SANT
KIRPAL SINGH
von Bhadra Sena KIRPAL — ‘Der
Gütige‘ — erwies sich als ein prophetischer Name für einen, der dazu bestimmt
war, ein vollendeter Meister zu werden, den Göttlichen Willen zu offenbaren und
das größte Geschenk ‘Naam‘, das Wort, an Tausende verkörperte Seelen im Osten
und Westen zu geben. Kirpal war ein früh entwickeltes Kind und zeigte schon in
ganz jungen Jahren Zeichen spirituellen Bewußtseins. Als Kind von 4 Jahren
entwickelte er seine ganz eigene Meditationstechnik und entfaltete Fernsicht
und Hellsehen. Er war jedoch unglücklich über diese Entwicklung und betete zu
Gott, ihn wie einen normalen Menschen zu belassen. In der Schule, als einmal ein Bischof zu Besuch kam, war
dieser erstaunt über Kirpals großes Verlangen nach Gotterkenntnis und
prophezeite dem Jungen eine große Zukunft, der den tiefen Sinn des Evangeliums
Christi vielen Geistlichen, Priestern und hohen Würdenträgern und zahlreichen
christlichen Bekenntnissen bringen sollte. Von
frühem Alter an betete er zu Gott, daß er ihn zu den Füßen seines Satguru
führen sollte. 1917, sieben Jahre vor seiner physischen Begegnung, begann
Kirpal Singh die strahlende Gestalt seines Meisters Hazoor Sawan Singh Ji
Maharaj in seinen Meditationen zu sehen. Zuerst glaubte Kirpal Singh, daß das strahlende
Wesen Guru Nanak war, der Begründer der Sikh—Religion. 1924 geschah es, daß er
seinem Meister in Beas (Punjab) begegnete. Zu seinem Erstaunen erblickte Kirpal
Singh dieselbe erhabene Persönlichkeit, die er auf den inneren Ebenen zu
treffen gewohnt war. Kirpal Singh hatte seinen Lebenden Meister gefunden. So
widmete er sich von ganzem Herzen der Aufgabe, sich zu vervollkommnen und
arbeitete unaufhörlich und unermüdlich 24 Jahre lang unter der Führung seines
Meisters, der ihn ständig zu seinem wahren Nachfolger vorbereitete. Schon 1927
ermächtigte der Meister Kirpal Singh, Satsang in Lahore, Rawalpindi und
verschiedenen anderen Orten im Lande zu halten. Hazoor pflegte in Satsangs zu
erklären: “Geht zu Kirpal Singh um spirituelle Führung.” Dies zeigt offenkundig
die wahre Sohnschaft zu seinem Meister. 1939 ließ der große Meister Kirpal
Singh mehr als 200 Personen in seiner Gegenwart in Beas initiieren. Viele
dieser Initiierten leben noch. Kirpal
Singh schrieb zwei Bände, jeder etwa 1000 Seiten stark, betitelt: ‘Gurmat
Sidhant‘, von denen jedes Wort von Hazoor genehmigt wurde, der ‘Gurmat Sidhant‘
als einen Schatz der Gottheit beschrieb. Kirpal Singh bat den Meister demütig,
diese Bände unter seinem (Hazoors) Namen herauszugeben, weil sie unter seiner Eingebung
geschrieben worden waren. Der Meister bewilligte gnädig die Bitte. Am
12. Oktober 1947 rief Hazoor Kirpal Singh zu sich und sagte: “Kirpal Sirgh, ich
habe alle meine Arbeit verteilt, außer der Aufgabe der Naam-Initiation. Das
vertraue ich dir heute an, so daß diese heilige und ehrwürdige Wissenschaft
gedeihen möge.” An einem Abend im Februar 1948 sagte Hazoor: “Kirpal Singh, ich
habe die Hälfte deiner Arbeit getan und habe Naam an über 150000 Personen
gegeben, den Rest hast du zu vollenden.” Am
Morgen des 2. April 1948, an dem Tage, an dem der große Meister Hazoor Sawan
Singh Ji die physische Welt verlassen hat, stand Kirpal Singh am Bett seines
leidenden Meisters und betete: “Meister, Ihr steht über dem Wohlbefinden oder
Nicht-Wohlbefinden des Körpers, aber wir Hilflosen können den Anblick von
Hazoors Leiden nicht ertragen. Ihr verfügt über alle Kräfte. Wir wären dankbar,
wenn Hazoor diese Zeichen von Krankheit und Leiden hinwegnehmen würde.” Gebete
haben Erfolg, wo alle menschlichen Anstrengungen versagen. Als Kirpal Singh
nach diesem Gebet seine Augen öffnete, befand sich Hazoors Körper in einem
Zustand vollkommener Ruhe. Er öffnete seine strahlenden, Barmherzigkeit
ausstrahlenden Augen, gefüllt mit göttlicher Liebe und sah Kirpal Singh an, der
sein Haupt in ehrfürchtiger Verehrung senkte und sagte: “Es ist alles durch
Hazoors Güte.” Der Meister schaute weiterhin für drei oder vier Minuten in des
Schülers Augen. Kirpal Singh erschauerte und erfuhr eine unbeschreibliche
Seligkeit, wie er sie niemals vorher erfahren hatte. So ging die spirituelle
Kraft von Auge zu Auge nach der uralten Tradition. Danach schlossen sich die
immer strahlenden Augen Hazoors, um sich nie wieder zu öffnen. Die
physische Trennung vom Meister war zu viel für einen Gurmukh-Schüler. Noch mehr
so für Sant Kirpal Singh, der herangebildet und erzogen wurde zum Zwecke der
Erneuerung der Menschheit. Das Hinscheiden von Hazoor Sawan Singh Ji hatte eine
große Lücke in seinem Leben zurückgelassen. Die Welt war plötzlich dunkel und trostlos
geworden. Nichts mehr konnte ihn auf dieser Welt halten. Er zog sich zurück in
die weiten waldigen Zufluchtsorte der Himalayas, den dauernden Wohnsitz der
Rishis seit undenklichen Zeiten, um den Rest seiner Tage in einsamer
Zurückgezogenheit zu verbringen. Aber
niemand gehört nur sich selbst. Eine große Kraft ist in den Angelegenheiten der
Menschen wirksam und bei Menschen, die eine Bestimmung haben, im besonderen.
Wie lange konnte er teilnahmslos bleiben gegenüber den schmerzlichen Nöten
seiner Glaubensbrüder, die gebeugt zurückgeblieben waren. Niemand war da, um
ihnen Trost zu geben und sie zu führen, insbesondere, da die meisten von uns,
sich sonnend im gütigen Sonnenschein des Großen Meisters, nie nach innen
gingen, um seine heilige Gegenwart im Innern zu enthüllen. Dieser
Zustand völliger Verzagtheit und äußerster Trostlosigkeit hatte seine Wirkung.
Das Meer des Göttlichen Erbarmens hob sich mächtig empor. Es kam ein Ruf von
innen zu Ihm - ein schmetternder Ruf vom Großen Meister — zurückzugehen in das
Feld der Tätigkeit, um seinen Schülern in ihren schlimmen Nöten beizustehen, um
die Sache weiterzuführen, die jetzt die seine war und für welche der Große
Meister ihn nahezu ein Vierteljahrhundert geschult hatte und schließlich, um
ein allgemeines Forum zu schaffen, wo die Führer aller Religionen in
liebevoller Gemeinschaft zusammenkommen konnten als Kinder des einen Gottes. Ein
ergebener Schüler hat keine eigene Wahl. Er muß innerhalb des Rahmens des
göttlichen Planes als ein bewußter Mitarbeiter der allesdurchdringenden Kraft
arbeiten. Das führte zur Gründung des Ruhani Satsang im Jahre 1948: ein Ort für
die Blüte der Spiritualität, rein und einfach mit keiner anderen Bedeutung als
man sie üblicherweise in den offenbarten Originalreligionen findet, die aber
später in den biblischen Schriften versiegelt wurden. Er wurde später Sawan
Ashram genannt, nach dem Namen seines spirituellen Beschützers, um als
spiritueller Treffpunkt für alle Interessierten zu dienen, um an dem
Wesenskern, der allen Religionen zugrunde liegt, teilzuhaben. Der Ruhani
Satsang hat Zentren, die über das ganze Land verstreut sind und im Ausland an
verschiedenen Orten des Kontinents von Europa, von Griechenland bis England und
in Amerika jenseits des Atlantik von Kanada bis Mexiko und Südamerika, wo die
Menschen spirituellen Gewinn haben durch die Gnade des Meisters. Dieses riesige
Netzwerk der Freundschaft und des Wohlwollens, das zur Vervollkommnung der
Menschheit führt, wurde auf zwei Weltreisen zustande gebracht, die der Meister
unternommen hatte; eine im Jahre 1955 und die andere in den Jahren 1963/64. Im
Jahre 1957 wurde der Meister als Ergebnis der Beratungen der Führer der
verschiedenen Religionen der Welt, die in der Konferenz der Weltreligionen
versammelt waren, einstimmig zum Präsidenten der Weltgemeinschaft der
Religionen gewählt. Seit dieser Zeit erfüllt er erfolgreich die riesenhafte
Aufgabe, die anscheinend unterschiedlichen Religionen der ganzen Welt zu
vereinigen, indem er auf wissenschaftliche Art die wesentlichen
Übereinstimmungen auf der Ebene von Mensch, Geist und Gott aufzeigt. Diese sind
begründet auf dem ethischen und moralischen Gesetz, welches mehr oder weniger
das gleiche ist und was die Menschheit vorbereitet auf die letzte Aufgabe‚ die
spirituelle Rehabilitierung, die zu Selbsterkenntnis, Gotterkenntnis und zu der
direkten und unmittelbaren Erfahrung des Geistes im Innern führt. Dieser ist
eine von der äußeren lebendigen Form getrennte Wesenheit. Dann werden die Ufer
des Lebens wieder entdeckt, die ersten Offenbarungen der Gottheit, die die
völlig ungleichen Wesenheiten — den materiellen Körper und den lebenden Geist —
in einem wohlklingenden Gleichklang zusammenhält. Diese einzigartige Botschaft
des Meisters wurde den Menschen aller Stände gegeben, von den Geringsten bis zu
den Höchsten, den Staatsoberhäuptern, Staatsmännern und Regierenden,
Oberpriestern und Prälaten‚ den Führern der politischen und religiösen Ideen
und so daß sie die Menschen richtig führen können auf dem Wege der
Rechtschaffenheit und nützliche Glieder des Körpers Politik werden, vollkommen
gegründet in Gott und Gottes Wegen. Der Meister ist ein befruchtender Schreiber, begnadet mit einer leichten
Feder, womit er die abstrakte und schwer verständliche Wissenschaft der Seele
und esoterische Probleme, die für gewöhnlich dem menschlichen Verständnis
trotzen, behandelt. Jemand, der die Wirklichkeit unmittelbar gesehen hat, kann
glaubwürdig die sonst unerklärlichen Probleme erklären und die scheinbar
unvereinbaren Doktrinen und Dogmen mit einer Klarheit, die nur ihm zu eigen
ist, in Einklang bringen. Die meisten Werke des Meisters sind in viele Sprachen
übersetzt worden, insbesondere ins Griechische, Deutsche, Französische,
Spanische und Englische. ‘Gurmat Sidhant‘ ist ein hervorragendes Werk, das
tausende Seiten umfaßt. Der
Wind bläst wo er will, aber niemand kann sagen, wann er kommt und wohin er
geht: So ist es mit dem, der aus dem Geiste geboren ist. Die Flutwelle des
Geistes wie sie kommt und geht, kennt keine Grenzen und geht fort und fort ohne
irgendeinen Widerstand. Der Aufprall des Geistes auf die Menschen der Welt ist
so groß, daß sie alle rassischen und religiösen, territorialen und sprachlichen
Schranken übersteigt, spontan hervorkommt, um die Gotteskraft zu verherrlichen,
die sich im Menschen offenbarte. Sehen wir nicht den ungeheuren Wandel des
Herzens, verursacht durch das spirituelle Erwachen, welches uralte Orthodoxie
hinwegschwemmte und alle Arten von Stolz und Vorurteile, die durch Farbe, Rasse
und Überheblichkeit hervorgerufen wurden? Es ist ein gesundes Zeichen, daß
Menschen desselben Glaubens den eines anderen achten, der in Traditionen
geboren ist, von ihren eigenen völlig verschieden und dies einfach wegen seines
Dienstes in der Sache der Spiritualität. Es kennzeichnet den Wendepunkt in der
spirituellen Geschichte, der auf eine neue und umfassende Annäherung an die
Religionen und ihre Probleme hindeutet, die einst den Menschen vom Menschen
getrennt haben. Es ist wirklich eine Auszeichnung für das Land, das solche
Wissende hervorbringt, die zur Erkenntnis der Welt gelangen und von allen als
die ihren begrüßt werden. Dieser wunderbare Wandel des Herzens hat das
menschliche Denken und Verständnis umgewälzt und umfaßt die verschiedenen
Nationen der Welt. Das Verdienst hierfür gebührt dem Großen Meister Hazoor
Sawan Singh, zu dessen Füßen der Meister die Wissenschaft der Spiritualität
gelernt hat und die Kunst übte, ein wahres Leben im Geiste zu leben, die Seele
und der Kern aller Religionen. |