Sukh Purvak Pranayama (eine leichte und bequeme Übung)

 

Wenn man im  >Padam<  oder  >Sukh Asana< sitzt, soll man das rechte Nasenloch mit dem Daumen der rechten Hand schließen und die Luft langsam und rhythmisch in einem langen und ununterbrochenen Ausatmen durch das linke Nasenloch entlassen. Nun ist das linke Nasenloch durch den kleinen Finger oder den Ringfinger der rechten Hand zu schließen, und der >Vahya Kumbhak< ist aufrechtzuerhalten, solange es bequem und ohne Anstrengung möglich ist. Danach ist der Atem ganz langsam durch das rechte Nasenloch einzuziehen, nachdem der Daumen entfernt ist, dem dann wiederum der >Antar Kumbhak< folgt. Und nunmehr wird es umgekehrt geübt. Diese acht Vorgänge bilden einen >Pranayama<. Man sollte mit fünf bis zehn Pranayamas morgens und abends bei leerem Magen beginnen und sie nach und nach bis auf zwanzig steigern, einschließlich des erweiterten >Kumbhak< oder des Zurückhaltens des Atems, ohne daß es irgendeine Unbequemlichkeit verursacht.

 

Währende der Übung sollte man den Gedanken aufrechterhalten, daß >Divya Sampardie (Niyamas) wie Barmherzigkeit, Mitleid, Liebe, Friede und Freude in das System aufgenommen und >Asuraya Sampardie< (Yamas) wie Ärger, Lust, Gier und Selbstsucht durch das System ausgestoßen und abgelegt werden. Man kann während der >Pranayamas< auch >Simran< üben.

 

Bei den höheren Stufen des >Pranayama< steigt die Lebensenergie in der >Sushmana Nadi< und bewegt sich >sahasrar< entgegen. Die Bewegung wird zuerst wie die einer Ameise empfunden und wandelt sich allmählich in die eines Frosches, bis sie mit der Reinigung und Säuberung der >nadi< durch die fortwährende Praxis wie ein Vogel zu fliegen beginnt.

 

Es gibt verschiedene Arten, den Atem unter Kontrolle zu halten, nämlich:

 

1)     Ausatmen und Einatmen durch beide Nasenkanäle, verunden mit >Kumbhak<.

2)     Ausatmen und Einatmen durch nur einen der Nasenkanäle, mit nachfolgendem >Kumbhak<.
Man nennt diese Übung >Surya Bhedana< und >Chandra Bhedana<, wenn jeweils durch die rechte und linke Seite ausgeführt.

3)     Einatmen durch beide und Ausatmen durch einen der beiden Nasenkanäle.

4)     >Shitkari< und >Shitali<: Es sind zwei Arten, die Luft durch geschürzte Lippen und die Zunge einzuziehen und aufzunehmen (nachdem beide Nasenlöcher geschlossen wurden) und, nachdem man sie tief unten etwas angehalten hat, sie durch die Nasenlöcher wieder zu entlassen.
Es ist, als ob man den Lebensatem durch die Tülle trinken würde.

5)     >Bhastrika< besteht darin, daß der Atem in rascher Folge durch den einen Kanal genommen und der ganze Atem dann langsam durch den anderen Kanal wieder ausgestoßen wird; danach wird gewechselt. Diese Übung wird mit einem Blasebalg verglichen und darum Blasebalg-Atmung oder >Bhastrika< genannt.

 

>Pranayama< oder Yoga-Atmung kann unter der Leitung eines Guru oder Adepten auf diesem Gebiet nutzbringend und erfolgreich geübt werden, wenn der Ausübende Wahrhaftigkeit, Enthaltsamkeit, Gelassenheit, Mäßigkeit in der Diät, Geduld und Demut beachtet und nicht irgendeinem Laster verfallen ist, und vor allem, wenn er von Herz- und Lungenkrankheiten und von angeborenen Leiden frei ist. Das Höchste, was man durch  >Pranayama<  erreichen kann, ist, daß die zusammengerollte Schlangenkraft der Kundalini, die im latenten Zustand am Wurzelzentrum liegt, erweckt und zu voller Aktivität gebracht wird. Indem sie im >Sukhmana< immer höher steigt, werden die verschiedenen Feinstofflichen Zentren in den subtilen >nadis< erleuchtet, bis sie zuletzt >Sahasrar<, die Quelle des Lichts, erreicht. Mit der Zerstörung des Schleiers, der über dem Glanz der Ewigkeit liegt, kommt das Gemüt rasch zur Vertiefung, und die Konzentration ergibt sich von selbst.

 

Die Muskel- und Nervenkontrolle, die durch die Praxis von >Asanas< erlangt wird, ist nur eine Vorbereitungsstufe. Die wirkliche Yoga-Technik beginnt mit dem Nutzbarmachen der Lebensenergien oder der zehn Motoren im Körper.

 

>Pranayama< führt zu >Chit Shudhi<, >Manas Shudhi< und >Nadi Shudhi<; es beruhigt dadurch das Gemüt, hilft bei der Konzentration und trägt dazu bei, die Umhüllungen oder >koshas< der Seele zu zerstören. Es entfernt alle Wünsche, verbessert die Verdauung, hilft  >brahmacharya< (Enthaltsamkeit) aufrechzuerhalten und führt zu >ekagrata< (Zielstrebigkeit) und >kumbhak< (einem friedvollen Zustand) mit oder ohne >purak< und >rechak< oder den Ein- und Ausatmungsprozeß.

 

>Pranayama< soll man üben, nachdem man seine Notdurft verrichtet hat und nach gründlicher Reinigung der >nares< oder Nasenkanäle mit reinem, lauwarmen Wasser und durch Gurgeln. Man sollte die Übung ausführen, wenn man ganz alleine ist, in sitzender Haltung und mit geschlossenem Mund. Die Fenster des Raumes sollten geöffnet sein, damit frische Luft einströmen kann.

 

Nachdem man fünfzehn Minuten geübt hat, ist es gut, eine Tasse Milch zu nehmen.

 

Man sollte nie unmittelbar nach solchen Übungen baden.

 

Ziel des Pranayama ist, die Wellen (vritis) des Gemüts einzudämmen und den Gemütsstoff so stetig zu machen, wie der Strahl einer Lampe ist, die an einem windstillen Platz steht. Jede Übung (abhyas) ist dazu angetan, das Gemüt zu seiner Quelle - >Hirdya Guha< - zu bringen, damit es im >atman< aufgeht.

 

Die üblen >vritis< des Gemüts können durch gute ersetzt werden, so wie Lust (kama) durch Enthaltsamkeit ((brahmacharya), Stolz (madha) durch Demut (nimrta), Habgier (lobh) durch Genügsamkeit (santosh), Knickerigkeit durch Großzügigkeit, Täuschung durch Unterscheidung, Verderbtheit durch Redlichkeit, Wankelmut durch Entschlossenheit, Überheblichkeit durch Höflichkeit, Eifersucht durch Großmut, Bindung durch Loslösung, Feindschaft durch Freundschaft und so fort.

 

Die Vedanta-Methode besteht darin, daß man die Zweige des >sankalpa< vom Baum des Gemüts (manas) abtrennt und dann den Baum selbst fällt, indem man die Wurzeln des Ego abschneidet.

 

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