Spiritualität

Der Mensch ist älter als alle Philosophien und Religionen, die ursprünglich dazu bestimmt und später geformt und entwickelt worden waren, um sein moralisches und spirituelles Wohlergehen zu sichern, so dass er zuletzt Erlösung und Freisein von der Knechtschaft des Gemüts und der Materie erlangen kann. Aber trotz Reichtümern, ethischen Gesetzen, und den gewaltigen Errungenschaften in Gelehrsamkeit, Wissen und Weisheit, ist er mit seinem Leben nicht wirklich zufrieden, weil er nicht imstande gewesen ist, die fundamentale Wahrheit der Liebe, die allen Religionen zugrunde liegt, zu verwirklichen.


Gott schuf den Menschen, und der Mensch gründete Religionen. Folglich sind die Religionen für den Menschen und nicht der Mensch für die Religionen da. Die verschiedenen Religionen wie Hinduismus, Buddhismus, Christentum, Islam, der Sikhismus und andere sind im Laufe der Zeit in Erscheinung getreten, um dem ursprünglichen menschlichen Bedürfnis gemäß den Erfordernissen der damals herrschenden Bedingungen oder Zustände zu dienen.


Wenn wir den Strom der Zeit zurückverfolgen, finden wir keine Spur von den Sikhs vor 500 Jahren, von den Moslems vor 1400 Jahren, von den Christen vor 2000 Jahren und von den Buddhisten und den Jains vor fünf oder sechstausend Jahren. Vor dem Erscheinen der arischen Stämme kamen viele andere Rassen und verschwanden wieder. Der Mensch jedoch ist immer Mensch geblieben, der Herr der erschaffenen Dinge, zu allen Zeiten und in allen Himmelsrichtungen; ob im Osten oder Westen, er blieb immer und überall derselbe, ein beseelter Körper oder eine verkörperte Seele, ohne Unterscheidung durch Stand, Glauben oder Rasse, und seine wesentliche Natur, sein inneres Selbst, ist vom selben Geist wie der von Gott.

Kabir sagt:

Der Geist im Menschen ist vom selben Wesen wie der des alles durchdringenden Geistes.

Sheikh Saadi erklärt:

Alle Geschöpfe sind das Werk ein und desselben Wesens (Jauhar).

Jedes Land und jedes Zeitalter hatte seine Weisen und Seher. Korruption und Entartung sind die natürlichen Merkmale der Zeit, und immer wieder treten Propheten in Erscheinung, um die Dinge in Ordnung zu bringen. Alle Religionen verdanken ihre Entstehung solchen Meisterseelen. Ziel und Zweck der verschiedenen religiösen Gemeinschaften waren immer gleich, nämlich einen Weg zurück zu Gott zu zeigen, um das fehlende Glied zwischen Gott und Mensch zu finden. Sie sind somit ein Mittel zum Ziel, aber nicht das Ziel selbst. In der wirklichen Praxis finden wir jedoch, dass keine von ihnen einen hohen Grad der Befriedigung gewährt. Der Fehler liegt nicht bei den Religionen, sondern bei jenen, die sie den Menschen vermitteln.

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