Übersetzung aus englischen Vorlagen durch Schüler Param Sant Kirpal Singhs


Der Physische Körper nach dem Tod

 

Ein Gespräch von Param Sant Kirpal Singh mit seinen Schülern vom 19. Februar 1971

 

Schüler: Ich habe eine Frage über den physischen Körper nach dem Tod. In Indien ist es Brauch, den physischen Körper ein paar Stunden nach dem Tod zu verbrennen; und wir im Westen müssen drei Tage warten, und dann wird der Körper in ein Grab gelegt oder verbrannt. Wo ist da der Unterschied? Uns wurde gesagt, daß der Körper so lange nicht beerdigt oder verbrannt werden sollte...

 

Param Sant Kirpal Singh antwortet: Soll ich euch ein Beispiel geben? Ich glaube, ihr werdet es dann besser verstehen. Das Kind wird im Mutterleib von einem Gewebe umschlossen. Wenn dieses Gewebe zerreißt und das Kind geboren wird, bewegt sich dieses Gewebe, als ob es nach dem Kind im Mutterleib suchte. Das ist also eine Gewohnheit, die sich ganz natürlich entwickelt hat.

 

Wissenschaftlich gesprochen, wird also die Seele um so mehr von diesem Gebilde des Körpers angezogen, je länger dieser Körper hier verbleibt, solange sie sich nicht während des Lebens ganz von ihm gelöst hat. Wenn sie sich von ihm losgelöst hat, dann empfindet sie: „Nun gut, ich habe ihn verlassen - nun muß ich weitergehen.“ Manchmal findet ihr in der Nacht auf dem Friedhof Geister, die über den Gräbern schweben. Das sind nur die Geister von Seelen, die auf Erden umhertreiben, weil sie sich noch nicht ganz von der Welt lösen konnten. Versteht ihr mich? Also wissenschaftlich gesprochen, sollte der Gegenstand der Anziehung vernichtet werden. Aber das sind eben Bräuche. Die Feuerbestattung hat eine wissenschaftliche Grundlage. Ihr lebt in diesem Körper, der euch so teuer ist; und wenn ihr ihn dann gewaltsam verlassen müßt, werdet ihr noch immer von ihm angezogen. Aber einer, der weiß, wie er diesen Körper willentlich verlassen kann und nicht an ihn gebunden ist, der wird nicht von ihm angezogen. Aber wie viele gibt es, die sich soweit entwickelt haben?

 

Der Körper sollte also auf jeden Fall verbrannt, vernichtet werden. Jene, die an den Körper gebunden sind, werden sonst noch um ihn schweben. Hast du schon theosophische Schriften gelesen?

 

Schüler: Nicht viele.

 

Param Sant Kirpal Singh: Ja, lies sie nur. Manchmal werden in ihnen gute Dinge, bedeutsame Dinge erklärt. Nun, wenn du dich also nicht während des Lebens von den Dingen, die dich anziehen, gelöst hast, dann ziehen sie dich auch nach dem Tode an. Solche Seelen treibt es weiter auf der Erde umher. Da ihre Wünsche nicht erfüllt werden können, dringen sie einfach in andere Menschen ein, um sich zu erfreuen, verstehst du? Das wird Spiritismus genannt.

 

 Spiritualismus ist die Verbindung mit Geistern, die auf einer etwas höheren Ebene sind. Sie schweben nicht umher, doch sie können gerufen werden. Wir müssen also das Physische und das Astrale überschreiten und uns darüberhinaus erheben. Jeder Mensch hat seine eigenen Bräuche, einen bestimmten Grund dafür. Die Bräuche bleiben. In Indien gibt es einen Ort, wo man die toten Körper tagelang gemeinsam aufbewahrt. Die Verwandten stecken Weihrauch in die toten Körper und tanzen, essen und trinken. Sie sagen, daß der Tote in den Himmel gekommen ist. Gott weiß, ob er in den Himmel oder in die Hölle gekommen ist. Auf diese Weise wird dort tagelang gefeiert. Das geschieht in der Gegend von Burma und Kabul.

 

Es ist also besser, sich von der physischen Welt zu lösen. Verlaßt sie willentlich! Es ist nur wie ein Ablegen der Kleider, das ist alles. Es gibt viele Gründe, warum ihr meditieren sollt. Ich habe schon gestern darüber gesprochen. Aber diese Dinge findet ihr nicht in den Büchern. Sie geben Hinweise, aber nicht deutlich. Wir können unserem Körper dankbar sein: „In Ordnung, ich danke dir. Ich habe den besten Gebrauch von dir gemacht und du hast mir geholfen.“ Das ist in Ordnung. Dankt Gott: „Ich danke dir.“ Erhebt euch. Der physische Körper ist also wie ein gutes Pferd, auf dem wir reiten. Wenn ihr von etwas den besten Gebrauch gemacht habt, dann laßt es zurück. Das ist das beste. Gemäß gewisser Bräuche, unter dem Einfluß bestimmter Vorstellungen sagen manche: „Nun gut, die toten Körper bleiben hier liegen und dann steigen sie in den Himmel auf.“ In der Zwischenzeit wird der Körper von den Ameisen gefressen. Das sind also nur gesellschaftliche Bräuche. „Sammelt euch aber Schätze im Himmel.“ (Matth. 6,20) Wißt ihr, warum? Das Haus in der anderen Welt ist stärker als das Haus, das wir hier haben. Wenn ihr dort Erfüllung gefunden habt, warum solltet ihr euch dann noch um die Dinge dieser Welt sorgen? Hier fressen euch die Ameisen, wenn ihr tot seid. Das könnt ihr diesem exakten Zitat entnehmen: „Sammelt euch aber Schätze im Himmel - wo sie von den Ameisen nicht gefressen werden.“

 

Das ist eine Antwort auf deine Frage. Es geschieht wie es Brauch ist. Je mehr ihr gebunden seid, wird es euch umhertreiben, selbst nachdem ihr den Körper verlassen habt. Ich habe solche Seelen gesehen. Sie sind weltlich, und sie wollen nicht gehen, solange ihr Körper noch da ist - sie kommen immer wieder zurück. Aber diese Leute wissen nicht, was nach dem Tod geschieht. Wir sollten also mit all dem Schluß machen, was uns anzieht. Wenn ihr in der Nacht auf einen Friedhof geht, findet ihr manchmal etwas in der Luft schweben. Das sind nur die Geister solcher Seelen, die sich nicht vom Körper zurückziehen konnten, die auf ihren Körper versessen sind. Sie streichen immer wieder um ihn herum und herum und ergreifen von anderen Besitz. Sie dringen in Trunksüchtige ein. Wenn ein Mensch zum Trinker wird, dann ist es nicht er selbst, der trinkt, sondern er wird zum Verrückten, zum Besessenen. Das meinte Christus, wenn er sagte: „.....der unsaubere Geist fuhr aus.“ Er befreite den erdgebundenen Geist.

 

Wir haben den menschlichen Körper erhalten. Wenn ihr eine Kostprobe des Jenseits bekommen habt, dann gibt es hier nichts mehr, das sich damit vergleichen läßt. Es ist also nur wie ein Ablegen der schmutzigen Kleider - ihr habt von ihnen den besten Gebrauch gemacht: „In Ordnung; mein Körper, ich danke dir, du hast mir geholfen.“ Schließlich ist es nicht unsere Wahl, in diesem Körper zu leben. Wir leben nur eine gewisse Zeit in ihm - unsere Tage sind gezählt. Die Zahl unserer Atemzüge ist durch die Rückwirkungen der Vergangenheit festgelegt. Ihr müßt die Welt verlassen. Euer Körper mag euch bitten, nicht fortzugehen, und ihr mögt an ihm gebunden sein - aber ihr müßt ihn verlassen. Ist es nicht so? Diese Gesetze entsprechen dem gesunden Menschenverstand eines erwachten Menschen! Spricht euch das nicht an, was ich gesagt habe? Wenn ihr euch von diesem Gegenstand der Anziehung, an dem ihr mit Herz und Seele hängt, losgelöst habt, werdet ihr ihn natürlich zurücklassen. Wenn ihr gelernt habt, den Körper willentlich zu verlassen und euch der anderen Welt zu erfreuen, kann euch nichts mehr anziehen und hierher zurückbringen. Wenn ihr den Körper mit dieser Bewußtheit verlaßt, dann gibt es nichts mehr, das euch noch bindet. Es ist so, wie wenn ihr aus einem anderen Zimmer in dieses Zimmer kommt - ihr ändert euch nicht, aber ihr seid nun hier. In eurem Herzen ist die wirkliche Gebundenheit. Woraus entsteht nun all diese Unwissenheit? Aus falschem Verstehen heraus! Wir sind nicht der Körper, aber wir haben uns so sehr mit ihm identifiziert, daß wir uns nicht mehr von ihm getrennt sehen können! Nun seid ihr erwacht: „Ich gebrauche diesen Körper.“ Dann ändert sich euer ganzer Blickwinkel. Diese Täuschung beginnt mit dem Körper. Ihr seid in ihm verkörpert, ihr seid verkörperte Seelen - nicht der Körper! Aber ihr habt euch so sehr mit dem Körper identifiziert, daß ihr euch selbst vergessen habt. Ihr seht die Dinge von der Ebene des Körpers aus. Euer Körper verändert sich, da er aus Materie gemacht ist. Die ganze Welt verändert sich, aber ihr denkt: „Oh, alles ist statisch, bleibend, unvergänglich.“ Das ist also die Grundlage der Unwissenheit. Denkt ihr während des ganzen Tages auch nur einmal daran, daß ihr nicht der Körper seid? Denn ihr seid wirklich nicht der Körper!

 

Auch unter den Hindus gibt es einen Brauch, den Körper lange Zeit aufzubahren und ihm dann neue Kleider anzuziehen und so weiter. Für wen geschieht das? Für jene, die noch um die Welt schweben, die die physische, die astrale und die kausale Ebene noch nicht überschritten haben. Für sie geht einfach alles weiter. Der Weg, auf den ihr gestellt worden seid, ermöglicht es euch, jenseits davon zu gelangen; aber das ABC beginnt erst, wenn ihr euch über das Körperbewußtsein erhebt.

 

Empfindet ihr jetzt die Notwendigkeit der Meditation - wie wichtig sie ist und wie sehr sie vernachlässigt wird? Das ist die persönlichste, die ureigenste Arbeit für euch und euer eigenes Selbst.

 

Seht ihr! Ein paar Fragen haben uns zu so vielen Dingen geführt. Es gibt diese Bräuche, das ist in Ordnung. Sie sind für die gewöhnlichen Leute, für den Durchschnittsbürger. Aber als Menschen müßt ihr euch darüber erheben. Jene, die mehr bekommen haben und von der Liebe zu Gott erfüllt sind, scheiden ohne Liebe zur Welt. Ihr werdet selbst erkennen, daß ihr zwar den Körper besitzt, doch nicht der Körper seid. Das ist die Befreiung von der Täuschung. Auf die Praxis bezogen heißt das, wenn ihr euch über das Körperbewußtsein erhebt, dann seht ihr, daß ihr nicht der Körper seid. Erst nehmen wir nur an, daß wir nicht der Körper sind, dann sehen wir es - nicht wahr? Erhebt euch täglich über das Körperbewußtsein. Ihr werdet sehen, daß ihr nicht der Körper seid. Wenn ihr auf diese Weise überzeugt seid, dann werden all eure Handlungen natürlich von der Ebene der Seele aus bewirkt. Nun, all diese Dinge werden einmal ein großes Buch füllen - denkt ihr nicht?

 

In Indien lebte eins ein gewisser Swami Shivbratlal, ein Schüler von Raj Saligram, der spirituell sehr entwickelt war. Er schrieb all das, worüber ich gerade sprach, in Form von Geschichten nieder. Er legte diese Lehren der Meister als Romane in Urdu dar, natürlich nicht auf Englisch. Er vollbrachte ein wunderbares Werk; und ich glaube, er verfaßte an die zwei- bis dreitausend Bücher. Irgendwo beschrieb er einmal die Seele als Prinz, um eine Erzählung zu erschaffen, die all diese Dinge umfaßt, die ich euch gerade erklärt habe. Er schuf ein ganz wundervolles Werk. Er ist leider schon gestorben. Er liebt mich sehr, und ich liebte ihn auch. Er liebte auch den Meister. Seht ihr, aus all seiner Liebe heraus schrieb er viele solcher Geschichten - äußerst interessante Romane, die auch die Lehren der Meister enthielten. Sie bringen viele Menschen der Wahrheit näher. Das ist, wie - entschuldigt das Beispiel, das ich nun gebrauche - wie wenn man Chinin Zucker beimengt oder in solche Geschichten verpackt. Sie werden euer Fieber beseitigen, nicht wahr? Nun, ganz sachlich gesprochen - ihr könnt der Welt auf so vielerlei Art helfen, wie ihr seht, aber denkt daran, daß ihr dabei nicht selbst zugrundegeht.

 

Wenn euer eigenes Haus brennt, geht ihr dann hin, um das Feuer in anderen Häusern zu löschen? Es ist gut, bei anderen das Feuer zu löschen, aber ihr müßt auch an das eigene denken.

 

Nun gut, diese Frage gibt euch so vieles, über das ihr schreiben könnt. Ich danke euch.