Als Bulleh Shah zu Shah Inayat (einem Gärtner) ging, fragte er ihn: „Wie kann man Gott erreichen?“ Shah Inayat erwiderte: „Es ist nicht schwierig Gott zu erkennen; nimm lediglich deine Aufmerksamkeit hier weg und pflanzte sie dort ein!“

 

 

Wie bei der Lotosblüte, derer Blätter und Wurzeln sich unter dem Wasser befinden, doch deren Blüten unberührt an der Oberfläche bleiben, wie die Wasservögel, deren Flügel beim Schwimmen vom Wasser nicht berührt werden und die sich nach Wunsch zum Fluge erheben können, so kann man durch die Verbindung mit Naam in der Welt frei von nachteiligen Verwicklungen leben und sich willentlich über den Körper erheben.

 

 

Gott wird in Form des Lichts erfahren. In einem gewissen Zweig der Hindu- Religion zünden sie eine kleine Kerze an und geben sie in die Hand eines Sterbenden, in dem Glauben, dass er das Licht sehen sollte, bevor er stirbt. Andere begeben sich zum heiligen Fluss Ganges und entzünden eine Flamme in einem kleinen Gefäß, das aus Blättern gefertigt ist, und lassen es auf dem Fluss schwimmen. Sie freuen sich sehr, wenn die Flamme nicht durch Wellen oder Wind ausgelöscht wird. Wenn sie ausgeht, entzünden sie eine andere und lassen diese dahintreiben. Liebe Freunde, diese Welt ist ein Meer, das wir mit der Hilfe und dem Beistand von Gottes inneren Licht schwimmend überqueren müssen.

 

 

Nehmt das englische Wort „world“ (Welt) – w – o – r – l – d –. Wenn ihr das „L“ herausnehmt, bleibt „Word“ (Wort) übrig. Das Wort ist Gott. Wenn ihr euer ich ausmerzt, den Gedanken, das ihr es tut, dann seid ihr Gott. Gott plus Gemüt ist Mensch. Mensch minus Gemüt ist Gott.

 

 

Man denke sich eines schwerbeladenen Esel, der im Schlamm oder Treibsand stecken blieb; mit solcher Last ist es ihm unmöglich, freizukommen. Sein barmherziger Retter wird ihm erst einmal die Last abnehmen und ihn  dann herausziehen.

 

 

Die Seele fährt im Wagen des Körpers, der Verstand ist der Kutscher, das Gemüt die Zügel, und die Sinne sind die Pferde, die ihn in die Landschaft der Freuden ziehen.

 

 

Habt ihr schon einmal den weißen Storch gesehen, wie er regungslos dasitzt und sich auf den Fisch konzentriert, so als sei er in tiefer Meditation? Welch wunderbare, auf einen Punkt konzentrierte Aufmerksamkeit! Aber worauf? Einen Fisch zu fangen. Äußerlich zeigt er der Welt, dass er ein großer Mahatma ist, aber seine Gedanken sind beim Essen.

 

 

Unser Zustand kann in dem Zusammenhang mit der Geschichte des Kamels verglichen werden, das in einer kalten Nacht seine Nase in das Zelt seines Herrn steckte. Nach und nach zwängte es sich weiter hinein, bis Kopf und Hals drinnen waren und dann noch weiter, bis sein halber Körper im Zelt war. Schließlich besetzte das Kamel das Zelt, indem es ständig weiter vorrückte und sein Herr müsste in die Kälte hinausgehen.

 

 

Das Hindernis

 

Nehmt ein Beispiel eines kleinen Baches oder eines gewöhnlichen Kanals, der bei einer Verengung des Flussbettes kraftvoll dahinfließt. Wenn kein Hindernis im Weg ist, strömt das Wasser ungehindert weiter. Aber wenn ihr einen Felsen hineinlegt, wird das Wasser aufgehalten und bricht sich am Stein; dann entstehen zwei Dinge, erstens Gischt und Schaum, da es sich am Felsen bricht und zweitens Getöse. Seid wunschlos. (sagte Guru Gobind Singh)

 

 

Es ist immer besser, wenn jemand wie eine fleißige Biene handeln und Honigwasser sammeln könnte, als eine Hummel zu sein, die von Blume zu Blume fliegt und zuguterletzt in einer von ihnen gefangen wird.

 

 

Buch des Wassers

 

Ein Schüler ging zu Paramhansa Ramakrishna, dem bekannten Heiligen, dem Meister von Swami Vivekanada. Er hatte ein Buch unter dem Arm. Ramakrishna fragte ihn: „Was ist das?“ Der Schüler sagte: „Meister, das ist ein Buch, in dem erklärt wird, wie man Wasser herstellt.“ Lächelnd sagte Ramakrishna: „Gut, presse die Seiten des Buches aus und achte darauf, wie viel tropfen Wasser herauskommen.“

 

 

Lebensboot

 

Lasst euer Lebensboot im Wasser, aber lasst nicht das Wasser in euer Boot kommen. Wenn man ein Glas unter einem Krug hält, wird es sich füllen. Wenn man das Glas über den Krug hält, füllt es sich nicht! Wird aus einem Brunnen kein Wasser geholt, reicht es schlecht. Ich glaube, es wird nicht einmal gut zum Trinken sein. Aber das Wasser eines Brunnen, aus dem laufend geschöpft wird, ist immer frisch und riecht auch gut.

 

 

Wenn da ein Eisblock liegt und ihr eine schwarze Decke darüber legt, die nicht sehr kalt aussieht, wird selbst dann ein jeder, der den Eishaufen berührt, der augenscheinlich unter einer schwarzen Decke verborgen ist, Kälte empfinden. Ein Löffel, den man in eine süße Speise taucht, empfindet nicht ihren Geschmack.

 

 

Ein Student, dessen Licht um Mitternacht brennt, wird zum Gelehrten. Ein Gottliebender, der seine Nächte in beständiger Erinnerung an Gott in völliger Einsamkeit verbracht hat, wird zu einem Heiligen.

 

 

Kam ein Baum zuerst oder der Samen? War die Henne zuerst da oder das Ei? – Ein Mann ging zu einem Heiligen und erzählte ihm, dass ein bestimmter Mann im Sterben läge. Der Heilige fragte nach dessen Alter und erfuhr, dass er 72 Jahre alt sei. Darauf sagte der Heilige prompt: „Er liegt nun 72 Jahre im Sterben – dies ist nur sein letzter Atemzug.

 

 

Man sagt, dass der Affe, dessen starke Liebe und Bindung an seine Jungen bekannt ist, sich tatsächlich auf seine Junges stellt, um das eigene Leben zu retten, wenn die Flut kommt. Der Mensch ist nicht anders, wenn sein Leben bedroht ist, wird er all seine edlen Neigungen opfern. Ihr werdet sehen, dass all sein Tun nur einem einzigen Zweck dient; auf die eine oder andere weise seinem Wohlergehen.

 

 

Ihr steht auf der Straße und eine Kuh läuft an euch vorbei. Kurz darauf folgt ihr ein Metzger mit dem Messer in der Hand, um sie einzufangen. Wenn er euch fragt, wohin sie gelaufen sei, könnt ihr ihm direkt antworten, weil ihr wisst, dass er die Kuh töten will, statt ihn bei seinen üblen Tat zu unterstützen.

 

 

Fisch im Netz

 

Sri Ramakrishna stellte manchmal denen, die zu ihm kamen, die Frage: „Sind sie verheiratet?“ Wenn sie bejahten, sagte er: „Die Lage derer, die frei von weltlichen Bindungen sind, ist sehr schlecht – aber den Fisch, der im Netz gefangen ist, ist es sehr schwierig, seine Freiheit wiederzugewinnen.

 

 

Wir sind wie der arme, überladene Esel, der im Schmutz feststeckt, mit der Last der Karmas unzähliger Geburten auf unserem Kopf. Wie soll sich der arme Esel selbst aus dem Sumpf befreien? Wenn sich nicht einer, der kompetent ist, unser erbarmt, unsere karmische Last ein wenig erleichtert und aus dem zähen Schlamm der Sinne herauszieht, indem er uns einen Anstoß gibt, damit wir uns erheben, wie könnten wir dann die ersten Schritte auf dem wahren Pfad tun? Welche Eigenschaften hat der Guru der Welt, wenn er nicht die Karmas beseitigt? Warum sich unter den Schutz eines Löwen begeben, wenn die Schakale uns weiter bedrohen?

 

 

Missionare in Japan

 

Ich las einmal ein Buch, das von einigen Missionaren berichteten, die nach Japan reisten und ein Gebot Moses predigten: „Schlagt eure Frauen nicht.“ Die Menschen dort führten ein ganz unschuldiges Leben. Sie fragten: „Schlägt man denn in eurem Land die Frauen?“ Das Ergebnis war, dass sie nach einem Jahr des Predigens ihre Frauen zu schlagen begonnen.

 

 

Jeder Gedanke, der aufkommt, hat seine eigene Farbe, seinen ihm eigenen Geruch. Wenn ein schmutzigen Lappen, der schlecht riecht, in einem Zimmer liegt, ist der ganze Raum voll von diesem Geruch. Wenn man Blumen in ein Zimmer stellt, dann ist es von ihrem Duft erfüllt, oder nicht?

 

 

Der Drache

 

Nehmt als Beispiel (das der Mensch innerhalb bestimmter Grenzen frei und innerhalb bestimmter Grenzen gebunden ist), einen Jungen, der einen Drachen steigen lässt. Er hat dafür, sagen wir, fünf bis sechshundert Meter Schnur, mit der er den Drachen steigen lässt. Aber sein Vater steht hinter ihm und behält vierhundert Meter Schnur unter seiner Kontrolle. Seinem Sohn hat er nur zweihundert Meter überlassen, genug, damit der Drachen steigt. So kann er den Drachen also nur zweihundert Meter und nicht höher steigen lassen.

 

 

Wenn wir durch die Gnade des Meisters zu sterben lernen, während wir leben, dann werden wir erkennen, das das andere Gesetz (das Gesetz der Gnade) am Werk ist, versteht ihr? Wenn man Korn in die Mühle schüttet, werden die Körner, die ins Mahlwerk geraten, gemahlen – aber wenn einige an der Kurbel der Maschine hängen bleiben, werden die verschont.

 

 

(Der Zustand des Menschen) ähnelt in gewisser Weise dem eines Vogels, der für viele Jahre in einem Käfig gehalten wurde. Selbst wenn du die Tür des Käfigs öffnen würdest, wird der Vogel nicht heraus fliegen wollen. Satt dessen wird er von einer Seite zur anderen fliegen, sich mit seinen Krallen am Drahtgitter festklammern, aber er möchte nicht frei sein und durch die nach außen gehende Kräften so verhaftet, dass sie sich an äußere Dinge klammert und sie nicht loslassen will. Sie möchten nicht durch die Tür fliegen, die dem Meister bei der heiligen Initiation geöffnet wurde, an deren Schwelle die strahlende Form des Meisters geduldig wartet, um das Schülerkind zu empfangen. Wahre Schülerschaft beginnt nicht, ehe man das Körperbewusstsein überschritten hat.

 

 

Wenn ein Kind sich selbst so schmutzig macht, dass die einzige Möglichkeit für die Mutter, es sauber waschen zu können, darin besteht, eine Scheuerbürste zu benutzen, kann man dann sagen, dass das Kind sich während dieser Scheuerprozedur wohlfühlen wird? Es wird sich erst wohlfühlen, nachdem das Scheuern aufgehört hat und es rein und sauber glänzt.

 

 

Inmitten des Ozeans

 

Ein persischer Heiliger sagt, dass Gott uns auf eine Holzplanke inmitten des Ozeans gesetzt hat und sagt: „gebt acht, nicht einmal eure Kleider sollten nass werden! Wie können wir es vermeiden, nass zu werden? Wir können sehr leicht ertrinken, wenn uns nicht Hilfe zuteil wird.

 

 

Bohrt drei Löcher in einen Behälter, füllt ihn mit schlammigen Wasser und presst dann Luft durch die drei Löcher; so werdet ihr sehen, dass das Wasser schäumt und sprudelt. Aber wenn ihr ein wenig Alaun von Naam den Schmutz von Geburten beseitigen.

 

 

Der Körper gleicht einem Käfig, aber wenn er zum Käfig der Liebe wird, lebt die Seele von der Wahrheit, dem Elixier des Lebens, durch die Verbindung mit Naam. Die Welt ist ein zweischneidiges Schwert, das alles, worauf es fällt, in zwei Stücke zerteilt, aber wenn das Schwert der Liebe herabfällt, verbindet es die beiden zu einem. Lebt also in einem Käfig der Liebe, wenn ihr Gott verwirklichen wollt.

 

 

Die Wahrheit

 

Die Leute fragten Sokrates: „Liebst du Plato?“ Er sagte: „Ja, ich liebe Plato“. „und was noch?“ „Ich liebe die Wahrheit mehr als Plato.“ So sind wir Wahrheitsliebende der Wahrheit, die von den menschlichen Polen verkündet wird.

 

 

Gleiche Quelle

 

Einige verehren Gott als Lord Shiva und andere als Lord Vishnu. Der Ergebene Shivas wird sagen: „Ich will Vishnus Gesicht nicht sehen“; und der Ergebene Vishnus wird Shivas Gesicht nicht sehen wollen. O Brüder, es ist ein und dieselbe Kraft von der gleichen Quelle, aber mit verschiedenen Arbeiten betraut. Wessen Auge für die Wahrheit geöffnet ist, das erkennt deutlich, dass dies verschiedene Aspekte der gleichen Gotteskraft sind.

 

 

Ein Magnet kann auf schmutzige, schlammbedeckte Eisenspäne keine Wirkung ausüben, aber wenn sie sauber und frei von Schmutz sind, reagieren sie schnell auf den Magnetismus. Der Meister kann mit einem äußerst starken Magneten verglichen werden, und unsere Seele ist vom selben Wesen, jedoch vom Schmutz der Erfahrung unserer Vergangenheit befleckt. Beseitigt vom Schmutz, und sie wird ganz natürlich zu ihrem Ursprung gezogen.

 

 

Der traurige Brahma

 

In der Srimad Bhagavat steht, dass Brahma sehr traurig wurde, als er die vier Veden schuf. Versteht ihr, weshalb? Weil Lesen, Schreiben, Gelehrsamkeit und die Beherrschung der Buchstaben für die Erkenntnis der Wahrheit nicht erforderlich sind. Er sagt: „Geh und frage Narada danach und auch Sukhev, den Sohn von Vyasa.“ Es kann ohne einen Guru nicht erkannt werden.

 

 

Der Guru wird mit einem großen schattenspendende Baum verglichen, dessen Blätter grün und dessen Blüten voller Wohlgeruch sind. Wer in seinem Schatten sitzt, dem wird seine Kühle zuteil. Maulana Rumi sagt, dass unser Herz neben einem sitzen sollte, der seinen Zustand kennt. Er fragt dann selbst, wie das geschehen kann und gibt zur Antwort, dass man unter dem Baum sitzen sollte, dessen Blütenduft durchdringend ist, und man nicht ziellos in der Welt umherirren, sondern besser in dem Laden sitzen sollte, in dem Honig verkauft wird; denn in der Welt werden viele Dinge gelehrt – in großen Kochtöpfen – man sollte mit seiner Tasse nicht dorthin gehen, ohne darüber nachgedacht zu haben.

 

 

Der berühmte Wissenschaftler Isaac Newton war einmal in eine Berechnung vertieft, als eine Musikkapelle, die auf ihren Instrumenten spielte, vorbeikam. Als ihn wenige Minuten später jemand fragte, ob er die Kapelle gesehen habe, erwiderte er, sie weder gesehen noch gehört zu haben. Dieser Körper, in dem wir als Seele leben, ist eine wertvolle Maschinerie.

Wenn zum Beispiel eine Fabrik aus einem naheliegenden Kraftwerk mit Strom versorgt wird, werden alle ihre Bereiche, die mit diesem Strom verbunden sind, arbeiten. Wenn irgendeine Maschine davon getrennt wird, hört sie zu arbeiten auf. Wenn der Hauptschalter betätigt wird, ist die ganze Fabrik außer Betrieb. Diese menschliche Form ist also ein wundervolles Haus, in dem wir leben. Beide, wir als Bewohner und die kontrollierende Kraft wohnen  im Haus. Außerdem ist die Nahrung, das Brot und Wasser des Lebens in ihm erhältlich. Alles ist innen, nichts ist außen. (Das erste Beispiel symbolisiert die große Kraft die entsteht, wenn die Aufmerksamkeit gesammelt ist.)

 

 

Die Kaste

 

Bulleh Shah war ein „Sayyad“, ein Angehöriger einer hohen Moslem- Kaste, und sein Guru war ein „Arai“, das heißt aus einer niedrigen Bauern- Kaste. Aber als Bulleh Shah zu Füssen seines Gurus kam, sagte er, wenn ihn jemand einen Sayyad nenne, dieser in die Hülle käme, und jene, die ihn als Arai ansähen, gelangten in den Himmel. Er betonte die Tatsache, das die Kaste des Schülers die seines Gurus sei. Des Gurus Kaste ist die Gottes.

Als man Ravi Das sagte: „Du bist ein Schumacher (eine niedrige Kaste), warum tust du also das (die spirituelle Arbeit)?“, erwiderte er: „Das ist kein ererbter Besitz; Gott gehört jenem, der ihm liebevoll ergeben ist.“ Wer auch immer wirklich ergeben ist, wird Gott finden. Betrachtet den mit dem niedrigsten Stand als den Höchsten, wenn Gott in seinem Herzen wohnt. In wem sich Gott selbst offenbart hat, der ist der höchste. Andernfalls könnte man sagen, dass die ganze Welt von Schumachern bevölkert ist, denn sie alle sind völlig mit ihrer äußeren Haut beschäftigt. Als Sohn des Menschen ist jeder Schumacher.

 

 

Der Bandit

 

Wenn ein Bandit kommt und all unsere Habe wegnimmt, sind wenigsten wir errettet. Kommt ein anderer, der uns alles raubt und uns auch die Beine bricht, sind wir noch immer gerettet. Ein dritter kommt, der uns das Leben nimmt. Welcher ist nun der gefährlichste von Allen? Bestimmt der dritte, der uns das Leben nahm.

 

 

Umklammert

 

Man kann das Gemüt mit einer Parasitenpflanze vergleichen, die keine eigenen Wurzeln hat, vielmehr die Nahrung aus dem Wirbelsturm zieht, an dem sie sich zäh festklammert. Auf genau dieselbe Weise hat das Gemüt an sich keine gesonderte Existenz, sondern ist eine reine Projektion unserer mentalen Struktur und durch die Sinne unentwirrbar mit den Sinnesobjekten verhaftet. Auf seiner niedrigsten Ebene ist es an den Körper gebunden, während es an einem anderen Ende – der höchsten Ebene subtil genug ist, um seine Nahrung aus der Seele zu ziehen.

 

 

Das Anklopfen

 

Bitte denkt daran, dass wenn ihr einige Tage lang regelmäßig immer wieder an die Tür eines reichen Mannes klopft und wartet, er eines Tages sicherlich nach dem Grund eures täglichen Klopfens fragen wird. Dies ist nur ein weltliches Beispiel. Aber wenn ihr geistig genauso an der himmlischen Tür der Gottheit wartet, mit beharrlicher Geduld und in aller Demut – glaubt ihr nicht, dass er dann auf eure demütige Bitten hören wird? Ganz bestimmt wird er es tun. Darum wartet geduldig und schaut nach innen.

 

 

Die Zeit

 

Solche Menschen, die Gott gesehen haben, (können) euch Gott ebenfalls sehen lassen. Aber jene, die Gott nicht gesehen haben – wie können sie dies? Und jemand den Meister fragte, sagte er einfach: „Nun sieh, die Sonne geht zu einer bestimmten Stunde auf, die Jahreszeiten unterliegen einem zeitlichen Wechsel, und wir haben eine Uhr, die die Zeit angibt – manchmal vierundzwanzig Stunden, eine Woche oder sogar einen Monat lang. Und es gibt einen, der diese Uhr gemacht hat. Diese Welt ist groß, und wie könnte sie ohne einen Schöpfer sein?“ Sehen ist daher etwas anderes, und sich informieren wieder eine andere Sache.

Deutsches Sat Sandesh 1978 Nr. 3

 

 

Ein Vergleich

 

Jeder schreibt in seiner Sprache nieder, was er sieht. Wenn das mehrere Leute einer Gruppe tun, werden die wesentlichen Punkte natürlich gleich sein. Aber ihr werdet sehen, dass sich die Beschreibungen in den Einzelheiten unterscheiden. Einer erwähnt eine bestimmte Sache, und ein anderer wird diesen Punkt ganz übergehen. Menschen in Indien, die Beschreibungen der Besucher von Los Angeles lesen, können diese Einzelheiten nicht in Einklang miteinander bringen, weil sie sie nicht gesehen haben. Gewisse Punkte aller Beschreibungen stimmen überein.

Dasselbe gilt für einen Gelehrten, der an einem bestimmten Ort war und alle Bücher studiert hat. Er kann ihn seinen Freunden beschreiben; aber wenn sie nicht ebenfalls an diesem Ort gewesen sind, können sie sich die abweichenden Punkte nicht erklären. (Nur einer der auch das Land bereist hat und die Orte kennt, wird sagen, ja die Beschreibung ist richtig, oder nein, sie ist falsch, weil er den Ort selbst gesehen hat).

Gleicherweise sagen jene, die eine Erfahrung des Selbst hatten und Gott gesehen haben und derer inneres Augen geöffnet wurde: „Sehet den Herrn!“ Nehmt an, ihr habt eine sehr süße Mango gesessen. Selbst nach sechs Monaten oder einem Jahr werdet ihr noch wissen, dass die Mango sehr süß war. Doch die Süße Gottes ist noch viel größer, wenn ihr sie in euch gekostet habt. Aber wie könnt ihr euch an ihn erinnern, wenn ihr euch nicht bemüht, ihn zu sehen? Wenn ihr keine Zuneigung für Ihn habt, empfindet ihr natürlich keine Süße in euch; und ihr verlangt natürlich danach, euch Seiner zu erinnern.

 

 

Die Söhne Gottes

 

Wenn ihr einen Sohn habt, der ein Unrecht begeht, übergebt ihr ihn dann der Polizei? Möchte irgendein Vater, dass sein Sohn von der Polizei abgeführt wird? Er würde ihn selbst bestrafen. Wer unter den Schutz dieses Einen kommt, dessen alleinigen Richter ist sein Meister – weil ihm diese Kraft von Gott übertragen wurde. Maulana Rumi sagt an einer Stelle: „Sie haben die Macht, einen Pfeil, der vom Himmel abgeschossen wurde, mitten im Flug aufzuhalten.“ Die Leute fragen ihn: „Sind sie Gott gleich?“ Er entgegnete: „Nein, nein, nein. Sie sind die geliebten Söhne Gottes.“ Der Sohn wird nichts tun, was gegen die Wünsche seines Vaters ist. Er verkündet nur, das, was ihm aufgetragen wurde. Aber was immer er tut, das billigt Gott. Maulana Rumi sagt: „Der Prophet Mohammed erklärt, dass Gott sagte: „Ich bin so groß, dass nichts in dieser oder der nächsten Welt, keines der Universen, die ich schuf, mich in sich fassen könnte. Aber so seltsam es auch ist, kann ich im Herzen eines Gurmukh wohnen.

 

 

Kal, die negative Kraft

 

Wir können nur erklären, was der Meister ist, indem wir ihn auf unsere Ebene bringen. Wenn er einmal irgend einem Menschen ein Geschenk gibt, wenn er einmal die Gabe von Naam gewährt, kann ihm diesen Menschen niemand mehr entreißen. Es heißt, wenn der Meister eine Seele über die drei Ebenen hinaus in die vierte bringt, sich Kal und Maya an die Brust schlagen und sagen: „Oh, ein Mensch ist entronnen!“ Er (Kal) will euch nicht gehen lassen, seht ihr. (Das Gemüt ist der Ausdruck der negativen Kraft. Kal ist in jedem von uns in der Form des Gemüts gegenwärtig) so wie Gott in Form der Seele. Es ist wie mit Schafen, die eingepfercht sind, damit sie nicht davon laufen können; der Besitzer ist ganz unbesorgt. Ist das Gatter geöffnet, achtet es stets darauf, dass kein Schaf weglaufen kann. Entkommt eines, weil das Gatter offen steht, dann beauftragt er jemanden, es zu fangen und zurückzubringen. Nicht wahr. Denkt also daran, dass wie ich sagte, die negative Kraft oder Kal euch niemals aus ihrem Bereich entkommen lassen will. Ihre Macht erstreckt sich bis zur dritten Ebene hinauf. Wenn jemand durch die Gnade des Meisters weiter aufsteigt, sagt sie: „Oh, ein Mensch ist trotz allem entkommen.

Erkennt euch selbst, ihr seid nicht der Körper, dann gelangt ihr mit Gott, der euch im Körper überwacht, in Verbindung. Er achtet darauf. Wenn der Herr des Gerichts sieht, dass ihr unter der Kontrolle einer solchen Macht steht, was kann er da tun? (Man nennt den Herrn des Gerichts Dharam Raj). Wenn ihr unter den Schutz eines solchen Meisters kommt, geht eure Abrechnung mit der negativen Kraft auf den Meister über.

Einer der Schüler Christi erkannte ihn nicht; und er war es, durch dessen Schuld Christus ans Kreuz geschlagen wurde.

Deutsches Sat Sandesh 1978 Nr. 4 Kirpal Singh

 

 

Alles hat eine Neigung, zu seiner ursprünglichen Natur zurückzukehren. Die Flamme einer brennenden Kerze beispielsweise wird sich nach oben richten, weg von der Erde, auch wenn man die Kerze nach unten hält, da ihre Quelle die Sonne ist. Man kann einen Erdklumpen hoch in die Luft werfen, doch er wird zur Erde, seinem Ursprung, zurückkehren. Die Seele ist vom Wesen des Herrn und es ist ihre Natur, sich Gott zuzuwenden – aber sie ist dem Gemüt verbunden, das, weil es aus Materie besteht, die Gewohnheit hat, sich den materiellen Dingen des Lebens zuzuwenden.

 

 

Das Rohr mit den Löchern

 

Es versucht mit allen Mitteln, (das Gemüt) uns im Äußeren gefangen zuhalten, indem es durch die fünf Sinne des Erkennens wirkt, die sich wiederum durch die fünf Sinne des Handelns betätigen, und zudem durch die neun Körperöffnungen restlos nach außen fließt. Durch all diese Bindungen wird unsere Liebe schließlich fehlgeleitet. Die Liebe ist da, aber man kann sie mit einem Rohr mit vielen Löchern vergleichen, aus den das Wasser herausläuft. Wenn alle Löcher außer dem einen verschlossen sind, ergießt sich das Wasser heraus mit vollem Druck.

 

 

Das Gefängnis

 

Der physische Körper (wird) als ein Gefängnis beschrieben, das durch die Versehung verschlossen ist. Ihr wisst, dass es neun Öffnungen oder Tore in der Körperzitadelle gibt und die gefangene Seele dennoch nicht entkommen kann. Es gibt eine Kraft im Innern, die sich kontrolliert und enthält. Die zehnte Tür, die ins Jenseits führt, ist vom Schöpfer verschlossen worden. Um das verschlossene Haus zu öffnen, müsst ihr euch nach dem Besitzer des Hauses umsehen, der kein anderer ist, als Gott selbst. Niemand sonst kann euch Zutritt ins Jenseits gewähren, es sei denn, dieselbe Gotteskraft, die in einem auserwählten menschlichen Pol, als der lebende Meister bekannt, wirkt, öffnet die Gefängnistür, die euren Weg blockiert.

 

 

Kontrolle

 

Wenn Emmerson ganz allein sein wollte, ging er in ein Gasthaus, seht ihr? Dort kümmert sich niemand um euch, und auch ihr kümmert euch dort um niemanden. Wenn ihr Kontrolle über euch selbst erlangt, könnt ihr Wunder vollbringen. Archimedes fand das Zentrum der Schwerkraft. Der arme Mann wollte den Mittelpunkt der Welt finden, damit er sie bewegen konnte. Es war ihm jedoch nicht möglich, dieses Zentrum, das in euch liegt, zu finden. Da die Meister, den Brennpunkt im Innern gefunden haben, können sie hunderten einen Auftrieb geben, und dann erhalten Tausende etwas durch die Ausstrahlung. Das einzige, was man benötigt, ist das, was eine Redewendung, die ich immer gebrauche, beschreibt – „Seid wahr zu euch selbst“; das ist alles.

 

 

Der Baum

 

Wie man manchmal einen Baum sieht, dessen Stamm äußerlich unversehrt zu sein scheint, der aber im Innern von Ameisen zerfressen ist. Äußerlich scheint er in Ordnung zu sein, aber im Innern ist er hohl. Eure innere Bindung ist durchtrennt.

 

 

Er ist da

 

Nehmt das Beispiel eines Mädchens, das bei der Ehe ihrem Gatten anvertraut wird. Im Westen ist es jetzt mehr wie ein Geschäft geworden – entschuldigt; aber wenn in Indien ein Mädchen einmal verheiratet ist, sorgt sie sich nie darum, was sie essen wird, woher ihre Kleidung kommt – um nichts dergleichen. Es kommt ihr überhaupt nicht in den Sinn. Wenn ihr für einen alles aufgebt, hat er für euch zu sorgen. Wenn ihr euch also jemanden ausliefert, nun – er ist da.

 

 

Gleichheit

 

Einmal ging jemand zu Vyasa, einem großen Rishi, und fragte ihn: „Wie sollte man sich im Leben nach dem, was Dharma genannt wird, verhalten, damit sich Friede und Glück daraus ergibt?“ Und er sagte: „Seht, behandelt andere so, wie ihr von ihnen behandelt werden möchtet.“

 

 

 


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