7. Kapitel

Frühere Heilige

 

Einem, der heute krank ist, kann der ärztliche Rat Dhanwantris (des Ahnherrn der medizinischen Wissenschaft) nichts mehr nützen, noch kann jemand bei einem Rechtsstreit Salomon bitten, seinen Fall zu entscheiden, oder eine Frau Adonis heiraten und von ihm Kinder haben.

Ähnlich können Heilige, die zuzeiten in der Vergangenheit kamen und jenen, die mit ihnen in Verbindung waren, spirituellen Gewinn brachten, nichts für die jetzigen Generation tun. Jeder hatte seinen Auftrag. War dieser erfüllt, übertrug er das Werk der Erneuerung seinem Nachfolger. Der Mensch kann nur vom Menschen lernen, und Gott führt sein Werk durch lebende Heilige aus.

 

                            Denn der Herr tut nichts, er offenbare denn sein

                            Geheimnis den Propheten, seinen Knechten.

                                                                           Amos 3, 7

 

Manche meinen, daß frühere Mahatmas in spirituellen Regionen weiterleben und den Strebenden auch jetzt noch von Hilfe sein können. Wir wollen sehen, ob das einer vernünftigen Betrachtung standhält.

Jeder Heilige hat seine Mission im Leben und bringt genaue Anweisungen für sein Wirken mit. Sobald er seine Aufgabe erfüllt hat, zieht er sich von dieser Welt (physischen Ebene) zurück in das spirituelle Meer, aus dem er hervorgegangen warm und überläßt das Werk der weiteren Orientierung seinem Nachfolger.

Selbst wenn der Vorgänger etwas für seine Schüler zu tun hatte, geschieht dies in Übereinstimmung mit dem Naturgesetz durch den lebenden Nachfolger, dem er das Werk übertrug, als er sich zurückzog; und nur der letztere kann als ein Glaubensbruder oder Gur- bhai seinen Brüdern auf der physischen Ebene Hilfe und Führung geben.

Wenn der Meister, der uns initiiert, nicht mehr im Körper ist, können wir mit ihm nur in Verbindung kommen, wenn wir fähig sind, die physischen Ebene nach Belieben zu verlassen; oder aber zur Zeit des Todes. Auch während er auf dieser Ebene lebt, kommt seine strahlende, erhabene Gestalt niemals vom Gaggan (Astralhimmel) herab, denn er erwartet die menschlichen Seelen immer an der Schwelle der materiell- spirituellen Bereiche.

In der Hoffnung und dem Glauben, daß die Heiligen und Weisen früherer Zeit uns auch jetzt noch helfen können, beginnen wir falschen und fehlgeleiteten Gedanken- und Gefühlsströmungen und deren Unterströmungen große Bedeutung beizumessen und versuchen auf die Einflüsterungen unseres unterbewußten Gemüts zu bauen, obwohl wir kaum etwas von seiner wahren Bedeutung verstehen und es als erwiesen annehmen, daß die Eindrücke von diesem und jenem Meister der Vergangenheit kommen.

Derartige Offenbarungen können sogar von einer anderen Kraft als unserem Isht- Dev, dem früheren Meister unserer Wahl, herrühren. Niemand ist in der Lage, dies in der rechten Perspektive zu sehen, solange er nicht die innere Schau (Divya Drishti) entwickelt hat, mit der man den Schleier von Gemüt und Materie erfolgreich durchdringen und das Wesen der falsch gedeuteten inneren Impulse, die unklar an der Oberfläche des Gemüts auftauchen, klar sehen und richtig einschätzen kann.

Ferner ist es uns unmöglich, das Wirken eines Propheten zu verstehen, dem wie nie begegnet sind und den wir nie mit eigenen Augen gesehen haben. Auch fehlen uns die Mittel, seine Wirkungsweise zu prüfen. Unter diesen Umständen werden wir leicht von irgendeinem umherziehenden Geist oder Irrlicht getäuscht oder gar eine Beute für die negative Kraft mit ihren verschiedenen Methoden, unerfahrene Seelen anzulocken.

Auch wenn wir z. B. einen Augenblick gelten ließen, daß uns die alten Weisen noch immer auf dem geistigen Pfad leiten und daher die spirituelle Unterweisung des lebenden Meisters nicht notwendig sei, würde der bloße Gedanke, zur irgendeiner Zeit der Vergangenheit oder Gegenwart einen Guru zu haben; denn es wäre einfach für Gott, den Menschen ohne einen Propheten oder Messias unmittelbar zu lehren.

Allein die Tatsache, daß ein Weiser oder Seher zu der einen oder anderen Zeit erschienen ist und Menschen auf den Weg zu Gott verhalf, ist auch in diesem Zeitalter ein schlüssiger und sicherer Beweis dafür, daß ein solcher Gottmensch nötig ist, denn ohne ihn kann  man nichts über den Herrn wissen noch zu ihm kommen.

Gott kann den Menschen nur lehren, wenn er selbst Mensch wird, denn nur der Mensch kann des Menschen Lehrer sein. Er muß daher notgedrungen Menschengestalt annehmen – man nenne ihn, wie man will: einen Sadh, Sant, Propheten, Messias oder Rasul. „Gleiches zieht Gleiches an“ ist ein unbestrittenes Sprichwort.

 

Gott erscheint als Sadh.

Gott nimmt den Namen eines Sant an.

 

Dies bedeutet keineswegs, daß die früheren Meister gestorben und dahingegangen sind. Sie haben, ganz im Gegenteil, Unsterblichkeit erlangt. Nachdem sie die physischen, feinstofflichen und kausalen Ebenen überquerten, sind sie mit dem kosmischen Bewußtsein eins geworden. wenn sie trotz all ihrer Hingabe und spirituellen Entfaltung noch auf Erden sein müßten, wären alle ihre Bemühungen umsonst gewesen.

Es hätte keinen Sinn, sich auf eine theoretische Diskussion oder Auseinandersetzung einzulassen. Alles wird klar, wenn man nach einem wahren, in der Kunst und Wissenschaft des Geistes wohlerfahrenen Meister sucht und von ihm einen einfachen und natürlichen Weg erlernt, auf dem Gott zu erreichen ist.

Es wird nicht nötig sein, auf das Ergebnis bis zum Tod zu warten. Wenn die Saat richtig bestellt und bewässert wird, muß sie schon bei Lebzeiten rasch aufgehen und reiche Frucht tragen.

Ein lebender Meister kann immerwährende Glückseligkeit in Fülle gewähren. Eine einfache Berührung mit der dynamischen Kraft des höheren Bewußtseins in ihm genügt, um mit den strahlenden Wogen der Spiritualität geladen zu werden. Der Geist wird nach innen gezogen und erhoben. Von der gleichsam magnetischen, strahlenden Weisen getragen, überquert er eine Ebene um die andere. Wahrlich gesegnet ist der Geist, der sich mit einem solchen Meister verbindet und unter seinen Schutz kommt.

Es ist eine Sache allgemeiner Erfahrung, daß jemand, der in ein fremdes Land will, Reiseführer studiert, Auskünfte über die verschiedenen Schiffsgesellschaften und –verbindungen einholt, nach den Annehmlichkeiten fragt, die im einzelnen geboten werden, den Abgangs- und Anlaufhäfen, der Route jedes Schiffes und wie lange die Fahrt jeweils dauert, welche Sehenswürdigkeiten es unterwegs gibt und schließlich, wo er sich aufhalten wird, wenn das Ziel erreicht ist.

Stehen seine Pläne fest, muß er sich von der zuständigen Behörde seines Landes einen Paßbesorgen, da er ohne diesen nicht ausreisen kann. Ebenso benötigt er eine Einreisegenehmigung des fremden Landes.

Auf genau dieselbe Weise braucht einer, der die physischen Ebene verlassen möchte, um zu einer der spirituellen Ebenen zu gelangen, Paß und Einreisegenehmigung von einer zuständigen Autorität, einem Vizeregenten Gottes (einem Heiligen), der auf allen Ebenen wirkt.

Dies wird ihm bei der Initiation gewährt, wenn er mit den verschiedenen Stationen auf dem Weg, den jeweiligen Zeichen und Signalen zur Unterscheidung und Erkennung jedes Ortes, den Schwierigkeiten der Reise und anderem mehr bekannt gemacht wird. So wird dem Reisenden der erforderliche Paß und die Erlaubnis gegeben, an Land zu gehen. Wenn einmal die Saat von Naam in einen Jiva gelegt wurde, kann sie nicht anders als Frucht tragen, und er muß eines Tages ins verlorene Reich, den Garten Eden, aus dem er seit undenklichen Zeiten verbannt ist, zurückgelangen. Keine Macht auf Erden oder im Jenseits kann es ihm verwehren.

Als nächstes legt der Mesiter den richtigen Weg für die Heimkehr fest. Wie ein erfahrener Seemann bestimmt er die ganze Route, denn ohne seine Hilfe kann der Reisende trotz aufrichtiger Hingabe und beharrlicher Bemühung das Ziel nicht erreichen.

Die rechte Führung zu Gott ist die zweite Vorbereitungsstufe für dieses gewagte Unternehmen auf den unbekannten Meeren. Der Meister selbst stellt das Schiff bereit und haftet für die Sicherheit des Schülers auf der Fahrt. Er macht ihn unterwegs auf die Sandbänke, versunkenen Felsenklippen und anderen während der Reise drohenden Gefahren aufmerksam und zeigt ihm, wie er sie am besten umgehen kann.

Er macht hier nicht halt. Als ein Meister des Himmels und der Erde durchquert er täglich nach Belieben die verschiedenen spirituellen Regionen. Sach Khand oder Muqam-i-Haq ist seine bleibende Wohnstatt, von der er jeden Tag auf die irdische Ebene herabkommt, um auch die niedrigsten ihm auferlegten Pflichten zu erfüllen.

 

                            Das Urbild der Weisen, die sich erheben, doch niemals

                            umherziehen; den verwandten Orten des Himmels

                            und der Heimat treu.

 

Da er die Reise, die er täglich so oft unternimmt, selbst kennt und tatsächlich Erfahrung von ihr hat und ein Bewohner der höchsten Ebene ist, ruft er den Weltmüden ermunternd zu:

 

                            Kommt alle, meine unglücklichen Brüder und

                            Schwestern, ins Reich des Himmels und in die gnädige

                            Gegenwart.

 

Er gewährt uns nicht nur eine Ersthand- Erfahrung vom Reich Gottes, plant unsere Reiseroute und bucht unsere Heimfahrt, sondern erbietet sich auch, unser Begleiter und Führer zu sein. Ja, er lenkt unsere Schritte und gibt sich nicht eher zufrieden, bis er uns ins Haus des Herrn zurückgebracht hat.

Wir können einige bemerkenswerte Punkte seines Berichts anhand der Informationen selbst prüfen. Und sollten diese ihn im wesentlichen bestätigen, fassen wir Mut und bauen vertrauensvoll auf ihn und seine Kompetenz.

Die Schriften sind nichts anderes als Richtlinien, die auf den persönlichen Erfahrungen jener Weisen und Seher beruhen, die früheren diesen Pfad beschritten haben. Und ein lebender Meister bezieht sich in seinen Gesprächen und Darlegungen darauf, weil wir von Natur aus die Neigung haben, dogmatisch an sie zu glauben, und er den Weg des geringsten Widerstandes geht.

Wir können den trockenen Boden durch sorgfältiges Studium der Schriften auflockern, aber sie allein befähigen uns nicht, den Geist vom Bewußtsein des Körpers und Gemüts zu befreien und ihn darüber hinaus in die spirituellen Bereichen zu führen. Nur der starke und lange Arm des lebenden  Meisters kann die Herkulesarbeit tun und den Augiasstall reinigen, den Geist über alle Begrenzungen und Vorstellungen erheben, ihn den sicheren Weg leiten und das verlorene Reich für ihn zurückgewinnen.

 

                            Es ist das fundamentale Gesetz Gottes, daß keiner an

                            ihn denken kann, wenn er nicht durch eine

                            Meisterseele an ihn erinnert wird.

                                                                           Guru Nanak

 

Bhai Gurdas sagt:

 

                            Endloses Fragen, ohne den Pfad zu beschreiten,

                            kann dich nicht zu deinem Geliebten bringen.

 

Man kann Gott nicht allein mit dem Verstand begreifen, wie scharf und durchdringend er auch sein mag. Wie kann ein Instrument, das naturgemäß in seiner Reichweite begrenzt ist, das Unbegrenzte ermessen? Ein höheres Bewußtsein kann das kleine Bewußtsein zu dem großen Bewußtsein führen, denn es dient als Bindeglied zwischen beiden.

 

                            Wenn man Gott allein erreichen könnte,

                            warum dann der Trennungsschmerz?

                            Verbinde dich mit ihm durch einen Sadh,

                            und erlange Glückseligkeit, o Nanak.

 

Ein Sucher in der falschen Richtung kann nicht zum Erfolg führen. O Kabir, nimm einen Führer mit dir und entdecke das kostbare Juwel. Ein sicherer Führer wird dir helfen, das Ziel bald zu erreichen, wie fern es auch immer scheinen mag.

 

Bei jedem Schritt wird uns die Notwendigkeit eines Lehrers bewußt. So muß ein Lehrling der Kochkunst bei einem Küchenmeister lernen. Ein Medizinstudent muß die Hilfe eines Professors der Medizin suchen. Ein Neuling auf dem Gebiet der Chirurgie hat diese Kunst bei einem erfahrenen Chirurgen zu meistern. Entsprechendes gilt für Studenten des Ingenieurwesen, der Malerei usw. Bücher und gelehrte Abhandlungen über die verschiedenen Sachgebiete können allein noch keinen Studenten zum Kenner seines Faches machen.

Was zählt, ist die praktische Durchführung, das Experiment am Tisch und der tatsächliche Eingriff im Operationssaal unter der Leitung eines Experten.

Wenn alle Wissensgebiete, die in den Bereich von Apara Vidya gehören und auf der Sinnesebene studiert und erfolgreich praktiziert werden, die Hilfe eines Lehrers erfordern, gilt dies viel mehr noch für die spirituelle Wissenschaft (Para Vidya). Sie ist ein inneren, weit über dem Wirkungsfeld der Sinne liegender Vorgang, der in den Tiefen des menschlichen Geistes erforscht und im Laboratorium der Seele erprobt werden muß.

Seit langen Zeiten war diese Wissenschaft verschlossen und in völliges Dunkel gehüllt, ohne sichtbaren Zugang. Tatsache ist, daß jemand, der die Notwendigkeit eines Meisters der Wahrheit leugnet und darüber lacht, aber dennoch aus eigener Kraft Erkenntnis und Wahrheit begehrt, nicht wirklich nach ihr verlangt. Er ist genau wie ein Mensch, der lieber selbst nach einer Quelle gräbt, anstatt seinen Durst an einem nahen Brunnen zu löschen, wo ihm jemand mit kühlem und erfrischendem Wasser zu Diensten steht.

Bhai Nandlal sagt in diesem Zusammenhang:

 

                            Nur ein Liebhaber von Rubinen kann den Wert eines

                            Rubins ermessen. Nur der Juwelier sieht auf den

                            ersten Blick, wie wertvoll er ist.

 

Ein Guru oder Meister ist absolut notwendig, und von dieser Regel kann es keine Ausnahme geben. Nehmen wir beispielsweise an, jemand möchte zu seinem Vergnügen eine Flugreise machen. Niemand wird ihm erlauben, allein in ein Flugzeug zu steigen. Selbst, wenn er es heimlich tut, wird er die Pilotkanzel verschlossen finden. Überwindet er auf irgendeine Weise dieses Hindernis, weiß er nicht, wie die verschiedenen Teile der Maschine zu bedienen sind. Sollte er auch damit zurechtkommen und das Flugzeug starten, kann er es nicht abheben oder landen, noch es richtig lenken, weil ihm dazu die nötige Ausbildung fehlt. Folglich wird er früher oder später abzustürzen und ums Leben kommen. Der Mechanismus der menschlichen Körpers ist weit komplizierter und empfindlicher als der irgendeiner Maschine. Darum wird ein spiritueller Adept erst recht gebraucht, wenn man bei dem praktischen Vorgang der Selbstanalyse erfolgreich sein will; und auch, um Gott selbst näher zu kommen und das Wirken seines Willen zu verstehen.

Die im Körper gefangene Seele kann sich nicht aus eigener Kraft von ihm trennen. Da ihr Sitz oberhalb des Augenbrennpunktes liegt, durchdringt sie das ganze System, und beide sind unlösbar miteinander verflochten. Sollte sie sich auf irgendeine Weise vorübergehend befreit und an ihrem Zentrum gesammelt und konzentriert finden, kann sie trotzdem das Flugzeug von Shabd nicht besteigen. Falls sie einen Weg ins Innere entdeckt, weiß sie nicht, wie und wohin es gehen soll, noch, wie sie zurückkehren kann.

Wenn aber der Meisterpilot (der Sant Satguru) da wäre, sie mitzunehmen, und beide das Flugzeug beträten und gemeinsam einige beglückende Flüge im spirituellen Gebiet unternähmen, könnte auch die Seele lernen, dieses Flugzeug zu bedienen und die spirituellen Experimente zu wiederholen.

Einer , der den Mechanismus des menschlichen Körpers (welcher aus drei Hüllen besteht – der physischen, mentalen und kausalen – und dem lebendigen, empfindenden Wesen darin) ganz genau kennt und gewohnt ist, sich täglich in die höheren geistigen Bereichen zu erheben, kann eine Seele in die Mysterien des spirituellen Wissens initiieren und ihr durch praktische Erfahrung einen Ausweg zeigen.

Durch wirkliche Hilfe und Führung leitet sie der  Meister selbst schützend von Ebene zu Ebene und erklärt auf dem Weg die bedrohlichen Stellen und Warnzeichen, die engen Windungen, die Gefahren des unbekannten und unbetretenen geistigen Gebietes. Wahrhaft begünstigt ist die Seele, die einem solchen Adepten in der Kunst und Wissenschaft der Spiritualität begegnet.

Nichts als Unglück würde ihr auf Schritt und Tritt folgen, wenn sie sein Angebot zurückwiese und versuchte, die erhabene Reise ohne die Begleitung und Hilfe einer Meisterseele zu unternehmen.

Maulana Rumi warnt davor in unmißverständlichen Worten:

 

                            Suche eine Meisterseele, denn ohne ihre wirksame

                            Hilfe und Führung ist diese Reise voll unzähliger

                            Schrecken, Wagnisse und Gefahren.

 

Naam oder der Dhun Atmik Shabd (das Wort) ist seiner Natur nach ein ungeschriebenes Gesetz in einer ungesprochenen Sprache und kann daher nicht den Schriften und anderen heiligen Büchern entnommen werden. Diesen Reichtum kann man  nur von einem Adepten in Naam erlangen, denn er ist das personifizierte Wort. Er allein vermag es der Seele zu enthüllen; kein anderes ist dazu imstande.

 

                            Es ist ein fundamentales Gesetz Gottes, daß niemand

                            außer dem Satguru (Meister der Wahrheit) Naam

                            geben kann. Der Shabd einer Meisterseele wird nur

                            durch seine Gunst gehört werden. Kein anderer kann

                            ihn jemals offenbaren.

 

Ein Meister der Wahrheit ist mit allen Geheimnissen der Spiritualität gänzlich vertraut. sein Zeugnis hat deshalb Gewicht; seine geladenen Worte dringen ein und erweisen ihre Wirksamkeit.

 

                            Hört auf das wahre und unfehlbare Zeugnis der

                            Heiligen, denn sie haben eine Ersthand- Erfahrung von

                            dem, was sie sagen.

 

auch der Gurbani legt in klaren Worten nachdrücklich dar, daß eine Meisterseele unbedingt notwendig ist. Viele Zeitalter hindurch haben die verkörperten Seelen ein Leben der Sinne geführt und nichts gewußt, daß es auch eine andere Seite der Medaille gibt. Die Wahrheit kann weder erkannt noch erfahren werden, es sei denn durch die Gnade eines Meisters der Wahrheit.

 

                            Ohne einen Meister hat weder heute noch in der

                            Vergangenheit jemals einer die Wahrheit gefunden.

                            Das Kronjuwel von Naam ist in den Händen eines

Meisters, und er ist kompetent, es den Jivas zugänglich

zu machen.

 

Durch Gottes Wohlwollen begegnet man einem

Meister der Wahrheit. Nachdem eine Seele Zyklen von

Geburten durchlaufen hat, läßt sie der Meister den

Tonstrom vernehmen.

Hört alle aufmerksam zu und wisset, daß es keinen

größeren Menschenfreund gibt als den Satguru, denn

er gewährt den Jivas die kostbare Gabe von Naam.

Wer bereit ist, sein Leben zu verlieren (das heißt, sich

über das physische Leben der Sinne zu erheben), wird

durch die Verbindung mit einer Meisterseele die

Wahrheit finden.

 

Alle heiligen erklären einmütig, daß man ohne einen Gottmenschen weder Gott noch die Gottheit erreichen kann. Der Herr selbst hat es in aller Klarheit kundgetan:

 

                            Es ist ein Grundprinzip Gottes, daß ohne die Gnade

                            eines Satgurus niemand auch nur an ihn denken kann.

 

                            Nanak hat von Gott erfahren, daß man ohne die

                            wirksame Hilfe eines Meisters keine Erlösung finden.

 

Der Satguru ist ein großer und erfahrener Augenarzt. Wir sind alle völlig blind. Obwohl Gott in uns ist, suchen wir im Äußeren nach ihm. Die Verbindung mit einem Satguru gibt uns das verlorene Augenlicht wieder, und wir beginnen, Gott im Laboratorium des menschlichen Geistes zu erkennen und zu erfahren.

 

                            Die ganze Menschheit ist verblendet. Blindlings in

                            dunkle Taten verstrickt, findet sie keinen Ausweg.

                            O Nanak! Wenn die Seele einem Meister der Wahrheit

                            begegnet, fängt sie an, mit eigenen Augen zu sehen

                            (den inneren natürlich), und erkennt in ihren Tiefen

                            die Wahrheit.

 

Wir sind wirklich vollkommen blind, denn trotz der physischen Augen sehen wir nicht. Blindheit besteht nicht im Verlust des Augenlichts, sondern darin, daß man sich von Gott fernhält. Nanak sagt:

 

                            Nicht den nenne blind, der keine Augen hat, o Nanak!

                            Wirklich blind sind jene, die nicht das Licht Gottes

                            sehen.

 

Guru Arjan sagt uns, daß einer sogar sehenden Auges blind sein kann, wenn er den Herrn nicht sieht, der die Seele seiner Seele ist, und er infolgedessen der Sünde verfällt.

 

                            Ein Mensch im Vollbesitz seiner Sinne kann dennoch

                            blind sein, wenn er meint, daß Gott, die Seele seiner

                            Seele, weit von ihm entfernt ist, und er sich dabei

                            schamlos dem Bösen hingibt.

 

Mit den physischen Augen sehen wir die physischen Welt um uns her. Doch Shiv Netra oder das dritte Auge ist in jedem von uns geschlossen. Wenn sich dieses Auge öffnet, können wir die Wunder der feinstofflichen und kausalen Welten sehen und selbst die der rein geistigen Welt jenseits davon.

 

                            Blind ist, wer in Blindheit handelt, weil sein inneres

                            Auge geschlossen ist.

 

Wir befassen uns alle mit der Materie und fragen uns noch, ob es noch etwas anderes gibt.

 

                            Immer von Gemüt und Materie in Anspruch

                            genommen, denkt er nicht einmal an Gott. Dem

                            Hades bestimmt, lebt er in ständigem Elend. Blind

                            und taub, sieht er nicht darüber hinaus; ein Sklave des

                            Gemüts, ist er in Sünden verstrickt.

 

Es ist niemandem möglich, durch eigene Bemühungen in die höheren Bereiche zu gelangen. Wer sie erstrebt, muß unbedingt einen Adepten bei sich haben, der auf seinen Reisen durch die himmlischen Sphären täglich Sonne und Mond betritt.

Maulana Rumi sagt:

 

                            Wenn du auf Pilgerreise gehen willst, dann nimm dir

                            einen erfahrenen Pilger als Begleiter mit. Es hat dabei

nichts zu sagen, ob er ein Hindu, ein Türke oder ein

Araber ist.

 

Der Satguru kann gleich einem Meisterchirurgen dem inneren Auge die Sehkraft wiedergeben.

Shamaz-i-Tabrez läßt uns wissen:

 

                            Solltest du Gott sehen wollen, lege den Staub der Füße

                            eines Gottmenschen auf deine Augen, denn er kann

                            selbst den Blindgeborenen das Augenlicht geben.

 

Naam oder Shabd ist der Balsam, der einen zur spirituellen Schau befähigt. Nimmt man ihn nicht, bleibt man ewig blind, und die menschliche Geburt ist umsonst.

 

                            Ohne die Verbindung mit Shabd ist man blind und taub

                            und hat keinen Gewinn von der menschlichen Geburt.

 

                            Das größte Gut ist der beglückende Bani, der das

                            Sehvermögen wiederherstellt, mit dem man Gottesmenschen             

                            erkennen kann.

                                                                           Nanak

 

Gott durchdringt alles, aber wir sehen ihn nicht, weil wir unter Kurzsichtigkeit leiden.

 

                            Verflucht ist der Mensch, der ihn nicht sieht, obwohl er

                            in ihm ist.

                            Die Augen aller Menschen, o Tulsi, leiden an grauem

                            Star.

 

Die Augen sind ein großer Segen, denn ohne sie tappt der Mensch im Dunkeln. Die ganze physische Welt ist dem Blinden lediglich ein unbeschriebenes Blatt. Wie dankbar wäre er, wenn ihm ein erfahrener Chirurg durch eine Operation das Augenlicht wiedergäbe.

Das innere Auge ist tausendmal nützlicher als das äußere, denn ohne es kann man nichts außerhalb der physischen Ebene sehen. Zu allen Zeiten, seit Beginn der Schöpfung, irrte der Mensch blind umher. Der Meister der Wahrheit macht dieses dritte Auge sehend, das lange verschlossen war, weil es nie benutzt wurde. Ist es nicht bedauerlich, daß ein Organ von so unschätzbarem Wert unnütz wird und wir uns nicht einmal die Zeit genommen haben, über diesen hilflosen Zustand, in dem wir uns befinden, nachzudenken? So überwältigend ist in der Tat der Einfluß von Gemüt und Materie auf den verkörperten Geist.

Nicht nur die Menschen, sondern auch die Götter bedürfen des Lichts für das dritte Auge, denn ohne es können auch sie nicht sehen, was außerhalb ihrer und ihres Umkreises liegt. Da sie in der hierarchischen Ordnung einer unter dem anderen stehen, können sie nicht einmal ihre eigene Mutter – Shakti (kraft) – sehen, von der sie alle ausgegangen sind.

 

                            Die ganze Schöpfung ist aus Shakti (Energie)

                            hervorgegangen, die durch drei bestimmte Kräfte

                            wirkt: Brahma (der Schöpfer), Vishnu (der Erhalter)

                            und Shiva (der Zerstörer). So seltsam es auch scheinen

                            mag, kennen sie sie nicht, obgleich sie alle unter ihrer

                            Führung und Kontrolle stehen.

 

Auch Tulsi Sahib sagt uns, daß ohne die Gunst eines Gurus niemand das Meer des Lebens heil überqueren kann.

 

                            Ohne die Hilfe eines Gurus hat niemand je den

                            furchtbaren Strom des Lebens überquert,

                            selbst wenn er ein intellektueller Riese wie

                            Shankara war.

 

Wenn große Persönlichkeiten wie diese der Führung und Hilfe eines Gurus bedürfen, kann das schwache Erdenkind schon gar nicht ohne eine Meisterseele auskommen.

 

                            Ohne einen wohltätigen Guru findet niemand einen

                            Ausweg, auch wenn er Myriaden hilfreicher Werke und

                            verdienstvoller Taten verrichtet.

 

So sagt Tulsi Sahib:

 

                            Tulsi, ohne die Hilfe eines Murshid-i-Kamil

                            (vollendeten Meister) kannst du keine Erlösung

                            erlangen noch den Weg dahin ausfindig machen.

 

Im Gurbani wird nachdrücklich auf die Notwendigkeit eines Gurus hingewiesen.

 

                            Keiner sollte im geringsten daran zweifeln, denn noch

                            nie hat jemand das stürmisch bewegte Meer des

                            Lebens ohne einen Guru überquert.

 

Die Welt ist ein furchtbares Meer. Das Wort des Gurus ist das Schiff und er selbst der Kapitän. Durch seine Gnade kann man den Herrn erreichen, einen anderen Weg gibt es nicht.

 

                            Der Guru ist das Schiff und zugleich der Kapitän.

                            Ohne ihn kann niemand hinübergelangen.

                            Gott ist wahrlich das Geschenk des Gurus,

                            und der Weg zur Erlösung führt über ihn.

 

Auch in den Hindu- Schriften finden sich viele solcher Hinweise. In der Katha Upanishade 1, 2 heißt es:

 

                            Es sind in der Tat sehr wenig, die das Glück haben,

                            von Gott zu hören, und noch weniger, die von ihm

                            wissen können. Gesegnet ist der Hochbeseelte, der

                            von ihm spricht, und gesegnet jene, die mit einer

                            solchen Persönlichkeit in Verbindung stehen.

                            Wahrlich gesegnet ist, wer mit seiner Hilfe und

                            Führung Gott in sich findet.

                            Bloßes Denken und Betrachten ist von keinem

                            Nutzen. Ohne die Initiation kann man nichts

                            von Gott wissen. Solange ihr nicht durch eine

                            Meisterseele von Gott hört, werdet ihr ihm

                            nicht erfahren.

 

                            er ist so subtil, daß Gedanken ihn nicht

                            erreichen und der Verstand ihn nicht begreifen kann.

 

In der Chandogya Upanishade IV, 9/3 lesen wir:

 

                            Von den Heiligen und Gottesfürchtigen, die den Gurus

                            gleich sind, haben wir gehört, daß wir ohne eine

                            Meisterseele die wahre Natur unseres Selbst weder

                            kennen noch erfahren können.

 

In der Mandukya Upanishade (I Mandukya, Khand 2, Shalok 7, 12) heißt es:

 

                            Ein Brahmane hat den Wunsch nach den Früchten der

                            Karmas zu entsagen und einen Geist der Losgelöstheit

                            zu erlangen, denn Gott existiert in sich selbst, und

                            verdienstvoller taten können ihn nicht anziehen. Um

                            ihn zu erkennen, muß er wie ein wahrer Sucher und

                            Schüler zu einem Guru gehen, einem Adepten im

                            Wissen von Brahma, der völlig in Brahma verwurzelt

                            ist.

 

Ohne einen Guru kann man nicht einmal den wahren Sinn der Schriften verstehen. In der Svetasvatara Upanishade der Schriften verstehen. In der Svetasvatara Upanishade VI, 23 wird berichtet:

 

                            Wer Gott sehr ergeben ist und eine ebenso große

                            Hingabe für seinen Guru hat, der allein kann den Sinn

                            des hier Geschriebenen erfassen.

 

Wenden wir uns nun dem zweiten Kapitel der Manusmriti zu:

 

                            Ein Schüler muß in völliger Ausgeglichenheit vor

                            seinen Guru treten, mit voller Kontrolle über seinen

                            Körper und die Körperorgane.

                                                                           Shalok 192

 

                            Ein Schüler muß jeden Tag vor und nach seinen

                            täglichen Übungen zu den Füßen seines Gurus

                            Ehrerbietung bezeigen und nach seinen Anweisungen

                            handeln.

                                                                           Shalok 71

 

                            Wer den Veden nur als Autorität vom Hörensagen zu

                            folgen sucht, erweist ihnen einen schlechten Dienst,

                            denn ohne einen Guru kann niemand die Veden

                            wirklich verstehen – und solche fahren zur Hölle.

                                                                           Shalok 116

 

                            Wer dir auch immer Wissen vermittelt, esoterisches

                            oder esoterisches, ist deiner Achtung würdig.

                                                                           Shalok 117

 

In der Bhagavad Gita (IV, 34) finden wir:

 

                            Die Praxis (der Spiritualität) kann man am besten zu

                            Füßen einer Meisterseele ausüben, die mit der

                            Wirklichkeit völlig vertraut ist; denn nur eine solche

                            vermag die rechte Führung zu geben.

 

Es ist nicht möglich, den spirituellen Pfad ohne die Hilfe eines Gottmenschen zu kennen; daher sollten wir zuerst nach einem solchen suchen. In den Evangelien heißt es:

 

                            Niemand kommt zum Vater denn durch mich.

                                                                           Joh. 14, 6

 

                            Und niemand weiß, wer der Vater sei, denn nur der

                            Sohn und welchem es der Sohn will offenbaren.

                                                                           Luk. 10, 22

 

                            Es kann niemand zu mir kommen, es sei denn,

                            daß ihn ziehe der Vater, der mich gesandt hat.

                                                                           Joh. 6, 44

 

                            Wer euch aufnimmt, der nimmt mich auf; und wer

                            mich aufnimmt, der nimmt den auf, der mich gesandt

                            hat.   

                                                                           Matth. 10, 40

 

Die heiligen Bücher aller Regionen sagen immer wieder, daß der Mensch nur durch einen Meister der Wahrheit Erlösung finden kann.

Die Shastras, Veden und Smritis stimmen alle in einem Punkt überein: Niemand kann erlöst werden, es sei denn durch Gnade. Die rechte Betrachtung wird auch euch diese universale Wahrheit erschließen.

Der leichteste und schnellste Weg, Gott zu erreichen, ist die Hingabe an eine Meisterseele. Der Prophet von Arabien sagte zu Ali mit ermahnenden Worten:

 

                            O Ali, du bist ein Löwe in der Sache der Wahrheit

                            mutig und standhaft, aber verlasse dich nicht auf deine

                            Tapferkeit und Stärke! Weit besser wäre es für dich,

                            unter einem blüten- und fruchtbeladenen Baum

                            Zuflucht zu nehmen.

 

                            O Ali, von allen Wegen, die zu Gott führen, wähle den

                            des Geliebten Gottes, denn lang und stark ist sein

                            Arm, und er kann die Wahrheitssucher leicht in seine

                            heilige Gegenwart bringen.

 

Maulana Rumi mahnt in gleicher Weise:

 

                            Das immer bewegte Gemüt kann erst dann beruhigt

                            werden, wenn es unter den mächtigen Einfluß eines

                            Heiligen kommt. Wenn du einem begegnest, halte

                            unbeirrbar an ihm fest. Suche Ruhe unter dem Schutz

                            eines Erwählten, denn die Nähe einer befreiten Seele

                            wird auch dich befreien. Wie die Taube seufze Tag und

                            Nacht, und forsche nach dem verborgenen Schatz bei

                            einem Heiligen (Gottmenschen).

 

Ferner:

 

                            Es gibt keinen größeren Freund als den Satguru; er ist

                            der Beschützer hier und überall. Nach einem solchen

                            suche rechts und links, oben und unten, und ruhe

                            nicht, ehe er gefunden ist.

                            Wende dich niemals ab von den Heiligen und

                            Gottesfürchtigen, sondern sei eifrig bestrebt, sie und

                            ihre wahre Größe zu verstehen.

 

Der Pfad der Spiritualität ist voller Gefahren und Schwierigkeiten und kann nur mit der Hilfe und Führung eines Meisters getrost beschritten werden.

Jede Seele ist in drei verschiedene Hüllen gekleidet: die physische, astrale und kausale. Durch sie ist es ihr möglich, auf den drei entsprechenden Ebenen zu wirken. Ihre Heimat liegt jedoch jenseits von diesen.

Die physische Ebene selbst hat überall bedrohliche Fallgruben und zahllose Plagen. Im astralen oder feinstofflichen Bereich gibt es eine Fülle ungeahnter Versuchungen, denen ein Jiva unmöglich heil entrinnen kann.

Ähnlich ist es auf der kausalen Ebene, wo den Jiva ein noch verlockenderer Zauber erwartet. Ebenso ist es kein geringstes Wagnis, die spirituellen Ebenen ganz allein zu betreten. Dieser Pfad ist mit Dornen übersät und scharf wie des Messers Schneide.

 

                            Und die Pforte ist eng, und der Weg ist schmal,

                            der zum Leben führet; und wenige sind ihrer,

                            die ihn finden.

                                                                           Matth. 7, 14

 

daher ist es für den Wahrheitssucher umso nötiger, zuerst einen Adepten der Wahrheit zu finden, welcher mit dem spirituellen Pfad, der zur Wirklichkeit führt, völlig vertraut ist und von dem er Anweisungen erhält, nach denen er unter seiner direkten Aufsicht, Führung und Kontrolle praktiziert. Ohne diese Voraussetzungen besteht nicht die geringste Aussicht auf Erfolg. In der Katha Upanishade finden wir den Ausspruch:

 

                            Erwache, erhebe dich und ruhe nicht,

                            bis das Ziel erreicht ist.

 

Wissen über Gott kann man von einem Menschen Gottes erlangen. Bei jedem Schritt wird dem Sucher bewußt, wie sehr er den langen und starken Arm des Meisters braucht, der allein ihn erreichen, retten, auf dem Pfad halten und richtig führen kann.

Maulana Rumi sagt:

 

                            Suche zuerst einen Pir (einen Adepten auf dem

                            Gebiet), denn ohne ihn ist der Pfad voller Gefahren,

                            Schwierigkeiten und Drangsale. Wer immer versucht,

                            diesen Weg allein zu gehen, kann sicher sein, daß er

                            durch Satan irregeführt und in den Abgrund geworfen

                            wird. Ohne den mächtigen Einfluß eines Gott-

                            menschen wird man durch die heulenden Schreie übler

                            Geister verwirrt. Manch kluger und intelligenter

                            Mensch wagte sich allein auf den Pfad, nahm aber

                            durch die List der negativen Kraft ein trauriges Ende.

                            Oft ahmen Dämonen die Töne des Meisters nach, und

                            diese können dich ins Verderben stürzen.

 

Nur durch die liebevolle Gnade des Meisters kann eine Seele dem Gefängnis des Körpers entkommen. Von da an nimmt die strahlende Form des Meisters sie direkt in ihre Obhut und beschützt sie bei jedem Schritt mit wohlwollender Güte.

 

                            Die verwickelten und irreführenden Windungen und

                            Krümmungen des Pfades werden leicht gemeistert mit

                            der Hilfe des Satgurus.

 

Die feinstoffliche und kausale Ebenen sind für die Seelen eine ungeheure Wildnis, und es ist gefährlich für sie, diese allein zu durchqueren. Maulana Rumi sagt in diesem Zusammenhang:

 

                            Nimm einen Weggefährten mit, bereise diesen Pfad

                            nicht ohne Geleit. Wage dich nicht allein in die Wildnis.

 

Den gleichen Rat gibt auch Hafiz Sahib:

 

                            Versuche nicht, allein in diese Bereiche zu gelangen. In

                            dem beklemmenden Dunkel wirst du dich bestimmt

                            verirren.

 

 

Weiter