Zeitfaktor
Das Gemüt ist ein Sklave der Gewohnheit und wird
dadurch immer wieder fehlgeleitet. Findet heraus, welche Gewohnheiten und
Hindernisse auf dem Weg der Wahrheit sind. Beseitigt sie nach und nach und
ersetzt sie durch gute Eigenschaften. Anstelle des Ärgers sollten wir Ruhe
entwickeln, anstelle von Habsucht Zufriedenheit und so weiter. Wenn man das
beständig beibehält, gibt das Gemüt die schlechten Gewohnheiten auf. Aber
bedenkt, daß es nichts nützt, etwas theoretisch zu wissen, wenn man es nicht praktisch
anwendet. Das Gemüt ist sehr stark. In einem Augenblick der Einsicht macht es
Versprechungen, aber wenn es dann darauf ankommt, denkt es nicht daran, sie zu
erfüllen. Das Gemüt in den Griff zu bekommen gelingt nicht von
heute auf morgen; dafür sind jahrelange Geduld und Ausdauer erforderlich.
Solange das Gemüt keine Freude an der Musik im Innern findet, kann es gar nicht
anders, als den äußeren Vergnügungen hinterherzulaufen. Lenkt liebevoll die
Begeisterung und das ganze Interesse des Gemüts auf die spirituellen Übungen
und laßt alle falschen Ängste beiseite. Eines Tages werdet ihr das Gemüt und
die Sinne vollkommen unter Kontrolle haben und sehen, daß das eine große Gnade
ist. Aber dabei ist der Zeitfaktor wesentlich, und es verlangt Geduld und Beharrlichkeit.
Es wird nicht an einem Tag geschehen. Ein winziges Samenkorn birgt in seinem Herzen die
mächtige Eiche, die durch geeignete Nahrung und Schutz zur vollen Entfaltung
kommen kann. Alle jungen und zarten Pflanzen müssen mit der Hand begossen
werden, und regelmäßig ist das Unkraut zu jäten. Sie müssen gedüngt und vor dem
Vieh, das am Wegrand umherstreift, geschützt werden, damit die jungen Pflanzen
keinen Schaden erleiden. Zu gegebener Zeit ist der Baum dann voll
herangewachsen. Er spendet den Wanderern Schatten, gibt ihnen Schutz und wird
zur Quelle der Hilfe und Inspiration für andere. Genau auf die gleiche Weise gedeiht der heilige
Samen der Initiation am besten in einem reichen und fruchtbaren Boden, der aus
hohen ethischen Werten und liebevollem Mitgefühl besteht. Eine göttliche
Berührung der Seele im Menschen durch die Meisterkraft ist ein glücklicher
Anfang für die lange spirituelle Reise, die vor uns liegt. Den Suchern wird
daher geraten, die Selbstprüfung zu beachten. Sie hilft dabei, den Boden
fruchtbar zu machen und das Göttliche in uns zum Aufkeimen und zur vollen Blüte
zu bringen. Die sieben grundsätzlichen Erfordernisse, die in dem
vorgeschriebenen Tagebuch zur Selbstprüfung aufgezählt werden, sind eine
unermeßliche Hilfe, um die göttliche Barmherzigkeit anzurufen. Sie umfassen das
gesamte Gebiet der Ethik und werden auf den folgenden Seiten unter
verschiedenen Überschriften kurz besprochen. |