Liebe für alle – Demut

 

Liebe ist das Allheilmittel für die meisten Krankheiten der Welt. Sie ist der Kern aller Tugenden. Wo Liebe ist, ist Frieden. „Liebe, und alle anderen Dinge werden dir zufallen” ist der Grundgedanke in den Lehren Christi. Liebevoller, selbstloser Dienst an der Menschheit ist der Grundstein aller Religionsphilosophien, und niemand kann auf dem Pfad der Spiritualität Fortschritte erlangen, ohne Liebe in sich zu entwickeln. Die Saat der Spiritualität, die der Meister so liebevoll in den kargen Boden unserer Herzen legt, muß mit dem Wasser der Liebe begossen werden, wenn man bald Erfolg haben möchte. Wir müssen die Wüste unseres Herzens in einen Garten der Liebe verwandeln, voll herrlicher Blüten und köstlicher Früchte. Aus unserem Herzen sollte eine ewige Quelle der Liebe fließen, so daß jeder, der damit in Verbindung kommt, bis ins Innerste seines Herzens davon erfüllt wird.

 

Wenn ihr im Innern überfließt und euch selbst vergeßt – das ist Liebe. Dies ist ein Kriterium, um Liebe von Verhaftung zu unterscheiden. Wenn die Liebe euch im Körper hält, euch an den Körper bindet, ist es keine Liebe, sondern Verhaftung. Das ist der feine Unterschied zwischen den beiden. Liebt Gott, und da Gott in jedem Herzen wohnt, liebt auch die anderen – nicht den Körper, sondern liebt alle um der Seele willen und wegen der kontrollierenden Kraft, die sie im Körper erhält, dann seid ihr gerettet. Wenn ihr anderen von diesem Standpunkt aus dient, bedeutet das, Gott zu dienen. Daraus können wir lernen: Wenn wir uns Gott oder Gott – im – Menschen hingeben, sollten wir einander lieben. Das ist ganz natürlich. Aber jene Liebe, die durch persönliche Interessen oder selbstische Motive gefärbt ist, macht euch engherzig. Ihr möchtet dann, daß der Mensch, den ihr liebt, nur euch und niemand anderen sonst liebt. Aber wenn ihr wahre Liebe zu Gott habt, dann werdet ihr von selbst alle lieben, die Gott lieben. Das ist der große Unterschied zwischen den beiden (Arten der Liebe).

 

Der Unterschied zwischen wahrer Liebe und Lust ist der, daß wahre Liebe auch nach dem Verlassen des Körpers nicht endet. Diese Liebe entwickelt sich im Körper, doch sie geht in der Seele auf und ist nicht an den Körper und das Äußere gebunden. Das wird wahre Liebe oder Nächstenliebe genannt. Die andere Art nennt man Lust oder Verhaftetsein, und es besteht ein großer Unterschied zwischen den beiden. Die Liebe zu Gott macht uns frei, gibt uns alle Freude, alles Glück und alle Glückseligkeit. Lust oder Verhaftetsein macht uns dagegen abhängig und engherzig. Wenn man jemanden im weltlichen Sinne liebt und ein anderer liebt denjenigen auch, wird man eifersüchtig. Doch man wird alle, die Liebe zu Gott haben, ebenfalls lieben – um dieser Liebe willen. So entwickelt ihr durch die Liebe zu Gott Liebe für die ganze Welt. Liebe zu äußeren Dingen aber macht euch engherzig und geizig. So kommt es, daß der eine für Gott und der andere für die Welt lebt.

 

Man kann Stolz als Ursache aller Sünden betrachten, denn er führt zur Ichsucht. Stolz auf Geld und weltlichen Besitz, Überheblichkeit, weil man glaubt, spirituell oder intellektuell etwas erreicht zu haben, Eingebildetsein auf irdische Dinge oder eine Stellung in der Gesellschaft, all das kann das Gemüt des spirituellen Aspiranten vom rechten Weg abbringen. Doch im Laufe der Zeit erweisen sich diese Dinge als nichtig und bedeutungslos. Auf der anderen Seite ist ein Herz voll ehrfurchtsvoller Demut ein geeignetes Gefäß für die Gnade Gottes, ein Gefäß, das – zum Überfließen gefüllt – von selbst an andere weitergibt. Einem demütigen Menschen ist im Interesse der weiteren spirituellen Entwicklung kein Opfer zu groß. Ein stolzer Mensch dagegen wartet endlos ab, und selbst dann verpaßt er noch die Gelegenheit, wenn sie sich ihm bietet. Die Zeit und die Flut warten auf niemanden. Die eigenen Wünsche zu verfolgen ist keine Liebe im eigentlichen Sinn des Wortes, diese Liebe bringt nur Bindung und versklavt euch.

 

Während wir auf dem Pfad der Rechtschaffenheit gehen, werden wir feststellen, daß wir weit davon entfernt sind, vollkommen zu sein. Vollkommenheit kommt langsam und braucht Zeit. Es ist unerheblich, welcher Glaubensgemeinschaft wir angehören, solange wir Gott und unsere Mitmenschen lieben. Denn die Eintrittskarte, die uns berechtigt, das Königreich Gottes zu betreten, ist die Liebe, die wir im Herzen tragen. Wenn wir uns mit Psychologie, Metaphysik und den Gesetzen des Gemüts befassen, aber keine Liebe haben, stehen wir außerhalb vom Reich Gottes. Das, was wir sind, öffnet uns die Tür zu Gott und macht uns zu einem Kanal für Seinen Segen – indem wir anderen helfen.

 

Es gibt nur ein Heilmittel für alle Zwietracht und Disharmonie, und das ist Liebe. Wer ihr Geheimnis nicht gemeistert hat, kann niemals hoffen, am Hof des Herrn angenommen zu werden. Sie ist Anfang und Ende der Spiritualität. Wer die Liebe und ihre wahre Natur versteht und in ihrem Licht lebt und sich bewegt, der wird den Herrn erreichen – so sicher, wie zwei und zwei vier sind.

 

Manche Menschen hoffen auf einen Himmel irgendwo in weiter Ferne, doch der Himmel ist ein Bewußtseinszustand, hier und  jetzt. Wenn wir danach streben, göttlich zu leben und zu lieben, sind wir bereits jetzt Bewohner dieses Himmels, in den wir danach kommen werden. Denn das Königreich Gottes ist ein Bewußtseinszustand, in dem wir Gott aus ganzem Herzen, aus ganzem Gemüt und mit all unserer Kraft verehren und unseren Nächsten lieben wie uns selbst. Religion ist daher eine Sache zwischen Seele und Gott, und alle äußeren Formen der Anbetung und das Beachten religiöser Vorschriften sind umsonst, solange wir nicht göttliche Liebe auf den Thron unseres Herzens lassen. Im Tempel des Herzens sollte immer das Licht der Liebe und der Wahrheit leuchten.

 

Wir wurden auf den Weg zurück zu Gott gestellt – aufgrund unserer Liebe zu Ihm. Lernt deshalb, alle Geschöpfe wie euch selbst zu lieben. Lebt in der Liebe zu allen, lebt für die Liebe zu allen, und der Herr der Liebe wird euch auf vielerlei Art segnen um Seiner eigenen göttlichen Liebe willen. Das ist Sein Gesetz, ewig und unwandelbar. Bemüht euch, einen liebevollen und lebendigen Glauben in Seine Güte zu entwickeln, und nichts wird euch auf eurem Pfad im Wege stehen.

 

 


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