Spirituelle Übungen: Meditation
Die spirituelle Praxis – die Meditation – bildet
einen wesentlichen Teil im Leben des spirituellen Aspiranten und sollte daher
ein tägliches ‘Muß’ sein. Die Wiederholung der fünf heiligen geladenen Namen,
die bei der heiligen Initiation sowohl mündlich wie mental gegeben werden, ist
keine schwierige Aufgabe und hat eine tiefe Bedeutung. Obgleich es am Anfang so
einfach und leicht aussieht, braucht man außergewöhnliche Liebe und
Standhaftigkeit, um Übung darin zu erlangen. Ihr werdet erkennen, daß die
heiligen Namen den Lebensimpuls des Meisters in sich tragen, der beim
Zurückziehen der Sinnesströme vom Körper hinauf zum Augenbrennpunkt Wunder
wirkt, und auf diese Weise die Seele für die innere Reise in die Regionen des
Segens und der Harmonie vorbereiten. Deshalb sollte man bestimmte Stunden
festlegen, die man sich für die Meditation freihält, und sie regelmäßig und mit
Ernsthaftigkeit einhalten, da dies der Seele Nahrung gibt – so wie die
täglichen Mahlzeiten dem Körper; man wird nach innen zu dem göttlichen Licht
geführt, das die Dunkelheit der Unwissenheit vertreibt. Es ist so, wie wenn das
Gefäß jeden Tag gereinigt wird, um empfänglich zu sein, die göttliche Gnade zu
erhalten. Tägliche Meditationen schaffen den groben Unrat beiseite, den man auf
der Sinnesebene anhäuft. Der zweite wichtige Teil der Meditation ist das
Hören auf den heiligen Tonstrom, den hörbaren Tonstrom, der von der rechten
Seite kommt. Dieser Teil der spirituellen Übungen ist ebenso wichtig und sollte
nicht vernachlässigt oder aus dem Auge verloren werden. Nach der Initiation ist
es die Pflicht des Schülers, seine spirituellen Erfahrungen von Tag zu Tag zu
erweitern, und er kann mit der Gnade des Meisters beliebig fortschreiten, was
ihm neue Ausblicke von erhabenem Glanz und strahlender Schönheit eröffnet. Wie wenn man einen Baum fällt, hilft die
Selbstprüfung dabei, die Äste – alles Unerwünschte – zu entfernen. Die
Meditation dagegen fällt den Stamm des weltlichen Lebens. Gott ist überall, aber Er ist nicht überall
offenbar. Warum? Weil unsere Seele – dieser Funke der Allbewußtheit – unter dem
Einfluß des Gemüts und der Sinne steht und durch ihren Aufenthalt in der
Schöpfung das Abbild des Körpers und der Welt geworden ist und dabei ihr wahres
Selbst vergessen hat. Sie muß sich selbst erkennen, dann erst kann sie eine
Erfahrung des Überselbst erhalten; wenn sie sich nicht über das
Körperbewußtsein erhebt, wie kann Gott dann offenbar werden? Versteht ihr das? Er wohnt in euch. Der Körper ist der wahre Tempel
Gottes. Wenn ihr das verstanden habt, wo geht ihr dann hin, um Ihn zu finden?
Zuerst in euer eigenes Selbst. Zieht euch von außen zurück. Zieht euch vom
Gemüt und den nach außen gehenden Kräften zurück und begebt euch an den Sitz
der Seele hinter den Augen. Wenn ihr euch dort konzentriert, wird euer inneres
Auge geöffnet werden, damit ihr Gott in euch sehen könnt. Der Meister fordert uns auf, Ihn in unserer Seele zu
erkennen, jedes Empfinden für das kleine Ego im lebendigen Tempel unseres
Körpers zu verlieren und in Ihm aufzugehen. Das Königreich Gottes liegt in uns.
Wir müssen den inneren Menschen als das Ebenbild Gottes und den physischen
Körper als den Tempel Gottes, das Tabernakel des heiligen Geistes, erkennen, in
dem der Herr erscheint. In diesem lebendigen Tempel muß unsere Seele Gott
nahekommen und in enger Verbindung mit Ihm leben. Viele sagen, daß sie die Seele seien – eine bewußte
Wesenheit, der Bewohner der menschlichen Form; aber sind sie soweit gekommen,
daß sie es tatsächlich erfahren und dadurch die Wahrheit erkannt haben? Das ist
meine Uhr, ich kann sie hierhin legen. Das ist meine Brille, ich kann sie
abnehmen und sie hierhin legen. Ich kann meine Kleider ablegen, wann immer ich
es will. Kann ich mich aber von meinem Körper trennen? Kann ich meinen Körper
ablegen? Es geht um die Frage, wie man sich durch Selbstanalyse (über den
Körper) erheben kann. Und wer kann einen Beweis dieser wissenschaftlichen
Methode geben? Durch die Gnade des Guru erlangt ihr Selbsterkenntnis – nur so.
Wenn ihr euch selbst erkennt, dann erkennt Gleiches, und Gotterkenntnis ist der
nächste Schritt. Gott kann nicht durch die Sinne, den Verstand oder die Pranas
(Lebensenergien) erkannt werden – nur die Seele kann den Herrn erfahren, und
das ist erst möglich, wenn sie sich selbst erkannt hat. Unser Selbst zu erkennen ist keine Sache von
Gefühlen, Emotionen oder Schlußfolgerungen. Es geht darum, sich über das
Körperbewußtsein zu erheben und durch Selbstanalyse auf praktische Weise zu
erkennen, wer wir sind. Wenn wir unser Selbst erkennen und mit dem allbewußten
Gott in Verbindung kommen, so ist dies das Brot und das Wasser des Lebens für
die Seele. All die weltlichen Informationen und äußeren Wissenschaften –
Bibliotheken sind voll davon ... Ist unser Kopf davon voll, so ist das nicht
Brot und Wasser für die Seele. Es ist das Brot und Wasser für das Wachstum des
Verstandes. Das Brot und Wasser des Lebens für die Seele ist die bewußte
Verbindung mit Gott oder dem Überselbst. Diese Dinge müssen verstanden und dann
gelebt werden. Wenn man über Brot spricht, kann dadurch euer Hunger
nicht gestillt werden; ihr müßt vielmehr das Brot essen. Daher sagte Christus:
„Ich bin das Brot des Lebens. Dieses Brot des Lebens ist vom Himmel
herabgekommen. Wer davon ißt, der wird immerwährendes Leben haben.” Was soll
gegessen werden? Er ist das fleischgewordene Wort. Je mehr ihr in Verbindung
damit kommt und dieses Wort zu euch nehmt – das Licht und den Ton – desto mehr
werdet ihr vom Brot des Lebens essen. Alle Unvollkommenheiten werden von euch weichen,
genauso wie wenn ihr am Feuer sitzt und alle Kälte von euch weicht. Wenn ihr
den Tonstrom hört, werdet ihr zur Wohnstatt aller Tugenden. Wenn ihr darauf
hört, könnt ihr die Richtung bestimmen, in die ihr gehen sollt. Durch die
Sehmeditation wird euer inneres Auge geöffnet, damit ihr sehen könnt, wohin ihr
geht. Es ist schade, daß wir für diese Dinge wenig Zeit erübrigen und Zeit mit
nichtigen Dingen vergeuden. So setzt also bitte mehr Zeit für eure Übungen ein.
Entwickelt Liebe für Gott in euch. Ihr werdet gesegnet sein. Ihr habt dann den
besten Gebrauch von eurem Leben gemacht. |