bhadra Sena

Als ob ein anderer Mensch
aus den Tiefen meines Wesens erschiene,
und ich stand außerhalb meiner selbst,
jenseits von Werden und Vergehen,
ein völlig anderer.
                                                Roethke

Roethke, wie alle Sucher des Selbst, fühlte immer den Drang in sich, etwas zu finden, das völlig anders war als er selbst, so wie er sich kannte. Und in dieser Suche glaubte er in den tiefsten Tiefen seines in neren Seins seinen Doppelgänger zu finden, ein Duplikat, das immer aktive und immerwährende Prin-zip, das sein physisches Sein bewirkte und handhabte.

Er sagt uns, was er zu diesem Zweck tun mußte. Hier seine eigenen Worte: ”Es liegt an uns, die Lüge aufzuheben, ledig-lich im Bereich der Zeit zu leben.” Das ist der Haken bei der Sache. Wie aus der Zeit herauszukommen und in die Zeitlosig-keit hineinzugelangen. Man muß die eigene Verwicklung in Zeit und Raum durchbrechen, in welcher man gefangen ist. Wiederum dehnt sich der Bereich von Zeit und Raum unermeßlich über den menschlichen Gesichtskreis hinaus aus, und aus ihm herauszu-kommen, ist keine leichte Sache. Die Reise von der Gedanken-fülle zur Gedankenleere ist lang und qualvoll. Den Begebenhei-ten und Auswirkungen an der Oberfläche muß man den Weg zu den zugrundeliegenden Ursachen nehmen, unter dem unsichtbaren Meer des Lebens. Das, was dauert, und das wechselnde Panorama des Lebens überlebt, ist das körperlose Selbst innerhalb des kör-perlichen Selbst. Es ist dieses Selbst, das jenes Selbst ve-ranlaßt, auf soviele verschiedene Weise zu wirken.

Um die unvergängliche Stille im Innersten der Form zu er-kennen und zu verstehen, gibt es keinen anderen Weg, als eine ”Reise in das Innere” zu machen. Sind wir vorbereitet, diese Reise nach Innen zu unternehmen und das Rätsel des Lebens zu lösen? Haben wir je einen Gedanken darauf verwandt, und wenn - welche Vorbereitung haben wir getroffen, um das Licht im Atlas verzeichnete Meer des Lebens zu finden, das in und um uns liegt? Die Schatten des Lebens fliegen an uns vor bei mit der Geschwindigkeit eines Wirbelwindes, und wir sind immer hinter ihnen her, ohne uns um die Wirklichkeit hinter den Schatten zu kümmern.

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