Gott hört den Ruf des Herzens

Satsang aus dem Jahr 1963, USA

Liebe Freunde, wir alle sind Brüder und Schwestern in Gott. Er ist es, der uns liebt; unsere Liebe ist nur eine Erwiderung. Und es ist Seine Gnade, daß wir den menschlichen Körper haben, in dem wir Ihn erkennen können. Seit wir von Gott fern sind, seit wir in die Welt herabgesandt wurden, waren wir nicht in der Lage, in unsere ursprüngliche Heimat zurückzufinden. Gott liebt uns und trifft für uns die Vorkehrung, damit wir wieder in unser eigenes Zuhause zurückfinden.

Diese Welt ist nicht unser Zuhause; sie ist nur eine vorübergehende Bleibe. Natürlich können wir uns glücklich schätzen, daß wir diesen menschlichen Körper haben. Er wird als der höchste in der gesamten Schöpfung betrachtet, nach dem sogar die Engel verlangen. Wir haben das Glück, ihn zu besitzen und das noch größere Glück, daß wir etwas „Hunger“ nach Gott verspüren. „Es gibt Nahrung für die Hungrigen und Wasser für die Durstigen.“ Gott allein kann die Vorkehrung dafür treffen, damit wir das Brot des Lebens erhalten.

Wir haben unseren Körper mit Nahrung versorgt und sind körperlich stark geworden. Wir haben auch unser Intellekt gefüttert. Intellektuell sind wir leistungsfähig und haben wunderbare Erfindungen gemacht. Doch welche Nahrung haben wir unserer eigenen Seele gegeben?

Unsere Seele ist ein bewußtes Wesen, ein tropfen aus dem Meer allen Lebens, allen Bewußtseins. Das „Brot des Lebens“ kann also nur etwas Bewußtes sein. Wir können wir dieses Brot des Lebens erhalten? Gott sorgt für jene, die wirklich hungrig danach sind. Wer kann uns jenes Brot des Lebens geben? Gott ist Licht, Gott ist Leben, und Gott ist Liebe. Nur Er allein, der das Leben ist, der Allbewußtsein ist, kann und das Brot des Lebens schenken.

Jenes Leben existiert in jedem mensch, denn Gott wohnt in jedem Herzen. Unsere Seelen aber sind unter der Herrschaft des Gemüts und des nach außen gerichteten Sinne gefangen, und wir identifizieren uns so stark mit den äußeren Dingen, daß wir unser eigenes Selbst vergessen haben. Wenn Gott, der in jedem Herzen wohnt, sich in einem menschlichen Pol offenbart, so „lebt“ dieser manifestierte Gott. Er allein kann uns das Brot des Lebens geben, indem er unser Leben, unsere Seele aus der Gebundenheit an Gemüt und Materie heraushebt. Ein Menschensohn ist dazu nicht imstande.

Was sind die Meister

Was sind die meister, die hierher kommen? Sie sind das Brot des Lebens. Auch Jesus Christus bezog sich darauf: „Ich bin das Brot des Lebens. das ist das Brot des Lebens, das vom Himmel herabkommt. Wer davon ißt, wird das ewige Leben haben.“ Ähnlich haben es alle anderen Meister gesagt. Jene menschlichen Pole waren das Sprachrohr Gottes. Gesegnet sind jene, in denen Gott selbst erschien. Sie wurden zu seinem Sprachrohr. Einzig und allein Gott in ihnen ist das leben, das Licht und die Liebe, und nur er kann uns das Brot des Lebens geben.

Das Brot des Lebens können wir also von jemandem erhalten, in dem sich jenes Leben, das Gott ist, offenbart. So können wir teilhaben am Brot oder Wasser des Lebens, das uns ewiges Leben geben wird. Essen wir es, werden wir ein für allemal keinen Hunger mehr haben. Trinken wir es, werden wir nie wieder durstig sein. Darauf beziehen sich verschiedene andere Schriften ebenfalls. Die Upanishaden fragen uns: „Was ist das, durch dessen Kenntnis nichts mehr zu wissen übrigbleibt?“

Wir sind bewußte Wesen. Nur im menschlichen Körper können wir uns selbst zum ersten Mal erkennen. Wie? Indem wir uns selbst erforschen. Worin besteht die Täuschung, in der wir uns gegenwärtig im Kreise drehen? Sie besteht, weil unsere Seele vom Gemüt beherrscht wird, und unser Gemüt wiederum von den nach außen gerichteten Sinnen; und wir selbst identifizieren uns so sehr mit den äußeren Dingen, daß wir unser eigenes Selbst aus dem Auge verloren haben. Um aus dieser Täuschung herauszukommen, müssen wir als erstes uns selbst erkennen, und zwar nicht als ein Objekt von Gefühlen, Emotionen oder Schlußfolgerungen, sondern durch praktische Selbsterforschung, indem wir uns über das Körperbewußsein erheben.

Wenn wir uns über den Körper erheben, erfahren wir, daß wir nicht der Körper sind. Wir erhalten dabei eine Verbindung mit jedem Lebensgrund, der das Brot des Lebens ist. Je mehr wir mit ihm in Verbindung kommen, desto mehr ewiges Leben schenkt es uns. Aber es gibt Ebenen über Ebenen, die wir zu durchqueren haben. Unser höchstes Ziel liegt jenseits aller physischen, astralen, kausalen und superkausalen Ebenen. Dort erst erreichen wir die wahre Heimat, die eine vollständige geistige Ebene ist. Dort nehmen wir teil am wahren Brot des Lebens, durch das wir für immer zufrieden sein werden. Dann wird uns der, den wir den wahren Vater nennen können, in den „wertlosen“, den „namenlosen“ Zustand jenseits von allem führen.

Es gibt nur eine Wahrheit

Diese Wahrheit existierte immer, seit die Welt begann. Die Meister kamen von Zeit zu Zeit, um uns eine Verbindung mit dieser Wahrheit und das Brot des Lebens und das Wasser des Lebens zu geben, durch wir ewiges Leben erlangen können. Um dieses Ziel zu erreichen, haben wir uns mit den verschiedenen Lehren befaßt. Der Hauptzweck ist, einen Weg zurück zu Gott oder zur ewigen Heimat unseres Vaters zu finden. Wir sind geeignet. 

Durch ein vergleichendes Studium der Religionen finden wir heraus, daß die Meister, die von Zeit zu Zeit kamen, in fast allen Religionen dieselbe Wahrheit verkündeten. Es gibt nur einen Wahrheit, nicht zwei, drei oder vier. Es gibt Unterschiede, denn die Meister stellten jeweils eine Beziehung zur Höhe oder Ebene, die sie erreicht hatten, her. Bei aller Ehrerbietung ihnen allen gegenüber ist es doch das höchste Ziel, die wahre Heimat unseres Vaters zu erreichen. Die ist die ewig bestehende Ebene, die Sach Khand genannt wird. Wenn wir diese ewige Heimat erreichen, wird uns der wahre Vater, des Sat Naam, in den wortlosen oder namenlosen Zustand Gottes aufnehmen. Das sind die Lehren, die von allen Meisters der Vergangenheit verkündet wurden, gleichgültig welcher Religion sie angehörten. bei einem vergleichenden Studium wird man herausfinden, daß dies so ist.

Dieses hohe Ziel können wir nun in dem menschlichen Körper erreichen. Er ist die goldene Gelegenheit für uns. Was haben wir bisher mit diesem Körper getan? Haben wir das Ziel erreicht, sind wir gesegnet. Wenn nicht, sollten wir etwas dafür tun. Den Weg zurück zu Gott kann man nur in der Begleitung derjenigen gehen, die die wahre Heimat erreicht haben und weiter in den Wortlosen Zustand eingingen. In ihrer Gesellschaft ist es immer einfacher, den Weg zu gehen, denn wer den Weg kennt, kann ihn uns beschreiben: „Der Sohn kennt den Vater, und der, dem es der Sohn will offenbaren.“

Gewöhnlich hat es den Anschein, als hätten die meisten von uns Sehnsucht nach Gott. Geht man aber der Sache auf den Grund, stell man fest, daß es uns nicht wirklich um Gott geht, sondern daß wir hinter weltlichen Dingen her sind. An Gott sind wir interessiert, weil wir denken, daß wir diese Dinge von ihm erhalten können. Hunderte von Menschen trifft man in den Kirchen und an anderen heiligen Orten der Anbetung. Spricht man mit ihnen unter vier Augen über ihren Herzenswunsch, heißt es: „Mein Sohn ist krank, er soll wieder gesund werden.“ „Ich habe dieses oder jenes Problem und möchte eine Lösung dafür:“ „Ich leide unter diesen oder jenen Schwierigkeiten; ich brauche Schutz.“ Um die Wahrheit zu sagen, verehrt ihr die Welt und nicht Gott. Wir beten Gott nur deshalb an, weil wir wissen, daß wir das, was wir haben möchten, von ihm bekommen können. Das ist alles.

Gesegnet sind jene, möchte ich sagen, die wirklich Gott wollen. Denn für sie – ganz gleich, was sie sind und welcher Religionsgemeinschaft sie angehören – trifft Gott Vorkehrungen, daß sie zu ihm gebracht werden. „Wo das Feuer brennt, kommt Sauerstoff zu Hilfe.“ „Speise gibt es für die Hungernden und Wasser für die Durstigen.“ Gott, der in jedem Herzen wohnt, weiß: „Dieses oder jenes meiner Kinder verlangt nach mir.“ Wenn er das bemerkt, lenkt er es so, daß dieser Mensch dorthin geführt wird, wo er auf den Weg gestellt werden kann. Aber vergeßt nicht, daß echter Hunger vorhanden sein sollte.

Ein Kind saß in einem Zimmer und wollte aufstehen. Es rutschte aus und fiel hin. Wieder wollte es aufstehen, hielt sich an einem Stuhl fest. Der Stuhl kippte um, und das Kind fiel wieder auf den Boden. Dann faßte es nach einem Tuch oder etwas Ähnlichem, das herunterhing, und stürzte zum dritten Mal. In seiner Not schrie es laut: „Oh, Mutter!“ Die Mutter stand gerade in der Küche, und die Milch war am Kochen. Gleich als sie die Stimme des Kindes hörte, lief sie zu ihm, hob es auf und trug es in die Küche. Dort war inzwischen die Milch übergekocht und über den Boden gelaufen. das Kind fragte die Mutter: „Liebe Mutter, hast du mich so lieb, daß du die kochende Milch sich selbst überlassen hast, um nach mir zu schauen?“

Sie antwortete: „Ja, mein Kind, du bist mir viel wichtiger!“ Das Kind war schlau, und zwei, drei Tage später dachte es: „Es ist ja ganz einfach, meine Mutter zu mir zu rufen. Ich weine, und sie kommt.“ es fing an zu schreien, einmal, zweimal, dreimal und dann einige Minuten lang. Es wunderte sich, denn seine Mutter kam trotzdem nicht. Es dachte, vielleicht kocht sie etwas ganz Köstliches und Teures. Damals hatte sie die Milch außer acht gelassen, also mußte es jetzt wohl etwas Wertvolleres sein. Das Kind krabbelte in die Küche, hielt sich an der Mutter fest und richtete sich auf: „Was kochst du?“, frage es. Die Mutter antwortete: „Ach, nur Bohnen“ – also etwas ganz Gewöhnliches. „Nein, das kann nicht sein, sag mir doch, was es ist!“ Sie öffnete den Topf und tatsächlich, es waren nur Hülsenfrüchte. Erstaunt fragte das Kind: „Mutter, damals habe ich nur einmal gerufen und du kamst sofort gelaufen. Heute habe ich so lange geschrien, und du hast dich überhaupt nicht darum gekümmert. Warum?“ Da sagte die Mutter: „Liebes Kind, neulich war dein Weinen echt. Heute hast du nur Theater gespielt.“

Gott hört also auf das wahrhaftige gebet, das aus dem Herzen kommt. Er wohnt in jedem Herzen. Gott ist es, der dafür sorgt, daß ihr mit einem Menschen in Verbindung kommt, in dem Er sich offenbart. Gott in ihm kann es vollbringen, der Menschensohn nicht. Gott hat keinen Bruder, keine Schwester, keinen Vater, keine Mutter, keinen, der ihm gleicht. Wer kann uns also eine Verbindung zu ihm geben? Wir müssen sagen, daß sich Gott irgendwo offenbart. Er ist Gott, der sich in einem Pol zeigt, der die Kompetenz hat, Seelen, die unter der Last von Gemüt und Sinnen niedergedrückt sind, zu erheben und ihnen eine Verbindung mit sich selbst zu geben. Ich möchte sagen, der wirklich Sehnsucht nach Gott hat, ist vom Glück begünstigt.

Wer ist der Beweis dafür, daß man auf den Weg gestellt wurde? Darauf kommt es an! Jemand, der selbst eine Verbindung erhalten hat, ist Zeuge dafür, daß er wirklich etwas hat. Wenn es heißt, daß man es nach dem Tod in der jenseitigen Welt erhalten wird – nun, so mag das der Fall sein oder auch nicht. „Ein Spatz in der Hand ist besser als die Taube auf dem Dach.“ Im Grunde sind Meister Menschen wie wir, aber sie sind in einer Weise entwickelt, daß sich Gott in ihnen offenbart. Sie sind die bewußte Mitarbeiter im göttlichen Plan. Sie erkennen, daß es der Vater ist, der in ihnen wirkt, und sie verkünden, was sie sehen. Kommt ein solcher Mensch zu euch, dann ist es Gott in ihm, der euch eine Verbindung mit etwas gibt. Und was ist dieses Elixier? Wir finden in den Schriften Hinweise, daß „niemand Gott je gesehen“ hat, und gleichzeitig heißt es, daß die Meister Gott gesehen haben. Sie sagen: „Ich und mein Vater sind eins.“ Sie sind sich bewußt, daß „es der Vater ist, der in mir wirkt.“ Wenn solche Meister kommen, dann ist der einzige beweis, daß der Mensch selbst bezeugen kann, ob er etwas erhalten hat, mit dem er beginnen kann, oder nicht.

Es gibt Meister über Meister – mit der gebührenden Hochachtung für alle. Wir selbst müssen sehen, was wir erhalten. Jene (Meister), die nach weltlichen Dingen oder übernatürlichen Kräften streben, Gedanken lesen oder vielleicht auch nur heilen möchten, wollen im Grunde ihres Herzens nicht zu Gott. das sind alles untergeordnete Bereiche. Sie bekommen diese Dinge, und das ist alles. Gott aber bekommen sie nicht.

Der menschliche Körper ist also der höchste in der gesamten Schöpfung, und in ihm können wir Gott erkennen. Unser Meister (Baba Sawan Singh) sagte immer, daß jemand, der nicht einmal die Grundschule besucht hat und völlig ungebildet ist, nicht dadurch, daß er aus dem Raum des Körpers hinausgeht, einen Hochschulabschluß erreicht. Nur das, was ihr euch in diesem physischen Leben erworben habt, wird euch bleiben. Ihr werdet das sein, was ihr jetzt seid. Durch das Verlassen allein könnt ihr nicht zu heiligen werden. Selbst wenn ihr in der Lage seid, mit Verstorbenen Kontakt aufzunehmen, so können sie euch nur bis zu der Ebene führen, zu der die gelangt sind, nicht weiter. ihr werdet zugeben, daß das keine Spiritualität ist.

Den Unterschied haben die Meister immer gelehrt: Spiritualität ist weder Spiritualismus noch Spiritismus; sie hat weder mit Hypnose noch mit Mesmerismus zu tun. Es geht um etwas bewußt Höheres. Ihr seht, daß ihr es selbst habt, nicht durch den Einfluß von irgend jemandem, sondern dadurch, daß ihr euch über das Körperbewußtsein erhebt. Ihr seht selbst, versteht ihr! Und das bleibt euch.

Diese Aufgabe liegt vor uns. Zu diesem Zweck sind wir den verschiedenen Religionsgemeinschaften beigetreten. Wie ich euch bereits zu Beginn sagte, waren sie alle dazu gedacht, daß wir den Weg zurück zu Gott finden. Gesegnet sind jene, deren Herzen wirklich Sehnsucht und Hunger nach Gott haben. Aber es ist Gottes Angelegenheit, das zu erkennen. Deshalb heißt es: „Wenn der ‚chela‘ (Schüler) bereit ist, kommt der Guru (Lehrer).“ Wenn Meister kommen, verkünden sie allgemeingültige Lehren. Sie gründen keine neue Religionsgemeinschaft, noch schieben sie die alten beiseite. Unser Meister wurde gefragt: „warum gründest du keine neue Religion?“ Seine Anwort war: „es bestehen bereits so viele Brunnen, was hat es für einen Sinn, einen neuen zu graben?“

Die Lehren sind dieselben. Die Wahrheit ist nur einen. Der einzige Unterschied in den Lehren besteht nur darin, daß nicht unbedingt alle, die kamen, nicht die höchste Stufe erreicht hatten. Mit gebührenden Achtung ihnen gegenüber muß gesagt werden, daß sie entsprechend der Ebene lehrten, zu der sie selbst gelangt waren. Aber wenn ihr die verschiedenen Schriften genau studiert, werdet ihr dieselben grundlegenden Lehren in ihnen finden.

Wenn wir wirklich Hunger haben, trifft Gott Vorkehrungen, uns dorthin zu bringen, wo wir auf den Weg gestellt werden können. Schließlich und endlich sind die weltlichen Dinge nur vorübergehender Natur. Eines Tages werden wir gehen müssen. Was wird danach unser Schicksal sein? Selbst wenn wir unsere Augen vor dieser Tatsache verschließen, werden wir gehen müssen. Ein kluger Mensch wird seinen Weitblick benutzen.

Wer eine frage hat, ist willkommen, sie jetzt zu stellen. Jetzt ist für mich die günstige Gelegenheit, mit euch allen zusammen zu sein und für euch auch.

Frage: Allein schon in deiner Gegenwart zu sein, Meister, ist eine großartige Befriedigung und Unterstützung.

Meister: Die Ausstrahlung hilft.

Nichts steht zwischen dem Schüler und dem Meister

Frage: Wenn wir so weit von dir entfernt sind, verlieren wir den Darshan und viel von der Verbindung zu dir. In deiner Anwesenheit zu sein, treibt uns an und gibt uns Mut, weiterzumachen und ein wenig härter zuarbeiten.

Meister: Aus dem Grund, weil ich annahm, es würde unserem Interesse dienen, habe ich ein Tagebuch zur Selbstprüfung vorgeschrieben. Wer es regelmäßig führt, hält die Verbindung aufrecht. Diese Hilfsmaßnahme ist das ganze Leben lang erforderlich, selbst wenn ihr mit dem Meister im Inneren zusammenkommen könnt. Sie ist immer eine Hilfe.

Die physische Nähe des Meisters darf man nicht unterschätzen, aber durch die Ausstrahlung erhalten wir dieselbe Hilfe und denselben Schutz selbst aus einer Entfernung von Tausenden von Kilometern. Wenn ihr mit Radiogeräten Töne aus großer Entfernung auffangen könnt und durch das Fernsehen sehen könnt, wer da spricht, warum sollte das nicht auch auf andere Art und Weise möglich sein? Wir brauchen einfach nur unsere Aufmerksamkeit auf ihn zu richten. Außerdem ist der Meister, wie ich schon sagte, nicht der Körper.

Alle Meister, die kamen, haben den Unterschied zwischen dem Menschensohn und den in ihm wirkenden Gott hervorgehoben. Der Menschensohn kann nichts tun, aber Gott, der sich in ihm offenbart, ist überall. Er ist offenbar. Laßt nur den Hunger und Durst nach ihm zu! Wir lieben den Meister – Gott in ihm. Gott wiederum liebt ihn. Wenn Gott ihn liebt, dann tritt er in diesem menschlichen Pol zutage, durch den er wirkt. Er ist also der allgegenwärtige Gott- im- Menschen. Wir haben diese Tatsache einfach noch nicht begriffen, wenn wir glauben, weit von ihm entfernt zu sein. Kommen wir in unmittelbare Kontakt, dann ist die Ausstrahlung natürlich ohne Unterbrechung wirksam. Selbst ein Stein wird deshalb in der Nähe von Wasser kühl.

Er ist nicht weit entfernt von denen, die ihm einfach ihr Gesicht zuwenden, möchte ich sagen. Nichts sollte zwischen ihm und euch stehen, dann ist die Verbindung unmittelbar.

Kabir sagt: „Der Meister mag jenseits aller Meere leben und der Initiierte auf der anderen Seite, wichtig ist, daß er seine Aufmerksamkeit auf ihn richtet.“ Dann erhält an alle Hilfe. Es gibt einige Initiierte, die das tun. Es ist eine Frage, wie weit man Empfänglichkeit entwickelt hat. Wie kann man empfänglich werden? Jesus Christus sagte: „Laßt meine Worte in euch sein.“ Ich denke, diesen Teil seiner Worte kann jeder verstehen: Lebt nach seinen Geboten! Der zweite Teil aber bedarf noch einer Klärung: „... und ihr sollt in mir sein.“ Wie geht das? Wenn ihr aus tiefstem Herzen an jemanden denkt, dann erzeugt das eine Reaktion in demjenigen, an den ihr denkt. Je mehr ihr den Herrn liebt, desto mehr seid ihr in ihm, denn Liebe bedeutet, beständig an den anderen zu denken. Auf diese Weise wird Empfänglichkeit geformt: Sie sind zwar zu zweit, aber dabei sind sie doch eins. Das muß durch beständige Hingabe entwickelt werden. Es ist ein sehr einfaches Verfahren und braucht keine Philosophie, um bewiesen zu werden; es ist eine Sache des gesunden Menschenverstandes. Die Mutter hat eine Verbindung zum Kind. das Kind liegt in dem einen Zimmer, die Mutter befindet sich in irgendeinem anderen Raum. das Baby schläft, aber wenn es unruhig wird, beginnt die Milch der Mutter zu fließen. So eng ist die Beziehung zwischen ihnen. Ähnlich ist unsere Verbindung zu Gott im Meister. Erforderlich ist, ein sogenannter „Gurumukh“ zu sein, ein Sprachrohr des Guru. Ein Gottmensch ist das Sprachrohr Gottes. Er ist Mensch in Gott und Gott im Menschen. Der wahre Ergebene ist ein Guru- Mensch, ein Meister- mensch, ein Mensch in Ihm und der Meister im Menschen; denn Gott ist gegenwärtig.

Empfänglichkeit zu entwickeln ist das Wichtigste. das ist nur möglich, indem wir unsere Aufmerksamkeit beständig auf Gott richten. Wir brauchen die Welt nicht zu verlassen. Wir sollen in der Welt leben. Aber solange wir in der Welt bleiben, sollte die Nadel unseres Kompasses immer nach „Norden“ zeigen. das ist Gottes Gnade. wir haben den menschlichen Körper, wir besitzen großartiges Gebäude, in denen wir leben. Wir haben Gesundheit und Besitz: Alles ist Sein, alles gehört Ihm. Die Meister fordern uns nicht auf, die Welt zu verlassen und in Einsamkeit, an abgeschiedenen Orten zu leben. Sie sagen vielmehr: „Bleibt in der Welt, aber vergeßt dabei Gott nicht – das ist alles. Seid dankbar für all die gaben, die er euch gibt.“

Frage: Wenn unser Gefäß der Liebe und Hingabe bisher noch von dir getrennt ist, dann füllst du unsere Schale, sie fließt über, und dann erweckt sie mehr und mehr Liebe in uns, die wir mit jedermann teilen können.

Meister: ja, natürlich fließt sie über. Ich bin sehr glücklich, bei euch zu sein. Wir sind alle Brüder und Schwestern in Gott. das ist das Wichtigste. Die Meister geben uns diese Verbindung, und sie kann nicht aufgelöst werden, nicht einmal nach dem Tod. Sie ist nicht wie die weltlichen Beziehungen, die durch den Tod oder einen anderen Umstand zerbrechen.

Frage: Du bringst uns große Freude, Meister, wenn du kommst – große Freude!

Meister: Vielleicht merkt ihr, daß ich mich noch viel mehr freue, euch alle zu sehen. Das ist nur natürlich: Wie fühlt man sich, wenn man sieht, daß die Kinder zu einem kommen?

Frage: Gut, wunderbar.

Meister: Genauso, denke ich, fühlt Gott in uns – nicht der Mensch – hundert mal mehr Freude. Sie fließt über, wenn er sieht, daß seine Kinder zu ihm kommen.

Alle Meister – gleich zu welcher Zeit sie kamen – verkündeten dieselbe Wahrheit. Das einzige, was uns zu tun bleibt, ist, die Verbindung mit dieser Wahrheit aufzunehmen. Sie existiert bereits in uns; wir brauchen sie nicht mehr hineinzutun. Unser Meister (Baba Sawan Singh) sagte immer: „Wir brauchen nicht von außen hineinzutun; es ist bereits vorhanden.“ Es kommt nur darauf an, sich von außen zurückzuziehen. Wenn wir das alleine können, ist es schön und gut. Wenn nicht, hilft er uns durch einen kleinen Gedankenimpuls dabei, uns zurückzuziehen. Er hat diese Kompetenz; er hat die Kraft, das heißt, Gott in ihm hat sie. Und ich sage euch, er hat sie auch als Mensch.

Gott schuf die gesamte Welt mit einem Wort. Wie stark, wie groß ist diese Kraft! Unsere Seelen sind vom gleichen Wesen wie Gott. Wir haben sehr große Kraft. Aber bedauerlicherweise ist unsere Seele, deren äußeren Ausdruck man Aufmerksamkeit nennt, in der Welt zerstreut. Wir fühlen uns sehr schwach und gebrechlich. Wird diese zerstreute Aufmerksamkeit nach innen konzentriert, entsteht eine große Kraft. Die Sonnenstrahlen verbrennen uns nicht; läßt man sie aber durch ein Brennglas hindurchfallen, wird alles, was darunter liegt, in Flammen aufgehen. Es ist also eine Sache der Aufmerksamkeit, von „Surat“. Dies ist der natürliche und der schnellste Weg, selbst Kinder können ihn gehen. Wir leben vor uns hin, ohne uns seiner bewußt zu sein; wir haben diese Möglichkeit vergessen. Wir brauchen sie aber einfach nur zu entwickeln. Es gibt so viele andere Wege, aber dort muß man eine Hypothese aufstellen. Auf diesem Pfad ist keine Hypothese notwendig. Wenn unsere Aufmerksamkeit von der Außenwelt zurückgezogen wird und sich in unserer Seele sammelt – wie wenn sich die Sonnenstrahlen in die Sonnen zurückziehen würden – werden wir feststellen, was die alles beherrschende Kraft ist. dazu braucht man die Welt nicht zu verlassen und abgeschriebene Orte aufzusuchen. Wir müssen in der Welt bleiben, allerdings ohne an sie gebunden zu sein – immer in dem Bewußtsein, daß alles Ihm gehört. Er ist die Herrscherkraft, überall, auch dann noch, wenn wir den Körper verlassen haben.

Frage: Ist es möglich, daß ein Mensch mit dir Verbindung hat, bevor er initiiert wird oder bevor er überhaupt etwas von dir gehört hat? ich wache viele Male auf, während mich ein Paar Augen ansieht. Ich habe so oft darum gebetet, zu erfahren, wer das ist. Jetzt weiß ich, daß es deine Augen sind. Das ist schon seit sieben Jahren so.

Meister: Ja, Gott in dir führt dich. Das ist in Ordnung. Gott ist überall. Er trifft Vorkehrung für alle, die wirklich suchen. Ich kenne viele solche Fälle. Auch mit ging es so. Am Anfang betete ich immer zu Gott, weil ich voll Verlangen war, Gott zu finden: „Bitte, führe mich dorthin, wo ich auf den Weg gestellt werden kann. Ich habe nur angst, daß ich mich an jemanden wenden könnte, der dich nicht erreicht hat. Mein ganzes Leben wäre verpfuscht.“ In dieser Art betete ich also. In der Tiefe meines Herzens war ich natürlich von Sehnsucht erfüllt. Ich hatte Angst, mich an irgend jemanden zu wenden. Der Grund dafür war allein, daß ich mich fragte, was wohl mein Schicksal sein würde, wenn ich zu jemandem käme, der Gott nicht erreicht hätte. Es gibt so viele Meister auf der Welt. Ich denke, es gibt mehr Meister, als man Initiierte findet. Viele Jahre bevor ich meinem Meister physisch begegnete, erschien er mir im Inneren. Ich hielt ihn für Guru Nanak. Als ich ihn sieben Jahre später traf, sagte ich zu ihm: „Du bist derselbe, den ich gesehen habe.“ Gott weiß, wo er sich offenbart. Er offenbart sich in einer menschlichen Gestalt, die er als Pol benutzt, um durch sie zu wirken.

Ich habe viele solcher Beispiele erfahren. Als ich einmal nach Pakistan reiste und einige mohammedanische Sufis besuchte, sahen sie mich an und sagten: „Oh, vor drei Jahren sahen wir jemanden, der aussah wie du, und wir wunderten uns, wer das wohl sein könnte.“ So etwas bewirkt Gott. Wie ich euch bereits sagte, trifft er Vorkehrung, wenn er ein Verlangen erkennt. Auch wenn ihr nichts darüber wißt, das macht nichts: Er weiß es. Deshalb heißt es: „Wenn der Schüler bereit ist, erscheint der Guru.“

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