28 Das wahre Brot und Wasser
des Lebens Was
sagen uns die Meister, wenn sie kommen? Sie sagen, daß Gott den Menschen
geschaffen hat. Der Mensch hat den physischen Körper und den Intellekt
erhalten, aber er ist ein beseelter Körper, eine bewußte Wesenheit, ein Tropfen
aus dem Meer aller Bewußtheit. Auf der weltlichen Ebene ernähren wir den
Körper. Wir haben uns körperlich entwickeln, weil wir die richtige Nahrung zu
uns genommen haben. Wir haben den Intellekt auf eine hohe Stufe gebracht und
viele Dinge dadurch gelernt, wundervolle Erfindungen gemacht und alle Arten von
Informationen über diese physische Welt und andere äußere Dinge gesammelt. Dies
ist das Brot für den Intellekt. Wir wurden also körperlich und geistig stark,
indem wir Körper und Verstand die rechte Nahrung gaben. Doch wir sind bewußte
Wesen. Und welche Nahrung haben wir unserer Seele, unserem wahren Selbst
gegeben? Lernen und äußeres Wissen ist nur Nahrung für den Verstand, aber nicht
für die Seele. Die Seele ist eine bewußte Wesenheit und ihr Brot und Wasser des
Lebens kann nur etwas Bewußtes sein. Zuerst müssen wir unser Selbst erkennen.
Alle Meister haben das von Anfang an gesagt. Wir können unser Selbst nicht
durch Meinungen, Gefühle und Schlußfolgerungen erkennen. Das ist wirklich nur möglich,
wenn wir uns durch Selbstanalyse über das Körperbewußtsein erheben, um
praktisch zu erkennen, wer wir sind. Wenn wir uns selbst erkennen und uns mit
dem allbewußten Gott verbinden – das ist das Brot und Wasser des Lebens für die
Seele. Die Bibliotheken sind voll von weltlichen Wissen und äußeren
Gelehrtheit. Wenn wir unseren Kopf damit füllen – gut – aber das ist kein Brot
für die Seele. Es ist Brot und Wasser für das Wachsen des Verstandes. Das Brot
und Wasser des Lebens für die Seele aber ist die bewußte Verbindung mit Gott
oder der Überseele. Wer kann sie uns geben? Nur solch ein menschlicher Pol,
dessen Seele ganz vergöttlicht ist. Der sich von den Sinneskräften und äußeren
Bindungen gelöst hat. Der sich selbst erkannt hat, indem er sich über das Körperbewußtsein
erhob und zum Sprachrohr Gottes wurde, der alle Bewußtheit ist. Gott
wohnt natürlich in jedem Herzen, kein Herz ist ohne ihn. Er ist die wirkliche
Kraft, die die Seele vom Gemüt und den Sinnen beherrscht wird. wir haben uns
mit dem physischen Körper und der äußeren Umgebung so sehr identifiziert, daß
wir unser Selbst vergessen haben. Wenn wir uns nicht selbst kennen – wie können
wir da die Überseele erkennen? Der meister ist ein Mensch wie wir und natürlich
genauso geboren. Er hat den gleichen Körper, die gleichen Sinneskräfte und den
Verstand; aber durch tatsächliches Erheben über das Körperbewußtsein hat er
sein Selbst davon getrennt. Er kennt sich selbst und ist mit der Überseele
verbunden. Er ist zum Sprachrohr Gottes geworden. Er ist fähig, unsere
Aufmerksamkeit von außen und den nach außen fließenden Energien zurückzuziehen,
indem er sie über die intellektuelle Ebene erhebt und ihr bewußte Verbindung
mit der Überseele oder Gott gewährt. Solch ein Mensch wird im wahren Sinne des
Wortes ein Heiliger oder Meister genannt. Wann immer sie in die Welt gekommen
sind, haben die Meister dieses Brot des Lebens an die Menschen verteilt. Der
menschliche Körper ist die höchste Stufe der ganzen Schöpfung. Allein in ihm
können wir unser Selbst erkennen und eine bewußte Verbindung mit Gott erlangen.
Kein Menschensohn kann uns das geben, was uns der Meister schenkt. Er kommt mit
einem göttlichen Auftrag in die Welt. Die meister haben davon von Zeit zu Zeit
in ihrer Sprache gesprochen. Wer mit einem Meister in Verbindung kommt, erkennt
wirklich und sieht wirklich, was er uns gibt. das, was uns der Meister gibt,
vermag uns niemand sonst zu geben. Welche Kraft in ihm gibt diese Gaben? Der in
ihm offenbarte Gott. Ihr erinnert euch vielleicht an die Geschichte in der
Bibel, wo Christus die Samariterin um wasser bittet. Aus einem
Minderwertigkeitsgefühl heraus dachte sie, warum sollte Christus, der einer
höheren Gesellschaftsschicht angehörte, sie um Wasser bitten; und so gab sie
ihm keines. Darauf sagte Christus zu ihr: „Wer von diesem Wasser trinken wird,
den wird wieder dürsten; wer aber von dem Wasser trinken wird, das ich ihm
gebe, den wird ewiglich nicht dürsten; sondern das Wasser, das ich ihm geben
werde, das wird in ihm ein Brunnen des Wassers werden, der in das ewige Leben
quillt.“ Er sagte auch: „Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel gekommen
ist. Wer von diesem Brot ißt, der wird leben in Ewigkeit.“ Was
ist dieses Brot oder Wasser des Lebens? Es ist die zum Ausdruck kommende
Gotteskraft, die sich zweifach offenbart – einmal als Licht und zum anderen als
Tonprinzip. Man kennt sie auch als Sphärenmusik oder Musik aller Harmonien.
Alle früheren Meister haben sich darauf bezogen, ganz gleich, wo sie lebten.
Dieses Brot und Wasser des Lebens kann also nur einer geben, der das
fleischgewordene Wort ist. Er wirkt natürlich im menschlichen Körper, aber
seine Seele hat am Brot und Wasser des Lebens teil. Das gibt er anderen, denn
das Leben des Geistes und Körpers hängt von der spirituellen Gesundheit ab. Niemand
auf der Welt außer ihm, der zum bewußten Mitarbeiter am göttlichen Plan und das
Sprachrohr Gottes geworden ist, kann uns das schenken. Dieses Brot des Lebens
ist also bereits in uns, aber wir können es nicht kosten, weil die
Aufmerksamkeit, die der äußere Ausdruck der Seele ist, vom Gemüt beherrscht
wird. Das Gemüt wiederum wird von den nach außen fließenden Energien
beherrscht, die uns in die Welt und zum physischen Körper hinziehen. Wir haben
uns so sehr damit identifiziert, daß wir unser Selbst vergessen haben. Durch
die Gnade des Meisters erhalten wir eine Erfahrung, wie man die Welt draußen
eine Zeitlang vergißt, sich über das Körperbewußtsein erhebt und das innere
Auge, das Einzelauge öffnet, um das Licht Gottes zu sehen und die Stimme Gottes
zu hören. Christus sagte: „Ihr seht, was die Propheten nicht sahen; und ihr
hört, was die Propheten nicht hörten.“ Diese Gabe schenkt uns ein Meister. Äußeres
Wissen aus Büchereien oder die Worte früherer Meister wird euch nicht zum
Meister machen. Wenn euer Kopf zur Bücherei wird, werdet ihr nur äußeres Wissen
von den Lehren der Meister haben. Wenn ihr Wasser trinkt, ist euer Durst für
eine Zeitlang gestillt, aber ihr habt nicht das wasser des Lebens erhalten. Es
heißt, daß ein Apfel täglich den Arzt fernhält. Ihr habt gelernt, daß der Apfel
Herz und Gehirn stärkt. Wenn einer regelmäßig davon ißt, braucht er keinen
Arzt. Ihr habt von dem Apfel des Lebens gehört, aber leider habt ihr bisher
nicht davon gegessen. Was wir wissen oder tun, geschieht nur auf der Ebene des
Intellekt. Das Wissen in eurem Kopf mag euch eine gewisse intellektuelle
Befriedigung verschaffen – aber das Brot des Lebens für die Seele ist es nicht.
Wer mit der Gotteskraft in sich verbunden ist, der wird das fleischgewordene
Wort genannt. Alle Meister sagen das gleiche – natürlich in ihrer eigenen
Sprache. Das wirkliche Wasser des Lebens, das der Ursprung allen Glücks, alle
Tugenden und allen Friedens ist, kann man nur von einem Meister erhalten. Es
wird euch ewiges Leben geben. Es ist gut, in einem Tempel geboren zu werden,
aber in ihm zu streben ist eine Sünde. Wir hängen nur an der Schale der dinge,
dringen aber nicht zu ihrem Kern vor. Das führt zu Streit zwischen den Menschen
und Ländern. Ihr erhaltet dieses ewige Leben, wenn euch einer, der fleischgewordenes
Wort ist, das Wasser des Lebens zu trinken gibt. Wenn ihr den Geist stärkt,
werdet ihr spirituell stark; und von unserer spirituellen Gesundheit hängt das
Leben von Gemüt und Körper ab. Das schenken uns die Meister, wenn sie kommen. Guru
Amar Das wurde gefragt, was denn der Meister gäbe. Er sagte: „Der Meister wirkt
durch seine Augen heilend auf die Augen anderer ein – und sie sehen das Licht.“
Das dritte Auge wird sich nur öffnen und das Licht Gottes sehen, wenn sich die
Seele von außen und den nach außen fließenden Energien zurückzieht und sich
über das Körperbewußtsein erhebt. Christus sagte: „Wenn dein Auge einfältig
ist, wird dein ganzer Leib Licht sein.“ Das waren die Grundlehren aller
früheren Meister. Ihre Lehren hatten zwei Seiten – eine äußere und eine innere.
Sie gaben das Brot und das Wasser des Lebens. Sie waren das Sprachrohr Gottes.
Christus sagte: „Ich rede, was mein Vater mir eingibt. Wer mich sieht, der
sieht den Vater.“ Das haben alle Meister gesagt. Guru Nanak sagte: „Ich sage,
was Gott mich sagen heißt; ich spreche, wie es von oben kommt. Ich bin einfach
sein Sprachrohr.“ Solch ein menschlicher Körper, in dem sich Gott offenbart,
wird Heiliger oder Meister genannt. Er schenkt euch, was euch niemand sonst auf
der Welt geben kann. Das kann euch kein Menschensohn und kein Verstandesmensch
geben. Das also geben uns die Meister, wenn sie kommen. Obwohl
Bücher auf diese Tatsache hinweisen, erklären sie diese leider nicht genau. Sie
weisen zwar daraufhin – doch wer kann uns den wahren Sinn des Gesagten
vermitteln? Das kann nur einer, der es in seinem Leben verwirklicht hat. Er
erklärt kurz und bündig mit wenigen Worten. Versteht ihr nun, was der Meister
uns gibt? Er ist vom Elixier des Lebens berauscht: und wer immer zu ihm kommt,
erhält auch eine Schale des Elixier. Die Kompetenz des Meisters liegt nicht im
Übermitteln von Theorien und Lehrstunden oder im Erklären dessen, was frühere
Meister gesagt haben; sondern darin, euch zunächst die Theorie zu erklären und
dann ihre Richtigkeit durch eine wirkliche Erfahrung zu beweisen. Darin liegt
die wahre Größe des Meisters. Dies ist also das Brot und Wasser des Lebens, das
uns die Meister in der Vergangenheit gaben. Die Gemeinschaften, die aus ihren
Lehren hervorgingen, hatten den Sinn, mehr Menschen an diesem Brot des Lebens
teilhaben zu lassen. Solange der wahre Gott im Menschen oder Mensch in Gott
unter ihnen war, erfreuten sie sich dieses Vorrechts. Als die Gemeinschaften
solche Persönlichkeiten oder menschliche Körper, in denen Gott wirkt,
entbehrten, erstarrten sie allmählich; und diese Erstarrung führte zur
Entartung. Ein Intellektueller kann euch all das mit Worten sagen, aber er kann
es nicht beweisen und euch keine Schale dieses Elixiers überreichen, indem er
euch ein Anfangskapital gibt. Viele sogenannte Meister werben für sich, aber
sie geben nur die Theorie. Sie lassen euch dieses oder jenes Mantra oder Wort
wiederholen. Das allein genügt nicht. Unser Meister sagte manchmal: „Jedes
kleine Mädchen am Spinnrad kann euch die fünf Worte geben. Das bedeutet gar
nichts. Nur die Erfahrung zählt.“ Die Größe des Meisters liegt in der Tatsache,
daß er fähig ist, euch ein Kapital zu geben, mit dem ihr beginnen könnt; indem
er eure Aufmerksamkeit von außen
zurückzieht und über das Körperbewußtsein erhebt. Er öffnet euer inneres Auge,
damit ihr das Licht Gottes seht und die Stimme Gottes hört – sei es nur ein
wenig oder mehr. das hängt vom Hintergrund jedes einzelnen ab. Aber ihr braucht
etwas, mit dem ihr beginnen könnt. Wer das Brot und das Wasser des Lebens zu
geben vermag, wird ein Heiliger genannt. Darum wurden die Meister in den
heiligen Schriften so hoch geehrt, ganz gleich, in welchem Land sie lebten. es
ist ein großer Segen, einen solchen Meister zu finden. |