7. Der Surat Shabd Yoga

Zweifellos gibt es unzählige Wege der Vereinigung mit dem Geliebten. Aber in diesem Zeitalter ist die natürliche Form des Yoga der Surat-Shabd-Yoga (Yoga des Licht- und Tonstroms). Er kann durch Alte und Junge gleicherweise ganz leicht geübt werden, und daher ist er im allgemeinen als Sahaj-Yoga (oder der leichte Pfad) bekannt. Ein in diee Yoga-Art Initiierter braucht sich nicht körperlich anzustrengen. Er hat natürlich zu meditieren (einige Stunden täglich), wie durch den Meister angeraten, indem er in liebevollem Denken an den Herrn den mentalen Simran, d.h. Wiederholung der geladenen Worte mit der „Zunge der Gedanken“ übt, und den Bick oder „Surat“ (die Aufmerksamkeit) auf den Sitz der Seele, hinter und zwischen den Augenbrauen, heftet. Man soll jedoch nicht irgendwelche Dinge voraussetzen oder erwarten, noch sich am Leben festklammeern oder im voraus nach ungenauen Zielen greifen. Das Öffnen des geistigen Auges und die Übertragung des Tonstromes ist die Aufgabe des Meisters. Von dem Augenblick an, in dem der Meister den Geist in seine Obhut nimmt, leitet er ihn sowohl direkt als auch indirekt, sichtbar und unsichtbar, auf der Erde und im Jenseits, im Leben und nach dem Leben und verläßt ihn niemals, bis das Ziel erreicht ist. Nach dieser Erfahrung lernt man die Wahrheit von Aussprüchen wie:

„Die Meisterkraft wird dich nie verlassen noch versäumen bis 
zum Ende der Welt.“

„Und wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen.“
                                                                                  Joh. 6,37

Einem Meister-Heiligen zu begegnen und die Initiation zu bekommen ist die Krönung eines guten Schicksals und der größte Segen auf Erden. Er hat die Schlüssel vom Reich Gottes und leitet die weltmüden, schwerbeladenen und wunden Füße zurück in Seines Vaters Haus, um ihnen Ruhe zu geben. Im geheimen Gemach seiner Seele entdeckt der Meister für den Menschen Gott wieder. Wie der Meister das größte Geschenk Gottes ist, so ist Gott das größte Geschenk des Meisters, denn mit seiner Gnade kann man die Vereinigung mit Gott erlangen. Es ist in der Tat nur ein Spiel mit Worten, denn es gibt keinen Unterschied zwischen den beiden:

„Ich und der Vater sind eins. Und niemand kennet den Sohn 
denn nur der Vater; und niemand kennet den Vater, denn nur 
der Sohn und wenn es der Sohn will offenbaren.“
                                                                                                               Bibel

„Der Vater und der Sohn sind in derselben Farbe gefärbt.“
                                                                          Granth Sahib

„Der Vater und der Sohn bilden eine Gemeinschaft.“ 
                                                                Granth Sahib

Darum bedürfen wir einer wirklich erwachten Seele, denn ohne sie tappen wir immer im Dunkel und können das Licht nicht sehen und Erlösung erlangen.

„Hunderte von Monden mögen scheinen und Tausende von Sonnen 
mögen glühen, doch trotz dieses blendenden Glanzes herrscht 
innen pechschwarze Dunkelheit. Ohne den Meister findet man 
nicht den Weg und irrt weidter in der Finsternis einher.“ 
                                                                                      Granth Sahib

Eine solche Meisterseele kann durch einen Stellvertreter in weitentfernten Ländern wirken und ihn zu einem Werkzeug für seine Zwecke machen. Doch es ist ein großer Unterschied zwischen dem Meister und dem Stellvertreter. Ersterer ist in seiner Wissenschaft vollendet, während letzer noch nicht vollendet ist. So haben wir immer zur Meisterkraft aufzuschauen, die äußerlich durch den Pol des Meister vollkommene Führung und Hilfe gibt, bis wir uns mit der inneren Kraft verbinden können.

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