Seine Lehren

Seine Lehren sind esoterisch und nicht exoterisch. Er lehrte: Gott ist in jedem Herzen. Spiritualität ist allgemeines Erbgut der ganzen Welt und der ganzen Menschheit und sie ist nicht irgendeinem besonderen Land oder einer Nation vorbehalten. Das A und O aller Spiritualität ist die Vereinigung der Seele mit der Allmächtigen Überseele. Der Mensch ist die Krone der Schöpfung und nichts steht über ihm. Er ist eine direkte Manifestation Gottes und das Wunder göttlicher Größe. In einem Augenblick kann er zum Himmel aufsteigen und wieder zurückkommen. Sonne und Mond, Paradies und Hölle, Himmel und Erde sind seine Spielplätze, wie es richtig heißt: 
 
„Kurz gesagt, ihr seid Gott am nächsten.“ Er ist gleich einem Tropfen aus dem Meer des Ozeans - des Schöpfers. Er ist ein Strahl der „Allmächtigen Sonne“. Sowohl der Tropfen wie auch der Strahl sind ruhelos, solange sie von ihrer Quelle getrennt sind. Sie finden sich erst wieder, wenn sie zu ihr zurückkehren können. 
Der Mensch ist die edelste Schöpfung Gottes und ist seinem Wesen nach ein vollkommenes Geschöpf. Er kann auf zwei verschiedenen Ebenen arbeiten, auf der äußeren und auf der inneren. Auf der äußeren hat er die Erkenntnis und Wissenschaft der Welt für sein Fortkommen zur Verfügung, aber jenseits der Grenze von Wissenschaft und Philosophie, auf der inneren Ebene, ist er einfach unfähig, die abgrundtiefen Geheimnisse der Natur auszuloten. Mit Hilfe religiöser Schriften versucht er, das Ziel zu erreichen, stolpert aber bei jedem Schritt. Sehr schnell bemerkt er, daß er in dieser Hinsicht unzulänglich und hilflos ist; es sei denn, er findet die Führung eines spirituellen Meisters. Bis dahin bleiben Theologie, Wissen und Wirklichkeit unlösbare Rätsel für ihn, die alle Versuche, sie zu lösen, vereiteln.
 
Spirituelles Leben kann man während der Lebenszeit nur durch einen erleuchteten und wirklich bewußten Meister erlangen.
 
Solch ein Meister ist tief in der Wirklichkeit verankert, und alle Eigenschaften des Göttlichen Lichtes werden voll durch Ihn reflektiert und erstrahlen in Ihm in Fülle. Er ist völlig vertraut mit den engen und schlüpfrigen Stellen des Pfades, der zur „Wirklichkeit“ führt. Er gibt den Aspiranten eine Verbindung mit dem Lebensimpuls, der allgemein als „Shabd“ oder „Nad“ bei den Hindus, als „Kalma“ oder „Kalam-i-Rabbani“ bei den Moslems, als „Sach“, „Naam“ oder „Hukam“ bei den Sikhs und als „Das Wort“ unter den Christen bekannt ist. Unter Seiner Aufsicht und Führung öffnet ein solcher Meister das innere Auge des Suchers und führt ihn von Ebene zu Ebene bis hinauf zu den Füßen Gottes - und all das bei Lebzeiten und nicht erst nach dem Tode. 
Deshalb ist es von absoluter Wichtigkeit für jeden denkenden Menschen - ungeachtet seiner Religion, Hautfarbe oder seines Glaubensbekenntnisses - sich selbst, wie an den lebenden König oder den lebenden Doktor - an den „Gegenwärtigen, Lebenden Meister des Zeitalters“ zu wenden, wenn er den Nektar der Unsterblichkeit trinken will und um das „Ewige Leben“ zu erlangen. 
Daher sagt Maulana Rumi:
 
„Ergreife die Hand des Meisters, denn ohne Ihn ist der Weg voll von unvorhergesehenen Gefahren. Trenne dich niemals, auch nicht einen Augenblick, vom Meister und vertraue niemals zu sehr deinem eigenen Wert oder deiner eigenen Wahrheit.“ Dasselbe ist im Granth Sahib (1) gesagt:
 
„Suche den Meister, erbitte die Initiation von Ihm, gib Ihm Körper und Gemüt ganz zu eigen und wende dich ganz nach innen. Du kannst den Pfad nur durch die Analyse des Selbst finden.“ Neben dem vollkommen verwirklichten spirituellen Wissen war Hazur auch voll physischer Schönheit - Seine gut proportionierte körperliche Gestalt, von zypressen-ähnlicher Statur, hell leuchtendes Gesicht, Stirne, makelloser weißer langer Bart, rein-weißer Turban und ein Mal auf der rechten Wange - alles so wunderschön anziehend, war der Brennpunkt von Myriaden sehnsüchtiger Augen. Auf Seinen Füßen war das Padam-Rekha (2). Der wohlbekannte Persische Vers paßt ausgezeichnet in diesem Zusammenhang:


Husne Yusuf, dame Isa, yad-i-baiza dari
Anche hama khuban darand to tanha dari.

Du hast die Schönheit von Josef, die Heiligkeit von Jesus Christus und die strahlende Hand von Moses - kurz gesagt: Du besitzt alle jene Vorzüge der Lieblichkeit, die die physische Verbindung zur Barmherzigkeit kundtut.

Der bloße Anblick von Hazurs Person gab dem verwirrten und verstörten Gemüt vollkommene Ruhe, tröstete jedes Herz, verlieh vor allem die Gabe der Konzentration und die Freude innerer Zufriedenheit. Seine Redeweise sowie Seine Auslegung der Schriften war äußerst klar und eindrucksvoll. Worte und Zitate von Ihm in einfacher und einleuchtender Sprache, die Probleme der Wahrheit erklärend, ausgesprochen, waren besonders schön und berauschend. Wenn Kanzelprediger ihre Ansprachen auf der Basis des Intellekts und des Verstandes halten, führen sie diese lediglich in Imitationskunst aus, ebenso wie man geruchlose Blumen ausstreut, wie Schönheit ohne Anziehung und Körper ohne Seele. Aber Hazur enthüllte die Göttlichen Mysterien mit solch einer leichten und gewandten Grazie, daß Seine Worte tief die Herzen durchdrangen und unvergängliche Eindrücke hinterließen. Dies ist nur möglich, wenn eine wirklich kompetente Persönlichkeit mit praktischer persönlicher innerer Erfahrung, die Wahrheit der tatsächlichen spirituellen Erfahrungen auslegt und die Kompetenz besitzt, das Wissen in die innersten Winkel des Denkens einzuflößen und dies nicht nur mit bloßen Worten, sondern durch die Ergebnisse Seiner eigenen weiten spirituellen Erfahrungen, vereint mit der Kraft ihrer wesentlichen Prinzipien. 
 
In seiner Sprache war ein ungewöhnlicher und bezaubernder Reiz, der die Herzen Seiner Zuhörer gefesselt hielt. 
 
Dieser heilige und große Meister durchreiste das Land nach allen Himmelsrichtungen und Seine spirituelle Botschaft wirkte wie Balsam auf Hunderte und Tausende zerrissener Herzen. Es gibt kein Dorf und keine Stadt im Punjab, wo Seine Anhänger nicht in großer Zahl zu finden wären. In den verschiedensten Teilen Indiens wurden mehr als 30 Satsang-Hallen erbaut, die Mittelpunkte bildeten, um praktisches, spirituelles Wissen zu vermitteln. Trotz Seines hohen Alters hielt diese verehrungswürdige Persönlichkeit stundenlang spirituelle Ansprachen und Gespräche und löschte so den Durst von Millionen Suchern nach Spiritualität.
 
Zu den monatlichen Zusammenkünften suchten 60.000 bis 80.000 Seelen Beas auf, um aus diesem spirituellen Quell Nutzen zu ziehen.
 
Er sandte Seine spirituellen Strahlen durch die ganze Welt und flößte den Menschen, die durch den Materialismus irregeführt wurden, den Geist der Religiösität ein. Schon zu Seinen Lebzeiten war Sein Name in verschiedenen Ländern bekannt. Seine Anhänger zählten ungefähr 200.000 Seelen, die sich aus Hindus, Moslems, Sikhs und Christen aller Kategorien und Stände, reich und arm, gelehrt und ungelehrt, aus verschiedenen Kasten und Glaubensrichtungen, einschließlich Asiaten und Christen europäischer Nationalitäten zusammensetzten.
 
Diese anziehende Persönlichkeit von Hazur lockte Aspiranten aus europäischen und amerikanischen Ländern an und sie strömten nach Indien, um Seine spirituelle Botschaft zu hören. Die Zahl seiner Anhänger in Amerika, Schweiz, England und Deutschland belief sich auf einige tausend. Unter diesen sind die Namen von Dr. Brock, Dr. Johnson (3), Hr. Myers (4), Dr. Schmidt und Oberst Saunders bemerkenswert. 
 
Hazur pflegte zu sagen: 
 
„Alle Religionen und Länder sind die meinigen und ich liebe sie alle gleichermaßen.“

Erläuterungen:
(1) Guru Granth Sahib - die Heilige Schrift der Sikhs
(2) Äußeres sichtbares Lotuszeichen (Lotuslinie)
(3) Dieser Herr verbrachte den Rest seines Lebens in Beas.
(4) Sekretär Seiner Exzellenz Lord Irwin, Gouverneur General und Vizekönig von Indien.

Weiter