Die Botschaft des Großen Meisters

Gott schuf den Menschen und der Mensch konnte als Gemeinschaftswesen nicht umhin, soziale Ordnungen zu entwickeln, die für das Wohlergehen dieser Gemeinschaft so sehr notwendig waren. Als Glied dieser Gesellschaft trug er sein Teil bei zur Förderung der sozialen, moralischen und materiellen Wohlfahrt dieser Körperschaft, zu der er gehörte. Da ein jeder die Tage seines Lebensaufenthaltes in der einen oder anderen Gesellschaftsordnung zu verbringen hat, ist es nur richtig, wenn er bestrebt ist, seinen Mitmenschen zu helfen und so seine Tage zufrieden und als guter Weltbürger zu verbringen.

Es sind überall zwei Seiten, die eine ist die objektive und die andere die subjektive Seite. Die objektive Seite befasst sich mit dem äußeren Menschen und seiner Beziehung zur äußeren Umgebung. Auf der subjektiven Seite ist er ein geistiges Wesen und kann auch ein beseelter Körper oder verkörperter Geist genannt werden. Als solcher ist er eine bewusste Wesenheit, ein Tropfen vom Ozean der All-Bewusstheit, der von demselben Geist wie Gott ist. Sein Gott-Wesen ist jedoch eingeschlossen und umgeben vom äußeren Menschen, der aus Gemüt, Materie, den Lebensenergien (pranas) und den nach außen strebenden Kräften besteht.

Der Mensch ist also mit Körper, Gemüt, Intellekt und dem inneren Selbst oder der Seele begabt. Der äußere Mensch hat bereits große Fortschritte gemacht, was die physischen, sozialen, politischen, moralischen und intellektuellen Lebensgebiete betrifft. Er hat Zeit und Raum aufgehoben und strebt nun danach, die Schranken der Natur zu überschreiten. Seine Aktivität umfasst den ganzen Globus und er versucht jetzt, interplanetarische Kontakte mit dem Mars, dem Mond und der Sonne herzustellen. Jedoch ist es eine bedauerliche Sache, dass der Mensch Kontrolle über die Kräfte der Natur erzielt, bevor er seine eigene wahre Natur erkannt hat - den inneren Menschen oder die Seele. Die Folge davon war, dass er sein Wissen für die Schaffung wirksamer Mittel zur Massen-Vernichtung anwendete. Er erfand tödliche Waffen, wie Ferngeschosse, Raketen, Fliegende Untertassen und Bomben aller Art (Atom, Hydrogen, Kobalt, Nitrogen etc.) und außerdem viele andere fürchterliche Maschinen, die für die Massen-Vernichtung geeignet sind. Dieses fortdauernde Leben des Streites, des Kampfes und des Sturmes hat von der Menschheit bereits einen schweren Tribut gefordert. Alles, was der Mensch bisher in dieser Hinsicht erreicht, geht auf Kosten des inneren Menschen. Im Blendwerk der Welt verloren, hat er sich nur auf die Außenwelt eingestellt, und es ist, als ob er in Stahlketten festgehalten würde, während der innere Mensch ausgehungert und eingeschrumpft im dunklen Kerker des Gemüts und der Materie liegt, aus Mangel an richtiger Pflege. Ist das nicht die Seele verkaufen für ein Linsengericht? 

Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne
und nehme an seiner Seele schaden?

Mark. 8,36

Der Grund für diesen traurigen Zustand liegt darin, dass der Mensch verfehlte, die Bedeutung des inneren Menschen oder der Seele zu erkennen, die im Hintergrund liegt du dem Körper wie auch dem Gemüt Leben und Kraft gibt. Er weiß sehr wenig oder nichts über den inneren Menschen oder die Seele, und sein Wissen in dieser Hinsicht ist nur auf das beschränkt, was durch die heiligen Schriften bekannt wurde, aber er hat keine praktische Erfahrung davon.

Wir wissen theoretisch, dass der innere Mensch weder der Körper noch der Intellekt ist, auch nicht die Lebensenergien (pranas) oder die nach außen strebenden Kräfte, da dies in den religiösen Büchern und heiligen Schriften niedergelegt ist. Die Theorie geht ohne Zweifel immer der Praxis voraus, aber das wirkliche Ziel des Lebens endet nicht dort, weil die Theorie nur das Mittel zum Ziel ist und nicht das Ziel selbst. Das wirkliche und höchste Ziel des Lebens ist, den inneren Menschen von der Knechtschaft des Gemütes, der Materie, der Lebensenergien und den nach außen strebenden Kräften tatsächlich zu befreien und die wirkliche und eigentliche Natur des Höheren Selbstes in seiner eigenen befreiten Form zu erkennen. Dies wird Selbst-Erkenntnis genannt (Khud Shanasi oder Atam Darshan) und wird durch einen regulären Prozess der Umkehrung oder Selbstanalyse erreicht.

O Nanak! Bis sich der Mensch nicht selbst analysiert hat, führt er ein verblendetes, oberflächliches Leben und kennt das wahre innere Selbst nicht.

„Erkenne dich selbst!“ war immer das Leitwort der Weisen durch alle Zeitalter hindurch. "Gnothi seauton“ war Glaubenssache bei den alten griechischen Philosophen, wie "Nosce te ipsum“ bei den Lateinern. Beides besagt das gleiche, nämlich, Selbsterkenntnis. Dies ist tatsächlich die Wahrheit, wie sie durch die heiligen Schriften bekanntgegeben wird. Selbsterkenntnis oder sein eigenes Selbst zu erkennen geht der Gotterkenntnis oder dem erkennen des Überselbst voraus. Offen gesagt, kann ein Mensch, der sich nicht tatsächlich selbst erkennt, nicht ein Theist im wahren Sinne des Wortes genannt werden, da es die Seele oder das innere Selbst ist - und zwar getrennt vom Körper und den körperlichen Attributen - das Gott erkennen muss. Die Mehrzahl der Prediger, einschließlich der sogenannten Lehrer, von denen es auf der Welt mehr als genug gibt, können sich also nicht zu den Theisten zählen.

Es ist eine Sache allgemeinen Wissens und der Erfahrung, dass Licht von Licht und Leben von Leben kommt. Von Gott, der großen immanenten Kraft wird gesagt, dass ER Licht und Leben ist. ER ist die immerwährende Quelle von beiden und alle Lebewesen leben in IHM und erhalten ihr Licht von IHM - jedes seiner eigenen geistigen Konstitution entsprechend.

Jedes Individuum ist mit begrenzten Fähigkeiten ausgestattet. In dieser Welt der Relativität gibt es Begrenzungen durch Zeit, Raum und Kausalität und außerdem die des Körpers und des Intellektes. Wir leben ein Leben relativen Bewusstseins und aus diesem Grunde ist all unser Wissen relativ. Wir wissen fast gar nichts über das Unterbewusstsein, das Überbewusstsein und die absolute und alles-durchdringende Wirklichkeit. Das Wenige, das wir vom bewussten Zustand wissen, ist weder alles noch absolut, sondern nur das, was möglicherweise vom Ego durch die verschiedenen physischen Organe und die nach außen strebenden Kräfte erfasst wird; doch das Wissen eines Menschen ist nicht das des anderen denn jeder denkt und handelt auf seine ihm eigene Art und Weise.

Bei all unserem Fortschritt in Wissenschaft und Literatur, Kunst und Religion, moralischem und materiellem Wohlergehen und den hinzugekommenen Bequemlichkeiten des Lebens, die sich daraus ergeben, fühlen wir uns doch zufriedener als je zuvor. Krankheit und Leiden, Armut und Kraftlosigkeit, Gebrechlichkeit und Altersschwäche sind das allgemeine Schicksal von reich und arm, von Gebildeten und Ungebildeten, von Tugendhaften und Lasterhaften. Der Tod, der letzte Feind aller lebenden Geschöpfe, legt seine eisigen Hände an alle. Er kommt, sobald die Zeit reif ist, und da gibt es kein Entrinnen.

Andererseits berichten uns alle biblischen Texte, dass der Mensch das Ebenbild Gottes ist. Er ist der Gipfel und die Krone der Schöpfung und Gott hat selbst den Engeln befohlen, sich vor ihm zu beugen.

Und Gott schuf den Menschen ihm zum Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie, einen Mann und ein Weib.
Und Gott segnete sie...

Gen. 1,27-28

Mensch, du bis ein Bild aus Licht... Alle anderen Wesen sind zu deinem Dienst. Du bist der Herr dieser Erde.

Nanak

Aber was finden wir wirklich? Mit einem Dorn im Fleisch geboren, leben wir in einer Welt, die vor Sünde und Leid berstet. Seit Adams Sündenfall, seinem ersten Ungehorsam gegen Gott, wie im Testament gesagt ist, finden wir denselben Krebsschaden in uns - den Krebs des Ego - der in jedem von uns schwärt und das Licht Gottes in uns überschattet. Wir haben uns selbst weit von der Gottheit abgetrennt. Die Dinge der Welt halten uns so fest in ihrem tödlichen Griff, dass wird den Blick für alles Edle in der Welt verloren haben. Mit auseinandergerissenen Ankern treiben wir steuerlos im Meer des Lebens umher, eine dauernde Beute für Wind und Wellen, ungeachtet der unzähligen schadhaften Stellen, die unser Boot aufweist. Wohl oder übel halten wir unsre Augen der Wirklichkeit gegenüber geschlossen und so marschieren wir weiter - wohin? - wir wissen es nicht.

Gibt es denn kein Hilfsmittel für diese traurige und erbärmliche Lage? Die Weisen und Seher sagen uns einstimmig, dass es ein wirksames und unfehlbares Mittel für all die Leiden der Welt gibt.

Das Ego ist eine tief wurzelnde Krankheit, aber es gibt dafür auch ein Mittel.
Wem Gott seine Gnade verleiht und dieser dann das Wort des Gurus in die Praxis umsetzt, jener Weise, o Nanak, befreit sich selbst davon.

Nanak

Da wir uns selbst krank gemacht haben, können wir uns auch selbst wieder heilen, denn es gibt kein Übel ohne ein Heilmittel dafür. Das Heilen des Übels liegt in der Wiederherstellung oder Berichtigung der Dinge, der Umwertung und der richtigen Auffassung des Lebens und seiner Ziele; was wir waren, was wir sind und was wir werden können. Aus der Meisterhand des Schöpfers hervorgegangen und mit dem „göttlichen Band im Innern“, nun aber im gewaltigen Wirbel der Welt verloren, könnte der Mensch doch Halt bekommen an der „Rettungsschnur“, wenn er sie nur sehen und ergreifen würde.

Alle Religionen waren ursprünglich für diesen Zweck bestimmt, wie auch die Etymologie (Lehre vom Ursprung der Wörter) vom Wort „Religion“ anzeigt. Es bedeutet: das, was dich zurückbindet zur inneren „Lebens-Schnur“. Aber leider haben wir die Religionen unbarmherzig auf die Ebene eines sozialen Sittenkodex heruntergezogen, mit dem Resultat, dass eine Erstarrung die Stelle der elastischen, lebendigen und lebensspendenden Verbindung mit ihren Gründern eingenommen hat. Statt des lindernden Balsams bekommen wir von den sogenannten Meistern nur Riten und Rituale, Härten und Bußen, Zeremonien, Förmlichkeiten und Lehrbücher, welche, wie nützlich sie auch immer sein mögen, um den Boden zu bereiten, nicht durch sich selbst zur Erlösung führen. Infolge des Mangels an praktisch erfahrenen Meistern, die allein uns den aller Symbolik zugrundeliegenden Sinn bekanntgeben können, ist uns ihre wirkliche Bedeutung verloren gegangen.

Die Folge davon ist, dass die Lebensquellen des Wassers der Unsterblichkeit, welche bei den lebenden Meistern in Überfülle zu finden sind und an die Bedürftigen verschwenderisch verteilt werden, nun unter den Trümmern der Zeit vergraben liegen und dem Blick unter der drückenden Last der Wortmacherei verloren gingen. Natürlich blieben uns die Lehren in Form der Schriften, und diese sind tatsächlich wertvolle Aufzeichnungen über ihre inneren, persönlichen geistigen Erfahrungen. Aber wie können wir sie wirklich verstehen und ihre Erfahrung zu der unsrigen machen - das ist das grundlegende Problem; denn die esoterischen Lehren können am besten nur von einem Adepten in der Wissenschaft des Geistes ausgelegt werden. Man braucht jedoch nicht zu verzweifeln. Solange Gott (die Wirkende Kraft Gottes) währt, wird es immer einen Weg zu Gott und einen Gott-Menschen geben, der den Weg zeigt und dem menschlichen Geist in seiner Suche nach IHM ein Führer ist.

Die heiligen Menschen Gottes haben geredet, getrieben vom Heiligen Geist.

2. Petr. 1,21

Ich tue nichts aus mir selbst, sondern wie mein Vater mir gelehrt hat, so rede ich.

Joh. 8,22

Der arme Nanak öffnet seinen Mund nur, wenn ihm geheißen wird, dies zu tun.

Nanak

O Lalo! Ich berichte das göttliche Wort, wie es von meinem Geliebten zu mir kommt.

Nanak

Seine Worte sind die Worte Allahs, obwohl sie anscheinend von Menschen kommen.

Koran

In der Natur herrscht ein unveränderliches Gesetz von Bedarf und Versorgung, das lautlos in allen Lebensbereichen wirkt. Es ist Nahrung für die Hungrigen und Wasser für die Durstigen da.

Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit;
denn sie sollen satt werden.

Matth. 5,6

Die Mitleid erregenden Schreie der weltmüden Seelen können nicht vergebens sein, denn in der Natur geht nichts verloren. Zu allen Zeiten und in allen Himmelsgegenden erscheinen Gottmenschen mit einer Botschaft von Gott - der Botschaft der Hoffnung, der Erlösung und der Erfüllung. Sie sind immer im Einklang mit dem Unendlichen und haben die Macht und die Befugnis, die nach Gott verlangenden Seelen mit Ihm zu vereinen. Zu dieser hohen Stufe gehören all die großen Weisen und Seher, die von den ältesten Zeiten bis zum gegenwärtigen Zeitalter kamen. Sie sind Kinder des Lichts und kommen, um das himmlische Licht in die Welt zu bringen.

Hunderte von Monden und tausende Sonnen können das menschliche Herz nicht erleuchten. Wenn der Meister nicht wäre, würde für immer tiefe Finsternis sein.

Nanak

Ich bin das Licht der Welt, wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.

Christus, Joh. 8,12

Sie wenden sich nicht an die eine oder andere bestimmte Religionsgemeinschaft oder einen Orden, sondern an die Menschheit im allgemeinen.

Eine Meisterseele ist für ihre Universalität bekannt, Menschen aller Arten in ihre Herde einzubeziehen.

Nanak

Sie kommen nicht, um irgendwelche sozialen oder moralischen Gesetze aufzustellen oder aufzuheben, sondern ihre Mission ist es, das Göttliche Gesetz - das Gesetz des Geistes oder der Seele - zu erfüllen.

Ihr sollt nicht wähnen, dass ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen, sondern zu erfüllen. 

Christus, Matth. 5,17

Da  jede Seele von der allmächtigen Überseele getrennt ist, findet sie keine Ruhe, bis sie sich wieder mit dem Herrn - Gott - vermählt hat.

...und ruhelos ist unser Herz, bis es Ruhe findet ihn Dir.

Augustinus

Aber das Wunder der Wunder ist:

Obwohl wir im gleichen Haus wohnen, kennt einer den anderen nicht.

Nanak

Religionszugehörigkeit, eheliches Leben, gesellschaftliche Stellung, Beruf, Gelehrsamkeit oder auch Mangel an Wissen und dergleichen, sind keine Hindernisse auf dem Pfad der Meister. Alle sind dem Meister gleicherweise willkommen, denn sein Ruf an den jedem Menschen innewohnenden Geist ist universal und von den Verstrickungen des Fleisches und allen weltlichen Erwägungen gelöst. Dies war auch die Botschaft von Hazoor Baba Sawan Singh Ji Maharaj aus Beas im Punjab/Indien, der die Lehren aller Heiligen, die in der Vergangenheit gekommen waren, wiederbelebte. Mit allen Attributen eines vollendeten Meisters ausgestattet, war sein Leben eine lebendige Verkörperung seiner Lehren. Aufgrund seiner grenzenlosen Liebe für die leidende Menschheit wünschte Hazoor immer, einen allgemeinen Boden, ein gemeinsames Forum zu bilden, wo Menschen der verschiedensten Rassen und Glaubensrichtungen und mit verschiedenen religiösen Ansichten, wie solche, die den unterschiedlichsten Sekten und Orden angehören, zusammenkommen könnten, um spirituelle Praktiken und Disziplin unter der Leitung einer Meister-Seele zu üben und somit Frieden und Erlösung zu finden. Es ist tatsächlich Sache des Glaubens bei einer Meister-Seele (Sant Sat-Guru), die Menschen aller Glaubensrichungen auf eine gemeinsame Plattform zu bringen wie Brüder, nur mit dem einen Bestreben, dem Studium der spirituellen Wissenschaft oder Ilm-i-laduni oder Para Vidya, wie sie genannt wird, d.h. das Göttliche Wissen oder das Wissen vom Jenseits.

Wahrhaftig, der allein ist ein Meister der Wahrheit, der alle auf einer Ebene vereinigen kann.

Nanak

Mit dieser Arbeit betraute Hazoor Baba Singh Ji seinen geliebten Schüler Sant Kirpal Singh Ji, der sie bereits während der Lebenszeit von Hazoor ausführte und sie seit dem Hinscheiden des Großen Meisters weiterleitet. Am 11. Juni 1951 wurde im liebenden Gedanken an Baba Sawan Singh Ji ein Ashram gegründet und nach ihm „Sawan Ashram“ benannt. Er ist eine lebendige Verkörperung der Lehren und Ideale jener Meister-Seele und soll immer ein Zentrum für die Verbreitung seiner Ansichten über das wichtigste Ziel, nämlich die Befreiung des Geistes, bleiben.

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