Die Wichtigkeit, das Tagebuch zu führen

 

Der Sinn des Tagebuches ist, euren eigenen inneren Zustand wiederzugeben, damit ihr wißt, wo ihr steht. Es ist ein Werkzeug, und wenn es auf richtige Weise angewendet wird, meißelt es euch zu einem geeigneten Gefäß, um die Offenbarung des Meisters in euch aufzunehmen. Es mag sein, daß der Schüler seinen Zustand kennt, die Schriften liest und darüber nachdenkt, daß er zum Satsang geht, Entschlüsse faßt, aber dennoch immer wieder in die alten Gewohnheiten zurückfällt. Deshalb habe ich geraten, täglich ein spirituelles Tagebuch zu führen. Es ist eine Methode der Selbstprüfung, die ich eingeführt habe, nachdem ich lange und tief darüber nachgedacht hatte. Um es liebevoll auszudrücken: Euer Gewinn davon ist eine moralische (ethische) Entwicklung.

 

Mit der Zeit ändern sich die Methoden. In alten Zeiten schlug man die Wäsche gegen die Steine, um sie zu waschen. Heute sind wir soweit, daß wir die Wäsche trocken reinigen können, ohne dafür Wasser zu brauchen. Die Meister haben all die Zeitalter hindurch auf viele Arten versucht, den Menschen eine bewußte Lebensführung nahezubringen. Wer dieser Wissenschaft nicht genau folgt, führt nie Tagebuch.

 

Die spirituellen Tagebücher wurden nach sorgfältiger Überlegung eingeführt und haben einen tiefen Sinn. Die tägliche Selbstprüfung muß beibehalten werden, nur dann seid ihr fähig, selbst zu erkennen, wie weit ihr dem Einflußbereich der Sinne entkommen seid. Das Tagebuch ist zum persönlichen Gebrauch gedacht und hilft dabei, viele tief verborgene Schwächen an die Oberfläche zu bringen. Man beginnt, sich ihrer bewußt zu werden, und versucht, eine nach der anderen zu beseitigen. Dadurch wird das Leben freudvoller, und der spirituelle Fortschritt beschleunigt sich. Die Tagebücher zeigen, wieviel Zeit ihr (für die Meditation, die spirituellen Übungen) einsetzt und wo immer euer Herz in der einen oder anderen Weise an äußeren Dingen hängt.

 

Hingabe verlangt Reinheit des Herzens. Reinheit des Herzens verlangt, daß kein anderer Gedanke euer Herz berührt, außer dem Gedanken an den Einen, den ihr liebt. Wenn ihr frei von äußeren Verhaftungen seid und in eurem Herzen kein Gedanke an jemand anderen ist, dann lebt Gott darin. Hingabe beginnt, wenn ihr euer Herz von äußeren Dingen löst und es an Gott oder den Gott – im – Menschen bindet. Das entwickelt sich, wenn ihr in beständige Verbindung mit Ihm kommt. Das ABC beginnt bei der Regelmäßigkeit der Hingabe an eure spirituellen Übungen.

 

Diejenigen, die keine Tagebücher führen, werden ständig versagen. Früher oder später wird ihr Herz vollständig an die Welt gebunden sein. Äußerlich mögen sie sehr ergeben erscheinen, aber in Wirklichkeit sind sie Ergebene der Welt. Wer das Tagebuch nicht beachtet, verliert die wertvolle Grundlage für einen steten spirituellen Fortschritt. Dann kommt die Zeit, in der man aufhört, sich den spirituellen Praktiken zu widmen, und als Folge davon werden die Tugenden, auf die im Tagebuch Wert gelegt wird, weniger und weniger beachtet werden.

 

Wenn einige der Lieben das Tagebuch der Selbstprüfung bereits (vor der Initiation) führen möchten, werden sie schließlich auch einen Gewinn vom heiligen Pfad haben.

 


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