10

 

Die äußeren Kennzeichen oder Merkmale eines Menschen der den Meister wahrhaft liebt

 

Liebe oder Nächstenliebe ist das Merkmal der Seele oder des Herzens. Liebe zur Welt ist nicht Liebe, sondern heißt Lust oder Verhaftetsein. Die Leute sprechen zwar von Liebe, aber wo ist sie? Sie wissen nicht einmal, was Liebe ist. Es heißt, daß man die Liebe finden kann, indem man einfach jemand sein Herz schenkt und dann ohne Herz umgeht. Wenn euch euer Herz von jemanden genommen wird, was bleibt euch dann? Nur der kann wirklich verstehen, was Liebe ist. Die äußeren Kennzeichen eines Menschen, die liebt, sind unbedingter Gehorsam und vollkommene Selbsthingabe. Er achtet die Wünsche des Geliebten oder des Meisters. Er will dem Meister Freude machen – nicht sich selbst. Liebe ist kein Geschäft. Sie wächst nicht auf dem Feld und man kann sie nicht im Laden kaufen. Sie ist eurer Seele bereits eingeboren und kann ganz stark werden, wenn ihr jemandem begegnet, der von Liebe überfließt. Wir haben den menschlichen Körper erhalten, in dem wir diese Liebe entwickeln können. Wie ich euch sagte, ist Liebe eurer Seele bereits eingeboren. Sie braucht nur Bindungen an jemanden. Statt sie an die Überseele oder an Gott, der die Allbewußtheit ist, zu binden, haben wir unsere Seele an den Körper gebunden, an die nach außen fließenden Energien und die äußere Welt. Das ist der Grund, warum wir immer wieder in die Welt zurückgekommen sind. Wenn wir dagegen Gott lieben, der uns ja schon im Körper überwacht, wohin gehen wir dann? Wir gehen natürlich dahin, wo Gott ist – wir brauchen nicht mehr auf die Erde zurückkehren.

Unsere Liebe wird nur aufleuchten, wenn wir mit einem zusammen sind, dessen Liebe überfließt. In der Gemeinschaft mit ihm werden wir von seiner Liebe angesteckt, strahlt sie auf uns aus. Wer kann diesen Weg gehen? Wer Körper, Gemüt und Seele und sogar einen Glauben völlig hinzugeben vermag. Der Geliebte ist alles für ihn. Er ist bereit, alles für den Geliebten zu opfern. Sarmad, ein großen Heiliger, wurde gefragt: „Schön, du hast deinen Meister gefunden – was hast du nun davon?“ Er erwiderte: „Um den menschlichen Körper zu retten, müßt ihr alles opfern, Geld und Bindungen. Um eure Seele zu retten, müßt ihr euren Körper opfern. Um euren Glauben zu retten, müßt ihr viele Leben opfern. Alle Fesseln meines Körpers, des Gemüts, der Seele und des Glaubens sind nun zerschnitten. Was kann ich mehr wollen? Nur das Wort des Meisters ist mein Glaube. Nur das Wort des Meisters ist mein Leben. Es ist das Brot des Lebens, das Wasser des Lebens.“

Völlige Selbsthingabe und unbedingter Gehorsam sind also die äußeren Kennzeichen eines Menschen, der liebt. Wer kann sie erlangen? Wer sich nicht um Äußeres kümmert. Für ihn ist das Wort des Meisters die Bibel, die Veden oder der Koran. Was steht schließlich in den Veden, dem Koran und der Bibel? Nur die Aussagen bestimmter Meister, die eins mit Gott, die Gott im Menschen waren. Ihre Worte bilden den Inhalt unserer heiligen Schriften. Die Worte der Meister, die Fleisch gewordenes Wort waren und unter uns lebten, sind in den heiligen Schriften niedergelegt. Wenn ihr einem begegnet, der das Fleisch gewordene Wort ist, so ist sein Wort die Bibel, der Koran und der Guru Granth Sahib.

Wer kann Körper, Bindungen, Seele und alles hingeben? Nur ein wirklich sehr mutiger Mensch. Das äußerliche Zeichen oder Merkmal eines Liebenden ist, daß er dem Meister unbedingten Gehorsam erweist. „Wenn ihr mich liebt, dann haltet meine Gebote.“ Das hat Christus gesagt. Alle anderen Meister haben dasselbe betont. Guru Nanak sagte: „Der Gott im Menschen ist der wahre Gott, der wahre Guru.“ Denen, die nur dem Körper huldigen, bleibt weniger Hoffnung als denen, die seinen Worten gehorchen. Die Erlösung ist ihnen eine sicher Gewißheit. Wir sollten die Worte des Meisters achten und ihnen gehorchen. Dann kehren wir sicher in das Haus unseres Vaters zurück. Jenen aber, die dem Meister nur äußerlich huldigen und nicht nach seinen Worten leben, bleibt noch Zeit. Zeit spielt dabei eine wichtige Rolle. Darum sagte Christus: „Wenn ihr mich liebt, dann haltet meine Gebote.“ Das ist der erste Schritt. Am Ende geben wir Körper, Gemüt, Seele und alles andere hin. Ein solcher Mensch hat keinen eigenen Willen mehr – der Wille des Meisters ist sein willen. Seht nun, wo ihr wirklich steht. Wenn ihr alles gebt, bleibt Gott. Welt buchstabiert man (im Englischen)  W  o  r  l  d. Wenn ihr diese Ichheit in euch herausnehmt, seid ihr Gott. Wenn ihr das ‚l‘ aus dem Wort ‚W  o  r  l  d‘ herausnehmt, bleibt nur WORD (das WORT). ‚Im Anfang war das Wort, das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort.‘ Diese kleine Ichheit, dieses Ego, steht uns im Weg zu Gott. Wenn ihr euch Gott im Menschen völlig hingebt (dem Gott im Menschen, nicht dem Körper, obwohl wir ihn natürlich achten), dann ist euer ‚l‘ oder die Ichheit ausgelöscht.

Es gibt eine Geschichte von Guru Ram Das, dem vierten Guru der Sikhs. Die Meister prüfen ihre Schüler immer, um zu sehen, wie weit sie sind. So gab sein Meister (Guru Amar Das) den Befehl, bestimmte Terrassen aus Lehm zu errichten. Alle Schüler begannen weisungsgemäß, die Terrassen zu errichten. Als sie fertig waren, besah sie der Meister und sagte: „Sie sind nicht gut – das ist nicht richtig. Ihr werdet neue Terrassen bauen müssen.“ Wieder bauten die Schüler die Terrassen. Zwei-, drei-, vier-, fünfmal. Dann sagte der Meister: „Dieser Platz ist nicht gut. Dort drüben ist es besser.“ Nun, nach und nach hörten alle Schüler auf, Terrassen zu errichten – außer Guru Ram Das. Die anderen Schüler fingen an zu sagen, daß der Meister alt geworden sei und den Verstand verliere. Guru Ram Das aber sagte mit Tränen in den Augen: „Der Meister ist alle Weisheit und alle Bewußtheit: und wenn mir befohlen würde, diese Terrassen mein ganzes Leben lang zu errichten und zu zerstören, dann wäre es mein einziges Bestreben, seine Gebote zu befolgen.“ Er besaß vollkommene Selbsthingabe.

Versteht ihr mich? Das bedeutet völlige Selbsthingabe. Jetzt prüft euch – Schritt für Schritt – wo ihr steht. Wenn ihr Gott finden wollt, müßt ihr Selbsthingabe besitzen. Wenn es kein ‚l‘ mehr gibt, dann...? Gott ist bereits in euch, er braucht nichts von außen zu kommen. Es ist eure Ichheit oder das Ego, das im Wege steht. Dieses Ego wirkt, wenn ihr euch des Körpers bewußt seid, sei es physisch, astral oder kausal. wenn ihr euch über den physischen Körper erhebt, wird die physische Ichheit ausgelöscht. Wenn ihr euch über den astralen Körper erheben, verliert ihr auch die astrale Ichheit. Wenn ihr euch über den kausalen Körper erhebt, dann werdet ihr vollständig begreifen, wer ihr seid. Euer Wille ist der Wille des Herrn. Des Herrn ist in euch.

wie fängt das an? wenn ihr die Gebote des Meisters befolgt. Was sagt der Meister? Er sagt: „Haltet euer Leben rein – laßt das Äußere eine Zeitlang beiseite und wendet euch nach innen  - erhebt euch über das Körperbewußtsein – verbindet euch mit der zum Ausdruck kommenden Gotteskraft, dem Licht und dem Tonprinzip in euch – dann erhebt euch über den astralen und den kausalen Körper. Ihr werdet erkennen, was ‚Ich und der Vater sind eins‘ bedeutet. Ihr könnt euch dann weiter in einen überbewußten Zustand erheben. das ist das höchste Ziel.“ das beginnt mit völliger Selbsthingabe und unbedingtem Gehorsam dem Meister – natürlich Gott in ihm – gegenüber. Wir verehren seinen Körper, denn der menschliche Pol ist gesegnet, in dem die Gotteskraft wirkt, in dem sie sich offenbart. Wie kann ein Mensch, der an den Äußerlichkeiten weltlichen Ansehens hängt, auch nur einen schritt auf diesem Wege tut?

Das wurde uns von allen früheren Meistern eingeschärft. Sie kamen hierher, um euch zurück zu Gott zu bringen. Aber die Menschen hören nicht auf sie. manchmal gehen sie sogar soweit, die Meister zu belästigen. Wenn wir also auf dem Weg zurück zu Gott fortschreiten wollen, müssen wir diese Schritte tun. Ihr müßt unbedingt gehorchen. Warum sich an physische Freuden und Äußerlichkeiten hängen? Ihr solltet euch über sie erheben.

 

 


Weiter