WO LIEGT DAS REICH GOTTES

 

Das Reich Gottes ist gegenwärtig eine verlorene Provinz für uns. Seit dem Sündenfall des Menschen, seinem ersten Ungehorsam gegenüber Gottes Geboten, ist er verbannt vom Garten Eden und hat keinen Zugang dazu. Unter dem überwältigenden Eindruck, den die Welt und die weltlichen Dinge auf uns machen, sind wir völlig und einzig auf die Außenwelt eingestellt und denken nicht an Gott und Sein Reich im Innern.

Das Reich Gottes kommt nicht mit äußerlichen Gebärden... Denn sehet, das Reich Gottes ist inwendig in euch.

Lukas17,20 -21

Dieses unschätzbare Wasser der Unsterblichkeit liegt in den Tiefen der menschlichen Seele verloren und vergraben. So ist der Aufruf der Meisterseele:

Er sein Leben findet, der wird's verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird's finden.

Matth. 10, 39

Denn des Menschen Sohn ist kommen, zu suchen, und selig zu machen, dass verloren ist.

Lukas 19,10

All das führt zu dem einen unumgänglichen Schluss, dem Tod im Leben, denn ohne ihn kann man sich nicht ins universale Bewusstsein oder das kosmische Gewahrwerden erheben. Dieses höhere Leben des Geistes hängt gänzlich von der Gnade eines lebenden Meisters ab, der in der Lage ist, seinen Lebensimpuls zu übertragen und die Verbindung mit der rettenden Lebensschnur im Inneren zu geben.

Und die Toten in Christo werden auferstehen zuerst.

Thessal. 4, 16

Ich bin mit Christo gekreuzigt. Ich lebe aber: doch nun nicht ich, sondern Christus lebet in mir. Denn was ich jetzt lebe im Fleisch, das lebe ich in dem Glauben des Sohnes Gottes, der mich geliebt hat, und sich selbst für mich dargegeben.

Galater 2, 19- 20

Durch die Initiation und die spirituelle Übungen wird man sich nach und nach seiner Unzulänglichkeiten bewusst und versucht, sie auszurotten; und je mehr man sich reinigt und läutert, desto mehr wächst man ins glückliche Leben hinein. Sowie die Hüllen allmählich abfallen, werden die wahren Werte des Lebens mehr und mehr sichtbar. Der Geist wird nach und nach von den Bedingungen an die Welt frei und fähig, den physischen Körper zu überschreiten und Flüge in die höheren Regionen zu unternehmen. Danach "wandelt er nicht mehr nach dem Fleisch, sondern nach dem Geist" (Römer 8,1 und 4). Obwohl er in der Welt lebt, ist jedoch nicht länger in der Welt. Er erfreut sich der Glückseligkeit höherer spiritueller Regionen und nicht der Vergnügungen der Sinne und der Sinnesgegenstände. Die Gabe von Naam oder dem Wort kommt nur von einer Meisterseele, die den Initiierten für die spirituelle Reise befähigt, in dem sie ihren eigenen Lebensimpuls überträgt.

Der Grad des früheren oder späteren Fortschritts hängt jedoch von der geistigen Reife und Entwicklung des einzelnen ab, von dem Fundament, auf dem er steht oder von der Vorbereitung, die er in den vergangenen Inkarnationen getroffen hat. So hat jeder seinen eigenen Hintergrund, seinen eigenen Meilenstein, von wo aus er beginnen muss. Die Saat ist ausgestreut, aber ihr Aufgehen, ihr Wachstum und ihre Entfaltung liegt an der Beschaffenheit des inneren Bodens jedes einzelnen, an seiner Qualität, seiner Fruchtbarkeit und Ergiebigkeit, dem Feuchtigkeitsgrad und anderen Bestandteilen.

Der Meister gibt jedem Initiierten seine eigene Bewusstheit ein: Licht und Ton. Wenn der Kontakt mit dem göttlichen Bindeglied einmal hergestellt ist und die spirituelle Erfahrung erlangt wurde - wie gering sie auch immer sein mag, um damit auf unterster Ebene beginnen zu können - kann er durch regelmäßige, tägliche Praxis, in jedem beliebigen Ausmaß weiterentwickelt werden, bis er ganz natürlich und normal zur alltäglichen Gewohnheit wird, eine Sache des freiwilligen Zurückziehen der Geistesströme, und wann immer es einem gefällt.

Der dem Meister Ergebene kommt und geht nach seinem eigenen Belieben und Wohlgefallen, und ohne jedwede Behinderung.

Ramkali, Dakhai Onkar

Wie bereits gesagt, benötigt jeder einzelne seine Zeit, bis es zur Blüte und zur Fruchtbarkeit kommt. Die schlummernden und spirituellen Fähigkeiten beginnen sich zu regen, und der Initiierte spürt in sich eine Art der Fülle und Sättigung oder Seligkeit. Dies ist ein unvergängliches und unzerstörbares Geschenk. Es kann weder geraubt werden, noch sonst abhanden kommen. Die Saat der Spiritualität, die einmal in den innersten Tiefen der Seele ausgestreut ist, kann nicht anders als blühen und fruchten, sobald die Zeit dafür reif ist. Keine Macht der Welt kann ihrem Wachstum im Wege stehen, noch kann irgendeine Kraft sie ersticken oder wertlos machen.

Wer einmal durch einen kompetenten Meister initiiert wurde, dessen Befreiung aus der Gebundenheit des Gemüts und der Materie ist ein für allemal gesichert; sie ist nur eine Frage der Zeit. Die Saat der Spiritualität, die in ihn gelegt wurde, wird in jedem Falle wachsen und Frucht tragen. Wenn die Spiritualität einmal erweckt und die spirituelle Erfahrung erlangt ist, kann sie sich nur entfalteten, und die Meisterkraft kann nicht ruhen, bis das angenommene Kind aufgezogen und in die Heimat des Vaters zurückgebracht ist.
Wahres Wissen dämmert nur durch die Initiation; denn ohne die Initiation durch eine Meisterseele kann man keine Erkenntnis erlangen.

Es gibt kein Jnana (wahres Wissen), oder einer Meisterseele zu begegnen, noch eine Meditation, ohne eine Erfahrung aus erster Hand.

Bhairon M. 5

Doch kann einer, dem das Glück hold ist, durch die Gnade einer Meisterseele die Erfahrung von beiden erlangen. Es bedeutet, einen Bruchteil des lebendigen Lebensprinzips durch einen Gottmenschen oder einen offenbarten Gott aufnehmen, d.h., durch einen Pol, über den die Kraft Gottes in der Welt wirkt. Im Lichte dieser Erkenntnis lockert das Gemüt allmählich seine Fangarme, mit denen es die Seele sozusagen im Stahlringen festhält, bis sich der Geist selbst vom Gemüt befreit und in der Lage ist, sein ihm eigenes angeborenes Wesen wahrzunehmen und zu erkennen.

O Nanak! Wenn man sich nicht durch die Selbstanalyse erkennt, wandert man endlos in der Wüste der Täuschung einher.

Dhanasri M. 9

Die ganze Welt steckt in den Wehen der Bindungen und Verblendung. Ein seltener Schüler des Meisters entkommt dem gewaltigen Irrgarten von Gemüt und Materie. Dieser Wahn hält das Lebensrad in beständiger Bewegung und bringt die Seele immer wieder in die Hände von Kal.

Asa M. 1

Der Prozess der Befreiung der Seele aus dem Labyrinth der Sinnesebene liegt in den Händen eines kompetenten Meisters des Para Vidya oder der Wissenschaft des Jenseits, der sowohl in der Theorie als auch in der Praxis kompetent ist. Einer, der sich selbst befreit hat und nach Belieben in die höheren spirituellen Bereiche geht, kann auch andere dorthin bringen. Es ist ein Werk großen Vertrauens und großer Verantwortlichkeit, welches sogenannte Meister, die es in Überfülle auf der Welt gibt, schwerlich tun können. Diejenigen, die die äußerlichen Yoga-Übungen oder das Erfüllen von Riten und Ritualen, Opfern und Bußen, Wallfahrten und dergleichen vorschreiben, wissen nichts vom Inneren Pfad, der am Zentrum beginnt und für den das Überschreiten des Körperbewusstseins die erste Bedingung ist. Es ist dort, wo man "anzuklopfen" hat, wie Christus es nannte und zusicherte, dass "aufgetan" wird. Der Philosoph Emerson nennt es „Inneres Anklopfen“. Im Ramkali War M. 5 gibt es eine Beschreibung von Meistern des Apara Vidya oder des erfahrungsmäßigen Wissens der Welt:

Während er um ein religiöses Verdienst arbeitet, lädt er eine Last von Sünden auf sich und geht betteln von Tür zu Tür, indem er die Initiation feilbietet. Er selbst glaubt nicht an die Veden und andere Schriften und verlangt alle Achtung und Verehrung für sich selber. Wie ein Kadi fällt er Urteile über andere, und während er die Perlen zählt, wagt er die Gottheit zu erklären. Durch Bestechung tritt er die Rechte anderer; und auf Fragen bietet er Zitate aus den Schriften.

Ramkali War M. 1

Wir leben ohne jede Verankerung im ungestümen Meer des Lebens und werden von den gefährlichen Strömungen des Anhaftens und der Verblendung weitergetrieben. Ein vortrefflicher Schüler des Meisters ist imstande, den Wirren und Unruhen erfolgreich zu begegnen und zu einem sicheren Hafen zu gelangen; aber die übrigen werden hilflos abgetrieben. Wenn ein Initiierter selbst nach der Initiation auf andere Schulungen und Übungen zurückgreift als auf die, welche ihm vom Meister anempfohlen wurden, kann er sich nicht befreien und braucht eine längere Zeit, bis er seine Heimat erreicht.

Alle sind betreut in der Liebe zur Welt, nur ein seltener Ergebener des Meisters kommt durch sie hindurch. Aufgrund der Bindungen kommt man immer wieder zurück; verstrickt in den Wahn, kann man nur im Reich des Todes bleiben. Selbst nach der Initiation durch einen Meister befassen sich die Menschen mit Riten und Ritualen; sie können die Bande nicht sprengen und das Ziel nicht erreichen. Nur sein Gnadenblick der heißt das gewaltige Labyrinth nieder und dann, o Nanak, kann man sich in ihn vertiefen.

Asa M. 1

Die wahre Initiation ist die Einführung im Naam und eine Verbindung mit dem lebensspendenden Tonprinzip, das gehört, tatsächlich erlebt und täglich geübt werden kann. 

Nur der dafür bestimmt ist, kommt in Verbindung mit einer Meisterseele. Mit dem Wasser des Lebens (Hari Ka Naam) gewährt er die wahre Initiation (Deeksha).

Suhi M. 1

Lebe im Hafen eines Sadh, und lasse all deine Weisheit, dein Wissen zurück. Lasse des Meisters Wort (Guru Deeksha) in deinem Herzen sein: dies, o Nanak, geschieht durch das Gesetz des Herrn.

Gauri M. 5

 

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