Wahre Sehnsucht

Übersetzung aus dem Urdu, Sat Sandesh vom August 1957

 

 

Wer immer wahre Sehnsucht hat - dort offenbart sich diese Kraft Wo wahre Sehnsucht ist, Ihn zu suchen, dort gewährt Gott Hilfe.

 

Pita Kirpal agya eh kini bark mukh mange so dena.

 

Der Allmächtige hat angeordnet, seinem Schüler all das zu geben, worum er bittet. Der Allmächtige hört auf die innere Stimme, die aus den Tiefen unseres Herzens dringt, und nicht auf den Verstand oder auf das, was unsere Zunge spricht. Er nimmt das Wehklagen einer Ameise eher wahr, als das laute Trompeten eines Elefanten. Wo Verlangen und Sehnsucht ist, gefolgt von dem starken Streben, Ihn zu erlangen, trifft er die notwendigen Vorkehrungen dafür. Viele solche Begebenheiten haben Menschen in ihrem Leben erfahren. Wende dich an die Kraft selbst, die durch den Pol wirkt, denn auch wenn er die menschliche Gestalt angenommen hat, ist er nicht der Körper.

 

Unser Meister (Baba Sawan Singh) sagte immer, wenn eine elektrische Glühbirne ausgebrannt ist, wird sie durch eine andere ersetzt, und die  wiederum durch eine neue. Obwohl die Glühbirnen wechseln, bleibt das Licht immer das gleiche. Das wird die Meisterkraft oder Christuskraft genannt, die niemals stirbt und immer und ewig
wirkt.

 

Nur wo inniges Verlangen ist, manifestiert er sich und wird  zur Quelle des Trostes. Unzählige solcher Ereignisse geschehen täglich. Ich ging nach Amerika. Schon zwei, drei oder vier Jahre bevor ich dort hinging, sahen die Menschen die strahlende Form des Meisters und auch die von Hazur Baba Sawan Singh. Manchmal erschienen beide Formen zusammen, um die Menschen zu trösten, und sie wunderten sich, wer da in ihren Räumen erschienen war. Er erschien gewöhnlich im hellen Tageslicht. Es ist eine Frage der inneren Sehnsucht.

Diese Kraft ist ewiges Leben. Wer immer die Sehnsucht hat, dort offenbart sich diese Kraft und gibt selbst Führung.

 

Jesus Christus wurde gefragt:

 

"Herr, warum  wanderst Du von einem Ort zum anderen?"

 

Er sagte:

 

"Ich muß noch nach vielen Schafen schauen." Wer auf dem Gipfel des Berges steht, sieht, wo Feuer brennt und Rauch aufsteigt. Entweder kommt er selbst dorthin, oder er findet andere Wege, diesem Menschen näherzukommen. Bei manchen geschieht es durch eine direkte Offenbarung, andere erhalten eine andere Möglichkeit, aber es gibt immer einen Ausweg.

Eine Begebenheit ereignete sich zu Baba Sawan Singh's Zeit in Amritsar. Es war Morgen, und Baba Ji und ich saßen zusammen, als ein Sikh kam, um den Meister zu sehen. Baba Ji fragte: "Wie bist Du hierher gekommen?" Er sagte: "Letzte Nacht erschienst Du und sagtest zu mir, ich soll in dieses Haus kommen." Das ist kein Wunder, sondern eine Tatsache innerhalb des Naturgesetzes, von dem wir bisher noch nichts wissen.

 

Madam Blavatsky kam nach Lahore -jetzt in Pakistan- (um eine Rede zu  halten). Unter den Anwesenden waren viele Professoren. Was sie sagte, erschien ihnen ziemlich seltsam.

 

Einer der Professoren warf ein: "Madame, was sie sagen, ist unsinnig und genau so unmöglich, wie Blumen von der Decke regnen können."

 

Madame Blavatsky sagte: "Professor, denken sie, daß es unmöglich ist?" Im gleichen Augenblick regneten Blumen von der Decke und bedeckten den Tisch.

 

Der Professor war verblüfft. Sie sagte: "Es gibt keinen Grund überrascht zu sein. Diese Dinge beruhen auf Naturgesetzen, die wir bis jetzt noch nicht kennen."

 

Es gibt keine Wunder in der Welt, sondern nur Fakten, die mit den verborgenen Naturgesetzen in Zusammenhang stehen, in die wir nicht den geringsten Einblick haben. Denkt daran, wo Feuer brennt, kommt Sauerstoff zur Hilfe. Wo wahres Verlangen ist und Sehnsucht, dort trifft Gott die notwendigen Vorkehrungen. Er kommt, wenn Verlangen da ist. In wessen Herzen also die Sehnsucht nach Ihm besteht, dort erscheint die Form, durch die die Christuskraft wirkt, ob Ihn nun jemand gesehen hat oder nicht. Diese Begebenheiten ereignen sich hin und wieder.

 

Als ich auf dem Weg zurück von Amerika nach London kam, erhielt ich dort einen Brief, indem es hieß: "Ich habe einen Bruder getroffen, William Thompson, der mir ein Foto von Dir zeigte. Du erschienst in meiner Meditation, und ich war verwundert, wer das wohl sei. Es war nicht mein Meister, wer war es? Ich wieß ihn zurück und bat ihn, zu gehen. Doch als William Thompson mir das Foto zeigte, begann ich zu  tanzen. Ich wußte nicht, daß Du es warst. Nun kann ich nicht einmal nach England kommen, denn es ist zu weit weg."

 

Damit möchte ich sagen, daß die gleiche Kraft wirkt, gleichgültig, in welchem Pol sie erscheint . Das entspricht dem Gesetz der Natur. Es ist kein Wunder, aber solche Persönlichkeiten, solche Pole, in denen sich diese Kraft offenbart, sind selten. Sie sind in der Welt und leben in der Welt.

 

Das Gesetz von Bedarf und Versorgung wirkt beständig.

 

Ein ähnliches Ereignis gab es auch in meinem Leben.

 

In meinen frühen Jahren, hatte ich das Ziel vor Augen, Ihm zu begegnen. Es war in diesen jungen Jahren meine Gewohnheit, irgendwo im Freien zu sitzen und Seiner zu gedenken. "O Herr, wo bist Du?" Ich pflegte die Lehren eines Heiligen zu lesen und niederzuschreiben. In diesen Schriften wurde hin und wieder erwähnt, daß wir Ihn durch einen Heiligen erlangen können. Aber es kam in mein Herz, daß es viele Heilige und Geistliche überall in der Welt gab - zu wem sollte ich gehen? Es konnte leicht sein, daß ich einer Persönlichkeit begegnete, die Dich nicht getroffen hat, und in diesem Fall wäre mein Leben vergeudet. Es galt als sicher und hieß, daß wir Ihn ohne einen Meister nicht treffen können. Es ist ein Gesetz der Natur.

 

Dur Kahms ka zukam Bahia bin Saugt chetya na jage!

 

Es ist ein fundamentales Gesetz der Natur, daß Leben von Leben kommt.

 

Jesus Christus wurde gefragt: "Wer kennt den Vater?" Er erwiderte: "Der Sohn kennt den Vater und wem es der Sohn will offenbaren."

 

Denn er offenbart sich über dem Körperbewußtsein.

 

Bin Saugt kinhe na payo.

 

Alle Heiligen sagen dasselbe. Selbst im Koran heißt es, suche nach einem solchen Menschen, denn sonst kannst Du Ihn nicht erlangen. Das Verlangen war bereits da, aber ich hatte Angst davor, zu solch einem Meister zu kommen, der Dich nicht erlangt hatte, und dann war mein Leben vertan. "O Herr, wenn es Dich gibt - Du hast Dich Deinen Ergebenen in der Vergangenheit direkt offenbart, warum tust Du es nicht auch jetzt?"

 

So versuchte ich viel  Meditationsarten, und schließlich geschah es, daß ich eine strahlende Form sah, die ich für Guru Nanak hielt. Danach begleitete mich diese Kraft. Er nahm mich mit nach Mesopotamien und zu anderen Orten, und ich konnte mir dann immer die Umstände dieser Orte vergegenwärtigen. Es ging um eine kriegerische Auseinandersetzung.

Ich hatte ein Vorliebe für Flüsse und Seen. Dort saß ich immer die ganze Nacht am Ufer.

 

Als ich einmal nach Lahore kam, ging es mir durch den Sinn, Beas zu besuchen, denn dort ist auch ein Fluß. Am Sonntagmorgen kam ich dort an. Mr. Bua Dass war in jenen Tagen Stationsvorsteher. Ich fragte ihn nach dem Weg zum Fluß.

 

Er sagte:

 

"Möchtest Du zum Ashram des Heiligen?"

 

Ich fragte ihn: "Lebt dort ein Heiliger?"

 

Er sagte: "Ja, am Fluß."

 
Ich dachte: "Gut, so ist beides getan."

 

Er sagte: "Dort ist das Gebäude."

 

Es war schon sichtbar, und so ging ich hin. Hazur nahm gerade sein Essen zu sich, und ich wartete draußen. Es gab dort keine Mauern oder Begrenzungen; ich ging die Treppe hinauf und setzte mich hin. Hazur aß im Zimmer. Als er herauskam sah ich, daß er es war, der seit sieben Jahren in meiner Meditation erschienen war.

 

Ich beugte mein Haupt und fragte: "Hazur, warum erst so spät?"

 

Er antwortete: "Es war die rechte Zeit."

 

Damit möchte ich sagen, dies sind keine Wunder, sondern Tatsachen. Wer die Sehnsucht im Herzen hat, wird Ihn erlangen. Gott ist nicht Mensch, aber er manifestiert sich als Mensch. Nur der Mensch kann den Menschen lehren. Gott wählt aus.

 

Es ist nicht wie bei den Menschen, die einen Präsidenten wählen können. Es ist Gott, der auswählt. Derjenige, der es erhält, arbeitet damit. Einer, der gesehen hat - Ich möchte sagen, diese Dinge überzeugen uns von der Existenz des Lebens.

 

Wenn ein Polizist käme uns sagte: "Steht auf!" würdet ihr sagen: "Ja, Herr" , denn er ist befugt. Es ist die Vollmacht, die er hat. Wenn ein Bevollmächtigter unter Tausenden sitzt und er sagt etwas, dann stimmt jeder dem zu. Wenn aber andernfalls selbst zehn Leute kommen und zu dir sagen: "Steh auf!" würdest du sagen: "Wer seid ihr, so mit mir zu reden?" So wie es ein Königreich im Äußeren gibt, gibt es auch ein Königreich im Inneren.

Da wir ohne dieses Leben sind, sagen wir diese Dinge sind unmöglich, außer der Welt gibt es nichts. Aber dennoch sind wir froh, daß es immer noch viele Brüder unter uns gibt, die diese Sehnsucht in sich haben, und Gott schuf den Pol, durch den Er selbst wirkte, um die Menschheit mit Gott zu vereinen. Diese Kraft ist ewig. Die Körper vergehen, aber die gleiche Kraft wirkt. Wenn einer mit solch einem Pol in Verbindung kommt, verläßt ihn diese Kraft niemals. Unser Hazur sagte immer, der Schüler mag den Meister verlassen, aber der Meister verläßt niemals den Schüler.

 

Als ich im Westen war, fragten mich die Menschen:

 

"Wann kommt Christus wieder?" Und ich gab zur Antwort: "Hat er euch je verlassen?"

 

Ich zitierte Christus:

 

„Ich werde euch nicht verlassen noch versäumen

bis zum Ende der Welt."

 

Die Frage nach der Wiederkehr erhebt sich gar nicht, denn Er hat euch nicht verlassen. Diese Kraft wirkt immer. Die Welt ist nie ohne sie. Ja, diese Kraft ist nicht gebunden, einmal wirkt sie hier, einmal dort  Es ist keine Frage der Bevollmächtigung. Wo immer der geeignete Pol ist, dort manifestiert sich diese Kraft. In wessen Herzen das wahre Verlangen ist - es ist nur natürlich, daß solche Persönlichkeiten direkt oder indirekt zusammentreffen. Es ist eine Sache der Sehnsucht.

 

Die Geschichte von Hazrad Zunaid beschreibt, daß er auf einer Stute den Fluß Daila entlang ritt. Die Stute wurde eigenwillig.

 

Er sagte:

 

"Gut, alle Orte sind sein, laß mich sehen, wohin sie  geht."

 

Die Stute lief schnell und hielt dann plötzlich vor dem Eingang einer Berghöhle. Er stieg ab und war verwundert, dort einen Mann stehen zu sehen. Zunaid fragte ihn, wie er hierher komme, und er gab zur Antwort, daß er überall nach Gott gesucht und auf dieser Suche zu angesehenen Heiligen gekommen sei, aber nichts hatte erhalten können. Zuguterletzt sagte er
sich: "Laß mich sehen, ob es überhaupt einen Gott gibt. Vielleicht müßte man an einen Ort gehen, den sonst niemand erreichen kann." So kam er hierher.

 

Zunaid sagte: "Ja, sprich, was in deinem Herzen ist. Dann gab Er ihm, wonach er verlangte. Beim Abschied sagte Zunaid: "Wenn du mich wiedersehen möchtest, dann kannst du mich im Vorort jener Stadt treffen."

 

Der Fremde sagte schroff und ohne die angemessene Achtung: "Eigentlich habe ja  ich Dich hergezogen, und wenn ich Dich wieder brauche, dann werde ich es wieder tun."

 

Es ist eine Sache der  Anziehung von Herz zu  Herz. Es heißt, wenn die Intensität der Liebe überwältigend ist, dann bringt die Anziehung allein Ihn her. Sehnsucht sollte da sein, Sehnsucht ist ein Muß. Sauerstoff kommt dort zur Hilfe, wo Feuer brennt - das ist ein Gesetz der Natur. Wenn es überhaupt einProblem gibt, dann ist es dies, daß wir uns über das Maß unserer Sehnsucht täuschen. In der Versorgung gibt es keinen Mangel.

 

In der Gemeinschaft der Heiligen beginnt im Schüler eine beständige Ausstrahlung durch die Erinnerung an Ihn.

 

Das ist der Segen der Gotteskraft, die immer wirkt, um die Seelen zu vereinen. Dies Kraft ist nicht an einen bestimmten Pol gebunden. Wo immer sich diese Kraft manifestiert, kannst du durch diesen Pol Führung bekommen. Es ist nur die Frage, ob es ein Pol ist, oder mehrere. Je mehr es sind, um so erfreulicher. Diese Kraft wird niemals weniger aber die Pole sollten da ein. Die Frage ist, woran man sie erkennen kann. Von Ihnen könnt ihr die Verbindung erhalten. Es gibt nur ein Zeichen, an dem man Ihn erkennen kann.

                                                                                                                                          

Parda door kare aankhan nij darshan dikhlawe sadho so Saugt mohe bhave!

 

Ich verehre den Meister, der den dunklen Schleier hinter den Augen hebt, und das Ungesehene sichtbar macht.

 

Wieder heißt es:

 

Satgur mil ta akhin dekhe Guru kadh tali dikhlaya!

 

Wenn man mit einem Heiligen in Verbindung kommt, wird man fähig zu sehen, oder anders ausgedrückt: Der Guru gibt den Beweis offen. Das ist sein Zeichen. Lehren, Predigen oder Propaganda sind nicht sein Zeichen.

 

Sein Zeichen ist, daß er etwas geben kann. Der Baum wird an seinen Früchten erkannt. Wenn er keine Früchte trägt, kann auch niemand die Erfahrung haben. So - tausend Kessel brodeln, aber wozu sind sie gut?


Rumi sagt:

 

Bher dege kemej joshad miawar kasae wa binsheen!

                                                                                              

Soviele Kessel kochen - soviel Propaganda wird überall gemacht. So - findet heraus - was dort gepredigt wird, aber sitzt nicht mit einer Schale dort, um etwas zu empfangen. Warum hat Gott euch mit Verstand, Weisheit und rechtem Verstehen gesegnet. Schaut darauf, was jener sagt und hört genau zu. Es ist möglich, daß dort Säure kocht und nicht die Milch, möglich, daß dort Selbstsucht gekocht wird.

 

Ke har dege kemei joshad darad cheese digar daaradi.

 

Hier ist die Wahrheit und dort ist die Falschheit. Das Wahre ist viel schwerer zu finden als das Falsche und dennoch wird behauptet, daß die Wirklichkeit hier zu erlangen sei. Wie es auch sei, laßt uns in diesem Augenblick ein bißchen von einem spirituell Berauschtem hören.

 

Es ist ein Gedicht von Bhai Nandlal Ji. Seht, was er sagt. Er war ein gebildeter Mann. er kam zu den Lotusfüßen des zehnten Meisters (Guru Gobind Singh). Er konnte ausgezeichnet persisch. Er schrieb seine Gefühle der Hingabe und Zuneigung nieder und überreichte sie dem zehnten Guru. Bhai Nandlal Ji nannte das Gedicht

 

Bandgi Nama.

 

Aber als Guru Gobind Singh Ji es las, sagte Er, es sei nicht

 

Bandgi Namas sondern Zindgi Nama

 

(Nicht nur Essenz der Hingabe und Zuneigung, sondern auch die Essenz des Lebens).

 

Ein Vers daraus wird euch jetzt vorgetragen. Hört genau zu und seht, was der Standpunkt der spirituell Erleuchteten ist und vergleicht ihn mit der Sichtweise der Welt. Dieses Gedicht ist eine Erwiderung auf ein Gedicht, das Hafiz geschrieben hat.

 

Hier heißt es:

 

Bidal Saqi mei baqi ke dar jamat ma khawe.

 

O mein Saqi (göttlicher Mundschenk),

o mein Meister, schenk mir solchen Wein,

den man nicht einmal im Himmel erhält.

 

Bhai Nadlal erwidert jede einzelne Zeile dieses Gedichts. Er (Hafiz) spricht auf seine Weise, und Nadlal gibt es auf eine andere Art wider. Warum? Weil er (Nadlal) seinem Meister sehr ergeben ist. Er sah den Herrn in seinem Meister. Wenn sich diese Kraft durch einen Meister offenbart, dann ändert sich der Blickwinkel vollkommen. Diejenigen, die noch keinen Schimmer davon haben, sind noch auf dem Weg. Ihre Ausdrucksweise wird eine andere sein als die jener, die die Wirklichkeit erlangt haben.

 
Hört genau zu, was er sagt:

 

Er betet vor seinem  Meister. Denkt daran, wenn diese Kraft sich in einem bestimmten Pol offenbart, ist das Gebet, das diesem Pol dargebracht wird, ein Gebet zu Gott, denn Gott selbst manifestiert sich dort.

 

Er sagt also:

 

Bidai Saqi mei baqi ke dar jamat ma khawe.

O Saqi, o Meister,

segne mich mit einer Schale solchen Weins,

der, wenn ich ihn trinke,

mein Herz und mein ganzes Leben berauscht.

 

So seht ihr, daß  Gott die Freude selbst ist, die Verzückung und die Berauschung. Die menschliche Seele in der sich diese Kraft widerspiegelt, erlangt Seine Kraft und beginnt selbst die Berauschung auszustrahlen.

 

Shamas Tabrez sagt:

 

"Ich bin solch ein Meer der Berauschung, daß - wenn ich meinen Körper verlasse und die Asche auf ein Feld gestreut wird, wo Weizen angebaut wird, und aus diesem Weizen Brot
gebacken wird - die Flammen der Berauschung aus dem Ofen schlagen werden, in dem dieses Brot gebacken wird." Aber er sagt nichts über den,  der von diesem Brot ißt. Er sagt, daß jener, der das Brot zubereitet und backt, berauscht sein wird.

 

Um das zu erhalten, gehen wir zu einem kompetenten Meister.  Wir können das Wissen der
heiligen Schriften von den weltlichem Menschen erhalten. Wir können nicht die Berauschung erhalten!

 

Nur der wahre Meister läßt uns von dieser Berauschung trinken.

 

So sagt er:

 

O Saqi,

ich bin zu deiner Schwelle gekommen,

jetzt segne mich mit einer Schale voll Wein,

der meine Seele berauscht, wenn ich ihn trinke.

 

Das ist das Einzige. Er fügt auch noch hinzu, was dadurch geschieht:

 

Bachsahan pak been aasan kunam ein jumla mushkal!

 

Wenn ich in Deine göttlichen Augen schaue,

werden alle meine Probleme gelöst.

 

 Hafiz spricht auf seine Weise.

Er sagt:

 

"Zuerst ist es sehr schwierig, diesen Pfad zu gehen."

 

Ke ishaq aasan naamood awal wa le afta wa mushkalha!

 

Zuerst ist sehr leicht zu lieben,

später aber wird es hoffnungslos.

 

So drückt es Hafiz aus, denn er selbst geht noch durch diese Phase.

 

Bhai Nandlal sagt:

 

Gib mir solche Berauschung, die meine Seele entzückt.

Dein göttliches Licht möge mich segnen,

und dann werden all meine Probleme gelöst und nie wiederkehren.

 

Die Schwierigkeiten im  Verlangen bestehen nur soweit, als der,  nach dem wir verlangen, fern von uns ist.

 

Unser Hazur kam einmal nach Rawalpindi. Ein Mann namens Din Mhod kam zu ihm und sagte: "Bitte hör mir zuerst zu, was ich Dir zu sagen habe." Er spielte Dotara (ein Musikinstrument). So begann er zu spielen und sang:

"Zwei Schwierigkeiten habe ich zu ertragen, nachdem ich mein Herz gab: Die eine vor Deiner Ankunft, und die andere nach Deinem Fortgehen." 

 

Zwei Schwierigkeiten und einer ist in sie verstrickt. Wenn er sich aber die ganze Zeit über manifestiert, wo bleiben dann die Schwierigkeiten? 

 

Hazur sagte zu ihm:

 

"Ja, Henna bringt erst  dann seine wahre Farbe hervor, wenn es ganz fein zu Pulver gestoßen worden ist." Solange du dir deines Ichs noch bewußt bist, wirst du nicht in der Farbe gefärbt werden. Wenn du die Ichheit verlierst, nachdem du in die Liebe eingetaucht bist, wirst du diese Berauschung erlangen.

 

 

So - Hafiz sagte:

 

Am Anfang erschien mir das Licht fast leicht,

aber jetzt bin ich in großen Schwierigkeiten.

Nun kann ich nicht mehr leben,

ich bin in großer Verzweiflung.

 

Bhai Nadlal sagt:

 

Nein, es ist überhaupt nicht schwierig.

Gib Du mir einfach eine Schale der Berauschung,

die mein Leben berauscht und schenk mir

einen Schimmer Deines göttlichen Blicks,

damit all meine Schwierigkeiten gelöst werden.

 

Die Schwierigkeit liegt nur darin, wenn wir keine Verbindung mit Ihm bekommen. Wo bleibt das Problem, wenn wir uns begegnen. Alle Verzweiflung vergeht.

 

So antwortet Bhai Nadlal auf jeden einzelnen Vers von Hafiz' Gedicht. Einige haben die
praktische Erfahrung erlangt. Der Meister beschreibt jede Phase, die er durchschreitet.

 

Hafiz erklärt also die Schwierigkeiten auf dem Weg sind die gleichen für alle. Jene, die das Ziel erreicht haben, erzählen davon, nachdem sie  es erreicht haben. Auch Hafiz' Suche wurde später erfolgreich, nicht, daß er keinen Erfolg erlangt hätte. Aber dieses Gedicht handelt von der Zeit, als er durch diese Schwierigkeiten ging.

 

Der Tonstrom zieht die Seele an, es ist die Musik der Sphären, die uns Berauschung gibt und nach innen zieht.

 

Er sagt:

 

Die Glocken rufen, komm schnell,

beeile dich und komm auf diese Seite.

 

Was sagt Bhai Nadlal?

 

Ich bin auf dem Weg zu meinem Geliebten

und wenn ich Ihn erlangt habe,

werde ich außer mir sein vor Glück.

Der Ton führt mich nur auf dem Pfad,

aber was ich wirklich zu erlangen habe,

kommt erst, wenn das Ziel erreicht ist.

 

Bhai Nadlal sagt:

 

Nun habe ich Ihn erlangt,

und es gibt kein Hindernis mehr auf dem Weg.

Alles ist Freude.

 

Das Kind ist im Schoß der Mutter und ist glücklich, ganz und gar frei von jeglichen Beschwerden und Unannehmlichkeiten. Es spielt im Schoß der Mutter.

 

Ich bin gesegnet im Schoß des Meisters,

und so ist alles Freude.

Es gibt keine Schwierigkeiten, nichtsdergleichen.

 

Wiederum sagt Hafiz:

 

Mara dar Manzil janan haman aish o hama shadi

jaras behuda mae nalad kaja bandeem mahmal ha!

 

Stromschnellen und Untiefen blockieren deinen Weg.

Wie willst du hinübergelangen.

 

Er sagt:

 

Die Glocke ruft, mach dich bereit und komm.

 

Das bedeutet, daß er dabei ist, die Schwierigkeiten zu überwinden.

 

Er sagt:

 

Die Glocken, die zur Nachtruhe rufen,

haben keine Bedeutung für mich,

noch bin ich versucht,

am Rastplatz zu verweilen.

 

Und so sagt Hafiz:


Der Ton der Glocken kommt,

mach dich bereit und erreiche schnell das Ziel.

 

Bhai Nadlal sagt:

 

Laß die Glocken läuten - was haben wir damit zu tun.

Ich bin in seinem Schoß.

Wohin soll ich noch gehen.

Ich bin schon dort, wo ich sein soll.

Ich bin dort angekommen,

wo die Glocke geläutet hat.

Wenn die Glocke nun weiterläutet,

was hat das für mich zu sagen.

 

So - er spricht vom erreichten Ziel. Einer erfährt von einer Richtung, während er auf dem Weg ist. Schwierigkeiten tauchen auf am Weg, die Seele wird nach unten gezogen und weltlicheDinge werden verloren. Mancher spricht schlecht, mancher gut. Wenn du die Berauschung erlangt hast, laß andere sagen, was sie wollen.

 

Koi bhala kahayo bhanmane bura kahy hum tan deno hae dar!

 

Das sind die Worte von Guru Arjan Dev Ji.

 

Er sagt:

 

Ich gehe auf dem Pfad und der Guru ist bei mir.

Ich habe den Ort der Berauschung erreicht,

wo sollte ich also noch hingehen?

Wozu sollte ich mich jetzt noch bereit machen?
Ich bin bereits dort, wo ich ankommen sollte.

 

Khuda bazar bawad dayam babeen deekar pakash ra.

 

Jetzt sagt Hafiz:

 

Wenn du Gott begegnen willst, dann sei dir bewußt,

daß es viele Untiefen auf dem Weg gibt.

Es gibt viele Schwierigkeiten, und der Weg ist schrecklich.

Wenn du ihn erlangen willst, dann verlaß diese Welt.

 

Mast ke mand awi azin dunya wa ahmal ha!

 

Wenn Du Ihn erlangen willst,

dann löse dich von allem los

und binde dich hier auf dieser Seite. Das sagt Hafiz.

 

Bhai Nadlal antwortet nun darauf:

 

Es ist wirklich erstaunlich

und ich bin eigentlich in einer Klemme.

Er (Guru Gobind Singh),

den ich erlangen möchte, steht vor mir.

Die Frage der Loslösung erhebt sich nur,

wenn er woanders ist.

 

Und so sagt Bhai Nadlal:

 

Als ich suchte, stand er vor mir,

offenbart im menschlichen Pol.

 

Khuda Hazar Bawad dayam babeen deedar pakash ra.

 

"Ich sehe dies heilige Erscheinung, was ist also noch notwendig?"

 

Er sagt:

 

Wenn du diese Erscheinung siehst,

gibt es keine Schwierigkeiten und Hindernisse mehr.

Die Seele wird angezogen,

ich weiß nichts mehr vom physischen Körper

und habe alles vergessen.

 

Das sagt Bhai Nadlal über das Ziel.

 

Er spricht vom Gehen auf dem Weg. Wer jenem Pfad folgt und wessen Auge geöffnet ist, wird seine Form wahrnehmen, und er kommt um sich zu offenbaren. Wo soll er da noch hingehen? Jetzt braucht er nur noch zu schauen. Das sagt er liebevoll, und das haben alle kompetenten Meister so gesagt. Sogar die, die sich vor religiösen Vorbehalten fürchten, drücken dieselbe Wahrheit aus, aber mit halbem Herzen. 

 

Mardane khuda khuda na bashad lekin az khuda juda na bashad.

 

Die Gottmenschen sind nicht Gott selbst,

aber sie sind auch nicht getrennt von Gott.

 

Das sagen die Ängstlichen und die Mutigen sagen:

 

Man khuda ra ashkara deeka um dar surate insan ra deeda um.

Ich habe die sich zum Ausdruck bringende Kraft Gottes gesehen.

Ich habe Ihn in der menschlichen Form erblickt.

 

Als ich zum ersten Mal zu den Lotusfüßen meines Meisters kam, schrieb ich meinem Bruder:

 

"Ich habe eine Persönlichkeit getroffen, die mit der Bescheidenheit Guru Nanaks hier auf Erden wandelt. Aber warte, bis du wieder von mir hörst."

 

Ich möchte sagen, daß ist ein Schimmer. Wenn die Karmas der Vergangenheit zur Auswirkung kommen, dann kommt es einem zugute. Der eine glaubt einfach dadurch, daß er sieht, der andere tut es nicht, aber das macht für diese Persönlichkeit keinen Unterschied.

 

Bhai Nandlal sagt:

 

Als ich auf der Suche nach Ihm war,

mußte ich mein Haus nicht verlassen.



 Mati matrik wa mandadi wa azin dunya wa ahmal ha.


Es ist nicht notwendig, die Welt zu verlassen und sich von den Menschen zu trennen. Lebe in der Welt. Fahr fort, Seine heilige Form zu sehen, in der aller Glanz liegt.

 

Yak nigahe jan phazaish bas bawad darkar ma.

Sein lebensspendender Blick reicht aus,

Dich in Ekstase zu versetzen.

 

 

Die, deren inneres Auge geöffnet ist, sagen:

 

Gott erschien in der Form eines Menschen.

 

Guru Arjan Dev sagt:

 

Harjio naam padhiyo ramdass.


Hari (der Name Gottes) wurde zu Ramdass.

Ramdass ist kein menschliches Wesen.

 

Deren Auge also geöffnet ist..... Zuerst scheint es so, als sei er ein ganz gewöhnlicher Mensch.

 

Jemand fragte unseren Meister:  O Herr, wie sollen wir Dich nennen?

 

Hazur sagte: Du magst mich Bruder nennen, Vater, Freund oder Lehrer.

 

Ich sage:

 

Verlasse deinen Körper und erhebe dich im Inneren. Wenn du seine Glorie auf den höheren Ebenen gesehen hast, dann nenne Ihn, wie du willst." Wenn ein kompetenter Meister kommt, sagt er nie, daß er vom Himmel gekommen ist. Er sagt: "Ich bin euer Diener, ich bin euer Bruder, hört  mir zu." Wenn ihr euch entsprechend seiner Anweisungen über das Körperbewußtsein erhebt und Seine Glorie seht, dann nennt Ihn wie immer ihr wollt.

 

In Wirklichkeit kann man nur dann im Herzen von seiner Größe überzeugt sein, wenn man nach innen geht, sonst redet man nur. Aber dennoch gibt es einen Unterschied, wie man sich beim Reden ausdrückt. Wenn einer mit Überzeugung spricht, liegt in der Art seines Ausdrucks große Klarheit. Sein Ausdruck und seine Worte sind geladen. Und doch kommt vollkommener Glaube erst dann, wenn man mit seinen eigenen Augen sieht.

 

Als ich aus Amerika kam, erhielt ich einen Brief, er ist hier. Es ist der Bericht eines Ereignisses aus der Zeit von Hazur, im Jahre 1934.

 

Es heißt darin:

 

"Er (der Meister) traf mich in Chicago im Jahre 1934. Ich trug Früchte bei mir. Er nahm davon, aß sie und wurde dann mitsamt dem Korb für meine Augen unsichtbar." Dieses Erlebnis schrieb sie und versuchte von überall her zu erfahren, was das zu bedeuten hatte. Sie konnte es nicht herausfinden. Ich schrieb ihr: "Diese Dinge sind ganz natürlich. Diese eine Kraft kann sich materialisieren  oder kommt  als  "das Wort wurde Fleisch" und ist in ihrer absoluten Form immer verborgen. Das ist nichts Neues. Es ist kein Wunder - sondern es sind die Zeichen eines kompetenten Meisters."

 

Dies sind also keine neuen Dinge, sie geschehen täglich. Es ist nur für den, der wahre Sehnsucht hat und den Weg von Herz zu Herz kennt. Entschuldigt, die Leute sagen, Guru Nanak sei einer, der die Menschen fehlleite. Sie verwehrten Ihm den Zutritt zur Stadt Qasur. Wer verwehrte Ihm den Zutritt? Die Gebildeten und Gelehrten. Denkt daran, ein weltkluger Mensch kann den Meister nicht verstehen.

 

Nur wer selbst kompetent ist, kann einen kompetenten Meister erkennen. Ein Trunkener auf der Straße erkennt einen anderen Trunkenen, wenn er ihm in die Augen schaut. Wenn die Seele berauscht ist, dann wirkt das durch die Augen. Warum sollte ein Berauschter den anderen nicht erkennen? Der Schriftgelehrte würde Ihn nicht erkennen, denn:

He vidya tu bari avidya santan ki tu qadar na jani.

 

Intellektuelles Wissen ist eine Sache, praktische Erfahrung eine andere. Wenn unsere Aufmerksamkeit auf den Intellekt gelenkt wird, ist das Ergebnis Wissen. Wenn unsere Aufmerksamkeit mit dem Wort verbunden wird, indem man sich über das Körperbewußtsein erhebt, ist das Ergebnis Spiritualität. Zwischen diesen beiden besteht ein großer Unterschied. Leicht möglich, daß einer hochqualifiziert und vielleicht ein ausgezeichneter Redner und Propagandist ist, und dabei doch ganz ohne Spiritualität. Spiritualität kommt nur durch einen
spirituellen Menschen. Denkt daran, die Gelehrten haben die Spiritualität weder geerbt noch können sie sie unter Beweis stellen.

 

So sagt der Meister mit großer Liebe:

 

O Brüder, wo sind wir hingegangen?

Wen suchen wir?

 

Er ist direkt vor uns. Er (Gott) ist offenbar in Ihm.

 

Es ist seine Lehre, beachtet sie liebevoll. Es ist eine Anziehung darin, eine spirituelle Anziehung. Er wird deine Aufmerksamkeit zurückziehen und Dich den Körper und die körperlichen Verhaftungen vollkommen vergessen lassen. Seht, was durch ein wenig Konzentration möglich ist.

 

Ihr wißt, daß eine Nachtigall niemals kommt und auf Blumen singt, die an die Wand gemalt sind. Sie wird nur dort kommen und singen, wo echte Blumen sind, wo das Leuchten der Schönheit der Spiritualität gegeben wird.

 

Die Motte fliegt auch nur dorthin, wo Licht ist; sei es ins Haus von Ravi Ji - dem Schuster oder Kabir Ji - dem Weber, Mandev Ji - dem Kattundrucker oder Tulsi Dass Ji - dem Brahmanen.
 

Wo es auch sei, dann gibt es keine Schwierigkeiten mehr auf dem Weg. Du (Hafiz) sagst, daß es viele Untiefen auf dem Weg gibt, daß du durch große Schwierigkeiten gehst und ertrinken und sterben wirst. Es ist nicht notwendig zu ertrinken und zu sterben. Er - den wir treffen wollen, steht vor uns. Unsere Aufgabe ist, nur zu schauen, aufmerksam zu schauen. Es wird eine Sache von Herz zu Herz sein.

 

Was der Meister erlangt hat, wird auf den Schüler übertragen. Das ist das Geheimnis von Guru-Bhakti.

 

Ijaye wazoodam hama gein yar bagrift.

 

Nandlal sagt:

 

Mein Freund hat jedes Sinnesorgan meines Körpers überwältigt.

 

Und er sagt wieder:

 

Naa meesat mara barman hama gein wazood ausat.

 

Obwohl es meinen Namen gibt,

existiert jetzt nur Er.

Ich kenne keinen Unterschied mehr zwischen Dir und mir.

 

Das ist das Geheimnis von Guru-Bhakti.

 

Er sagt:

 

Der Meister ist in mir,

und es ist nur Er - nicht ich.

 

Das ist die praktische Erfahrung und das letzte Geheimnis von Guru-Bhakti.

 

Guru Amar Dass erlangte es, nachdem er siebzig Jahre lang gesucht hatte und dann zu den Heiligen Füßen von Guru Angad Dev Ji kam.

 

Er sagt:

 

Har sacha Gur bhakti payae sehje man wasawanian.

 

Durch Guru-Bhakti wird Gott erreicht.

Dort, wo es Wirklichkeit wird,

wird es eine Sache von Herz zu Herz.

Er wird euch Einblicke gewähren.

 

Dazu ein Beispiel:


Einst kamen Maler nach China. Sie gingen zum König und sagten zu ihm, sie seien aus fernem Land und verstünden sich gut auf ihre Kunst. Der König stellt ihnen in einem Raum ein Wand zur Verfügung und bat sie dort mit ihrer Malerei zu beginnen. Die einheimischen Maler dieser Stadt wandten sich auch an den König und baten, ebenfalls eine Gelegenheit zum Malen zu bekommen, da auch sie sehr geschickt in diesem Handwerk seien. Ihnen wies der König die gegenüberliegende Wand zu und ließ dazwischen einen Vorhang ziehen, damit
die einen an jener Wand arbeiten konnten und die anderen an der gegenüberliegenden. Beide sollten mit wetteifernder Gesinnung arbeiten. Nachdem die fremden Maler mit ihrer Arbeit fertig waren, schickten sie nach dem König und baten ihn, ihr Werk zu begutachten. Er kam und sah, daß es wirklich wunderbar war. Sehr glücklich nahm er ihre großartige Leistung zur Kenntnis. Als er herauskam, baten ihn die anderen Künstler, nun auch ihr Bildnis anzuschauen. Der König dachte bei sich, was kann noch besser sein, als dieses Kunstwerk. Der Vorhang wurde gehoben, und der König war nicht wenig überrascht, dieselbe Malerei an der anderen Wand zu sehen. Und während man auf der ersten Wand noch einige kleine Unebenheiten, Flecken und Makel wahrnehmen konnte, waren diese auf der anderen nicht einmal mehr zu sehen!

 

Er fragte:

 

"Was habt ihr getan?"

 
Wenn zwei miteinander wetteifern, verraten sie nicht gern ihr Geheimnis.

 

Sie sagten:

 

"O Herr, wir haben nichts getan, wir haben weder gezeichnet noch gemalt. Wir haben nur die Wand poliert; so sehr, daß sie zu spiegeln begann."

Wenn ein Schüler alle anderen Gedanken vertreibt und nur noch in Seiner Erinnerung lebt, wird seine spirituelle Größe auf den Schüler übertragen. Das ist das Geheimnis von Guru-Bhakti. Es kann nicht durch Gelehrsamkeit erlangt werden. Wissen, bedenkt, ist wie ein Blumenschmuck um den Hals eines Kompetenten. Der Nicht-Kompetente jedoch trägt damit - laut Aussage von Sheikh Saadi - die Last eines Esels. So - wenn einer schließlich kompetent und außerdem ein Gelehrter ist, kann er all die Dinge wunderbar auf verschiedene Art und
Weise darlegen.

 

Einmal ging Keshap Chandra Sen zu Ramakrishna, sprach mit  ihm und fragte ihn
verschiedenes.

 

Ramakrishna sagte:

 

"Wenn du es auf eine Art verstehst, dann komm zu mir, wenn du aber auf verschiedene Arten verstehen willst, dann geh zu Vivekananda! Es ist jedoch nur eine Sache, nicht zwei." 

 

Padhiya unpadh param gat pawe.

 

Wer die Wirklichkeit erlangte, der erhielt die Erlösung.

Was auch immer dieser sagt - seine Worte sind der Wille Gottes.

 

So - Gott gibt ein Beispiel seines Willens. Der Meister von Bulleh Shah war Anayat Shah, ein Gärtner. Anayat Shah sagte etwas von großer Bedeutung:

 

Sain da ki pawana aidhron putnan udharon lawnan.


Es ist eigentlich dasselbe. Es ist eine einfache Tatsache:

 

Die Seele ist identifiziert mit dem Gemüt und den nach außen gehenden Kräften des Gemüts. Zieht es zurück und ihr werdet sehen, Gott ist bereits innen. Da ist nichts zu erschaffen. Er ist bereits da.

 

Dies Frage wurde Namdev gestellt: "Kann Gott kommen?"  Er antwortete:  "Ja."

 

Kul kutumb sagal te tore to hamre bedi awe.

 

Er, den wir erreichen wollen, ist allgegenwärtig. So - was ist von uns aus noch zu tun?  Nur einen Schimmer von Ihm zu erlangen und einfach zu schauen.

 

Deshalb steht im Gurbani:

 

Wenn du einen Kompetenten Meister findest,

brauchst du weder Haus noch Heim verlassen.

 

Pura Satgur bhetye puri howe jugat?

Hasandayan khalandyan khawandyan pahandayan wiche howe mukat.

 

Er wird nie sagen: "Gehe in die Einsamkeit, verlasse dein Haus!"

 

Sondern:

 

"Bitte, erfülle deine Pflichten. Mache Fortschritte in allen drei Aspekten: Entwickle dich physisch, intellektuell und spirituell." Durch richtige Führung bahnt Er dir den Weg nach oben. Meditiere täglich! Du bist gesegnet, hier in der Welt zu leben.

 

So antwortet Bhai Nandlal auf das Gedicht von Hafiz:

 

Chira behooda mae gardi be'saharao be dasat ae dil chen
 aan sultan khuban dardadh under dedah manjil ha.

 

Er sagt:

 

"Warum wanderst Du vergebens durch Wüsten und Wälder? Der, den du treffen willst, ist hinter deinen Augen." Der, der Ihn traf, traf Ihn innen, nicht außen.

 

Diejenigen, die ihr Heim verließen und in den Dschungel gingen, saßen dort in Einsamkeit. Was immer wir hier erlangen, das erlangen wir dort auch. Es ist nur eine vorübergehende Zurückgezogenheit in den Wäldern und abgeschiedenen Orten. Macht den besten Gebrauch
davon. Wenn ihr sagt, daß man Ihn erreichen kann, indem man sich dorthin zurückzieht, so werdet ihr Ihn auch dort nur im Inneren treffen. Der, der Ihn fand, fand Ihn im Inneren. Wenn einer sich seiner selbst bewußt wird, wendet sich seine Aufmerksamkeit von außen nach innen. Durch die Umkehr erweist sich, daß alles bereits da ist. Ihr braucht es nicht zu erschaffen, denn tatsächlich liegt alles bereits in euch; es ist unzertrennbar von euch, und ihr ward nie davon getrennt. Es ist nur notwendig, sich diesem Inneren zuzuwenden.

 

O Herz, warum irrst du herum in Wäldern

und in der Einsamkeit,

warum verläßt du dein Zuhause

und deine Pflichten?

Wozu ist das notwendig?

Er, den du überall suchst,

wohnt bereits hinter den Augen.

 

Wenn dein Auge einfältig ist, wird dein ganzer Leib Licht sein.

 

Er ist bereits da, ihr habt nichts zu erschaffen, nur euch nach innen zu kehren. Alle Meister sagen das Gleiche!

 

Tulsi Sahib sagt:

 

Pulti main til aur men bhara raz e kul.

 

Es gibt eine Stelle hinter den Augen,

wo, jenseits der Dunkelheit,

der Schatz des Allmächtigen liegt.

 

Is parda saya ke zara par dekhna.

 

Dringt in diese Dunkelheit ein und seht,

was jenseits davon ist!

 

Shamas Tabrez sagt:

 

"Zwei Brüder - die Seele und Gott - leben in einer Gemeinschaft."

 

Richtet eure Aufmerksamkeit auf jene Stelle hinter den Augen, die jenseits der Sinnesorgane liegt. Erhebe dich über die Sinnesorgane, wo Lord Shiva sich beständig konzentriert, im dritten Auge. Shiv Netra, über den Sinnesorganen, hier (Meister zeigt zwischen die beiden Augenbrauen). Erhebe dich über die Sinnesorgane und verlasse sie. Die Seele wurde als "Parvati" beschrieben.

 

Das bedeutet:

 

Jemand, der auf dem Gipfel eines Berges lebt  Wer? Die Seele, in der der Herr wohnt. An einer Stelle gibt es eine Aussage, wo Parvati sagt: "Auf dem Gipfel des Berges werde ich schließlich mit Gott eins werden."  Das ist der Berg (hinter den beiden Augen) - Kohe Noor ("der Berg"). Hier lebt Er. Sie sagt: "Es ist meine Sehnsucht seit Trillionen von Jahren, mit Ihm zu leben, und wenn es nicht geschehen wird, bleibe ich unverheiratet."  All die Meister haben diese Wirklichkeit auf ihre eigene Art beschrieben. Die Seele muß erkennen, daß der Eine, den sie erlangen soll, bereits innen ist, aber solange sie sich nicht von außen abwendet, ist Er weit weg. Mit viel  Liebe gibt er uns das zu verstehen. Er wiederholt es immer wieder, daß Er, nach dem wir suchen, in uns ist. Ihr sucht Ihn im Äußeren. Ihr werdet Ihn aber nur dort finden, wo er ist.

 

Sab kuch char mein bahar dhunde so bharam bhulein.

 

Er ist in uns, war mit uns, doch haben wir es nie gewußt - das ist das einzige. Wo war Er, und wo haben wir Ihn gesucht? Du wirst Ihn dort finden,wo er ist.

 

Der Meister sagt uns:

 

Vastu kahin dhunde kahin kahin bidawe hath.

 

"Die Sache liegt an einer Stelle und wir suchen sie an einer anderen. Wie kann sie da in unsere Hände gelangen?"

 

Kahen Kabir tab paye jab bedi lidje sath.

 

Kabir sagt:

 

"Du wirst Ihn finden, wenn du den Meister des Geheimnisses mit dir nimmst. Er wird dich innen vereinen und dich über die Sinnesorgane erheben. Er wird dich innen vereinen und du selbst wirst es bestätigen."

Guru kadh tali dikhlaye.

 

Er sagt:

 

"Was wird das Ergebnis sein, wenn du solch einen seltenen Menschen triffst?" Für Trillionen von Jahren waren wir fern von Gott. Er sagt uns, verlasse den Hafen der Sinne, und Er wird dir im Inneren einen Einblick geben. Er wird dir zeigen, wie groß die  Begünstigung ist und wie nachteilig und leidvoll es ist, außen zu bleiben und zu äußeren Dingen Zuflucht zu nehmen. Ja, zieht Vorteil daraus. Lebt in der Einsamkeit für einige Tage. Das kann sehr hilfreich sein. Es wird nicht hilfreich sein, nur in der Einsamkeit zu leben. Ihr müßt euch nachts bemühen, die Höhle zu betreten. Das ist alles.

 

Es heißt:

 

"Wenn Er allmächtig ist, dann nicht nur hinter den Augen, sondern überall."

 

Diese Welt, die du wahrnimmst, ist wirklich das Abbild Gottes. Wo immer ich hinschaue, sehe ich Dich allein. Warum sollte ich also mein Haus verlassen? Und wohn sollt ich gehen, nachdem ich Heim und Welt verlassen habe? Er ist sowohl im Haus ala auch draußen. Es geht nur darum, Ihn überall zu sehen. Wenn wir den vollkommenen Meister finden, der uns die Schau gewähren kann, dann ist unsere Sache getan. Alles liegt in uns!

 

Hei  ghat mein sujhat nahin lannat alsi jind. Tulsi sab sansar ko huya motia bind.

 

Eine Trübung kam vor unsere Augen und behindert die Sicht. Wenn nun der Arzt mit größter Sorgfalt diese Trübung entfernt, ist die Sicht wiederhergestellt. Wenn wir also solch einem erfahrenen Meister begegnen, der diese Trübung beseitigt, so bestätigt sich die Sache von selbst.

 

So sagt der Meister:

 

Warum wollt ihr euer Heim verlassen?

Wo immer ich meinen Blick hinrichte,

sehe ich Gott.

Warum also das haus verlassen?

 

Das ist die Aussage von Bhai Nandlal Ji. Es ist die Erwiderung auf das Gedicht von Hafiz, Zeile für Zeile.

 

Der eine, der es noch nicht sieht, hat seine eigene Auffassung und der andere - nachdem er es bereits erreichte - spricht von dem, was er erlangt hat. Warum einen Brunnen graben, wenn er schon existiert? Trink das Wasser. Das Wasser ist im Brunnen. Schöpfe daraus! Es gibt Gemeinschaften, die ausgestattet sind mit dem Wissen von Gott, wo Er ist und wie Er zu erlangen ist.

 

Dies ist das Ideal, das der Mensch vor sich hat, nachdem er als Mensch geboren wurde. 
Wenn dieses Ideal im menschlichen Leben verwirklicht wird, dann ist unser Lebenszweck erfüllt. Wenn nicht, dann haben wir unser Leben vergeudet. In der Gemeinschaft solcher, die 
dies bereits erlangt haben, können auch wir Ihn erreichen. Es ist nicht die Sache, die innerhalb der Sinne liegt, sondern erlangt wird, wenn wir über sie hinausgehen.