Kirpal Singh

Gespräche von Herz zu Herz

18. Dezember 1970

Morgen-Darshan/Rajpur


Frage: Manchmal bekomme ich während der Meditation Angst. Wenn ich dabei bin, das Licht zu durchdringen, wenn ich merke, das Licht beginnt zu bersten, bekomme ich Angst.

Antwort: Schau einfach in die Mitte, es wird sich öffnen, bersten, und du wirst hindurchgehen. Dahinter wirst du die Gestalt des Meisters treffen. Vielleicht wirst du denken, du stirbst. Du wirst nicht sterben. Ich kann es dir schriftlich geben. Das ist alles, was ich dazu sagen kann. Sei versichert, du wirst nicht sterben, aber du wirst lernen zu sterben.

Was ist der Tod? Er ist nur ein Übergang. Ich komme von einem Ort, dort bin ich tot, doch hier bin ich lebendig. Dennoch bin ich derselbe Mensch, oder nicht? Du wirst nicht sterben. Manchmal hast du Angst. Manchmal achtest du auf den Atem. Beachtest du ihn nicht oder bist du dir des Körpers nicht bewußt, dann entsteht keine Angst. Wenn du dann meditierst, stelle dich darauf so ein, als ob du sterben würdest. Die äußeren Verhaftungen werden dich nicht aufsteigen lassen. Es gibt nichts zu fürchten. Freust du dich nicht, wenn du den Meister dort triffst? Aber du mußt dein Kreuz täglich auf dich nehmen. Was bedeutet das, täglich sein Kreuz auf sich zu nehmen? Wißt ihr das? Wie sieht ein Kreuz aus? Es sieht aus, wie ein stehender Mensch, das ist das Kreuz. (Der Meister breitet seine Arme aus, so daß seine Haltung ein Kreuz darstellt). Es geht jedoch nicht darum, das Symbol einfach zu tragen. Es ist ein Symbol. Es geht nicht darum, das Kreuz zu tragen, sondern es auf sich zu nehmen. Ihr werdet aufsteigen. Das bedeutet Sterben während des Lebens. Deshalb heißt es, das Reich Gottes kann nicht durch Beobachtung erlangt werden, nicht, solange ihr außen seid und das Äußere beobachtet. Es liegt in euch. Es ist wunderbar und voller Freude. Warum gehst du nicht dorthin? Warum fürchtest du dich? Die äußeren Verhaftungen lassen uns nicht nach innen gehen. Wir müssen den Preis zahlen - nehmt euer Kreuz täglich auf euch, das ist alles. Aber gleichzeitig versichere ich euch, ihr werdet nicht sterben. Der Grund ist, daß die karmische Kette, die uns an den Körper bindet, die Silberschnur, nicht zerreißen wird. Solange sie nicht reißt, könnt ihr den Körper nicht verlassen oder für immer gehen. Versteht ihr diesen Punkt? Dann seid froh. Gott begegnet seinen Kindern dort.

Mira Bai, eine indische Heilige, sagt: ”Mein Geliebter erwartet mich, doch ich muß das Kreuz auf mich nehmen.” Wir müssen Opfer bringen, indem wir das Kreuz auf uns nehmen und erkennen.

Wenn ihr eurem Freund über eine Mauer oder eine Hecke folgen wollt, springt ihr dann nicht darüber? Ihr werdet hinabstürzen, das ist natürlich. So ist dies ein Sprung ins Jenseits. Stellt euch ein Kind vor, das auf dem Dachfirst sitzt. Es sieht seine Mutter. Es stürzt sich hinunter. Was geschieht? Meint ihr, seine Mutter wird es fallen lassen? Sie wird es auffangen. Dasselbe ist, wenn ihr ins Jenseits fallt. Ich glaube, ihr wollt Gott innen nicht begegnen. Wollt ihr es, dann müßt ihr den Preis dafür bezahlen. Was ist der Preis? Nehmt täglich das Kreuz auf euch. Es kostet kein Geld. Werft eure schmutzigen Kleider ab und geht nach oben. Die Erde, der physische Körper, sind nur Kleider, die ihr tragt.

Krishna sagt in der Gita: ”Wir müssen unsere Kleider wechseln.” Werft dieses Kleid ab, werft noch eine weitere Schale ab, werft die dritte Schale ab - dann seid ihr da. Wir haben uns mit den äußeren Formen so sehr identifiziert, daß wir uns selbst vergessen haben.

Frage: Heute hole ich mir die Ticket-Bestätigung nach Bombay.

Antwort: 0, du hast vor, hier zu sterben und dorthin zu gehen, dort geboren zu werden. Das heißt Sterben. Wenn er hier stirbt, bin ich sehr froh, daß er sich das Ticket besorgt hat. Er will nach Bombay, ganz zu schweigen von Gott. Du hast das Ticket, und du möchtest nicht in die andere Welt gehen. Genau so ist es. Der Zug steht bereit. Gott gibt das Signal ”beeile dich, beeile dich”, doch du möchtest nicht einmal einsteigen. Ein Flugzeug startet nur am Flugplatz, an keinem anderen Ort. Von diesem Flugplatz ... (der Meister zeigt auf das Augenzentrum).

Frage: Das Ticket ist für den 20. Dezember ausgestellt.

Antwort: Dir wurde natürlich das Ticket ausgestellt, als du initiiert wurdest! Du hast ein Ticket bekommen, jetzt liegt es an dir, abzufliegen. Du brauchst kein Geld, keine Anstrengung, nichts. Nur hören, in Verbindung kommen. Alle Sorgen werden verschwinden. Wenn du Schmutz ins Feuer wirfst, wird er verbrannt. Alle Sorgen und Enttäuschungen, alle Hoffnungslosigkeit, alles wird verbrannt, wenn du in Verbindung kommst.

Frage: Wenn das Licht kommt, weicht die Dunkelheit.

Antwort: Ja, sicherlich. Aber wir möchten nicht im Licht bleiben, das ist alles. Wir nutzen nicht, was wir bekommen haben. Dabei habt ihr ein Vorrecht erhalten.

Es wird erzählt, ein Heiliger hatte Mitleid mit einem sehr armen Mann. Er gab ihm einen Zauberstein, einen Stein, der durch Reiben jedes Metall in Gold verwandelt. Er sagte dazu: ”Du kannst ihn einen Monat lang behalten und soviel Gold erzeugen wie du willst.” Da ging der arme Mann auf den Markt, um sich nach dem Preis für Eisen zu erkundigen. ”Er ist gestiegen”, wurde ihm gesagt, ”von drei Rupien auf fünf. Fünf Pfund für ein Maund.” Er ging und kam am nächsten Tag zurück in der Meinung, es würde billiger werden. ”Es ist auf sieben Rupien gestiegen”, wurde ihm mitgeteilt. ”Gut, ich warte.”, dachte er. Nach einigen Tagen kam er wieder. Es war noch teurer geworden. Es stieg weiter auf zwanzig, dann auf dreißig Rupien. ”Es ist noch immer zu teuer.” Er wartete weiter. Er wartete darauf, daß das Metall billiger werden würde, aber die ihm zugestandene Zeit war abgelaufen. Ein Monat war vergangen. Er hatte den Zauberstein nicht genutzt und mußte ihn nun zurückgeben. Wir handeln genauso. Was müssen wir zahlen? Laßt alle Verhaftungen los, das ist alles. Wenn ihr sie nicht loslassen könnt, dann nehmt Verbindung auf und sie werden verbrannt. Die weltlichen Sorgen lassen es nicht zu, daß wir hinübergehen, daß wir täglich sterben. Wir denken: ”Wenn diese Sorgen vorbei sind, werde ich beginnen.” Das ist nicht richtig. Die Sorgen halten an, bis wir den Körper verlassen. Warum nicht jetzt den besten Gebrauch davon machen? Versteht ihr mich jetzt? Die Zeit vergeht.

Jemand brachte ein Pferd zu einem Wasserrad. Wenn sich das Rad dreht, entsteht ein Geräusch, und das Wasser fließt heraus. Der Mann stand neben der Wasserpumpe und rührte sich nicht. Der Aufseher fragte: ”Warum läßt du dein Pferd nicht trinken?” ”Ich gebe ihm erst Wasser, wenn dieses unangenehme Geräusch aufhört.” antwortete er Der Aufseher entgegnete: ”Wenn das Geräusch aufhört, fließt auch kein Wasser mehr.” So geht alles weiter seinen Gang. Wir denken nicht im Traum daran, daß wir alles verlassen müssen. Der einzige Preis, der gezahlt werden muß, ist, sein Kreuz täglich auf sich zu nehmen.

Es gibt verschiedene Methoden, dem Menschen verständlich zu machen, worum es geht. Das Wichtigste ist, in Verbindung zu kommen, doch ihr müßt selbst den Zug oder das Flugzeug am Flugplatz besteigen. Nicht auf der Straße! Ihr müßt dorthin gelangen. Ihr könnt den Scheck nur am Schalter einlösen. Der Schalter ist hier (Der Meister zeigt erneut auf das Augenzentrum). Versucht es einige Tage lang, und alle Sorgen werden von euch abfallen.

Um ehrlich zu sein, ihr habt den Wert dieser Wahrheit, die ihr erhalten habt, nicht erkannt. Welches Glück habt ihr! Dennoch sorgt ihr euch, ringt die Hände und nickt. Ich meine, der Lehrgang ist nicht schwierig - ihr nehmt euch nur nicht regelmäßig Zeit. Ihr werdet es erreichen, wenn ihr ein, zwei oder drei Monate lang durchhaltet, die ganze Zeit dafür einsetzt und euch von allem Äußeren, selbst von eurer Verhaftung an den Körper, zurückzieht. Es gibt keine Frage nach dem Wo, es ist bereits da. Ihr müßt euch nach innen wenden, das ist alles. Dann hören alle Sorgen auf.

Was heißt weltliche Gesinnung? Weltliche Gesinnung ist, wenn ihr den Herrn vergeßt. Geld, Familie und alles andere sind Täuschung oder Maya. Maya entsteht, wenn ihr Gott vergeßt. Alles ist Maya. Gibt es irgendwelche weiteren Fragen?

Frage: Meister, befürwortest du, daß sich die Männer ihre Haare kurz schneiden lassen, wenn sie Satsangis werden?

Antwort: Nein, das nicht. Ob ihr langes Haar tragt oder nicht spielt in der Spiritualität keine Rolle. Das betrifft nur das gesellschaftliche Leben. Wirkt es sich auf euer gesellschaftliches Leben aus, werdet ihr es nicht leicht haben. Weltliche Menschen zeigen auf euch: “0 schaut ihn an!” Sie werden euch mißbilligen. Liegt euch nichts an Gesellschaft, läßt es euch unberührt. Es ist eine gesellschaftliche, keine spirituelle Frage. Für die Spiritualität spielt es keine Rolle, ob ihr langes Haar habt oder nicht. Dennoch ist aber mit dem Tragen von langem Haar ein spiritueller Aspekt verbunden. Heilige lassen ihr Haar wachsen, sie verehren die Natur. Sie zerstören sie nicht. Die Blätter der Bäume fallen ab, wenn sie trocken sind; grüne Blätter fallen nicht ab. Wir verehren also das Leben. Benutzt ihr einen Kamm, gehen alle abgestorbenen Haare aus. Schneidet ihr euer Haar, wächst es dennoch wieder. Das ist das Gesetz der Natur.

Heute gibt es das Problem der Hippies. Man steht nicht auf gutem Fuß mit ihnen. Überall werden sie mißbilligt, weil sie zu Drogen greifen. Die indische Regierung will sie deshalb nicht. Es ist eine schlechte Gewohnheit, die sie angenommen haben. An sich bedeutet das Wort ”Hippie” friedfertig, friedliebend. Doch lieben sie den Frieden? Die Seele wird durch die Verbindung mit dem höheren Bewußtsein berauscht. Sie borgen jedoch nur aus und die Gewöhnung an Drogen zerstört ihr Bewußtsein. Wir sollten bewußter werden. Wenn wir Rauschmittel nehmen, wird unser Bewußtsein selbstverständlich beeinträchtigt. Dann müssen wir auf die niedrigeren Stufen des Lebens zurück. Versteht ihr, was ich meine? Ihr seid in euren sozialen Gewohnheiten festgefahren und kommt nicht darüber hinaus - ihr seht alles von eurer Warte aus. Selbst wenn ihr eure Nägel schneidet, wachsen sie wieder. Würden sie nicht wachsen, dann wäre das in Ordnung. Finger haben keine toten Nägel. Deshalb verehren Heilige das Leben, sie überlassen die Dinge der Natur. Abgestorbenes Haar kann mit einem Kamm entfernt werden. Wir alle verehren das Leben, das Bewußtsein. Dieser Grundsatz liegt hinter dem, was ich euch sage. Ob ihr langes Haar habt oder nicht, hat wenig mit eurem spirituellen Leben zu tun. Im Falle der Yogis ist es, wenn sie Kumbhak üben, sehr wichtig, langes Haar zu haben, um die Gehirnpartie des Schädels zu schützen. Sie kontrollieren den Atem dort, am zehnten Tor. Für sie ist es erforderlich. Alle Rishis hatten langes Haar. Wenn ihr eine Methode benützt, die die Pranas einbezieht müßt ihr es lang lassen.

Frage: Die meisten von uns haben Drogen genommen, bevor sie zum Pfad fanden. Beeinflußt die Tatsache, daß wir Drogen nahmen, unseren spirituellen Fortschritt nachteilig?

Antwort: Sicherlich. Wir sind bewußte Wesen. Wir müssen bewußter werden. Alles, was dazu beigetragen hat, euer Bewußtsein zu schädigen, zieht euch zu den niedrigeren Stufen des Lebens zurück. Das bedeutet, sich selbst zu töten.

Frage: Viele von uns wurden durch Drogen auf das spirituelle Leben aufmerksam.

Antwort: Laßt es bleiben, laßt es bleiben. Nehmt kein weiteres Gift, das ist alles.

Frage: Aber wird unser Fortschritt jetzt durch das beeinflußt, was wir getan haben?

Antwort: Nein. Wenn ihr mehr Zeit für die Meditation einsetzt, wird sich alles klären. Das geht in Ordnung. Setzt mehr Zeit ein. Denkt nicht einmal mehr im Traum daran. Alles Gift, das ihr geschluckt habt, kann entfernt werden. Aber hört auf, weiter Gift zu nehmen. Das ist alles. Mehr wird nicht verlangt. Sonst noch was?

Das gesellschaftliche Leben ist nur eine bestimmte Lebensart. Es lebte einmal vor etwa vierzig oder fünfzig Jahren ein Atheist. Er kam nach Lahore und forderte dort alle Oberhäupter der verschiedenen Religionen heraus, die Unabdingbarkeit ihrer Religion zu beweisen. Im allgemeinen verstehen die Menschen unter dem Wort Religion eine soziale Religion, nicht was es eigentlich bedeutet, nämlich ”Re” zurück und ”ligio” (von lateinisch ”legare”) binden. Sie denken nicht einmal im Traum an diese Bedeutung. Die Religionsführer kamen alle. Es war ein sehr interessantes Problem. Ich ging auch hin, um herauszufinden, was dahintersteckt. Ich saß in der vordersten Reihe. Alle Religionsoberhäupter standen auf und versuchten nachzuweisen, daß ihre soziale Lebensweise die beste sei. Die Sikhs sagten, langes Haar wäre notwendig und dieses und jenes. Die Hindus vertraten ihre äußere Lebensform. Die Christen brachten ihre Anliegen zur Sprache, die Mohammedaner wieder etwas anderes. All dies führte zu Meinungsverschiedenheiten. Da stand der Atheist auf und sagte: ”Seht, liebe Freunde, wenn ihr heiraten wollt, steht ihr mit eurer Braut vor einem Gottesmann, und ihr werdet von diesem frommen Mann getraut; vielleicht von einem Bischof, vielleicht von einem Pandit, vielleicht von einem anderen frommen Mann. Vor hundert oder zweihundert Menschen erklärt er: “Vom heutigen Tag an ist diese Verbindung gesetz- und rechtmäßig.” Dann geht das Mädchen mit seinem Ehemann fort, und niemand findet etwas falsch daran. Vor der Hochzeit aber fragte jeder: “Was tun sie?” Dann fügte der Atheist noch hinzu: ”Was ist da der Unterschied?” Ich saß vorne und stand auf. ”Lieber Freund, damit stellst du alle sozialen Bräuche und Religionen in Frage.” “Ja,” sagte er. Ich fuhr fort: ”Angenommen, es fänden sich zehntausend Menschen zusammen, die so denken wie du, dann müßtest du eine Gemeinschaft gründen. Du würdest bestimmte Regeln festlegen, an die man sich halten muß, nicht wahr? Nach einiger Zeit entdeckst du, daß eine Regel nicht richtig war, und du verbesserst sie. Du weißt, das Leben ist sehr kostbar, jeder Augenblick des Lebens. Wäre es nicht besser, bei den sozialen Formen zu bleiben, die sich im Laufe der Zeit bewährt haben, und das Kreuz auf sich zu nehmen, sich über den Körper zu erheben, um sich selbst und das Überselbst zu erkennen?” ”0, du hast recht.”, stimmte er zu.

Wir sind also festgefahren. Soziale Verbände werden nur gebildet, damit viele Menschen den Vorteil der Lehren nutzen können, die unter Führung eines erwachten Menschen verbreitet werden. Aber aus Mangel an erwachten Menschen geht alles schief. Sobald in den Religionen das bezahlte Predigen begann, wurde alles zugrunde gerichtet. Ich bin sehr offen. Jeder Meister kommt, um die gleiche alte Sache wiederzubeleben. Ich sage euch nichts Neues. Soziale Religionen haben die bestimmte Lebensform begründet und sagen, dies sei das ein und alles. Die Schale ist dazu bestimmt, den Kern zu schützen. Gott hat alle Früchte mit einer Schale versehen. Doch was ist das Ergebnis, wenn die Schale entartet und sich niemand um den Kern küm-mert? Man trägt nur das Abzeichen einer bestimmten sozialen Lebensform, das ist alles. Das ist keine Religion. Es kann als soziale Religion bezeichnet werden. Wahre Religion ist, wenn man sich mit Gott wieder verbindet, sein Kreuz auf sich nimmt. Könnt ihr das Kreuz nicht von selbst auf euch nehmen, dann gibt euch jemand einen Auftrieb, damit ihr etwas erhaltet. Dann geht unter seiner Führung weiter.

Die Meister kommen, um der ganzen Welt zu predigen. Sie kommen, um von der Ebene des Menschen aus zu predigen. Der ”Manav KendraMensch”, was bedeutet das? Manav Kendra ist ein Zentrum für den Menschen, nicht für die Religionen. Religionen waren dazu bestimmt, vollkommene Menschen heranzubilden. In der Manav Kendra-Broschüre könnt ihr die Beschreibung eines vollkommenen Menschen lesen. Bleibt wo ihr seid. Bei religiösen Ritualen werden die äußeren Lichter entzündet, aber das Licht ist in euch. Wendet euch nach innen und seht. Was nutzt es, äußere Symbole zu haben, sog-lange ihr das Eigentliche nicht erkennt, wovon sie nur ein Abbild sind? Dies nennt man Apara Vidya. Alle Methoden, die der Mensch geschaffen hat und die sich auf die nach außen gehenden Kräfte, auf den Körper oder den Intellekt beziehen, sind Apara Vidya. Sie sind exoterisch, nicht esoterisch. Was euch gegeben wurde, ist esoterisch.

Es ist also nicht notwendig, die äußere Form zu ändern. Wenn ihr festgefahren seid, habt ihr einen beschränkten Blickwinkel. Erhebt euch darüber. Fliegt mit einem Flugzeug, und ihr erkennt, wie alles Äußere an Bedeutung verliert. Ich erkläre euch nur das, was den Lehren aller sozialen Religionen zugrundeliegt. Könnt ihr es selbst, gut. Ein Blinder braucht zwei Augen, um zu sehen. Hat er sie nicht, muß er nach Hilfe suchen. Wer gibt sie ihm? Gott im Meister. Er will euch nicht mit seinem eigenen Selbst verbinden, sondern mit Gott, der bereits in euch ist. Das ist alles.

Irgendeine andere Frage? Nein?

Gut. Ich wünsche euch allen, seid fröhlich. Laßt euer Gesicht leuchten - strahlende Augen, hoffnungsvolle Miene. Kein Brüten, keine Falten auf der Stirne. Lernt zu lächeln. Wo ist unser Freund, Mr Smiley. Freude, versteht ihr, ist wie das Öl für die Maschine. Wenn ihr etwas erhaltet, seid dankbar dafür. Geht immer weiter. Die Zeit vergeht. Eure Zeit wird knapp. Jeder Tag, jede Stunde, jede Minute bringt euch dem Ende der Zeit entgegen, die euch auf Erden zugestanden wird.

Wenn ihr zwei, drei, vier, zehn Tage oder einen Monat lang etwas tut, hat das Gemüt die Neigung, es beizubehalten, wie ein Esel oder Muli, den ihr einige Tage lang einen bestimmten Weg führt. Danach wird er diesen Weg selbst mit verbundenen Augen gehen. Regelmäßigkeit wird zur Gewohnheit. Das Gemüt schlägt darin natürlich diese Richtung gerne ein. Jetzt ist es zu sehr außen verhaftet. Deshalb geht es nicht gerne nach innen, denn von den vierundzwanzig Stunden des Tages seid ihr die meiste Zeit außen gebunden. All das ist zur Gewohnheit geworden, und Gewohnheiten werden zur zweiten Natur. Ihr müßt sie auflösen, indem ihr sie an die andere Seite bindet. Wenn ihr so eine gewisse Zeit voll und ganz gebunden seid, löst ihr euch von selbst von allem anderen. Das ist wahre Entsagung.

Bleibt also wo ihr seid, bleibt in eurer Gesellschaftsform. Vielleicht als weltlicher Mensch, vielleicht als Sadhu oder sonst etwas, und dann geht nach oben. Alle müssen aufsteigen. Der innere Weg ist für alle der gleiche. Es gibt sicher einige härtere Wege, schwierige Wege, andere wiederum sind natürlich. Der Weg, auf den ihr gestellt seid, ist natürlich. Selbst ein Kind kann ihn gehen.
Du gehst also nach Bombay?

Frage: Ja ... Wirst du in den Ashram kommen?

Antwort: Dies ist der Ashram. Der Körper ist der Ashram. Begegne Ihm innen. Er wartet dort auf dich. Du mußt Ihn nicht rufen. Er wartet auf dich. Ein Mann war dem Spiel verfallen. Sein Vater lag schwerkrank zuhause. Die Leute sagten: ”Kommst du? Dein Vater ist schwerkrank, er liegt auf seinem Totenbett.” ”Ja, gut, ich komme.” sagte er. Doch er blieb, vom Spiel gefesselt. ”Nur noch ein Spiel.”, meinte er. Sie kamen wieder und sagten: ”Dein Vater ist gestorben.” “Ja, gut, ich komme, macht den Leichnam zurecht.” Doch er fuhr fort zu spielen. Sie sagten: ”Sie tragen die Leiche schon zum Verbrennungsplatz.” ”Ja, gut, ich werde rechtzeitig dort sein, ich werde kommen.”

Wir machen es genauso. Wir sind so sehr ins Spiel vertieft, mit Lappalien beschäftigt, daß wir sagen: ”Ja, gut, wir werden es heute abend tun.” Wenn die Zeit kommt, verschieben wir es auf morgen und dann auf den nächsten Tag. Wir sagen: ”Diese Arbeit ist wichtiger, sie muß erledigt werden. Diese Sache muß zu Ende gebracht werden.” So machen wir weiter, bis der letzte Augenblick kommt. Doch dann müssen wir den Körper verlassen. Ist es nicht so ähnlich? Nun, was können wir tun? Ihr habt es verstanden, lebt danach. Das ist das einzige. Verstehen allein genügt nicht, denn das bringt euch nirgendwo hin. Es gibt zwar eine gewisse intellektuelle Befriedigung, aber ihr bleibt, wo ihr seid.

Geht zum Flugplatz, um das Flugzeug zu besteigen. Ihr habt das Flugticket. Ohne Flugticket könnt ihr den Flughafen nicht betreten. Es steht euch frei - und ihr, was macht ihr? Ihr sagt: ”Ich brauche erst noch dies, ich muß das noch tun.” Des-halb sagen Heilige von ihrer frühesten Kindheit an, wir müssen uns ganzheitlich entwickeln: Physisch, intellektuell und spirituell. Sogar Kinder haben rechtes Verstehen. Warum ihr nicht? Sie lernen mehr, solange sie Kinder sind. Sie ahmen euch nach. Jung oder alt, jeder sollte einen Anfang machen. Wer weiß, wann euer Leben enden wird? Wir haben keine Garantie. Der Zeitpunkt ist festgesetzt, aber wir kennen ihn nicht. Er steht bereits fest.

Wir müssen uns ein Beispiel nehmen, dem wir folgen. Lernt zuerst, den Körper zu verlassen - das ist alles. Gott segne euch.

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