Kirpal Singh

Gespräche von Herz zu Herz

21. Oktober 1970

Abend-Darshan/Rajpur

Frage: Wenn ich meditiere, tauchen manchmal eine Menge Gestalten auf.

Antwort: Gestalten?

Frage: Ich kann sie erkennen.

Antwort: Übe Simran und sie werden verschwinden, das ist alles. Schenke irgendwelchen Landschaften oder Erscheinungen keine Aufmerksamkeit.

Frage: Sie gehen weg, sie verschwinden. Warum kommen sie jedoch?

Antwort: Es ist negativ. Warum kommen sie, was meinst du? Sie kommen, um deine Aufmerksamkeit zu stören. Es kommt so vieles hoch. Wenn du in Meditation sitzt, kümmere dich nur um den Meister, das Licht oder den Ton. Ist der Ton stark, richte die Aufmerksamkeit auf ihn. Ist das Licht stark, konzentriere deine ganze Aufmerksamkeit darauf, und die Gestalt des Meisters wird erscheinen. Eines dieser drei solltest du im. Sinn haben.

(Eine Schülerin stellt dem Meister eine Frage in Hindi.)

Antwort: Ihre Frage ist, welche Art von Liebe uns befähigen kann, Gott zu erreichen. Das erste ist, den Worten des Meisters zu folgen. Tut alles, was verlangt wird. Er sagt, merzt alle Unvollkommenheiten aus. Vermeidet schlechte Gedanken, schlechte Worte und schlechte Taten. Betrügt euch nicht selbst, indem ihr lügt. Haßt niemanden, denn jede Seele ist vom gleichen Wesen wie Gott. Liebe ist Geist, Seele. Wenn ihr ein Schwert zückt, wird es alles zweiteilen. Schlägt jedoch das Schwert der Liebe zu, so vereinigt es, macht eins aus zweien. Diese Vereinigung folgt letztlich aus der Liebe - wenn du vergißt, ob Er es ist oder du. Mit anderen Worten, akzeptiere zuerst Ihn. Vergiß alles andere, dann vergißt du dich selbst. Liebe ist ein starkes Feuer, das alles verzehrt, außer Gott den Allmächtigen.

Frage: Wenn uns jemand auf irgendeine Art schädigen will oder falsche Dinge über uns verbreitet sollen wir dies nicht beachten oder versuchen, uns zu verteidigen?

Antwort: Verteidige dich, aber hege keine bösen Wünsche.

Frage: Ist das Gemüt fähig, wirklich zu erkennen, was es bedeutet in Harmonie mit dem Schöpfer zu sein?

Antwort: Das Gemüt - nein. Wie definierst du Gemüt? Der Osten hält das Gemüt für nicht bewußt; der Westen hält es für bewußt. Darin liegt ein gewaltiger Unterschied. Das Gemüt erhält sein Bewußtsein von der Seele. Deshalb ist es die Seele, die erkennt, was ist, und nicht das Gemüt Wenn die nach außen strömenden Kräfte beruhigt sind, das Gemüt zur Ruhe kommt und der Intellekt ebenfalls aufhört zu arbeiten, dann erhebst du dich. Es ist die Seele, die Gott erkennt, nicht das Gemüt. Kannst du folgen? Gleiches erkennt Gleiches. Das Gemüt ist materiell, es entstammt der negativen Kraft. Allein die Seele kann Gott erkennen. Deshalb heißt es: ‘Erken-ne dich selbst‘. Du bist nicht das Gemüt, du hast ein Gemüt. Du bist Seele. Du hast einen Körper, du hast nach außen strömende Kräfte, du hast einen Intellekt, du hast ein Gemüt. Du, ein bewußtes Wesen, ein Tropfen aus dem Meer der Allbewußtheit, du kannst die Allbewußtheit erkennen. Gleiches erkennt Gleiches.

Frage: Ich habe eine Frage bezüglich der Eltern und unserer Verantwortung ihnen gegenüber. Häufig besteht ein Konflikt zwischen dem Versuch, dem Meister näher zu kommen und den Wünschen und Vorstellungen unserer Eltern. Unsere Eltern versuchen auf der weltlichen Ebene etwas für uns zu tun und Bindungen zu schaffen, und wir versuchen, davon loszukommen.

Antwort: Du wirfst viele Fragen auf. Eine nach der anderen. Nun - die erste?

Frage: Welche Verantwortung haben wir gegenüber unseren Eltern?

Antwort: Gegenüber den Eltern? Sie zogen euch groß, als ihr hilflos wart, als ihr euch nicht einmal bewegen konntet. Sie kümmerten sich euch und brachten dafür Opfer, Opfer an Geld und Zeit. Es ist eure Pflicht, ihnen zu dienen. Denkt daran, während ihr hilflos wart, hat eure Mutter euch neun Monate lang in ihrem Schoß getragen. Ihr seid ihnen zuallererst verpflichtet. Wenn die Eltern zufriedengestellt sind, ist Gott zufriedengestellt. Versteht ihr? Ihr mögt dem Meister dienen, aber müßt ihren Bedürfnissen Rechnung tragen. Wenn sie euch wirklich brauchen, dann ist es eure Pflicht, zuerst ihnen zu dienen und dann dem Meister.

Frage: Was ist zum Beispiel, wenn meine Eltern sehr ungehalten darüber sind, daß ich hier bin?

Antwort: Du widmest dich ihnen nicht. Außerdem entsteht dies aus Missverständnissen, die du selbst geschaffen hast. Sie werden denken, du gehörst ihrer Religion nicht an. Hättest du sie davon überzeugt, daß dies die Lehren sind, die dem wahren Christentum zugrunde liegen, gäbe es kein Mißverständnis. Sie lieben dich. Sie befürchten, daß du vom rechten Weg abkommst.

Zuerst bist du Mensch, dann Christ. Die erste Pflicht hast du dir selbst gegenüber - halte deinen Körper gut in Form. Als nächstes bist du denen verpflichtet, die dich großzogen, und dann jenen, mit denen du durch den Ratschluß Gottes aus karmischen Gründen zusammengeführt wurdest.

Frage: Was sollen wir tun, wenn Eltern sich verletzt fühlen, weil wir versuchen, uns mehr dem Pfad zuzuwenden?

Antwort: Das zeigt, daß es dir an Liebe für deine Eltern fehlt. Kannst du dem genau folgen, was ich gesagt habe?

Frage: Ja, ich sollte meine Eltern mehr lieben.

Antwort: Sicherlich.

Frage: Dann werden sie mehr Verständnis haben?

Antwort: Gott sei Dank, feiert ihr im Westen Muttertag und Vatertag. In Indien gibt es das nicht. Was bedeutet das? Ihr müßt eure Mutter und euren Vater zufrieden stellen und ihnen dienen, so gut ihr könnt. Sie müssen Gefallen an euch finden. Was bedeutet es, Vatertag oder Muttertag zu feiern? Zeigt das nicht, daß ihr euren Eltern ergeben seid? Manchmal lieben euch die Eltern wirklich, sie befürchten, ihr werdet in die Irre geführt und kommt vom rechten Weg ab. Darum geht es. Vielleicht haben sie diesen falschen Eindruck gewonnen. Worauf ich aber hinaus will ist, ihr solltet ihre Gefühle nicht verletzen. Die Liebe zu Gott ist natürlich ebenso wichtig. Bringt ihnen die Lehre, die euch vermittelt wurde, nahe, so daß sie sie richtig verstehen - es ist keine neue Religion. Diese Lehren sind der wahre Kern dessen, was alle früheren Meister gelehrt haben. Manchmal fragen euch die Eltern danach, wie ihr lebt und was ihr tut? Sie sind besorgt. Ich bin jedoch sehr dankbar, daß Vatertag und Muttertag gefeiert werden. Überprüfe nun, wie es mit deiner Frage steht.

Frage: Wo liegt die Trennungslinie zwischen Verhaftung und Liebe in der Beziehung zwischen Eltern und Kindern?

Antwort: Liebe bedeutet Nächstenliebe, nicht Lust oder Verhaftung. Kannst du folgen? Liebe für Gott wohnt in jedem Herzen. Liebe bedeutet Liebe für alle. Wenn sie auf ein Objekt fixiert ist, ist es Verhaftung. Wenn sie auf die äußeren Sinnesfreuden fixiert ist, dann ist es Lust, ganz klar Das wirst du nicht in Büchern finden. Was sonst, mein Freund, noch irgend etwas?

Frage: Meister, vor einigen Tagen hast du uns gebeten, irgendwelche Fragen aufzuschreiben, die uns in den Sinn kommen. Damals tauchte bei mir eine Frage auf, und als du dann danach fragtest, schämte ich mich und bekam Angst. Ich wollte diese Frage nicht stellen. Ich dachte, sie ... sie würde mich eigentlich nicht berühren.

Antwort: Schau her, warum Angst haben? Ich bin ein Mensch mit zwei Händen, zwei Augen, ich bin kein Schreckgespenst. Warum sich schämen? Kinder gehen zu ihrem Lehrer, um so vieles zu lernen. Es besteht kein Grund, sich zu schämen. Stell die schlimmste Frage, die du in deinem Herzen trägst. Sei weder befangen, noch beschämt, noch zurückhaltend. Stell sie, zur Freude eines Freundes. Bringt all eure Fragen, schreibt sie nieder; bringt sie morgen, die denkbar schlimmsten Fragen. Befürchtet nichts, haltet euch nicht zurück. Ich weiß, diese Gedanken, die in eurem Gemüt lauern, führen zu nichts.
Wer sonst noch bitte? Irgend jemand?

Frage: Du erwähnst in den Morgengesprächen, wir sollten niemanden berühren, wenn wir rein bleiben wollen. Aber in Amerika will einem jeder die Hand geben. Was sollen wir tun, wenn uns jemand die Hand gibt?

Antwort: Kinder berühren ihre Mutter, Schwestern berühren ihre Brüder, Töchter berühren ihren Vater. Das Gift liegt im Gemüt. Verstehst du, das Gemüt sollte rein sein. Wenn eine Tochter auf dem Schoß ihres Vaters sitzt, wie keusch sind doch dann beide. Es ist das Gemüt, das Gift liegt im Gemüt. Vor vierzig Jahren war es in Indien Sitte, daß Schwestern und Brüder aus reiner Liebe miteinander spielten. Mütter, die ihre Kinder küßten, dachten sich nichts dabei. Heute lesen sie psychologische Bücher und alles wird verdächtig. Sitzt ein Vater mit seiner Tochter zusammen, sagen sie: ‘Was geht da vor sich?” Das ist das Gift des Gemüts. Ich habe es gesehen: Im Westen ist es Brauch, sich die Hand zu schütteln. Das ist in Ordnung. Sich dort zu küssen, ist auch in Ordnung, denn es wird dem keine Bedeutung beigemessen. Wenn eine Tochter ihren Vater küßt, meinst du, das würde bedeuten, daß sie eine Affäre miteinander haben?

Frage: Ich freue mich, daß du das so aufrichtig beantwortet hast, Meister. Es ist wunderbar. Im Westen ist man ganz verdreht. Selbst die Achtung gegenüber den Eltern verschwindet in Amerika - es gibt keinerlei Rücksicht auf die Eltern. Es ist wirklich ganz schrecklich. Man weist sogar die Hand zurück, die einen aufgezogen und gefüttert hat. Man wendet sich gegen sie und ist treulos. Es ist sehr schwierig, Meister. Ich habe mit vielen jungen Menschen zu tun, die ihren Vater und ihre Mutter überhaupt nicht achten.

Antwort: Darüber sprach ich schon vorhin.

Frage: Ja, ich bin so dankbar, Meister. Es ist eines der hervorstechenden Merkmale in Amerika, dieser große Mangel an Liebe für die Eltern. Es ist außergewöhnlich. Du begegnest ihm überall.

Antwort: Darin liegt der Unterschied zwischen dem Osten und dem Westen.

Frage: Ich möchte etwas anderes erwähnen. Ein Satsangi besuchte unsere Gruppe. Dieser Junge ging ganz vornübergebeugt, schaute niemanden an und niemandem in die Augen. Ich fragte ihn: ”Was ist los, mein Sohn? Was bedeutet das?” - weil ich nicht verstehen konnte, wie man so durchs Leben gehen kann, mit gesenktem Kopf und gebeugtem Gang. Er antwortete: ”Meister sagte, man soll niemandem in die Augen schauen.”

Antwort: Das muß die Reaktion auf seinen Brief an mich gewesen sein.

Frage: O, wirklich? Nun, ich würde gerne wissen, wie du ihm geantwortet hast, denn es war ...

Antwort: Dieser Mensch hat unkeusche Gedanken, verstehst du? Wenn er jemanden sieht, bekommt er unkeusche Gedanken, lustvolle Gedanken. Ich sagte ihm: ”Um dich davor zu schützen, schaue anderen nicht in die Augen.”

Frage: Ich sorgte mich um ihn, weil er ja seinen Lebensunterhalt verdienen muß.

Antwort: Schau dich eine Weile um, und du wirst merken, daß die Lust dich über die Augen packt. Die Augen sind die Fenster der Seele. Lust fällt uns durch die Augen an, Zorn durch die Ohren. Wenn wir nicht in die Augen anderer schauen, werden wir nicht von dem berührt, was in ihnen ist. Wem kannst du in die Augen schauen? Nur einem reinen, einem spirituellen Menschen.

Frage: Ich freue mich, das von dir zu hören, denn ich dachte, ich hätte vielleicht dem Jungen weh getan, aber ich dachte ...

Antwort: Das war nur eine Antwort auf seine Frage im Brief. ”Wie kann ich mich schützen?” Ich sagte ihm, er möge das Tagebuch führen, aufs äußerste selbstkritisch sein, so, als würde er jemand anderen kritisieren, und er solle nicht in die Augen anderer schauen. Außerdem wird man über die Augen von anderen beeinflußt. Seid ihr stark, dann wirkt ihr auf andere, seid ihr es nicht, werdet ihr von anderen beeinflußt.

Frage: Ich sorgte mich um diesen Jungen, weil ich mir nicht vorstellen kann, wie er so durchs Leben kommt, so wie er umherging. Er schaute nicht einmal einen Satsangi an.

Antwort: Meinst du, Satsangis wären Heilige? Sie sind noch keine Heiligen. Sie sind auf dem Weg, es zu werden. Früher schauten indische Frauen nie einen Mann an, außer ihren Ehemann. Laxman, der jüngere Bruder von Rama, sah Sita, der Ehefrau seines Bruders, nie ins Gesicht. Als Sita entführt wurde und man den Wald nach ihr absuchte, konnte er nur den Schmuck an ihren Füßen wiedererkennen, nicht den auf ihrem Kopf. Er hatte ihr Gesicht nie gesehen.

Frage: Wenn im Westen ein Mensch seinem Vorgesetzten nicht in die Augen schaut, meint dieser, er sei unaufrichtig, er hätte etwas Unrechtes getan. Du weißt, Kriminelle verhalten sich so. Ich war nicht sicher, ob er nicht vielleicht in etwas hineingeraten sein könnte.

Antwort: Wenn ein Mensch eine Frage stellt, bekommt er eine Antwort auf eben diese Frage. Er fragte mich, ob es in Ordnung ist, in die Augen anderer zu blicken und bat um eine Antwort.

Frage: Meister, ich danke dir. Ich habe selbst eine Frage. Ich möchte gerne etwas über die Relativität der Zeit auf dieser Ebene wissen. Du hast gestern Abend gesagt, wenn wir hier auf Erden nicht viel meditieren, brauchen wir im Jenseits sehr viel mehr Zeit dafür. Wie verhält sich die Zeit im Jenseits zu der Zeit hier?

Antwort: Wofür man hier einen Monat braucht, braucht man dort Jahre.

Frage: Ein Monat hier würde dort Jahre erfordern?

Antwort: Jahre.

Frage: Ich hörte die Satsangis darüber sprechen und entschloß mich, dich um eine Erklärung zu bitten.

Antwort: Die Menschen reden und reden und tun nichts. Eine Unze Praxis ist mehr wert, als Tonnen von Theorien, die jeder kennt, aber keiner in die Praxis umsetzt. Wenn ihr die Fragen, die ihr hier stellt, in die Praxis umsetzt, werdet ihr euch sehr verändern. Ihr sagt, ihr wißt so viel. Wer weiß es nicht? Jeder kann aufstehen und eine wunderbare Rede halten. Aber die Frage ist, ob wir nach dem leben, was wir sagen, oder nicht.

Frage: Ich wollte dich fragen - ich fühle, daß ich Geist bin, daß ...

Antwort: Du bist Geist, ja.

Frage: Und daß du in mir bist und ich in dir, und wenn ich etwas tue, daß es Gott tut.

Antwort: Fühlst du es oder erkennst du es?

Frage: Ich erkenne es. Ich meine, ich sehe es.

Antwort: Gut.

Frage: Wie kann ich dann etwas falsch machen?

Antwort: Wenn du erkennst, kannst du nichts falsch machen. Aber die Frage ist, erkennst du es oder erkennst du es nicht? Du sagst, du siehst ... Diese Frage wäre dann gar nicht erst entstanden ...

Frage: Natürlich, ich habe ein Problem mit dem Tagebuch.

Antwort: Tagebuch-Probleme! Dabei wirst du vieles entdecken. Führe es genau. Schone dich nicht. Versuche es. Ich habe ebenfalls mein ganzes Leben lang das Tagebuch geführt. Halte dich genau daran, dann wird alles in Ordnung kommen. Wenn ein Mensch erkennt, was er tut, was kann dann noch ...

Frage: Das ist nur gesunder Menschenverstand.

Antwort: Gesunder Menschenverstand ist immerhin etwas. Erkennen ist etwas anderes. Sprichst du vom gesunden Menschenverstand, oder von Schlußfolgerungen, oder vom Erkennen? Empfindungen, Gefühle, 5chlußfolgerungen unterliegen dem Irrtum. Erkennen steht über allem. Ich meine, du empfindest es. Wenn du erkennst, gibt es keinen Zweifel, keine Fragen mehr. Selbst erkennen steht über allem. Was ist, wenn einem Menschen bewußt wird, daß Er es ist, der trinkt, wenn er erkennt, daß Er es ist, der handelt? Wie kann er dann noch etwas falsch machen? Doch der springende Punkt ist, erkennt er wirklich? Den Empfindungen folgen Gefühle. Haltet Seine Gebote. Haltet an ihnen fest, weicht nicht ab von ihnen.

Ich will euch ein Beispiel aus unserem Ashram in Delhi erzählen. Ich hatte darum gebeten, alle sollten das Tagebuch führen. Eine alte Frau sagte: ”Ich bin nicht gebildet, ich kann nicht schreiben.” ”Gut”, sagte ich, ”führe trotzdem ein Tagebuch.” Sie führte es. Sie streute täglich Blüten auf das Tagebuch-Formular und entzündete täglich Weihrauch. Das Ergebnis war, daß der Meister ihr innen erschien, vierundzwanzig Stunden lang, Tag und Nacht. Wenn ihr das Tagebuch wirklich führt, bekennt ihr jeden Augenblick eure Fehler, denkt ihr jeden Augenblick an den Meister. Wenn ihr ständig an ihn denkt, dann ist kein Unterschied mehr zwischen ihm und euch. Das ist ein besonderer Fall. Das Tagebuch ist ein Segen. Es mahnt dich ständig und ihr denkt immer: ”Ich muß es im Tagebuch vermerken, wenn ich einen Fehler mache.” Und macht ihr einen Fehler, dann ist dies eine liebevolle Art, zu bekennen. Empfindungen sind in Ordnung, Gefühle sind in Ordnung, doch sie sind alle dem Irrtum unterworfen. Erkennen steht über allem. Ich bürde euch nichts auf, ich erkläre die Sache nur. Gibt es sonst noch etwas? 9:35 Uhr - gut. Seid fröhlich.

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