Denken an Gott An Gott zu denken ist das wichtigste, um den Weg zurück zu Gott zu finden. Der Zweck aller hingebungsvollen Übungen, der Andachtsstätten und Pilgerfahrten ist der gleiche. Der menschliche Körper ist der wahre Tempel Gottes. Jeder spricht auf seine eigene Art von seinem eigenen Geliebten. O Rajab, das Ziel ist eins, doch der Bogenschützen gibt es unzählige. Im Koran (Surat Nahal - 5. Raku) heißt es, dass von Zeit zu Zeit verschiedene Arten der Verehrung durch von Gott gesandte Meisterseelen eingeführt wurden, die den Bedürfnissen des jeweiligen Zeitalters, in dem sie lebten, angepasst waren. Tempel und Moscheen oder Kirchen und Synagogen dienen alle der Anbetung Gottes. Der Gong und das Muschelhorn bringen darin fortwährend hinreißende Töne der Musik des Lebens hervor. Die Bogen in den Moscheen, das Kreuz in den Kirchen, der Altar in den Tempeln und die Gebetsschnur in den Synagogen sind nur verschiedene Symbole für die Verehrung des göttlichen Geliebten. Gott kann aber selbst in den heiligen Stätten der Verehrung nicht erkannt werden, und es hat dabei nichts zu sagen, welches ihre Bezeichnung ist. Um Ihn zu erkennen, muss man in das Laboratorium des menschlichen Körpers eintreten, der im wahrsten Sinne des Wortes der Tempel Gottes ist. Wirkliche Verehrung und Hingabe ist ein rein innerlicher und geistiger Vorgang, ohne eine Beziehung zu und unabhängig von irgend etwas, das außerhalb des menschlichen Körpers liegt. Reinheit des Herzens ist alles, was dazu gebraucht wird. Mit einer ethischen Grundhaltung kann man Gott überall unter dem blauen Himmel anbeten, denn die ganze Welt ist ein gewaltiger Tempel Gottes, und es gibt tatsächlich keinen Ort ohne Ihn, einschließlich der besonderen Orte der Anbetung, wie oben beschrieben. Wo immer man in Demut und Hingabe kniet, dieser Ort wird geheiligt. Das ganze Universum ist Sein eigen. Man wende sich hin, wo immer man will, sei es Osten oder Westen, stets sieht man sich Gott gegenüber, denn Er ist allgegenwärtig und allwissend. Wieder ist gesagt: Für die Unwissenden lebt Gott nur in Tempeln, Kirchen und Moscheen, die von Menschen erbaut sind; aber die wirklich Erwachten finden Ihn nur in ihrem Innern - in dem von Gott geschaffenen Tempel dem menschlichen Körper. Al-Nisaee Sahib sagt: Für mich ist die ganze Welt eine heilige Moschee; wo immer die für das Gebet festgesetzte Zeit naht, können meine Anhänger ihre Gebete verrichten. Alles ist heilig, wo Hingebungsvolle knien. H. O. Wendell Maghribi Sahib erklärt:
Dein Geliebter ist in dir, doch du weißt nichts davon und gehst von einem Ort zum anderen, um Ihn zu finden. In eine Moschee zu gehen, um den zu suchen, der die Seele deiner Seele ist, ist nur traurige Zeitvergeudung. Der Unwissende verbeugt sich vor der Moschee, während der Weise sein Herz reinigt, das der Thron Gottes ist. Tulsi Sahib sagt: Wehe dir, o Bewohner der von Gott geschaffenen Moschee, denn du gehst in den von Menschen gebauten Tempel, um anzubeten. Und auch Kabir Sahib kündet: Als Kabir auf Pilgerfahrt nach Mekka ging, begegnete ihm Gott auf seinem Weg, tadelte ihn und fragte streng, wer ihm gesagt habe, dass Er dort sei und nicht hier. Guru Amar Das erklärt: Dieser Körper ist der wahrhaftige Tempel Gottes; und in ihm allein scheint Gottes Licht. In der Bibel heißt es: Wisset ihr nicht, dass ihr Tempel Gottes seid und der Geist Gottes in euch wohnt? Und nochmals: Ihr aber seid der Tempel des lebendigen Gottes. Mit ähnlichen Worten sagt Hafiz von Shiraz: Der Grund, dass ich in den Tempel oder die Moschee gehe, ist, mich mit Dir, o Gott, zu vereinen. Außer diesem ist kein anderer Gedanke dabei. Und wieder tut er kund:
Sagt nicht, die Kaaba sei besser als ein Tempel. In der Tat ist der Ort allein der beste, an dem man die Glorie seines Geliebten bezeugen kann. Es gibt keinen Unterschied zwischen einer Dera und einer Moschee, Puja (eine Art der Verehrung bei den Hindus) und Namaz (mohammedanische Form des Gebets), da beide demselben Zweck dienen, Die ganze Menschheit ist ein und dasselbe, und der Gedanke einer Verschiedenheit ist nur ein Märchen. Derselbe Gott hat Engel und Geister erschaffen, wie auch Türken und Hindus, und in der Tat Menschen aller Arten. Der äußere Unterschied bei den Menschen ist die Folge von physiologischen Bedingungen, die in den verschiedenen Teilen der Welt vorherrschen. Doch sie alle sind nach demselben Vorbild geschaffen und haben gleiche Ohren, Augen, Körper; ihr physisches Kleid besteht aus fünf Elementen: Erde, Wasser, Feuer, Luft und Äther. Der Allah der Moslems und der Alekh der Hindus sind Namen der gleichen Wesenheit. Die Puranas und der Koran sprechen allein von Ihm. Alle auf der Erde existierenden Religionen weisen auf dieselbe Realität hin. In allen Schriften ist gesagt, dass die Suche nach Ihm in der äußeren Welt nutzlos sei und es nur durch die Gnade eines Meisters oder des Gurus geschieht, dass Gott sich im Innern offenbart. Alle Orte der Verehrung, welche es auch immer sind, bestehen aus Erde und Wasser. Wenn Gott allgegenwärtig ist, warum sollte man Ihn dann nur in Tempeln und Moscheen suchen? Er ist wirklich in uns; ja, Er ist die Seele unserer Seele, und wir leben und haben unser Sein in Ihm. Diese Wahrheit beginnt jedoch nur zu dämmern, wenn ein Sant Satguru (eine Meisterseele) uns eine wirkliche Erfahrung davon vermittelt.
Wohin soll ich gehen, wenn ich Seine Glorie im Innern sehe? Der in Ihm gesättigte Geist ist nicht zerstreut. Weil ich eines Tages sehr gequält wurde, bereitete ich Sandelpaste und ging zu Brahmas Stätte, als der Meister mich wissen ließ, dass Er im Innersten meines Herzens wohne. Basant Ramanand Von Guru Arjan hören wir:
Manche nennen Ihn Rama und andere Khuda; wieder andere Gossain oder Allah. Die heilige Lehre der Hindus ist in Sanskrit oder Hindi geschrieben, und die der Moslems in Arabisch oder Persisch. Der Guru Granth Sahib der Sikhs wurde in Punjabi und die Bibel der Christen in Hebräisch, Griechisch, Lateinisch und Englisch verfasst. Die verschiedenen Auslegungen, Kommentare und Anmerkungen sind in den jeweiligen Sprachen wiedergegeben, die zu der einen oder anderen Zeit gesprochen wurden. Alle diese Schriften, ganz gleich in welcher Sprache sie geschrieben sind (denn Sprachen zählen nicht bei Gott), dienen nur dem Zweck, in uns einen Wunsch, ein Verlangen, Sehnen und Liebe zu Gott zu erzeugen. Sie sind nur Mittel und nicht das Ziel, denn Gott ist ein ungeschriebenes Gesetz, und Ihm ist eine ungesprochene Sprache eigen. Sie trotzt allen Zungen, denn keine einzige kann Ihn erreichen. Es gibt keine Sprache, die von besonderem Wert wäre, denn sie ist immer nur ein Ausdrucksmittel, damit man die liebevollen Schilderungen von Gott weitergeben und ihnen lauschen kann, und nichts sonst. Hafiz sagt so schön: O Hafiz! In der Liebe gibt es keinen Unterschied zwischen der türkischen, arabischen oder irgendeiner anderen Sprache. Geschichten der Liebe können in jeder Sprache erzählt werden, wie dir bekannt sein dürfte. Die zahllosen Menschen der verschiedenen Länder sind den vielen Söhnen desselben Vaters vergleichbar oder Blumen aus demselben Garten, wenn auch mit unterschiedlichen Farben und Düften ausgestattet. Wir alle leben im Schoß der gleichen Mutter Natur und unter dem gleichen blauen Himmelsgewölbe; wir haben uns selbst durch kleinliche Vorurteile und Kurzsichtigkeit in so viele religiöse Gliederungen und Gemeinschaften eingeengt. Religion ist, wie das Wort buchstäblich besagt, ein »Weg zurück« oder eine Rückverbindung mit der Quelle. Statt Befreiung zu bringen, hat sie uns wie der sprichwörtliche »Decken-Bär« in ihren ehernen Griffen festgehalten, aus denen man sich nicht befreien kann.
Um die sprichwörtliche Redewendung »Decken-Bär« zu verstehen: Ein Bär schwamm den Fluss hinunter, als ein Mann, der es vom Ufer aus beobachtete, ihn irrtümlicherweise für eine Decke hielt, ins Wasser sprang, um sie herauszuholen. Als er sie erreichte, entdeckte er seinen Irrtum und wollte zurückschwimmen, doch er konnte es nicht, weil ihn der Bär fest in seinem Griff hielt und ihn nicht losließ. Die Menschen am Ufer riefen ihn zurück, doch er entgegnete, dass ihn der Bär nicht freilasse. In genau derselben Lage befinden sich die Menschen heutzutage. Die Erwachten lehnen sich gegen diesen traurigen Zustand auf. Wenn die Moschee wie auch der Tempel das Haus Gottes darstellen und durch Gottes Licht erleuchtet werden, warum und wozu dann all der Streit um sie? Dharamshalas (Orte der Verehrung) dienen als Lagerhäuser für Schwindler und Thakur-Dwaras (Gotteshäuser) als Häuser für Strolche und Betrüger. Moscheen beherbergen erbarmungslose Schlächter, während die wahren Gottliebenden abseits stehen.
Die Saat der Feindschaft und des Hasses zwischen den Menschen werden von solchen gesät, die selbst Opfer großer Unwissenheit sind. Gleich Pandora wissen sie nicht, welchen Schaden sie durch ihre gedankenlosen Äußerungen in der Welt anrichten. Menschen dieser Art werden in den Schriften als Manmukh oder als Sprachrohr des Gemüts bezeichnet, denn sie tun diese Dinge gedankenlos, und ihre Handlungen sind durchdrungen und gesättigt von selbstischer Gier. Ihre Zungen ruhen nicht, sie schneiden tatsächlich überall tiefe Wunden in die edlen Teile der Menschen und spritzen Gift in den Urquell ihres Geistes. Wer mit ihnen in Verbindung kommt und ihre Worte aufnimmt, wird nicht nur von ihrer Uneinigkeit und Disharmonie angesteckt, sondern wird, wie ein Jagdhund, blutdürstig nach seinen eigenen Freunden und Verwandten. Die Moslems nennen solche Menschen Kafirs (Ketzer). |