DAS   JAP   JI

 

In der Eingangsstrophe versucht Guru Nanak in Form eines Prologs eine Definition des Wesens des Allmächtigen, so undefinierbar Er auch ist, indem er sich auf Seine Zeitlosigkeit, Seine Größe, die Ungeschaffene Erste Ursache aller Dinge, die Er ist, bezieht. Und er fährt fort, die Mittel und Wege anzudeuten, durch welche Er zu erreichen ist. Dieses Thema wird im weiteren Verlauf eingehender untersucht und in seinem ganzen Umfang durch eine Strophe klar abgerundet, die der ersten in ihrer Konzentration, ihren inneren Gehalt und ihrer literarischen Vortrefflichkeit in nichts nachsteht. Der Prolog bezieht sich auf das Wesen Gottes und zeigt die Mittel und Wege zur Erlösung. Der Epilog faßt das Wesen von Gottes Schöpfung wundervoll zusammen und schließt mit einem Triumpflied für diejenigen, welche Erlösung erlangen.

 

PROLOG

 

                        Es gibt eine Wirklichkeit, den Unoffenbarten-Offenbart;

                        Immer seiend ist Er Naam (der bewußte Geist).

                        Der Schöpfer, der alles durchdringt,

                        Ohne Furcht, ohne Feindschaft;

                        Der Zeitlose, der Ungeborene und aus sich selbst Bestehende,

                        Vollkommen in sich selbst.

                        Durch die Gnade Seines Wahren Dieners, des Meisters,

                        Kann Er erkannt werden.

                        Er war, als da nichts war,

                        Er war vor dem Beginn aller Zeiten.

                        Er ist jetzt, o Nanak,

                        Und Er wird in alle Ewigkeit sein.

 

Dieser Text bildet das Mool-Mantra, oder die Grundprinzipien, wie sie von Guru Nanak gelehrt werden. Gott wird als das eine höchste Wesen (Nirankar) beschrieben; der Unoffenbarte-Offenbart (Ekankar); die Ewige Wahrheit; der bewußte Geist, der alle Formen durchdringt, die von Ihm ausgehen - Er, der die ganze Schöpfung aufrecht erhält. Er ist nicht getrennt von Seiner Schöpfung, sondern wohnt jeder Form inne.

                       

Dieses Universum ist die Wohnstatt des Wahren Einen,

                        und der Wahre Eine hält sich darin auf.

 

Er ist der Schöpfer von allem, der nichts Seinesgleichen hat, und darum braucht Er keinen zu fürchten oder zu beneiden. Wiederum steht er über aller Ursächlichkeit; Er existiert in sich selbst und ist Geburt und Tod nicht unterworfen.

 

Er, der zeitlose Eine, der vor jeder Zeit, gegenwärtig und jenseits aller Zeit existiert, ist der einzige Gegenstand der Verehrung und kann nur durch die Gnade Seines heiligen Wortes im Menschen erreicht werden.

 

Nanak faßt die verschiedenen „Systeme“ menschlichen Denkens zusammen, die für die Verwirklichung des Einsseins mit Gott verkündet wurden. Er legt ihre Unzulänglichkeit dar, um die große Wirklichkeit zu enthüllen. Philosophie, Verstandeskraft, äußerliche Vorschriften, wie das Reinhalten des Körpers (was die Sündhaftigkeit des Gemüts nicht entfernen kann), Schweigen und Fasten etc., sind nur unzulängliche Bestrebungen, um zum Ziel zu gelangen. Es gibt nur einen Weg, auf dem Er zu erreichen ist, und der ist nach Guru Nanak, daß man Gottes Willen zu seinem eigenen macht. Sein Wille ist bereits ein Teil unseres Seins, aber wir sind uns seiner nicht bewußt. Es geht nicht darum, etwas Neues zu finden oder zu schaffen, sondern daß man sich mit dem, was bereits da ist, in Einklang bringt.

 


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