13 Lernt zu sterben,
damit ihr zu Leben beginnen könnt
Wir unterliegen alle einer großen Täuschung. Was ist
das für ein Täuschung, in der wir dahintreiben? Wir sind alle Bewohner des
menschlichen Körpers, haben uns aber so sehr mit ihm identifiziert, daß wir so
wurden, als seien wir der Körper selbst. Dieser Körper wurde euch durch die
Gnade Gottes gegeben, um euren weg zurück zu Ihm zu finden. Ihr seid bewußte
Wesen, Tropfen aus dem Meer der Allbewußtheit. Durch seine Gnade habt ihr den
menschlichen Körper erhalten, die höchste Stufe in der Schöpfung, in dem ihr
zur wahren Heimat eures Vaters zurückkehren könnt. Wir unterliegen aus zwei
Gründen einer großen Täuschung: der Körper besteht aus Materie, und die ganze
Welt ist aus Materie gemacht. Die Materie verändert sich jeden Augenblick – und
zwar mit der gleichen Geschwindigkeit, mit der sich unser Körper verändert.
Wenn sich nun zwei Dinge mit der gleichen Geschwindigkeit verändern und wir uns
mit einem davon identifizieren, scheinen beide beständig zu sein. Angenommen, ein paar Leute rudern in einem Boot und
dieses treibt mit der Strömung des Flusses dahin. Wenn ihr euch nun mit dem
Boot identifiziert und die Geschwindigkeit des Bootes und die des Flusses
gleich ist, dann scheint ihr euch nicht zu bewegen. Die Frage ist nun, wie man
aus dieser Täuschung herausfindet. Der Körper und die Welt bestehen beide aus
Materie und verändern sich. Es gibt zwei Wege, von dieser Täuschung
freizuwerden. Einer davon ist Weitblick. Wenn jemand in einem Boot sitzt, sollte
er auf die Ufer des Flusses schauen; und er wird feststellen, daß er sich
flußabwärts bewegt. Aber der beste weg ist, nicht im Boot zu sein. Deshalb
raten die Meister: „O Meister, du unterliegst einer großen Täuschung, ob du
gebildet oder ungebildet, reich oder arm bist. Du mußt dich von dieser
Täuschung lösen, damit du fähig wirst, die Welt in der richtigen Perspektive zu
sehen.“ es gibt zwei Wege; und der erste ist Weitblick. Sich
auf einem Friedhof oder an einem Ort aufzuhalten, wo Tote verbrannt werden, ist
eine andere wirksame Methode. Dort werdet ihr Leute sehen, die die Toten auf
den schultern tragen, um sie entweder zu begraben oder den Flammen zu
übergeben. Aber wir haben uns selbst so sehr vergessen, daß wir, obwohl wir es
mit eigenen Augen sehen oder selbst einen Toten auf den Schultern tragen, noch
nicht überzeugt sind, daß auch wir diesen Körper eines Tages verlassen müssen.
So groß ist diese Täuschung! Das wäre also ein Weg; und der andere ist, nicht
im Körper zu sein. Wäret ihr nicht mehr im Boot, könntet ihr es mit den
Menschen, die sich damit identifizieren, flußabwärts treiben sehen. Damit man
das erkennt, haben die Meister gesagt: „Ihr müßt lernen, wie man den Körper
verläßt. Lernt zu sterben, damit ihr zu leben beginnen könnt.“ Ihr müßt euch
über das Körperbewußtsein erheben, dann seht ihr alles in seiner richtigen
Perspektive. Das ist also unser Zustand in dem Körper, den wir haben. Dann kommt die Frage, was mit unseren Angehörigen
ist. Wir sind mit ihnen als Folge unseres vergangenen Karmas, unseres geben und
Nehmens verbunden. Wenn das vorüber ist, müssen wir alle gehen – jeder muß
seinen eigenen Weg einschlagen. Dieser Körper bleibt nicht bei uns, noch
bleiben andere Körper, die als Folge der Vergangenheit in diese Welt gekommen
sind. Auch sie werden uns verlassen müssen oder wir sie. All unser Besitz muß
ebenfalls hier bleiben. Selbst dieser Körper, unser erster Begleiter, den wir
erhalten, wenn wir in diese Welt geboren werden, muß zurückbleiben. Wenn er
zurückbleiben muß, wie soll dann alles andere, mit dem er verbunden war, mit
uns kommen können? An diesen Ort, auf der Erde oder im menschlichen Körper,
lebt man nicht für immer. Eines Tages – früher oder später – müssen wir gehen.
Große Philosophen kamen in die Welt, Meister kamen in die Welt. Sie alle hatten
einen menschlichen Körper und verließen ihn wieder. Von dieser Regel gibt es
keine Ausnahme. Bevor wir das nicht richtig begreifen, können wir nicht
erkennen, wie die Dinge wirklich liegen. Die Meister sagen: „Ihr müßt diese
Welt verlassen. die Dinge bleiben hier – ihr geht mit leeren Händen.“ Aber wir
glauben es noch immer nicht. Es gibt nur zwei Wege, um die Dinge im rechten Licht
zu sehen. einer ist Weitblick – wie ihn ein Mann in einem Boot hat, der auf die
Ufer des Flusses schaut – der andere Weg ist, das Boot zu verlassen. Das ist
also die große Täuschung, die uns alle ins verderben treibt. Wenn uns diese
Dinge bewußt werden, dann wird sich unsere Einstellung ändern. Warum beuten wir andere bis aufs Blut aus? Warum
quälen wir sie? Sie haben den gleichen menschlichen Körper wie wir. Sie sind
vom gleichen Wesen Gottes – wie wir, Tropfen aus dem Meer aller Bewußtheit. Die
gleiche kontrollierende Kraft hält jeden von uns im Körper. Das höchste Ziel
ist, sich ins Gottbewu0tsein zu erheben. das ist nur möglich, wenn ihr euch
erst selbst erkennt – erkennt, wer ihr seid. Ihr seid nicht der menschliche
Körper, ihr wohnt nur in ihm, der höchsten Stufe der ganzen Schöpfung. Wir
müssen ihn auf beste Weise nutzen – das heißt lernen, wie man ihn verläßt. Dazu
raten uns die Meister immer, uns über das Körperbewußtsein zu erheben. „Lernt
zu sterben, damit ihr zu leben beginnen könnt.“ Wenn ihr das tut, tragt ihr die
richtige Brille, um klar zu sehen. Dann erscheint alles in seiner richtigen
Perspektive. Deshalb haben alle Meister gesagt: ‚Erkenne dich selbst.‘ Wir
tragen die Merkmale der verschiedenen Glaubensrichtungen, denen wir nur
angehören, um diese Wahrheit zu verwirklichen. Nur wenn ihr euch selbst
erkennt, werden eure Bindungen durchtrennt. Ihr seid für ein, zwei, drei oder sechs Monate aus
Amerika hierhergekommen. Ihr wißt, daß ihr zurückkehren müßt. Obwohl ihr euch
der Zeit hier erfreut, wißt ihr, daß ihr wieder gehen müßt. Wenn ihr euch mit
dieser Einstellung über das Körperbewußtsein erhebt, dann wäre euch immer
bewußt, daß diese Welt nicht eure Heimat ist. Die Heimat der Seele ist das Haus
unseres Vaters. Wir sind begünstigt, den menschlichen Körper zu haben, in dem
wir zum Haus unseres wahren Vaters zurückkehren können. Das ist den niedrigeren
Arten der Schöpfung nicht möglich. Sie kommen nur auf die Welt, um die
Rückwirkungen früherer Handlungen zu erdulden – um die Früchte ihres Tuns zu
ernten. Im menschlichen Körper, den wir als Rückwirkung der Vergangenheit
erhalten haben, sind wir innerhalb bestimmter Grenzen frei, unsere Schritte auf
den rechten weg zurück zu Gott zu lenken. Das beginnt damit, daß ihr euch über
das Körperbewußtsein erhebt. Ihr lernt, wie ihr den Körper willentlich
verlassen könnt. Dann ändert sich eure ganze Einstellung. So könnt ihr euch von
der großen Täuschung, die euch umfängt, befreien. Ihr seid nicht der menschliche Körper, sondern eine
bewußte Wesenheit. Ihr habt zwar den Intellekt, aber ihr seid bewußte Wesen.
Durch die Gnade Gottes habt ihr diesen menschlichen Körper bekommen, damit ihr
in eure Heimat zurückkehren könnt. Das bedeutet nicht, daß ihr die Welt
verlassen und in die Wälder gehen müßt. Ihr sollt hierblieben, eure Schulden
und eure Schulden und eure Geben und Nehmen beglichen und den Weg aufnehmen. Verwandschaftliche
Beziehung sind nur eine Folge der Vergangenheit, um eure Schulden mit Liebe zu
begleichen und nicht, wie wir es jetzt tun, der Täuschung zu verfallen. Wir
denken, daß wir hier für immer leben. Wir haben diese günstige Gelegenheit
erhalten, um den Weg zu finden. Aus diesem Grund haben wir uns den
verschiedenen Glaubensrichtungen angeschlossen. Die entsprechen äußeren
Merkmalen beziehen sich nur euren Körper. Ihr habt den menschlichen Körper
erhalten – ihr seid bewußte Wesenheiten. Eure wahre Heimat ist die vollkommene
Bewußtheit. Die erste Lektion, um den Weg zurück zu Gott zu finden, ist also,
daß ihr in einer großen Täuschung lebt, aus der ihr herausfinden müßt. Selbst
unsere Übungen machen wir nicht bewußt. Wenn ihr sie genau macht, werdet ihr
euch über das Körperbewußtsein erheben. Ihr seid nicht der Körper. Ihr werdet
allmählich eine Erfahrung des Jenseits erlangen. Ihr müßt den Körper verlassen.
Dieses Schicksal erwartet einen jeden und es gibt keine Ausnahme von dieser
Regel. Trotzdem fürchten wir den Tod. Der Tod ist nur eine Veränderung, sowie
die Sonne auf der einen Seite der Welt untergeht und auf der anderen wieder
aufgeht. Ähnlich verlassen wir diese physische Welt und erheben uns ins
Jenseits. Das ist eine praktische Frage – und wenn euch jemand zeigt, wie man
sich über das Körperbewußten erhebt, so solltet ihr diese Erfahrung tagtäglich
weiterentwickeln. Der Tod ist also kein Schreckbild. Er ist eine sehr
liebenswerte Veränderung für jene, die bereits eine Erfahrung vom Jenseits
haben. Andere fürchten ihn. Warum? Aus zwei Gründen. Der eine ist, daß sie
nicht wissen, wie man den Körper verläßt. Zur Zeit des Todes müssen wir alle
den Körper verlassen. Wenn ihr einen Sterbenden seht, begreift ihr, wieviel
körperlichen Schmerz er leidet. Wenn sich die Seele vom Körper zurückzieht, so
ist das nach der Beschreibung eines mohammedanischen Heiligen (die Meister
haben es in ihren Schriften ähnlich erklärt), als ob ein Dornbusch in den After
eingeführt und durch den Mund wieder herausgezogen würde. Die Hinduschriften
sagen, daß der Schmerz, den man dabei fühlt, den gleichzeitigen Stichen von
tausenden Skorpionen entspricht. Vielleicht wart ihr selbst schon Zeuge dieses
Geschehens? Gewöhnlich leiden Sterbende große Qualen. Das ist ein Grund, warum
wir den Tod fürchten. Der andere ist, daß wir nicht wissen, wohin wir im
Jenseits gehen müssen. Wer zum Meister kommt, erhält eine Erfahrung, wie man
sich eine Zeitlang über das Körperbewußtsein erhebt. Ihr vergeßt dann die
äußere Welt. Das innere Auge ist geöffnet und ihr seht ins Jenseits. Ihr seid
nicht der Körper. Das ist das erste große Zugeständnis, das euch der Meister
macht. Diese Erfahrung kann man nur mit Hilfe eines Meisters erlangen. Wenn ihr
den Körper verlaßt, beginnt ihr zu verstehen, wie all das gemäß dem göttlichen
Willen geschieht. Ein Mensch, der lernt, wie man stirbt, wie man den Körper
willentlich verläßt – der gewinnt das ewige Leben und braucht nie wieder
zurückzukommen. Alle Herrlichkeit und Schönheit sind in euch. Die astrale Ebenen
sind schöner als die physischen. Die kausale Ebene ist schöner und die rein
geistigen Ebenen jenseits davon sind die schönsten von allen. Wer eine
Erfahrung vom Jenseits hat, möchte natürlich dorthin gehen, aber wir sind hier
gebunden. Auch die Meister spielen ihre Rolle. Sie möchten zurückgehen, aber
sie sind durch Weisung gebunden – sie müssen das Werk fortführen. Das ist das erste, das auf dem Weg zur Spiritualität
zu erlernen ist. Ihr müßt euch von dieser Täuschung freimachen. Die Übungen,
die ihr täglich ausführen sollt, sind allein für diesen Zweck bestimmt. Verlaßt
ihr den Körper willentlich? Erhebt ihr euch ins Jenseits? Dann sollte dort
jemand sein, der euch führen und auch hier eine Erfahrung davon geben kann. Wer
das vermag, wird ein Heiliger oder Meister genannt. Er verläßt euch niemals,
weder hier noch im Jenseits. Jeden Tag lernt ihr dazu. Wir müssen lernen, wie man
den Körper verläßt – wie man aus der großen Täuschung herausfindet. Wenn ihr
das gelernt habt, dann habt ihr, glaube ich, die richtige Sicht. Es fängt da
an, wo alle Philosophien enden. Es ist eine Sache des Sehens, des Erhebens über
das Körperbewußtsein, des eigenen Erlebens. Plutarch sagt uns: „Die Seele der
in die Geheimnisse des jenseits Eingeweihten macht beim Verlassen des Körpers
die gleiche Erfahrung wie im Augenblick des Todes.“ Der Meister gibt euch einen
direkten Beweis. Er führt euch im Äußeren und wenn ihr nach innen geht. Es ist
ein großer Segen, einen lebenden Meister zu haben. Die Meisterkraft stirbt
niemals, sondern wirkt in verschiedenen menschlichen Körpern. Unser Meister gab
uns immer das Beispiel von der ausgebrannten Birne, für die eine neue
eingeschraubt wird. Ist diese ausgebrannt, wird sie durch eine dritte ersetzt.
Dieses Licht ist der Meister – verkörpert als Mensch. Es stirbt nie. Es ist etwas Grundlegendes, das ihr heute lernen
müßt. Wir alle unterliegen einer großen Täuschung, von der wir uns befreien
müssen. Und das ist keine Sache des bloßen Redens, sondern des tatsächlichen
Erhebens über das Körperbewußtsein. Wenn ihr euch jeden Tag willentlich über
das Körperbewußtsein erhebt – wo bleibt dann der Tod? Die Angst vor dem Tod
vergeht – ihr werdet fröhlich sein. Ihr seid hierher gekommen, um beim Meister
zu sein – nicht wahr? Und ihr seid doch fröhlich, meine ich. Ähnlich sollten
wir zu den Füßen unseres wahren Meisters in uns eilen. Wir leben nicht für
immer hier auf Erden – wir sollten nur den besten Gebrauch von dieser Zeit hier
machen. |