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Lernt zu sterben, damit ihr zu Leben beginnen könnt

 

Wir unterliegen alle einer großen Täuschung. Was ist das für ein Täuschung, in der wir dahintreiben? Wir sind alle Bewohner des menschlichen Körpers, haben uns aber so sehr mit ihm identifiziert, daß wir so wurden, als seien wir der Körper selbst. Dieser Körper wurde euch durch die Gnade Gottes gegeben, um euren weg zurück zu Ihm zu finden. Ihr seid bewußte Wesen, Tropfen aus dem Meer der Allbewußtheit. Durch seine Gnade habt ihr den menschlichen Körper erhalten, die höchste Stufe in der Schöpfung, in dem ihr zur wahren Heimat eures Vaters zurückkehren könnt. Wir unterliegen aus zwei Gründen einer großen Täuschung: der Körper besteht aus Materie, und die ganze Welt ist aus Materie gemacht. Die Materie verändert sich jeden Augenblick – und zwar mit der gleichen Geschwindigkeit, mit der sich unser Körper verändert. Wenn sich nun zwei Dinge mit der gleichen Geschwindigkeit verändern und wir uns mit einem davon identifizieren, scheinen beide beständig zu sein.

Angenommen, ein paar Leute rudern in einem Boot und dieses treibt mit der Strömung des Flusses dahin. Wenn ihr euch nun mit dem Boot identifiziert und die Geschwindigkeit des Bootes und die des Flusses gleich ist, dann scheint ihr euch nicht zu bewegen. Die Frage ist nun, wie man aus dieser Täuschung herausfindet. Der Körper und die Welt bestehen beide aus Materie und verändern sich. Es gibt zwei Wege, von dieser Täuschung freizuwerden. Einer davon ist Weitblick. Wenn jemand in einem Boot sitzt, sollte er auf die Ufer des Flusses schauen; und er wird feststellen, daß er sich flußabwärts bewegt. Aber der beste weg ist, nicht im Boot zu sein. Deshalb raten die Meister: „O Meister, du unterliegst einer großen Täuschung, ob du gebildet oder ungebildet, reich oder arm bist. Du mußt dich von dieser Täuschung lösen, damit du fähig wirst, die Welt in der richtigen Perspektive zu sehen.“

es gibt zwei Wege; und der erste ist Weitblick. Sich auf einem Friedhof oder an einem Ort aufzuhalten, wo Tote verbrannt werden, ist eine andere wirksame Methode. Dort werdet ihr Leute sehen, die die Toten auf den schultern tragen, um sie entweder zu begraben oder den Flammen zu übergeben. Aber wir haben uns selbst so sehr vergessen, daß wir, obwohl wir es mit eigenen Augen sehen oder selbst einen Toten auf den Schultern tragen, noch nicht überzeugt sind, daß auch wir diesen Körper eines Tages verlassen müssen. So groß ist diese Täuschung! Das wäre also ein Weg; und der andere ist, nicht im Körper zu sein. Wäret ihr nicht mehr im Boot, könntet ihr es mit den Menschen, die sich damit identifizieren, flußabwärts treiben sehen. Damit man das erkennt, haben die Meister gesagt: „Ihr müßt lernen, wie man den Körper verläßt. Lernt zu sterben, damit ihr zu leben beginnen könnt.“ Ihr müßt euch über das Körperbewußtsein erheben, dann seht ihr alles in seiner richtigen Perspektive. Das ist also unser Zustand in dem Körper, den wir haben.

Dann kommt die Frage, was mit unseren Angehörigen ist. Wir sind mit ihnen als Folge unseres vergangenen Karmas, unseres geben und Nehmens verbunden. Wenn das vorüber ist, müssen wir alle gehen – jeder muß seinen eigenen Weg einschlagen. Dieser Körper bleibt nicht bei uns, noch bleiben andere Körper, die als Folge der Vergangenheit in diese Welt gekommen sind. Auch sie werden uns verlassen müssen oder wir sie. All unser Besitz muß ebenfalls hier bleiben. Selbst dieser Körper, unser erster Begleiter, den wir erhalten, wenn wir in diese Welt geboren werden, muß zurückbleiben. Wenn er zurückbleiben muß, wie soll dann alles andere, mit dem er verbunden war, mit uns kommen können? An diesen Ort, auf der Erde oder im menschlichen Körper, lebt man nicht für immer. Eines Tages – früher oder später – müssen wir gehen. Große Philosophen kamen in die Welt, Meister kamen in die Welt. Sie alle hatten einen menschlichen Körper und verließen ihn wieder. Von dieser Regel gibt es keine Ausnahme. Bevor wir das nicht richtig begreifen, können wir nicht erkennen, wie die Dinge wirklich liegen. Die Meister sagen: „Ihr müßt diese Welt verlassen. die Dinge bleiben hier – ihr geht mit leeren Händen.“ Aber wir glauben es noch immer nicht.

Es gibt nur zwei Wege, um die Dinge im rechten Licht zu sehen. einer ist Weitblick – wie ihn ein Mann in einem Boot hat, der auf die Ufer des Flusses schaut – der andere Weg ist, das Boot zu verlassen. Das ist also die große Täuschung, die uns alle ins verderben treibt. Wenn uns diese Dinge bewußt werden, dann wird sich unsere Einstellung ändern.

Warum beuten wir andere bis aufs Blut aus? Warum quälen wir sie? Sie haben den gleichen menschlichen Körper wie wir. Sie sind vom gleichen Wesen Gottes – wie wir, Tropfen aus dem Meer aller Bewußtheit. Die gleiche kontrollierende Kraft hält jeden von uns im Körper. Das höchste Ziel ist, sich ins Gottbewu0tsein zu erheben. das ist nur möglich, wenn ihr euch erst selbst erkennt – erkennt, wer ihr seid. Ihr seid nicht der menschliche Körper, ihr wohnt nur in ihm, der höchsten Stufe der ganzen Schöpfung. Wir müssen ihn auf beste Weise nutzen – das heißt lernen, wie man ihn verläßt. Dazu raten uns die Meister immer, uns über das Körperbewußtsein zu erheben. „Lernt zu sterben, damit ihr zu leben beginnen könnt.“ Wenn ihr das tut, tragt ihr die richtige Brille, um klar zu sehen. Dann erscheint alles in seiner richtigen Perspektive. Deshalb haben alle Meister gesagt: ‚Erkenne dich selbst.‘ Wir tragen die Merkmale der verschiedenen Glaubensrichtungen, denen wir nur angehören, um diese Wahrheit zu verwirklichen. Nur wenn ihr euch selbst erkennt, werden eure Bindungen durchtrennt.

Ihr seid für ein, zwei, drei oder sechs Monate aus Amerika hierhergekommen. Ihr wißt, daß ihr zurückkehren müßt. Obwohl ihr euch der Zeit hier erfreut, wißt ihr, daß ihr wieder gehen müßt. Wenn ihr euch mit dieser Einstellung über das Körperbewußtsein erhebt, dann wäre euch immer bewußt, daß diese Welt nicht eure Heimat ist. Die Heimat der Seele ist das Haus unseres Vaters. Wir sind begünstigt, den menschlichen Körper zu haben, in dem wir zum Haus unseres wahren Vaters zurückkehren können. Das ist den niedrigeren Arten der Schöpfung nicht möglich. Sie kommen nur auf die Welt, um die Rückwirkungen früherer Handlungen zu erdulden – um die Früchte ihres Tuns zu ernten. Im menschlichen Körper, den wir als Rückwirkung der Vergangenheit erhalten haben, sind wir innerhalb bestimmter Grenzen frei, unsere Schritte auf den rechten weg zurück zu Gott zu lenken. Das beginnt damit, daß ihr euch über das Körperbewußtsein erhebt. Ihr lernt, wie ihr den Körper willentlich verlassen könnt. Dann ändert sich eure ganze Einstellung. So könnt ihr euch von der großen Täuschung, die euch umfängt, befreien.

Ihr seid nicht der menschliche Körper, sondern eine bewußte Wesenheit. Ihr habt zwar den Intellekt, aber ihr seid bewußte Wesen. Durch die Gnade Gottes habt ihr diesen menschlichen Körper bekommen, damit ihr in eure Heimat zurückkehren könnt. Das bedeutet nicht, daß ihr die Welt verlassen und in die Wälder gehen müßt. Ihr sollt hierblieben, eure Schulden und eure Schulden und eure Geben und Nehmen beglichen und den Weg aufnehmen. Verwandschaftliche Beziehung sind nur eine Folge der Vergangenheit, um eure Schulden mit Liebe zu begleichen und nicht, wie wir es jetzt tun, der Täuschung zu verfallen. Wir denken, daß wir hier für immer leben. Wir haben diese günstige Gelegenheit erhalten, um den Weg zu finden. Aus diesem Grund haben wir uns den verschiedenen Glaubensrichtungen angeschlossen. Die entsprechen äußeren Merkmalen beziehen sich nur euren Körper. Ihr habt den menschlichen Körper erhalten – ihr seid bewußte Wesenheiten. Eure wahre Heimat ist die vollkommene Bewußtheit. Die erste Lektion, um den Weg zurück zu Gott zu finden, ist also, daß ihr in einer großen Täuschung lebt, aus der ihr herausfinden müßt.

Selbst unsere Übungen machen wir nicht bewußt. Wenn ihr sie genau macht, werdet ihr euch über das Körperbewußtsein erheben. Ihr seid nicht der Körper. Ihr werdet allmählich eine Erfahrung des Jenseits erlangen. Ihr müßt den Körper verlassen. Dieses Schicksal erwartet einen jeden und es gibt keine Ausnahme von dieser Regel. Trotzdem fürchten wir den Tod. Der Tod ist nur eine Veränderung, sowie die Sonne auf der einen Seite der Welt untergeht und auf der anderen wieder aufgeht. Ähnlich verlassen wir diese physische Welt und erheben uns ins Jenseits. Das ist eine praktische Frage – und wenn euch jemand zeigt, wie man sich über das Körperbewußten erhebt, so solltet ihr diese Erfahrung tagtäglich weiterentwickeln. Der Tod ist also kein Schreckbild. Er ist eine sehr liebenswerte Veränderung für jene, die bereits eine Erfahrung vom Jenseits haben. Andere fürchten ihn. Warum? Aus zwei Gründen. Der eine ist, daß sie nicht wissen, wie man den Körper verläßt. Zur Zeit des Todes müssen wir alle den Körper verlassen. Wenn ihr einen Sterbenden seht, begreift ihr, wieviel körperlichen Schmerz er leidet. Wenn sich die Seele vom Körper zurückzieht, so ist das nach der Beschreibung eines mohammedanischen Heiligen (die Meister haben es in ihren Schriften ähnlich erklärt), als ob ein Dornbusch in den After eingeführt und durch den Mund wieder herausgezogen würde. Die Hinduschriften sagen, daß der Schmerz, den man dabei fühlt, den gleichzeitigen Stichen von tausenden Skorpionen entspricht. Vielleicht wart ihr selbst schon Zeuge dieses Geschehens? Gewöhnlich leiden Sterbende große Qualen. Das ist ein Grund, warum wir den Tod fürchten. Der andere ist, daß wir nicht wissen, wohin wir im Jenseits gehen müssen. Wer zum Meister kommt, erhält eine Erfahrung, wie man sich eine Zeitlang über das Körperbewußtsein erhebt. Ihr vergeßt dann die äußere Welt. Das innere Auge ist geöffnet und ihr seht ins Jenseits. Ihr seid nicht der Körper. Das ist das erste große Zugeständnis, das euch der Meister macht. Diese Erfahrung kann man nur mit Hilfe eines Meisters erlangen. Wenn ihr den Körper verlaßt, beginnt ihr zu verstehen, wie all das gemäß dem göttlichen Willen geschieht. Ein Mensch, der lernt, wie man stirbt, wie man den Körper willentlich verläßt – der gewinnt das ewige Leben und braucht nie wieder zurückzukommen. Alle Herrlichkeit und Schönheit sind in euch. Die astrale Ebenen sind schöner als die physischen. Die kausale Ebene ist schöner und die rein geistigen Ebenen jenseits davon sind die schönsten von allen. Wer eine Erfahrung vom Jenseits hat, möchte natürlich dorthin gehen, aber wir sind hier gebunden. Auch die Meister spielen ihre Rolle. Sie möchten zurückgehen, aber sie sind durch Weisung gebunden – sie müssen das Werk fortführen.

Das ist das erste, das auf dem Weg zur Spiritualität zu erlernen ist. Ihr müßt euch von dieser Täuschung freimachen. Die Übungen, die ihr täglich ausführen sollt, sind allein für diesen Zweck bestimmt. Verlaßt ihr den Körper willentlich? Erhebt ihr euch ins Jenseits? Dann sollte dort jemand sein, der euch führen und auch hier eine Erfahrung davon geben kann. Wer das vermag, wird ein Heiliger oder Meister genannt. Er verläßt euch niemals, weder hier noch im Jenseits.

Jeden Tag lernt ihr dazu. Wir müssen lernen, wie man den Körper verläßt – wie man aus der großen Täuschung herausfindet. Wenn ihr das gelernt habt, dann habt ihr, glaube ich, die richtige Sicht. Es fängt da an, wo alle Philosophien enden. Es ist eine Sache des Sehens, des Erhebens über das Körperbewußtsein, des eigenen Erlebens. Plutarch sagt uns: „Die Seele der in die Geheimnisse des jenseits Eingeweihten macht beim Verlassen des Körpers die gleiche Erfahrung wie im Augenblick des Todes.“ Der Meister gibt euch einen direkten Beweis. Er führt euch im Äußeren und wenn ihr nach innen geht. Es ist ein großer Segen, einen lebenden Meister zu haben. Die Meisterkraft stirbt niemals, sondern wirkt in verschiedenen menschlichen Körpern. Unser Meister gab uns immer das Beispiel von der ausgebrannten Birne, für die eine neue eingeschraubt wird. Ist diese ausgebrannt, wird sie durch eine dritte ersetzt. Dieses Licht ist der Meister – verkörpert als Mensch. Es stirbt nie.

Es ist etwas Grundlegendes, das ihr heute lernen müßt. Wir alle unterliegen einer großen Täuschung, von der wir uns befreien müssen. Und das ist keine Sache des bloßen Redens, sondern des tatsächlichen Erhebens über das Körperbewußtsein. Wenn ihr euch jeden Tag willentlich über das Körperbewußtsein erhebt – wo bleibt dann der Tod? Die Angst vor dem Tod vergeht – ihr werdet fröhlich sein. Ihr seid hierher gekommen, um beim Meister zu sein – nicht wahr? Und ihr seid doch fröhlich, meine ich. Ähnlich sollten wir zu den Füßen unseres wahren Meisters in uns eilen. Wir leben nicht für immer hier auf Erden – wir sollten nur den besten Gebrauch von dieser Zeit hier machen.

 

 


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