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Wahres Gebet

 

Ich habe gerade erklärt, was ein Gebet ist und wie man beten soll. Erstens beten wir immer zu einem, dem wir vertrauen, daß er uns geben kann, wonach wir verlangen. Zweitens vertrauen wir auch darauf, daß er dazu kompetent ist. Als erstes sollten wir ganz davon überzeugt sein, daß es Gott oder einen Guru gibt oder daß einer da ist, der auf unsere Gebete hört.

Welche Art Gebet wird erfüllt? Als erstes solltet ihr euer Herz fragen, was es will. Euer Herz umfaßt nicht nur das, was ihr sagt oder denkt. Manchmal  wollt ihr etwas und denkt, es sei gut für euch, aber euer Herz will etwas anderes, stimmt nicht überein. Herz, Zunge und Gedanken sollten in Einklang sein. Nur das Gebet wird erhört, das aus dem Herzens kommt, das unser Mund spricht und das unsere Gedanken nicht anzweifeln. Christus sagte, wenn ihr zu Gott betet, könnt ihr eine Antwort bekommen – aber ganz sicher ist es nicht. Wenn ihr Gott in meinem Namen bittet, sind die Chancen schon größer, daß er euch erhört – bittet ihr mich aber selbst, bekommt ihr, was ihr wollt. Was bedeutet das? Wenn ihr zu Gott betet und nicht darauf vertraut, daß er existiert oder wirklich kompetent ist, eure Bitte zu erfüllen, wie kann euer Gebet dann erhört werden? Zudem sollte euer Gebet aus dem Herzen kommen und Zunge und Verstand sollten dasselbe sagen. Sie sollten nicht voneinander abweichen – ein solches Gebet wird erhört. Wenn Christus also sagte, daß Gott euch vielleicht gibt, was ihr wollt, wenn ihr zu ihm betet, daß eure Chancen aber größer sind, wenn ihr Gott in seinem Namen bittet, so wollte er damit betonen, daß ein an ihn gerichtetes Gebet sicher erfüllt wird. Einer, der zu Christus betete, als er auf Erden war, war davon überzeugt, daß Christus existierte, weil er ihn sah. Aus dem gleichen Grund hatte er auch volles Vertrauen in seine Kompetenz.

Wenn wir also ganz an den Meister glauben und von seiner Kompetenz überzeugt sind und von Herzen zu ihm beten, muß unser Gebet erhört werden. Die früheren Meister sagten, wenn ihr so betet, wird euch Gott bei der Hand nehmen und sagen: „Nun, mein Kind, sag‘ mir, was du willst!“ Versteht ihr, was ich meine? Gott wird einem solchen Gebet Gehör schenken, denn er sieht, daß Herz, Mund und Verstand in Einklang sind und ihr ganz darauf vertraut, daß er euch erhören wird.

Manchmal will ein Kind unbedingt etwas haben, das zwar verzuckert, aber dennoch giftig ist. Was wird da seine Mutter tun? Trotz all seines Flehens wird sie sagen: „Gut, mein Kind, ich werde es dir bestimmt geben“, und dennoch gibt sie es ihm nicht. Manchmal ist das, worum ihr bittet, nicht in eurem wirklichen Interesse, und der Vater wird es euch nicht geben. Worum sollen wir also beten? Manchmal bitten wir um etwas Bestimmtes und wenn wir es bekommen, dann empfinden wir Reue und bitten Gott, es weder von uns zu nehmen. Aber wenn ihr betet (und das beste Gebet ist immer das an den Meister): „O Gott, gib uns das, was wirklich zu unserem Besten ist“, so ist dies das ideales Gebet, und er wird es erfüllen. Er weiß, was wirklich in eurem Interesse ist – aber denkt daran, er wird euch kein Gift geben!

Manche Menschen sind reich, andere arm. Manche leben nur kurz, andere leben lang. Manche sind glücklich, andere in Not. All dies ist die Folge früherer Karmas und daher unvermeidbar. Wir bitten Gott immer um Dinge dieser Welt – warum aber beten wir nicht zu ihm: „O Gott, wir möchten Dich finden, komm zu uns oder zieh uns zu Dir“ - ? Der Meister ist der Mittler. Gott spricht durch ihn. Wenn ihr zum Meister betet, bekommt ihr das, was wirklich zu eurem Besten ist. Ein Gebet, das von Herzen kommt und sich durch Gedanken und Worte ausdrückt, wird erhört. Wenn ihr beten wollt, dann geht in euer Zimmer und betet ganz allein. Wenn ihr voller Zuversicht betet und dessen gewiß seid, daß der Eine, zu dem ihr betet, existiert und kompetent ist, und dieses Gebet von Herzen kommt, wird es natürlich erhört.

da gibt es zum Beispiel eine Erzählung über vier verschiedenen Arten von Hingabe, die Frauen ihren Männern entgegenbringen. Die erste Art wendet sich anderen Männern zu, obwohl sie nach außen ihrem Mann ergeben scheint. Ehrlich gesagt, Mann und Frau sollten wie eine Seele in zwei Körpern sein. wir sind wie eine Frau, die äußerlich ihrem Mann ergeben ist, aber immer an andere denkt. Wir sind nicht überzeugt, wir sind Gott oder dem Meister nicht voll und ganz ergeben. Manche Frauen sind zwar ergeben, aber sie möchten etwas dafür. Diese Art von Hingabe ist zweitrangig. Wenn sie nicht bekommt, was sie will, wird sie sich ärgern. Die dritte Art von Frau bittet ihren Mann, wenn sie etwas möchte und bleibt ihm ergeben, ob sie es nun bekommt oder nicht. Aber die vierte und höchste Art von Hingabe besitzt die Frau, die denkt: „Mein Mann weiß, wie es mit geht, er sieht mich täglich und wird sich um meine Bedürfnisse kümmern. Wenn ich ihm in diesen alten Kleidern gefalle, was will ich dann mehr?“ Das ist die höchste Art einer hingebungsvollen Seel. Ob wir arm oder reich, glücklich oder in Not – er sieht unser Schicksal. Wir sind doch alle seine Kinder, nicht wahr? das ist also die höchste Form von Hingabe. Ihr mögt ihm euer Anliegen vorbringen – doch seid nicht gekränkt, wenn er euer Gebet nicht erhört. Alles hängt von der Hingabe ab, und davon gibt es viele Arten, wie ich es euch an den Beispielen erklärt habe. Das sind die Dinge, die ihr praktizieren und nach denen ihr leben müßt. Das sagen auch die Bücher, aber nicht so klar und einfach, wie ich es euch nun erkläre. es gibt auch verschiedene Grade von Heiligen. Die höchste Art ist wie die einer Frau, die ihren Mann um nichts bittet und völlig darauf vertraut, daß er sich um ihre Bedürfnisse kümmert. Nun solltet ihr prüfen, wo ihr steht.

Eines abends saß ich bei meinem Meister, und Dr. Julian Johnson war auch da. Es war ungefähr zehn Uhr an einem Winterabend. Johnson stellte dem Meister eine Frage. Er fragte: „Ist es notwendig, zu beten?“ Der Meister antwortete auf unserer Ebene. Er sagte: „Die Arbeit des Schülers ist es, zu beten – aber um etwas Höheres, nicht um weltliche Dinge.“ Wenn ein Schüler nicht vollkommen ist, so fordert er, will er etwas vom meister. wenn wir beten, sitzen wir einfach da wie ein Ringer oder Turner und denken, wir müssen uns durch eigene Kraft erheben. So geht es nicht. Ihr solltet euch demütig hinsetzen und beten: „O Gott, hilf mir, O Meister, hilf mit – ich stehe vor Deiner Tür, bitte erhebe mich!“ Vor seiner Tür zu sitzen, zu warten und alle Hoffnung in ihn zu setzen – diese Art von Gebet wird euch helfen. Ihr werdet einen Auftrieb erfahren. Stellt euch vor, ihr steht in der Tür und sagt: „Komm bitte herein“, aber ihr tretet nicht zur Seite. Wie kann er da eintreten?

Diese Dinge müssen wir richtig verstehen und danach leben. Vielleicht verstehen es die meisten von euch – aber lebt ihr auch danach? Das ist der springende Punkt. Diese Art von Gebet wird euch also helfen. Er ist euer Vater, und ihr seid seine Kinder. Gott im Meister ist auch euer Vater. Ihr solltet geradewegs zu ihm gehen, ohne Vorbehalte, wie ein Kind. Christus  sagte: „Lasset die Kindlein zu mir kommen und wehret ihnen nicht, denn ihrer ist das Himmelreich.“

Wenn ihr euch zum Gebet niedersetzt, dann zieht euch von außen zurück und vertraut seiner Befugnis ganz und voller Zuversicht. Betet einfach und wartet. Wenn ihr zu ihm betet und sagt: „Komm bitte herein“, aber ihr geht nicht aus der Tür, welchen Sinn hat solch ein Gebet? Es spielt keine Rolle, welcher Religion ihr angehört. Das hat nichts mit Religionen zu tun. Es ist etwas, das ihr verwirklichen müßt. Wenn ihr an seiner Tür empfangen werden wollt, dann betet mit derart ungeteilter Aufmerksamkeit, daß ihr die Welt vergeßt und so, wie ich es euch eben erklärt habe. Wenn ihr danach lebt, wird euer Gebet erhört.

 

 

 


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