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Das wahre Brot und Wasser des Lebens

 

Was sagen uns die Meister, wenn sie kommen? Sie sagen, daß Gott den Menschen geschaffen hat. Der Mensch hat den physischen Körper und den Intellekt erhalten, aber er ist ein beseelter Körper, eine bewußte Wesenheit, ein Tropfen aus dem Meer aller Bewußtheit. Auf der weltlichen Ebene ernähren wir den Körper. Wir haben uns körperlich entwickeln, weil wir die richtige Nahrung zu uns genommen haben. Wir haben den Intellekt auf eine hohe Stufe gebracht und viele Dinge dadurch gelernt, wundervolle Erfindungen gemacht und alle Arten von Informationen über diese physische Welt und andere äußere Dinge gesammelt. Dies ist das Brot für den Intellekt. Wir wurden also körperlich und geistig stark, indem wir Körper und Verstand die rechte Nahrung gaben. Doch wir sind bewußte Wesen. Und welche Nahrung haben wir unserer Seele, unserem wahren Selbst gegeben? Lernen und äußeres Wissen ist nur Nahrung für den Verstand, aber nicht für die Seele. Die Seele ist eine bewußte Wesenheit und ihr Brot und Wasser des Lebens kann nur etwas Bewußtes sein. Zuerst müssen wir unser Selbst erkennen. Alle Meister haben das von Anfang an gesagt. Wir können unser Selbst nicht durch Meinungen, Gefühle und Schlußfolgerungen erkennen. Das ist wirklich nur möglich, wenn wir uns durch Selbstanalyse über das Körperbewußtsein erheben, um praktisch zu erkennen, wer wir sind. Wenn wir uns selbst erkennen und uns mit dem allbewußten Gott verbinden – das ist das Brot und Wasser des Lebens für die Seele. Die Bibliotheken sind voll von weltlichen Wissen und äußeren Gelehrtheit. Wenn wir unseren Kopf damit füllen – gut – aber das ist kein Brot für die Seele. Es ist Brot und Wasser für das Wachsen des Verstandes. Das Brot und Wasser des Lebens für die Seele aber ist die bewußte Verbindung mit Gott oder der Überseele. Wer kann sie uns geben? Nur solch ein menschlicher Pol, dessen Seele ganz vergöttlicht ist. Der sich von den Sinneskräften und äußeren Bindungen gelöst hat. Der sich selbst erkannt hat, indem er sich über das Körperbewußtsein erhob und zum Sprachrohr Gottes wurde, der alle Bewußtheit ist.

Gott wohnt natürlich in jedem Herzen, kein Herz ist ohne ihn. Er ist die wirkliche Kraft, die die Seele vom Gemüt und den Sinnen beherrscht wird. wir haben uns mit dem physischen Körper und der äußeren Umgebung so sehr identifiziert, daß wir unser Selbst vergessen haben. Wenn wir uns nicht selbst kennen – wie können wir da die Überseele erkennen? Der meister ist ein Mensch wie wir und natürlich genauso geboren. Er hat den gleichen Körper, die gleichen Sinneskräfte und den Verstand; aber durch tatsächliches Erheben über das Körperbewußtsein hat er sein Selbst davon getrennt. Er kennt sich selbst und ist mit der Überseele verbunden. Er ist zum Sprachrohr Gottes geworden. Er ist fähig, unsere Aufmerksamkeit von außen und den nach außen fließenden Energien zurückzuziehen, indem er sie über die intellektuelle Ebene erhebt und ihr bewußte Verbindung mit der Überseele oder Gott gewährt. Solch ein Mensch wird im wahren Sinne des Wortes ein Heiliger oder Meister genannt. Wann immer sie in die Welt gekommen sind, haben die Meister dieses Brot des Lebens an die Menschen verteilt. Der menschliche Körper ist die höchste Stufe der ganzen Schöpfung. Allein in ihm können wir unser Selbst erkennen und eine bewußte Verbindung mit Gott erlangen. Kein Menschensohn kann uns das geben, was uns der Meister schenkt. Er kommt mit einem göttlichen Auftrag in die Welt. Die meister haben davon von Zeit zu Zeit in ihrer Sprache gesprochen. Wer mit einem Meister in Verbindung kommt, erkennt wirklich und sieht wirklich, was er uns gibt. das, was uns der Meister gibt, vermag uns niemand sonst zu geben. Welche Kraft in ihm gibt diese Gaben? Der in ihm offenbarte Gott. Ihr erinnert euch vielleicht an die Geschichte in der Bibel, wo Christus die Samariterin um wasser bittet. Aus einem Minderwertigkeitsgefühl heraus dachte sie, warum sollte Christus, der einer höheren Gesellschaftsschicht angehörte, sie um Wasser bitten; und so gab sie ihm keines. Darauf sagte Christus zu ihr: „Wer von diesem Wasser trinken wird, den wird wieder dürsten; wer aber von dem Wasser trinken wird, das ich ihm gebe, den wird ewiglich nicht dürsten; sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, das wird in ihm ein Brunnen des Wassers werden, der in das ewige Leben quillt.“ Er sagte auch: „Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel gekommen ist. Wer von diesem Brot ißt, der wird leben in Ewigkeit.“

Was ist dieses Brot oder Wasser des Lebens? Es ist die zum Ausdruck kommende Gotteskraft, die sich zweifach offenbart – einmal als Licht und zum anderen als Tonprinzip. Man kennt sie auch als Sphärenmusik oder Musik aller Harmonien. Alle früheren Meister haben sich darauf bezogen, ganz gleich, wo sie lebten. Dieses Brot und Wasser des Lebens kann also nur einer geben, der das fleischgewordene Wort ist. Er wirkt natürlich im menschlichen Körper, aber seine Seele hat am Brot und Wasser des Lebens teil. Das gibt er anderen, denn das Leben des Geistes und Körpers hängt von der spirituellen Gesundheit ab. Niemand auf der Welt außer ihm, der zum bewußten Mitarbeiter am göttlichen Plan und das Sprachrohr Gottes geworden ist, kann uns das schenken. Dieses Brot des Lebens ist also bereits in uns, aber wir können es nicht kosten, weil die Aufmerksamkeit, die der äußere Ausdruck der Seele ist, vom Gemüt beherrscht wird. Das Gemüt wiederum wird von den nach außen fließenden Energien beherrscht, die uns in die Welt und zum physischen Körper hinziehen. Wir haben uns so sehr damit identifiziert, daß wir unser Selbst vergessen haben. Durch die Gnade des Meisters erhalten wir eine Erfahrung, wie man die Welt draußen eine Zeitlang vergißt, sich über das Körperbewußtsein erhebt und das innere Auge, das Einzelauge öffnet, um das Licht Gottes zu sehen und die Stimme Gottes zu hören. Christus sagte: „Ihr seht, was die Propheten nicht sahen; und ihr hört, was die Propheten nicht hörten.“ Diese Gabe schenkt uns ein Meister.

Äußeres Wissen aus Büchereien oder die Worte früherer Meister wird euch nicht zum Meister machen. Wenn euer Kopf zur Bücherei wird, werdet ihr nur äußeres Wissen von den Lehren der Meister haben. Wenn ihr Wasser trinkt, ist euer Durst für eine Zeitlang gestillt, aber ihr habt nicht das wasser des Lebens erhalten. Es heißt, daß ein Apfel täglich den Arzt fernhält. Ihr habt gelernt, daß der Apfel Herz und Gehirn stärkt. Wenn einer regelmäßig davon ißt, braucht er keinen Arzt. Ihr habt von dem Apfel des Lebens gehört, aber leider habt ihr bisher nicht davon gegessen. Was wir wissen oder tun, geschieht nur auf der Ebene des Intellekt. Das Wissen in eurem Kopf mag euch eine gewisse intellektuelle Befriedigung verschaffen – aber das Brot des Lebens für die Seele ist es nicht. Wer mit der Gotteskraft in sich verbunden ist, der wird das fleischgewordene Wort genannt. Alle Meister sagen das gleiche – natürlich in ihrer eigenen Sprache. Das wirkliche Wasser des Lebens, das der Ursprung allen Glücks, alle Tugenden und allen Friedens ist, kann man nur von einem Meister erhalten. Es wird euch ewiges Leben geben. Es ist gut, in einem Tempel geboren zu werden, aber in ihm zu streben ist eine Sünde. Wir hängen nur an der Schale der dinge, dringen aber nicht zu ihrem Kern vor. Das führt zu Streit zwischen den Menschen und Ländern. Ihr erhaltet dieses ewige Leben, wenn euch einer, der fleischgewordenes Wort ist, das Wasser des Lebens zu trinken gibt. Wenn ihr den Geist stärkt, werdet ihr spirituell stark; und von unserer spirituellen Gesundheit hängt das Leben von Gemüt und Körper ab. Das schenken uns die Meister, wenn sie kommen.

Guru Amar Das wurde gefragt, was denn der Meister gäbe. Er sagte: „Der Meister wirkt durch seine Augen heilend auf die Augen anderer ein – und sie sehen das Licht.“ Das dritte Auge wird sich nur öffnen und das Licht Gottes sehen, wenn sich die Seele von außen und den nach außen fließenden Energien zurückzieht und sich über das Körperbewußtsein erhebt. Christus sagte: „Wenn dein Auge einfältig ist, wird dein ganzer Leib Licht sein.“ Das waren die Grundlehren aller früheren Meister. Ihre Lehren hatten zwei Seiten – eine äußere und eine innere. Sie gaben das Brot und das Wasser des Lebens. Sie waren das Sprachrohr Gottes. Christus sagte: „Ich rede, was mein Vater mir eingibt. Wer mich sieht, der sieht den Vater.“ Das haben alle Meister gesagt. Guru Nanak sagte: „Ich sage, was Gott mich sagen heißt; ich spreche, wie es von oben kommt. Ich bin einfach sein Sprachrohr.“ Solch ein menschlicher Körper, in dem sich Gott offenbart, wird Heiliger oder Meister genannt. Er schenkt euch, was euch niemand sonst auf der Welt geben kann. Das kann euch kein Menschensohn und kein Verstandesmensch geben. Das also geben uns die Meister, wenn sie kommen.

Obwohl Bücher auf diese Tatsache hinweisen, erklären sie diese leider nicht genau. Sie weisen zwar daraufhin – doch wer kann uns den wahren Sinn des Gesagten vermitteln? Das kann nur einer, der es in seinem Leben verwirklicht hat. Er erklärt kurz und bündig mit wenigen Worten. Versteht ihr nun, was der Meister uns gibt? Er ist vom Elixier des Lebens berauscht: und wer immer zu ihm kommt, erhält auch eine Schale des Elixier. Die Kompetenz des Meisters liegt nicht im Übermitteln von Theorien und Lehrstunden oder im Erklären dessen, was frühere Meister gesagt haben; sondern darin, euch zunächst die Theorie zu erklären und dann ihre Richtigkeit durch eine wirkliche Erfahrung zu beweisen. Darin liegt die wahre Größe des Meisters. Dies ist also das Brot und Wasser des Lebens, das uns die Meister in der Vergangenheit gaben. Die Gemeinschaften, die aus ihren Lehren hervorgingen, hatten den Sinn, mehr Menschen an diesem Brot des Lebens teilhaben zu lassen. Solange der wahre Gott im Menschen oder Mensch in Gott unter ihnen war, erfreuten sie sich dieses Vorrechts. Als die Gemeinschaften solche Persönlichkeiten oder menschliche Körper, in denen Gott wirkt, entbehrten, erstarrten sie allmählich; und diese Erstarrung führte zur Entartung. Ein Intellektueller kann euch all das mit Worten sagen, aber er kann es nicht beweisen und euch keine Schale dieses Elixiers überreichen, indem er euch ein Anfangskapital gibt. Viele sogenannte Meister werben für sich, aber sie geben nur die Theorie. Sie lassen euch dieses oder jenes Mantra oder Wort wiederholen. Das allein genügt nicht. Unser Meister sagte manchmal: „Jedes kleine Mädchen am Spinnrad kann euch die fünf Worte geben. Das bedeutet gar nichts. Nur die Erfahrung zählt.“ Die Größe des Meisters liegt in der Tatsache, daß er fähig ist, euch ein Kapital zu geben, mit dem ihr beginnen könnt; indem er eure  Aufmerksamkeit von außen zurückzieht und über das Körperbewußtsein erhebt. Er öffnet euer inneres Auge, damit ihr das Licht Gottes seht und die Stimme Gottes hört – sei es nur ein wenig oder mehr. das hängt vom Hintergrund jedes einzelnen ab. Aber ihr braucht etwas, mit dem ihr beginnen könnt. Wer das Brot und das Wasser des Lebens zu geben vermag, wird ein Heiliger genannt. Darum wurden die Meister in den heiligen Schriften so hoch geehrt, ganz gleich, in welchem Land sie lebten. es ist ein großer Segen, einen solchen Meister zu finden.

 

 

 


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