DER MEISTER ÜBER DIE EHE

 

Aus Briefen und Schriften von Meister Kirpal Singh

 

 

1. Aus einem Brief des Meisters

 

  Ehe heißt, einen Gefährten im Leben zu nehmen, der in Wohl und Weh der irdischen Reise zu einem hält, und daß beide den Herrn finden. Eine Pflicht mag es sein, Kinder zu zeugen, wofür die Schriften festlegen, daß diese Kraft für die Zeugung gebraucht und das während der Schwangerschaft und auch danach, solange das Kind Milch von der Mutter erhält, von einer jeden solchen Beziehung abgesehen werden sollte. Auf diese Weise werden das Kind, die Mutter und der Vater gesund sein. Die meisten Krankheiten, an denen die Menschen leiden, werden ein Ende haben. Die Heiligen sagen, daß wenn Kinder zu Welt kommen, sie entweder Heilige werden oder den Armen beistehen und den Bedürftigen dienen oder den Mut haben sollten, die Hilflosen und Schwachen zu beschützen.

 

  Die Heiligen führen ein ideales Eheleben, und wenn sie die Aufgabe eines Heiligen übernehmen, geben sie diese Lebensweise auf. Somit ist das Eheleben kein Hindernis für die Spiritualität, wenn es in Übereinstimmung mit den Schriften geführt wird. Den Lebenspartnern wird in ihrem besten spirituellen Intersse empfohlen, Keuschheit zu beachten, indem sie gegenseitig dazu beitragen, maßvoll zu leben. Die Eintragungsfelder der Tagebuchblätter sind für jeden Menschen wichtig, die eine allmähliche Verbesserung anstreben. Man lernt durch Selbstprüfung und eine bedachtsame Lebensweise. Den Lieben ist es nicht verboten, zu heiraten oder eine Familie zu haben. Aber sie sollten ein ideales Familienleben führen, das von der göttlichen Gnade der Meisterkraft durchdrungen ist. Die jungen Menschen sollten vor der Ehe aufgefordert werden, enthaltsam zu leben, da Enthaltsamkeit Leben und Sexualität der Tod ist. Eine Lampe brennt hell, wenn sie Öl enthält, wenn aber das ganze Öl ausgelaufen ist, wie kann sie da Licht spenden? Ein Leben der Selbstbeherrschung macht Körper und Verstand stark ...

 

  Eine von der Sache abweichende Einstellung oder ein geringfügiges Nachlassen in der Beachtung des ethischen Moralgesetzes gemäß den unverletzlichen Lehren des heiligen Pfades wird mit aller Wahrscheinlichkeit Leid verursachen. Die üblichen Beziehungen und Gesellschaft haben Verhaftetsein zur Folge. Wenn sie aber von heiligem Wohlgeruch durchdrungen sind und man sich ihrer im Namen des Meisters erfreut, wird dies ganz bestimmt eine viel tiefere Wirkung haben. Die beiden Geschlechter üben einen sehr starken Einfluß auf einander aus, wenn die Anziehungskraft allmähliche Verblendung und Bindung nach sich zieht. Ein geringes Fehlverhalten, und die damit verbundene Anziehung ist zu groß, um ihr zu widerstehen. Das kann verheerende Auswirkungen haben, wenn die Lieben in den Abgrund sinnlicher Befriedigung geschleudert werden. Göttlliche Liebe und Sexualität sind völlig entgegengesetzte Pole. Sexualität ist nicht nur Sünde, sondern ein schwerwiegendes Hindernis auf dem heiligen Pfad. Durch lange Bemühung kann man einen gewissen Grad des Erfolgs in der Führung eines sauberen und keuschen Lebens erwarten. Die älteren Mitglieder des Satsang sollten bitte diesen Aspekt des Lebens im Auge behalten, da sie die „jungen Leute“ im weiteren Interesse ihres spirituellen Fortschritts führen können.

 

 

2. Auszüge

 

  Eheleben ist kein Hindernis für die Spiritualität, wenn es in Übereinstimmung mit den Schriften geführt wird. Ihr solltet versuchen, einander ergeben zu sein, indem ihr für euren spirituellen Fortschritt liebevoll zusammenarbeitet und gegenseitige Duldsamkeit zeigt. Ihr solltet wie die zwei Räder eines Wagens für einander da sein und dadurch auf dem Weg zurück zu Gott fortschreiten. Meine Liebe und besten Wünsche begleiten euch.

 

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  Zwei Menschen werden durch die unsichtbare Hand Gottes zusammengebracht. Wen Gott verbunden hat, der sollte durch keine irdische Kraft getrennt werden. Ihr seid eine Seele in zwei Körpern.

 

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  Ehe heißt, sich auf dieser irdischen Reise einen Lebensgefährten zu nehmen ... durch Freude und Leid ..., um einander im Leben als auch dabei zu helfen, Gott zu erkennen.

 

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(Aus dem Vortrag über Lust und Ärger)

 

  Alle Schriften sagen uns, was Ehe bedeutet. Ehe bedeutet, einen Gefährten im Leben zu nehmen, der in Freud und Leid dieser irdischen Reise bei euch ist, und einander zu helfen, Gott zu erkennen. Das ist das höchste Ziel vor uns. Und eine Pflicht mag sein, Kinder zu zeugen - nicht hundert Prozent. Ihr werdet finden, daß Christus sprach: „Die Männer sollten ihre Frauen lieben, wie Christus die Kirche geliebt hat.“ Sie sollten ein keusches Leben führen. Eine Pflicht, wie ich euch sagte, ist es, Kinder zu zeugen. Wenn ihr ein oder zwei Kinder habt, gut, dann gebt ein Beispiel und formt ihr Leben zu etwas Höherem.

 

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(Aus einem indischen Satsang)

 

  Die Augen, die sich von einer schönen Frau oder einem gutaussehenden Mann anziehen lassen, sind unvollkommene Augen, denn jene Schönheit ist vergänglich und dauert nur ein paar Jahre. Etwas, das eure Zunge erfreut, kann sie nicht für immer erfreuen, die Süße währt nur ein paar Augenblicke. Wenn wir den Meister alle Süße sein lassen, wird uns nichts anderes mehr erfreuen. Anstatt euch auf so viele Weise zu bemühen, so viel Gruben zu graben, setzt eure ganzen Anstrengungen dafür ein, eine Quelle zu graben, von der ihr das Wasser des Lebens trinken könnt. Wir sollten einen Reichtum ansammeln - was ist dieser Reichtum? Es ist der Reichtum von Naam - die absolute Kraft, die dem ganzen Universum Leben gibt. Denkt daran: erst Gott und dann die Welt.

 

  Seid innen ganz leer wie eine Flöte, so daß der Meister liebliche Musik aus eurem Leben machen kann.

 

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(Aus „Das Mysterium des Todes“ von Kirpal Singh)

 

  Die Kraft und der Geist Gottes durchdringen alles. Sie sind immer gegenwärtig und in ewiger Vibration. Wenn man sich auf die göttliche Musik abstimmt, wird die Seele von selbst, gleichsam wie durch einen elektrischen Aufzug, in immer höhere Regionen erhoben. Man gelangt immer weiter im Bann der klangvollen Musik, die allmählich immer feiner wird, bis sie eins ist mit der Quelle, aus der sie kam - dem Absoluten, dem Anami oder Namenlosen und Wortlosen.